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Mein 2011; spannend - erholsam - aber auch streng...

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Ein innerer, legendärer Vorbeimarsch!

Wirst Du nicht auch bewegt - gehörst Du nicht zum Ganzen...

MONRÂCHET – PÉTRUS – YQUEM

Zwei Flaschen Montrâchet von der Domaine de la Romanée-Conti, zehn Jahrgänge vom Château Pétrus und zu guter Letzt; zwei dunkelgoldene Flaschen Château d’Yquem. Als Apero zwei Magnums vom Champagne Pol Roger, respektive dessen edelstes Cuvée Winston Churchill und eine Jéroboam 1998 Château La Fleur-Pétrus. Dazu ein besonders feines Fünfgang-Menu.

Was darf so ein Event kosten? Rechnen Sie Mal! Einfach so Handgelenk mal Pi. So ungefähr halt.

Bevor Ihnen schwindlig wird, kann ich Sie beruhigen; jeder Teilnehmer musste lediglich 400 Franken für die Tischweine und das Essen bezahlen. Aber wo ist dann der Haken an dieser Sache? Da möchte eigentlich ja jeder gerne kommen, um diese rare Weinparade einmal im Leben geniessen zu dürfen.

Des Rätsels-Lösung: Jeder opferte einen Montrachet, einen Pétrus oder einen Yquem aus seinem Privatkeller. Die 400 Franken waren für die Tischweine und das Essen. 

Ein Teilen seiner besten Flaschen hat viele Vorteile. Saufen statt verkaufen! Das Korkrisiko wird gleichmässig vereilt. Man schenkt einen Wein und kann dafür an mehr als einem Dutzend weiteren, tollen Flaschen partizipieren. Man begegnet alten Freunden und lernt neue Weinfreaks kennen. Jeder musste zwar seine eigene Flasche einschenken, aber sonst konnte man sich ganz einfach zurück lehnen und den vorweihnachtlichen Abend in der Leuchtenstadt Luzern im Restaurant Old Swiss House in vollen Zügen geniessen.

1998 Montrâchet Domaine de la Romanée-Conti: Produktion: 2668 Flaschen. Reifendes, relativ dunkles Gelb. Duftet herrlich, wie die möglicherweise beste Butter der Welt. Da ist auch parfümiertes Caramel dabei, ohne dass das Bouquet anfängt süsslich zu werden, ausladend mit viel zarten Rosinenoten, reife Mineralik, in der Würze Fenchelsamen und einen Hauch Kümmel, derartig ausladend, dass das Nasenspiel fast uferlos wirkt. Im Gaumen cremig, irgendwie üppig, respektive opulent. Ein Mund voll von ganz grossem, legendärem Weisswein, klingt lange nach und schmeckt irgendwie wie ein trockener Montrâchet-Likör, extrem langes Finale. Ein legendärer Rubens-Montrâchet! 20/20 trinken

2004 Montrâchet Domaine de la Romanée-Conti: Produktion 3640 Flaschen. Leicht heller als der 98er, aber auch schon fein goldene Reflexe zeigend. Die Nase ist sehr mineralisch, erinnert zuerst an einen ganz grossen Coche-Dury, im Innern feine Himbeerrispenspuren. Wer kommt denn schon bei einem Weisswein auf die Idee dass es Himbeerspuren darin geben könnte? Aber diese sind tatsächlich da. Im Gaumen mit sattem Extrakt, fast fleischig, schöner Nerv im Körper zeigend, weist sogar eine dezente Adstringenz auf und dokumentiert somit sein grossartiges Potential. Ein garantiertes Leben für Jahrzehnte. Als ich die Gläser für die erste Rotweinserie ausspülte, roch ich reflexartig am Glas. Ich entschloss mich das Waser zu trinken und war erstaunt wie viel Aromatik da noch drin war. Gutes Wasser! 19/20 trinken

Wie die zehn Flaschen Château Pétrus zwischen 1945 und 2003 und die beiden Château d'Yquem 1934 und 1929 schmeckten, ist auf www.bxtotal.com zu finden. 

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Weinachten im Rütli in Zug mit guten Freunden und tollen Weinen.

Was der Engel schon weiss, wissen auch die Abonnenten von  www.bxtotal.com

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WARUM FRAUEN MEHRERE HANDTASCHEN BRAUCHEN

Es gibt jetzt davon sogar ein Theater. Es heisst; das Mysterium Handtasche. Oder aber auch; Helga is Bag! Regula Esposito die ehemals bei den Acapickles war, hat es inszeniert. Also ist die Thematik doch so, dass es auch Frauen selber beschäftigt…

Dabei dachte ich, dass es eher Männerproblem sei. Ich kann mir gut vorstellen, dass gewisse Männer manchmal ganz neidisch auf die schönen Taschen von gewissen Frauen sehen. Medizinisch gesehen gibt es sogar nachgeweisene Fälle von Minderwertigkeitskomplexen in Bezug auf Handtaschen (medizinisch: ein akuter verti-mineralis-manus-bursa-simplex).

Es getrauen sich nämlich nur ganz wenige Männer mit einem Handtäschli herum zu laufen. Sieht irgendwie schwul aus. Und als Solcher möchte man ja nicht abgestempelt werden. Zumindest nicht, wenn es gar nicht zutrifft…

Ein Kollege von mir behauptete einmal, dass es ganz logisch sei, dass Männer keine Tasche brauchen, weil uns organisch schon von Geburt auf ein Sack angewachsen ist. Doch auch hier verspürte ich irgendwie eine gewisse Portion Neid auf das weibliche Geschlecht. 

«Zeig mir Deine Handtasche, und ich sage Dir wer Du bist!». So glauben erfahrene Psychologen Frauen einfach so analysieren zu können. Doch das ist unmöglich. Kennen Sie eine Frau die nur eine Handtasche hat? Meine Karin kommt für diese Ein-Frau-Taschen-Version ganz und gar nicht in Frage. Damit es nicht auffällt, wie viele Taschen sie letztendlich hat, sind diese über mehrere, mir geheime Lager im ganzen Haus verteilt. 

Eine Handtasche ist nämlich nur die Basis für multiple Kombinationen. Da braucht es eine ziemlich komplexe Auswahlmöglichkeit für alle möglichen Ausgehversionen, von Arbeit, Einladungen bei Freunden, Theater- und Musicalbesuche, Reisen innerhalb der Schweiz, Europa und ergänzenden, mondialen Varianten welche für Asien nicht dasselbe bedeuten wie für Trips in amerikanische Länder. Auch eine Differenzierung von Südafrika oder nordischen Länder ist durchaus angebracht. 

Ganz besonders wichtig sind saisonale Schwankungen bei der Auswahl der betreffenden Handtasche. Es ist dem visiblen Outfit nicht egal ob es Sommer oder Winter ist. Noch heikler sind Frühling und Herbst. Denn dann geht es um minimste Nuancen. Da kann das Wetter innerhalb kurzer Zeit schnell ändern. Also geht man hier auf Nummer Sicher und wählt vielleicht eher etwas im Kompromissbereich. Wobei dieser Spielraum sicherlich sehr eng zu betrachten ist.  

Also bietet die Basis für die aktuelle Handtaschenselektion aus dem ansehnlichen Inventar immer ein Blend aus Meteorologie, Eventstrategie und Geografie. 

Basis? Ja, dies ist nur die Basis. Jetzt kommen noch die Kombinationen mit unglaublich viele Kleidervarianten ins Spiel. Dabei sind die wichtigsten, farblich abgestimmten Details auf Gürtel und Schuhe bezogen. Um auch hier wieder eine bestmögliche Auswahl zu haben, muss Frau auch hier ein ausuferndes Inventar pflegen. Nicht dass es beim Finish (der Mann wartet zu diesem Zeitpunkt schon eine halbe Stunde mit dem Autoschlüssel in der Hand…) noch zu einer Patt-Situation kommt, sodass die just umgepackte Handtasche doch wieder ausgewechselt werden muss. Die deshalb, weil der Knopf an der Tasche rund ist und die Intarsien auf dem Gürtel eine romboide Form haben, welche wiederum nicht zu den quadratischen Muster der Metallschnallen der Schuhe passen.           

Was die Totalmenge gekaufter Schuhe betrifft, da ist – so glaube ich wenigstens – Imelda Marcos im Guiness-Buch der Rekorde. Ein paar Mal wollte ich spontan meine Frau Karin dort anmelden. Aber ich liess es bleiben. Ich versuchte zu verstehen, warum Frauen so viele Gürtel, Schuhe und Handtaschen brauchen. 

Es gelang mir nie. Ich habe still und leise resigniert.

Spätestens dann, als ich versuchte zu analysieren was es so als Inventar-Minimum brauchen würde, um mit dem kärglichen Inhalt einer Damenhandtasche einigermassen durchs Leben zu kommen…

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Neugierig? Dann drücken Sie da mal drauf!!!

Dies sind alles Geschichten, welche ich in den letzten 50 Tagen schrieb und auf www.bxtotal.com publizierte.

Es sind PDF's die man einfach so lesen, ausdrucken oder runterladen kann. Die darin getrunkenen Bordeaux werden monatlich in einem Release der Suchmaschine mit den über 50'000 Notizen und Bewertungen zugeführt.  
Kaum findet eine Degustation statt, ist diese auch schon ein paar Tage später im Netz. Die Primeurnotizen vom Jahrgang 2011 werden ebenfalls sofort nach meiner Rückkehr publiziert. 

Falls Sie jetzt Lust gehabt hätten auf den obersten Titel «Saint Julien für Lucien» zu klicken um mal zu sehen, wie das so ausschaut, dann schenke ich Ihnen hier diese Geschichte.

Wer weiss, vielleicht gewinne ich dadurch ein paar Weinfreaks, die bishere noch ein kleines Bisschen unentschlossen waren als neue Abonnenten...  

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DAS GRÖSSTE UND DICKSTE DEPOT MEINES LEBENS

Keine trübe Tasse, sondern drei trübe Gläser. So viel Depot hatte ich bisher noch nie erlebt.

Alte Angélus und Figeac 1924 bis 1990, degustiert in Deutschland.

www.bxtotal.com

1961 Angélus: Magnum. Ich dekantierte diese rare Grossflasche. Nach etwas mehr als der Hälfte, stoppte ich abrupt, es kam nämlich eine dichte Trübe. Als ich die Flasche dann aufstellte staunte ich nicht schlecht, denn es war ein gutes Drittel, welches ich da nicht in den Dekantierer umgiessen konnte. Dann füllte ich ein Gabriel-Glas, ein Champagnerglas und ein Reagenzglas, damit sich um Depot hätte senken können. Hätte! Aber nach drei Stunden waren immer noch alle Gläser megatrübe und fast schwarz, (siehe Bild oben) wenn man mit der Taschenlampe hinein blendete, sah man sogar noch violette Reflexe. So etwas hatte ich in dieser Form noch nie in meinem Leben erlebt. Das Depot war dann auch irgendwie eine önologische Hauptmahlzeit, denn jedes Mal, wenn ich in  den kleinen Saal ging, wo die Flaschen bereit standen, gönnte ich mir einen kleinen Schluck vom zweitbesten Depot meines Lebens. Das bisher Beste war – ebenfalls aus einer Magnumflasche – das Depot von einer Magnum 1961 Château Latour. Getrunken vor mehr als 10 Jahren im Paulushof an einem Karfreitag. Der Wein dann im Glas, während der Probe: Sehr dunkle Farbe, viel jünger als angenommen. Kandisnoten, dunkles Caramel, viel nobler Schwarztee, kalter Rauch, dunkles Leder, mineralische Terroirnoten, wirkt enorm tiefgründig, bei mitteldichtem Ansatz, es kommen immer mehr Lakritzetöne zum Vorschein. Erhabener, feiner Gaumen, er ist konzentriert, aber ohne die oft zu markanten 61er-Tannine zu zeigen, auch in der Mundaromatik ist viel Rauch. Ein Schluck und er ganze Körper ist befangen von einem dramatischen Wein-Erlebnis. Ich hatte ihn schon ein paar Mal, aber noch nie in dieser gewaltigen Form. 20/20 austrinken  

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BEI WEINPROBE SCHLÄGT NINGXIA BORDEAUX

Die Konkurrenz aus China schläft auch beim Wein nicht: Bei einer Blind-Degustation am Mittwoch in Peking hielten sowohl französische als auch chinesische Weinkenner den Rebensaft aus dem Reich der Mitte für besser. Unter dem Motto "Bordeaux gegen Ningxia" waren zehn Önologen aus beiden Ländern angetreten, um Weine aus China und Frankreich zu testen.

Das beste Urteil gab die Jury über einen Wein der Sorte Cabernet Sauvignon aus Ningxia von Grace Vineyard Chairman's, gefolgt von einem Silver Heights The Summit aus derselben Region. Nach zwei weiteren Weinen aus Ningxia kam erst an fünfter Stelle ein französischer Lafite Saga aus der Region Médoc.

"Die Chinesen kommen sehr, sehr gut zurecht", räumte die französische Önologin und Bordeaux-Spezialistin Nathalie Sibille nach der Weinprobe ein. Die Region Ningxia in Nordchina habe "ein enormes Potenzial".

"Die Leute sollten ihre Meinung über chinesischen Wein ändern", sagte Fiona Sun, Redaktorin der Zeitschrift "Revue du vin" und ebenfalls Jury-Mitglied. Im September hatte ein Ningxia-Wein für eine Überraschung gesorgt, als er bei den Decanter World Wine Awards in London einen der wichtigsten Preise gewann.

Kommentar René Gabriel: Dem erwähnten Wein aus Bordeaux «Lafite Saga» bin ich noch nie in meinem Leben begegnet. Gemäss Internet ist es aber ein «echter Lafite». Immerhin wird dieser simple Médoc von den Barons de Rothschild verkauft. Es soll sich dabei um einen Blend von 50 % Merlot und 50 % Cabernet Sauvignon handeln. Ich habe Angebote von unter 10 Euro im Netz gefunden. Also wurden da wohl - für diesen zweifelhaften Vergleich - Weine ausgewählt, welche ähnliche Verkauspreise wie die chinesischen Tropfen hatten.
Wenn dieser Test aber bewirkt, dass die Chinesen sich jetzt vermehrt auf  einheimischen Gewächse stürzen, ist der Zweck dieser Blinddegustation mehr als erfüllt...

