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STROM LÄSST WEIN IN MINUTEN REIFEN

Ein neues Verfahren könnte das jahrelange Reifen von Wein überflüssig machen: Chinesische Wissenschaftler haben mit Strom jungen Wein innerhalb von Minuten veredelt. Selbst Kenner waren vom Ergebnis positiv überrascht.

Chinesische Wissenschaftler haben Rotwein unter Strom gesetzt - und mit dem Ergebnis selbst Feinschmecker verblüfft. Elektrische Felder können offenbar den Reifeprozess von Rotwein dramatisch beschleunigen und selbst kaum genießbaren Billigwein schmackhaft machen, berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist". Die chemischen Reaktionen, die das Aroma des Rebensafts ausmachen, werden demnach durch die elektrischen Felder angestoßen, so dass innerhalb von wenigen Minuten die Qualität traditionell gereifter Weine erreicht wird.

Rotwein: Reaktionen zwischen Alkohol und den Säuren des Weins schneller abgelaufen

Als Testwein diente ein drei Monate alter Cabernet Sauvignon, der eine, drei oder acht Minuten lang dem elektrischen Feld ausgesetzt wurde. Die Forscher pumpten den Rebensaft durch ein Rohr, das die Flüssigkeit zwischen zwei Titanelektroden hindurchleitet. An ihnen lag eine elektrische Spannung an, die ein starkes elektrisches Feld erzeugte und regelmäßig ihre Polung änderte, erklären die Wissenschaftler um Xin An Zeng von der Universität in Guangzhou im Fachblatt "Innovative Food Science and Emerging Technologies".

Anschließend testeten zwölf Sommeliers den Wein - und alle zeigten sich positiv überrascht von dem Resultat. Um sicherzugehen, unterzogen die Forscher den Wein einer chemischen Analyse. Die Reaktionen, die zwischen dem Alkohol und den Säuren des Weins stattfinden, waren demnach schneller abgelaufen als bei dem natürlichen Reifeprozess. Bei diesem Vorgang entstehen Ester, die für das Aroma des Weins sorgen. Außerdem war die Konzentration langkettiger Alkohole reduziert. Diese chemischen Verbindungen sind für unangenehme Gerüche und einen schlechten Geschmack verantwortlich.

Obwohl der genaue Mechanismus, der die Qualitätssteigerung ermöglicht, bisher noch unbekannt ist, haben bereits fünf chinesische Weinkellereien in die Technik investiert. Geräte für den Hausgebrauch werden allerdings nicht so bald zu kaufen sein, meint Xin An Zeng. Die Kalibrierung sei nicht einfach, da zu starke elektromagnetische Felder unerwünschte Substanzen wie etwa Aldehyde produziert. Quelle: Spiegel-Online.

Tipp von René Gabriel: Wenn die Temperatur allenfalls nach dieser Prozedur noch etwas zu kühl ist, unbedingt den Wein in der Mirkowelle kurz erwärmen...


ALLES MAGNUM ODER WAS?

Manchmal ist es mir schon fast etwas peinlich, wenn ich vom Genuss von so vielen, herrlichen Weinen berichten darf...

Jedes Jahr treffen wir uns vor Weihnachten irgendwo um frühzeitig auf das neue Jahr und auf die alte Freundschaft anzustossen. Heuer fand die an sich schlichte Feier im Bottegone del Vino in Lugano statt. Nebst den Gastgebern Luigi und Luigino Zanini (Vinattieri, Castello Luigi), waren auch noch zwei weitere langjährige Freunde dabei: Der Bergsteiger Romolo Nottaris und der Bürgermeister von Mendrisio, Carlo Croci. 

Zuerst stiessen wir mit dem Hochzeitchampagner von Raffaella und Luigino an, 2002 Belle Epoque Rosé von Perrier Jouet aus der Magnumflasche. Weinig, weich und mit Charme (19/20). Dann entkorkten wir die von Carlo mitgebrachte Magnum 2005 Chevalier-Montrachet La Cabotte von Bouchard Père et Fils. Ein berauschendes Kokos-Vanille Bouquet zeigend, das mit Wachholder und gelben Früchten im Gaumen begleitet war. (19/20). Dazu gab es frische Ananas mit Riesencrevetten. Das passte herrvorragend. Werde ich wieder mal mit einem Chardonnay zusammen irgendwo einsetzen.

