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WAS SO ALLES WEINIGES IM JAHR 2017 PASSIERTE....

2017 WAS A GOOD YEAR: Bellerive – Home – Zürich – Singapur – Auckland – Welington – Christchurch – Auckland – Home – Wien – Teneriffa – Home – Helsinki – Rovaniemi – Home – Adelboden – Biel-Benken – Zürich – Bellerive – Home – Nyon – Bellerive – Home – Juf – Home – Ormalingen – Wien – Burgenland – Wien – Home – Wien – Wachau – Home – Südtirol – Home – Bad Ragaz – Home –Amsterdam – Bussum – Amsterdam – Home – Bordeaux – Home – Portugal -  Home – Appenzell – Home – Bellerive – Home – Wien – Kasachstan – Home – Ste. Maxime – Alpnach – Vitznau – Home – Bellerive – Home – Ste. Maxime – Home – Wien – Wachau – Wien – Home – Bordeaux – Home – Bellerive – Piemont – Maremma – Tessin – Home – München – Home – Lucens – Bellerive – Home – Teneriffa – Bordeaux – Home – Bordeaux – Home – Bordeaux – Home – Dubai – Home – Rehetobel – Home – Bergamo – Home – Bonn – Home – Bellerive – Teneriffa - Home.

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CHÂTEAU LAFITE-ROTHSCHILD: GASTSPIEL IM OLD SWISS HOUSE

Es führen ja bekanntlich sehr viele Wege nach Rom. Wer nicht nach Rom, sondern eine Reise zum Pauillac-Premier Château-Lafite-Rothschild mit öffentlichen Verkehrsmitteln ins Auge fasst, dem sind ebenfalls viele Möglichkeiten geboten…

Am einfachsten wäre dieses Unterfangen mit dem Zug nach Basel. Mit dem Bus zum Flughafen. Dann mit Easy-Jet nach Bordeaux. Auch via Zürich wäre dies jetzt möglich. Dies SWISS hat wirklich im Sinn, ab sofort täglich ins Bordelais ab Zürich zu fliegen. 

Mit dem Link www.rome2rio.com wäre die beschwerlichste Luzern-Lafite-Reise in offensichtlich 23 Stunden und 7 Minuten zu schaffen.

Die megaeinfachste Lösung: Lafite kommt nach Luzern! Nicht das Château, aber zumindest doch die Flaschen. Das Unterfangen ist ebenso simpel – wie kostspielig. Weinfreunde, welche eine ganz teure oder davon zwei etwas nicht wesentlich günstigere Bouteillen im Keller haben, sind bereit, diese an einer «Lafite-Best-Bottle-Party» zu opfern.

Dabei verliert man logischerweise einen gewissen Inventarwert, gewinnt aber einen Genuss- und Erfahrungswert. Meist weiss man ja eh nicht genau, mit wem man seine allerbesten Bordeaux’ teilen möchte. Die idealste Lösung ist eigentlich immer die gleiche; diese mit anderen Bordeauxfreunden zu teilen.

An der Bestbottleprobe im Old-Swiss-House durften 14 Weinfreunde an umgerechnet 22 Flaschen Lafite-Rothschild nippen. Umgerechnet – weil da zwei Magnumflaschen (1995 und 2003) eingereicht wurden. Insgesamt standen 20 Jahrgänge von 1945 bis 2005 auf dem Gabentisch. Da man in Weinkreisen nicht gerne vom Geld spricht, können Sie sich den Marktwert dieser Vertikale selber ausrechnen.

Der schönste unter den reifen Jahrgängen: 1982 Château Lafite-Rothschild: Recht dunkles Weinrot, relativ wenige Reifetöne. Geniales Bouquet, viel Malz, pflaumige Süsse, schwarzer Szechuanpfeffer, Teer, Kräuter- und Minztöne. Unerhört intensiv im Ansatz. Bereits nasal ein Bordeaux-Gigant. Man kann sich da fast nicht satt riechen. Im Gaumen fest, fleischig, immer noch royal adstringierend, vollkommen komplett und perfekt. Power und Finesse in Einem. Er hat in den letzten Jahren stetig zugelegt und gibt sich heute als einer der grössten und auch feinsten Weine in dieser aufstrebenden Lafite-Epoche. 20/20 trinken

Der Bericht auf sieben weinigen Seiten: www.bxtotal.com

TISCHWEIN ZUM LAFITE-DINER

2009 Clerc-Milon: Extrem dunkel, fast Schwarz. Die Nase voll mit Holunder und Brombeeren, Black Currant und viel Lakritze, Bereits nasal beeindruckend. Im Gaumen fleischig, dicht, die Aromen wiederholen und verdoppeln sich, jetzt kommt noch Cassis dazu. Eine richtige Pauillacbombe! Und er tut dem ausufernden Jahrgang 2009 alle Ehre an. Das ist einer der gigantischen Genuss-Values in dieser Preissparte. Und er kann es so mit ganz teuren Crus aufnehmen. 19/20 beginnen



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WER HATS ERFUNDEN?


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GEMEINSAMKEITEN MIT KARL ODERMATT


Wer so viele Freunde in Basel hat und sogar eine Baslerin als Frau heiratete, der muss ganz einfach ein Bisschen Fan vom FC Basel sein. Zumindest passiv. Oder auf gar keinen Fall kontra. Nicht zuletzt auch deshalb, weil eine der grössten Fussball-Legenden ebenfalls ein Basler ist. Von Karl Odermatt war ich zu meinen jugendlichen Zeiten, als mir der Fussball um Nuancen mehr bedeutete als heute, ein riesengrosser Fan. Umso mehr wunderte es mich, als ich hörte, dass Karli sehr gerne einmal mich kennen lernen würde.

Vor zwei Tagen wurde er just 75 Jahre alt. Darauf wollte ich mit ihm anstossen, denn ich hatte mit ihm schon lange einen Termin ausgemacht. Es war der dritte Termin, denn die anderen zwei gingen irgendwie in die Hosen. Bei einem der bisher verpatzen Treffen war ich nicht ganz unschuldig. Aber jetzt sollte es klappen! Denn - der Termin stand schon fast ein halbes Jahr fest: 19. Dezember 2017, Mittag, Old Swiss House. Bereits letzte Woche hatte ich die zu zelebrierenden Weine in diesem beliebten Luzerner Restaurant deponiert. Auch ein paar weitere, gemeinsame Freunde hatten sich für den Karli-Odermatt-René-Gabriel-Tisch eingeschrieben. Ich konnte es kaum erwarten, denn ich hatte mir als Begrüssungstrunk einen ganz speziellen Wein ausgedacht. Karli ist ja 1942 geboren. Da gibt es nichts mehr Trinkbares. Aber irgendwann konnte ich bei einer Kellerauflösung eine Flasche 1893 Preignac kaufen. Das war das Gründungsjahr vom FC-Basel! «Da wird der Karli Augen machen», dachte ich mir. «So etwas hat er noch nie in seinem Leben erlebt!». Am Morgen kam dann ein SMS von meinem alten Fussballidol. Es wäre da jetzt plötzlich eine dringende VR-Sitzung vom FCB. Da müsse er unbedingt dabei sein. Und er hätte sich so auf den Gabriel gefreut. Und er wünsche mir noch einen schönen Tag. Und er sei ganz eifersüchtig, dass er da nicht dabei sein dürfe…

Somit mussten wir leider ohne den lieben Karli auf das Gründungsjahr vom FCB anstossen. Und auf seinen Geburtstag. Also gibt es zwischen ihm und mir mindestens eine konträre Gemeinsamkeit. Wenn ich an einem Mittagstisch mit Freunden im Old-Swiss-House in Luzern schöne Weine trinken dürfte, dann würde ich auch nicht an eine VR-Sitzung gehen…

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MONTAG-HAUT-BRION-LUNCH

Der Titel sagt eigentlich schon (fast) alles: Es ist Montag. Zum Mittagessen gibt es Château Haut-Brion! Alles klar?

Und wie das Titelfoto aussagt; 10 normale Flaschen und ein kleines Schöppli.

Am Tisch sitzen sieben Männer und die haben Eines gemeinsam. Alle besitzen ein paar Flaschen von diesem Pessac-Premier. Wenn auch jetzt je ein bis zwei Flaschen weniger. Denn – wer an diesem Wochenbeginn im Dezember, so kurz vor Weihnachten, am Stammtisch vom Gasthaus Sempacherhof im Sempach-Station einen Platz ergattern wollte, der musste «Haare lassen». Oder halt Haut-Brion opfern.

Eigentlich kam die Idee mit einer Flasche vom Jahrgang 1949 auf. Ein Freund war Besitzer einen solchen Bouteille und die Frage stand im Raum; wann trinken? Mit wem? Spontan kam die Idee, dass man daraus auch einen Mitbring-Event machen könnte. So kam eine Bandbreite von netten, sehr guten bis ganz grossen Jahren von 1934 bis 1989 zusammen.

Zuerst liessen wir uns einen Wachauer-Riesling vom Jäger einschenken und warteten bis es etwas ruhiger wurde in der bis auf den letzten Platz gefüllten Gaststube.
Sadistischerweise hat man da möglicherweise auch eine gewisse Schadenfreude, wenn viele der Gäste zahlen müssen, um ihrer Arbeit nachzugehen. Und die privilegierten Weingeniesser dann genau zu diesem Zeitpunkt gemütlich zum Korkenzieher greifen, um sich auf einen ausgedehnten Lunch mit Freunden und guten Weinen vorzubereiten.    

PESSAC-LEGENDE

«Endlich! Das ist mit Abstand der beste Haut-Brion der letzten Dekade». Diesen Satz schrieb ich zu meiner Degustationsnotiz im Jahr 1990, als ich den Wein erstmals verkostete. Als im Februar 1992 meine Primeurbestellung ausgeliefert wurde, konnte ich nicht widerstehen. Zu gross war die Neugier. Die Flasche war damals so richtig jugendgeil. Und wieder notierte ich mir euphorisch-heroische Eigenschaften: «Ein Jahrhundertwein, der mit Mouton 1986 Massstäbe setzt!». Ein Jahr später entdeckte ich ihn im Ochsen Malans. Zu 200 Franken. Im Affekt bestellte ich mir eine Flasche. Er war zu jung – trotzdem enorm berauschend. Und so war es ein Jahr später im Des Bains in Murten keine Frage, ob man in diese Pessac-Bombe nicht die geforderten 225 Franken investieren sollte. Heute ist nicht auszudenken, wieviel man denn in einem Restaurant für eine Flasche hinblättern müsste, denn mittlerweile ist der Haut-Brion 1989 einer der brillantesten Auktionsstars. Besonders im letzten Jahr hat die Nachfrage noch mal enorm zugelegt. Die Gebote liegen jetzt schon sehr nah bei 2000 Franken. Das Foto oben habe ich selber gemacht. In meinem Keller. Ich besitze noch eine 12er-OHK! Das ist die gute Nachricht. Die schlechte; sie ist nicht mehr voll…

1989 Haut-Brion: Es ist ja nicht zwingend so, dass ein riesengrosser Wein immer extrem dunkel sein muss. Zumindest widerlegt dieser 1989er diese optische Mär. Aufhellendes Granat, übergehend in eine ziegelrote Farbe mit ersten, ganz feinen, transparent werdenden Brauntönen am Rand. Das umwerfende Bouquet ist filigran und druckvoll zugleich, viel Malz, Caramel und ist mit hellem Tabak und Kräutern gewürzt. Im Gaumen paaren sich Finesse und Power zur Jahrhundertperfektion. Das Finale ist betörend, berauschend und klingt minutenlang nach. 20/20 trinken   

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IHR KALORIEN OH KOMMET -

OH KOMMET DOCH ALL



Natürlich weiss ich, dass dieses weihnächtliche Lied anders herumgeht. Es hat halt grad so zum folgenden Thema gepasst. Mein aktuelles Motto: «Sag ja zu Deinen Festtagskalorien!».


Glaubt man einem bekannten Münchner Spitzenkoch, so nimmt man gar nicht zwischen Weihnachten und Neujahr zu, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten. Ueli Prager sagte einst: «Wer Mövenpick Eis schlemmt, sollte keine Diät machen!». Das Fett und der Zucker sind halt ganz hervorragende Aromenkatapultierer. Und genau darin verstecken sich die so genannten Kalorien zuhauf. Auch im Wein hat es solche «Aromenträger». Und im Schnaps. Dazu hat mein Winzerfreund Hans Schwarz eine nachvollziehbare Theorie erstellt: «Trinke nur durchsichtigen Alkohol – dann kann ihn die Leber nicht sehen!». Meine These ist da wesentlich vernünftiger: «Mit schlechtem Gewissen reduziert sich der Genuss». Es gibt da auch einen kleinen, persönlichen Trick als Kompensations-Empfehlung…
A.) Von den feinen Festtagsgerichten nur wenig auf den Teller schöpfen. Was nach wenig aussieht, hat logischerweise auch weniger Kalorien. Und B.); genauso verhält es sich wieder, wenn man sich nochmals eine zweite Portion holt. Oder gar eine dritte Zugabe.

Zu Beginn des Jahres hatte ich mit vorgenommen Ende 2017 zehn Kilogramm weniger auf die Waage zu stemmen. So habe ich dann immer wieder konsequent ab und zu mal eine Mahlzeit ausgelassen. Und sogar ein paar weinfreie Tage eingeschoben. Ich bin auch viel im Eschenbacher Wald gelaufen. Ende des Jahres zieht Mann jeweils Bilanz. Fast hätte ich mein Ziel heuer erreicht. Bis zum vorsätzlichen Endgewicht fehlen mir jetzt nur noch 13 Kilo.

ZWISCHEN DEN JAHREN

Die Zeit von Weihnachten bis Sylvester wird unter anderem auch als «Zwischen den Jahren» benannt. Sie beruht möglicherweise darauf, dass – ausser die Verkaufsläden – viele Betriebe geschlossen sind. Die Arbeitnehmer haben frei. Da bleibt viel Zeit zum Essen. Viele gehen aus Langenweile Shoppen. Sie wissen, welche Männer man u.a. als Optimisten bezeichnet? Das sind jene, welche vor dem Shoppingcenter mit laufendem Motor auf die Frau warten.

Was macht Gabriel über diese Zeit? Ich werde in meinen alarmgesicherten Keller steigen. Inventar machen. Und ausmisten. Egoistischerweise überlege ich mir, was zu Hause über die nächsten zwei Dekaden getrunken wird. Dann lege ich die Flaschen für die nächsten Weinproben auf die Seite. Den angestauten, meist recht noblen Weinmist werde ich anonym auf ricardo.ch versteigern. Von ein paar tollen Weinen, welche ich als langfristige Investition erworben hatte, werde ich mich teilweise trennen. Diese versteigere ich bei der www.weinboerse.ch bei der ich Partner bin. Das aktuelle Preisniveau liegt so hoch wie schon lange nicht mehr. Wir organisieren für grössere Keller aus dem Euroland Importe. Nicht selten sind die Verkaufspreise in der Schweiz höher. Das liegt daran, dass private Bieter beim Steigern in Helvetien rund 13 % weniger Mehrwertsteuer zahlen müssen. Angebote / Weinlisten nimmt unser Einschätzer Carlo Haueter ab sofort unter wb@weinauktion.ch entgegen.

Und dann ist schon wieder Ende Jahr. Der Sylvester klingt bei uns mit einem besonders feinen, nicht ganz kalorienarmen Essen aus. Ich werde mir aber nur eine kleine Portion schöpfen. Zuerst! Und noch in dieser kalten Neujahrsnacht werde ich mir vornehmen, im 2018 zehn Kilogramm abzunehmen… 

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LEO HILLINGER

LEO HILLINGER

LEO HILLINGER


Der Loiser Winzer Leo Hillinger hat sein rasantes Leben in Buchform gepresst. Noch vor 10 Jahren besass er mehr Neider wie Fans. Heute ist er einer der besten Brands im österreichischen Weinsektor. Nach nicht wenigen Misserfolgen, ist er seit 10 Jahren auf mörderischem Erfolgskurs. Alles was er unternimmt geht ins extreme seiner Belastungen. Sein Geheimrezept zum Durchstehen: Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz. Dies ist denn auch der Buchtitel.

Sein Lebensmotor läuft mit 7 bis 10 Liter Wasser am Tag. Seine Fitness; ausufernder Sport. Während das Filetstück aus Hillinger über Hillinger von jung bis 50 spielt, gibt es da auch ein paar wenige Gastkommentatoren. Ich bin adabei. Hier mein Teil für meinen Freund Leo. Den grossen, weiteren, amüsanten und tiefgründigen Leserest müssen Sie selber kaufen. Und das lohnt sich.

ZEHNTAUSENDSASSA MIT WENIG SCHLAF

Vielleicht hätte man dem kleinen Leo Hillinger im Kindesalter kübelweise Ritalin verschreiben sollen. Dann wäre ihm seine angeborene, sprunghafte Unruhe von heute erspart geblieben. Andererseits wäre sein unglaubliches Leben dann wohl im Neusiedlerseesand verlaufen.  Und das wäre für die Austria-Weinwelt wirklich jammerschade!

Den Leo kenne ich seit fast 20 Jahren. An einer Verkaufsmesse in Zürich stand er, angezogen wie ein Paradiesvogel, mit einer stark fixierten, nach oben gestellten Blondfrisur hinter einem Stand und präsentierte seine Weine. Präsentierte? Er hat seine Produkte mit seiner Erscheinung geradezu «optisch gemodelt».
Von Hillinger hatte ich damals vage gehört. Die schizophrenen Reflektionen über ihn wiesen gerüchteweise die Flügelspannweite eines Jumbojets aus. Neugierig wie ich war, fing ich an die Weine zu verkosten. Dies in meiner Funktion als Weineinkäufer von Mövenpick, aber auch als Journalist bei WeinWisser. Meine Verkostungsnotizen tippte ich in einen kleinen Handcomputer.
Leo schenkte ein und wollte mir bei jeder Flasche (s)eine Geschichte erzählen. Ich winkte ab. Nicht nur aus Konzentrations-gründen. Etwas später kam der Hillinger-Importeur von der Toilette zurück. Leo fragte was denn das für ein Typ (er meinte mich…) sei, der da grad seine Weine verkoste. Jürgen sagte: «Das ist der Gabriel!». Leo vollführte einen Indianertanz, verbog sich in alle Richtungen und zuckte völlig aus: «Leckst mich – der Gabriel. Den will ich ja schon lange kennen lernen. Und jetzt stehst Du einfach da und ich erkenne Dich nicht».

So ist halt Hillinger: Überschnell. Megaspontan. Superemotionsgeladen. Frontaldirekt. Und immer auf 180, als Hillinger-Normalnivellierung. Das innerliche Emotionsventil solange zugepresst, bis zum schier unkontrollierten Entweichen. Dann kann alles passieren. Und es passiert! Leo ist nicht der Mensch der lange überlegt. Die Faszination explodiert bei ihm schneller, als das langfristige Denken. Er ist ein Macher!

Irgendwie kommt mir der Leo als Geschäftsmann so vor, wie Jemand der sein Budget laufend den Einnahmen anpasst. Anders als die andern. Und genau das ist ein Teil seines Erfolges; das auffällige Anderssein. Er ist der geborene Antinormtyp!

Hillinger hat viele Neider. Viele Menschen (besonders unter den Winzern) welche ihm nicht ganz so freundlich gesinnt sind.

Ich kenne seine Winzeranfänge. Er ist nicht mit wenig gestartet. Viel schlimmer; mit Minusnix. Er hat in seinen Anfängen nach jedem weinigen Strohhalm gegriffen. Sein Erfolg von heute ist nicht über Nacht gekommen. Seine Durststrecke war lang. Obwohl ich ganz persönlich vermute, dass er auf diesem steinigen Weg nie Durst erleiden musste. Aber die Entbehrungen waren halt da. Und von diesen wollte er sich unbedingt verabschieden.

Das hat er geschafft. Mit erst guten und heute sehr guten Weinen. Mit emsigem Tun. Er hat keine Präsentations-Gelegenheit ausgelassen und ist dabei abertausende von Kilometern landauf und landab gefahren. Und wenn er dann – was selten der Fall ist – einmal zu Hause war, dann war er «Sleepless in Jois». Immer nach dem unerbittlichen Motto: «ein Zehntausendsassa braucht wenig Schlaf».  
Wir sind uns so alle zwei, drei Jahre irgendwo begegnet. Dann hat er mir von seinen Projekten erzählt. Immer schneller, immer grösser. Klar wollte er sich auch als Spitzenwinzer etablieren. Und er hat dies mit ein paar Weinen auch geschafft. Welcher Winzer trägt da nicht ständig ein grosszügiges «Premium-Ego» mit sich herum? Leo weiss aber auch, dass bekannt sein im Facebook, genau gleich sinnvoll ist, wie reich zu sein im Monopoly.

Also setzt er auf positive, marktaffine Popularität. Hillinger ist heute einer der bekanntesten Brands in Österreich! Er verleiht seinen Weinen ein geniales Flaschenoutfit. Aber nicht nur nach dem Motto «aussen fix – innen nix». Seine Weine duften und schmecken genau nach dem, was aussen draufsteht. Und sind immer mit einer verschwenderischen Prise Genusserotik ausgerüstet.

Kürzlich war ich grad bei ihm in der Vinothek in Jois. Da habe ich mich im Shop umgesehen, bis sich Leo für einen Spontan-Aperitif dazu gesellte. Die Warenauslagen zeigen ein ausuferndes Sortiment eines «King of Merchandising». Muss auch sein. Wer so unglaublich viele Fans hat – braucht auch unbedingt einen schier überbordenden Fan-Shop!

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REVOLUTION IN DER HOTELFACHSCHULE

Die Hotelfachschule Luzern gilt als eine der absolut führenden in der Schweiz. Und über die Grenzen hinaus. Meine Frau Karin und ich haben heute diese Schule besucht und waren zu tiefst beeindruckt. Da lernen die künftigen Gastronomen glücklicherweise nicht was gestern Mode war. Hier werden weitsichtige, spannende Trends gesetzt. In allen Belangen. Dazu braucht es Mut.
Besonders dann, wenn es darum geht, welche Gläser man in den Einsatz bringt. Während man in Zürich immer noch stur differenziert welcher Wein in welches Glas gehört, setzt man in Luzern ab sofort das Gabriel-Glas vor. Für alle Weine.

Sie hätten sich generell dazu entschieden, dass sie künftig nur noch mit einem Glas auftreten werden, meinte Marcel Gabriel (Restaurantleiter und Dozent). Dies würde auch einem innovativen Zeitgeist entsprechen. Die Gastronomie brauche dringend kreative Impulse. Dazu wurden verschiedene Gläser getestet. Das Gabriel-Glas machte das Rennen!  

Wir wollten mit der Kreation des Gabriel-Glases innovativ sein. Und gleichzeitig den maximalen Genuss proklamieren. Andere begreifen es langsam auch. Und immer mehr… (ausser der Hotelfachschule Zürich)  

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BELÜFTETR NATURBUSCHE

Unvergesslich – der Trévallon 1990!!! Davon hatte ich einmal eine ganze Kiste. Die kaufte ich mir sofort, nachdem ich mit Eloi Dürrbach in seinem Weingut in der Provençe diesen Wein trank. In seinem Keller – aus einem mickrig kleinen Glas. Das war absolute Weltklasse, trotz minimalstem Trinkgefäss. Darum habe ich die Folgejahrgänge immer wieder verfolgt. Die Faustregel für dessen Qualität; je wärmer das Jahr, desto besser der Wein. Also kaufte ich mir erst wieder vom Jahrgang 1998. Und zwar, bevor ich meine Note von 19/20 im WeinWisser publizierte. Auch das habe ich als Faustregel gelernt. Nach dem Degustieren zuerst ordern, dann erst veröffentlichen. Bevor ich diesen chronologischen Ablauf nicht konstant pflegte bin ich oft, als eigentlicher Verursacher, leer ausgegangen. «Tut mir leid, der Wein ist seit ein paar Tagen ausverkauft. Plötzlich hatten wir auf einen Schlag sehr viele Bestellungen», so die Weinhändler.

Für den Jubiläumsabend (siehe www.weingabriel / Events 2018 / November), zum 20jährigen Bestehen der Vinothek Goldau, fehlte mir noch ein Wein vom Jahrgang 1998. Ein tendenziell gelungener Jahrgang. Als ich meine Excel-Datei filterte, sah ich, dass ich noch eine Flasche vom Trévallon besass. Eine Flasche? Hatte ich da nicht mal eine ganze Kiste gekauft? Ich wählte den Weg in den Weinkeller und suchte in den hinteren Gefilden. Aber ich fand die Flasche leider nicht. Also kehrte ich um und entdeckte im grossen Metallgestell tatsächlich eine noch ungeöffnete 12-er Kiste. Das nenne ich mal «positive Inventurdifferenz». Da packte mich die Erinnerung und die Neugier gleichzeitig. Ich öffnete die Kiste und entkorkte gleich eine Flasche. Es war Montagmorgen, elf Uhr. Passt – so war der erste Eindruck. Aber den müsste ich dann vielleicht etwas Belüften – sprich Dekantieren, dachte ich mir. Eine halbe Stunde später kamen Alice und Markus Müller zum Fototermin für den oben erwähnten Event. Auch sie fanden den Wein sehr gut und passend. Also knipste ich die beiden mit dem Trévallon im allgemeinen Flaschenreigen. Die angebrochene Flasche stellte ich danach auf den Kellertisch.

Am Mittwochabend, genau 57 Stunden später, wollte ich mir einen Wein für das bevorstehende Nachtessen im alarmgesicherten Keller aussuchen. Da entdeckte ich die angefangene Flasche und fragte mich, ob er wohl schon oxydiert sei. Also degustierte ich ihn vorsichtig. Unglaublich – die Aromen dieses eher mittelfarbigen Weines hatten sich in den Folgetagen verdreifacht! Ganz deutlich war da Cassis festzustellen. Und zwar immer noch im primären Fruchtbereich. Im zweiten Ansatz fand ich feine, salzig-mineralische Spuren, ergänzt durch ein Gemisch von Teer und vielen, getrockneten und auch noch frischen Provencekräutern. Trotz der langen Belüftungszeit blieb er ein stoischer Naturbursche. Zu einem ganz grossen Trévallon gibt es keine typähnliche Konkurrenz. Er ist und bleibt autochthon und somit logischerweise einzigartig.

Wer diesen Wein mit mir zusammen geniessen will, der sollte sich unbedingt für den Jubiläumsevent vom Samstag, 16. November 2018 einschreiben. Ich werde den Wein zuvor gut Belüften. Mindestens 57 Stunden…   

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JETZT IM AL DENTE

Als Beilage der Schweizer Illustrierten.

Beim Schluss - das perfekte Glas.


























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OUT OF SPACE-CABERNET

Auf einer Harley-Motorradtour lud uns der Gastgeber Georg Salzner zu einer Winerytour. So kurvte er uns kreuz und quer durchs Napa Valley. Wir degustierten dabei viele Weine, aber irgendwie schienen die verschiedenen Lokoya’s den Höhepunkt zu bilden. Damals waren es noch Fassproben. Jetzt begegnete ich diesem Wein in fertiger Form. Marcel Merz setzte mit diesem Wein seiner besonders oenophilen Geburtstagsfeier einen dramatischen Höhepunkt auf. Eine gezielte Verkostungsnotiz machte ich mir dabei nicht. Aber - wenn man diese Cabernet-Bombe einmal im Glas hatte, dann erinnert man sich ein Leben lang daran.


2007 Cabernet Sauvignon Howell Mountain, Lokoya: Die Farbe ist Violett-Schwarz. Die Nase zeigt die schwärzesten Früchte, die es wohl auf der Welt gibt. Es müssen wohl noch dunklere Beeren wie Holunder, Heidelbeeren, Brombeeren oder Cassis sein. Beeren, denen ich in meinem Leben noch nie begegnete. Normalerweise hat man vielleicht bei einem Australischen Giga-Shiraz die Möglichkeit etwas halbwegs Ähnliches zu erleben. Nur war dieser Wein nicht so down-under-süss, sondern ganz einfach dunkelschwarzüberdrüberbeerig. Noch etwas doppelschwarze Schokolade war auch noch im erschlagenden Nasenspiel mit drin. Das Nasenbild frisch, klar, extrem geradlinig. Im Gaumen kämpfen die massigen und doch irgendwie angefeinerten Gerbstoffe mit dem bulligen Rest des Körpers. Mann ist erschlagen und fragt sich dann irgendwie doch, welcher Rebberg auf der Welt denn solch extrem konzentrierte Trauben liefert? Oder ob das Ausgangsmaterial zwischen dem Rebberg und der Flasche irgendwo noch etwas zusätzliche Konzentration geschenkt bekam. Würde ja auch in diesem Fall passen. Denn dies war ja Marcels eigenes Geburtstagsgeschenk. Trotz aller Kritik kann und darf man einen solch perfekten Napa auch nicht bewertungsmässig strafen. Er ist der gesetzter Cabernet-Sieger im Out-of-Space-Bereich!   