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BURGUNDER ANTIQUITÄTEN

Immer Mitte Dezember öffne ich jeweils in der Braui in Hochdorf unter dem Thema «alte Burgunder» zwei Dutzend Weinflaschen aus meinem Keller.

Dabei schreibe ich als Information zum Event bewusst nicht reife Burgunder, sondern eben halt alte Burgunder ins Netz . Wer sich darauf einlässt, weiss um das Risiko. Die Teilnehmer müssen dann entsprechend tolerant sein, wenn manchmal, wie vor zwei Jahren fast alles in die Hosen geht. Heuer hatten wir mehr Glück, ziemlich viel mehr Glück…   

Sie sind eingeladen, in Gedanken dabei zu sein. Hier

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1934 Certan de May: Unglaublich dunkle Farbe. Ein Wahnsinnsbouquet, viel dunkles Caramel, dunkle Edelhölzer, Nusspralinen, warm und sehr weit ausladend, von der Nase her schätzt man ihn wesentlich jünger ein, die Frucht zeigt Holundergelée. Im Gaumen ein malziger Nektar, viel Dörrfeigen, cremige Textur mit unerhört viel Schmelz in der imposanten Fülle, im Finale Nougat, Gianduja-Schokotöne. Wer behauptet, dass Pomerols nicht alt werden können? Das ist der Gegenbeweis einer mehr als 75jähigen Legende von der man wenige Chancen hat, je einmal im Leben zu begegnen.

Ich habe in meiner 30jährigen Weinkarriere noch nie eine Flasche in einem Auktionskatalog gesehen und habe ihn jetzt in meinem Glas vor mir. Dem edlen Spender, Achim Becker sei Dank. Ich behielt den Wein mindestens 5 Minuten lang im Gaumen, bevor ich ihn schluckte. Der Nachklang war endlos. 20/20 trinken 

Das war der absolute Höhepunkt einer festlichen Weinprobe im Schloss Loersfeld in Kerpen. 12 weitere, zum Teil danz grosse Weine sind auf. www.bxtotal.com   

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WAS HABEN DIESE STARS GEMEINSAM?

Udo Jürgens, Sänger Baschi, Bernhard Russi, Emil Steinberger, Hans Erni, Maria Walliser, Oswald Grübel, Katja Stauber, Elisabeth Kopp, Pepe Lienhard, Esliabeth Teyssier, Marco Rima, Micheline Calmy-Rey, Sandra Studer, Hakan Yakin... 

Es kämen noch etwa 500 weitere Persönlichkeiten aus des so genannten High-Society dazu. Und was wäre die mögliche Gemeinsamkeit?

Alle haben an der Party des Jahres, der Geburtstagsfeier 100 Jahre Schweizer Illustrierten, aus dem Gabriel-Glas getrunken. Sogar Ex-Bundesklanzler Schröder 

Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist Weinliebhaber. Lieblingswein: Château Haut-Brion. In seiner Hausbibliothek steht das Werk Bordeaux Total, vom Autor persönlich signiert. Und aus welchem Glas trinkt er da gerade? 

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BAHNFAHRT: 2. KLASSE – WEINAUSWAHL: 1. KLASSE!

Um es gleich vorweg zu nehmen. Das Eine hat mit dem Anderen wenig zu tun. Wer oft im Speisewagen sitzt weiss, dass die Weinauswahl in den Buvettes für echte Weinliebhaber völlig ungeeignet ist.


Bleiben wir aber zuerst trotzdem beim Bahn fahren: Begebe ich mit mittels SBB zu einem Event oder zu einem Vortrag, so gönne ich mir in der Regel ein Ticket der ersten Klasse. Einerseits kann ich mich da besser entspannen, respektive vorbereiten. Andererseits sind diese Mehrkosten in der Regel auch schon in meinem Honorar inbegriffen.

Fahre ich mit Freunden oder bin auf Kurzstrecken, so sitze ich lieber in der zweiten Klasse. Irgendwie ist es dort gemütlicher, die Gespräche sind angeregter, auch die Stimmung scheint besser. Bei mir werden dabei oft Erinnerungen an Schulreisen wach. Auch komme ich mir da eher wie ein normaler Mensch vor, denn schliesslich stamme ich vom Lande. Wir waren damals sogar Kleinbauern! Meine Schwester hatte ein Meerschweinchen…

Also sassen wir da im Zug nach Engelberg. Aber es waren keine Engel die da auf den Berg reisten, sondern langjährige Weinfreunde, welche sich in dieser Konstellation nur einmal im Jahr sehen. Der traditionell übernommene Arbeitstitel dieser jeweils im Dezember stattfindenden Veranstaltung heisst nicht ganz undespektierlich «Jahressauffete».

1986 La Turque Guigal:  18/20
1995 Echézeaux Domaine de la Romanée Conti.  17/20
1995 La Tâche Domaine de la Romanée Conti: 19/20  
1982 Léoville-Las-Cases: 20/20
1989 Cos d’Estournel: 18/20
1993 Château Margaux: 18/20
1996 Château Margaux: 19/20
1994 Dominus: 20/20
1997 Eisele Vineyard Araujo: 20/20
1995 Mouton-Rothschild: 19/20
1996 Léoville-Barton: 19/20
1998 Figeac: 20/20
1999 Pape-Clément: 19/20
1995 Valandraud: 19/20
1999 Valandraud: 18/20
2003 Cos d’Estournel: Kork
2003 Lascombes: 19/20
2005 Phélan-Ségur: 19/20
1999 Tertre-Rôteboeuf: 17/20


Das waren die Noten! Doch der Genuss liegt halt immer im auch im Detail.
Und diese köstlichen Details gibt es wie immer auf www.bxtotal.com

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Burgunder vom Jahrgang 2009.

20 Erlebnisse an einem langen Mittagessen in der Krone Wattwil - ein unvergesslicher Event der Pinotfans.

Hier der
Degubericht 

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MYSTIQUE UND ALLERLEI IN DER UNTERLAUELEN

Jeder hatte etwas Weiniges im Rucksack und wir zottelten gemütlich und erwartungsvoll in die Unterlauelen. Neun Männer an der Zahl – genau so viele, wie am Stammtisch Platz hatten. Und nach dem waldigen Spaziergang richtete Bärti Stocker den Gabentempel her und öffnete die ersten Flaschen…

Ich war besonders gespannt auf das Debüt. Den 2008 Pinot Noir Kästenbaum vom Reinisch Johanneshof kenne ich von etwa zwei Fassproben auf dem Weingut und einer – vielleicht etwas enttäuschenden Arrivage. Der würzige, walderdbeerige Rotwein tat sich bei Ankunft eher schwer. Jetzt hat er sich blendend erholt und geht langsam in Richtung eleganter Hochform und wird gut 5 Jahre lang Freude bereiten. 18/20. Den Wein gibt’s übrigens bei meinem Freund Markus Müller zu kaufen. Er hat nämlich von zwei produzierten Barriques eines für die Pinotfans gekauft.  

Wesentlich intensiver, lauter und vor allem toastiger kam der 2009 Pinot Noir Gantenbein auf den Tisch. Zuerst leicht glutamatig, entwickelte er sich als veritable Bündner-Beauty mit Weltformat. Wer ihn jetzt schon trinkt, kriegt halt ordentlich Holzcharme mit. Wer wartet, erlebt Pinot-Weltklasse. 19/20.

Dann kam ein «richtiger Burgunder» den Tisch – und erst noch in der Magnumflasche: 1996 Charmes Chambertin Geantet-Pansiot. Immer noch jung und so ein richtiger Kraftbolzen. Wenn er seinem Etikett mit dem Begriff Charme einmal alle Ehre machen will, dann muss er sich noch schleifen in der Flasche. Ich denke er bleibt eher semi-rusikal mit fast zu viel Kraft. 18/20.

Dann wechselten wir wieder ins Burgenland mit dem 2003 G Gesellmann. Das ist ein Wein den ich an sich sehr schätze. Doch das heisse Jahr, der lange Ausbau liess ihn etwas zum luftigen Neusiedler-Amarone werden. Da halfen auch die 14.5 % Umdrehungen auch noch kräftig mit und so endete dieses eichig-kokosige BL/SL-Likör halt etwas dicklich und leidlich überfüllt. 17/20.

Der 2001 Château Gruaud-Larose war dann gleich Erholung pur. Ich trinke diesen Bordeaux momentan jeden Monat mindestens ein Mal. Ganz grosses Grand-Cru-Kino für erstaunlich wenig Geld. 19/20. Kaufen!

Mit viel Biss und noch fast brutalen Tanninen kam ein veritabler Nord-Médoc-Mocken ins weitere Glas. 2000 L’Inclassable du Rémy Fauchey. Hier werden Power und Arroganz für übermorgen vermischt. Potentialwertung: 18/20

Entspannung war dringend angesagt mit zwei Mal PICOLA! Erst den 1994 Pichon-Comtesse-de-Lalande. Dieser ist jetzt vollreif mit schöner, leicht grünlicher Cabernetwürze, also ziemlich Pauillac-Klassisch. 19/20. Und dann ein fast schon spanischer 2002 Pichon Comtesse-de-Lalande, mit Süsse, Caramel und süffigem Charme. Man kann ihn, verzeihen Sie bitte den ordinären Ausdruck, praktisch gleich direkt aus der Flasche saufen – so geil! 19/20.

Dann kam der Wein des Tages in Magnumform: 2003 Mystique Pöckl. Hier hatte ich das Gefühl, dass irgend ein Spitzen-Önologe heimlich einen Blend aus Masseto, Peby-Faugères und Merlot Pahlmeyer gemacht hatte. Ein süsser, dichter, komplexer Ausbund eines nordburgenländischen Wein-Geheimnisses. Das war mein bisher grösstes Pöckl-Erlebnis: Best-Austria und Weltklasse!!! 19/20  

Und noch eine Magnum: 2005 Caberlot, Toskana. Er tat sich schwer. Vielleicht war er ganz einfach viel zu jung. Kam kompottig daher mit vielen Kräutern und wirkte irgendwie wie eine Gemisch aus Rotwein und Jagertee. Hier rate ich zu warten. Momentan: 17/20

Seit mindestens sieben Jahren trank ich diesen Wein nicht mehr: 2001 Caymus Special Selection. Auch hier vermute ich eine gewisse Zwischenphase, schöne Teearomen, Kandis, Zimt und Earl Grey. Der Gaumen mit Cassis und Brombeeren, schön ausladend, aber noch nicht ganz auf dem Genusszenit. Kann sein, dass er in ein paar Jahren wieder bei der damals proklamierten Maximalbewertung liegt. 19/20

Ready to enjoy – der nächste Kalifornier: 2001 Cabernet Sauvignon St. Clément. Viel getrocknete Heidelbeeren, eine tolle Konzentration in der Nase zeigend, elegant und sehr lang im Gaumen. Irgendwie erinnerte ich mich bei dessem hemmungslosen Genuss an den Pichon Lalande von vorvorher. 19/20

Und bleiben wir, kurz vor dem Abschluss grad noch bei zwei weiteren Napa’s: zwei Mal Dominus. Hier war ich noch im Training von letzter Woche. Wird der 2001 Dominus einmal so gross wie der 1991er der im Glas daneben stand? Ich bin mir nicht so sicher. Der 2001 Dominus zeigt sich mit reifer Fruchtnase, aber doch eher im rot- bis blaubeerigen Bereich, fein laktische Note auf der Zunge, was auf eine reife Säure schliessen lässt. Dies bei mittlerem Alterungspotential. 18/20. Da schien mir der 1991 Dominus doch schon der veritable Beweis, dass er nach 20 Jahren seine Grösse jetzt zeigen kann, dies mit leicht grünlichem Cabernet. Halt ein Bisschen french speaking great Napa, was auf seinen französischen Besitzer rückschliessen lässt. 19/20  

Zum Finale wurde noch der 1999 Château Latour herum gereicht. Ein fast ganz grosser Pauillac. Und auf den muss man gar nicht mehr so lange warten. Da ist schon ganz viel da und sicherlich auch mehr als man von diesem mittelmässigen Jahrgang erwarten würde. Das grosse Terroir als Beweis! Wer das nötige Kleingeld hat, soll lieber drei Flaschen von diesem Premier kaufen als von einem so genannt ganz grossen, neuen Latour-Jahrgang nur Eine! 19/20. Da schont das Portemonnaie und minimiert das Korkenrisiko um das Dreifache…       

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FAST HÄTTE DOMINUS HOSANNA GEHEISSEN

Christian Moueix hatte zwei Namen im Köcher, als es darum ging, seinem Napa-Wein einen Namen zu geben: Hosanna und Dominus. Er entschied sich für die zweite Variante. Und liess somit den Namen «Dominus» auf das allererste Etikett vom Jahrgang 1983 drucken.

Doch der Wein gefiel ihm selbst nicht so recht. Zu hart und zu verlangend, wenig Primärfrucht. Nach dem Motto: «You never got a second chance to leave the first impression», lancierte er zuerst den zweiten Jahrgang – also den Dominus 1984 – auf dem Markt. Somit begann die heute schon fast 30jährige Geschichte von Dominus nicht ganz so wie geplant.

Auch sonst lief nicht ganz alles wie gedacht. Das Joint-Venture mit den Davis Geschwistern funktionierte auch nicht so richtig und schon bald entschloss sich Christian Moueix, diese Anteile abzukaufen um unabhängig zu sein.
Und mit der geplanten Produktionsstätte ging es auch nicht so richtig vorwärts und so musste er die ersten Jahrgänge auf dem Weingut Rombauer produzieren. 

Als dann die von den berühmten Architekten Herzog und de Meuron konstruierte Winery in Betrieb genommen wurde, zeigte es sich, dass diese viel zu gross geplant war. Eigentlich erwog Moueix noch Rebland dazu zu kaufen, doch just in dieser Zeit kam der ganz grosse Boom auf die begehrten Vineyards im Napa und machte damit eine Akquisition zu teuer. Also ist die Dominus Winery grad so mal zur Hälfte ausgelastet. 