Die ersten beiden Rotweine: 1988 Lafleur (reif in der Farbe, aber doch zulegend mit der typischen, trockenen Lafleur-Süsse. (18/20). Und rechts der gewaltig junge, pfeffrige nach roten Beeren duftende Pétrus. (18/20).
Eine kleine Enttäuschung zu Beginn der nächsten Triade. Der 1966 Haut-Brion war leicht korkig. Eine ganze Magnum mit Zapfen.
Aber es war kein Grund zum Ärgern vorhanden, denn im zweiten Glas befand sich der Cheval Blanc 1966 (süss, kräutrig mit Datteln wie ein grosser La Tâche 19/20) und der noch sehr, sehr jung wirkende, tiefgründige, mächtige 1966 Latour (19/20). Beide ebenfalls aus der Magnum!

Zum Gorgonzola war dann plötzlich ein 1939 Port von Seppelt (18/20) auf dem Tisch. Ja, dieser «Port» stammt tatsächlich aus Australien. Die Down-Under-Wine-Maker machten damals alles Unmögliche nach und schrieben auf alle möglichen Flaschen Begriffe wie Montrachet, Chablis, Beaujolais und Hermitage. Letzteres Beispiel dauerte am Längsten und wurde dann von der EU verboten. Deshalb steht nur noch auf alten Grange Flaschen Grange-Hermitage geschrieben. 

Und weil es so schön war - beeendeten wir die trinkfeste Runde um Mitternacht nochmals mit einer Magnum Perrier-Jouet...


MERRY CHRISTMAS

When the snow falls wunderbar,
and the children happy are.
When the Glatteis on the street,
and we all a Glühwein need.
Then you know, es ist soweit.
she is here, the Weihnachtszeit.

Every Parkhaus is besetzt,
weil die people fahren jetzt.
All to Kaufhof, Mediamarkt,
kriegen nearly Herzinfarkt.
Shopping hirnverbrannte things,
and the Christmasglocke rings.

Mother in the kitchen bakes,
Schoko-, Nuss- and Mandelkeks.
Daddy in the Nebenraum,
schmücks a Riesen-Weihnachtsbaum.
He is hanging off the balls,
then he from the Leiter falls.

Finaly the Kinderlein,
to the Zimmer kommen rein.
And it sings the family
Schauerlich: "Oh, Chistmastree!"
And the jeder in the house,
is packing the Geschenke aus.

Mama finds unter the Tanne,
eine brandnew Teflon-Pfanne.
Papa gets a Schlips and Socken,
everybody does frohlocken.
President speaks in TV,
all around is Harmonie.

Bis mother in the kitchen runs,
im Ofen burns the Weihnachtsgans.
And so comes die Feuerwehr,
with Tatü, tata daher.
And they bring a long, long Schlauch,
and a long, long Leiter auch.

And they schrei - "Wasser marsch!",
Christmas now is in the Arsch.


HAPPY BIRTHDAY LUCIEN & RENÉ

Den Wert einer Freundschaft kann man berechnen aber nicht messen. Es ist die Summe jener Zeit die man miteinander verbracht hat und sich dabei wohl fühlte. Oder manchmal halt auch die etwas schwereren Stunden teilte. Es ist genau so eine Art Bank wie sie Paolo Coelho in seinem Buch der Zahir beschrieben hat...


Und auf dieser Gefälligkeitsbank hatten wir indirekte Schulden bei Lucien und René die wir an diesem Abend endlich begleichen konnten. Und wir schätzen es sehr, dass die beiden Zwillinge (geboren 1948) ihren 60igsten Geburtstag bei uns feierten. 

1997 Honivogl Hirtzberger Magnum: 20/20
1948 Laville Haut-Brion: 19/20
1970 Pichon-Baron: 17/20
1966 Cos d'Estournel: 17/20
1962 Gruaud-Larose: 19/20
1961 Talbot: 17/20
1959 Malartic-Lagravière: 17/20
1929 Haut-Brion: 14/20 (oxidierte Flasche, mittlere Schulter)
1934 Latour: 18/20
1945 Branaire-Ducru: 19/20
1947 La Louvière: 18/20
1948 Cheval Blanc: 20/20
1937 Caillou Crême de Tête: 19/20

Und als Insider weiss ich auch, warum der 48er Cheval Blanc eben so gut ist wie der viel berühmtere und auch viel teurere 1947er.
Erntemenge 1947: 1134 Hektoliter. Potentieller Alkoholgehalt: 14,4 %
Erntemenge 1948:   794 Hektoliter. Potentieller Alkoholgehalt: 15,6 %



Zum Käse servierte ich eine süffige Magnum 1987 Pétrus, was das Budget dann auch nicht mehr besonders strapazierte. Sparen konnte ich ja schon bei der Hauptspeise: Es gab Hackbraten!  