P.S: Für CHF 360 plus MWST habe ich diesen Wein bei der Vinothek im Park Weggis gesehen. Das wäre dann legaler Dorgenhandel...

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BÜFFEL-THEORIE

Die Büffel-Theorie des Weintrinkens und der Hirnentwicklung:

Eine Herde Büffel ist nur so schnell, wie der langsamste Buffel, genauso wie das Hirn nur so schnell arbeiten kann, wie die langsamste Hirnzelle. Die langsamsten Büffel sind krank und schwach, sie sterben also zuerst und ermöglichen es der Herde so, schneller zu werden. Wie bei den Büffeln werden auch die schwachen und langsamen Hirnzellen zuerst abgetötet, durch exzessiven Weingenuss und machen so d...as Hirn schneller.

Die Moral der Geschichte: Trink mehr Wein und Du wirst gescheiter.

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ZWEI BORDEAUX 2016

Den Primeur habe ich ausgelassen. Das hat André Kunz für mich gemacht und seine 350 Notizen und Bewertungen sind im Portal www.bxtotal.com integriert.

Nun hat mir ein Weinhändler zwei Muster von zwei Top-Crus zugeschickt. Die zeigen, was der wohl phänomenale Jahrgang 2016 kann. Wow. Schade dass ich zu alt bin und die Weine zu jung. Geht leider nicht (mehr) auf...

2016 La Conseillante: Assemblage: 80% Merlot, 20% Cabernet Franc. Ertrag : 39.5 hl/ha. Dunkles Violett mit Purpur-Reflexen in der Mitte. Wunderbar ausladendes Cassis- und Brombeerenbouquet, unterlegt mit dunklem Malz und schier buttrigem Caramel. Im zweiten Ansatz zeigt er eine tiefgründige Würze mit Kräuterkonturen welche vom kleinen Cabernet-Franc-Anteil stammen. Im Gaumen mit kräftigem Ansatz beginnend und dann weicher und charmanter werdend. Die gut stützende Säure zeigt einen pfeffrigen Ansatz und gibt dem Wein Nerv im satten Extrakt und dokumentiert dabei gleichzeitig ein eindrückliches Alterungspotential. Das Finale ist sehr druckvoll und birgt viele schwarze Beerenkonturen in sich. Ein grosser, seriöser, langlebiger La Conseillante! 19/20 2022 – 2044

2016 Figeac: 36% Merlot, 26% Cabernet Franc, 38% Cabernet Sauvignon, 49 hl/ha. Granat-Blutrot mit rubinen Nuancen am Rand aussen. Das Bouquet ist bereits in dieser jungen Phase schon traumhaft. Viel Würze, Zimt, Süssholz, Lebkuchenaromen, dunkles Malz und eine Gemisch- aus Kräuter und Früchtetee, dezent süss im Ansatz. Im Gaumen weist er zwar massive Tannine auf, die sind aber sehr elegant mit dem Fruchtfleisch und der generellen Fülle vermischt. Ein samtener, klassischer Figeac, der das aktuelle Qualitätsmanagement auf höchster Ebene dokumentiert. Hier liegt vielleicht in seiner Genussphase die Maximalnote drin. 19/20 2023 – 2050

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SO SIEHT DER MOUTON 2015 AUS!

Gerhard Richter hat das Etikett gezeichnet. Und das ist drin und so schmeckt er…

EQUILIBRE REMARQUABLE Die Baronnie gibt jedem Besucher gleich ein ganzes Büchlein an Informationen als Primeurgeschenk mit. Natürlich wird darin unter anderem erklärt, welche Zusammensetzung der jeweilige Wein hat. Präsentiert werden fünf verschiedene Weine. Der weisse Aile d’Argent, der d’Armailhac, der Clerc-Milon, der Petit Mouton und der Mouton.
Der hauseigene Sommelier hat für jeden Wein eine Verkostungsnotiz erstellt. Der Mouton-Rothschild endet mit der Konklusion: «La langueur de la finale conclut une dégustation d’un èquilibre remarquable». Darauf bin ich irgendwie zufälligerweise auch gekommen. 

2015 Mouton-Rothschild: 82 % Cabernet Sauvignon, 16 % Merlot, 2 % Cabernet Franc. Extrem dunkles Purpur mit lila und violetten Reflexen. Das Bouquet beginnt genauso wie ein Mouton sein soll; röstig, reife Pflaumen, Cassis, Schwarztee und ein Hauch Minze. Insgesamt nasal einen schier parfümierten Cabernet zeigend. Im Gaumen mit einer berauschenden Pauillac-Süsse aufwartend, wieder pflaumig und jetzt noch mehr deutliche Cassisspuren dokumentierend, tolle Extraktion, aromatisches Finale. Kein Hammer-Mouton, sondern dieses Jahr auf Eleganz und Balance setzend. Irgendwie glaubt man da auch eine tendenzielle frühe Genussmöglichkeit zu spüren, ohne dass dabei Potential eingebüsst wird.
19/20 2025 – 2054

Degustationsnotiz aus der Suchmaschine mit 60'000 Weinnotizen und Bewertungen von René Gabriel. www.bxtotal.com  

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IN DIE LÄNGE GEZOGEN

Mein bedingt altersbedingter Entscheid künftiger weniger zu Degustieren und mehr zu Geniessen hat sich heute genial bewahrheitet. Wenn ich all meine 2001er-Bordeaux-Favoriten quer vergleiche, so ist der Lynch-Bages bei den Spitzenplätzen nicht prioritär gelistet…

Heute habe ich eine Magnum 2001 Château Lynch-Bages zu einem Lunch mit Freunden genommen. Rund eineinhalb Stunden haben wir ihn begleitet. Respektive – er hat uns begleitet. Dabei legte er stetig zu, wurde weicher, entwickelte sanft zusätzliche Aromen, wechselte von Frucht zu Würze und blieb bis zum Schluss auf einem wunderschönen Genussniveau. Vor allem seine langsame Entwicklung an der Luft bot eine spannende, facettenreiche Evolutionspalette.

Und genau das, erlebt man bei einer Weinprobe nicht. Da ist maximal 15 Minuten Zeit um den eingeschenkten Flight zu analysieren. Und sofort ist man da nicht in Genuss-, sondern Wettkampfstimmung. Trotz spannenden Diskussionen kamen wir immer wieder beim Lunch auf diesen wunderbaren Lynch zurück. Also gelang es ihm immer wieder, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Und was habe ich dabei gelernt? Es ist einfacher den Weingenuss zu verlängern als zu vergrössern!    



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1996 LAFITE ROTHSCHILD: MAL HUI, MAL PFUI

So um tausend Franken kann man diesen jetzt schon mehr als 20jährigen Lafite kaufen. Dabei geht man ein gewisses Roulette ein. Hier hatte ich schon deutlich korkige Flaschen. Dann solche mit einem TCA-Schleicher und dann wieder ganz geniale Bouteillen.

Grad vor ein paar Tagen bis ich dem besten Exemplar dieses möglichen Jahrhundertweines begegnet. Ich hatte da eigentlich – aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen – ziemlich Skepsis. Nach dem Motto «erwarte nicht zu viel, dann wirst Du nicht enttäuscht», schraubte ich meinen Optimismus in Maximalposition.

Es war eine gigantische Flasche (20/20). Die Farbe fast schwarz. Die Nase geballt, überkonzentriert und praktisch nur mit schwarzen Aromen aufwartend, die Tiefe zeigte sich nur minim an und liess darunter ein dramatisches Terroirfundament erahnen. Der Gaumen innen fleischig, massiv, die Tannine gegen aussen mit erster Rundung. Das Finale unglaublich nachhaltig. Wegen den ersten Negativerfahrungen hatte ich da einen grossen Teil meines Bestandes gewinnbringend liquidiert. Was ich nicht verkaufte, waren halbe Flaschen. Die könnten mir allenfalls schon bald zeigen, was mit diesem Risiko-Lafite in der Normalflasche Übermorgen los sein wird…

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1857 MOSCATEL

Sucht man im Netz nach den Begriffen «1857» und «Moscatel» so führen die spärlichen Hinweise tendenziell nach Malaga. Es gäbe da auch in paar Bilder dazu. Aber wenn man dort draufklickt, so sind nur Whiskyflaschen zu sehen. Nun denn – auf der heute geöffneten Flasche, welche aus einem ehemaligen, nicht mehr nachzuverfolgenden Kellerfund stammt, stehen halt leider nur der Jahrgang und wohl die Traubensorte drauf. Die mit Hand beschriebene Etikette zeigt eine deutliche Patina und wäre allenfalls vergleichbar mit einer hausgemachten Konfitüre der UrUrUrgrossmutter.

Das verwendete Glas ist ziemlich hellgrün mit bläulichem Einschlag. Die Flasche war wohl handgefertigt und weist eine deutliche Neigung auf. Ab ob diese Methusalembouteille wohl dem schiefen Turm von Piso Konkurrenz machen wollte? Der Pisa-Turm wäre dann doch noch deutlich älter, denn der Baubeginn dessen erfolgte im Jahr 1173. Im Jahr 1857 wurde in Basel das Spalentor erbaut. Kaiser Franz Josef entschied in diesem Jahr an den Wiener Ringstrassen einen Boulevard zu erstellen. 1857 bauten Jakob und Theodor Bär in Oberrifferswil eine durch die Wasserkraft des Jonenbachs angetriebene Fabrik, eine Seidenzwirnerei. Das Jahr 1857 steht für eine der ersten Weltwirtschaftskrisen. Sie begann in New York City als die Bank Ohio Life Insurance Company, ihre Zahlungen einstellen musste. Robert Baden-Powell wurde 1857 in London geboren. Er war ein britischer Kavallerie-Offizier und Gründer der heute in 216 Ländern aktiven Pfadfinderbewegung. Und irgendwo in der Welt füllte irgendein Winzer einen Moscatel in eine handgemachte Flasche ab und schrieb mit althergebrachter Schrift «1857» drauf. Vielleicht könnte das Wappen oben links auf der Etikette einen weinigen Detektiv auf die Sprünge helfen…

Der Wein ist von dunkler Braungoldfarbe. Am ehesten mit einem Carlos Primeros (Spanischer Brandy) vergleichbar. Die Nase duftet süsslich, nach getrocknetem Holz, nach pulverlöslichem Kaffee, nach Rosinen, nach grauen Pfeffermehl, nasser Erde, nach getrockneten Kräutern und Macciswurz. Im Gaumen erinnert er eher an einen uralten, ehemals weissen Wermuth. Er wirkt noch sehr konzentriert und die ehemalige Süsse wirkt da wohl als Stabilisator. Immer noch sehr gut zu geniessen, ohne jegliche Altweinagonie.   

Und was serviert man zu einem so alten Wein? Ich habe mich für jeweils zwei gefüllte Baslerläckerli entschieden. Einmal mit Gänseleber und einmal mit Schabzigerbutter. Das ergibt eine gewaltige Trilogie.

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2009 CHÂTEAU MONTROSE: 20/20!

Verkostungsnotizen aus www.bxtotal.com von der Fassprobe bis gestern...

72 % als Grand Vin selektionert. 65 % Cabernet Sauvignon, 29 % Merlot, 5 % Cabernet Franc, 1 % Petit Verdot. 38 hl/ha. Extrem dunkles Purpur mit lila und schwarz-violetten Reflexen. Das Bouquet ist mit einem königlichen, absolut noblen Cabernet ausgestattet, feinstes, parfümiertes Cassis, Lakritze und dunkle Edelhölzer, Brazil-Tabaknuancen im trüffeligen Untergrund, noch selt...en habe ich bei einem Fassmuster Montrose so viel Fische und eine solch zarte Minze im Schwarzschokogrund erlebt. Auch der Gaumen ist durch und durch königlich, aromatisches Cassis-Heidelbeerextrakt, wieder mit denselben, weiteren Aromen wie schon in der Nase festgestellt, also alles von der Nase wird im Gaumen Eins zu Eins übertragen, gute Muskeln die sich zu einer verlangenden, aber doch ausgelichenen Adstringenz vereinen. Ein grosser Klassiker, keine Spur von Moderne sondern das Maximum dessen, was Montrose kann. Gehört zu den allergrössten je produzierten Montrose - ist aber nicht vergleichbar mit 1989 und 1990 die alle von Hitze geprägt waren. Also vielleicht der perfekteste "neue" Montrose den es je gab. (20/20). Noch verschlossen, doch unter der Oberfläche spürt man viel schwarze Pflaumen, schwarze Kirschen getrocknete Heidelbeeren, Pumpernickelbrot, schwarzer Tee und topreifer Cabernet. Im Gaumen kompakt, fordernd, trotz enormen Tanninreserven keine masochistische Adstringenz, im Finale liegt alles wieder im schwarzen Bereich mit den Aromen. Eine Legende! (20/20). 13: Unglaublich, dicht, fast schwarz, undurchdringliche Mitte. Viel Würze, mehr Würze wie Frucht im Moment, Rauch, Trüffel, ein Hauch Korinthen, Mokka, dunkle Edelhölzer, Havannakiste, extrem tiefschürfend, erinnert nicht wenig an seinen eigenen 2003er. Im Gaumen monumental, deutlich fordernde Adstringenz, nicht masochistisch, aber doch verlangend, die fleischigen Tannine sind mit erstem Schmelz umgeben und zeigen so die Sonderklasse der eigenen Gerbstoffe, im Finale schon fast dramatisch mit ellenlangem Nachklang. Von der Grösse her am ehesten eventuell mit dem 1989er zu vergleichen. Doch dieser wirkt halt leider von der Vinifikation her improvisiert. Dieser 2009er ist von der Machart her absolut perfekt. (20/20). 17: Am Zungenessen nahm ein Freund diesen viel zu jungen Montrose mit. Machte aber nichts. Denn gerade bei solch riesengrossen Weinen ist es unerhört interessant, deren Entwicklung zu verfolgen. Bereits bei der Primeurprobe vergab ich diesem gigantischen, legendären Montrose die maximale Punktezahl. Und die verdient er auch heute noch. Und wohl auch noch die nächsten 50 Jahre! Dann schauen wir weiter...

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ADIEU PATRICK MAROTEAUX


Ein besonders smarter Weingutsbesitzer hat still und leise die Bordeauxbühne verlassen. Patrick Maroteaux, Besitzer von Branaire-Ducru in Saint-Julien ist an einer langwierigen Krankheit verstorben. Viele Besuche auf seinem Weingut bleiben mir in schöner Erinnerung.

Aus dem aufgekauften Kellerbestand vom Café Voisin in Paris besass ich ein paar Flaschen vom Branaire Ducru 1898. Eine nahm ich vor ein paar Jahren als Geschenk für Patrick Maroteaux mit anlässlich eines Diners auf dem Weingut.

Verkostungsnotiz: Reifes, aufhellendes Weinrot mit ziegelrot-braunem Rand, leuchtend. In der Nase Currypuder zeigend, viel Dörrfeigen, Rosinen und Rauchnoten. Festes Extrakt, gut eingebundene Säure, wiederum Süssnoten wie in der Nase im Gaumen zeigend, Engelwurz, heller Tabak und ein Hauch Zimtstangen im süsslichen recht schön gebundenen Finale.

P.S. Dieses Erlebnis blieb für Patrick bis zum heutigen Tag der älteste Branaire seines Lebens…

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1928 CHÂTEAU LATOUR,
DER PAUILLAC-DINOSAURIER

Gewisse Weinfans werden immer wieder den Köpf schütteln, wenn Unsereins über uralte Weine schreibt. Und bei Weinjahrgängen, bei denen es im Menschsein nicht mehr viele Überlebende gibt, wohl erst recht.

Den 1928 Latour hatte ich schon vor ein paar Wochen im Glas. Das Füllniveau war mit einer Deklaration von mittlerer bis hoher Schulter für einen Latour in diesem Alter eigentlich ziemlich im grünen Bereich.

Doch der Wein war leider hinüber. Obwohl man doch noch recht viel seiner früheren Faszination im Untergrund wahrnehmen konnte.

Meine Toleranzgrenze war da aber überschritten. Also machte Altweinschönreden gar keinen Sinn mehr. Das ist halt leider das nicht unbescheidene Risiko, wenn man ganz alte Weine entkorkt.

Nun begegnete ich ihm zufällig (schon) wieder. Ein sehr guter Freund lud zum Nachtessen und entkorkte diesen Pauillac-Dinosaurier. Und siehe da: dieser Methusalem-Latour bewies, seine unglaubliche Überlebensfähigkeit. Die Farbe innen Schwarz - aussen Braun. Die Nase begann mit einem gewissen Oxydationsschimmer. Das ist bei sehr alten Weinen oft normal. Man muss da halt Geduld üben und diese Luft «abziehen» lassen. Dann kam der süsse, laubige Herbstwald nasal zum Tragen, feuchte Sommertrüffel, dunkle Edelhölzer, getrocknete schwarze Pilze, Guinness-Bier, frische Baumrinde, Pumpernickelbrot, vermischt mit enorm viel tiefschürfender Mineralik. Im Gaumen innen irgendwie immer noch die Tanninfaust machend und mit unglaublich vielen Gerbstoffreserven aufwartend. Zusätzlich massive Fleischrationen im komprimierten Extrakt zeigend. Seine Aromen bündelt er und schiesst diese katapultartig ins enorm lange Finale. Das ist ein mehr als nur rüstiger Weinrentner den man getrost noch in einem Weinmarathon schicken könnte. Unter allen Altweinerlebnissen war dies die mächtigste und kräftigste Variante. Danke Patrick. 19/20      

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WEINPROBE IN BANGKOK

Leider war ich nicht dabei.

Aber wenigstens mein Glas.




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DUBAI - WIR KOMMEN


Neu ist das Gabriel-Glas auch in den Arabischen Emiraten bei Hotality.

Auf dem Bild mit CEO Roy.


www.gabriel-glas.com



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DER HUNDERTJÄHRIGE DER ENTKORKT WURDE…
…UND IM GABRIEL-GLAS VERSCHWAND

Die Welt war damals gebeutelt von einem fürchterlichen Weltkrieg. Sucht man nach Ereignissen im Jahr 1917, so sind diese massgeblich überschattet von Tragödien. Jetzt – nach hundert Jahren sind die damaligen Ereignisse nur noch Geschichte. Eine lebendige, positive Geschichte lieferte der von Lucien Schmidlin entkorkte Château Coutet aus diesem Jahr ab. Gekauft hatte Lucien diese und noch weitere dunkelgoldene Flaschen aus ähnlichen Dekaden bei der stetig sprudelnden Sauternesaltweinquelle bei www.wine-rarities.com

1917 Château Coutet, Barsac: Alleine schon die Farbe ist eine Rarität; Dunkelbraun mit Bernsteinreflexen, in der Mitte geht er schier ins Schwarze, am Rand sind letzte Schimmer von Gold zu erkennen. Die Nase wirkt halbsüss, ist dabei enorm würzig. Die ersten Grundaromen fühlen sich an wie ein Blend aus Mandarinenlikör und Feigensirup, dann folgen Datteln, gedarrte Gerste, kandierter Wildhonig. Im Gaumen ist dieser rüstige Sauternes-Rentner elegant und wartet mit einer abgeklärten Süsse auf, Creme Brulée und eine noble Bitterkeit im konzentrierten Extrakt zeigend. Und meist folgt dann noch eine Bemerkung zum Finale. Hier erlebt man einen Finish von unglaublicher Intensität. Wenn man den Wein geschluckt hat und die Zunge nochmals mit Speichel vermischt, dann doppelt dieser unglaubliche Barsac-Jubilar nochmals kräftig nach. Freude und Respekt ergeben hier eine gewaltige Erlebnismischung. 19/20

P.S. Creme Brulée ist auf Deutsch; Caramelcreme. Und die gab es zum Dessert. Somit wusste ich vergleichsweise ganz genau, was sich da über dem Extrakt für ein Grundaroma im Gaumen schlängelte…    

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DER KONTRABASS VON PAUILLAC


Im Prinzip hat ein Kontrabass ja vier Saiten. Um den Tonumfang nach unten zu erweitern, werden in gewissen Sinfonieorchestern gar fünf Saiten eingesetzt. Wäre der Château Latour ein Musikinstrument, so wäre dies ganz sicher ein fünfsaitiger Kontrabass.

Gar kein anderer Wein im Bordelais, möglicherweise gar weltweit, geht derartig in die Tiefe. Und auch bei der Lagerfähigkeit scheint er fast keine Konkurrenten zu haben. Das sind die äusserst attraktiven Seiten von Château Latour.

Es gibt aber auch eine Kehrseite! Ungeduldigen Weinkennern ist dieser Pauillac-Premier dringendst abzuraten. Das immense Potential fordert seinen Jugendgenusstribut. Erst nach zehn, noch besser nach zwanzig Jahren beginnt ein Latour seine unvergleichliche Grösse und Authentizität zu zeigen. Ganz grosse Jahre sollte man auch nach mehreren Dekaden erst mal ein paar Stunden dekantieren. Sonst fehlt da möglicherweise eine Ration seiner extrem tiefgründigen Aromengenialität.

Der Bericht vom zweitägigen Latour-Wochenende von 1918 bis 2004 auf 12 Seiten: www.bxtotal.com

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KRIEG UND LATOUR

1918 war der allererste Wein dieses Tastings, Er entstand beim Ausklang des fürchterlichen, ersten Weltkrieges. Der 1940er wurde zu Beginn des zweiten Weltkriegs gelesen. Damals waren grüne Flaschen rar. Man schmolz alles was man bekam zusammen. Deshalb sind hellgrün-bläuliche, transparente Flaschen aus dieser Zeit keine Seltenheit. Wie auf dem Bild oben links. Es entstand bei der Flaschenparade von unserem Lunch mit Jimmy Sichel auf Château Angludet. Genau eine Woche vor dem grossen Latour-Wochenende.   



1940 Château Latour: Mitteldunkel, gereiftes Rot mit ziegelroten Reflexen, stark aufhellend am Rand. Barockes Bouquet, erdige Süsse und Sommertrüffel zeigend, Edelholzsägemehl, dezent flüchtige Säure. Im Gaumen recht fest, fleischig und nachhaltig. Als schwieriges Jahr in einer sehr schwierigen Zeit immer noch wunderbar zu trinken. 17/20 austrinken

Empfehlenswertes Buch zu diesem Thema: «Wein & Krieg. Da kann man weinige Demut erlernen.

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SCHRAUB MIR DEN GANZ GROSSEN GRENACHE!

Die Flasche sieht aus, wie ein im Supermarkt zusammengeschrumpfter Liter. Der oberste Teil ist mit einem Schraubverschluss versehen. Wer hier nichts über diesen Wein weiss, der ahnt a.) Billiges und b.) Böses. Aber nur so lange, bis man ihn im Glas hat. Dann mutiert er zu einem sanften Grenache-Boliden. Es sei ein fantastischer Jahrgang, meint man seitens der Winery (www.kalleske.com). Vergleichbar mit anderen Topjahrgängen wie 2010 und 2002. Die Herkunft ist ein «Single Vineyard» welcher am Standrand der Gemeinde Greenock liegt, nord-westlich vom Barossa-Valley. Die dazu verwendeten Reben wurden 1935 gepflanzt, haben also schon über 80 Jahre auf dem Buckel.

Degustiert habe ich diese Entdeckung in Zürich an der Jahrespräsentation von Paul Liversedge M.W. www.realwines.ch. Und ich habe sofort für meinen Privatkeller zugeschlagen. Mit einem Preis von 49 Franken für diese komisch aussehende Flasche ist das ein absolut sorgloses und sogar sehr lagerfähiges Grenache-Anti-Risiko.



2012 Kalleske Old Vine Grenache, Barossa Valley: Deutlich aufhellend. Purpur, noch jugendlich innen – aussen gereift. Dem Bouquet nach würde man ihn – bei Unwissenheit – sofort der südlichen Rhône zuordnen. Genauer; man würde bei einem grossen Old-Style-Châteauneuf anfangen zu suchen. Das weit ausladende, bei Weitem nicht überbordende, schichtweise ausladende Nasenbild duftet erst nach Leder, hellem Tabak, Kaffee, Rosinen und dann ganz vielen, verschiedenen Küchenkräutern. Im zweiten Ansatz legt er nochmals zu und erinnert (wohl nicht zuletzt wegen seinen 15.5 Volumenprozenten) an einen grossartigen Colheitaport. Im Gaumen cremig, homogen und lang, die Aromen liegen im Bereich von reifen roten Pflaumen und süssem Malz im gebündelten Finale. Und wenn man diesen unglaublichen Wein geschluckt hat, dann rollt er die gesamte Aromenwalze nochmals voll auf. Eine legitimes Rayas-Plagiat der Sonderklasse. Das ist der absolut beste Grenache, der mir je ausserhalb des Châteauneuf-Rayons begegnet ist. Buy! Enjoy! Get crazy! 19/20 trinken und träumen   

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WIE DER MASCOT AUF DEN HUND KAM…

Lunch-Einladung von Gregor Greber. Er hat vor kurzem in Zürich den Napa-Grill eröffnet. Mit viel Liebe zum Detail. Mit genialem Fleisch. Mit extrem fairen Weinpreisen von «seinen Napa-Weinen». Denn – Greber hat auch einen Weihandel welcher sich ausschliesslich auf die Weine vom Napa spezialisiert hat. Somit heisst die Webseite sinnigerweise www.napawine.ch.

Kurz bevor der «Butcher-Burger» aufgetischt wird, schenkt das Team seinen jüngsten Import als Schweizer Premiere ein. Es ist der grossartige 2012 Mascot, bei dem der Sohn William Harlan seine noch junge Winzerhand im Spiel hat. Was er als Experiment heimlich begann, ist heute ein «offizieller Wein» mit einem Trauben-Background von Harlan-Estate, Bond und Promontory. Die Produktion liegt bei ca. 35'000 Flaschen.

2012 The Mascot, Napa Valley: Kosten bei www.napawine.ch ca. 115 Franken. Violett-Schwarz. Das Bouquet beginnt mit einer genialen Bandbreite zwischen Frucht, frisch-floralen Noten und schwarzer Pfefferwürze. Nobel im Ansatz, die grundige Aromatik deutet eine gewisse Tiefe an. Keine Nasenbombe, aber auch nicht zwingend verschlossen. Er strahlt eine beruhigende Art aus. Im mittelschlanken, langen Gaumenfluss wirkt er extrem «silky». Also ist er mit seidenen Tanninen unterwegs, zeigt ausgeglichene Adstringenz, die zeigt ein gewisses Potential, vermittelt aber jetzt schon einen ersten Genussspass auf sehr hohem Niveau. Eine gelungene Debutphase eines preislich (noch?) vernünftigen Napa-Premiums welcher (noch!) als Geheimtipp gilt. 19/20 beginnen

P.S. Der Hund auf dem Etikett heisst übrigens Prince. Die Vorlage stammt von einem alten Certificat der Farmers Deposit Nacional Bank…    

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CHÂTEAU MEYNEY: NEU TROISIÈME CRU!


Das wäre die absolute Sensationsmeldung schlechthin. Wenn die im Titel behauptete These stimmen würde, dann wäre dies erst die zweite Korrektur in der mehr als 160 Jahre andauernden Geschichte des legendären, heute teilweise verschimmelten 1855er-Bordeaux-Klassements.

Geschafft hat dies nur der Château Mouton Rothschild. Und zwar im Jahr 1973. Er wurde, nach langem juristischem Geplänkel, vom Deuxième zum Premier hochgestuft. Beim Château Meyney wäre der Sprung noch viel grösser. Vom ehemaligen Cru Bourgeois in die mittlere Klassements-Elite. Rein theoretisch wäre das eigentlich schon möglich. Aus verschiedenen Gründen…

Erstens liegen die Rebberge an den allerbesten Lagen vom ganzen Médoc; direkt an der Gironde. Die angrenzenden Nachbarn sind illuster und würden, rein rechnerisch, die neue Klassementsthese stützen. Nördlich liegt Château Calon-Ségur. Vom Rang her ein drittes Gewächs. Und die südliche Grenze von Meyney schliesst direkt an Château Montrose an. Und der gehört zu den Super-Seconds!
Bei meinem Besuch auf Château Meyney fragte ich, warum das Weingut damals nicht höher eingestuft wurde. Antworten darauf weiss man darauf leider auch nicht.

Glücklicherweise zählen heute, bei den intelligenteren Konsumenten, nicht veraltete Klassementsränge, sondern die aktuellen Qualitäten. Ein erfolgreicher Brand wird aufgrund der Formel Qualität im Verhältnis zum Preis berechnet. Und da hat Meyney in den letzten Jahren nicht spektakulär, sondern klammheimlich und dafür stetig zugelegt. Doch bevor wir die Akutalität mit ganz vielen, neu verkosteten Jahrgängen auffrischen, blättern wir die Geschichte weit zurück. Die Familie Feulants setzten im Jahr 1662 die ersten Reben auf den heute 51 Hektaren. Somit gilt Meyney als eines der ältesten Weingüter an der Gironde überhaupt. Lange war danach die holländische Familie Luetkens Besitzer. Im Jahr 1917 fand die Aqquisitation durch Desirée Cordier statt. Die Ära Cordier dauerte 87 Jahre, bis ins Jahr 2004. Einst war Cordier eine mächtige Gesellschaft im Bordelais. Doch am Schluss zerbröckelte das weinige Konglomerat richtiggehend. Nicht wegen den Besitztümern im Bordelais, sondern wegen den Fehlinvestitionen weltweit. Zum Imperium gehörten – nebst Meyney – auch Clos des Jacobins (Saint Emilion), Lafaurie-Peyraguey (Sauternes) und die beiden klassierten Saint Julien; Talbot und Gruaud-Larose. Um nur die wichtigsten zu nennen.