Beim Dominus ist man sich beim Degustieren nicht so richtig klar ob es eher ein Bordeaux mit US-Touch oder ein Kalifornier mit französischem Akzent handelt. Dies zeigte ein wunderschöner Weinabend im Mövenpick Weinkeller Zürich welcher unter dem Thema «Dominus und Galloway» stattfand. Die Gäste durften dabei mehrere Varianten wie Tartar, Carpaggio, Pot-au-feu, Hamburger und Roastbeef von den diesen zottigen Rindern geniessen. Wer mehr über diese in der Schweiz aufstrebende Zucht erfahren möchte, findet Infos bei der Swiss Galloway Society. Zubereitet wurden diese hervorragenden Spezialitäten von dem Catering Service Schillotties. Gabriela Schilling ist eine sehr empfehlenswerte Störköchin für alle Gelegenheiten. www.schillotties.ch   

Moderiert wurde der Dominus-Abend gleich von zwei Weinprofis, nämlich vom Fernseh-Sommelier Alberto Russo (links im Bild) und vom Mövenpick-Berater René Gabriel. Der beste Wein:

1994 Dominus, Napa Valley: Dunkles, sattes Purpur, wenig Reifetöne. Die Nase ist gewaltig und erinnert an einen ganz grossen Cheval-Jahrgang, Black Currant, Speculatiusgebäck, Vanille, Caramel, Malz, Ricolakräuternote, füllig und erotisch. Schon das Bouquet vermittelt 20/20. Im Gaumen setzt sich dann diese unglaubliche Perfektion fort, alles ist wohlig balanciert, mild und doch kräftig. By far der beste Dominus unter den Genussreifen. Look for it!!! 20/20 trinken – 2025

Die gesamte Story und alle Degustationsnotizen auf www.bxtotal.com 

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Alle bisher produzierten Jahrgänge ab 
1979 vom Cabernet Napa Silver Oak liess Weinfreund Eugen Häfliger
in der Braui
Hochdorf öffnen.

Dazu gab es Thanks-Giving-Truthahn... 

Das ist der aktuelle, im Handel erhältliche Jahrgang...

2006 Cabernet Sauvignon Napa Valley Silver Oak:
81 % Cabernet Sauvignon, 11 % Merlot, 5 % Cabernet Franc, 3 % Petit Verdot. Degustiert im All Seasons-Wine-Shop in Calistoga während der Harley-Motorradtour. Die Farbe ist fast schwarz. Bombastische Nase mit dunklen Moccaröstnoten, Black Currant und viel Lakritze, schwarze Schokolade im Untergrund. Im Gaumen fleischig, fast massiv, unglaublich dicht und noch sehr verlangend. Hat nicht die Finessen vom 2005er, aber mindestens so viel Kraft und ist somit ein sehr charaktervoller Silver Oak. 19/20 2018 – 2034

Der Re-Lease vom Jahrgang 2007 findet dann am Samstag, 4. Februar 2012 statt. Zwischen 9 Uhr morgens und 15.30 Uhr Nachmittags kann man diesen neuen Wein probieren und auch kaufen. Es gibt Live-Musik und Leckereien. Und die Kunden strömen jährlich zu Tausenden in die beiden Wineries in Geyserville und Napa um dieses Spektakel zu erleben.           

Die Verkostungsnotizen aller 27 Jahrgänge der gesamten Probe

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Die drei
Léoville-
Besitzer:

Anthonny
Barton,
Didier
Cuvellier,
Jean-Hubert Délon

2001ER LÉOVILLE-TRILOGIE: BARTON, POYFERRÉ, LAS-CASES

So unterschiedlich die Besitzer und auch die Etiketten der drei Léoville-Weingüter aus Saint-Julien sind, so unterschiedlich sind auch deren Weine. Aber weil diese – aus historischen Erbteilungsgründen – teilweise gleich heissen, ist halt manchmal doch ein Vergleich angesagt…

Und weil diese drei Nachbarn grad so zufälligerweise bei einem Wine&Dine in Zürich gleichzeitig in einer Dreierserie präsentiert wurden, habe ich einen möglichen Vergleich angestellt. 

2001 Léoville-Barton: Dunkles Weinrot mit dezent violetten Reflexen. Viel würzigen Cabernet in der enorm vielschichtigen, fast noch brombeerigen Nase zeigend, das sind im Untergrund Trüffel drin und somit ist es auch klar, dass es sich hier um einen Tiefgänger handelt. Die Tannine sind seidig und so weist dieser Barton eine royale, enorm feine Adstringenz auf, endet lang. Einer der allerbesten Bartons der neuen Zeit. Gehört in jeden anspruchsvollen Weinkeller. 19/20 trinken – 2030

2001 Léoville-Poyferré: Sattes, dichtes Granat mit leicht trübem Schimmer. Die kompakte Nase wirkt ziemlich trocken und beginnt leicht schweissig mit schwitzender Tierhaut, Wildleder, ein Hauch Malagarosinen und Kaffee, scheint somit eher reduktiv und momentan etwas unnahbar. Im Gaumen mit sehr fleischigem Körper aufwartend, charaktervoll mit körnigen, verlangenden Gerbstoffen. Wie immer viel rustikaler als seine Nachbarn anmutend. Eine Art Steak-Grand-Cru! 18/20 trinken – 2030

2001 Léoville-Las-Cases: Leuchtendes, dunkles Rubin, fein aufhellender Rand. Unglaublich süsses, verführerisches Bouquet, Damassinepflaumen, Kandis, Cassisblüten, zart buttrig mit einem Hauch Kokosmilch darin. Im Gaumen saftig, auch hier wieder süss ausstrahlende Tannine, alles ist homogen und harmonisch, im Finale Bounty und Sandelholz, setzt auf Eleganz und ist ein Winnerwein. Das Publikum war entsprechend begeistert. 19/20 trinken – 2028

Das sind die analytischen Fakten. 10 Jahre nach deren Ernte. Und was lernen wir daraus? Jedem Weinkenner das Seine! Ich würde den Las Cases bei jeder möglichen Gelegenheit trinken – einfach so. Den Poyferre könnte man in einem Restaurant zu einer besonders kräftigen Speise bestellen. Und den Barton müsste man eigentlich unbedingt kaufen. Ausser ich – denn ich habe schon ganz viele Flaschen davon in meinem Keller…

Und wer gar keinen Léoville mag, der kauft sich den Gruaud-Larose 2001. Der ist billiger und mindestens so gut!

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Nicht die Jahre in unserem Leben zählen,
sondern das Leben in unseren Jahren


(Adlai E. Stevenson)

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L’EGLISE-CLINET GEHÖRT DEFINITIV ZUR POMEROLSPITZE 

Er ist nicht gezielt handelnde Sammler. Aber wenn ihn etwas interessiert, dann wird er es halt. Vor ein paar Jahren öffnete er eine umfassende Vertikale von seinem US-Liebling Ridge Monte Bello. Heuer entkorkte der Weinliebhaber Nils Frei im Zunfthaus zur Waag in Zürich eine eindrückliche Ansammlung von 21 Jahrgängen Château L’Eglise-Clinet.


Auch wenn es vielleicht eine Unglückszahl ist, so ist der 13. Rang in meiner aktuellen Bestenliste eine veritable Auszeichnung. Aus derselben Appellation ist nur noch Pétrus (Rang 5) und Hosanna (Rang 9). Vor dem Eglise-Clinet. Alle anderen wichtigen Pomerol-Konkurrenten lässt der Besitzer hinter sich. Also ist bewiesen: Denis Durantou ist heute einer der ganz grossen Stars in Pomerol. Seine letzten Weinjahrgänge sind Juwelen und gehören zur Top-Elite des rechten Ufers. Grosses Glück für jeden Weinfreund, dem es gelang, vom 98er L'Eglise-Clinet ein paar Fläschchen zu ergattern.

1998 L’Eglise-Clinet: Sattes, dunkles Purpur-Granat, dichte Mitte. Royales, reifes Merlotbouquet mit einem Pfauenrad an frisch gepflückten Beeren, kompaktes, komplexes Nasenbild mit erfrischendem Minze- und Melissenton. Massiver Gaumen mit viel Adstringenz und so einem verlangenden Gaumen, bei dem momentan nur ein kleiner Teil des späteren Genusses angezeigt wird. Also etwas für Pomerol-Zukunftsforscher und die behaupten – Gabriel inklusive – dass dies eine dramatische Eglise-Clinet-Legende wird. 20/20 2015 – 2050

Die anderen 20 degustierten Eglise-Clinet-Jahrgänge: www.bxtotal.com

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PÉTRUS, PÉTRUS, PÉTRUS, PÉTRUS, PÉTRUS, PÉTRUS, PÉTRUS, PÉTRUS...

Haben Sie schon einmal einen Château Pétrus getrunken? Gehören Sie vielleicht gar zu jenen Weinglücklichen die eine oder gar ein paar Flaschen im Privatkeller hätscheln?


In meinem glücklichen Weinleben war ich selbst schon oft auf dem Weingut und degustiere dort seit 1989 jedes Jahr die Fassproben und verkoste dann den neuen Wein mindestens ein bis zwei Mal nach, bevor er definitiv in die Flaschen gefüllt wird. Somit habe ich auf meinem Pétrus-Geigerzähler mehr als 500 Kontakte mit diesem gesuchten, raren, teuren Pomerol.

In meiner Suchmaschine von www.bxtotal.com kann man - sofern man halt angemeldet ist - von Degustationsnotizen aus 65 Pétrus-Jahrgängen auswählen. Zum Nachlesen und Mitträumen.

Also müsste man meinen, dass Gabriel einer der abgebrühtesten Pétrus-Kenner der Welt sein müsste. Doch dem ist bei weitem nicht so...

Ich stand da ein einem Keller drin. In einem recht grossen Keller. Und ich werde Niemandem sagen in welchem Land das war. Und ich werde auch niemandem flüstern in welcher Stadt. Aber ich sage, respektive schreibe hier, was ich in diesem Keller sah; mehr als 1200 Flaschen Château Pétrus 1989. Alle noch brav, also ungeöffnet in 12er Kisten verpackt. (Siehe Foto). Und ich sah noch viele andere Pétruskisten und Flaschen. So richtig genau wie viele es waren, kann ich nicht sagen/schreiben. Denn es waren viel zu viele um zu zählen und mir war schwindlig.
Aber ich schätze - es waren weit mehr als 10'000 Flaschen Pétrus da drin. Wohl in einem Verkaufswert von deutlich mehr als 20 Millionen. Ob man das in Euro oder Franken rechnet, ist eigentlich ziemlich egal...  

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KAUFEN: 1998 CHÂTEAU PALMER

Wer die Preise der neuesten Bordeaux-Jahrgänge studiert, und ein bisschen önologische Intelligenz in den Hirnrinden sein Eigen nennt, der schaut sich intelligenterweise in der Szene nach trinkreifen Jahrgängen um. Die sind gleich gut und kosten weniger. Einer der aktuell spannendsten Weine scheint mir der Palmer zu sein. Ich verglich ihn an einem Wine&Dine in Zürich mit neun anderen 1998ern. Und kaufte am anderen Tag nach... 

99: Fassprobe (18/20): Würziges, von Cabernet geprägtes Bouquet, Flieder, Heidelbeeren, ein Hauch Minze, wirkt sehr dicht und zeigt ein tiefgründiges Duftpotential. Stoffiger, dichter Gaumen, Lakritzenwürze im sehr blaubeerigen Spiel, nicht so fein wie Château Margaux, aber ebenso viel Kraft und Extraktion ausstrahlend, gutes Gerüst und fast etwas bourgeoise Textur, viel Rückaroma, grosses Potential. Seit 1989 endlich wieder einmal ein ganz grosser Palmer! 00: Dichtes, nach Holunder, Black Currant und viel Brombeeren riechendes Bouquet. Im Gaumen fest, komprimierte Textur, Marroninote im intensiven Finale (18/20). 04: Momentan in einer offensichtlich schwierigen Phase, Glutamat und Hühnerbouillonpaste, gekochte Pflaumen, wirkt etwas schweissig und zeigt animalische Grundnoten im Nasenbild, erinnert fast etwas an einen Côte-Rôtie. Im Gaumen marmeladige Fruchtnoten, wirkt durch gewisse Cabernet-Lots sanft dropsig und mutet etwas grün an. War in früheren Degustationen immer auf besserem Niveau, es könnte sich also um eine leicht unsaubere Flasche gehandelt haben. 07: Die Entwicklung ist positiv. Ich erlebte ihn als Palmer der durchaus noch zulegen kann und eine schöne, trüffelige Tiefe zeigt, das Potential ist beträchtlich und somit lohnt es sich nach diesen, noch recht günstig gehandelten Wein Ausschau zu halten. Erste Genussreife erst in etwa 5 Jahren. Kann dann noch einen Punkt zulegen! 08: Reifendes Granat-Purpur, zarter Reifeschimmer am Rand. Erdiges Bouquet, wirkt dezent unsauber, oder halt artisanal – je nach Interpretation, schwitzende Tierhaut, vulgärer Cabernetton, Bretanomyces.  Im Gaumen ist wiederum dieser unsauber, an altes Fass erinnernde Ton fest zu stellen, die Tannine wären eigentlich wunderschön und auch der Körperbau stimmt, aber von der Grundaromen hinterlässt dieser Wein letztendlich doch eher zwiespältige Eindrücke. Potentialwertung: 18/20. 09: Dunkles, leuchtendes Granat mit lila Schimmer. Geballtes, würziges, und erstaunlich konzentriertes Bouquet, schöpft seine maulbeerigen und an dunkle Edelhölzer erinnernden Aromen aus einer beeindruckenden Tiefe, legt nur langsam zu an der Luft und zeigt so seine Jugend. Im Gaumen elegant und kräftig zugleich, sehr ausgeglichene Adstringenz, die Aromatik bleibt schwarzbeerig und im Finale zeigen sich feine Rauchnoten, was wiederum seine Tiefe beweist. Kann noch einen Punkt zulegen in seiner Genussreife. (18/20). 10: Erstaunlich dunkel und praktisch noch keine Reifetöne. Wuchtiges Rotpflaumenbouquet, eine traumhafte Milchschoko-Süsse zeigend, die sich knapp am Kompottigen bewegt. Burgundischer Gaumen, mit einem verführerischen Parfüm in Innern, wirkt etwas reserviert, was aber auch vielleicht auf sein unterschätztes Potential deuten könnte. Liegt erst in den Startlöchern und wer noch 10 Jahre wartet, der wird belohnt. 11: Im Juni wieder verkostet. Sattes Purpur-Granat. Beginnt würzig mit viel Maulbeeren und feinen Rauchnoten, Lakritze, sehr aromatisch bei einer delikaten Süsse die mitschwingt. Im Gaumen noch verlangenden Stoff zeigend, ab er doch dann feiner werdend, Charme und Eleganz mit viel Rückaroma. Hat in den letzten Jahren permanent zugelegt und kann ein Nachfolger vom genialen 1985er werden. 11: Ich bin fast ausgeflippt an einem Wine&Dine im Belvoir in Zürich. Wenn ich bedenke, wie die nächsten 5 Jahrgänge von Palmer sind, so müsste man davon jetzt noch so viel wie möglich kaufen. 19/20

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BETAGTE GRAVES-WEINE LADEN EIN ZUM STAUNEN UND GENIESSEN

Eigentlich wollte ich am Martinitag, dem 11.11. im Jahr 2011 aufhören. Das war so eine ironische, lange vorher proklamierte Vision, die dann (logischerweise) doch nicht funktionierte. Denn ausgerechnet an diesem Abend hatte ich eine wunderschöne Weinprobe mit dem Thema «Alte Graves» im Hotel Waldheim in Risch (Kanton Zug) organisiert.