EINBRUCH BEI GABRIELS

Meine Frau bestand vor Jahren darauf, dass wir unser Haus mit einer Alarmanlage absicherten. So kamen bald darauf elektrische Männer und verkabelten was zu Verkabeln war. Seither schicke ich jeden Monat 100 Franken für die Standleitung an die Securitas und wir fühlen uns sicher.


Das Leben eines verheirateten Mannes besteht zu 80 % aus Warten. Und so wartete ich mit laufendem Motor vor dem Haus. Endlich sah ich sie ganz hinten im Korridor. Das hiess jetzt nur noch schnell die passenden Schuhe finden, den Wintermantel anziehen und noch den obligaten Kontrollblick in den Garderobespiegel. 

Ich sagte nichts als sie einstieg. Trotzdem hatte sie aber das Gefühl mir mitzuteilen, weshalb sie mich draussen warten liess.

Sie hätte noch die Balkontüre zuschliessen müssen, die ich offen liess. Also muss dieser Vorgang wohl 10 Minuten in Anspruch genommen haben sinnierte ich ohne verbale Unterstützung.

Wir waren nur 45 Minuten weg und genau in dieser Zeit wurde bei uns eingebrochen. Unglaublich!

Der Einbrecher hiess Hansruedi Bucheli und arbeitet bei der Securitas. Er war wegen dem ausgelösten Alarm ausgerückt um bei uns die Kellertüre zu schliessen die meine Frau offen gelassen hatte...


1982 GRUAUD-LAROSE AUS DER IMPERIALEFLASCHE

Ich durfte diese Grossflasche in eine Riedel Imperialekaraffe dekantieren. Schon beim Ziehen des Korkens roch es sehr gut und während dem sanften Umgiessen duftete es fast im ganzen Raum.

Ich liess noch gut einen Drittel in der Originalflasche. Einerseits um die Temperatur kühl zu halten, andererseits deshalb, dass der restliche Wein weiter auf dem Depot lag und sich so nicht zu schnell entwickelte. Es gab diesen 82er zum «Apero» - will heissen statt irgend einen blöden Champagner pder ein zum im die Beine stehenden Weisswein. So ein richtig grosses Glas von einem richtig grossen Wein! Das ist der seltene Luxus den man als Weinfreund permanent sucht und hier im Ännchen in Bad Godesberg bei Bonn dank der Gastgeberin Elke Drescher erlebte. Der Wein war in der ersten Sekunde schon da und hielt sich fraglos über die ganze Zeit. Zuerst war das Nasenbild gedrittelt in;
a.) vulgärer Cabernet,
b.) leichter Cordierstinker mit Kräuter und schwitzig-ledrigen Tönen und
c.) immer noch Frucht versprühend zwischen Brombeeren und getrockneten roten Beeren.
Als sich die Komponente nach einer Viertelstunde vereinten, wurde das Bouquet immer tiefgründiger zeigte Rauch, viel Zedern, Korinthen und Lakritze.
Das ist Bordeaux pur! Nicht impulsiv und überheblich, sondern Terroir betont mit einer Médoc-Cabernet-Klassik wie es diese dann noch nicht so oft gib, wie man es sich als permanenter «Winehunter» erhofft. Im Gaumen mit dem warmen, Dörrfrüchteakzent vieler grosser 82er ausgestattet, nicht übersüss, aber doch so süss um dem feinen, fleischigen Extrakt eine schmelzende Dimension zu verleihen, völlig harmonisch, extrem nachhaltig. Wäre dieser Wein ein Bild – so bräuchte es einen grossen Rahmen für eine grosse Wand! 20/20 trinken

Was es sonst noch so an diesem Abend zu trinken gab:

1945 Talbot, Magnum:  17/20
1953 Talbot: 17/20
1961 Talbot: 15/20
1962 Talbot: 14/20
1964 Talbot, Magnum: 16/20
1981 Talbot: 17/20
1982 Talbot, Doppelmagnum: 19/20
1983 Talbot, Magnum: 18/20
1986 Talbot: 19/20