Cordier liebte den Profit und hielt es recht lange aus, mit eher bescheidenen Noten für deren Châteaux, im Markt zu existieren. Zweitweine selektionierte man nur um des guten Rufes Willen. Wichtig war es der Cordier-Direktion möglichst viel «Grand Vin» zu erzeugen. Die Folge davon: Es gelang zwar oft in sehr guten Jahren grossartige Millesimes abzufüllen. Hingegen «verdienten» leider die schwierigen Jahrgänge die Bezeichnung «eher klein». Besonders den Meyney traf es dabei oft beinhart. Denn – schlanke Weine aus Saint Estèphe wirken im wahrsten Sinne des Wortes «bourgeois» und zeigen dabei in der Regel mehr Muskeln und Sehnen wie Fleisch.

Doch seit dem Jahr 2004 weht da auf Meyney glücklicherweise ein anderer Wind. Der neue Besitzer, die Société CA Grand Grus, hinter der die Crédit Agricole steckt, hat den Spiess umgedreht. Lag der Ertrag pro Hektar in den «besten Cordier-Zeiten» über 75 Hektoliter, liegt der Schnitt der letzten Jahre in der letzten Dekade unter 45 Hektoliter pro Hektar. Produzierte man früher gesamthaft bis zu einer halben Million Flaschen, so liegen die Produktionsmengen bei rund 100'000 Flaschen Prieuré de Meyney (Zweitwein) und etwa 180'000 Flaschen Meyney.   

Wie Cordier ist auch der neue Besitzer Inhaber von mehreren Weingütern. Bis vor kurzem war da auch noch der Sauternes-Cru Rayne-Vigneau mit dabei. Heute zählen – nebst Meyney – Grand Puy Ducasse (Pauillac), La Tour de Mons (Margaux), Blaignan (Médoc) und der Saint-Emilion-Cru Clos Saint-Vincent zur Société CA Grand Crus. Ach ja – und da gehört auch noch eine Domaine im Burgund dazu; Château de Santenay. Dort werden ganze 24 verschiedene Weine produziert.

Die Story, das Interview mit dem Kellermeister Denis Rataud / Die Verkostungsnotizen von 1970 bis 2016: www.bxtotal.com 

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1955 Meyney: Eine Magnum aus meinem Privatkeller, welche ich als Revanche zurück aufs Weingut mitnahm. Hugo Mathis (auf dem Bild oben) freute sich besonders auf diesen Wein, denn dies war zufällig grad sein Geburtsjahrgang. Mitteldunkles Rostrot. Das Bouquet beginnt mit einem gewissen Erd-Eisenton, vermittelt dann Stielwürzaromen und weisse Pfefferkörner. Kommt erstaunlich vif daher. Das Nasenbild legte dann – trotz gewisser Trockenheit – an Süsse zu, rotbeerige Restkonturen, helles Leder, dominikanischer Tabak. Nicht besonders konzentriert, aber doch intensiv duftend. Im Gaumen mittelfleischig, die Muskeln verbinden sich mit den restlichen Tanninen, angenehm aromatisches Finale. Er zeigt die klassischen Aromen eines grossen, immer noch sehr präsenten Saint-Estèphe-Klassikers. Magnumbonus! 18/20 austrinken


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LEGENDÄRER ABEND AUF PICHON-LONGUEVILLE BARON IN PAUILLAC


Nach der Probe der jungen Pichon-Baron's (2015, 2014, 2010, 2009, 2008, 2003) geht es ins Château wo der Tisch festlich gedeckt ist und die denkwürdigen Flaschen bereitstehen. Der Gastgeber ist Jean-René Matignon, der Direktor von Pichon-Baron. Aus dem Sauternes reiste der Direktor von Château Suduiraut, Pierre Montegut, an. Er liess sich diesen legendären Abend nicht entgehen und brachte aus dem hausinternen Kellerfundus zwei dunkelgoldene «Eintrittskarten» mit. Die nicht nur verkosteten, sondern auch andächtig genossenen Flaschen stammten, wie eingangs schon erwähnt, aus dem Suduiraut-Keller, aus dem Pichon-Keller und aus dem Gabriel-Keller.


40 PUNKTE FÜR PICHON-BARON 1959

Ein mathematisch begründeter Titel. Wir öffneten zwei halbe Flaschen und beide waren 20-Punkte wert. Jean-René strahlt, denn der beste Wein des Abends ist sein Geburtsjahr.  

1959 Pichon-Baron: Zwei halbe Flaschen, welche wir separat einschenkten. Da die Differenz marginal war, goss ich diese nach dem einzelnen Verkosten zusammen, um mehr Aromenvolumen zu generieren. Die Farbe ist immer noch unglaublich dunkel, innen Schwarz – aussen Braun. Die Nase ist unglaublich, klar sind da altersgereifte Dörrfrüchte vorhanden, aber mit zunehmendem Luftzutritt versprüht das Nasenbild immer noch Brombeeren und Cassis. Unglaublich! Je länger der Wein im Glas ist, desto tiefgründiger wird er, Tabak und Sommertrüffel kommen aus dem Untergrund an die Oberfläche. Füllig, weich, samtig und füllig, das Finale zeigt Krachmandeln und Caramel. Wie heisst es so schön? Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Wenn immer wieder behauptet wird, dass halbe Flaschen schneller reifen, so wurde hier, mit einem schier 60jährigen Wein, genau das Gegenteil bewiesen. 20/20 austrinken

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CHÂTEAU PETIT-VILLAGE:
FRÜHER GINESTET, HEUTE AXA

Ginestet war früher Besitzer von Château Cos d’Estournel in Saint-Estèphe. Zur gleichen Familie gehörte damals auch das Pomerol-Weingut Château Petit-Village. Um die Nachfolgesteuern zu bezahlen, waren die Ginestet-Erben (Familie Prâts) gezwungen Petit-Village zu verkaufen, um Cos d’Estournel erhalten zu können.
Neuer Besitzer wurde die Axa-Gruppe. Deshalb passte dieser Pomerol wunderbar zum Axa-Themenabend.

1945 Petit-Village: Flaschenfüllung mittlere Schulter. Die Farbe von mittlerem Weinrot, leicht dumpf, innen matt aber sehr dunkel, aussen am Rand sanft orange aufhellend. Das Bouquet zeigt zu Beginn mehr Würze wie Süsse, speckige Noten, Gewürznelken, kalter Rauch, Brazil-Tabak, insgesamt von unglaublicher Tiefgründigkeit. Im Gaumen mit gut stützender Säure beginnend, fest, fleischig, Szechuan-Pfeffer, Jasmintee, Pfeifentabak, viel Körper, der auch etwas eine asketische Ausstrahlung zeigt durch seine Muskeln. Maskuline Grundcharakteristik. Einer der «männlichsten» unter den ganz grossen Pomerols welche ich je im Glas hatte. So etwas kann man höchstens noch mit dem Nachbarweingut Trotanoy im hohen Alter erleben.  19/20 austrinken



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1878 Château Lagrange
Eine Flasche aus dem Fundus von der Liquidation vom Café Voisin, (Paris), welche ich zu einem Diner aufs Weingut mitbrachte. Die Farbe liegt im mittleren Bereich, mehr Braun wie Rot. Die Nase beginnt mit Aromen, welche an einen mit nassem Karton erinnern, er wird dann etwas süsser, zeigt salzige Soyasauce, Worchester und Nuancen von altem Cognac. Er wird in der Folge nasal immer angenehmer und lässt hoffen. Im Gaumen erstaunlich saftig, lang, zeigt eine ...feine Würze mit eingebundener Säure und Süsse auf der Zunge, das Finale erinnert an einen leicht süsslichen Madeira, er bringt Schoko-Pralinen mit sich und sogar noch Caramel.

Das war mehr wie eine Überraschung und bereitete - als 129jähriges Saint-Julien-Erlebnis - noch recht viel ehrfürchtigen Spass.

Auf dem Bild; die Crew von Lagrange mit dem 1878er

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MUSIK FÜR DEN TALBOT

In den Rebbergen von Château Talbot (Saint Julien) wurden Musikboxen aufgestellt. Den Reben würde das gefallen, so wurde uns bei einem Weingutsbesuch mitgeteilt. Das Absterben von Reben sei damit von vier auf eins Prozent gesenkt worden. Als ich das hörte, schaute ich sicherheitshalber in den Kalender ob heute nicht zufälligerweise der 1. April ist...

Wir verkosteten den 2011er Talbot. Er beweist die neue Qualitätsära und wird schon bald viel Freude bereiten. In einem Restaurant würde ich den jetzt schon sehr gerne bestellen.

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AU REVOIR JEAN-MARC

Im Bordelais sind viele Winzer meine Freunde. Nicht nur jene, der noblen Crus, sondern auch solche, welche Weine herstellen die mehr abliefern wie man dafür ausgeben muss.

Einer von ihnen war Jean-Marc Landureau von Château d’Escurac. Er hat im hohen Norden vom Médoc immer das Bestmögliche gemacht. Und dies auch in schwierigen Jahren.


Sein 2007er war derartig gut gelungen, dass ich ihm als Gabriel-Empfehlung 30'000 Flaschen abkaufte für Mövenpick.

Nun hat er, mit nur 55 Jahren, infolge eines Herzinfarktes die Winzerbühne verlassen. Mir bleiben viele Stunden der Erinnerung. Und noch ein paar Kisten von seinem Wein in meinem Keller. Tschau Jean-Marc, Merci!


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20/20 FÜR DEN SAGENHAFTEN 2015ER

Die Masseto Freaks müssen sich noch bis nächsten Sommer gedulden. Doch dann heisst es aufgepasst, denn dann kommt einer der allergrössten bisher produzierten Masseto’s auf dem Markt. Wir durften ihn verkosteten. Pech war nur, dass wir mit dem Motorrad in der Maremma waren. Glück trotzdem; denn dies war unser Tour-Ferientag und wir fuhren mit dem Taxi zu Ornellaia…

2015 Masseto: Produktion ca. 35'000 Flaschen. Fassprobe kurz vor der Abfüllung. Extrem dunkel, Violett-Purpur. Er zeigt gleich in der ersten Sekunde ein dramatisches, hochkonzentriertes Parfüm von explosivem Merlot, verbunden mit einem unglaublichen Beeren- und Fruchtcocktail, ohne dabei einen konfitürigen Schimmer zu vermitteln, dann folgen kandierte Zitronenschalen, Melisse, Edelhölzer und Haselnusspralinen vermischt mit einem umwerfenden Kokostouch. Man kann sich daran nicht sattriechen. Er poltert daher wie eine psychedelische Nasendroge. Im Gaumen jetzt schon cremig und samtig, schier Gaumenfüllend, die Tannine sind hoch konzentriert, gebündelt. Somit strahlen diese eine hohe Reife aus. Dieser absolut geniale Maremma-Merlot wird sich in seine eigenen Legenden einreihen. 20/20 2020 – 2028






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ORNELLAIA: WEINBOMBEN IM KELLER

Es ist ein fiserliger Regentag während unserer grossen Motorradtour durch Piemont, Korsika, Maremma und Tessin. Wir sind für zwei Tage in einem Appartement in Bolgheri gebucht und essen gut und trinken Wein. Die Motorräder und die Kleider lassen wir derweilen trocknen. 

Schon lange zuvor hatte ich einen Termin mit Axel Heinz ausgemacht und fragte im Vorfeld höflich ob er denn auch persönlich da sei. Er antwortete er müsse da sein. Es sei dann Ernte.

Also begrüsste er uns an diesem erntefreien Tag. Weil Regen. Die Merlots seien schon am Gären. Es seien extrem kleine, sehr konzentrierte Beeren, weil es nie geregnet habe. Eine der frühesten Ernten in der Geschichte der Maremma. Durch den Regen hätten sich die Cabernets jetzt etwas erfrischt und würden ebenfalls bald gelesen.

Und er liess uns «seine» 2014er verkosten. Das ist wieder mal so ein Jahrgang für Geniesser, welche nicht nach einem Maximum von allen möglichen Weinregistern suchen. Die Ausgangslage war nicht einfach, vielleicht etwas zu kühl von der Vegetation her war. Es ist auch ein «Jahr des Winzers». Man musste entscheiden einen Roséabzug zu machen und kleinere Produktionsmengen in Kauf nehmen. Und wer seine Arbeit richtigmachte, der füllte harmonische, aromatische, elegante Weine in die Flasche. Die eingefleischten Maremma Freaks werden sich von ihm abwenden.
Für mild-elegante gibt es wohl dann auch nicht so hohe Punktezahlen, also wird sich der erste Run allenthalben in Grenzen halten. Mag sein, dass die 2014er der Maremma Liebe auf den zweiten Blick bedeuten. Ich habe von ein paar Weingütern die 2014er probiert und bin, als Bordeauxliebhaber, recht angetan von diesem Jahrgang. Ideal, wenn man etwas ungeduldig ist. Ideal auch, weil man diese im Restaurant problemlos bald schon geniessen kann. Beim ehrlichen Genuss geht es um das Vergnügen – nicht um die Kraft.

Wer die Toleranz zu einem gemässigteren Toskaner nicht aufbringt, der wartet halt bis die Jahrgänge 2015 und 2016 auf den Markt kommen. Da liegen wohl nicht nur bei Ornellaia wahre Weinbomben in den Kellern. Den 2015 Ornellaia und Masseto konnten wir beim Besuch verkosten. Beides sind reiche Maremma-Granaten. Der 2016er soll aber «mindestens ebenso gut sein», wie uns Axel Heinz höchst persönlich versicherte. Da können sich die Ornellaia- und Massetofans auf zwei gigantische Weine vorfreuen. Der PDF-Bericht auf neun Seiten auf www.bxtotal.com

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ORNELLAIA BIANCO = 200 FRANKEN!

Der deutsche Weinjournalist und Buchautor Jens Priewe schrieb einmal despektierlich; «Italien ist kein Weissweinland». Vielleicht war genau dieser Vorwurf letztendlich auch ein Ansporn für nicht wenige Winzer. Ornellaia stellte seine Weissproduktion von 2001 bis 2007 komplett ein. Dann kam 2008 wieder der Poggio delle Gazze auf den Markt. Mit dem 2013er Ornellaia Bianco folgte darauf ein richtiger Paukenschlag. Man wählte für die Lancierung die Formel «sehr rar und sehr teuer». Der Abgabepreis war ein Multiplikator vom roten Ornellaia. Heute kann man den weissen Ornellaia im Markt um 200 Franken kaufen. Eine Kostprobe vom jüngsten Jahrgang 2015 zeigte, dass dieser wohl teuerste Italo-Luxus-Bianco von seiner Klasse her mehr als nur ein Marketinggag ist. Auch wenn es hier in weit günstigeren Gefilden zwar eine mögliche Konkurrenz gäbe, letztendlich deklariert er sich dann doch als «class of its own».  

2015 Ornellaia Bianco: Sauvignon Blanc und Viognier. Es ist auch denkbar, dass er irgendwann auch als reiner Sauvignon Blanc vinifiziert wird. Der reine Traubenmost wird über rund 24 Stunden vorgeklärt und dann in 30 % neuen und 70 % gebrauchten Eichenfässern bei etwa 22 Grad vergoren. Dabei werden mit Batonnage die Hefen aufgerührt. Nach 12 Monaten im Fass kommt er noch für drei weitere Monate in den Stahltank vor dem Abfüllen. Aufhellendes Gelb, einen grünlichen Schimmer zeigend. Das Bouquet wirkt erst diskret, vermittelt Spuren von Mineralität und die Frucht, wird begleitet von herrlich frischen Agrumentönen, helle Steinfrüchte wie Pfirsich und weisse Nektarinen. Im Gaumen geradlinig, nur wenig Eiche zeigend, höchstens in Form von feinen Kokosnoten, langes Finale. Kein Blender, sondern ein perfekt vinifizierter, vielleicht in seiner Jugend auch etwas introvertierter Luxus-Nobelweisser. 18/20 trinken

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WEIN AUS TENERIFFA?

Bei einer gebuchten Tour gab es zum Mittagessen einheimischen Wein.

Einen Roten. Und einen Weissen. Leider ohne Etiketten.

Ich verkostete beide. Danach wusste ich, warum keine Etiketten drauf waren.

Der Winzer wollte sich nicht schämen...

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BRANDY ESPANOLES

Das ist der Unterschied zwischen Spanien und Frankreich!

Bestellt man in Frankreich einen Cognac, so bekommt man ein feuchtes Glas zu einem unverschämten Preis. In Spanien gibt es wunderbar gereifte Brandy zum halben Preis in vierfacher Menge. Und erst noch das Gratislächeln einer freundlichen Senorita dazu!

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26. 9. 2017:  JUBILÄUM

Heute vor 25 Jahren haben Wolfram Meister, Max Gerstl, Hannes Scherrer und ich den allerersten WeinWisser herausgegeben. Das werde ich heute feieren. Aber nicht nur das. Karin und ich haben heute Hochzeitstag. Ist auch immerhin schon 19 Jahre her...

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SPANNENDER LÉOVILLE CONCOURS


Unter Organisatoren von Weinproben herrscht sehr oft die (Un-)Sitte von rivalisierenden Themen. «Mission gegen «Haut-Brion» zum Beispiel. Oder «Pichon-Lalande» gegen «Pichon Baron». «Montrose gegen Cos d’Estournel» wäre auch noch so eine leidige Variante.

Und ausgerechnet der Verfechter (Gabriel) dieser önologischen Wettkämpfe organisierte Ende September 2017 ein solch degustatives Aufeinandertreffen. Da kann man als mögliche Entschuldigung nur noch ein leicht verändertes Sprichwort anfügen: «Erlaubt ist schliesslich, was gefällt!».


Zudem muss man auch unterscheiden, ob es sich um eine rein kompetitive Probe handelt, oder ob man den Begriff «Genuss» mehr gewichtet als das Wort «Kampf». Für die präsentierten Weine ist es so oder so nicht immer eine einfache Situation. Der Teilnehmer schaut nach unten auf die Weine, wie ein Richter auf den Angeklagten. Da kann schon mal eine grundsätzlich eine kritische bis verurteilende Haltung entstehen.  

Ausser man freut sich, Weinen zu begegnen welche man selbst nicht im Keller hat. Oder nicht wagte diese zu öffnen. Oder diese zwar in seinem eigenen Keller liegen hatte, aber schon längst entkorkte. Oder sich – aufgrund der Erfahrungen Gedanken macht – auf Auktionen danach Ausschau zu halten.

Jeder macht so eine Verkostung auf seine Art. Am meisten hatte man eh davon, wenn man sich einfach auf ein solch spannendes, schier einzigartiges Saint-Julien-Zusammentreffen freut, sich entspannt und den Genuss-Sucht-Schalter im Gehirn aktiviert.

Das war die Verkostungsliste:
1986 Château Léoville-Barton, Saint Julien / 1995 Château Léoville-Barton, Saint Julien /2001 Château Léoville-Barton, Saint Julien
1986 Château Léoville Las-Cases, Saint Julien / 1989 Château Léoville Las-Cases, Saint Julien / 2006 Château Léoville Las-Cases, Saint Julien
2001 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien / 2004 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien / 2010 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien
2000 Château Léoville-Barton, Saint Julien / 2000 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien / 2000 Château Léoville Las-Cases, Saint Julien
1998 Château Léoville-Barton, Saint Julien / 1998 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien / 1998 Château Léoville Las-Cases, Saint Julien

Der Léoville Las Cases ist der stets teuerste dieses Léoville Trios. Er gilt als der feinste und man kann ihm wegen seiner delikaten, anmutigen Süsse durchaus eine etwas vinöse Erotik andichten. Er hätte wohl die besten Chancen, bei einer Klassifikationsänderung zum Rang eines Premiers aufzusteigen. An unserer Verkostung war er Publikumsliebling.  

Hingegen ist Léoville-Barton ist der grosse Klassiker. Er geht in die Tiefe, wirkt aber nicht so mächtig, wie es andere Médoc-Crus sein können. Mit seinem dunkelbeerigen Ausdruck und einer ordentlichen Prise von Zedern gilt er vielleicht als der typischste Saint Julien unter den Dreien. Mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis ist er der beliebteste der drei Crus.    
Mit einem riesigen Fan-Club in deutsch-sprachigen Ländern und in England.

Was dem Léoville-Poyferré an Finesse und Typizität fehlt, macht er mit seiner Arroganz anmutenden Kraft wieder wett. Nicht selten kommt er eher wie ein Saint Estèphe daher mit seinen Ecken und Kanten. Er ist der männlichste aller Léoville’s und hat nicht selten einen ganz feinen Eucalyptus-Napa-Touch in Bouquet drin. Von der generellen Lagerfähigkeit her sind alle etwa auf dem gleichen Stand.


Wie die Weine an dem Tasting im Bachhus Hildisrieden abschnitten: Acht Seiten auf www.bxtotal.com

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STEINPILZ-SAISON

An dem grossen Léoville-Tasting gab es Steinpilzrisotto.

Auf dem Bild: Werner Tobler, Cuisinier





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Der erste Wildpfeffer dieses Saison.

Gegessen im Restaurant Obermatt in Ennetbürgen.






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WEINIGES OKTOBERFEST IN MÜNCHEN


Warum das Oktoberfest in München bereits im September stattfindet, das wird wohl wegen dem sonst warmen Herbstwetter so sein. Doch diesmal war das Wetter nicht so sonnig-herbstlich. Warum wohl an diesem Fest fast ausschliesslich nur Bier fliesst, das liegt in erster Linie an der extremen Bierkompetenz der Bayerischen Hauptstadt.

Doch diesmal war nicht nur das Wetter anders. Es floss auch kein Bier in Strömen. Zumindest nicht für die nachfolgend beschriebene, illustre Gruppe. Die nennen sich nämlich schlichtweg «Weinfreunde». Und dieses weinige Dutzend trifft sich zwei Mal im Jahr. Aber erst seit dem Frühling 2017. Somit war dies erst die zweite Auflage dieses statutenlosen Vereins. Die Formel ist denkbar einfach. Es wird ein Gastgeber bestimmt und dann nach einem gemeinsamen Datum gesucht. Der Gastgeber lädt dann die anderen Weinfreunde für zwei gerbstoffgemilderte Tage in «seine Stadt» ein.
Das nächste Mal ist dann wieder ein anderer All-inclusive-Gastgeber dran. Und so weiter…

Diesmal traf es den Robert Langer. Der ist zwar ein waschechter Münchner, lebt aber seit kurzem wieder in Kalifornien.
Er stellte ein ziemlich strapaziöses Programm mit unglaublich vielen Spitzenweinen und gastronomischen Höhepunkten zusammen. Bestehend aus drei intensiv weinigen Blöcken. Am Freitagabend traf man sich im Gourmettempel Tantris zu einem gigantischen Kalifornien-Stelldichein. Reife Martha’s von Heitz als Vertikale und zwei grosse Vintages (1985 und 1994) als Kompetitionsflights. Der Samstagmittag fand im Bayerischen Hof statt. Hier buhlte der Australien-Super-Premium Penfolds Grange um seine Gunst. Am Samstagabend kamen noch ein paar weitere Weinfreunde aus Langers Raritäten-Freak-Kreis dazu. Im Königshof in München garantierte das professionelle Team für den avisierten Höhepunkt. Ganz grosse Küche in Verbindung mit den ganz grossen Bordeaux-Namen vom legendären Jahrgang 1947. Und immer floss hochwertiger Champagner zum Aperitif. In Form von Krug Grande Cuvée, 2005 La Grande Année Bollinger und 1990 Krug Vintage. Der Sauternes-Jahrgang 1947 zog sich ebenfalls wie ein dunkelgoldener Faden über die drei tollen Events hinweg. Der 18 Seiten grosse Bericht ist auf www.bxtotal.com zulesen.

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ERDBEER-TRAUBEN?


Auf dem Bummel durch den Münchner Viktualienmarkt entdeckte ich sie. Der Händler hatte sie mit «süsse Erdbeer Trauben» angepriesen. Noch nie gehört. Also knipste ich zur Erinnerung.

Im Netz fand ich dann die Bezeichnung dieser Tafeltraube mit «Isabella», welche tatsächlich mit einem Aroma von Walderdbeeren versehen sein soll. Keine andere Traube sei übrigens so Frost- und Pilzrestistent wie die Isabella!

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1947 MOUTON-ROTHSCHILD
AUS DER MAGNUMFLASCHE!!!

Getrunken an der Lager-Probe in München. Noch recht dunkles, gereiftes Weinrot. Die Nase ist eine berauschende Delikatesse, viel Schoko-Pralinen und süsses Sandelholz. Über alles ragt die erotische, ausladende Mouton-Süsse. Im Gaumen voll, cremig, einen ausufernden Genuss abliefernd, das Finale ist eine Aromenbombe und zeigt noch unglaublich viel brombeerige Fruchtreste. Er vermittelt das maximale Qualitätspotential am linken Ufer diesen sehr grossen, heissen schwierig zu vinifizierenden Jahrganges. Das ist ein hemmungsloser Wein-Wahnsinn. Und dies aus der unerschwinglichen Magnumflasche. Und der Magnumbonus war egoistisch, denn es gab ein zweites Glas davon. 20/20 trinken


Nicht die Grossen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen.

Lucien war als erster bei der Magnum-Mouton-Depottränke.



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RISCAL: EIN SPANISCHER PIRAT ENTERT DAS BORDEAUXSCHIFF

Als letzter, fünfter Wein der Serie bei der Bordeaux-1947-Probe kam ein Pirat ins Glas. Ein klassischer Rioja. Und der hielt den mächtigen Pessac’s die Stange!

1947 Rioja Marques de Riscal: Extrem dunkel, satte Mitte, nicht die Farbe eines 70jährigen Weines zeigend. Erdige Süsse, etwas dumpf zu Beginn, aber noch wunderbar intakt, zeigt viel süsse Dörrpflaumen, malziges Sandelholz. Im Gaumen mit gut stützender, nicht ganz integrierter Säure unterwegs, diese stabilisiert den Wein und macht ihn nahezu unsterblich. Ein Jungbrunnen der heute noch immer beeindruckt. Als Rioja ist er ein recht barockes Altweinwunder. 19/20 austrinken



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AUS FÜR DEN LATOUR HAUT-BRION. Der Latour Haut-Brion war die unerwartete Sensation. Das Weingut wurde von den Woltners aufgekauft und ging mit dem Verkauf von Mission an die Clarence-Dillon- Gruppe über. Die entschloss sich leider im Jahr 2006, diesen an sich oft sehr eigenständigen Pessac ins Weingut Mission einzuverleiben. Dies zum leidigen Nachsehen ein paar eingefleischter Latour Haut-Brion-Fans…
1947 La Tour Haut-Brion: Extrem dunkles Weinrot, unglaublich jung wirkend. Offenes, intensives Bouquet, dicht süss, vielschichtig, viel Nasenpower vermittelnd und absolut intakt im Ansatz. Irgendwo findet man noch frische, bis konfierte Fruchtnoten, Hagebutten und mit einem kräutrig frischen, delikaten Melissentouch aufwartend. Rahmig! Brombeerig! Samtiger, fülliger, weicher Gaumen, die volle Balance, gebündeltes Finale. Harmonie pur. Ein Wahnsinnswein, der irgendwie nicht so überintensiv die 1947er-Hitze aufzeigt. 20/20 austrinken

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La Tâche 1947! Wenn die Finessen überhand nehmen, strahlt der feinfühlige Max Gerstl. 

1947 La Tâche, Domaine de la Romanée-Conti: Der aufhellendste Farbe mit den bräunlichsten Reflexen der Serie. Das Nasenbild beginnt leicht fuchsig, zeigt viel Stielwürze, getrocknetes Rosenholz, fein medizinaler und auch zart mineralischer Schimmer. Von den Grundaromen her sehr intensiv und klar auf Côte-de-Nuits hinweisend. Im Gaumen fleischig, sehnig, die Muskeln – zusammen mit der Säure – sehr gut spielen lassend. Immer noch vibrierend und die Grösse des Terroirs geschmacklich deutlich vermittelnd. Ein bemerkenswertes, einzigartiges, rares und wohl auch nie mehr wiederkehrendes Verkostungs-Ereignis. Sehr nachhaltig mit seiner aromatischen-würzigen Süsse. 19/20 austrinken

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PENFOLDS GRANGE IM HOTEL BAYERISCHER HOF

Es ist jetzt Samstagmittag an diesem coolen Septembertag in München. Nachdem wir in den letzten zwei Stunden davor viel über die Geschichte Münchens erfahren haben, ist es durchaus opportun vor der dekantierten Gegenwart noch schnell einen Blick zurück zu drehen.