Diese fand dann auch tatsächlich statt. Dies, obwohl ich in den Tagen und Wochen zuvor verschiedentlich Annullationen entgegen nehmen musste. Und es gelang mir nicht, die entstandenen Teilnehmerlöcher so kurzfristig zu stopfen.

Also gehören solche Situationen zum Organisatorenrestrisiko. Ich konnte den partiellen Verlust in Grenzen halten, indem ich ein paar unwichtige Weine aus dem Programm strich. Es macht ja schliesslich auch wenig Sinn für 10 zahlende Gäste 30 Flaschen an einem Abend zu entkorken. Wein ist nicht zum Anschauen da, sondern zum Geniessen…

Nur, wenn man unwichtige Weine weglässt, dann bleiben die wichtigsten logischerweise drin. Und es ist auch nachvollziehbar, dass die verbleibenden «Musts» leider immer die teuersten Flaschen sind. Und wenn man diese Preise nicht durch die geplanten 16 Teilnehmer, sondern durch 10 Gäste teilen muss, so ...

Aber sitzt man dann einmal mit den verbliebenen Weinfreunden am Tisch und schnuppert an den Gläsern, so denkt man nicht mehr an die Buchhaltung, sondern freut sich tierisch über jedes schöne Weinerlebnis. Und von denen hatte es an diesem Martini-Abend sehr viele. In Weiss und Rot! Zwischen dem jüngsten Weisswein (2004) und dem ältesten Rotwein (1917) lagen 87 Jahre Alters-Differenz.

Einziger, kleiner Frust: Die Gäste im à la Carte Restaurant bekamen eine grosse Martini-Gans und wir einen wesentlich kleineren Vogel. Auf unseren Tellern war nur eine kleine Taube!

1982 Château Laville Haut-Brion blanc: Reifendes, etwas matt wirkenden Gelb. Ein Traumbouquet, frisch gemahlene Mandeln, vielschichtig, erfrischend, Mandarinenöl, Melissenduft, wirkt wie parfümiert, geniale Mineralik. Eleganter, saftiger Gaumen, wunderschön integrierte Säure, irgendwo ist da auch noch Vanillin drin, klingt lange nach. Ein Traumblanc! 19/20 austrinken

1983 Château La Mission Haut-Brion: Unglaublich satt, dicht, im Innern noch schwarze Reflexe. Extrem würzige, tiefgründige Nase, Lakritze, Torf, Baumnussschalen die am Trocknen sind, ein unglaubliches Würzpaket und in all den fantastischen Kräuternoten ist auch noch Schwarzschokominze drin. Im Gaumen ein dramatisches Fleischpaket, schwarze Beeren, Rauch, dunkle Edelhölzer und Brazil-Tabak. Ein dramatisches Pessac-Monument, welches langsam jetzt erst beginnt und dann zeitlos 50 Jahre seine Grösse dokumentiert. Man hat das Gefühl, dass auf dem Weingut eine Magnum in eine Normalfalsche abgefüllt wurde.  20/20 trinken – 2060

Das waren zwei Höhepunkte - beide vom gleichen Weingut. Denn der Laville war bis vor kurzem der weisse Mission-Haut-Brion. Neu heissen auch diese La Mission Haut-Brion, mit der Zusatzinformation «blanc».

Die restlichen 18 Graves-Weine dieser Probe sind wie immer auf www.bxtotal.com

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DIE 100 BESTEN BORDEAUX

Spieglein, Spieglein an der Wand, welches sind aktuell die besten Weingüter im Bordeauxland?

Jedes Jahr publiziert der WeinWisser jeweils die grosse Bordeauxtabelle mit Punkten und Trinkreifen der allerbesten Weingüter. Dabei analysiere ich über 100 Weingüter und das System errechnet dann jeweils einen aktuellen Punktedurchschnitt meiner Bewertungen. Und daraus resultiert eine spannende Bestenliste, welche als Grundlage die Jahrgänge 1990 bis 2010 hat.
Letztes Jahr war Lafite-Rothschild alleine an der Spitze. Heuer sind es Latour und Mouton-Rothschild ex aequo.                               Gratisliste  

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Jeder Tag ist gleich lang - aber nicht gleich breit!           (Udo Lindenberg)

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DIE BESTEN WEINE DER WELT

Ein Champagner, zwei Weissweine, 18 Rotweine und 2 Süssweine. Das war das mögliche Genussrepertoire für eine memorable Weinprobe, welche unter dem Titel «die besten Weine der Welt» im Restaurant Old Swiss House in Luzern stattfand.

Nun könnte man sich zuerst Mal, wären Weingeniesser wirklich Politiker, eine ganze Weile darum zanken, welches die besten Weine der Welt seien. Oder diese Frage ausführlich recherchieren und dann analysieren. Es gibt sogar ein Buch mit dem Titel «die 1000 besten Weine der Welt» welches im Tre Torri Verlag erschienen ist. Dort sind die Sieger alle aus Frankreich. Die 5 Besten: 1900 Margaux, 1945 Mouton-Rothschild, 1947 Cheval-Blanc, 1947 Romanée-Conti und 1961 Latour. 

Im deutschen Weil in der Gemeinde Schönbuch gibt es sogar einen findigen Weinhändler der den Begriff «die besten Weine der Welt» zuerst zur Webseite und dann zum Weinhandel machte. Dort kann man seine Suchkriterien nach Punkten sortieren. Klickt man auf das Suchkästchen mit den 100-Punkten, so erscheinen dort (momentaner Stand beim Schreiben dieses Artikels) neun ganz junge Weine. Bordeaux ist leider keiner dabei.    

Nun – wie man es auch dreht und wendet; es gab und gibt wohl wenige Weinabende, bei denen so viele grossartige Weltklasseweine auf einmal dekantiert und serviert wurden. Und wer an dieser Probe teilnehmen konnte/durfte, der wird immer wieder gerne von diesen einzigartigen Weinen berichten. 15 Weinfreunde aus Österreich, Deutschland und der Schweiz pilgerten ins ebenfalls geschichtsträchtige Old Swiss House in Luzern. Der Sommelier Patrick Bopp dekantierte «live» während dem Kennenlernen-Apero. So konnten sich die Teilnehmer bei jeder Flasche über Füllniveau und Korkenzustand überzeugen. Die Gourmetbegleitung passierte in fünf Akten; Steinbutt an Champagnersauce, hausgemachte Pilzcanelloni, Kalbfleisch Varianten, Käsebuffet und passender Süssspeise.

Apropos Süssspeise: Hier das önologische Dessert dieses Events. Die restlichen Informationen zum Cheval Blanc 1947 (Châteaufüllung) und vielen anderen 20-Punkteweinen sind wie immer auf www.bxtotal.com zu finden...

1967 Château d'Yquem, Sauternes: Dunkels Goldgelb mit erstem, ganz feinem Bernsteinschimmer, darin schimmert ein tiefes, leuchtendes Orange durch. Die Nase beginnt dramatisch und zeigt frisch gedrückte Mandarinenschalen, Cointreau, Mandelgebäck, Marzipan und im delikaten, parfümierten Alkoholschimmer auch einen Hauch grossartigen Cognacs, druckvoll, intensiv, berauschend. Im Gaumen ein Elixier von Sauternes-Dramaturgie, wiederum doch extrem «liquoreux». Vielleicht hat man früher ab und zu an der wirklichen Grösse dieses Yquem’s gezweifelt, weil er ganz einfach Jahrzehnte brauchte, um sein wahre, heutige Grösse zu zeigen. Und die wird wohl locker für hundert Jahre so anhalten. So ist halt Yquem! 20/20 trinken – 2100

1817 Malaga Cartameno: Dunkelschwarze Farbe mit grünlichem Braun im Innern. Wuchtiges Bouquet, viel eingedickter Birnensaft, Nussschnaps, alter spansicher Brandy, Currywürznoten. Man spürt im Untergrund deutlich das Alter (wir reden von fast 200 Jahren!) und das ist noch ein Handicap sondern verleiht diesem alten Malaga seine unikate Form. Im Gaumen eine konzentrierte Süsse zeigend in der sich Mokka, Appenzeller-Likör und Feigensirup vermischen, im Finale dann wieder feine Currynoten die für einen alten Malaga typisch sind, aber auch von einem ganz grossartigen Malmsey-Maderia stammen könnten. Aber das ist angesichts diesem legendären Malaga’s dann eigentlich egal. Ein kleiner Tropfen reichte um den Gaumen minutenlang zu aromatisieren. 20/20 trinken  

P.S. Nach Luzern fuhren Karin und ich mit dem Zug. Gegen Mitternacht gönnten wir uns eine Taxifahrt nach Hause. Aus reiner Neugier blies ich in mein privates Polizeimessgerät, welches dann schier unglaublich tiefe 0.3 Promille anzeigte. Also waren an dieser memorablen Probe die psychischen Genusssinne mehr belastet als die die physische Leber.

Wie sagte es ein Freund gleich vor ein paar Tagen. Um bei einem Wein das Potential zu erkennen, muss man ja nicht gleich das ganze Fass aussaufen!  

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Was ist der Unterschied zwischen einem Latour 1970? Hier die Antwort!

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SAUERKRAUT-SEHNSUCHT

Der Herbst bietet nicht nur bunte Farben – auch das Essensverhalten verändert sich. Die offensichtlich nicht nur bei mir. Die sommerlichen Salate mit sind ermüdet und die Fleischeslust wechselt von Grill auf Wild. Oder halt auch auf  bäuerliche Gerichte.  Irgendwie verbinde ich die Bildung von Nebel jeweils mit einer heftigen Sehnsucht nach Sauerkraut…

Also suche ich nach der erstbesten Gelegenheit den Herbst mit irgendeiner Form von Sauerkraut zu beginnen. So als essbares Antidepressiva gegen das verkürzte Tageslicht.  Gestern war ich in Hamburg. Es war ein sehr schöner Event mit vielen Weinen und vielem Essen. Aber nicht richtigem Essen, sondern viel kleinen, diversen Nichts. Als angekündigte Hauptspeise hätte ein Roastbeef kommen sollen. Aber es kam ein Roastbeefchen. So drei kleine Scheibchen drapiert über einer Tataresauce mit je zwei halben und dann nochmals geviertelten, knapp angebratenen Raclettekartoffeln. Ich war drauf und dran verzweifelt in die Menge zu schreien: «Where is the beef!». Doch ich verklemmte mir dieses heimliche Verlangen nach einem veritablen Rindstück und tröstete mich selbst auf den anderen Tag. 

Heute flog ich früh morgens nach Hause und ging zu meinem Hausmetzger. Ich hatte da eine klare Vision im Kopf. Und diese Vision hatte einen konkreten Namen: «Sauerkraut!!!».

Bereits gekocht, mit feinen Speckwürfeln durchsetzt, orderte ich 350 Gramm. Hat ja fast keine Kalorien, dachte ich mir! Zur Ergänzung zu diesem Kalorienmangel entschied ich mich für zwei kleine Blut- und dann noch zwei eben so kleinen Leberwürsten. Zu Hause war noch etwas Bratensauce vom Rindsbraten von voriger Woche da und ein paar Röstzwiebeln sollten diese Tunke in eine andere Dimension leiten. Aus Faulheit legte ich mir ein paar Röstikroketten in den heissen Ofen und liess diese brutzeln, derweil die vorher erwähnten Würste über dem Sauerkraut garten.

Dazu wählte ich einen Wein aus der Bündner Herrschaft, den 2005 Pinot Noir von Thomas Studach aus Malans (18/20). Da würde mancher Burgunder-Winzer neidisch werden, wenn er diesen Wein trinken dürfte.

Als ich diesen Artikel nach dem Essen schrieb und mir ganz am Schluss des Schreibens des Titels bewusst wurde, überlegte ich mir ob die Definition einer Sehnsucht in diesem Falle rechtens war. Denn «Sehnsucht» deklariert sich als «inniges Verlangen nach einer Sache die man begehrt. Dies sei mit dem schmerzhaften Gefühl verbunden, den Gegenstand dieser Sehnsucht nicht erreichen zu können». Also war es doch keine Sehnsucht – nur ein ganz heftiges Verlangen…

PS. Alkohol-Selbsttest mit dem Lion Alcometer 500 (offizielles Polizei-Messgerät): Es ist ja wirklich nicht so, dass ich so locker eine Flasche alleine trinke, aber in Verbindung dieser deftigen Speise wollte ich es wieder einmal ganz genau wissen. Ergebnis nach genau 75 cl. Bündner Wein, vier kleinen Würsten (wie oben beschrieben…) und 100 Minuten Dauer, nach einem Deziliter Mineral vor dem Blasen: 0.47 Promille. Meine Frau Karin ass irgendwelche Resten und trank dazu etwas Wachauer. Der Grund: Sie mag nicht so gern Pinot Noir und schon ganz sicher nicht weder Blut- noch Leberwürste. Also hatte ich in reiner Notwehr gehandelt!     