1924 Gruaud-Larose-Sarget: 16/20
1934 Gruaud-Larose, Faure: 18/20
1949 Gruaud-Larose, Cordier Abfüllung: 13/20
1953 Gruaud-Larose, Magnum, Etikett Cordier: 19/20
1961 Gruaud-Larose: 18/20
1962 Gruaud-Larose: 15/20
1964 Gruaud-Larose, Doppelmagnum: 15/20
1981 Gruaud-Larose, Magnum: 18/20
1986 Gruaud-Larose: 18/20


Ein grosses Glas 1982 Gruaud-Larose für den Referenten. Und dann ein grosses Glas 1982 Talbot aus der Doppel-magnum.
Und dann wieder ein grosses Glas Gruaud-Larose 1982 aus er Impérialflasche.

Wei(n)achten in Bonn Bad Godesberg.


DER ROTE SCHAL

Es gibt drei Stufen beim alt werden...

1. Man merkt, dann man langsam gaga wird.
2. Die anderen merken es auch…
3. Nur noch die anderen merken es!


Doch lassen wir das und so schlimm ist es bei mir (noch) bei Weitem nicht.
Aber der Zahn der Zeit nagt auch an meinem Gedächtnis. Ich kann das seit geraumer Zeit systematisch an dem roten Schal feststellen, den mir meine Frau vor zwei Jahren zu Weihnachten schenkte. Ich hatte wirklich grosse Freude als ich ihn bekam. Denn ich hasse es den Reissverschluss bis zum Hals hoch zu ziehen. Das engt mich zu fest ein. Andererseits ist es auch sinnvoll, sich in der Winterzeit vor der beissenden Kälte zu schützen. So liebte ich diesen Schal innig und zog ihn bei jeder passenden Gelegenheit an.

Einmal vergass ich ihn bei einem Freund im Auto als wir Karten spielen gingen. Denn als er mich abholte stand ich frierend mit dem roten Schal um den Hals draussen. Aber als er mich nach Hause brachte, fühlte ich mich wohlig warm im Auto und so…

Ein weiteres Mal holte ich ihn wieder (weil vergessen…) in einem Restaurant. Denn ich lief zum Postauto und fror beim Hinweg und später holte mich meine Frau in besagtem, gut geheiztem Gastbetrieb wieder ab. Deshalb...

Ein drittes Mal passierte mir Ähnliches als ich auf einer Deutschlandtournee mit meinem Edelchauffeur und Freund Wilfried Prange unterwegs war. Dort vergass ich den roten Schal in einem Hotelzimmer. Glücklicherweise nicht zu weit weg von Wilfried und so machte er dann einen Tag später einen kleinen Umweg, holte den wohligen Schal dort ab und schickte ihn mir in die Schweiz zurück.

Ich genoss das wärmende Kashmirgefühl so oft ich konnte. Ein paar Wochen später fehlte das rote, längliche Tuch an der Garderobe. Meine Frau stellte mich zur Rede.

«Ähem, ähhhh, das tut mir jetzt aber wahnsinnig leid, eben war er noch da, also sicherlich vor ein paar wenigen Tagen, oder war es sogar noch gestern, immer hier genau über meinem schwarzen Wintermantel.»

Sie war recht gütig zu mir und flutterte nur etwas, nicht grob, aber dafür über längere Zeit. Sie hätte ihn genau exakt für mich ausgesucht. Er wäre kostbar gewesen und eine so wunderbar rote Farbe, die genau zu mir passen würde und mich förmlich jünger aussehen liesse wäre das Resultat einer ausufernden Einkaufs-Selektion gewesen. Genau so einer sei sehr, sehr schwierig zu finden und sie hätte lange danach gesucht - sowohl in Katalogen wie Fachgeschäften bis sie ihn damals gefunden hätte. Und jetzt, jetzt würde ich diesen wunderbaren roten Schal einfach so vergessen, irgendwo, ohne mich auch nur in Bruchstücken daran zu erinnern, wo er sein könnte. Ich solle fest nachdenken, wo ich in letzter Zeit war und dann herum telefonieren und sie würde für mich sehr hoffen, dass es mir gelänge diesen ganz speziellen roten Schal wieder zu finden.

Die Zeit heilt viele Wunden! So auch in diesem Fall. Ich war in den nächsten Tagen und kommenden Wochen besonders nett zu ihr und hoffte, dass sie die Geschichte irgendwann vergessen könnte. Und das war dann auch so.