Im Februar 1964 sitzen die deutsche Filmschauspielerin Romy Schneider und der österreichische Schauspieler OW Fischer gemeinsam an einem Tisch. Und zwar am damals berühmten Hofball im Bayerischen Hof. Zur gleichen Zeit werden in Australien die Trauben eines damals noch völlig unbekannten Kultweines gelesen. Es ist der Grange 1964. Der würde heute so um die 2'000 Franken pro Flasche kosten. Und genau diesen dürfen Wein durften wir erstes Glas verkosten. Ihm folgten dann noch weitere, grosse Grange’s bis zum schwächelnden 1995er.

Von der langlebigen Qualität hergesehen, ist der Grange über die letzten 50 Jahre hinweg einer der allerbesten Weine der Welt. Er liefert jährlich auf ganz hohem Niveau ab. Und dies ist möglich, weil es kein reiner Cru, sondern eine Selektion aus dem grossen Penfolds-Pot ist. Bericht auf www.bxtotal.com

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GRANGE OHNE ALKOHOL

Man kann die Aromen vom Penfolds Grange auch trainieren ohne dabei voll zu werden. Wenn von Cassis die Sprache ist, dann meint man eigentlich im deutschen Gebrauch auch schwarze Johannisbeeren. Im Norden Germaniens spricht man da auch von der Ahlbeere. In Österreich von der schwarzen Ribisel. In den Grether’s Pastillen werden diese schwärzesten aller Beeren in wunderbar weiche Bonbons umgewandelt. 

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RESTAURANT TANTRIS MÜNCHEN

Still going strong! Hier haben Eckard Witzigmann und Heinz Winkler ihre ersten Michelin-Sporen abverdient. Seit dem Jahr 1991 wird das zeitlos moderne, nach wie vor unrenovierte Münchner Kultrestaurant von dem Kürzel «HH» regiert. Hans Haas kocht solide, schnörkellos, fokussiert. Bei den ersten Gerichten suchte ich das Salz auf dem Tisch. Wohl eher aus lauter Gewohnheit. Und beim dritten Gang war ich froh, dass keines auf dem Tisch stand. Denn – Haas kocht harmonisch, dabei aber schier «unteraromatisch». Das lässt die Ingredienzen so richtig aus dem Teller herausragen. Irgendwie könnte man seine Kochart auch als «signierte Klassiker» betiteln. Haas ist kein Butterverschwender und auch kein Rahmvergeuder. So steht man auch ein vielgängiges Menu locker durch. Mit sicherer  Wohlfühlzufriedenheitsgarantie.

Bild: Hans Haas mit René Gabriel. Zwei 1957er-Köche die sich gut verstanden.

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1974 Martha’s Vineyard
Die ersten zehn Minuten waren dominiert von einer schier likörigen, laktischen Cabernetsüsse, schier überfüllig in der Nase – und übercremig im Gaumen. Er vermittelte in dieser Phase den Eindruck eines grossen Colheitaports. Nach und nach legte er seinen Reichtum ab und liess aus dem Innern auch andere Aromen zu. Aromen, welche zu einem ganz grossen Heitz passen; Eucalyptus, Peru Balm und Malz ohne Ende. Er wurde dann kräutriger und auch frischer. Ein Wein den man stundenlang dekantieren kann/könnte. Auch wenn man zuweilen das Gefühl hat, dass er jetzt auf dem endgültigen Zenit angelangt ist, überrascht er immer wieder mit seinen klammheimlichen Reserven. Er hat sich den Nimbus einer unsterblichen Napa-Ikone schon lange redlich verdient. (20/20).

Getrunken mit anderen Jahrgängen von Heitz Martha's und Kalofirniern des Jahrganges 1985 und 1994. Mit vielen 20-Punkteweinen. Der 18-Seitenbericht ist auf www.bxtotal.com

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CHÂTEAU D'YQUEM:
NICHT IMMER DER ALLERBESTE –
ABER GARANTIERT DER TEUERSTE


In ganz heissen Jahren schmecken die Sauternes wie Tokajer. Und die Barsacs wie Sauternes. Und genau so war es auch 1947!

Wer sich dieses besonders rosinige Yquem-Erlebnis aber trotzdem mal leisten will, der ist ab 2000 Euro mit von der Partie…

1947 d’Yquem: Kupfergoldene Farbe. Sehr viel Orangeat in der Nase zeigend, so eine richtig intensive Grand-Marnier-Nase. Im Gaumen ist er mit einer erfrischenden, schier pikant auftretenden Säure unterwegs. Wirkt so lang und pfeffrig. Kein wirklicher «Liquoreux», dafür aber eine unsterbliche Yquem-Variante. Das Grosse an ihm ist die präzise Mineralität. 18/20 trinken

Ein Bericht mit 10 verschiedenen Sauternes 1947

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EMPFEHLENSWERT

Der erste Band ist da.

OENOSOPHIE

Von Martin-Christian Thöni.
Mit Vorwort von René Gabriel

Direktbestellungen beim Autor (CHF 78)
mystikdesWeines@bluewin.ch
http://www.mystikdesweines.ch/

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Vorwort von mir...


MEINE KIRCHE IST MANCHMAL IM WEINKELLER


«Wenn Gott verboten hätte zu trinken, hätte er dann einen solch guten Wein geschaffen»? Mit dieser Frage wird der Besucher von Château La Mission bei einem Besuch auf dem Weingut konfrontiert. Denn – den Besuchern wird dort vor der rund einstündigen Visite jeweils ein kleiner Film gezeigt. Die Lazaristen (ein katholischer Männerorden) prägten sehr lange die Geschichte dieses sehr angesehenen Bordeaux-Weingutes. Und das ist nur eine der sehr vielen Vermischungen zwischen Wein und Religion, welche es gibt. Genauso wie in diesem Buch…

Wir trafen uns zufällig beim Bier. Beim Stefan Haldimann in Sugiez. Der macht nämlich ein so unverschämt gutes Bier, dass man getrost mal auf ein Glas Wein verzichten kann. Jedes Getränk kann nämlich Spitzenqualitäten erzeugen. Nicht nur der Wein. Wenn ich da nur an den unvergesslichen Birnenmost von unserem Onkel «Zimpi» in der Jugend denke…

Doch jetzt ist nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart! Wir wechseln ein paar Worte und sind schon bald beim Du. «Ich bin der Martin», sagt mein Vis-a-Vis. Wir trinken Bier, aber wir reden Wein! Und zwar in schnell wechselnden, unglaublich tiefgründigen Facetten. Es scheint, dass mich der Martin irgendwie ausloten will (denke ich mir). Doch Gabriel ist nicht nur Wein. Zumindest habe ich mir immer rund um den Wein eine flexibel-multiple Aura gebildet. Wir finden schnell unseren kommunikativen Tangentialbereich und sprechen über die gemeinsam vorhandene Mitte.

Wie weit Martin-Christian Thöni mit der Definition von Wein bis Religion geht, werde ich erst ein Jahr später begreifen. Dann nämlich, als er mir bei einem sonntäglichen Weinevent vertrauensvoll sein Buch-Manuskript in die Hand drückt mit der Bitte ein Vorwort zu schreiben. Zugesagt hatte ich schon zu einem früheren Zeitpunkt, aber ich wusste da noch nicht was auf mich zukommen wird.

Nun hatte ich Zeit in diesem einzigartigen Werk zu schmökern. Mehr noch; darin zu lesen. Mehr noch; ein paar Passagen mehrere Male zu lesen, um mich darin zu vertiefen. Ich lerne dabei viel. Irgendwie schmelzt in diesem Oenosophiewerk der Wein mit der Religion zusammen und trennt sich im gleichen Augenblick wieder in einer schier schizophrenen Art. Während sich in der linken Hirnhälfte der Wein einnistet, beschlagnahmt das Religiöse den rechten Part.

Es ist einerseits vom Rebbau im Jahreszyklus die Sprache. Vom Winter bis zur herbstlichen Ernte im Rebberg und dann wandert die Thematik mit den gelesenen Trauben in den Keller. Besonders beeindruckt hat mich dabei die Abbildung einer Knospe auf Seite 62. Wie bei einem Embryo sind da alle späteren Anlagen bereits für einen ganzen Trieb vorhanden.

Schwieriger wird es für mich den rechten Part zu definieren. Vielleicht will Martin-Christian Thöni das auch gar nicht. Er zeigt ganz einfach eine immense Bandbreite der Religion, respektive der Religionen auf. Dabei wirkt er zwar fundiert, aber keineswegs fundamental. An Rand seiner Betrachtungen lässt er viel Spielraum von Meditation und ergänzender Eigeninterpretation zu.

Dabei habe ich mich gefragt, wo denn meine persönlichen Tangenten zwischen Wein und Religion sind. Und ich habe da viele Begegnungen mit Gott während meinen bisherigen Weinwanderschaften gefunden.

Fast jedes Jahr einmal wandere ich mit Freunden von La Neufville nach Twann, dem Weinweg am Bielersee entlang. Bei der Kirche in Ligerz machen wir dann immer einen Halt. Während andere über die Rebberge auf den See schauen, gehe ich in das wunderschöne, kleine Kirchlein und halte inne.

Auch wenn ich in Pauillac (Bordeaux) bin, mache ich eine ähnliche Rast. Während jeweils alle Reiseteilnehmer (ich bin der Reiseleiter) aus dem Bus stürmen, um die Restaurants am Quai aufzusuchen, laufe ich ins dortige, schlichte Gotteshaus und setze mich für eine geraume Zeit hin. Weg vom Visitentrubel, einfach mich dort zu bedanken für mein wunderschönes Weinleben.

Einmal sass ich ganz allein frühmorgens in der kleinen Kapelle am Hügel des weltberühmten Weinberges «Hermitage». Es gibt sogar einen gleichnamigen Wein, den Hermitage la Chapelle. Unten floss gemächlich die Rhône, Schiffe kurvten darin. Die Sonne erwärmte die Umgebung und vaporisierte das mit Tau besetze Terrain. Ein unglaublicher Duft zog in meine Nase. Ich wurde übermannt und weinte weinige Glückstränen. Da war ich dem Weingott wohl so nahe wie noch nie…

Im Alltag Wein richtig zu geniessen ist gar nicht so einfach. Denn – Wein hat mehrheitlich eher viel gesellschaftliches Potential. Die grössten Weine der Welt werden nicht von Einzelnen getrunken. Und genau aus diesem Grund ist zwar die Bühne für den Wein da, aber die Zuschauer sind in der Regel zu stark mit ihrem Aufmerksamkeitsdefizit beschäftigt, um den edlen Tropfen ausreichend geniessen zu können. In solchen Fällen nehme ich dann oft mein Glas zur Hand und verlasse die Audienz, um mich für einen genügend langen Moment in eine stille Ecke zurückzuziehen. Das intensiviert, verlängert und memorisiert den Genuss.

Deshalb ist ein besonders spannender Part in diesem Buch von Martin-Christian Thöni der «Übergang vom Alltag zur Wein-Meditation». (Seite 247). Es geht im Groben darum, dass man sich für den Wein ein ganz bestimmtes Zeitfenster reservieren soll. Das geht aber so nur, wenn man alleine ist. Unbewusst mache ich das schon seit Jahren...

Nach dem Arbeiten und vor dem Nachtessen, gehe ich jeweils in meinen recht gut fundierten Weinkeller. Ohne genaue Vorgabe lasse ich mich leiten, was den heute zum Gericht, zur Stimmung, zum Budget passen würde. Ich komme mir dann jeweils im Keller so vor, wie ich als kleiner Bub vor der Kioskauslage mit einem «Zwängzi» in der Hand. Ist der Wein einmal definiert, so verkoste ich den just entkorkten Wein, sitzend am grossen Eichentisch. Manchmal bleibt es beim Ersteindruck. Manchmal mache ich mir ein paar Notizen. Meist ist es nur ein kleiner Verkostungsschluck. Manchmal gönne ich mir eine grössere Ration. Und manchmal, wenn auch in selteneren Fällen, gleich ein zweites Glas. Das sind dann jene Momente, bei denen es «etwas länger dauert». Die Gedanken gleiten ab, suchen neue Wege und werden anderer Natur. Ich geniesse diese, spirituell anmutenden Momente. Aber ich konnte es bisher nicht definieren, was es war. Seit diesem Buch weiss ich es. Es ist der Moment bei dem der Wein von der linken zur rechten Hirnhälfte wandert!                                                                    René Gabriel

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WO KAUFT GABRIEL SEINE CIGARREN?

Bei Alex in Belfaux.

Gestern genaile Trinidad und Bolivar...


Sagen Sie ihm einen schönen Gruss von mir...



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20 MAL GRAND-PUY-LACOSTE


GPL, sprich «Tschi-Pi-Ell»! So wird der Grand-Puy-Lacoste von seinen Freaks liebevoll als Kürzel genannt. Der Wein enttäuscht (seit 1979) sehr selten und ist einer der besonders feinen Pauillac-Crus.
Also könnte man als Resümee von mehr Finessen – wie Power sprechen. Noch passender wäre vielleicht der Ausdruck: «Wunderbare Pauillac-Delikatesse!»

1978 kaufte der damalige Besitzer von Château Ducru-Beaucaillou Jean-Eugène Borie diesen Cinquième Cru in Pauillac. Die Geschichte will, dass er sich beim Genuss des phänomenalen 1959ers zum Kauf entschloss. Nach einer dekadenlangen Lethargie legte Borie nach dem Kauf gleich wieder los und überzeugte schon ein Jahr später mit einem überragenden 1979er. Seitdem sind die Werte für die grossen Jahrgänge zuverlässig hoch, aber nie ganz spektakulär. Zum Glück jener Weinliebhaber, welche sich von diesem immer noch recht preisgünstigen Grand Cru Jahr für Jahr ein paar Flaschen oder gar Kisten in den Keller legen. Wer den GPL schier Jahr für Jahr kauft und ein paar Jahre warten kann, der erlebt bei dessen Trinkgenuss permanent einen feinen, aromatischen, gut balancierten und auch zuverlässigen Pauillac-Value.

Genau in dem Moment, wenn der helvetische Konsum an Roséweinen am grössten ist, dann entkorken wir, als wäre es nicht Sommer genau so gerne rote Bordeauxweine, wie in den drei übrigen Jahreszeiten. Also luden wir weinige Freunde Ende Juli in unser Ferienhaus am Vully (Weinregion, Murtensee). Da kochten Bodenständiges und entkorkten 20 Jahrgänge vom «Tschi-Pi-Ell»! Die Verkostungsnotizen der grossen Jahrgänge 1979 bis 2010 sind jetzt auf www.bxtotal.com in einem Achtseitenbericht aufgeschaltet. 

CHÂTEAU-KAUFENTSCHEID

Der heutige Besitzer François-Xavier Borie hat mir einmal erklärt, dass sich sein Vater unter anderem bei einem 1959er Grand-Puy-Lacoste dazu entschieden hat, dieses Weingut zu kaufen. Die alten Weine der 50er und 60er Jahre hätten gezeigt, welche Qualitäten bei diesem damals heruntergekommenen Pauillac möglich seien. An unserer Probe kam dieser fast 60jährige Wein als Schlussüberraschung…

1959 Grand-Puy-Lacoste: Reifes, aufhellendes, mattes Weinrot. Das Bouquet zeigt einen wunderbar gereiften, erdigen Bordeaux; hell gedarrte Gerste, Malz, Rosinen, helles Leder, Wildfleischnoten und Spuren von getrockneten Edelpilzen. Im Gaumen immer noch genial und noch völlig intakt! Kaum zu glauben, dass dieser heute noch grossartige Pauillac schon fast 60 Jahre alt ist! Ein Genussbrunnen für gewohnte Bordeaux-Reifweintrinker. 19/20 austrinken

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BORDEAUX 1998: KLASSISCH LINKS, GIGANTISCH RECHTS

Kinder wie die Zeit vergeht. Nächstes Jahr sind es schon 20 Jahre her, seitdem der Bordeaux-Jahrgang 1998 entstanden ist.

Dieses «links» unterschätzte und «rechts» sehr grosse Millesime ist irgendwie in Vergessenheit geraten. Vielleicht auch deshalb, weil in der Regel für das generelle Jahrgangs-Ansehen die Musik im Médoc (links) spielt. Die Cabernet’s geben jeweils den Grundtenor an. Die merlotlastigen Weine vom rechten Ufer treten in der Regel etwas in den Hintergrund.

Und genau beim Jahrgang 1998 war diese Formel umgekehrt. Also stimmt hier der Slogan; «Die Ausnahme bestätigt die Regel».

Im Pomerol ist Weltklasse entstanden. Es gab schon andere Jahrgänge wie 1989 oder 2009 und 2010, welche auf demselben Status liegen. Der grosse 1998er ist jedoch in seiner nicht aufdringlichen Art eine Sonderklasse.

Auch die Weine vom linken Ufer, hätten beinahe dasselbe Niveau erreichen können. Just vor der Ernte regnete es über der Region Médoc und Graves. Die Trauben wuchsen an und das Verhältnis Schale und Saft geriet ins Ungleichgewicht.
Die Folge: Mehr Saft wie Kraft. Begleitet von einem wunderbaren, klassischen Bordeaux-geschmack. Ziemlich gross – und gleichzeitig beruhigend.

Was die nachfolgend beschriebene Probe vor allem zeigte; die Weine reifen allgemein langsam und weisen noch erstaunlich viel vom früheren Initialgeschmack auf.

Dank der Auswahl der Weine über alle wichtigsten Regionen, ergibt sich aus dieser Verkostung eine solide 1998-Gesamtübersicht.

Das Fazit: Es gibt praktisch keine Enttäuschungen unter den bekannten Crus. Alle Weine sind jetzt in der ersten Reife. Aufgrund der langsamen Entwicklung ist keine Eile angesagt.

Und jetzt haue ich wieder mal allen ungeduldigen Bordeaux-Freaks auf die Finger. Wer diese Weine schon alle früher entkorkte und nach wie vor behauptet, dass die neuere Generation der Bordeauxweine nicht mehr die gleiche Lebensphase garantieren wie die früheren alten Jahrgänge der liegt falsch. Für den phänomenalen Lafite (19/20) gebe ich eine weitere Garantie von 30 Jahren. Mindestens!                                                                                                              Der 10-Seiten-Bericht: www.bxtotal.com

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HUMMER UND ROTWEIN?


Das tönt doch irgendwie wie Vanilleeis mit Ketchup! Mit am Tisch sass einer der besten Köche der Schweiz. Bereits im Vorfeld diskutierte ich mit dem Organisator über das mögliche Problemfeld ein Hummergericht direkt mit einer Roweinserie zu servieren. Aber – irgendwie passte es.

Die Verbindung Wein und Gericht ergibt drei Möglichkeiten…



VARIANTE A
Alles passt hervorragend zusammen. Der Wein liefert in Verbindung des dazu passenden Gerichtes eine Win-Win-Situation.

VARIANTE B
Der Wein passt nicht zum Gericht. Die Zutaten sind aber so gewählt, dass eine schizophrene Genuss-Situation entsteht. Will heissen: Wein bleibt Wein. Gericht bleibt Gericht.

VARIANTE C
Das Gericht beeinträchtigt den Wein – oder umgekehrt. So bei Champagner, Lachs, Zwierbeln, Kapern. Der Gaumen wird tranig und hinterlässt einen blechigen Abgang.

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SABATHI: STEIERMARK BENCHMARK

Es gibt viele grossartige Winzer in der Südsteiermark. Und zu diesen gehört auch Erwin Sabathi. Als «Winzer des Jahres» von Falstaff ausgezeichnet, holte er sich im Jahr 2016 eine sehr begehrte Trophäe in diese besonders weissweinige Spitzenregion. Doch damit nicht genug, in seinem Keller warten momentan zwei ganz gigantische, «neue Sabathi-Weine» auf die Lancierung.

Erstmals lanciert Sabathi die Pössnitzberger Kapelle als Einzellagen-Bezeichnung. Bei den beiden Rebsorten schlagen zwei Seelen in seiner Brust. Vom Sauvignon Blanc schwärmt er, dass dies sein bester Sauvignon Blanc sei, den er je gemacht habe. Gleichzeitig glaubt er, dass er dort wohl das Maximum dessen erreicht habe, was in der Steiermark möglich ist. Das glaubt Gabriel persönlich auch, denn mehr wie 20 Punkte geht nicht.


2015 Sauvignon Blanc Ried Pössnitzberger Kapelle, Erwin Sabathi: Fassprobe. Kommt im Frühjahr 2018 zu 73 Euro auf den Markt.  Intensives grünliches Gelb, brillant leuchtend.  Was für ein Bouquet! Einen klaren, schier dramatischen Sauvignon-Absender dokumentierend. Die Nase beginnt mit Cassis, Cassis? Ja – absolut mit Cassis! Dann folgen Stachelbeeren, weisse Nektarinen, Limonen, grüner Brazil-Mango, Spuren von Eisenkraut. Trotz der enormen Fruchtpräsenz auch genügen Würze zeigend. Nach einer Viertelstunde; Fenchelkraut und Anis. Das Nasenbild; multifein und sehr elegant. Der Gaumen ist ein Finessenpaket sondergleichen, die Säure ist perfekt eingebunden, der Fluss seidig. Er zeigt in seiner Art gar eine gewisse Adstringenz, was das enorme Lagerungs-potential unterstützt und dokumentiert. Dies ist kein überlauter, oder gar marktschreierischer Sauvignon-Blanc-Kompetitionswein für Blindproben, sondern ein äusserst präziser Weltklassewein in dieser Rebsorten-Sparte. Ein önologisches Violinenkonzert für die ganz grosse Oper! Das war ein bewegender Schluck einer neuen Austria-Ikone! 20/20 ab 2018

Der Vierseitenbericht ist auf www.bxtotal.com

Sabathi: Bezugsquellen und Informationen:  +43 3454 265  /  www.sabathi.com


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GOOD NEWS FÜR 1977ER-WEINFREUNDE

Es ist halt meistens so, und man kann daran nicht viel ändern. Wenn im Zusammenhang mit einem Jahrgang vom Wein gesprochen wird, dann macht Bordeaux die Musik, respektive liefert manchmal, im ersten Moment, einen falschen Ersteindruck ab.

Blickt man nach Bordeaux, und studiert die heutigen Bewertungen der bekanntesten Crus, dann stimmt die Theorie der bescheidenen, längst überfälligen 1977er. Nur verschiedene 23 Weine liefert mein Degustationsinventar und alle Weine haben das Zeitliche gesegnet. Und wenn diese noch nicht tot sind, dann liefern diese im besten Falle noch ein höchst bescheidenes 15-er-Erlebnis ab. Einzig dem Ducru-Beaucaillou würde ich noch eine halbwegs positive Überraschung zumuten. Und, jetzt neu wieder dem Château Latour. Da hatte ich früher eher bescheidene Flaschen. Der jetzt neu verkostete Eindruck war durchwegs recht positiv und zeigt die extrem langlebige Stärke dieses Pauillac Premiers. Der Bericht auf www.bxtotal.com


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1893 PREIGNAC

Im Jahr 1893 wurde in Basel der FC gegründet. Und in der ganzen Welt Trauben geerntet und der grössere Teil zu Wein verarbeitet. Ausser den Tafeltrauben. Natürlich.

Es war ein Restposten der mich schon lange wunder nahm. Als ein paar Basler Freunde bei mir am eichigen Weinkellertisch sassen, öffnete ich diesen «Vin blanc» als Zugabe. Als die Gäste das Etikett erblickten sagte Einer: «Das ist ja das Gründungsjahr vom FC Basel». So ein Zufall.  

Nicht mal Barsac, stand auf dem Label. Auch nicht Sauternes. Einfach nur Vin Blanc. Und doch war der Wein wunderbar süss, malzig, zeigte Schokotöne und war mehr als nur intakt.

Wenn ich die ganze Geschichte vorher gewusst hätte, dann hätte ich diesen Wein mit der FC-Basel-Legende Karli Odermatt getrunken. Den sehe ich im Dezember. Dann halt ohne diesen 1893er, aber mit anderen Gugen.

P.S. Welche sehr guten bis grossen Weine haben eine blau-rote Etikette???

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DIE GÜNSTIGSTE WEINPROBE MEINES LEBENS


So schnell komme ich wohl nie wieder zu dieser einmaligen Gelegenheit! Eine Probe mit vier Weinen für weniger als fünf Euro.  Preis für alle vier Flaschen zusammen!!! Alle Flaschen gekauft von Freund Richi im örtlichen Consum in Javea.

Man darf nicht nur immer wieder über Billigweine spötteln. Man muss da auch ab und zu wieder Kontakt zu diesen eimaligen Tropfen aufnehmen. Also gingen wir die vier spanischen Weine (alle aus der näheren Region des Supermarktes) sorgfältig durch.


Eines hatten alle vier Weine gemeinsam. Sie waren extrem leicht und im besten Fall oberflächlich. Immerhin. Aber im Charakter unterschieden sich diese Flaschen dafür ganz deutlich. Der eine war «grün», der andere «sauer» und der dritte ging in die Kategorie «Sirup».

Den Vogel abgeschossen hatte der die Preissensation Baron der Turis 2016. Im Supermarkt zu 99 Eurocent zu haben! Dieser war so grausam kontaminiert, dass man ihn nicht mal als Kochwein verwenden dürfte. Aber auch dieser im wahrsten Sinne «ganz besondere Tropfen» wird einen armen Tropf finden…   

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WELTKLASSE – OHNE FRANKREICH



Wenn es um die Frage geht, wo die besten Weine der Welt entstehen, so scheint Frankreich irgendwie das Copyright auf eine mögliche Antwort zu besitzen.

Dafür bürgt die Summe der ganz grossen Weine, welche in der Grande Nation entstehen. Und auch die Historie ist ein wesentlicher Faktor für diese mögliche Leaderposition. 
Dazu kommt der Umstand, dass man den allerbesten Weinen aus den Hauptregionen Bordeaux, Burgund und dem Rhônetal ein schier anderswo selten zu erreichendes Alterungspotential attestiert.


Doch – wenn es wirklich drauf ankommt, so kriegen die Franzosen nicht selten eins auf den Deckel. So beispielsweise bei der gross angelegten Blindverkostung der Académie du Vin, initiiert vom Engländer Stephen Spurrier MW. Am 24. Mai 1976 fand Paris eine grossangelegte Blindverkostung statt.
Weine von Bordeaux wurden verdeckt gegen Weine von Napa Valley verkostet.
Und – Amerika gewann haushoch. Damals bemängelte die Fachwelt, dass die amerikanischen Weine jung wohl viel Spass bereiten, aber die Franzosen durch deren Lagerfähigkeit dann letztendlich doch die grösseren Weine seien. Zehn Jahre später wiederholte der Wine Spectator dieselbe Probe. Und wieder gewannen die Amerikaner.  Auch noch später nachfolgende Verkostungen kamen mehr oder weniger immer wieder zu ähnlichen Resultaten.   

Aber selbst solche Antimarketingkampagnen können dem Renommee der französischen Weinkultur wenig anhaben. Denn es kommt für deren Bekanntheit und Ansehen noch ein anderer Faktor dazu. Von der Vielzahl der Spitzenweine habe ich schon berichtet. Jetzt geht es auch noch darum, dass auch mitunter respektable Mengen auf diesem Spitzen-Niveau abgefüllt werden. Vor allem im Grand-Cru-Bereich vom Bordelais.    

WELTKLASSE – OHNE FRANKREICH

So – jetzt ist genug französisch parliert. Jetzt geht es immer noch um Spitzenweine. Und auch solche, welche schon ziemlich lang in der Flasche gereift sind. Aber Frankreich schloss ich an diesem Abend aus.

Für meinen ganz speziellen Weinabend wollte ich keine Vergleiche anstreben. Also Konfrontationen vermeiden. Auch keine Suche nach möglichen Parallelen anstellen, sondern ich wollte einfach ein paar gehütete Schätze aus meinem Keller – in meinem Keller entkorken. Und diese mit ganz guten Freunden geniessen

Einer der besten Weine des Abends...

ECHTE VEGA KONKURRENZ

Den historischen Elite-Platz in der spanischen Rotweinszene hält Vega Sicilia. Doch auch dieses Weingut hat nicht über alle Dekaden immer Spitzenqualität abgeliefert.

Miguel Torres war einer der ersten Winzer der es wagte in der Region Penedes Cabernet Sauvignon anzupflanzen. Diesen vermischte er dann mit etwas heimischem Tempranillo.

Damals hiess der Wein noch Gran Coronas. Der Gran Coronas von heute ist eine günstigere Edition, welche unter 20 Franken zu haben ist. Der frühere, initiale Gran Coronas heisst heute «Mas la Plana». Also bitte nicht verwechseln.

Leider ist der nachfolgend degustierte 1961er gänzlich vom Markt verschwunden. Der Wine-Searcher meldet, dass er zum letzten Mal im Jahr 2012 irgendwo auf der Welt angeboten wurde. Also Pech für die Leser. Vielleicht weniger Pech für meine Freunde. Denn im Weininventar von Gabriel sind noch ein paar Flaschen vorhanden.