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BORDEAUX – EINE REFLEKTION AN DIE GUTE ALTE ZEIT

Alter Bordeaux – nein Danke! Ich kenne nur wenige Weinfreunde, welche einem alten Bordeaux genügend Genussfreude abringen können. Es geht ja dabei nicht nur ums Alter, sondern nicht selten auch um die damalige Herstellungsmethode…  

Es wurde irgendwann geerntet. Meist schaute man auf die Nachbarn. Wenn dieser begann, so machte man sich selbst auch an die Weinlese. Damals hing noch viel an den Rebstöcken. Meist sehr viel! Ertragsbeschränkung war ein Fremdwort. Ein Weinbauer konnte damals nur mehr Geld verdienen, wenn er mehr Wein zu verkaufen hatte. Weil die Hektarerträge somit höher lagen, musste man mit der Ernte länger zuwarten. Will heissen; man geriet viel mehr in die Gefahr vom aquitanischen Herbstregen erwischt zu werden. Damals war es generell kühler. Klimaerwärmung war also noch ein Fremdwort. Der Begriff «physiologische Reife» ebenfalls. War der Merlot im Keller am Gären, so wurden unmittelbar die nächsten Traubensorten geerntet. Und so geschah es, dass viele Cabernet’s manchmal etwas grün daher kamen.

Ein weiteres Modewort von heute hatte eine ganz andere Bedeutung: «Önologen». Im Châteaukeller regierte der Kellermeister und der begleitete von der Vergärung bis zur Flaschenfüllung den jungen Wein. Dieser «Maître de Chais» war meistens eine interne Familienangelegenheit und das Know-How wurde meist vom Vater auf dessen Sohn übertragen. Also ein Generationenjob.

Um den gärenden Wein bei Bedarf etwas kühlen zu können, liess man ihn durch eine Art Radiator laufen. Kaltes Wasser über den Metallrohren, sorgte für eine mehr oder eher weniger effiziente Abkühlung.

Der nach der Gärung folgende biologische Säureabbau (gezielte Umwandlung von der aggressiven Apfelsäure in eine mildere Milchsäure) geschah damals noch in den Holz- oder Betoncuviers. Auch «Chromstahltank» war damals noch ein Fremdwort.

Der prozentuale Anteil von neuen Barriquen wurde nicht spezifisch zum kleineren oder grösseren Jahrgang eingesetzt. Man kaufte ein paar neue, wenn es die alten gar nicht mehr taten oder Geld für neue Fässer vorhanden war. Nicht selten war der Fasspark durchschnittlich ein gutes Jahrzehnt alt. Manchmal auch mehr… Als ich 1985 das verschlafene Saint-Emilion-Weingut La Dominique besuchte, waren die Fässer aussen mit feuchtem Moss belegt. Der Wein schmeckte dann auch dem entsprechend.     

Die Ausbaudauer betrug bei den meisten Weingüter weniger als ein Jahr. Aus Platzmangel gab es nur einen Fassraum (Chais) und dieser musste leer sein, wenn die neue Ernte vergoren war. Also füllte man den Wein vom vorigen Jahr nach den Sommerferien in die Flasche, bevor man sich an die neue Ernte heran machte. Gefüllt wurde, wenn man Zeit hatte, manchmal von Barrique direkt in die Flasche. Ein paar Winzer füllten den Inhalt der Weinfässchen in ein grosses Holzcuvier (Gärständer) um eine homogenere Abfüllung zu erreichen. Doch auch so gab es teilweise noch markante Qualitätsunterschiede innerhalb eines Jahrganges – weil mehrere Chargen. Eine ganze Ernte in einen grossen Chromstahltank zu füllen, um von A bis Z den genau gleichen Wein auf den Markt zu bringen, war ein weiteres Fremdwort.

Und wie fasst man diese damalige Zeit, welche – je nach Château – etwa 20 bis 40 Jahre zurück liegen mag zusammen? Ganz einfach: «traditionelle Vinifikation!»

Diese traditionelle Vinifikation konnte man in vielen Bordeauxweinen schmecken. So ein «leichter Stinker» halt. Deshalb dekantierte man die alten Bordeauxweine oft stundenlang. Die Zeit heilt bekanntlich auch beim Wein die Wunden. Und wenn man im sonst an sich verführerischen Bouquet doch noch einen dumpfen Ton erwähnte, schüttelte das Gegenüber meist unverständlich den Kopf mit der Bemerkung: «Du hast keine Ahnung von reifen Bordeaux – das ist doch Terroir!»

Wann ist ein alter Wein nicht mehr gut? Da gibt es drei wesentliche Negativmerkmale; Oxydation, Übersäuerung und Blechton. Also ab ins Essigfass.

Wann ist ein alter Wein noch gut? Er zeigt eine angenehme, leicht süssliche Nase die sich halt mit einem etwas erdigem (hoffentlich Trüffel!) Ton vermischt. Vielleicht findet man beim Schnüffeln auch einen feinen Kräuterduft (Montrose) oder gar Minze (Mouton-Rothschild). Er darf auch durchaus auch ein paar Aromen von Leder (Margaux), Tabak (Mission) oder gar leicht pferdigen Nuancen (Gruaud-Larose) aufweisen. Tolerieren kann man auch noch Elemente wie Jod (Haut-Brion) oder Torf (Lynch-Bages). Der Gaumen sollte ein paar restliche Tannine aufweisen, welche die Struktur in Verbindung mit der erhaltenden, aber nicht dominierenden Säure stützen. Das Extrakt (Empfindung auf der Zunge) sollte entweder stoffig (Merlot-lastige Weine) oder auch fleischig (Cabernet-lastige Weine) sein. Wichtig ist dabei die noch grundsätzlich vorhandene Konsistenz vom Körper und es sollte ein allgemeines, dezentes Süssempfinden im Gaumen herrschen. Ohne diese Wahrnehmung von Süsse ist der Genuss fast nicht möglich. Richtige Geniesser von alten Bordeauxweinen sind erdverbundene Traditionalisten, welche irgendwie den guten alten Zeiten nachtrauern. 

Grad kürzlich hatte ich ein derartig nostalgisches Wein-Rendez-Vous mit einem 1978 Château La Croix aus Pomerol, den ich vier Stunden dekantierte und dann die Karaffe im Keller liess, bevor ich ihn leicht kühl servierte. Während ich fast ausflippte, monierte mein Gegenüber den etwas dumpfen Ton im herrlich süssen, kräutrig-erdigen Bouquet.

Ich hob unverständlich den Kopf mit der Bemerkung: «Du hast keine Ahnung von reifen Bordeaux – das ist doch Terroir!»   

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NAPA MEETS BORDEAUX

5 Kalifornier und 5 Bordeaux im Blindvergleich. Mein Favorit war der 2007 Rudd Oakville Estate. Ein Fünfsorten-Blend aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Petit Verdot, Merlot und Malbec den man bei Studer in Luzern für 187 Franken kaufen kann. 98+ bei Parker und 20/20 bei Gabriel.
Die Details zu dieser spannenden Story sind auf www.bxtotal.com   

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Nicht nur Lafite geht nach China, sondern auch französische Barriquen.

So gesehen bei einem Besuch in der Tonnellerie Nadalié in Bordeaux...

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IN DANKBAREM GEDENKEN AN UELI PRAGER

Kein Mensch hat mein Leben so viel geprägt wie Ueli Prager. Der visionäre Mövenpick-Gründer ist Mitte Oktober im schon fast biblischen Alter von 95 Jahren verstorben.

Vor etwa zwei Monaten sah ich seine Frau Jutta zufällig im Weinkeller Zürich. Meine Frau Karin fragte sie, wie es dem «UP» (das war sein stadtbekanntes Kürzel) ginge. Er sei im Auto, wir sollen ihm doch schnell guten Tag sagen. Und da sass er! Auf dem rechten Vordersitz, warm im feinen Zwirch eingepackt und lächelte irgendwie glücklich vor sich hin. Wir sprachen ein paar Worte mit ihm. Wir wussten, dass er nicht mehr antworten konnte, aber irgendwie hatten wir das Gefühl, dass er glücklich war und es ihm, den Umständen entsprechend, recht gut ging. 

Jetzt ist UP gegangen!

Wir trafen uns regelmässig ab 1988. Er war ab und zu Gast bei mir im Kreuz und lud mich regelmässig zu irgendwelchen Meetings und Verkostungen ein. Immer wieder besprachen wir die eventuelle Möglichkeit, dass ich «irgend etwas» bei Mövenpick machen könnte.

Eines Tages eröffnete mir der Vermieter vom Hotel Kreuz, welches ich gepachtet hatte, dass er den Betrieb verkauft hatte. Genau am anderen Morgen rief UP an und sagte mir, er hätte da eine Idee. Irgendwie hatte Prager einen siebten Sinn. Bei einem Mittagessen im Hotel Rigiblick in Buochs besprachen wir die Zusammenarbeit und regelten per Handschlag das anfängliche Salär. Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her. Obwohl ich vor 5 Jahren von der Position Einkaufschef auf ein Beratermandat wechselte, ist die Faszination Mövenpick geblieben. In meiner Weinkarriere bekam ich manches schmeichelhafte Angebot von draussen. Aber ich blieb dem «weissen Genussvogel» immer treu. Das war ich dem Ueli Prager irgendwie schuldig. Denn ohne Mövenpick wäre ich nicht dort - wo ich heute stehe. 

Ueli Prager hat mir einmal - es war bei einer Magnum 1945 Château Talbot die er aus seinem Keller mitbrachte - sein ganz grosses Berufsgeheimnis verraten: AIDA

- Attention
- Interest
- Desire
- Action

Diese Formel habe ich sehr viel angewandt - oft mit viel Erfolg.

Einmal fragte ein Journalist, welchen Wein er auf eine einsame Insel mitnehmen würde. UP antwortete: «Eine Flasche Château Lafleur-Pétrus». Genau so war Ueli Prager. Er wählte nicht den Pétrus, sondern sein Nachbar. Das war die stetige Proklamation für erschwinglichen Luxus für Jedermann.

Als es damals darum ging die Newton-Weine in der Schweiz bekannt zu machen, fragte er in einem Mailing: «Was zeichnet einen erfolgreichen Mann aus? Es ist ein Ferrari in der Garage und ein Newton im Keller!». Viele Männer, die diese Zeilen lasen, hatten logischerweise keinen Ferrari im Keller, aber konnten sich ohne Probleme einen Newton leisten. Aus Neugier kauften sie dann ein paar Flaschen und die Newton-Weine waren von einem Tag auf den anderen ein Renner. Ein Beweis mehr, dass AIDA funktioniert.

Als wir einmal Gast in seinem Schloss Crap da Sass in Silvaplana waren, servierte er zur Bündner Nusstorte seinen Lieblings-Sauternes, den Lafaurie-Peyraguey. Ich erinnerte mich daran, dass ich von seinem Jahrgang 1916 vom selben Château noch eine Flasche in meinem Privatkeller hatte. Diese Flasche wollte ich, irgendwann einmal, mit ihm zusammen trinken. Doch irgendwie ergab es sich nie. Nun werde ich diese Flasche, in einem guten Moment in seinem Gedenken in dankbarer Erinnerung trinken...    

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Hier noch eine Geschichte, die ich mit Ueli Prager erlebte, als wir im Privatjet mit dem neuen Besitzer August von Finck für ein paar Tage nach Bordeaux reisten...


WIE KANN MAN EINEN PÉTRUS 1961 BLIND ERRATEN?

Der Kult ist ungebrochen – jeder will Pétrus! Wenige bekommen ihn. Und auch darunter nur jene, die ihn sich (noch) leisten können. Auch wenn man ihn dann doch nicht so richtig versteht, wenn er sich im Glas befindet. Weil aber die Produktion nur etwa 25'000 Flaschen pro Jahr beträgt, ist und bleibt der Wein rar und kann als Stargast auf jeder Weinauktion bezeichnet werden. Vor allem im Fernen Osten ist der Fanclub immer grösser geworden, obwohl doch sehr viele dieser Weinfreaks das «r» nicht richtig akzentuieren können, wenn eine Flasche geordert werden soll.

Als guter Freund des Besitzers stehen mir die Türen offen und so habe ich während Fassweinproben auf Pétrus schon viele Lästerer andächtig schlürfen sehen. Er ist nicht immer der beste Pomerol, das kann er gar nicht sein. Um aber stets bei der Spitze mitzumischen, bringt Christian Moueix viele Opfer und deklassiert oft einen ansehnlichen Teil der Ernte; zuerst als grüne Ernte im Rebberg und dann noch einmal im Keller als lose Fassware. Einen Zweitwein gibt es nicht, weil auch hier, unabhängig von seiner effektiven Qualität, sofort Spekulationen betrieben würden. In der Regel ist der Wein der 11.5 ha grossen Domaine ein 100 %iger Merlot. Nur in ganz grossen Cabernet Franc-Jahren wird ein kleiner Anteil mit dem Merlot verschnitten. Mehr als 500 Mal durfte ich schon an einem Glas Pétrus nippen und bei sehr vielen Schlucken wurde mir bewusst, dass ich dabei wahrhaftig auf der Sonnenseite des Lebens stehe!

Eines meiner eindrücklichsten Pétrus-Erlebnisse war, als Papa Moueix, der legendäre Kunstsammler Jean-Pierre Moueix noch lebte. Im Jahr 1990 besuchte ich mit Ueli Prager – praktisch als Stabsübergabe – die ehrwürdige Familie und am Mittagstisch wurde aus einer Marie-Jeanne-Flasche (2,5 Liter) ein nicht genannter Wein eingeschenkt. Ich machte mir sofort andächtig Notizen und schrieb als Vermutung über diese Notizen «1961 Château Pétrus!». Offensichtlich beobachtete mich der Mövenpickgründer aus seinem Blickwinkel und als die Diskussion über den besagten Wein begann, bemerkte Ueli Prager, dass «Herr Gabriel» bereits aufgeschrieben habe, was es sein könnte.

Die Augen aller Tischgenossen lagen plötzlich auf mir und ich wurde gebeten den Wein zu kommentieren. Es fiel mir leicht, denn der Tropfen war genial! Und ich endete damit, dass es der Pétrus 1961 sein könnte.