In Wien gingen wir shoppen. Das heisst sie ging shoppen und ich stand mir jeweils gelangweilt in der Kärtnerstrasse die Beine in den Bauch. Ab und zu erlaubte sie mir, in der Zwischenzeit, schnell auf ein Hirter Pils zum Weibels Wirtshaus zu gehen oder auf einen Achtel Smaragd im Wein & Co an der Jasmirgottgasse. Grad neben dem besagten Lokal ist ihre erklärte Lieblingsboutique. Weil es dauerte, erlaubte ich mir einen zweiten Achtel Smaragd zu bestellen. Und um die weitere Wartezeit zu überbrücken noch Einen.
Endlich kam sie zurück. Ich wählte zum Hotel einen Weg, der ganz sicher nicht an weiteren Shopping-Boxenhalt-Möglichkeiten vorbei gehen würde. In einer kleinen Seitengasse rief sie plötzlich: «Halt!!!» Dann blieb sie wie angewurzelt stehen und verschwand in einem kleinen Herrenmodengeschäft. Bereits nach zwei Minuten stand sie wieder schmunzelnd vor mir, hielt ein kleines Päckchen in der Hand und schaute mich tief in die Augen blickend an und meinte auffordernd: «Schau mal, was ich da Schönes in der kleinen Einkaufstüte drin habe!»

Ich blickte hinein, sah etwas Rotes, griff danach und band mir sogleich die Neuanschaffung um den Hals, weil es kalt war in Wien.

Es war zwar nicht tupfgenau der gleiche; die Fransen vielleicht ein ganz weniges Bisschen kürzer und das Rot etwas heller und leuchtender. Aber – ich hatte wieder einen roten Schal und die Welt war wieder in Ordnung. Und meine Frau war ganz stolz auf ihr Textil-Jäger-Glück und ich sichtlich zufrieden.

Kürzlich reiste ich nach Bonn für eine Weinprobe. Es war kalt und ganz automatisch zog ich nebst Lederjacke meinen roten Schal an. Dabei legte ich den Überzugsmantel ins Auto um ihn dann anzuziehen, wenn ich vom Auto auf den Zug wechselte. Weil ich beim Aussteigen Koffer, Tageszeitung und den schwarzen Wintermantel mitnehmen musste, passte ich ganz bewusst auf den roten Schal auf, um ihn nicht zu vergessen.
In Bonn war es kalt und ich war froh um den roten Schal. Es war aber nicht kälter wie in der Schweiz, aber irgendwie fror ich doch ziemlich. Plötzlich wusste ich wieso! Ich hatte wohl irgendwo im Zug oder im Flieger den schwarzen Wintermantel liegen lassen. Düstere Wolken zogen sich über mir zusammen. Ich telefonierte zwar etwa drei Mal in dieser Zeit mit meiner Frau, erwähnte aber mit keinem Wort den nicht mehr vorhandenen schwarzen Wintermantel.

Gelandet am Flughafen in Kloten und im Zug nach Zürich sitzend zog ich den Schal aus, weil ich am Hals schwitzte. In Zürich beschloss ich spontan zu Mister Wong ein scharfes Nudelsüppli essen zu gehen. Eines mit viel Koriander und Sambal. Das heizt so richtig ein in kalten Tagen wie diesem.
Zurück auf der Bahnhofstrasse fror ich. Wo ist mein Schal? Eilig ging ich zurück zu Mister Wong. Aber auf meinem Stuhl sass bereits eine andere Person – ohne roten Schal. Auch die Nachfrage ob ein solcher vielleicht vor ein paar Minuten abgegeben wurde, blieb erfolglos. Irgendwie kam mir jetzt in den Sinn, dass ich ihn tendenziell eher bereits im Zug vergessen hatte und dieser wohl jetzt in Richtung Luzern unterwegs sein musste. Ohne mich!

Noch einmal würde ich ein weiteres Beichtprozedere mit rotem Schal-Verlust bei meiner Frau wohl nicht mehr schadlos überstehen. Besonders jetzt, wo allgemein harmonische Weihnachtszeit angesagt war. Also entschloss ich mich mutig nach einem roten Schal und einem schwarzen Wintermantel zu shoppen. So richtig locker in der gemütlichen Festtags-Shopping-Zeit. Mit dem Erwerb eines roten Schal's hatte ich ziemlich viel Glück. Bereits im sechsten Geschäft gelang es mir einen Solchen zu kaufen. Fast den gleichen. Vielleicht mit etwas leicht längeren Fransen als der vorherige und einem Rot, dass um Nuancen dunkler war, dafür aber etwas nobler in der Gesamtausstrahlung – fand ich wenigstens.