1961 Gran Coronas Torres: Noch sehr dunkel in der Mitte, gegen aussen dann aber doch eine zum Alter passende Verfärbung in Orange und Ziegelrot zeigend. Grossartiges Reifweinbouquet; Tabak, Leder, Korinthen, Teer und getrocknete Kräuter, besonders in Form von Jasmin und Thymian. Im Gaumen fleischig, markant, noch dezent körnig in der Struktur. Dies gibt viel Charakter. Das Finale ist geprägt von dunklen Trockenbeeren, sehr nachhaltig. Monumental. 20/20 austrinken

Ein grandioser Spanier, der es in diesem Jahrgang mit jeglicher Konkurrenz aus Ribera del Duero und auch Rioja aufnehmen kann.

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UNENDLICHE ALTWEIN-RESERVEN

Wie kann es sein, dass man auch heute noch einen mehr als 200jährigen Malaga im Markt findet? Die Antwort ist – im Falle von der Bodega Larios – relativ einfach. Dieses andalusische Weingut hortet eine Reserve von rund 2000 Barriquen mit sehr alten Malagas. Jahr für Jahr wird eine kleine Tranche davon lanciert. Im Markt würde man diesen Uralt-Malaga zwischen 300 bis 400 Franken finden.

1800 Vino Seco Benefique Trasanejo, Larios: Recht hell, Kupfergold mit dezent bräunlichem Schimmer. Das Glas befand sich einen halben Meter neben meinem Computer und es duftete bis über diese weite Entfernung verführerisch. Rosiniges Bouquet mit intensivem Duft mi dezenter Süsse, feine Curcumanoten im Hintergrund aufzeigend. Im Gaumen wirkt er eher trocken, zeigt eine gute Säure und erinnert im Grundgeschmack an einen alten Wermuth, wunderschöne Gewürznoten im Finale. Das Grosse an diesem aufgespriteten Wein ist ein unglaublich lang- anhaltender Nachhall. 18/20 austrinken

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20 CHÂTEAUX – 20 MAGNUM



Ein sehr seltener Anblick. Das volle Bordeauxprogramm. In Weiss, Rot und Süss. Und – alles in Magnumflaschen.
Von 1928 Château Batailley bis 2003 Château d’Yquem.

Weit über 90 Prozent der Gesamtabfüllung eines Bordeauxweingutes betragen die normalen Flaschen. Wobei diese in letzter Zeit auch nicht mehr so normal sind. Mouton hat in Grösse und gewichtsmässig nachgerüstet.

Pavie hat auf eine Haut-Brion-ähnliche Flasche gewechselt. Pontet-Canet hat seine Flaschen so stark abgedunkelt, dass man nur noch mit einer Laserlampe etwas sieht beim Dekantieren.

Auch halbe Flaschen werden immer weniger produziert. Die Premiers haben damit schon vor mehr als 10 Jahren aufgehört.

Grund: Die Nachfrage sei stetig gesunken und nur ab Normalflaschen sei eine optimale Lagerfähigkeit bestmöglich garantiert. So die Begründungen seitens der Weingüter.
Die Grossflaschenabfüllungen laufen praktisch nur über Vorbestellungen. Auch das geht nur in Bordeaux. Der Wein wird ja bekanntlich «en primeur» verkauft. Will heissen; wenn der Kunde bestellt und bezahlt, dann reift der Wein noch im Fass.

Bei der «instruction du mise», welche etwa ein halbes Jahr vor der effektiven Abfüllung passiert, kann der Kunde noch entscheiden, in welchen Formaten er seine Lieferungen haben will.

Hat er beispielsweise 120 Flaschen von einem Wein gekauft, so kann er dafür 12 Magnum (24), 3 Doppelmagnum (12) und 3 Imperialflaschen (24) bestellen. (In Klammern die umgerechnete Anzahl Normalflaschen). Ergibt Summa Summarum wieder die 120 bestellten Flaschen, respektive 90 Liter. Diese Bestellung leitet der Négociant, welcher dem Weinhändler diese Menge verkauft hat, an das Weingut weiter. Aufgrund dieser gewünschten Spezialformate, werden dann die Gross-flaschen, Etiketten und Holzkisten bestellt.

JE GRÖSSER – DESTO RARER

Man könnte auch schreiben, je älter und grösser – desto teurer. Grossflaschen sind eine sehr gute Weinkapitalanlage. Eine Imperiale entspricht ja bekanntlich einer Menge von 6 Litern. Will heissen, da sind mengenmässig acht normale Flaschen drin. Kauft man eine solche Imperial in einer ersten, noch jugendlichen Phase, so muss man mit einem Preis von umgerechnet neun Flaschen zu 75 cl rechnen. Nicht wegen der Menge, sondern wegen den Materialkosten. Insbesondere die leere Flasche kostet rund 150 Euro.

Da solche Formate wie schon erwähnt nur auf Vorbestellung produziert werden, sind diese Mengen, nach der Auslieferung sofort, sehr breitgefächert bei den Bestellern in aller Welt verteilt. Die Négociants machen da keine Bestellungen auf Vorrat, weil sich die Normalflaschen besser verkaufen lassen. Weil es halt das übliche Format ist. Auch die Weingüter füllen da nur wenige grosse Exemplare für sich. Für besondere Gelegenheiten. Zugegeben, die Premiers machen da in der Regel schon einen gewissen Stock. Meist wird dieser aber nie angerührt und landet in der eisernen Keller-Bibliothek.

Es ist anzunehmen, dass der Magnumanteil bei den Abfüllungen heute bei etwa drei Prozent liegt. Am besten kann man das am vielleicht an einem historischen Beispiel erklären. Beim Château Mouton-Rothschild 1945 füllte der Baron damals 74'422 Normalflaschen ab. Produzierte jedoch lediglich 1'475 Magnums. Eine Normalflasche kostet bei Arvi im Moment rund 15'000 Franken. Eine Magnum im Markt rund das Dreifache. Mindestens. 

Unter den Weinkennern ist das Magnumformat sehr bleibt. Dies aus verschiedenen Gründen. Einerseits bewirkt eine Magnum in einem Weinkeller einen ganz bestimmten Showeffekt. Den besonders angefressenen Weinsammlern kann man durchaus einen gewissen Exhibitionismus attestieren.

In jungem Alter bewahren konservieren die Magnums die Fruchtphase besser, respektive länger. Ist ein Wein einmal in der vollen Reife, so glaubt man, dass die 150cl-Flasche länger den initialen Genuss abliefert. Man spricht in solchen Fällen unter Freaks von einem «Magnumbonus»
Schreibt man einen Weinevent mit dem Titel «20 Châteaux – 20 Magnum» aus, so wirkt dieser fürs interessierte Publikum sicherlich attraktiver, wie wenn man den gleichen Anlass mit Normalflaschen anpreisen würde.

Auf jeden Fall war dieses ganz besondere Wine & Dine welches an einem Mai-Mittwochabend im Gasthaus Sempacherhof stattfand, sehr schnell ausgebucht. Und –
es bestand eine respektable Warteliste.

Ich selbst freute mich wie ein kleines Kind auf diesen Abend. Zwar komme ich schon ab und zu an eine Magnum heran, aber gleich 20 auf einmal, das ist auch für mich eine Rarität. Zudem hatte ich den 1928er Batailley noch nie im Gabriel-Glas. Und vielen der dargebotenen Weinen bin ich zum Teil schon lange recht nicht mehr begegnet. Also eine Art Revival.

Acht Magnumseiten: www.bxtotal.com

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UNITED COLOURS OF YQUEM

Nicht nur der Farbunterschied war frappant, sondern auch der Altersunterschied. Von der generellen Ausgangslage her, könnte man beide Yquem’s auf dasselbe Niveau anheben.

Beim Verkosten allerdings merkt man ganz deutlich, dass es sich lohnt auf einen grossen Château d’Yquem jahrzehntelang zu warten.

Hier könnte sich allenfalls das Magnumformat vom Jahrgang 2003 möglicherweise auch minim negativ ausgewirkt haben.      

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1997 ORNELLAIA

Ein ganz grosser Toskana ist in seiner Endreifephase angelangt! Dabei zeigt er eine schier barocke Tiefe mit schwarzen Trüffelkomponenten aber auch noch gewissen Cassisresten. Darunter eingelegte schwarze Pilze mit einem minimsten Hauch von einer beginnenden Oxydation. So, dass er irgendwie perfekt zum Gesamtrahmen passt. Da würde ich auf gar nichts mehr warten. 19/20

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2004 Granato, Foradori
Teroldego? Das ist immer noch eine ziemlich unbekannte Rebsorte. Meist sind diese eher als kühle, spassige, rote Sommerweine bekannt. Elisabetta Foradori hat in den letzten 25 Jahren der Weinwelt gezeigt, dass man daraus Weltklasseweine herstellen kann. Keine lauten Bomber, aber hochintensive Kuschel-Italiener. Solche die gut altern und dabei unglaublich viel von deren Initialfrucht konservieren können. Die Farbe ist purpurtief und zeigt gar noch bläulichen Schimmer. Die Nase floral und fruchtig zugleich, vielleicht etwas kühl im Ansatz aber das gibt ihm auch gleichieztig viel frische, schwarze Kirschen, Cassis, Lakritze und dunkle Rosen, recht intensiv und vielschichtig. Im Gaumen extrastoffig, samtig und anmutig, intensives schier nur noch schwarzbeeriges Finale. Gibt es einen besseren «Vigneti delle Dolomiti rosso»? 19/20 trinken

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WEINKARTE ODER BLINDVERKOSTUNG?

Was ist der Unterschied zwischen einer Weinkarte und eine Blinddegustation? Sehr gross – meine ich. Würden Sie in einem Restaurant spontan einen 2007er Château Léoville Poyferré bestellen? Wohl kaum. Das ist zwar ein sehr bekanntes Château aber doch ein höchst bescheidener Jahrgang…

Andere Situation. Ich bin an einer Blindverkostung in der Bussumschen Wijnkoopery in S’Hertogenbosch (Holland). Ein Bordeaux nach dem anderen wird verdeckt eingeschenkt. Beim dritten Wein in der dritten Serie flippen alle Sommeliers (und Gabriel) am Tisch aus. Ich scheibe mir – in Unkenntnis des Weines – das Wort «kaufen» hin und bewerte den Wein mit 18-Punkten.   

Tara! Die Verpackung ist weg und der 2007 Léoville Poyferré kommt zum Vorschein. Kaufen werde ich ihn trotzdem nicht, dafür habe ich glücklicherweise sehr viel reife Bordeaux’ (auch Poyferré’s) in meinem Keller. Aber bestellen werde ich ihn, wenn ich ihn demnächst auf einer Weinkarte in einem Restaurant entdecke…

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2001 Cariad, Colgin, Napa Valley: Extrem dunkles Purpur. Die Nase ist wie ein Blend aus Masseto und Le Pin, viel Cassis, viel konfierte Beeren, Cakesfrüchte, exotischen Edelhölzern helle Kaffeeröstung, so ein minimer Hauch von einem grossen, aber nicht überladenen Amarone ist da auch mit drin und eine volle Reife. Im Gaumen extrem konzentriert aber nicht überfleischig, ein richtiges Aromenrodeo, welches sich dann doch eher im rotbeerigen Bereich befindet. Das nimmt ihm die nasale Schwere und gibt ihm eine geschmackliche Frische, da Finale geht in eine selten erbebte Verlängerung. Früher war dies eine Kompetitions-Cabernet-Marmelade. Jetzt ist er gereift um mit einer ganz speziellen Erotik zu betören. Ich war hin und weg. Weg von jeglicher Norm und trotzdem Weltklasse. 20/20 trinken    

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JETZT AUF DEM MARKT!

Während die Bordeauxwinzer ihre Weine am liebsten gleich aus dem Fass verkaufen, ticken die Uhren bei der Kellerei in Terlan (Südtirol) etwas anders. Ganz anders. Denn just jetzt wurde jetzt ein Weissburgunder vom Jahrgang 1991 lanciert. Der schlummerte 24 Jahre lang im Stahltank auf der Hefe und wurde dann ein Jahr im grossen Holzfass ausgebaut und wartete nach der Füllung noch ein weiteres Jahr in der Kellerei bis zu der Lancierung. Nun werden die rund 3'000 produzierten Flaschen auf gastronomische Spitzenbetriebe und ganz wenige Weinhändler verteilt. Wer Glück hat, der findet diesen Wein um 200 Euro im spärlichen Markt. Das ist sehr viel für einen Weisswein, aber das ist gleichzeitig nicht viel für einen sensationellen 1991er! Denn – davon gab es in Europa wirklich nicht viele.

1991 Weissburgunder Terlan: Unglaublich helles Gelb mit zart lindengründen Reflexen. Facettenreiches Bouquet, mineralisch, minzig, Spuren von weissem Pfeffermehl, dann Sternfrucht und Mirabellen zeigend, absolut delikat. Im Gaumen schlank, elegant, zart cremig, so herrlich über die Zunge tanzend. Die Renaissance der Altersfrische. 19/20  

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TUTTI FRUTTI IN BAD BUBENDORF

Das war ein honoriger Weinabend in Bad Bubendorf.  Dabei nahm jeder eine «sehr gute Flasche» Wein mit. Die weinigen Freunde dinierten dann zusammen und genossen dabei die mitgebrachten Weine.

Der vorgegebene Rahmen; nicht teurer als 300 Franken im Einkauf. Land, Region, Rebsorten und Jahrgang egal. Und so kam es, wie es in solchen Fällen meist kommt; das Gebotene ist dann halt wie im Titel beschrieben ein «vinöses Tutti-Frutti» oder «United Colours of Bad Bubendorf» hätte man das Gebotene auch bezeichnen können.


Meine vorgängige Angst, dass der Abend zu einem Bewertungshickhack mit einem fraglichen Sieger ausarten würde, war zum Glück unbegründet. Jeder Wein hatte seine volle Genusschance. Und – die edlen Tropfen wurden nicht endlos zerredet, sondern vielmehr gemeinsam genüsslich getrunken.

MEIN BESTER WEIN DES ABENDS

2007 Clos de la Roche Domaine Dujac: Deutlich aufhellendes Granat-Rubin. Absolut  delikates, feinstes, warmes Nuitsaroma, rote Pflaumen, heller Tabak, Süssholz, zart und schmeichelnd im verführerischen Nasenbild. Im Gaumen sanftmütig, seidig im Fluss, perfekte Tanninkonstellation, wunderbar integrierte Säure. Die Musse und Eleganz eines ganz grossen Burgunders vermittelnd. Dies war für mich der feinste und gleichzeitig der bewegendste Wein dieses wunderbaren Weinabends. 20/20 trinken
Die ganze Gesichte: www.bxtotal.com

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ZWEI MONATE OHNE WEIN

Das Leben schreibt Geschichten. Manchmal wie ganz voll alleine. Gute und schlechte. Bevor wir zu der nachfolgend beschriebenen Weinprobe in Bad Bubendorf eintrafen, machten wir noch einen kleinen Ausflug ins Baselbiet.

In Arlesheim sahen wir diesen originellen Schriftzug an einem Gebäude und der zog uns magisch an, um dort einen verdienten Aperitif einzunehmen.


Wir bestellten zwei Gläser Weisswein. Ein Mann kam ebenfalls an die Bar und wollte Rotwein. «Welchen», fragte die bedienende Servicefrau. «Einfach was Sie grad dahaben», antwortete der Mann. «Momentan wäre keiner parat. Er könne sich eine Flasche auswählen und den dann als Offenausschank geniessen. Die beiden gingen zum Regal und kamen mit einem Nebbiolo zurück. «Zwei Dezi gerne», meinte der Mann.

Dabei kamen wir ins Gespräch. Man merkte, dass ihm das Sprechen nicht einfach fiel und er bemerkte: «Das ist mein erstes Glas Wein seit zwei Monaten». Ich wollte da nicht gleich nachhacken, denn die Gründe für eine derartige Abstinenz können mannigfaltig sein.

Doch der etwa 50jährige Mann gab sich mitteilungsbedürftig und berichtete, dass er in Arlesheim in der Rekonvaleszenz sei, wegen seinen Operationen. Er hätte einen bösartigen Gehirntumor gehabt und sei zwei mal sieben Stunden lang operiert worden. Dabei zog er seinen flachen Hut vom Kopf und zeigte uns die quer über seine obere Kopfhaut verlaufenden, hässlichen Narben.

Ja und jetzt hätte er das erste Mal wieder Lust auf einen Schluck Wein gehabt. Jörg bezahlte sein «Zweierli». So hatte er wenigstens etwas Glück in seinem grossen Unglück…

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1957:

VON KREMATION


BIS FASZINATION




Was macht ein angefressener Weinfreak, wenn er einen runden Geburtstag feiert?
Er trinkt «seinen» Jahrgang.

Das kann dann Fluch oder Segen sein. Bei meinem Geburtsjahrgang 1957 ist es eine Mischung zwischen «sowohl als auch».


Vor etwa 25 Jahren machte ich eine grössere Weinprobe mit diesem «mittelmässigen Millesime». Damals in den Ardennen mit meinem Freund Paul Hermann. Er reiste mit ein paar Kollegen aus Holland an. Ich mit ein paar Kollegen aus der Schweiz. In der Mitte trafen wir uns und jeder hatte mehrere 1957er-Bouteillen aus seinem Reservoir dabei.

Seither hatte ich nur noch spärlich Kontakte mit meinem Geburtsjahr. Dies – obwohl ich da noch recht viele Flaschen im Keller liegen hatte. Jetzt – angesichts der Erreichung meines 60igsten Alters – war es wohl allerhöchste Zeit für eine «generelle Entkorkung».
Also suchte ich alles zusammen und fand da ein noch recht schönes Assortiment an möglicherweise noch zuverlässigen, bis hin zu wohl todgeweihten Flacons. Das war wohl der ideale Zeitpunkt (und möglicherweise auch letzte gute Chance), um all diesen Flaschen endgültig den Garaus zu machen.

Im Rahmen einer Semester-Probe war es am Freitag dem 21. April 2017 (zwei Tage vor meinem grossen Fest) so weit.

Der grosse Reisebus fuhr vom Hotel Birdland (Sempach-Station) in kleine Dorf Sigigen (LU). Der Sommelier Patrick Bopp war zu dieser Zeit schon gut drei Stunden im Keller um die Flaschen zu präparieren. Und der Patron Philippe Felber stand in der Küche, um für uns ein passendes Menu zu kochen.

Da nicht wenige «1957er-Männer» mit von der Partie waren, schien die generelle Neugier grundsätzlich gewährleistet zu sein…

ERWARTE NICHT ZU VIEL, DANN WIRST DU NICHT ENTTÄUSCHT

Dies ist ein Grundsatz für alle Weinproben.
Ich denke aber, dass die Erwartungshaltung für diesen Event nicht allzu dramatisch hoch nivelliert wurde. Denn 1957 ist aus dem Konversationsrepertoire von Weinfreaks bereits schier gänzlich verschwunden. 

Wenn man an Raritätenproben schon alte Weine entkorkt, dann nimmt man die grossen Jahrgänge. Mit einer Verkostung von kleinen, mittelmässigen Risikojahren lockt man keinen Weinkenner hinter dem Ofen hervor.

Nun denn. Das Erlebte kann man beschreiben als «durchzogen wie eine Speckschwarte». Mit wenigen ganz grossen Genusspeaks: Mission und d’Yquem. Mit Überraschungen: Cabernet Sauvignon Reserve Louis Martini, Nenin, Margaux, Lynch Bages. Und auch der Clos St. Martin gehört in diese Kategorie. Letzter war aber nicht der bekannte Saint Emilion, sondern ein heute völlig unbekannter Pauillac.

Und auch Enttäuschungen von grossen Namen mussten wir hinnehmen: Léoville Las-Cases und Latour. Der jüngste Wein des Abends: Mouton-Rothschild. Nicht gross aber irgendwie immer noch faszinierend. 1957 auf acht Seiten: www.bxtotal.com

MISSION: KAM, SAH UND SIEGTE

Der Mission ist – zusammen mit Château Latour – der beste Garant für sehr gute Leistungen in schwierigen Jahren. Genau diese Theorie hat er an dieser Probe wieder einmal mehr bestätigt. Für mich war dies ein gigantisches Weinerlebnis, welches ich blind einem ganz grossen Jahrgang zuordnen würde.
1957 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan: Unglaublich dunkle und jünger als 60 Jahre wirkende Farbe. Absolut geniales Bouquet, so richtig Mission aber auch viel grösser als man je von diesem schwierigen Jahrgang erwarten würde, Black Currant, Malz, Ratafianoten, dunkles Leder, Kampfer und wilder Rosmarin. Grosser Gaumen, füllig, schmeichelnd und wieder diese absolut geniale Pessac-Aromatik herzeigend, gebündeltes, extrem langes Finale. Ist das der beste Wein des Jahrganges 1957? Das war nicht das erste Mal, dass er mich so unglaublich überraschte und überzeugte. 19/20 austrinken 

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SPONTANER 1983ER-BORDEAUX-ABEND

Der Montag ist bei uns nicht der Focustag, sondern oft der Jasstag. Entweder stelle ich da einfach mal ne saufige Magnum hin, oder wird geniessen den Abend degustatorisch.

Diese Woche war es Letzteres. Und fast hätte es gar noch einen weissen Aperitif vom Jahrgang 1983 gegeben. Zwar nicht aus Bordeaux, aber dafür aus dem Elsass. Aber der Pinot Gris von Zindt-Humbrecht war hinüber. Da half auch der Zusatz «Vendage tardive» nichts mehr auf der Etikette.

Und manchmal gelangt man halt auch durch Umwege erst auf das mögliche Abend-Thema.
  
Da André mit von der Partie war, überlegte ich mir den 1964er Figeac zu trinken. Davon besitze ich nämlich noch eine ganze, ungeöffnete 12-er Kiste. Und diese befindet sich, weil Übermass, nicht in den normalen Regalen, sondern ganz oben.
Doch so «ganz oben» dann auch wieder nicht, denn darauf liegen noch vier andere noch vollgefüllte, schwere Kisten.
Das war mir zu viel Aufwand, denn ich war spät dran und somit entschied ich mich, halt einfach einen anderen Figeac aufzumachen.

Diese Kisten waren weiter unten und somit sehr gut zugänglich. Der erste Blick fiel auf eine Flasche 1983 Figeac. Spontan wurden bei mir Erinnerungen wach. Das war der Lieblingswein vom ehemaligen, leider verstorbenen Figeac-Besitzer Thierry Manoncourt. Da ich mit der Familie befreundet war, gab es öfters Einladungen für mich. Und da stand nicht selten dieser Wein auf dem Tisch. Und auf dem Teller der dampfende, legendäre Pot-au-Feu.  

Und mit den Reflektionen an den Figeac kam mir auch in den Sinn, dass es da sensationelle und andere Flaschen gab. Die süssen guten, und die dumpfen schlechten. Denn Figeac hatte über mehr als ein Jahrzehnt immer wieder partielle Keller-Probleme mit variablen Flaschen. Doch damit war er nicht der einzige im Bordelais. Und bei solchen Bouteillen half dann auch langes Dekantieren nicht. Alle Notizen: www.bxtotal.com

1983 Château Lafleur, Pomerol: Halbe Flasche. Sehr reifes Rot mit ziegelrotem Schimmer, nicht besonders tief.Die Nase erst kompakt und nur wenig Aromen hergebend, man spürt eine trockene Süsse, man erahnt die Tiefe, aber man spürt auch instinktiv, dass man hier Geduld braucht. Das war mein erster Eindruck, just nach dem Öffnen. Ich dekantierte den Wein in die Riedel-Piccolo-Karaffe (Bild oben). Die Nase war jetzt zugänglicher und zeigte den urtypischen Lafleur-Kräuterton, Eisenkraut, getrockneter Rosmarin, Salbei, dann in Aromen von Baumnusslikör und Fernet Branca drehend, er wurde fülliger und zeigte süsses Malz im Untergrund. Im Gaumen satt, eher fleischig, denn voluminös, eine unglaubliche, gereifte Cabernet-Franc-Essenz zeigend, nachhaltiges Finale. Ich habe versucht, irgendwelche Parallelen mit anderen Pomerols zu finden, aber es kam mir rein gar nichts in den Sinn. Lafleur ist halt Lafleur! Und das versteht nicht jeder Weinkenner. Ausser er ist ein Lafleur-Kenner! 20/20 austrinken  

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LANGER ABGANG

Der Höhepunkt unserer Weinreise war der Schlussabend. Ich kreierte da eine ausgeklügelte Formel für einen lustigen Weinwettkampf mit meinem Co-Organisator. Er Italien – ich Frankreich. Die Gäste durften abstimmen.

Bereits im Vorfeld bekam ich einen Anruf, dass das mit dem Menu dann so überhaupt nicht ginge. Man müsste da Einiges ändern. Da ich im Vorfeld nur einen groben Raster vorgab, war mir eigentlich egal, ob statt etwas Gebratenem zum Hauptgang nun halt etwas Geschmortes möglicherweise auf dem Teller sein sollte.

Da wir schon über Tage schier nichts anders als Wein getrunken hatten bemerkte ich bei einem Gespräch in der Runde ein paar Tage zuvor, dass zum Apéro jeder trinken durfte, was er wolle. Mein Gegenüber sagte mir, dass der Aperitif schon längst von ihm organisiert und auch von ihm offeriert sei: «Es gäbe Dom Perignon»! Auch gut, respektive noch besser und zudem galt hier das Gaul-Maul-Prinzip. Was mich aber nicht davon abhielt, dann aus Durstgründen zuerst ein Bier zu trinken.

Auch musste ich mir nicht überlegen, an welchem der drei möglichen Tischen ich dann eventuell Platz nehmen sollte, denn es existierte bereits eine zwingende Tischordnung. Das war mir dann sehr willkommen, schliesslich will man sich ja als rechnungsbegleichender Gastgeber mit wichtigeren Dingen beschäftigen…

Der Abend begann stimmig und ich verlor den ersten Flight, weil der Gavi besser ankam als mein weisser Domaine de Chevalier. Und er war auch wirklich besser! Wieder einmal mehr ein teurer Bordeaux blanc welcher es nicht brachte.

Dann wären eigentlich die ersten zwei Rotweine gekommen. Und zwar zu der von mir bestellten zweiten, warmen Vorspeise. Ein Blick auf die Menukarte zeigte mir aber an, dass hier noch was (ohne meinen ausdrücklichen Wunsch!) zwischengeschoben wurde. Nämlich eine Suppe. Doch irgendwie schien der Koch das Rezept verloren zu haben, denn die Suppe kam nicht, respektive erst nach einer halben Stunde. Da waren die Weissweingläser gähnend leer und die Rotweingläser voll. Aber nicht mit Wein, sondern mit Luft. Durch die von mir nicht bestellten Suppe verloren wir rund 30 sinn- und weinlose Minuten.

Dann endlich ging es weiter. Ich gewann die erste Abstimmung mit meinem Châteauneuf du Pape gegen den Barolo nur ganz knapp mit 13 zu 12. Nach den Trüffelravioli stimmten wir nochmals ab und irgendjemand wechselte das Lager und da war das Resultat wieder 13 zu 12 – aber jetzt für den Barolo.

Nächster Flight. Leider korkte die Bordeaux-Doppelmagnum minim, aber die Toskaner-Doppelmagnum war dafür absolut genial. Gleichzeitig wurde ein BX-Tischwein aus der Imperial aufgefahren. Das war dann ein mehr als nur ausreichender Trost für den Zapfenbordeaux. Doch die Zeit um die Weine ausreichend anzuschauen war nur kurz, denn die Hauptspeise kam nicht wie angekündigt und so bestellt in 20 Minuten, sondern unverzüglich. Der Hauptgang war genial und nicht geschmort, sondern gebraten. Also war die Vorevaluation eher ein Sturm im Weinglas.

Ich wollte aufstehen und den Gästen mitteilen, dass halt so ein Korkfehler ein ganz normales Risiko im Weinleben wäre und ja ausreichend Trost mit den immer noch sehr gut gefüllten Gläsern vom Tischwein vorhanden war. Vorher ging ich zum Sommelier und sagte ihm, dass er nach unserem Co-Moderationsdisput sofort die nächsten zwei Weine (beide wieder aus Doppelmagnum) einschenken könne. Und überhaupt könnte man jetzt endlich noch einen Zacken zulegen, denn die Uhr zeigte bereits Elf. So rechnete ich mit einem Schluss nach Mitternacht. Und das ist überhaupt nicht mein Stil. Denn dies grenzt an «gastronomische Freiheitsberaubung». Solche Wine & Dines müssen um 23.00 Uhr komplett über die Bühne gelaufen sein. Dann kann man sich, wenn man will, noch ein weiteres Glas gönnen, oder einen Kaffee oder halt wieder ein Bier. Egal was, es geht dabei einfach um den ebenfalls wichtigen «gemütlichen Teil» nach dem «perfekt organisierten Bankett».
Der Sommelier teilte mir aber mit, dass jetzt noch nicht unsere Weine kommen würden, sondern ein anderer. Als Ersatz für den Zapfenwein. Von einem Gast offeriert. Den hätte er jetzt grad dekantiert und würde ihn jetzt bald einsetzen.