Papa Moueix war begeistert ob meiner Degustationskünsten und fragte ganz entzückt: «Wie kann man nur einen derartig raren, reifen Wein so einfach herausfinden?»

Ich blieb die Antwort schuldig. Hochmut kommt vor schliesslich vor dem Fall. Den geneigten Buchlesern verrate ich an dieser Stelle aber trotzdem mein Geheimnis: Eine Woche zuvor trank ich denselben Wein schon mal an einer Raritätenprobe in Deutschland. So einfach ist das Leben!

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ALKOHOL-SELBSTTEST

Bekannte von mir wissen, dass ich nie mit dem Auto zu einem Wein-Event fahre, wenn ich am Abend wieder zurück sein will.


Das kostet mich zwar einen Haufen Zeit, teuere Taxi's und nicht immer optimale Bus- und Bahnverbindungen. Aber ich gehe kein Risiko ein. Nicht wegen dem Führerausweis, sondern aus Vernunft. Oder aber auch wegen androhender Genussverminderung. 

Heute habe ich seit langem wieder einmal einen ersten, bewussten Alkohol-Selbsttest absolviert. Auf dem Teller (gute Portion); Nüdeli und hausgemachter Rindsbraten.

Im Glas, für eine Stunde lang, ein halbes Fläschchen Figeac 1986. Der war etwas moosig, aber von der Kräutern her, fast mit einem verweichten Heitz Martha's zu vergleichen. Nach einer Stunde mass ich mit dem geeichten Lion Alcometer (dies ist ein offizielles Polizei-Messgerät). Resultat: 0.27 Promille.  

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Neu auf www.bxtotal.com: 2000 bis 2010 Château Phélan-Ségur auf dem Weingut verkostet. Den 2004er sollte man kaufen...  

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SUPER-TRIO: 1971 Petit-Village, Cheval Blanc & Pétrus

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50 Jahrgänge Lafite-Rotschild öffnete Sommelier Patrick Bopp im Walserhof und Alpina Klosters.

Wie der 1887er schmeckte - siehe unten.

Wie die restlichen 49 Jahrgänge schmeckten:
www.bxtotal.com

1887 Lafite-Rothschild: Sehr dunkle Farbe, darin logischerweise viele Brauntöne. Die Nase beginnt mit einem grossartigen Modena-Aceto, dann Nussschalen die anfangen anzutrocknen, duftet irgendwie auch nach salziger Soyasauce, zusätzlich erscheint eine Spur Fernet Branca im Bouquet und es sind auch Rauchkomponenten da. Im Gaumen wunderschön ausgelegt, eine harmonische Süsse zeigend bei gebündeltem Körper, Nusslikör und viel pflaumige Aromatik im extrem langen Finale. Grossartiges Altweinerlebnis. 19/20 vorbei

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DREI MAGNUMS 1999: ENTTAÜSCHEND, WUNDERSCHÖN UND ZU JUNG

Heterogene Weinjahre bringen auch heterogene Qualitätssituationen mit sich. Vom fer Klasse her könnte man die drei nachfolgenden Weingüter auf die gleiche Reihe stellen. Aber beim Jahrgang 1999 ergibt sich – zumindest momentan – eine recht konfuse Situation.

Lucien Schmidlin nahm drei Magnum mit zu Mario nach Ste. Maxime ins Restaurant Hermitage. Der Palmer 1999 wollte einfach nicht leer werden. Viel Säure, unreife Beeren und nicht ganz dazu passende Röstaromen ergaben eine harte Wertung von 16/20.

Dafür bot der 1999 Léoville Las-Cases sofortigen Instantgenuss. Typische Las-Cases-Süsse die fast an einen Ribera del Duero erinnert, Caramel, Butter und Milchschokotöne. So saftig, dass man ihn praktisch nicht Schlucken muss – er gleitet von selbst hinunter. Ein Spass ohne Ende bei 18/20.

Den La Mission Haut-Brion hätten wir mehrere Stunden dekantieren sollen. So blieb ein ziemlich grosser Teil dieses gebündelten, nussig-würzigen Weines verborgen. Meist ist Mission ja tendenziell männlich, beim 99er setzt er auf füllige Eleganz und die Gerbsäuren sind bereits integriert. Dekantieren oder warten bei 18/20   

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BORDEAUX TOTAL IST AUCH TESSIN TOTAL

2003, 2005, 2007, 2009. Irgendwie bescheren die Wetterkonditionen den Tessiner Winzern in der letzten Zeit alle zwei Jahre die Möglichkeit einen ganz grossen Jahrgang. Doch wie gross ist dieser neue, jetzt zu vermarktende Jahrgang 2009 wirklich? In der Regel heisst es ja so schön italienisch: «Pocco – ma bene!». Diese Aussage trifft zum Teil auch heuer zu. Ein paar dieser Schlagwörter kann man nämlich wiederum benützen. Nicht alle, für den Jahrgang 2009 heisst das Motto: «Molto et bene!».

Auf der Webseite www.bxtotal.com habe ich einen 15seitigen Bericht über die Tessiner Merlots aufgeschaltet. Dabei habe ich drei Tage in der italienischen Sonnenstube der Schweiz verbracht und mehr als 100 Weine des tollen Jahrganges 2009 unter die Lupe genommen. Es gibt 6 Weine mit 19-Punkten und viele Neu-Entdeckungen. Weiter habe ich die wichtigsten 2003er nicht nur neu verkostet, sondern auch mit viel Freude getrunken.  

CADENAZZI: MERLOT-TRADITON FÜR 15 FRANKEN

Barrique oder nicht? Dies scheint beim Tessiner Merlot fast eine Frage der sozialen Schicht zu sein. Kaum ist ein Merlot etwas anspruchsvoller, so entscheidet sich ein Winzer sehr schnell dazu, diesen ins Barrique zu legen. Das kostet ihn dann – von der Produktion her – etwas mehr, aber es macht sich, weil höherer Verkaufspreis, sehr schnell bezahlt. Weil immer mehr Winzer dieser Verlockung nicht widerstehen können, verschwinden mehr und mehr die traditionellen Merlots. Und was noch übrigbleibt entwickelt sich immer mehr zu einem veritablen, banalen Deklassement zweiter Wahl für den «Rest vom Schützenfest». Auf der Suche nach einem wirklich guten noch traditionellen Merlot, der – trotz qualitätsgesicherter Vinifikation – an die gute alte Zeit erinnert, bin ich auf den Cadenazzi von Davide Cadenazzi gestossen. Ein echt authentischer Weinwert für 15 Franken, den es im halben Liter auch für 10 Franken bei www.cadenazzi.ch gibt.

2009 Cadenazzi Davide Cadenazzi, Corteglia: Mitteldunkles Granat. Würziges Bouquet, etwas Efeu, gewisse Erdnoten, getrocknete Zwetschgenschale, Baumrinde, sehr aromatisch. Fleischiger Gaumen, leicht herbe Tannine, zeigt Charakter. Etwas Coppa, ein Risotto oder ein Brasato mit Polenta und man fühlt sich um Jahrzehnte zurückversetzt in der guten alten Zeit im Tessin mitten in einem gemütlichen Grotto. 17/20 trinken – 2016

In eigener Sache: Ja welche 2009er Tessiner man jetzt kaufen soll und ob der Balin wieder einer der besten sei und wie lange man diese Tessiner Merlots überhaupt lagern kann werden sich einige Leser fragen.

Und nicht wenige werden mir ein Mail mit solchen oder ähnlichen Fragen stellen. 
Durch die vielen Gratisleistungen im Internet sind journalistische Leistungen billig bis gratis geworden und ich habe viele Jahre lang solche Informationen kostenlos publiziert.

Ich habe mich entschieden die Abonnenten von bxtotal.com und die Leser der WeinWissers in der ersten Reihe sitzen zu lassen.
Der Tessinerbericht kostete mich insgesamt 5 volle Arbeitstage, zwei Hotelübernachtungen, ein paar Gastrorechnungen, eine Tankfüllung Diesel und zwei Grappas. Und auch der Grappa ist heutzutage nicht gratis...

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BORDEAUX STATT TESSINER MERLOT

Wer das Tessin liebt aber dort lieber Bordeaux trinken möchte, der macht einen Abstecher ins Hotel Al Porto zu Frank Wolf nach Ascona.

Auf der Webseite kann man auch nach der aktuellen Weinkarte fahnden. Wie neun verschiedene Bordeaux' des Jahrganges 1994 schmecken, welche man dort noch im Restaurant bestellen kann erfahren Sie hier

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MASSETO UND RAVIOLI

Als ehemaliger Koch und Harmoniegeniesser bin ich immer wieder auf der Suche nach Dingen, die besonders gut zusammen passen.

Mit den Clochen verbindet mit eine Hassliebe. Clochen? Das sind jene glänzenden Chromstahl- oder Silberkupeln, die jeweils in Gourmetrestaurants über die Teller gestülpt werden und dem meist zierlichen Servicepersonal mit der Zeit zu Body-Building-artigen Muskeln an den Oberarmen verleihen.

Ich hasse diese Clochen, weil ich mich, kurz bevor ich genüsslich das Gericht essen sollte, wenn ich nach unten blicke, konvex sehe. Will heissen, mein Bauch vergrössert sich optisch auf noch üngebührlichere Weise. Das gibt ein schlechtes Gewissen für den kommenden Gang und wirkt somit in gewisser Weise genusshemmend.
Doch dann kommt sofort die positive Seite. Wird die Cloche angehoben, so duftet meiner Nase versöhnlich-vaporisierend die Gesamtaromatik des zubereiteten Gerichtes entgegen. 

In diesem Falle waren es Ravioli. Eigentlich waren es zwei. Aber weil ich nicht richtig weiss, ob die Mehrzahl Raviolis oder Raviolo ist, schreibe ich halt einfach Ravioli. Aber so einfach waren die Ravioli dann doch wieder nicht. Flachliegend dufteten die zwei herrlichen Dinger in der Mitte nach nussartiger Butter, aussen nach rahmigem, einreduziertem Jus und im Innern der dünnen, hyperzarten Ravioli befand sich ein feinfädiges, fast überaromatisches, weich gekochtes Ragout von Ochsenschwanz.  

Der Wein befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits etwa 20 Minuten im Glas. Glücklicherweise, denn er zeigte sich zu Anfang ziemlich reduktiv. Ein paar Minuten, bevor die Ravioli (sagt man jetzt Raviolis oder Raviolo wenn es zwei sind?), öffnete er sich zaghaft und explodierte dann förmlich. Aus der Nasenballung kam Rauch, dunkle Hölzer, Nelken, Pflaumen und dann wurde er immer rotbeeriger, zeigte Erdbeermark und frisch gepflückte Himbeeren, die sich mit Minze und dominikanischen Cigarren vermischten. Im Gaumen herrschte erst die für diesen Wein typische, prägnante Säure, schliesslich seitliche Tannine am Rachenraum und ein Wahnsinnsextrakt von Frucht und Fleisch auf der Zunge zeigend. Ein legendärer, Weltklassemerlot und der vielleicht beste Wein von der Tenuta dell'Orneillaia der je in die Flaschen gefüllt wurde: 2001 Masseto, 20/20.

Getrunken und gegessen im empfehlenswerten Restaurant Sternen in Walchwil

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CHEVAL BLANC 1947

Was tun, wenn man sich keinen Cheval-Blanc zum Abendessen leisten kann? Richtig, man trinkt ihn einfach an einem Mittag! Doch für jede Vision braucht es auch eine konkrete Idee...

Meine Jasskollegen Thomas und Jörg sprachen immer wieder davon einmal einen ganz grossen Wein miteinander zu geniessen. Beispielsweise einen Cheval 1947. Ich hatte da noch eine zuverlässige, belgische Vanderumeulen-Abfüllung im Keller und bot diese zu einem Freundschaftspreis für diese hervorragende Idee an mit der Bedingung, dass ich mittrinken durfte. Gesagt - getan. An diesem harmlosen Dienstag war es soweit. Manchmal sagt ein Bild mehr, als tausend Worte!

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KEIN GUTER MONTAG

Am Abend waren wir eingeladen. Es gab wunderschöne Bordeauxweine. Und trotzdem war es kein guter Montag. Beginnen wir beim Montagmorgen…

Ich hab da so einen Chrysler Voyager. Hat man den Autoschlüssel in der Hand, so kann man beispielsweise rechts zwei Mal drauf drücken und schon öffnet sich – wie von Geisterhand – die rechte Hintertüre. Und da kann man beispielsweise ein paar Taschen auf den Sitz und in den Beinraum davor stellen. Oder man kann zwei Mal auf den linken Teil des Schlüssels drücken und schon… Sie werden es vermuten, öffnet sich die linke Hintertüre und man kann beispielsweise ein paar Kleider mitsamt Bügel beim Handknopf aufhängen.

Oder – man kann zwei Mal auf den hinteren Knopf am Schlüssel drücken und… majestätisch hebt sich die Hintertüre und gibt den grossen Stauraum frei, um beispielsweise ein paar Wäschekörbe mit diversen Utensilien wie Schuhe, Handtaschen und weiteren Kleider bequem dort einräumen.

Habe ich alles gemacht, an diesem Montagmorgen. Und zwar auf dem Parkplatz vor dem Haus bei der Schwiegermutter am Vully, respektive am Murtensee. Dies, weil wir dort das Wochenende verbrachten. Wir verabschiedeten uns und ich steckte den Autoschlüssel ins Zündschloss. Nichts tat sich. Auf dem Display erschien eine noch nie gesehene, digitale Anzeige: «Falscher Schlüssel!»

Wie kann ein Schlüssel falsch sein, wenn man mit demselben ins Wochenende fuhr und x-Mal zwei Mal drückte um, wie von Zauberhand, diverse Türen elektronisch zu öffnen. 

Zweiter Versuch. Wieder nichts, einzige Reaktion auf dem Display: «Falscher Schlüssel!»

Mit dem Handy rief ich meine Autogarage an bei der ich das Auto damals kaufte. Die Telefonistin entpuppte sich als extrem fachkompetent und fragte allerhand, bis Sie dann doch – nach etwa vier Minuten bereits – einsah, dass sie mich weiter verbinden musste, weil… überfordert. 