Mit der möglichen Beschaffung eines genau gleichen, schwarzen Wintermantels hatte ich aber Pech. Denn, das wusste ich aus dem Gedächtnis, es stand im Innenfutter die Marke «pierre gardin» und die Reissverschlüsse und die generelle Ausstaffierung waren ziemlich komplex und somit einzigartig.

Also würde ich am Abend zwar wieder mit einen fast genau gleichen roten Schal aufwarten, müsste dann aber meine Frau demütig den Totalverlust des schwarzen Wintermantels beichten. 

Ich beschloss etwas besonders Feines zum Nachtessen einzukaufen, um dann für meine mich liebende Ehegattin zu kochen. Und zu Hause ging ich als erstes in den Keller um gleich zwei Flaschen Riesling Smaragd von Emmerich Knoll in den Kühlschrank zu stellen.

Dann wollte ich den neu gekauften Schal an die Garderobe hängen. Dort wo normalerweise früher auch der schwarze Überzugsmantel hing.
Ich stutze; der schwarze Überzugsmantel hing da! Also hatte ich ihn nicht irgendwo in einem Zug vergessen, sondern bereits zu Hause beim Weggehen am Bügel gelassen. Den Schal hängte ich jetzt liebevoll über den Kragen. So, dass nur ein kleiner Teil zu sehen war und der grössere Teil hinter dem Mantel in Richtung Wand hing. Hoffentlich merkt es meine Frau nicht! Sonst denkt sie noch ich werde langsam gaga...    


DIE KONKORDANZ DES BORDEAUX

Bevor ich mich über die Herkunftssuche dieses Wortes her machte, versuchte ich es selbst:
- «Kon» aus dem Begriff «con» also «mit».
- «Kor» abgeleitet von einem Wein von Alois Lageder der aus dem italienischen «Cuore» auf das Südtiroler Dialekt «Kor» switchte und damit «Herz» meinte.
- Und «Danz» vielleicht aus dem Holländischen, was «Tanz» bedeuten könnte.
Also irgendwie «mit dem Herzen tanzen…»

Das richtige Wort Konkordanz scheinen die Schweizer seit langer Zeit für sich zu beanspruchen. Es geht dabei fast nur um Politik. Dies obwohl der aus dem Lateinischen «concordare» stammende Begriff durchaus auch in der Bibel, im Koran und in Werken von William Shakespiere (geboren am gleichen Tag wie ich…), Verwendung findet.

Unter Konkordanz versteht swissinfo.ch die unablässige Suche eines Gleichgewichts oder eines Kompromisses sowohl zwischen Parteien wie auch zwischen den verschiedenen sprachlichen, sozialen und politischen Kulturräumen, welche die Schweiz ausmachen. Einer der offensichtlichsten Aspekte des Konkordanzsystems sei die Aufteilung der sieben Bundesrats-Sitze auf die wichtigsten Parteien nach ihrer proportionalen Wählerstärke, unter Respektierung des sprachlichen Gleichgewichts der Schweiz (Zauberformel).

Und noch weiter - aus anderer Quelle. Hier wird bei der Konkordanz zwischen Verbal- und Realkonkordanz unterschieden. So wird diese heute denn auch von der SVP eher «verbal» ausgelebt und der Rest der Politik hat sich mit der «realen» Konkordanz zu begnügen. Halt, mit dem was noch übrig geblieben ist, nachdem die SVP ihre Ansprüche geltend gemacht und durchgesetzt hat.

Neu wird es auch noch die «Pensionskonkordanz» geben. Ehrenpräsident auf Lebzeiten ist dort Christoph Blocker! Pardon Blocher. Man musste ihm halt noch irgend ein Ämtli verschaffen. Nachdem ihn offensichtlich in der Politik niemand mehr so richtig will und auch in der SVP selbst, die wichtigsten Stühle besetzt sind, scheint dies eine ideale Lösung zu sein. 