Jetzt sah meine Tanninfelle endgültig davonschwimmen. Und rechnete mir aus, dass jetzt ein Wein kommt, ohne jegliches Essen. Dann irgendwann kämen dann wieder «unsere Weine» mit dem Käse. Das zusätzlich eingeschobene Weinsupplement war zwar schon irgendwie grosszügig, aber – zumindest genau in diesem einen Moment – völlig überflüssig und nur zeitraubend. Mit den zwei noch vorgesehen Doppelmagnum und dem restlichen Tischwein waren, eine Stunde vor Mitternacht, noch mehr als 10 Liter Rotwein in der Trinkreserve. Das hätte locker gereicht. Und danach hätte man dann immer noch den zur Zeit ungenügend lang dekantierten Zapfen-Ersatz-Wein genüsslich trinken können.  

Als Organisator fühlte ich mich jetzt endgültig überrumpelt ob so viel spontaner Mithilfe. Bei so viel fremder Eigendynamik braucht es dann wirklich keinen Gabriel mehr! Ich gab forfait und verliess konsterniert und innerlich heftig aufgebracht die fröhliche Weinrunde mit einem «langen Abgang».   

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20 MAL CHÂTEAU MARGAUX (1934 BIS 2001)

Château Margaux besitzt in seiner eigenen Appellation Narrensicherheit. Denn – der Wein ist, zumindest was seinen Rang betrifft, absolut konkurrenzlos.

Fast so nach dem Motto: «Einmal Premier – immer Premier!». Die unglaubliche Qualitätslethargie zu den Zeiten von Ginestet ist heute vergessen. Immerhin ist es jetzt ja schon genau 40 Jahre her, seitdem die Familie Mentzelopoulos dieses schmucke Château seit 1977 auf stetig hohem Niveau wieder ins richtige Rampenlicht gerückt hat.  

In seiner Geschichte erhielt Château Margaux immer wieder Support von berühmten Persönlichkeiten. Seine unsterbliche Lagerfähigkeit dokumentierte der britische Weinautor Michael Broadbent, als er nach 200 Jahren den 1787er Margaux entkorkte und ihm sein Punktemaximum von fünf Sternen verlieh. Mit den löblichen Attributen von «grosser Reichhaltigkeit und Tiefe»…
In Verehrung seines Lieblingsweines, soll die Enkelin von Ernest Hemingway (einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller) den Namen Margaux erhalten haben. Auch am Britischen Königshof gehört der Château Margaux zu den bevorzugten Tropfen, wenn es etwas zu feiern gibt.

Im Rahmen einer Semester-Raritätenprobe trafen sich zwei Dutzend Bordeauxfreunde an einem Aprilsamstagabend im Restaurant Sempacherhof in Sempach-Station (LU).

Nebst 20 Jahrgängen Château Margaux von 1979 bis 2001 wurde zum Aperitif auch ein «weisser Margaux» angestellt. Und der wusste mit seinem 30 Jahren Flaschenreife mehr als nur sehr gut zu gefallen.

MARGAUX FÜR DIE QUEEN

Wir waren mit einer Gruppe zu einem Diner auf Château Margaux eingeladen. Paul Pontallier, der damalige Direktor fragte beim Primeur, welche Weine ich für mir da am Tisch wünschen würde.
Ich war nicht unverschämt und sagte «auf alle Fälle würde ich gerne den 1993er trinken». Er stutzte und meinte, dass dieser Jahrgang nie zelebriert würde und auch er ihn schon lange nicht mehr im Glas gehabt hatte. Am besagten Abend waren alle von diesem «Bordeaux-Burgunder» begeistert. Inklusive Paul.

Kurz darauf kontaktierte der englische Königshof das Weingut und fragte nach einem idealen Wein für den Geburtstag der Queen Elisabeth.

Aufgrund der Erfahrung mit diesem Wein, offerierte man den 1993er und so kam es, dass die Königin von England «Gabriel’s Empfehlung» mit ihren Gästen trank.

1993 Château Margaux: Mittleres Rubin, nur wenig Reife zeigend, deutlich aufhellender Rand. Das Bouquet zeigt ein leicht laubiges, waldig-süsses Bild, wenig Druck, heller Tabak, Spuren von rotem Kapsin von nicht ganz ausgereiftem Traubengut im Hintergrund zeigend. Im Gaumen halbschlank, gut stützende Säure, die Restfrucht liegt im rotbeerigen Bereich (Johannisbeeren und Piemontkirschen), das Finale ist leicht gehalten und bekömmlich. Ein «Margaux-light» mit viel Eleganz und sehr guter Balance. Am besten schmeckt er, wenn er leicht unterkühlt ins Glas kommt. Und man sollte dabei keine grossen Margaux als direkten Vergleich in der Nähe haben. 18/20 austrinken

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WENN DER PINOT EINS AUF DIE NÜSSE BEKOMMT

Den Daniel Twardowski kenne ich von früher. Als Fan von grossen Weinen. Raritäten halt eben. Das er Winzer ist wusste ich (noch) nicht. Dann schickte mir jemand seinen 2013er Pinot Noix. Den fand ich zwar grossartig, aber doch eher streng vinifiziert. Da hat er wohl den Jahrgang überschätzt und am oberen Limit vinifiziert, dachte ich mir. Und stellte den Rest in den Kühlschrank. Am anderen Tag verkostete ich ihn wieder. Da war er schon wesentlich runder. Am zweiten Tag war das mit Gerbstoff verschnürte Paket ein richtiges Genuss-Geschenk. Und aus meinen anfänglichen 17/20 wurden 18/20!

Ich beschriebe den Wein und machte dabei nicht nur bei dessen Einschätzung Fehler, sondern auch bei der genauen Bezeichnung. Ich schrieb nämlich Pinot Noir und wunderte mich über den doof ausgeschriebenen «r» am Schluss. Dass es nicht Noir, sondern eben Noix heisst. Also «Nuss» statt «Schwarz». Die Entstehungsgeschichte stammt nämlich von den Vögeln, welche sich Nüsse picken und dann aus der Höhe fallen lassen, damit diese auf dem Schieferboden im Weinberg aufkrachen.

Nun kam der Neujungwinzer nach Luzern und zeigte seine bisherige Palette…

Der Jahrgang 2011 ist ein gefälliger Schmeichler (17/20). Der 2012 ist nasal recht kommunikativ, zeigt aber im Gaumen, dass er noch etwas Zeit braucht (18/20). Der 2013 ist kompakt, verlangt und macht noch die Faust. Das dürfte der momentan grösste Pinot Noix sein (18/20). Der 2014 strahlt eine aromatische Kühle aus, zeigt sich pfeffrig würzig. Im Gaumen mit gut stützender Säure und toller Länge. Das wird ein beruhigender Klassiker 17/20.

Zusammengefasst ist das ein «Mosel-Burgunder» der aufzeigt, dass er zur deutschen Pinot-Noir-Elite avancieren will. Er verdeutlicht genial die jeweiligen Jahrgangsreflektionen. Was man noch nicht genau justieren kann, ist sein Alterungspotential. Angesichts meines Mehrtagetests dürfte aber hier eine sorglose Garantie vorhanden sein…
  
  
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PRIVILEGIERTE GEDANKEN


Diese Zeilen schreibe ich, ein paar Tage vor meinem 60igsten Geburtstag nieder.

Am Morgen habe ich noch mit Bärti den gewohnten Morgenspaziergang durch den ungewohnt frühlingskalten Eschenbacher Wald gemacht. So eine Stunde. Etwa 6'500 Schritte. Das lüftet das Hirn und formatiert die Gedanken für den neuen Tag...



Es ist ein Privileg 60 Jahre alt zu werden. Vor allem, wenn man auf ein derartig, intensives und faszinierendes Leben zurückblicken kann. Das Privileg zu besitzen gesund zu sein. Das Privileg zu haben in der Schweiz aufwachsen zu dürfen.

Wohlbehütet und sicher. In einer föderalistisch gelebten «Büenzlidemokratie». Was in diesem Falle keine Reklamation, sondern – schon wieder ein Privileg bedeutet.

Nach 60 Jahren blickt man wohl tendenziell erst mal zurück, bevor man in die Zukunft schaut. Ich weiss nicht, ob das so richtig ist, aber ich konnte diesen Zustand unmöglich trainieren. Denn – ich werde das erste und wohl auch das einzige Mal in meinem Leben 60 Jahre alt.

So sehe ich dann – rückblickend – mein bisheriges Leben als eine «Aneinanderreihung ergriffener Chancen».

Ich glaube nämlich nicht an den Spruch «zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein».
Dieser Slogan gilt für mich höchstens, wenn ich auf den Bus oder einen Zug warte.
Das Geheimrezept meines Erfolges ist mit einem Wort zusammenzufassen: «proaktiv».

Nicht warten, bis die Chancen eventuell kommen. Man muss im Vorfeld schon Möglichkeiten kreieren. Je mehr Möglichkeiten man erarbeitet, desto grösser ist die Auswahl. Je mehr Opportunitäten man für sich schafft, desto mehr hat man sich mit einer Selektion, einen zu fällenden Entscheid oder einer möglichen Neuausrichtung umfassend   auseinandergesetzt. Und so hat man dann ein supergutes Gefühl, wenn man sich entscheidet.

Das Wichtigste ist, dass man dabei nicht zum «Hesistator» wird. Das sind Menschen, welche leider meist an Kaderstellen hocken und den Ball so lange wie möglich vor sich herschieben ohne sich zu entschieden. Nach dem Motto: «Wer nichts macht, der macht auch keine Fehler». Wenn diesen «Nichtenscheidern» der Job weggenommen wird, sind diese in der Folge nur noch schwer vermittlungsfähig.

In meinem Leben musste ich mich oft entscheiden. Und nicht immer war es das Optimum. Manchmal hat man schlichtweg auch keine Wahl. Jeder Mensch hat Prüfungen zu bestehen. Jedem droht oder widerfährt mal ein Schicksal. Es gab da auch ganz viele dunkle Stunden in meinen bisherigen Leben. Dank meinem Credo des gelebten, «positiven Egoismus» habe ich diese Situationen immer relativ gut durchstanden.

Dabei kam mir stets mein menschliches Vorbild in den Sinn. Dale Carnegie sagte einmal sinngemäss: «Wenn Du bereit bist den schlimmsten Fall zu akzeptieren, dann ist alles was effektiv kommt eine Verbesserung»!

Doch wirklich schlimm war es selten. Nein – ich schaue heute auf ein wirklich «geiles Leben» zurück. Es war nie die Sucht nach Glück, sondern immer ein streben nach einem hohen Mass an Zufriedenheit.

Mit einer sorgfältig konstruierten Balance zwischen Familie und Freunden. Und einem permanent kontrollierten Ausgleich zwischen Beruf und Freizeit.

Heute halte ich es wie Arthur Rubinstein und kann mit Fug und Recht behaupten: «Ich bin wohl der glücklichste Mensch dem ich je begegnet bin»!  

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PFAFFL: DER KANN WAS


Winzerbesuch in Stetten. Erst mal eher unscheinbar. Nettes Verkaufslokal. Über der Strasse die «Winery». Bei jeder Türöffnung wird das Ding grösser und gigantischer.

So wie im Kastensystem angebaut. Und proppenvoll. Da werden mittlerweile mehr als eine Million produziert und abgefüllt.

Praktisch von 0.7 Hektar auf 100 – so das Motto! In kurzer Zeit. Gewachsen durch den Erfolg einhergehend mit der Beliebtheit der Weine.

Dann zeigt Roman Josef seine Weine. Durchs Band gelungen. Ein lückenloses Qualitätsmanagement dokumentierend. Und bei den gängigen Weinen hat man bei jedem Schluck das Gefühl, dass man mehr Wein fürs Geld bekommt als man dafür zahlen muss.

Der meist unterschätzte im eigenen Haus ist der Grüner Veltliner Hundsleiten. Die DAC-Reserve zu 14.50 muss man haben. Der bekommt bei mir 18/20. Und nicht gleich alles trinken – der hält lange und entwickelt sich.  Noch etwas suchen muss sich der Jungwinzer beim Reserve Riesling Passion. Der ist mal etwas strohig, dann darauf leicht Restsüss. Aber auf alle Fälle ist er anders als viele andere Rieslinge. Auch ein mögliches Verkaufsargument.

Zu den schmackhaften Brötchen, welche auf dem Tisch nach der Probe stehen, gönne ich mir ein Glas vom bereits gefüllten 2016er Zweigelt Sandsteins (8.70). Und noch eines! Selten hat mir ein noch zu junger Wein so viel Spass bereitet.

Pfafflweine, das sind garantierte Wertgenusskäufe!

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AUSTRIA-CABERNET-FRANC


Wir sind in Österreich. Redet man von Rotweinsorten, so sind der Blaufränkisch und der Zweigelt klar im Popularitäts-Lead. Auch andere internationale Sorten werden angebaut, gefördert und proklamiert. Der Cabernet Franc führ da ein Bonsai-Schattendasein. Man schätzt die Anbaufläche insgesamt auf etwa 56 Hektar. Das wären dann etwa mickrige 0.1 %.


Der lauteste Cabernet Franc kommt aus Deutschkreutz aus dem Hause Kirnbauer. Er heisst dort Konquest und ist ein massives Konzentrat mit beachtlichem Alterungspotential. Ebenfalls in Deutschkreuz macht Gager mehrere Cabernet Francs. Zwei in Ungarn und einen im Burgenland. Bründlmayer in Langenlois produziert ab und zu den «Vincent» – auch einen reinsortigen, aromatischen Cabernet Franc. Ein grossartiger Charmeur. Feiler-Artinger füllt manchmal seinen kleinen Cabernet-Franc-Anteil ebenfalls reinsortig aus. So beispielsweise im Jahr 2010.

Und nun an den Neusiedlersee. In Schützen am Gebirge gibt es zwei Wein-Stephans. Den Senior (verantwortlich für die Weinberge) und den Junior (verantwortlich im Keller). Im Weingut Zehetbauer werden alle gängigen Weine der Region produziert. Und… Cabernet Franc. So um die 5'000 Flaschen auf bald 2.5 Hektar.

Dort durften wir vier Jahrgänge verkosten. Erstaunlich war der – zugegeben etwas überreife – 1994er. Von heller, rostiger Farbe und durch seine Balance erhalten, leicht malzig-süss im fraglien Finale. War damals von ganz jungen Reben.

Am Ende seiner Genussreife; der 1999er. Eher bescheiden in der Nase, dann im Gaumen mit einer milden Fülle, bekömmlich und würzig aufwartend. 16/20 austrinken

Just auf dem Peak; der 2008er. Mittleres Granat. Feine Mineralik in der Nase, dunkles Rosenholz, zwar duftend und ausladend mit einem Anklang von Dörrpflaumen. Im Gaumen samtig mit Charme. Harmonie und Bekömmlichkeit in Einem. 17/20 trinken

2014 Cabernet Franc Weingut St. Zehetbauer: Mitteldunkles Rubin-Granat. Schlank im Ansatz, schön floral und eine gewisse Tiefe anzeigend. Im zweiten Ansatz, dunkle Pflaumen, Tabak, schwarze Pfefferkörnern. Wunderbare Aromatik mit feiner Tannin- und Säurestütze. Kein lauter Rotwein, sondern einer mit Konversationspotential, wenn man sich Zeit nimmt. 17/20 trinken

Während der Cabernet Franc (zusammen mit dem bekömmlichen Merlot Sinner) die Kür des Betriebes darstellt, zeigen sich die Top-Qualitäten bei den Blaufränkisch. Hier geht es mit dem Leithaberg DAV und dem Ried Steinberg in die vollen. Die Zehetbauers warten immer etwas ab mit dem Verkauf der jungen Jahrgänge. Das kostet den Winzer Geduld und Geld. Zum Vorteil der Reifweingeniesser…    www.zehetbauerwein.at   

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DER GROSSE MAGNUMBERICHT IST ONLINE

Letzten Samstag. Raritätenverkostung von Jürg Richter auf der Farnsburg. Weine von 1925 bis 1971 und alle in Magnumflaschen.




Einige Höhepunkte: ...
1929 Beychevelle / 1929 Domaine de Chevalier / 1945 Gruaud-Larose / 1948 La Mission Haut-Brion
1953 Haut-Brion / 1955 Lynch-Bages / 1961 La Mission Haut-Brion / 1971 Coutet Cuvée Madame

Die 9-Seiten-Story: www.bxtotal.com

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LA MISSION: GRAND PREMIER CRU?

Auf dem 1948er Etikett steht es ganz deutlich «Grand Premier Cru». Und das war damals auch (noch) legitim.

Als das offizielle Graves-Klassement 1953 eingeführt wurde, musste er sich dann nur noch mit «Cru classé» begnügen.

Kenner wissen aber, dass der Mission nicht selten die Qualität eines Premiers aufweist.


1948 La Mission Haut-Brion: Magnum. Sehr dunkel, in der Mitte gar schwarze Reflexe. Das Bouquet kommt unheimlich frisch daher, vor allem durch seine Minz- und Bergkräutertöne, dann malzig werdend, Ratafianoten, Avernatouch, Fernet-Branca, frisch zerdrückter Szechuanpfeffer, Zedern, dann Rauch und Karbonileum, was die Mineralik unterzeichnet. Im Gaumen schlank, respektive maximal mittleren Körper zeigend. Eine feine, aber durchaus noble Bitternote geht vom sehr konzentriert, schier essenzartigen Extrakt aus. Die Gerbstoffe wirken am Gaumenrand sanft adstringierend und geben dem maskulinen Zungenfluss eine gerbige, dezent aufrauhende Note. Eine eindrückliche gigantische, hyperrare Magnumflasche. 19/20 austrinken  

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AUSSERIRDISCHER 1946ER

Ein schwer erklärbarer Wein! Das Weingut Toro Albalá liegt in der Ortschaft Aguilar de la Frontera. Das liegt im Süden von Spanien in der Provinz Cordoba (Region Andalusien). Dort führt Antonio Sanchez Romera heute das 1922 gegründete Familienweingut. Im Fasstresor schlummern noch viele alte Jahrgänge und warten auf die Lancierung.
Die Pedro-Ximenez-Trauben werden vor dem Vergären an der Sonne angetrocknet. Von diesem legendären 1946er wurden im Jahr 2011 825 Flaschen gefüllt. Also gut 65 Jahre nach der Ernte! Und dieser «ausserrirdische 1946er ist sogar im Markt noch zu finden, so ab CHF 240.    

1946 Don PX Convento Seleccion, Toro Albalá: Magnum. Schwarz-Braun, völlig undurchsichtig. Das Bouquet ist unglaublich, erschlagend, nicht einzuordnen und vermittelt eine unvergleichliche Aromen-Dimension. Jasminblüten, Veilchen, wirkt so eher verspielt zu Beginn. Dann Cassis, Malagarosinen, dann deutlich Bergamotte mit Tee vermischt (Earl-Grey). Man spürt die volle Süsse, aber diese wirkt von hinten stützend, dann kommen Dörrpflaumen ins Spiel und eine Mischung zwischen grossem Vintage-Port und Malmsey-Madeira. Die breit angelegten Schichten sind wie vertausendfacht und zeigen ausufernde Facetten. Wenn man meinte, schon alle Weltklassesüssweine gekannt zu haben, so kommt das Bouquet dieses Don PX wie eine ausserirdische Wein-Rakete aus dem Weltall ins Glas, respektive in die Nase. Im Gaumen zum Durchdrehen! Satt, dicht, wie ein Superelixier. Eingedickter Birnensaft, gehackte dunkle Rosinen, Feigensirup. Keine extreme Übersüsse zeigend und doch ein unglaubliches Konzentrat. Man hat das Gefühl, dass es diesem Winzer gelang eine Doppelmagnum in diese Magnum zu füllen. Ein neuer Stern an einem alten Süssweinhimmel. Eine kleine Ration reicht aus, um eine überdimensioniertes Glücksgefühl zu kolportieren. 20/20 trinken   

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DEM HIMMEL SO NAH

Bereits vor der Abfahrt studierte ich darüber nach, welche Weine ich für unseren langen Abend mitnehmen könnte. Die Gemeinde Juf ist mit 2126 Metern über Meer das höchstgelegene, ständig bewohnte Dorf in ganz Europa.

Da kam mir die glorreiche Idee, «heilige Weine» mitzunehmen, da wir ja dem Himmel dort besonders nah sein werden.

Den hochreifen Dominus 1991 und den allerersten Jahrgang vom Hosanna 1999. Der ist immer noch sehr gut in Schuss und eine kleinere Jahrgangssensation.

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MORGENKAFFEE!

Die Tasse vorwärmen. Dann eine normale Ration Kaffee. Dann etwas Milch und dann noch eine Espresso-Ration.

Keine Kapseln!!! Apropos Kapseln. Grad in der heutigen Tageszeitung habe ich gelesen, dass Starbucks jetzt neu auch Kapseln lanciert. Und zufälligerweise passen diese Dinger ganz genau in eine herkömmliche Nespresso-Maschine. Genauso wie die just lancierten Mövenpickkapseln. Und alle anderen Nespresso-kompatiblen Hülsen von allen wichtigen Discountern. Das ist ein echter Fortschritt in der Menschheit! Statt alle möglichen Kaffeebohnen in eine ganz normale Kaffeemaschine zu füllen, kauft man Kapseln welche ganz genau und nur in eine Nespresso-Maschine passen. Dümmer geht nicht!!!

Wissen Sie eigentlich was ein Kilogramm geröstete Kaffeebohnen kostet?  

Discounter haben auch schon welchen unter fünf Franken in Superaktionen angeboten. Wir bezahlen für unsere Edloradomischung von Rast etwa 15 Franken. Man braucht für sehr einen guten Kaffee etwa 10 Gramm Bohnen. Macht einen Warenwert von maximal 15 Rappen aus. Die neuen Starbuckskapseln kosten um 45 Rappen. Die originellen, pardon originalen Nespressobüchslein sind um die 50 Rappen zu haben. Das ist in jedem Fall das Dreifache von einem selbst gemachten Kaffee.
Nun denn, mein Kaffee duftet herrlich und schmeckt auch grossartig. So eine milde Fülle hat er. Und auch eine sehr intensive Aromatik.

Abschliessende Frage. Würden Sie einem Milliardär Geld schenken? Ganz sicher nicht. Aber beim Kaffee macht man das ja gerne. Ist ja auch für einen guten Zweck. Mit jedem Nespresso-Kapselkauf unterstützt man ja schliesslich die Nestlé. Das ist jener Konzern der unten Wasser gräbt, derweil oben ganze Völker verdursten!  

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1990 HERMITAGE LA CHAPELLE

So bekannt wie der Hermitage La Chapelle auch ist, so wenig wirklich ganz grosse Jahrgänge gibt es. Und die ganz grossen «Millesimes» ragen denn auch aus der langen Hermitage-Geschichte wie überproportionelle Ikonen heraus. So auch der legendäre 1990er. Den gab es aus der Magnum bei einer Einladung bei Patrik in Rolle. Normalerweise schraube ich ja meine Erwartungen immer runter, damit ein möglicher Enttäuschungsfaktor reduziert wird. Doch diesen absolut raren, heroischen Jaboulet-Gigant das erste Mal in meinem langen Weinleben aus der Magnum trinken zu dürfen, hielt meine Erwartungen beileibe nicht in Grenzen.

Die Farbe schwarz. Die Nase dumpf. Dumpf? Ja – nicht ganz sauber. Ganz leicht zapfig? Oder mineralisch? Nein, das konnte nicht das sein, was es sein musste oder wie es sein müsste. Der Gastgeber fackelte nicht lange, ging in seinen wohl dotierten Keller und kam mit Ersatz. Nicht mit irgendeinem Ersatz, sondern nochmals mit einer 1990er Magnum Hermitage la Chapelle. Wahnsinn!!! Ich zitterte, als ich ihn zum zweiten Mal vor mir im Gabriel-Gold-Glas hatte. Die Farbe war identisch zum Erstkontakt. Also Schwarz! Die Nase geballt, eine Minute lang reduktiv, dann barock, erst die Tiefe zeigend in Form von Asphalt und mineralischen Roherdölschimmer, dann mit schwarzen Trüffel aufwartend und weiter zu Bakelit, Karbonileum und schliesslich und Korinthen und Backpflaumen mutierend. In eine solch unerfindlichen Tiefe habe ich bisher nur die ganz grossen Latours erlebt. Im Gaumen immer noch umfassend und verlangend adstringierend. Der Körper ist mächtig mit einer extrem seltenen, köperumfassenden Syrah-Dramaturgie bestrückt. Das Finale unvergesslich. Das ausufernde Privileg diesen Wein geniessen zu dürfen bestand auch darin, das Glas nach dem ersten Probeschluck noch zwei Mal nachfüllen zu dürfen. Wir genossen diesen Wein in demütigem Kreis über fast zwei Stunden. Besonders aus dieser extrem raren (zweiten) Magnumflasche. 20/20    

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GROSSER UNTERSCHIED

Es muss nicht immer ein Grand Cru sein. Denn - der Les Pucelles von Leflaive ist oft ein echter Geheimtipp und steht den wesentlich teureren «richtigen Montrâchets» wenig nach. In dem heissen Jahr 2009 ist die Differenz aber unglaublich markant...

Während der Les Pucelles, fett und mit eher wenig Spannung daher kommt, ist der Chevalier-Montrachet zwar auch mit üppigem Reichtum und dafür mit einer ausgleichenden, unvergleichlichen Mineralik ausgestattet. So ein richtiger Rubens-Burgunder!

Eigentlich sollte man ja auch solch unterschiedlich klassifizierte weisse Burgunder auch gar nicht vergleichen, sondern einfach separat trinken und geniessen. Ohne nörgelnde Kritik.

Das haben wir dann auch gemacht. Zuerst den Les Pucelles und dann den Chevalier-Montrachet.



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25 JAHRE IN DER FLASCHE:

1992 KALIFORNIEN


Nach den ersten drei Weinen dachte ich mir, dass das zwar ein sehr guter, aber doch eher etwas leicht gehaltener Jahrgang sei.

Dann kam der Marthas und zerschmetterte meine globale Theorie. Oder ist das die berühmte Ausnahme jeder Regel?








1992 Cabernet Sauvignon Alexander Valley, Silver Oaks: Saufig wie ein etwas verdünnter Pichon-Lalande. Immer noch Fruchtresten zeigend und wohl durch seine leicht dominierende Säure erhalten. Das ist ja die etwas günstiger Silver-Oak-Variante, somit war dies nach 25 Jahren mehr als nur ein Achtungserfolg. 17/20   

1992 Monte Bello, Ridge: Ein Tick dichter, mehr nach Bordeaux duftend. Noch absolut frisch und sehr direkt und somit gradlinig daherkommend. Mit tollen, dunkelbeerigen Aromen aufwartend und mit einem Hauch von Lakritze und Korinthen endend. Wie immer auf mehr Eleganz setzend. Für jene, die es noch nicht wissen. Das ist kein Napa, sondern Sana Cruz Mountains! 18/20

1992 Cabernet Sauvignon Hillside Select, Shafer: Klares Napa-Bouquet, schwarze Schoko, Pflaumen, eine sehr, sehr reife Frucht zeigend und so mit einem ganz minimen Amaronetouch daherkommend im ausladenden Nasenbild. Im Gaumen süss und weich mit einem satten, noch schwarzbeerigen Extrakt. Sein Grundgeschmack ist begeisternd und vor allem mehrheitsfähig. 18/20     

1992 Cabernet Sauvignon Marthas Vineyard, Heitz: Die dunkelste Farbe aller vier Weine. Das Bouquet kompakt, tief, schwarzwürzig und sich nur langsam entwickelnd. Wirkt unglaublich jung für seine 25 Jahre und zeigt nasal an, dass er eigentlich dekantiert werden will. Im Gaumen satt, fleischig, extrem konzentriert ohne überladen zu sein. Auf jeden Fall – von der Adstringenz her – noch verlangend. Das war der letzte Jahrgang des «alten Heitz-Testaments». Danach wurden die Reben infolge Reblaus ausgerissen und der erste neue Marthas war dann der ebenfalls begeisternde 1997er! Die Wertung für diesen sagenhaften und vielleicht in der Szene unterschätzten 1992er: 19/20   

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1929 CORCOL: MEIN ÄLTESTER MONTRACHET



Patrick brachte die Flasche mit. Einfach so. Aus weiniger Neugier und Flaschenteillust. Er entkorkte das Teil und schenkte uns die braune Flüssigkeit blind ein. Will heissen; wir wussten nicht was da kommen sollte, respektive, was es war. Wichtig ist dabei nicht das erraten, sondern das bewusst erleben.

Da die Flasche keinen optimalen Füllstand hatte, war noch ein gewisser Risikofaktor mit geliefert wurden.   