Somit erklärte ich dem Techniker auf der anderen Seite nochmals einfühlsam, was mir bis jetzt passiert sei. Er hörte aufmerksam zu und hatte etwa acht klar ausgerichtete Fragen zu meinem speziellen Problem. Nach bereits fünf Minuten meinte er, dass er nur der Mann vom Ersatzteillager sei und es vielleicht intelligenter sei, wenn er mich in die Autowerkstatt zu einem Mechaniker verbinden würde.        

In Gedanken wechselte ich meinen Namen auf Cäsar Kaiser. Das war der bekannte Schweizer Kabarettist der in einer irren Lachnummer auf dem Telefonamt x-Mal weiter verbunden wurde, bis er schlussendlich durchdrehte. 

Doch soweit war es bei mir noch nicht, denn der Mechaniker, der sich jetzt am anderen Ende meiner Telefonfunkleitung meldete, hatte extrem schnell eine Lösung parat: «Sie können das Auto mit einem Transporter abholen lassen. Oder Sie können es mit dem Ersatzschlüssel versuchen. Das könnte gehen!»

Mir schien der Ersatzschlüssel die einfachere Lösung und so wählte ich diese Variante. Es gab da nur ein klitzekleines Problem. Der Ersatzschlüssel war zu Hause und wir waren am Murtensee. Distanz: 138 Kilometer.

So fragte ich meine Schwiegermutter, ob ich ihren Opel Meriva haben dürfte und ich mit Karin (meiner Frau) damit den Ersatzschlüssel zu Hause holen dürfte. Sie sagte: «Ja!».

Es gibt Momente, an denen Man(n) seine Schwiegermutter noch etwas mehr liebt als sonst. Und dies war jetzt definitiv ein solcher Moment. 

Wir packten Alles um. Taschen, Kleider, Wäschekörbe u.v.a.m. Ich wundere mich immer, dass ein Wochenende so wenig Tage hat – aber so viele Dinge benötigt, die man dafür mitschleppen muss. Aber da bin ich wohl der einzige Mann auf der Welt der so denkt! 

Mein Frau fuhr souverän von Bellerive nach Murten, dann nach Bern, dann nach Egerkingen, dann nach Sursee und schliesslich zu unserem Haus im Bäch bei Gunzwil. 138 Kilometer.

Dort grapschte ich den Zweitschlüssel und fuhr den gleichen Weg halbfroh gelaunt wieder zurück. Also fast den gleichen…
Die ganz genau gleiche Strecke fahre ich – wenn es nicht sein muss – nie zwei Mal. Und so wählte ich als letztes Stück, anstatt in Murten abzufahren, den Autobahntunnel bis Avenches. Mitten im Tunnel erschrak ich. Blitz! Aber kein Donner. Also musste es kein Gewitter gewesen sein, sondern ein Radar. Und ich im Auto meiner Schwiegermutter! Ich sagte kein Wörtchen von dieser aufhellenden Tunnel-Illumination, als ich ihr den Autoschlüssel zurück gab. Ich bedankte mich überschwänglich bei Ihr für den tollen Service und murmelte noch etwas wie pfiffiges Auto und so. Trotzdem werde ich mir wohl nie einen Meriva kaufen. Dann wechsle ich lieber, ganz am Schluss meines Lebens, vom Chrylser direkt auf den Rolator.   

Apropos Chrylser. Ich stieg ins Auto, steckte den Schlüssel ins Zündschloss, drehte nach rechts und… er sprang problemlos an. Sofort machte ich mich auf den Weg. Weil ich nicht zwei Mal den gleichen Weg fahre, wenn ich nicht muss, glitt ich mit dem Voyager den sanften Hügeln dem Vully entlang Richtung Murten. Irgendwo beim Cityring in Bern (60er Beschränkung wegen Baustelle) hatte ich das Gefühl, dass es mich wieder geblitzt hatte. Aber das könnte auch ein Sonnenreflex in einem Autorückspiegel gewesen sein. Hoffe ich jedenfalls! Ich rief meine Karin an und berichtete ihr voller Freude, dass das mit dem Zweitschlüssel problemlos geklappt hatte und dass ich bereits in etwa einer Stunde wieder zu Hause sein würde. 

«Zu spät,» meinte sie lakonisch. Der Zahnarzt hätte angerufen und gefragt, ob ich den Termin vergessen hätte. Nein – hatte ich nicht! Jedenfalls am Morgen noch nicht. Ich hatte ihn im Kopf bis um 10.16 Uhr. Bis zu der Situation: «Falscher Schlüssel!»

Dann fuhr ich schnurstracks zur Autogarage. Der nette Herr am Empfang kratzte sich längere Zeit am Kopf und wählte dann Worte oder Begriffe wie: «Seltsam, komisch, noch nie dagewesen und Auto da lassen.» Ich fuhr noch schnell nach Hause. Da war ich dann insgesamt 414 Kilometer unterwegs gewesen, an diesem sagenhaften Montag.

Nach einer Tasse Kaffe fuhr ich mit dem Chrylser mit dem Ersatzschlüssel zur Garage zurück. Meine Frau begleitete mich mit ihrem Auto. Ich übergab den mit einem gewaltigen Schlüsselproblem belasteten Chrylser zu treuen Händen den Fachmännern. Und dann chauffierte mich meine Frau zur Abendeinladung mit den schönen Bordeauxweinen.  

Doch diese schafften es dann doch nicht ganz, meine partielle Montagsdepression ganz zu heilen. Zu guter Letzt verlor ich denn auch noch 12 Franken beim Kartenspielen. Also war das definitiv kein guter Montag!

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MALLORCA’S BEST VALUE KOMMT VON BINIGUAL

Auf den allerbesten Mallorca-Wert während meinem kurzen Inseltripp bin ich auf der Bodega Binigual gestossen. Während bei Anima Negra und Gelabert der heimische Caillet eine wichtige Rolle spielt ist es bei Binigual die andere, wichtige autochtone Mallorcarebsorte; der Manto Negro. 

Das Weingut ist noch – wie die Reben relativ jung. Dort herrscht ein sehr ausgeklügeltes, selbstsicheres Qualtitätsmanagement und die paar Fassproben der neuesten Jahrgänge die uns gereicht wurden weisen auf eine sehr rosige Zukunft hin. Wer Binigual kauft, erlebt mit dem Veran den momentan absolut grössten Mallorca-Weinwert! Für weniger als 30 Franken bekommt man da einen Rotwein, der mehr als 50 Franken wert ist!                   Mallorca-Impressionen

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VINUM CHEF-REDAKTORIN ERMORDET

Das Telefon klingelte. Eine Dame vom Radio 1 war am Telefon. Sie würde gerne ein kurzes Interview mit mir machen wegen Barbara Dittus-Meier.

Lieber nicht, dachte ich mir. Ich will nicht meine jahrlange Fehde mit ihr, respektive mit dem Vinum, wegen zu tiefer Bewertungspunkte für Spitzenweine über den Äther austragen...

«Es sind nur ein paar Fragen um zu wissen, was Sie von ihr hielten!» Was hielten? Halten! «Nein hielten, wussten Sie denn nicht Herr Gabriel, Barbara Dittus-Meier wurde gestern von Ihrem Ex-Freund erschossen!» 

Da musste ich erst Mal leer schlucken. Barbara, war eine der einflussreichsten Weinfrauen in der Schweiz. Eine fleissige, eine kompetente und eine unterhaltsame Journalistin. Man las sie gerne. Wir waren uns zwar nicht einig über die zu tiefen Bewertungspunkte, aber das war auch irgendwie vom VINUM-Präsidium - aus welchen Gründen auch immer - irgendwie aufoktruiert.

Sie war eine sehr gute Zuhörerin und hatte dabei auch immer eine eigene Meinung. Vor etwa zwei Jahren schrieb Sie ein Vorwort über die Demut und die Liebe zum Wein. Dieses Vorwort hatte mich damals emotionell ziemlich berührt.

Noch mehr berührt mich jetzt ihr brutaler Tod. Punkte hin oder her... 

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DIE BESTE WEINKARTE DER SCHWEIZ

15 Jahre lang analysierte und bewertete ich Weinkarten aus ganz Europa für den WeinWisser. Dabei studierte hunderte von Weinangeboten. 

Doch in letzter Zeit wurde es immer schwieriger. Die Weine immer teurer, das Angebot immer in Richtung main-stream. Nur noch ganz wenige Gastronomen leisten sich einen wirklich bemerkenswerten Weinkeller. Und hat es dann und wann ein richtig gutes Angebot, so träumt man nur von den guten, weil zu teuen kalkulierten Tropfen und sucht dann halb verärgert nach Kalkulationsfehlern oder Alternativen...

Nun bin ich auf ein unglaubliches, ausuferndes Weinangebot im Baselbiet gestossen, dass jeden Umweg wert ist. Es ist keine Weinkarte, sondern ein zu bewanderndes, berauschendes Angebot in 7 verschiedenen Weinkellern!
Wer grosse Weine liebt, wer sich wirklich ab und zu etwas besonders Gutes leistet, der muss einfach dort hin. Nicht einmal, sondern immer wieder...  

Mehr als 10'000 Flaschen mit fast 3000 Positionen. Und alles extrem fair berechnet. Wo? Hier!
   

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DIE REGEL BESTÄTIGT DIE AUSNAHME

Hätte ich im Google gesurft und diese Lobeshymnen gesehen, dann hätte ich den Wein erst recht bestellt. So mussten wir uns halt auf den gesunden Menschenverstand verlassen…

Nach einem Winzerbesuch am Bielersee fuhren wir – aufgrund einer Empfehlung – in eine urchige Bergwirtschaft und bestellten Hamme (Beinschinken) und Röschti (Schweizer Kartoffelgericht). Wir wollten dem zuvor verkosteten Pinot Noir treu bleiben und blätterten mit diesem Vorsatz in der kleinen, aber doch gut bestückten Weinkarte.  

«Was meinst Du zu einem Burgunder vom Jahrgang 1995?» fragte mich mein Freund. «Das wäre ein sehr guter Jahrgang!», bemerkte ich. «Es wäre ein Vosne Romanée les Malconsorts!» fuhr mein Freund weiter. Da ich früher oft im Burgund war, wusste ich, dass diese Lage südlich an die noch wesentlich berühmtere Monopollage von Romanée Conti, dem La Tâche angrenzte. Früher trank ich ein paar Mal Weine von verschiedenen Produzenten aus der Lage Les Malconsorts und hatte dabei angenehme Erinnerungen; Missery, Domaine du Clos Frantin und Henry Lamarache.

Als ich die die Weinkarte dann in den Händen hielt, schaute ich nach dem Produzenten. Es handelte sich um Silvain Cathiard. Von diesem Winzer trank ich bisher noch nie einen Wein. Aber grad kürzlich flatterte mir ein Mail von einem Broker zu mit neueren Jahrgängen und ich staunte über die teuren Preise. Also musste das doch eher einer von der oberen Côte-d’Or-Liga sein…

Ich kombinierte:

1. Guter Jahrgang
2. Prestigeträchtige Appellation
3. Bekannte Lage
4. Premier Cru
5. Versprechender Produzent
6. Günstiger Preis

Es gab also sechs gute Gründe, diesen Wein an diesem Mittag zu bestellen. Gewiss, oft ziehe ich mich meine Entscheidung im letzten Moment zurück, denn zu oft wurde ich trotz hoffnungsvollen Aussichten von einem Burgunder masslos enttäuscht. Doch aufgrund der Evaluation sprach eigentlich nichts mehr dagegen diesen 1995 Vosne Romanée les Malconsorts von der Domaine Sylvain Cathiard zu 80 Franken in dem besagten Restaurant zu bestellen.

Der Wein wurde vom Kellner eingeschenkt. Ziemlich hell, mehr orange als rot. Die Nase; ja wo war denn die Nase. Meine war oben, aber unten war keine. Nur etwas vertrockneter Humus, reife Hagebutten (die riechen auch nach fast nichts). Und getrocknete Tomaten, aber nicht im Aromen portierenden Öl, sondern jene die furztrocken aus dem Karton stammen. Ach ja und auch etwas Karton.

«Der Wein braucht wohl Luft um seine inneren Geheimnisse frei zu geben», sagte ich etwas enttäuscht zu mir selbst und ass zuerst den Salat. Nach einem Stück Zopf und rund einer Viertelstunde später nahm ich einen zweiten Anlauf. Das Bouquet hatte zugelegt. Um etwa 10 Prozent. Insgesamt ein homogenes, diskretes Nichts von zu wenig Duft, Pinot Noir, Burgund und möglicher Terroirexpression.

Das kannte ich aber schon von anderen Gelegenheiten. Es gibt nämlich Weine, die enttäuschen in der Nase und überschlagen sich dann förmlich im Gaumen. Ich hoffte inbrünstig, dass dieser Les Malsconsorts genau so einer war. Hoffnungsvoll führte ich einen relativ grossen Schluck über die Zunge um ja nichts zu verpassen. Im Gaumen war der Wein relativ gut balanciert – auf tiefem Niveau! Wenig Säure, wenig Körper, wenig Tannine, wenig Aroma. Alles sehr anonym. Alles sehr bescheiden. Alles sehr enttäuschend.      

Wieder – einmal mehr – ein an sich, von den Faktoren her, viel versprechender Burgunder, der dann masslos enttäuschte. Burgund ist und bleibt halt Kräfte- und Budget- verschleissender Masochismus. Die Chancen, dass man einen guten erwischt sind 1 zu 100. Die Chancen, dass man einen sehr guten erwischt, sind 1 zu 500 und die Chancen, dass man einen wirklich grossen erwischt, sind etwa 1 zu 1000.

Der verstorbene Riesling-Doyen Egon Müller vom Scharzhofberg an der Saar meinte einmal: «Einen guten Bordeaux ziehe ich jederzeit einem guten Burgunder vor. Aber ich mag viel lieber einen sehr guten Burgunder wie einen sehr guten Bordeaux!»

Auch ich bin ein bekennender Pinot-Noir-Fan und meine legendärsten Begegnungen mit dieser Rebsorte habe ich immer im Burgund angetroffen. Und deshalb werde ich, trotz dieser neuerlichen Enttäuschung, wohl immer wieder reifere Burgunder bestellen und jüngere Burgunder für meinen Privatkeller kaufen. Man(n) muss lieben, bis es weh tut!