Nun hin zum braunen Ding! Die Nase war feucht-laubig. Und da gibt es bereits zwei verschiedene Ausgangslagen. Das Herbstlaub ist frisch, das Frühlingslaub schon etwas welk, respektive morbide. Die ersten Laubaromen passten sich der Saison an. Draussen war Frühling. Aus der ersten Abweisung erholte sich der Wein etwas an der Luft. Das ist die Stinklufttheorie. Will heissen; ein alter Wein hat oben zwischen dem Wein und dem Korken Luft. Und diese Luft kann nicht atmen, erstickt und fängt an zu stinken. So fast wie altes Blumenwasser. Giesst man den Wein ins Glas kommt diese stinkige Luft mit. Also muss man warten bis diese absorbiert ist. Mit Dekantieren bringt man es noch schneller hin. Die nasalen Eindrücke schwankten zwischen ranzig, altem Sherry, Curcuma, hellen Rosinen, Ratafia, alten Mandeln, Lorbeer, nasser Birkenrinde, getrocknetem Lorbeerblatt und Brottrunk. Im Gaumen recht geschmeidig, weiche Säure und elegant. Schön mit einer gewissen Agonie belastet aber man spürt trotzdem förmlich die ehemalige Grösse. Die Frage nach dem effektivem Trinkspass sei erlaubt. Muss aber nicht beantwortet werden. Meine Frau probierte den Wein und entschied sich überspontan, sofort wieder nach dem jungen Te Koko (Edel-Sauvignon-Blanc von Cloudy Bay) zu greifen. Wir drei Männer tranken den Wein brav aus zur Vorspeise. Es gab Randencarpaccio mit einer weissen Sauce welche mit frischem Meerrettich, Schabziger und Schnittlauch gewürzt war. Das Ganze oben drauf noch mit gerösteten Pinienkernen garniert. Da passte dieser Montrachet-Methusalem noch ganz gut dazu. Ehre wem Ehre gebührt…

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BESUCH BEIM FLASCHEN SEPP


Spannendes Museum in Willisau:

http://www.flaschenmuseum.ch








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Irgendwie muss man ja die Enthaltsamkeit kompensieren!















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WEINFREUNDE: PART I




Die Netzausbeute beim Surfen nach dem Begriff «Weinfreunde» ist ziemlich mager. Lediglich 230'000 Treffer lieferte Google, als ich diese Wortkomposition eingab. Hätte ich nur «Wein» eingegeben, wäre das Resultat
auf sagenhafte 68 Millionen Angaben hochgeschnellt. Und das Wort «Freunde» hätte gar 148 Millionen Treffer generiert.

Auf die Schweiz bezogen, findet man mit «Weinfreunde» praktisch nur als regionale Vereinigungen. So wie Berner Weinfreunde, Weinfreunde Engadin, Weinfreunde Baden, Weinfreunde Oberes Fricktal, Freiämter Weinfreunde, Weinfreunde Thunersee. Alle in Vereinsform und mehr oder weniger aktiv. Die Weinfreunde Chressenberg haben sich gemäss deren Webseite im Jahr 2016 aufgelöst.

Und eine neue Vereinigung mit dem Titel «Weinfreunde» hat sich im selben Jahr konstituiert. Es war beileibe keine sogenannte Schnapsidee, denn Schnaps war keiner im Bus. Auch kein Wein. Wir sassen mit einer Reisegruppe im Bus in Südafrika, bereit ein weiteres Weingut zu besuchen.
Irgendwann kam das Gespräch in Richtung «aktuelles Alter» und «Weinvorräte im eigenen Keller». Und jeder der Mitdiskutierenden schien da ein ähnliches Problem zu haben.

Ein weiteres «Problem» schien der Umstand zu sein, dass man irgendwie nicht ganz genau wusste, mit wem man seine besten Flaschen geniessen sollte. Spontan kam die Idee einer «überregionalen Vereinigung» mit dem Sinn und Zweck, diesem önologischen Mengenübel Abhilfe schaffen zu können.

Nach dem Rückflug von Kapstadt, konkretisierte ich die Idee und entwarf Rahmenbedingungen. Nicht zu viele «Mitglieder», ein bis zwei Treffs pro Jahr.

Einer spielt Gastgeber und lädt die anderen ein. Die Idee wurde sehr positiv aufgenommen und ein Datum «gedoodelt».

Mitte März 2017 war dann das erste Treffen in der Region Luzern. Ich kann nur sagen; dieses System ist zur Nachahmung empfohlen. Der 10-Seiten-Gabriel-Bericht ist/wäre auf www.bxtotal.com

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ZWEI ABSOLUT GENIALE 1974ER

1974 Cabernet Sauvignon Marthas Vineyard, Napa Valley, Heitz Cellar:
Dunkel, satt in der Mitte, am Rand zeigt er seine Reife. Das Bouquet ist einzigartig, dramatisch, unvergleichlich. Viel Minze, helles Malz, Eucalyptus, Perubalm, süss, tief und immer wieder; unvergleichlich! Im zweiten Ansatz Kampfernoten, Backpflaumen, zeigt eine dramatische, warme, zulegende Cabernetsüsse welche schier in Likörige dreht. Nach zwanzig Minuten wie Kräuterlikör (Appenzeller). Er legt an der Luft permanent zu, wirkt immer süsser und kompensiert das gleichzeitig parallel mit Würze. Im füllig-reichen Gaumen samtig, elegant und doch mit unerhört viel Druck, die Aromen wiederholen und überschlagen sich, das Finale ist bewegend. Er zeigt eine extrem hohe Reife und doch reflektiert er immer noch seinen legendenhaften Status. 20/20 austrinken

1974 Penfolds Grange, Bin 95: Gereiftes, dunkles Weinrot, etwas matt und am Rand auch seine verdiente Reife farblich andeutend. Das extrem würzige, schier überbordende Bouquet zeigt Zimt, noch etwas Cassis, wilden Rosmarin, Kiefer, feine Harznoten, schwitzendes Leder, frisch zerdrückter Szechuanpfeffer. So unerhört intensiv, dass man von «zu Kopf steigend» artikulieren kann. Braucht Luft (ich hätte ihn länger dekantieren sollen). Er zeigt dabei eine dezent erdige Note, welche dann glücklicherweise mit Sommertrüffel, Dörrpflaumen und Moschusnoten ergänzt wird. Im Gaumen nicht überladen, von mittlerer Statur und dabei mit Aromen nur so um sich werfend, das Finale ist minutenlang und vermittelt im Nachklang noch feine Muskeln und Reserven. Ein brachialer, luftschnappender, artisanaler Australier. Der Grange war Jahrzehntelang der einzige Australien-Red, welcher für diesen Kontinent den späteren Ruhm aufbaute. So zeugen denn nicht wenige legendäre, alte Granges von dieser unerreichten Shiraz-Story. Und dieser gehört zu den Grange-Ikonen. 20/20 austrinken

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ARGENTINIEN-LEGENDE

Wer im Jahr 1977 geboren ist und einen sehr guten Wein aus seinem Jahrgang geniessen will, muss das Bordelais meiden und ausweichen auf Kalifornien oder Vintage Port.

Oder allenfalls auf Château Musar (Libanon). Den entkorkten wir zwar an diesem Abend, aber leider «zapfte» er fürchterlich. Das wäre ein spannendes 1977er Blind-Duo gewesen.

1977 Malbec Estrella, Weinert: Unglaublich dunkle, noch jugendliche Farbe, eine sehr dichte Mitte vermittelnd. Das Bouquet zeigt Black-Currantnoten, Cassisspuren, schwarze Schokolade, Wildleder, Moos, schwarzes Pfeffermehl und dunkles Malz. Im Gaumen samtig, fleischig, veloursartige Textur, zarte Kräuternuancen, viel Lakritze im Extrakt, gebündeltes, extrem langes Finale. Ein zeitloser Klassiker welcher aufzeigt, was Argentinien auf zwei Arten kann: a.) besonders alterungsfähige Malbec’s zu produzieren. Und b.) solche Malbec’s welche dann Finessen und Power aufweisen. 20/20 trinken

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1937 Château d'Yquem, Sauternes: Reifes, dunkles schier bräunliches Ocker mit orangem Rand. Das Bouquet zeigt viel Dörrfrüchte, Feigen in getrockneter Form, Sultaninen, weisse Schokolade, dunkles Caramel, Ginster, weisser Pfeffer, gerösteter Sesam, zart vielschichtig, verspielt und stetig an nasalem Druck zulegend. Alles ist da extrem vielschichtig, die erschlagende Süsse wird mit einer perforierten Botrytis ausgeglichen. Im dritten Ansatz; getrocknete Mandarinenschalen und Cointreau. Im Gaumen wiederholen und überaschlagen sich die nasalen Aromen nochmals. Ein regelrechter Cocktail von diversen getrockneten Weinbeeren rauscht an einem vorüber. Das Finale ist dann wahrlich likörhaft und doch ist die Süsse nicht aufdringlich, sondern strahlt royal aus. Es gehört zu den grössten Privilegien eines Weinkenners, von diesem Wein einmal im Leben trinken zu dürfen. Demütige Ehrfurcht zollend! 20/20 trinken / Getrunken im Baachus Hildsirieden mit Freunden.

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KEIN EKLEKTISCHES ELIXIR

Ekletisch hätte eigentlich eine eher abwertende Bedeutung, weil der Begriff im Prinzip mit «unschöpferisch, imitierend und nachahmend» definiert wird. Deshalb trifft dies für den nun folgenden Wein absolut nicht zu.

Und – warum der Schöpfer dieses Weines seinen Wein mit Elixier (hoch Zwei) definiert, ist mir auch nicht ganz so klar. Denn Elixir (ohne e vor dem r) wäre per Definition ein «Wein oder Alkohol gelöster Auszug aus Heilpflanzen mit verschiedenen Zusätzen».




Ist dieser Erstlingswein einmal im Glas, erklärt er sich dann glücklicherweise ganz schnell von selbst. Und diese sehr anspruchsvolle Cuvée hat Interesse, sich bei den Schweizer Spitzenrotweinen gleich von Beginn weg auf hohem Niveau zu etablieren. Untern den Blends ist er dann gar ein Sparringpartner bei der Top-Elite!  
  
Und am Besten informiert man sich gleich direkt beim Schöpfer dieses Projektes. Hinter www.weinschroeter.ch steht nämlich der Sommelier Andreas Schröter, der seinen Weinbusiness in der Gastronomie, aber auch in eigener Sache betreibt. Er hat aus dem grossen Fundus von der Domaine Vins de Chevaliers aus Lagen der Gemeinden Leuk / Valens und Salgesch einen genialen Blend kreiert, welcher aus 40 % Syrah, 40 % Merlot und 20 % Cornalin besteht. Ausgebaut wurde er rund 20 Monate in 50 % neuen und in 50 % gebrauchen 300-Liter Eichenfässern. Die stammen aus Europa, aber auch spannenderweise aus Amerika.

«Ein Wein der alles andere als Mainstrem sein soll», so das Credo der Webseite. Und weiter: «Keineswegs ein erschlagender Kraftprotz, sondern vielmehr ein filigraner Essenbegleiter mit Charakter, Struktur und komplexer Aromatik». Und was jetzt möglicherweise auf den ersten Blick eher marktschreierisch rüberkommt, stimmt von A bis Z, wenn man diesen «Elixir» im Glas hat.

2014 Elixir² Cuvée Grande Réserve, Création Andreas Schröter: (CHF 48). Syrah, Merlot, Cornalin. Produktion: 3'000 Flaschen. Sehr dunkles Rubin mit lila Schimmer. Beginnt mit einem wunderbar aromatischen, sehr würzigen, sanft rauchigen Bouquet, ergänzt mit viel Lakritze, schwarzen Johannisbeeren, Gaba-Tabletten und frisch zerdrückten, tasmanischen Pfefferkörnern. Er gibt sich erstaunlich zugänglich und lädt weit aus. Das zweite Nasenbild zeigt eine ganz minime unterkühlte Note, was ihm auch gleichzeitig viel Frische verleiht. Im dritten Ansatz dreht die Aromatik in noble dunkle, schwarze Schokolade. Im Gaumen samtig, wunderbar schmeichelnde, verloursartige Gerbstoffe, die Adstringenz ist absolut harmonisch und der Wein wird von einem erhabenen, anhaltenden Finale begleitet. Nur auf der Zunge wird mit einem ganz feinen Korn das weitere Potential angedeutet. Das Alterungspotential ist schwer einzuschätzen, aber in dieser Phase, bereitet dieser, spannende Walliser-Blend bereits unheimlich viel Freude und zeigt dabei auch eine bemerkenswerte Grösse. Ein absolut gelungenes Debut. Ein Spitzenwein, der auch in einer gewissen Menge daherkommt. Und genau das ist die Kunst: Nicht einfach nur eine Super-Super-Cuvée von ein paar hundert Flaschen zu selektionieren, sondern gleich ein paar tausend Flaschen auf diesem Niveau in die Flaschen zu füllen. Vom Geschmack her ist er als Walliser nicht erkennbar. Muss er auch ganz und gar nicht mit dieser Rebsortenkomposition. Ein spontanes Gabriel-Bravo! Hoch Zwei! 18/20

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WIE ZELEBRIEREN SIE DIE BESTE FLASCHE AUS IHREM KELLER?

Sie haben zu Hause eine ganz besondere Flasche. Eine die wesentlich teurer ist als alle anderen. Eine die sehr gesucht ist. Eine, die aus einem ganz grossen Jahrgang stammt. Eine Flasche die von namhaften Degustatoren hoch bewertet wurde. Eine Flasche, die man bald geniessen sollte, will man deren besten Zeitpunkt nicht verpassen!

Sie überlegen sich schon ziemlich lange, wie man eine solche Flasche zelebrieren soll und mit wem und wann. Und irgendwann kommt der grosse Tag. Alles ist bis ins Detail geplant. Der Wein duftet herrlich beim Dekantieren. Dem Gastgeber fällt in diesem glückseligen Augenblick ein zentnerschwerer Stein vom Herzen. Nun haben Sie zwei Möglichkeiten diesen Wein mit den Gästen zu Zelebrieren:

Variante A: Sie erzählen Ihre persönliche Geschichte zu dieser besonderen Flasche, zeigen diese her und sagen ganz genau was es ist, Jahrgang und Bezeichnung des Weingutes. Sie setzten so eine gewisse, nicht übertriebene Erwartungshaltung die der Wein locker erfüllen kann. Gelingt das dem edlen Tropfen ist der Genuss grenzenlos. Alle werden sich diesen Wein in liebevoller Erinnerung behalten und es wird über längere Zeit am Tisch über diese grossartige Flasche gesprochen. Der Gastgeber gewinnt an Sympathie und erneuert so ihm wichtige Freundschaften.  

Variante B: Sie machen eine spannende Blindprobe und setzten ein paar Kandidaten dagegen. Schliesslich wird es dem hoch bewerteten, teuren Wein sicherlich gelingen, alle anderen Konkurrenten in den Schatten zu stellen. Die Leute haben keine Ahnung was sich in den Gläsern befindet und dürfen nach Ihren persönlichen Vorlieben bewerten. Nun mögen viele Geniesser zwar reife Weine, aber bei verdeckten Proben gewinnen in der Regel die bombigen, jüngeren Weine. Sie können sich den Ausgang bei diesem System schon irgendwie ausrechnen. Der Star des Abends geht sang und klanglos unter. Der Gastgeber ist enttäuscht die Gäste sind heimlich frustriert, weil Sie die Ikone nicht erkannt haben.       

Es braucht um eine besondere Flasche zu Zelebrieren kein Affentheater, aber halt doch ein gewisses, nicht übertriebenes Szenario. Sie glauben mir nicht? Folgende Geschichte, die meine These stützt, wurde mir kürzlich zugetragen…

An einer U-Bahnhaltestelle in Washington DC, spielte ein Mann an einem kalten Januar Morgen für 45 Minuten, auf seiner Violine sechs Stücke von Bach.

Während dieser Zeit benutzten ca. 2000 Menschen diese Haltestelle, die meisten auf dem Weg zur Arbeit. Nach etwa 3 Minuten bemerkte ein Passant die Musik.
Für ein paar Sekunden verlangsamte er seine Schritte, um dann schnell wieder seinen Weg zur Arbeit fortzusetzen.

4 Minuten später: Der Geiger erhält seinen ersten Dollar. Eine Frau wirft ihm einen Dollar in den Hut ohne ihr Tempo zu verringern.

6 Minuten später: Ein junger Mann lehnt sich gegen die Wand um zuzuhören. Dann blickt er auf seine Uhr und setzt seinen Weg fort.

10 Minuten später: Ein etwa 3jähriger Junge bleibt stehen, aber seine Mutter zieht ihn fort. Das Kind bleibt erneut stehen, um dem Musiker zuzusehen, aber seine Mutter treibt ihn an und das Kind geht weiter.

Mehrere andere Kinder verhalten sich ebenso. Aber alle Eltern, ohne Ausnahme, 
drängen ihre Kinder zum schnellen Weitergehen.

Nach 45 Minuten: Der Musiker spielt ohne abzusetzen. Nur 6 Menschen insgesamt blieben stehen und hören für kurze Zeit zu. Zirka 20 Personen gaben ihm Geld und gingen aber in ihrer normalen Geschwindigkeit weiter. Die Gesamteinnahmen des Mannes sind 32 Dollar.

Nach einer Stunde: Der Musiker beendet seine Darbietung und es wird still.
Niemand nimmt Notiz und niemand applaudiert. Es gibt keine Anerkennung.

Niemand wusste es, aber der Violinist war Joshua Bell, einer der größten Musiker der Welt!
Er spielte eines der komplexesten und schwierigsten Musikstücke, die je geschrieben wurden auf einer Violine im Wert von 3,5 Millionen Dollar!

Zwei Tage zuvor spielte Joshua Bell vor ausverkauftem Haus in Boston das gleiche Stück,
zu einem Durchschnittspreis von 100 Dollar pro Platz.

Dies ist eine wahre Geschichte. Joshua Bell spielte inkognito in der Untergrundstation.
Auftraggeber dieses sozialen Experimentes über Wahrnehmung, Geschmack und Prioritäten war die Washington Post.

Wählen Sie Variante A!

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DIE ZAHL DES TAGES: € 2.19


Genau so viel Geld gaben die deutschen Weintrinker (ich finde das Wort Weingeniesser hier eher unpassend) im Schnitt im Jahr 2016 für eine 0.75 Liter Weinflasche aus.


Das stimmt denn auch in den Relationen zum Benzinpreis! Denn diesen gibt es im Offenausschank. Also muss der Spritzulieferer keine Reben pflegen, die Trauben nicht vergären lassen, keine Flaschen und Korken kaufen und auch keine Etiketten drucken und Kartons produzieren lassen.

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DEUTSCHER PINOT-QUERAUFSTEIGER?

Das ist eine Wortverbindung! Ein Blend aus Quereinsteiger und Aufsteiger. Will erklärenderweise heissen; da steigt ein mutiger Hobbywinzer (Daniel Twardowski) neu in die deutsche Pinotszene ein.
Und steigt gleichzeitig da schon beim ersten Launch möglicherweise auf. In einen Pinot-Markt, bei dem alles möglich ist. Beim sehr guten Pinot Noir (und da gehört dieser Wein dazu) gibt es alles – ausser billig. Der unten folgende 2013er wird bei Weinart für 69 Euro angeboten. Doch beim direkten Preisvergleich helfen als Support immer momentan noch die drei Marketingzusätze: «rar», «first vintage» und «local hero»!  

2013 Pinot Noir Ardoise, Mosel, Daniel Twardowski: Produktion: 1388 Flaschen. Aufhellendes Rubin-Granat, transparent am Rand. Die Nase gibt sich im erstem Moment bedeckt, da sind Röstnoten, heller Kaffee, Brotkruste, dann reife Erdbeeren, nicht besonders süss, dezent trocken, schon eher in Richtung Würze drehend. Dabei findet man auch fein hölzern wirkende, respektive stielige Noten und eine angezeigten Tiefe. Das Ganze wirkt kompakt, aber irgendwie auch in sich gekehrt. Bei der Gaumenbeschreibung kommt mir als erstes wieder eines, der nasalen Attribute in den Sinn; «kompakt»! Irgendwie ist das ein recht satt geschnürtes Paket mit packender Adstringenz, mit Sehnen, Muskeln und einer durchgezogenen Säurestruktur. Die Säure ist nicht überproportioniert – sie passt zu diesem vielleicht momentan etwas introvertiert wirkenden Mosel-Pinot. Das ist kein «John-Wayne-Pinot!». Also kein Tropfen bei dem sich die Salontüren schwenken und gleich danach eine lautstrake Ballerei losgeht. Es ist aber kein tänzerischer Mussewein, von dem man immer wieder schlürft und dann zärtlich-sanft berauscht wird. Und er ist auch kein Wein zwischendrin, sondern ein schierer Aussenseiter-Pinot, bei dem man vermuten muss, dass sich seine beste Genusszeit nicht in dessen Jugend-Halbfruchtphase abspielt. Eher ist das ein verlangender, streng erzogener Pinot Noir den man ein paar Jahre lagert, dann blind dekantiert und die Leute rätseln lässt. Wenn dann ein Gast «grosser, recht markanter, etwas strenger Burgunder, aus der Côte de Beaune, vielleicht gar ein Volnay Premier Cru» sagt, dann hat er nicht ganz unrecht. Zumindest vom Stil und der Klasse her. 17/20 warten   

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Amerikanische Psychologen haben einen völlig neuen, direkten Weg der Kommunikation entdeckt!

Das Ganze basiert auf «voice communication» und funktioniert mit «permanent-3D».

Auf Deutsch heisst das: «mit jemanden ein Glas Wein trinken»

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KANN POMEROL GEIL SEIN?

Wenn es darum geht bei einem Wein mit den Wörtern «verführerisch» oder «erotisch» zu liebäugeln dann bin ich immer besonders vorsichtig. Ein Bisschen Heddonismus ist ja schon gut bei einer Weinbeschreibung, aber man muss als Verkoster nicht immer gleich die Wortgrenzen ausloten. Das kommt nicht bei allen Lesern gut an und die Wortwahl könnte auch als unseriös ausgelegt werden.

Und jetzt haue ich halt mal über die Strenge und schreibe einfach mal hin,... dass dieser einzigartige 2001er Le Pin für mich ganz schlicht und einfach «geil» war.


Die Farbe ist zwar eher harmlos und das eher schwache Rot weist denn auch schon recht viel orange Nuancen am Rand auf. Dann schaut man aufs Etikett, baut eine Erwartung auf und nimmt den Wein vorsichtig zur Nase. Doch schon von Weitem verspüht dieser mit nichts zu vergleichende Libournaiser Wein seine extreme, ausufernde, parfümierte Fruchtsüsse. Er trägt einfach etwas in sich, was andere überhaupt nicht haben. So ein «Surplus» - so was Unerklärliches. Im Gaumen geht es dann Richtung samtig-fülligem Pomerol. Für Burgunderkenner wäre das schon schier vergleichbar mit einem Chambertin. Mit einem ganz grossen Chambertin! Die Aromatik schwankt zwischen Kardamom, Caramel, kompottigen Walderdbeeren und Edelhölzern. Aber eben, trotz den Aromenversuchen ist das Ding schwer zu definieren. Es ist ganz einfach hemmungsloser Genuss. Die Lust auf den zweiten Schluck kommt schon bei der ersten Bouquet-Sekunde auf. Einfach nur geil! Sorry. 19/20 trinken

Im Fotohintergrund der Sponsor Daniel Groth...

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DAS NICHTERKENNUNGS-CHÂTEAU

Karin lacht mich immer aus, wenn dieser Wein bei Blindproben rein geschmuggelt wird und ich verzweifelt rätsle. Und am falschen Ufer suche. Dann sagt sie dann irgendwann ganz schnippisch (und vielleicht auch um mich zu erlösen): «Das ist doch genau wieder dieses Château, welches Du nie kennst!»


Das tut dann immer gleich zwei Mal ganz fest weh. Einerseits als bekannter Weindegustator so schändlich falsch zu liegen. Und andererseits, dass die eigene Frau recht hat.

Und wenn auch behauptet wird, dass man aus Weinfehlern klug wird, dann stimmt das hier nicht. Ich bin und bleibe wohl mein Leben lang «Palmerblindnichtherausfindungsresistent».

Grad ist es mir wieder passiert. Es sind vier Weine im Glas. Die Nummer der ist anders. Die anderen sind ähnlich. Sie schwanken von «etwas kühl, aber klassisch» (1998), über «etwas rotbeerig, nicht ganz gross, aber jetzt wunderschön zu trinken» (1999), bis «sensationell, dicht, versprechend, auf Jahrhundertweinbasis» (2009).

Aber ich suche am falschen Ufer! Ich bin ziemlich überzeugt, dass es sich um Weine aus dem Libournais handelt. Vornehmlich aus Saint Emilion. Ich bin halt kein Wein-Indianer der Spuren lesen kann, sondern ich halte mich an nasale Fakten.

Viel Power in der Nase, nussig, schokoladig, pflaumig; das ist nasaler Merlotpower. Mit Cabernetkonturen, welche zwar genügend Fundament verleihen, aber doch andächtig im Hintergrund wirken. Es wird diskutiert und ich kommentiere die Weine. Das ist nicht schwierig, denn ich schätze die Qualitäten richtig ein und bringe das Wesen und die Aromatik aller Weine auf den ziemlich richtigen Punkt.

Doch es sind keine Weine vom rechten Ufer, sondern es ist ein Wein vom linken Ufer. Aus Margaux! Und genau das behaupte ich auch immer. Dass nämlich die Weine von der Appellation Margaux die «Burgundertüren» des Médoc’s seien. Dass man von den merlotlastigen Weinen des Libournais am ehesten via Margaux den Zugang zu den Cabernetlastigen Weinen des linken Ufers finden würde.

Und es gibt da nur einen einzigen Wein unter den allerbesten honorablen Grand Crus der ungebührlich viel Merlot in seinem ergänzenden Cabernet-Blend mit drin hat. Und das ist und bleibt der Château Palmer. Meist sind da, nebst ganz wenig Petit Verdot, genau gleich viel Merlot wie Cabernet Sauvignon in der Assemblage.

Und dann duftet er halt, ziemlich wie ein ganz grosser Saint Emilion. Und dann finde ich ihn – blind verkostet – genial, aber errate ihn eigentlich nie. Und was beweist das? Auch ein so genannter Weinpapst ist bei Weitem nicht unfehlbar!     

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LINZER-BORDEAUX-RUNDE

Der Name Linz forciert in jenen, welche die Stadt zwar nie besucht, aber wenigstens von ihr gehört haben einen sehr angenehmen, süsslichen Beigeschmack.

Wer kennt sie nicht, die weltberühmte Linzertorte?

Meine Anreise hatte aber nichts mit der besagten Konditoreiköstlichkeit zu tun. Doch das Süsse begleitete mich schon auf der Zugfahrt von Wine nach Linz.


Mehr darüber in der grossen Story. Und auch der Abschluss dieses nachfolgend beschriebenen Weinabends war dann auch verführerisch süss. Er endete nämlich mit Palatschinken und Sauternes.

Alle Weinbeschriebe auf fünf Seiten: www.bxtotal.com

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PALATSCHINKEN-BARSAC

2005 Nairac: Orangegold. Intensives, vollsüsses und doch pfeffriges Bouquet, sensationell parfümierte Botrytis, frisch gebrochene Mandarinenschalen und Cointreau Likör. Im Gaumen saftig, elegant und ganz und gar nicht überladen von der Süsse her, im Extrakt konzentriert, tolle Länge. Ein emotioneller Schluck eines Jahrhundert-Barsacs! 20/20 trinken


P.S. Er hat ganz wunderbar zum sensationellen Marillenpalatschinken (Restaurant Schmiedgraben Linz/Lichtenberg) gepasst.

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OTELLO IM HEMD

Auch das noch!
Ein neues Dessert bei den österreichischen Bundesbahnen: «Otello im Hemd». Das Gericht kannte ich noch von früher, da hiess es noch «Mohr im Hemd». Heute nicht mehr. Wohl wegen der möglichen Rassendiskriminierung. Wenigstens wissen Opernkenner Bescheid. Der Othello war nämlich der Mohr von Venedig.
Und der hatte auch Schokolade im Gesicht…

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M
 ARKANTER

 M ONTUS

 M ONTAG

Wie gross der Montus-Fanclub heute noch ist kann man nur schwer abschätzen. Sicherlich war er mal wesentlich grösser…

Château Montus? Hier erst mal ein paar Informationen für Nichtwisser: Dieses Weingut liegt rund zwei Autofahrstunden und 190 Kilometer südlich von Bordeaux. Ziemlich genau zwischen Toulouse und Bayonne.

Im Jahr 1980 kauft Alain Brumont das schulhaus-ähnliche Château Montus (Bild unten) und gibt da von Beginn weg Vollgas. Mit seinem Slogan «Ich stürze die Bordeaux Hierarchie» machte er auf sich aufmerksam und tingelte durch die Europäische Weinwelt er stellte seine Weine auf ganz vielen Events vor. Und kam damit auch sehr schnell gut an…

Die Weine kamen dunkler und kräftiger als die Bordeaux’ daher. Die nasale Fruchtladung war gewaltig und lag praktisch nur im schwarzbeerigen Bereich. Im besonders fleischigen Gaumen versprachen massive Tannine ein extrem langes Leben.