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Junger Winzer - altes Weingut

Fabian Teutsch etabliert sich im bernischen 
Schafis mit wunderschönen Bielerseeweinen




CHÂTEAU TEUTSCH AM BIELERSEE

Zugegeben der Titel ist vielleicht etwas irreführend. Denn ein Château Teutsch gibt es nicht am Bielersee. Aber es existiert ein WeingutSchlössli im bernischen Schafis und der Besitzer heisst Fabian Teutsch.

Als plötzlich eine Bestellung für Gabriel-Gläser von einem Bielerseewinzer bei mir eintraf wurde ich stutzig. Er hätte die Gläser bei Yves Beck an einer Degustation kennen gelernt und er möchte diese bei sich beim Treberwurstessen einsetzen. 

Beim Begriff «Treberwurst» läuteten bei mir sämtliche Kalorienglocken. Ich suche mir jedes Jahr irgendwo, wenn es die Termine erlauben, mindestens eine Treberwurstgelegenheit. Auf dem Internet fand ich dann einen Termin beim besagten WeingutSchlössli und trug gleich für die ganze Familie eine Reservation ein. 

Es war ein herrlicher Abend, mit den besten Treberwürsten der Welt. So hatte ich jedenfalls das Gefühl, denn bei Fabian Teutsch gibt es noch die einzige Brennerei die gleichzeitig auch beim Winzer ist. Und so gelangen dort die dampfenden Würste direkt vom Treber auf den Teller.

Und auch die Weine schmeckten mir an diesem Abend besonders gut und ich fixierte gleich einen Termin in den Sommerferien, um mir diese Bielerseetropfen etwas genauer anzuschauen. 

Am geplanten Mittwochmittag rief mich Fabian an, ob wir unterwegs seien oder ob wir den Termin vergessen hätten. Ich gab zu, dass es die zweite Variante war. Wie hatte doch Kuoni doch einst mit dem Slogan «Ferien in denen sie alles vergessen» geworben… 

So trafen wir uns am dann halt Donnerstag. Wir begannen mit dem normalen 2010er Chasselas. Teutsch schreibt dort Gutedel auf das Etikett. Schliesslich produziert er in der deutschen Schweiz. Der Wein war leicht, bekömmlich, zeigte feine Harznuancen und wies eine feine Apfelnote von einer Partie auf, die den biologischen Säureabbau nicht durchlief. Also ein Kompromiss an die alte und neue Zeit. Ein sehr guter Chasselas. Als wir dann später in einer gemütlichen Beiz bei Beinschinken und Rösti sassen, tranken wir den Wein wieder. Dort mundete er mir noch mehr. Also da war er mal wieder, der wichtige Unterschied zwischen degustieren und konsumieren. 16/20 trinken

Vom gleichen Gutedel gibt es auch noch eine 2010 Limited Edition Fass 3. Dieser ist ganz ohne Säureabbau und wirkt durch seine duftige Art mit feinen Hefetönen und viel gelben Früchten schon ziemlich anspruchsvoll. Ketzer würden die mangelnde Typizität kritisieren. Ich bewerte ihn aber schon als eher anspruchsvollen, ziemlich grossen Bielerseewein. Mit einem bescheidenen Verkaufspreis von Fr. 13.50 pro Flasche definitiv einen Abstecher nach Schafis wert. 17/20

Der Chardonnay war noch vom Jahrgang 2009, weil dezent im Barrique ausgebaut, sehr elegant mit fein stützender Säure, im Prinzip ein Chablis-Typ. 17/20 

Genial der 2010er Sauvignon Blanc! Leicht milchig zu Beginn (das kam von Allier-Barriques), dann viel Pink Grapefruit, Brennesseln und Passionsfruchtanklänge die Balance stammt von etwas Restzucker und zart pfeffriger Säure. Gehört sicherlich zu den besten Sauvignon Blanc’s der Schweiz! Mit Fr. 17.50 sehr günstig – aber rar. Es gibt Zuteilungen, aber die Chance, dass man ein, zwei Flaschen bekommen könnte, sind momentan (Stand Ende Juli) noch intakt. Gruss von Gabriel sagen! 18/20 

Wunderschön der normale Pinot Noir 2010. Sauber, floral, himbeerig und völlig geradlinig vinifiziert, ein baldiger, tanzender Pinot-Spass.

Im Anschluss verkosteten wir noch ein par Pinot Noir Reserve. Dieser ist logischerweise eine Selektion und wird im Barrique vernünftig ausgebaut. Diese  widerspiegelten deutlich die Jahrgangsschwankungen der Region. Der 2006er zeigte sich reif in der Nase und liess aber noch etwas vordergründige, leicht mehlige Tannine auf der Zunge spüren (16/20). Der 2007er war ein burgundischer Pinottraum schlechthin, so einer Art Cambolle-light (18/20). Etwas kühl und reserviert dann wieder der 2008er (16/20). Und vielversprechend der noch nicht ganz ausgerichtete (die Flaschenreife wird’s dann richten…) 2009er mit feinen Sehnen, stützender Säure und guten Muskeln. Er kann der mögliche Nachfolger des ausverkauften 2007ers werden.

Fabian Teutsch hat sich zwar mit der Übernahme des elterlichen Betriebes von aussen hin etwas ins gemachte Nest gesetzt. Aber eine Tradition die weiterleben soll, besteht schlussendlich nicht darin die Asche aufzubewahren, sondern indem man das Feuer weiter gibt.       

Wer ehrliche, sauber vinifizierte Schweizerweine sucht, die sich ein kleines Bisschen von den Nachbarnwinzern in der Region abheben und wer einen jungen, erfolgreichen Winzer auf seiner Evolutionstour begleiten will, der kauft bei Fabian Teutsch tolle Weine. Solche die mehr wert sind, als man in dieser Region in der Regel von den Kunden verlangt. 

Und vielleicht haben Sie ja Lust, diese Tropfen gleich in Kombination mit einer deftigen Treberwurst zu erleben. Dann reservieren Sie sich ab dem 1. September (das Internetreservationsrennen ist ab diesem Tag online!!!) dort gleich einen Tisch auf www.weingutschloessli.ch.

Wer weiss, vielleicht hockt ja der Gabriel dann am Nebentisch…  

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1924 bis 2007:
35 Jahrgänge Château Montrose
neu verkostet und neu bewertet.

Jetzt auf www.bxtotal.com

Beim Cos d’Estournel weiss man bereits vorher, was man trinkt. Beim Montrose weiss man erst nachher was man getrunken haben könnte. Während Cos der spontane, offene, verschwenderische Wein ist, zeigt sich Montrose verschlossen, barock und reserviert. Meist weiss man beim Montrose erst beim zweiten Anlauf, was man von ihm erwarten kann. Oft aber auch erst nach ein paar Stunden Dekantierens. In der Regel nach sehr langer Flaschenreife. Kleine Jahrgänge brauchen 10 Jahre. Mittlere 20 Jahre. Grosse noch länger…

Wie schmeckte der älteste Montrose - der 1924er? 

Erstaunlich dunkle, noch intakte Farbe. Geniales Bouquet, Torf, getrocknetes Rosenholz, Süssholz, ein Hauch Geraniol. Im Gaumen ist der Eindruck noch besser, viel Fleisch, feine Textur mit kapseligen Konturen, Ratafia, Fernet-Branca-Finale. Wunderschön erhalten. 17/20 austrinken

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Sommerplausch:
Anstatt ein Salätli mit einem Pouletbrüstli:
Käsefondue!

FLAMES OF DESIRE: GIGA-GAMARET AUS DEM WALLIS

Wie soll ich erklären, dass es sich beim folgenden Gamaret um einen ziemlich grossen Wein handeln könnte? Die Rebsortenkreuzung hat ja eher eine sehr bescheidene Grundlage. Gamay (Basis für alle roten Beaujolais) und Reichensteiner. Letzterer ist wiederum eine wenig versprechende Kreuzung von zwei weissen (!) Tafeltrauben.

Ab und zu habe ich schon Mal einen Gamaret getrunken. Nicht zuletzt auch deshalb, weil in meinem Rebberg am Vully ein paar Stöcke von dieser Kreuzung gepflanzt sind. Aber dass mir einer begegnet, der in seiner Kategorie so sensationell gut sein könnte, hätte ich mir nicht träumen lassen. Und für dessen Vermittlung spielte einmal mehr der Kollege Zufall eine Rolle. 

Schon lange hatte ich mit meinem langjährigen Patrick einen Sommerfondueplausch in der Agenda eingetragen. Ein bisschen Schwimmen und dann in der Badehose ein paar schöne Weine trinken und dazu ein heisses, legendäres Franz-Fondue essen. Das wäre doch eine wahrhaft sommerliche, antizyklische Amtshandlung gewesen. Es war aber brutal regnerisch an diesem Tag und genau genügend kalt für das Vorhaben, weshalb der Zeitpunkt eigentlich gerade ideal schien.    

Da war noch ein vierter, junger Mann im Bunde und wir tranken die mitgebrachten Weine. Nach ein paar Flaschen kam unweigerlich der Gamaret dran, den ich bisher eher als Joker vorgesehen hatte. 

Dann war ich völlig verblüfft, was ich da im Glas vorfand. Gamaret? Das kann doch kein Gamaret sein! So einen grossen Gamaret hatte ich noch nie in meinem Leben im Glas. Das war fast schon Weltklasse. Respektive genau das, was ich unter einem sehr anspruchsvollen Sommerwein verstehe. Ich mag nämlich auch Teroldego’s. Ich will keine beissenden, zähen Tannine im Sommer, aber ich will viel Geschmack, mit Lust auf ein zweites Glas.   

Ich fragte wo man diesen Wein kaufen könne. «Bei mir», antwortete der vierte Mann, den ich noch vage von einer früheren Mövenpickzeit als Stagier vom Weinkeller Bern her kannte. Er macht diesen Wein nämlich selbst aus einem Rebberg in Fully, also im Wallis, mit etwa 15 bis 20 jährigen Reben, bei extrem niedrigem Ertrag. Er hat sich in den Visperterminen vor kurzem einen alten Rebberg gepachtet, mit verlassenen Terrassenlagen, und hat auch dort Grosses vor.

2009 Flames of desire Gamaret, Fully, Isabelle & Stephan Kellerberger: Sehr dunkel mit violett-blauen Reflexen. Wuchtiges Bouquet mit viel warmen und floralen Tönen, Brombeeren, Lakritze, spontan zugänglich und ausladend. Im Gaumen füllig mit enormem Charme, samtener Fluss, dezent tintige Aromen im Extrakt, langes, weiches Finale mit einem delikaten Black-Currant-Touch.
Der Ausbau; in einem grossen, neuen Vicard Holzfass (!!!) während 20 Monaten (!!!). Doch diese Prozedur verträgt dieser geniale Gamaret locker, bleibt dabei frisch mit verschwenderischer Aromatik. 18/20 trinken – 2014

Die Sache hat zwei Haken! Erstens; gibt es davon lediglich ein paar hundert Flaschen. Zweitens; die Hälfte davon sind schon verkauft.

Dieser suchenswerte Schweizer Rotwein kostet 28 Franken pro Flasche.
Wo man den kriegt weiss nur ich! Und jetzt auch Sie: galinitaverna@yahoo.com also direkt bei Stephan Kellerberger: 079 306 28 25.



Mir scheint, dass man sich den Namen Stephan Kellerberger merken sollte, da passiert noch Einiges in den nächsten Jahren… 


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DIE ERINNERUNG AN EINEN PROBLEM-POMEROL

Als ich als Einkäufer 1990 zu Mövenpick kam, stellte ich fest, dass die Lager hoffnungsvoll überfüllt waren. Von vielen Weinen hatten wir Bestände – im Vergleich zum Absatz – von mehreren Jahren. Zwei Positionen hätten gar für fast 20 Jahre ausgereicht, wenn der Verkauf nicht angekurbelt worden wäre…


Ich degustierte diese zwei Problemweine und war überrascht wie gut sich diese beiden Tropfen zeigten. Aber eben, der Jahrgang 1980 hatte im Markt eigentlich mehr Feinde als Freunde.

An der ersten Sitzung mit den Geschäftsleitern zelebrierte ich zum Nachtessen meinen «Einstand». Ich stellte zwei Weingläser auf den Tisch und liess dann zwei Rotweine verdeckt einschenken und liess die neuen Kollegen raten. Zuvor erklärte ich, dass ich mich auf die künftige Zusammenarbeit sehr freue und dass ich aus diesem Grund zwei ganz spezielle Weine für das Nachtessen ausgesucht hätte. Fast alle waren begeistert und nicht wenige meinten, dass es gut wäre, wenn wir solche Weine künftig im Mövenpick-Sortiment hätten.  

Das Essen kam und viele liessen sich von diesen herrlichen Tropfen nachschenken. Als die Teller abgeräumt waren, lüftete ich das Geheimnis: «Im linken Glas befand sich der Hermitage 1980 von Guigal, im rechten Glas der 1980 Latour à Pomerol». Weiter erklärte ich, dass dies momentan unsere zwei grössten Lagerprobleme wären. Ich brauchte gar keine weiteren Verkaufsargumente zu deklarieren, das Erlebnis reichte vollständig.

Nach ein paar Monaten waren beide Weine von der Lagerliste verschwunden – weil verkauft. Auch ich kaufte mir je ein Dutzend Flaschen. Der Hermitage ist schon lange fort, vom Latour à Pomerol trank ich nun die letzte Flasche... 

1980 Château Latour à Pomerol:
Mittleres Rot, reifer Rand. Gleich zu Beginn herrlich reifen Pomerol zeigend, frische Pflaumen und getrocknete Schalen von roten Pflaumen, Teekrug, erstaunlich würzig, dezenter Polyesterschimmer (das haben viele Weine von diesem Weingut). Im Gaumen erstaunlich füllig, saftig und toll balanciert. Auch heute noch ein wunderschönes, überraschendes Weinerlebnis. 17/20 austrinken

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Erlebnisse und Geschichten vom ersten Halbjahr 2011 finden Sie im Archiv