Begeisterte Weinfreaks kauften spontan kistenweise Château Montus und legten diese Flaschen auf die Seite, um nach Jahren neugierig nach dem Rechten zu schauen. Meist zeigten sich dann die Weine aber völlig unzugänglich und versprachen, wie schon in deren ersten Jugendzeit; ein langes Leben.

Einige versuchten mit langem Dekantieren etwas nachzuhelfen, respektive die erste Genussreife zu erzwingen. Erfolglos. Statt sich ein wenig zu öffnen, zogen sich die strengen «Montussen» in ihre griffigen, tanninigen Schneckenschalen zurück, zeigten sich unnahbar, ja garstig bockig.

Nach 10 Jahren kam dann Hoffnung auf, aber noch bei weitem kein Trinkspass in Sicht.
Denn, die erwartete Evolution war immer noch von Introvertiertheit geprägt. Nicht selten wiesen diese nach wie vor schier schwarzen Weine leidlich reduktive Noten auf. Die Tannine blieben hart, die Weine zeigten sich bäuerlich, von Finessen keine Spur… Die eigenwillige Rebsorte Tannat forderte kompromisslos ihren Tribut. Immer mehr Montus-Fans verzweifelten. Weinhändler rabattierten die Brumontweine stark um das Lager zu bereinigen. Auch auf Auktionen erschienen häufig Montus-Kisten und gingen für ein Butterbrot weg.

Die heutigen Brumontweine (er hat da mehrere verschiedene Weingüter und Labels) sollen zugänglicher, geschliffener, kommerzieller sein. So kann man denn von den alten und älteren Jahrgängen behaupten, dass diese dem «alten Brumont-Testament» angehören.

Und wie diese alten, gereiften oder wenigstens halbwegs gereiften Weine schmecken, konnten acht Männer an diesem markanten Montus Montag im bernischen Langenthal erfahren.

Hans Flückiger (Bild) hatte viele Brumont-flaschen von vielen verschiedenen Jahrgängen auf den Tisch gestellt und entkorkt. Derweil seine Frau Silvia eine deftige Bernerplatte zubereitete, welche dann ideal als Food-Sparringpartner zu diesen speziellen Rotweinen passte.

Die Verkostungnotizen sind auf www.bxtotal.com

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TANNAT WELTKLASSE

Und wenn man dann alles weiss über den Tannat und begriffen hat, dass er nicht gerade zu den besonders feinen Rotweinen dieser Welt gehört, dann gilt auch hier das Motto: «Keine Regel ohne Ausnahme». Und ausgerechnet Brumont selbst liefert den Beweis, dass er aus dem Tannat einen Wein zaubern kann welcher gleichzeitig Finesse und Power aufweist!  

Sein «La Tyre» ist eine Selektion aus seinen besten Rebbergen. Er produziert für diesen Wein lediglich 5 bis 6 Trauben pro Rebstock. Er lässt ihn bei 28 Grad im klassischen Temperaturbereich vergären und mazeriert ihn – je nach Potential – zwischen 3 bis 6 Wochen an der Maische. Der geschieht in 100 % neuen Barriques mit einer vernünftig erscheinenden Ausbaudauer von lediglich 14 bis 16 Monaten.

Auch dieser Wein braucht seine Flaschenzeit. Einmal in voller Reife, zeigt er eine Sonderklasse, welche ihn von allen anderen Brumontweinen abheben lässt!

2000 Montus La Tyre: Gereiftes Weinrot mit satter Mitte. Die Nase ist royal, vielschichtig, facettenreich, so zwischen blauen und schwarzen Fruchtnoten tanzend, Darjeelingteenoten, dunkle Edelhölzer, Mokka, noch einen Hauch von Bourbon-Vanille vermittelnd. Im Gaumen angenehm füllig, aber nicht opulent, dichte Tannine, fleischig, alles wunderschön abgerundet, langes gebündeltes Finale. Kein Bluffer, sondern ein Tannat-Leader mit Weltklasse!
19/20 trinken

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DA STRAHLT ELISABETTA GEPPETTI!

Für den 2012er Saffredi hat sie von James Suckling 100 Punkte bekommen.
Parker taxiert den 2013er mit 98/10
und für den 2014er bekommt sie 19 Gabriel-Punkte...


2014 Saffredi Fattoria le Pupille: Sehr dunkles Weinrot mit violetten Reflexen. Das Bouquet ist geprägt von schwarzen Fruchtaromen; Kirschen, Cassis, Heidelbeeren, dann schwarze Oliven, dunkles Edelholz, ergänzt mit ganz feinen Rauch- und Lakritzespuren. Im zweiten Ansatz ist das bullig-intensive etwas zurückhaltender und es kommen verspielte, schier parfümierte Noten zum Zug. Da findet man Minze und Veilchen und eine ziemlich klare Cabernet-Ansage in den Grundaromen. Und nach weiteren 10 Minuten geht er so richtig in die Tiefe, Teernoten und ein Hauch von Terpentin zeigen die Mineralität dieses seriösen und gleichzeitig vielseitigen Nasenbildes an. Im Gaumen fleischig, kompakt, verlangend. Zeigt viel Charakter und auch eine gewisse Jugendarroganz auf der körnigen Zunge. Dies bei intensiven und auch reifen, aber (noch) nicht ganz so gerundeten Tanninen. Da ist ein Potential von gut 20 oder noch mehr Jahren in diese tolle Flasche verpackt. Also wird dies ein sehr langlebiger Saffredi. Da ist dann auch gleichzeitig ein Bonus-Malus-System integriert. Die Langlebigkeit wird für ungeduldige Maremma-Fans ein gewisses Jugendhandicap sein. Gehört zu den ganz grossen Jahrgängen dieses Weingutes. Und, vom Hörensagen soll der 2015 sogar noch besser sein. Dieser 2014er liegt nahe dem 2011 mit etwas weniger Finessen, bei gleich viel grosszügigem Weinfleisch am Toskana-Knochen! Ich habe den Wein anlässlich eines Wine&Dine bei Wein&Co in Wien mit Elisabetta verkostet. 19/20 2020 – 2035

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SPANISCHER ROTWEIN

Genauso spartanisch steht es auf der Etikette. Importiert damals von Alpina (Boevensipen). Wohl aus einer Zeit, als man vielen deutschen Weintrinkern noch erklären musste wie die rote Flüssigkeit von vergorenen dunklen Trauben richtig heisst. Und aus welchem Land er stammt. Eingefleischten Rioja-Kennern muss man nur den Schriftzug «La Rioja Alta S.A.» zeigen und dann steigen Erwartungen oder Erinnerungen werden wach. Oder beides. Wie bei mir.

Schon in der ...ersten Spanien-Wein-Lehrstunde musste man lernen, dass es verschiedene Rioja-Gebiete gibt aber das La Rioja Alta das beste ist.

Und jetzt ist ein 47jähriger Rioja in meinem Glas. Es ist der 1970 Reserva 904 von La Rioja Alta. Die Farbe mitteldunkel. Er kann sein Alter nicht verleugnen und die restroten Reflexe haben wenig Chancen gegen die ziegelfarbenen Nuancen, gegen Orange (vor allem am aufhellenden Rand) und gegen bräunliche Konturen durchzudringen. Mir egal – Reifsein verpflichtet halt. Auch farblich! Die Nase zeigt den Weinherbst des Lebens dieser Flasche. Erst moosig, dann welkes Herbstlaub. Uneinsichtige oder ungeduldige Nichtweinkenner, oder notorische Fruchttrinker würden jetzt wohl sich schon in den ersten Sekunden angewidert abwenden. Der Altweinrioja-Kenner wartet. Er gibt dem Wein die nötige Luft. Nach 10 Minuten kommt Stufe Zwei; erste Nuancen von Süssholz, Tabakblatt und Schokolade. Habe noch keinen Schluck genommen. Warte nochmals 10 Minuten auf Stufe Drei: Jetzt lädt das Bouquet immer mehr aus, mit einer sublimen, hochfeinen Fülle. Das Nasenbild wird absolut homogen, rundet sich ab. Es zeigt auf, dass auch die besten Weingebiete in Spanien die fraglose Erlaubnis haben, um von «Terroir» zu sprechen. Sandelholz und Rosenholz, Sommertrüffel, Backpflaumen, ein Hauch von Malagarosinen und Kaffee. Nicht nur intakt, sondern genial, sofern man eben ein erfahrener Rioja-Ambassador ist.

Nach dreissig Minuten von Duftbegleiten – bei sanftem Wärmerwerden – der erste Schluck! Samtig, weich, harmonisch, anmutig. Keine Bombe, sondern ein klassisches Konzert. Wäre dieser Wein ein Musikstück, so könnte man ihn wohl mit der «Symphonie espagnole» einem Cellokonzert von Edouard Lalo vergleichen. Er bleibt im Gaumen, im eher schlank anmutendem Körper extrem lang und klingt dementsprechend aus. Nebst dem Begriff «spanischer Rotwein» steht noch eine weitere Information auf dem Etikett: 12.2 Vol. Und da kommt jetzt noch eine aktuelle Gabriel-Information dazu: 19/20!

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CLERC-MILON ALS MOUTON-KONKURRENT


Im halbdirekten Vergleich mit Mouton-Rothschild machte der Clerc-Milon eine besonders gute Falle…

Verkostet man Wein dann stellt man persönliche Vergleiche an.  So ist immer alles relativ. An unserem Mouton-Memory-Abend im Januar 2017 im Restaurant Old Swiss House wussten fünf Jahrgänge von Château Clerc-Milon (gleicher Besitz wie Mouton-Rothschild) besonders gut zu gefallen.

Vom Punkteschnitt her, wäre der Clerc-Milon sogar besser gewesen als der Mouton. Doch eben; man muss auch relativieren.
Denn – Clerc-Milon trat mit fünf grossen und jungen Jahrgängen an. Der Mouton-Rothschild mit kleinen und grossen, älteren Jahrgängen. Mit Bouteillen, welche alle mehr oder weniger Reife zeigten. Oder gar etwas zu fest in die Jahre gekommen waren.

Und genau darum geht es an diesem Wine & Dine, welches zu Ehren des Baron Philippe de Rothschild jeweils im Monat seines Todestages in diesem rustikalen und ebenfalls historienträchtigen Luzerner Restaurant jährlich widerkehrend stattfindet. 
Die Notizen zu allen Weinen von oben

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WARTEN BIS DER MERLOT ...
                ...DEN CABERNET FRANC ÜBERHOLT



Der Anlass war kein fröhlicher. Ich öffnete diese Flasche im Gedenken an meinen verstorbenen Freund Marino. Der Cheval war nämlich einer seiner vielen Favoriten. Doch Marino hätte sich sicherlich gefreut, wenn er wüsste, dass seine manchmal ziemlich ausufernde Weinfreude auf die Hinterlassenen ab und zu überspringt.




1985 CHATEAU CHEVAL-BLANC: Der Wein war viel dunkler als früher. Und er duftete auch ganz anders als früher. Mit früher meine ich seine rotpflaumige, mittelintensive, oft etwas milchig anmutende Phase, welche wohl, respektive logischerweise vom Merlot beherrscht wurde. Und selbst ein ziemlich guter Merlot macht noch lange keinen grossen Cheval-Blanc aus. Und dieser meist etwas kleinere Merlot-Anteil ist und bleibt sein ewiges Jugendhandicap. Erst wenn seine leicht grössere Cabernet-Franc-Ration durch seine Flaschenalterung so nach etwa zwanzig Jahren übernimmt. Ja erst dann entsteht das schier unerklärliche Cheval-Wunder. Der 1985er duftet heute nach Rauch, nach dunklem Leder, nach Brazil-Cigarren, nach Korinthen, nach braunem Peru Balm und geht als eigentlich nur mittelgewichtiger Wein beeindruckend in die Tiefe. Der Gaumen zeigt durch seine angenehme, aber halt doch minim spröde Trockenheit Charakter und Kraft, das Finale ist dann wieder geprägt von dunklen, bis schwarzen, geerdeten und somit auch schwarztrüffeligen Aromen. Genau dieser Wein zeigt mir (leider) auf, dass die paar in meinem Keller lagernden Flaschen vom riesigen Jahrgang 1998 noch ganz viele Jahre brauchen werden bis der Cabernet Franc endlich den Merlot überholt…  Bewertung für den 1985er: 19/20 austrinken

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TSCHAU MARINO

Er hatte unglaublich viele Freunde. Marino Aliprandi ist kurz vor seinem 70. Geburtstag von uns gegangen.

Mit ihm verbinden mich unzählige, gesellige Stunden voller Geschichten, immer guten Weinen und besonders reichhaltigen Mahlzeiten.

Ein trauriger Tag mit tröstenden Erinnerungen...

Hier eine Reminiszenz von einem gemeinsamen Ausflug…

METZGETE MIT MARINO

Unter «Metzgete» versteht man ein Schweineschlachtfest im Restaurant. Unter Marino muss man sich einen gewaltigen, respektive gewichtigen Mann vorstellen, der sehr gerne isst und die Essensmengen in der Regel mit denselben Mengen Wein kalibriert.
Die Geschichte stammt noch aus meiner wilden Zeit. Damals war ich noch der Ansicht, dass ein Mann mindestens einmal im Monat einen tüchtigen Rausch zu gut hatte. Und das war offensichtlich an diesem Sonntag der Fall. Wir beschlossen an eine Metzgete zu gehen. Der Marino und ich. In örtlichen Gratisanzeiger vernahmen wir, dass das Restaurant Kreuz in Gunzwil eine Solche anbot. Also nichts wie hin! Als ich die Weinkarte studierte befanden sich nicht besonders viele Weine im Angebot. «Es gibt zwei Bordeaux, einen St. Emilion und einen Médoc. Da die Metzgete eher rustikal ist, schlage ich vor den Médoc zu nehme». Marino entgegnete: «Aber meistens sind die St.Emilion etwas süffiger, wenn diese jung sind.».
Als die Serviertochter eintraf bestellten wir die den ersten Teil unserer Schweinischen Wünsche in form von Blut- & Leberwurst und einer Bratwurst mit Rösti und ich orderte den Médoc. Marino rief dem Servicefräulein noch nach: «Und ich den St. Emilion!».
So brachte diese schon bald zwei Siebeneinhalbdezilitertflaschen an den Tisch und öffnete beide. Da wir uns in der Mitte des Restaurants befanden fiel das Zeremoniell den anderen Gästen auf und wir waren uns der Aufmerksamkeit sämtlicher Augenpaare sicher.
Nach 45 Minuten bestellten wir die nächsten Gerichte. Ein Gnagi (Eisbein) und geschnetzelte Schweinsleber. Da Marino von meinem Wein versuchte und ich von seinem, fanden wir heraus, dass der Médoc doch wirklich der bessere Wein war und Marino rief der netten, mittlerweile Kopfschüttelnden Servierdame noch nach: «Und noch einen Médoc!».

Den Kaffee beschlossen wir in einem nobleren Restaurant zu genehmigen und dazu eine feine Havanna zu rauchen. Das Taxi brachte uns ins Dorf Hildisrieden ins Restaurant Kreuz. Wir setzten uns an die Bar vom Restaurant und hielten uns an der Theke fest. Keine Bedienung in Sicht. So glotzten wir auf eine Batterie leerer Moutonflaschen und ich studierte die Künstleretiketten. Statt einer Serviertochter kam der Wirt aus der Küche, erkannte mich und begrüsste uns überschwänglich. Ich deutete auf die Mouton's und sagte ihm; «da fehlt ja der 1982er». Er antwortete: «Von dem habe ich eine ganze Kiste, aber der ist zu teuer und so bestellen die Gäste halt die anderen Jahrgänge!». Da ich ja mit meinen Weinkenntnissen ständig am Markt war, wusste ich, dass momentan für diesen 500 Franken an Auktionen bezahlt werden musste. (Das war damals – heute ist es noch viel, viel mehr…).
Der Wirt hatte offensichtlich weniger Marktkenntnisse. Als ich ihn fragte, was er denn für eine solche Flasche heute als Tagespreis haben müsste, gab er einen sehr fairen Tarif durch. Und dieser Preis hielt mich von der Absicht einen Kaffee mit Digestif zu trinken spontan ab. Nur 250 Franken – für einen Château Mouton-Rothschild vom Jahrgang 1982? Das war ein echtes Schnäppchen! Und so orderte ich wie folgt: «Dann nehme ich eine Flasche!». Mein gewichtiger Freund Marino, der bereits die Spirituosenkarte am Studieren war doppelte noch nach: «Ich auch!»

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GRAF NEIPPERG GIBT SICH DIE EHRE

Wer mehr über die Neippergs erfahren will, der kann sich dem Wikipedia bedienen.
Es ist eine besonders geschichtsträchtige Familiengeschichte bei der man viel lesen und ganz lange nach unten scrollen kann…

Das Fundament der Familie bildete die Burg Neipperg. Diese befindet sich in Neipperg (heute ein Ortsteil von Brackenheim) im Landkreis Heilbronn (Baden-Württemberg). Sie gilt als Stammburg der Herren und Grafen von Neipperg. Wir reden vom 12. Jahrhundert!


Blättern wir das Rad nach vorne. In die heutige Zeit. Es ist Montag, der 23. Januar im Jahr 2017. Graf von Neipperg gibt sich im Gasthof Sempacherhof (Sempach-Station) die Ehre. Er ist für einen besonders weinigen Abend extra von Bordeaux in den Kanton Luzern gereist, um einen grossen Teil seiner Weingüter persönlich vorzustellen.
Der Sempacherhof ist schon seit Wochen bis auf den letzten Stuhl ausgebucht. Rund 80 Weinliebhaber nehmen im Gourmetsaal und im Rosso vor Gabriel-Gläsern Platz.
Die Weine wurden schon Monate zuvor importiert und jetzt im kleinen Stübli aufgestellt. Das Servicepersonal hat die Weine bereits entkorkt. Stephan von Neipperg probiert alle Flaschen höchst persönlich.
Von den insgesamt 88 Flaschen korkt lediglich eine Bouteille. René Gabriel dekantiert alle Weine und trennt diese vom Depot und giesst diese vorsichtig in die Originalflaschen zurück

2003 La Mondotte, Saint Emilion: Doppel-magnum. Sattes Rubin-Granat. Umwerfendes Bouquet!!! Das verrückte Nasenbild zeigt eine spontane Merlot-Sensation. Alles wirkt pfeffrig, fruchtfrisch und dokumentiert schier das Gegenteil des heissen Jahrganges. Johannisbeeren, Himbeeren, Waldbeeren, Cassis, kandierte Cakesfrüchte, Zitronen-melisse, extrem süss ohne konfitürig zu wirken. Im Gaumen satt, perfektes Säurespiel, noch jung, frisch und es mangelt da vielleicht an einer Nuance Charme, aber das macht die atemberaubende Merlotsüsse locker wieder wett. Ein möglicher Winner in einem Merlot-Blend-Blindtasting. 19/20 trinken

Die restlichen Weine auf vier Seiten: www.bxtotal.com



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PROVIDENCE IST ANDERS –
GANZ ANDERS


Profilierte Weinkenner werden den einen oder anderen Providence kennen. Da gab es zum Beispiel einen Providence in Pomerol. Bis er vor kurzem dem Château La Fleur-Pétrus einverleibt wurde. Und es gibt den Providence in New Zealand. Um den geht es hier in dieser sonderbaren Geschichte…

Wir sind in Matakana. Das liegt eine knappe Autostunde nördlich von der Hauptstad Auckland entfernt. Also auf der Nordinsel. Matakana ist ein beliebter Ausflugs- und Ferienort.


Und da wird auch Wein angebaut. Auf dem Prospekt den wir bei der Ankunft in unserem Hotel bekommen sind 14 Wineries aufgeführt. Alle produzieren mehrere Weine. Auf jedem Weingut kann man deren Weine degustieren. Fast alle bieten zusätzlich ein gastronomisches Angebot in Form eines Restaurants oder Bistros an. Auch Übernachten kann man bei einigen Weingütern. Von einfach bis luxuriös.
Ein ziemlich bekanntes Weingut ist da nicht auf dem Prospekt drauf. Dieses kann man auch nicht visitieren. Denn – würde man Providence an der 45 Takatu Road ausfindig machen, steht am verschlossenen Türgatter die Information: «Closed». Also Nichts mit Degustieren, Wein kaufen, Essen oder gar Übernachten.

Das ist nur eine von ganz vielen Seiten des Andersseins von Providence. Bei einem, respektive bei drei Besuchen haben wir den vielleicht etwas eigenwilligen, kurligen Winzer Jim Vuletic näher kennen gelernt. Die Konklusion daraus: Providence ist anders… Der Bericht: www.bxtotal.com

2004: SEHR VIEL UND SEHR GUT

Mit rund 10'000 Flaschen war dies die grösste Ernte der Providence-Geschichte. Die grössten Produktionen lagen sonst bei rund 8'000 Flaschen…
Und trotzdem ist das der wohl beste Providence in dessen Geschichte. Hier zeigt dieser sonst nicht ganz so einfach zu degu-stierende Nord-Neuseeländer Premiumrotwein absolute Weltklasse! Das war dann zugleich Gabriel’s fragloser Liebling an dieser Achterbahnvertikale.

2004 Providence, Matakana: Tiefes Purpur etwas matt in seiner Erscheinung und das Alter durch passende Reifetöne vermittelnd Bouquet zeigt reife, dunkle Pflaumen, Zedern und Tabak. Das Nasenbild schwankt zwischen einem Libournaiserwein und einem südlichen Rhônewein durch die feinen Bluttöne. Im zweiten Ansatz; Gewürznelken, schwarze Pfefferkörner, rauchige Konturen und traumhafte Aromen von schwarzen Johannisbeeren. Im Gaumen intensiv schwarzbeerig, Dörrfrüchte, getrocknete Bananen und somit viel weinige Süsse zeigend, füllig und harmonisch mit gebündeltem Finale. Für mich ist das fraglos der beste Providence, den ich je im Glas hatte. Nach der Verkostung schaute ich, dass sich die Flasche während dem Nachtessen permanent in meiner Nähe befand. 19/20 trinken



VULETIC SALADE NICOISE


Man nehme…

Schon oft habe ich irgendwo den so genannten Salade Niçoise gegessen, aber das war der beste meines Lebens! Die Ingredienzen sind äusserst einfach, aber vielleicht liegt das Geheimnis möglicherweise an den wohl selektionierten Zutaten!

Ganz unten in die grosse Schüssel; frisch gekochte, lauwarme Kartoffelstücke, darüber, lauwarme, ebenfalls frisch gekochte, gedrittelte Coco-Bohnen. Dann mittelkleine Stücke von frisch geschnittenen Bio-Tomaten. Als nächste Lage; frisch gekochte und halb erkaltete Hälften von Rebhuhneier vom eigenen Providence-Hof. Schliesslich zwei Büchsen Thon (Consorcio), etwas Essig (Bragg Organic Apple Cider Vinegar), Olivenöl (Château des fines Roches, Châteauneuf-du-Pape) etwas Salz und Pfeffer und dann alles behutsam untereinander mischen.

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WER NICHT BEREIT IST FÜR VERÄNDERUNGEN,
DER WIRD EINES TAGES AUCH DAS VERLIEREN,
WAS ER EIGENTLICH BEWAHREN WOLLTE…


Liebe Weinfreundinnen, liebe Weinfreunde

In meinem Leben gibt es eine ganz besondere Freundin und einen ganz besonderen Freund. Meine ganz besondere Freundin ist meine Frau Karin. Mit der bin ich glücklich verheiratet. Mein ganz besonderer Freund ist der Wein. Mit dem bin ich liiert.

Beide begleiten mich schon eine ganz grosse Weile durch mein wunderbares Leben. Und mit beiden bin ich glücklich und zufrieden. Mein bisheriges Jahrwandern war immer eine Evolution – nie eine Revolution. Das Leben ist schliesslich eine Mission – keine Karriere! Durch das Geniessen habe ich immer sehr bewusst gelebt. Will heissen; ich liess mich nicht einfach treiben, sondern überlegte mir jeweils immer ganz genau und extrem langfristig meine künftigen Schritte.

Und dieses antizipierte Vorausschauen beflügelte mich, noch vor meinem 60igsten Geburtstag – also per Ende 2016 – ein paar Veränderungen einzuleiten. Im Französischen sagt man zu diesem Schritt: «reculer pour mieux sortir». Eigentlich heisst das Sprichwort ja anders, aber für mich soll es die Definition von «Abbremsen, um besser Auszusteigen» sein.

FERTIG WEINWISSER! FERTIG MÖVENPICK! FERTIG ACADEMIE DU VIN!

Ich werde mich im kommenden April nicht mehr wie gewohnt durch die Tannine vom neuen Bordeaux-Primeur durchbeissen. Nach mehr als 30 Jahren, ist damit Schluss. Ich will nicht mehr Weine verkosten, die ich selbst nicht mehr kaufe und auch wohl nie trinkreif erleben werde. Doch das ist nur ein Teil der ganzen Wahrheit. Mehr dazu an anderer Stelle…

Ende 2016 ist auch offizieller Schluss mit WeinWisser. Nach dem Verkauf (2007) dieses weinigen Newsletters versprach ich noch ein paar Jahre weiter zu schreiben. Jetzt mache ich da Platz für andere Weinschreiberlinge. Möglicherweise mit sehr sporadischen Ausnahmen.

Seit 1990 bin ich unter der Flagge von Mövenpick gesegelt und habe dieser fantastischen Weinhandlung sehr viel in meinem Öno-Leben zu verdanken. Nach dem Ausscheiden aus der Geschäftsleitung im Jahr 2005 bin ich als Berater der weissen Geniesser-Möwe weiterhin treu geblieben. Auch hier beende ich mein bisher fixes Teilpensum per Ende 2016. Vielleicht lädt man mich noch ab und zu ein, um einen besonders schönen Weinabend zu kommentieren…

Während meiner ersten Mövenpick-Zeit leitete ich auch die ADV Académie du Vin. Nach deren Veräusserung referierte ich noch ein paar Jahre an Kursen. Regelmässig agierte ich dort auch als Reiseleiter im Bordelais. Auch damit ist nun Schluss. Es wird zwar noch weiterhin Bordeauxreisen mit René Gabriel geben, aber nur noch in eigener Regie und mit kleineren Gruppen.

Nach dem Ableben unserer Weinbörse-Vaterfigur Peter Bertschinger haben Max Gerstl und ich – zusammen mit einem ganz tollen Team (Karin Gabriel und Carlo Haueter) – dieses kleine, feine Auktionshaus weitergeführt. Nun haben wir per Anfang 2016 den Weinfreak Jürg Richter und die Gerstl Weinselektionen als gleichwertige Partner mit ins Boot genommen. Wir versprechen uns da Synergien und irgendwann…auch ein neues Mutterhaus.

Was (noch) bleibt, sind die Aktivitäten von Beratungen, Degustationen und Weinreisen. Das gefällt mir und da gehe ich voll auf! Ich liebe Menschen. Und noch mehr liebe ich Menschen welche auch Wein lieben!
    
MEHR (ER)LEBEN – ETWAS WENIGER WEIN IM LEBEN  

Eigentlich ist es ein ironischer Titel. Denn ich glaube kaum, dass ich fortan massiv weniger Wein trinken werde. Um nämlich viel weniger Wein trinken zu können, müsste man vorher massiv viel Wein getrunken haben. Bisher habe ich – als Profi – wohl mehr Wein gespuckt wie geschluckt. Doch auch damit soll jetzt Schluss sein. Ich möchte gerne meinen gewichtigen, privaten Weinkeller besser haushalten. Schon seit Jahren habe ich festgestellt, dass mir reife Weine viel mehr Spass bereiten als Tannine im Mund hin und her zu bewegen und dann – aufgrund Ausspuck-Zero-Weinkonsum – riesige Litaneien zu notieren. Das Motto heisst künftig: «Mehr Geniessen – weniger Schreiben»!

Da der Wein mit so vielen verschiedenen Engagements eine ziemlich dominante Rolle in meinem bisherigen Leben einnahm, kamen viele Familie, Freunde und Bekannte oft zu kurz. Dies möchte ich in meinem zweitletzten Lebensabschnitt wieder kompensieren.

Etwas mehr Pensum hat mir das Gabriel-Glas in letzter Zeit abverlangt. Einerseits habe ich letztes Jahr sämtliche Anteile des Hauptgeschäftes in Österreich übernommen und andererseits boomt diese fantastische Glasidee fast überall in der Welt. Fast monatlich sind neue Märkte und Vertriebspartner dazu gekommen. Alleine in der Schweiz hat sich der Umsatz in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Der erste Platz bei der Kategorie Universal-Glas bei VINUM bewirkte einen regelrechten Marketing-Urknall!
   
Der alternde Weinkater wird das Mausen wohl nicht ganz lassen können. Aber man muss halt trotzdem die Weichen stellen, damit der Lebenszug die richtigen Bahnhöfe anrollt…

Danke Euch allen und ein gutes, besonders Weiniges 2017!

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