Ich habe mir sogar überlegt ob ich mit Christoph Blocher eine Firma gründe. Er hat doch so viele gut betuchte Freunde die sicherlich gerne sehr guten Wein trinken. So würde ich einkaufen und Blocher verkaufen.
Es wäre eine Selektion von ganz speziellen Weinen. Was auf französisch dann ganz nobel «Sélection vins particulières» heissen könnte. Aber das würde wohl nicht gehen, weil dann die Abkürzung des Firmennamens S.V.P. heissen würde und da hätten der Christoph und ich wohl Probleme in den eigenen Reihen.

Aber es gibt die Konkordanz auch beim Bordeaux. Das Geheimnis eines grossen, harmonischen Weines ergibt sich aus dem Blend. Bei einem Médoc könnte dies beispielsweise als Vergleich mit der Schweizer Politik so aussehen:

2008 Grand Vin de Concordance, Sélection vins particulières
29 % Cabernet Sauvignon (SVP), 19,5 % Merlot (SPS), 15,6 % Cabernet Franc (FDP), 15,6 % Petit Verdot (CVP), 9,6 % Petit Verdot (GPS), der Rest 10,7 %(sonstige Parteien) besteht dann noch aus Malbec, Carmènere und ein paar autotochtonen wenig bekannten Rebsorten. A votre santé!


MAGNUM MONDAVI RESERVE

Eine Amerikanerin fährt den Higway One entlang und nimmt am Strassenrand eine Indianerin mit die Autostopp macht. 

Die Beiden unterhalten sich vergnügt auf der Fahrt. Hinten auf dem Rücksitz scheppert immer irgend etwas in einem Karton.

Die Indianerin fragt was da drin ist…

Die Amerikanerin antwortet: «Das ist eine Magnum Cabernet Sauvignon Reserve von Robert Mondavi. Die habe ich für meinen Mann bekommen!»

Die Indianerin staunt, denkt einen kurzen Moment nach und nickt dann zustimmend: «Kein schlechter Tausch!»


PICOLA

Im Gegensatz zu dem von den Schweizern erfundenen RICOLA stammt das geistige Eigentum und somit auch die Herkunft vom PICOLA ganz und gar aus Frankreich.


Und - der voll ausgesprochene Name tönt schon wie eine wunderbare Melodie: Pichon-Longueville-Comtesse de-Lalande. Und genau so schmeckt der Wein auch: Saftig, weich und anmutig. Das Geheimnis mag daran liegen, dass von den 70 Hektar Pauillac-Besitzes (gehört übrigens seit kurzen dem Champagnerhaus Roederer) 11 Hektar in St. Julien liegen. Genau so, wie Lafite ein paar Parzellen in St. Estèphe besitzt. Und dieser Appellationsmix ist sogar offiziell erlaubt. Warum? Weil die genannen Schlösser älter sind, als die später eingesetzte Appellationsgründung.

Im Sempacherhof öffneten wir für eine recht fröhliche Männerrunde ein paar Picola's. Zuerst den 1961er. Der zeigte sich leicht mit etwas vordergründiger Säure und dezent kapseligen Noten. Dann der mürbe, mit Torfnoten durchsetzte 1966er der mit eher spröden Tanninen endete. Als drittes Glas; 1982 in voller Blüte und mit verschwenderischer Erotik in Form von fast buttrigem Caramel. Dem 1993er tat die starke Röstnote der Barrriques gut,. So gelang es dem damaligen Weinemaker Jacques Godin die recht grünlichen schmeckenden Cabernets zu kaschieren. Der 1994 Picola; klassisch, schlank, asketisch und sehr lange. Das feminine Gegenteil davon war der eher leichte 1995er mit einem seidigen Körper und dezent alkoholischem Nasenansatz. Gross (wie die Flasche - er stammte aus einer Impériale) und sehr Pauillac-betont war der 1996er.
Zum guten Schluss schenkten die fleissigen Serviermadels grosszügig den 2003er ein. Er passte hervorragend zum Käse, weil weich, fett und schon fast übersüss mit seiner eichigen Cremigkeit. Bei Weitem kein Klassiker - aber das ist ja der 1982er auch nicht.

1961 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 16/20
1966 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 16/20 
1982 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 19/20
1993 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 17/20
1994 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 19/20
1995 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 18/20
1996 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 19/20
2003 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: 18/20


CLINET 1989 FLOP - MOUTON 1986 TOP 

Der 1989 Clinet war der Star des allerersten WeinWissers im Oktober 1992. Mit 15 Weinfachleuten aus der Schweiz organisierten wir eine Blindprobe mit den besten Bordeaux 1989. Der Clinet war damals der Allerbeste. Und er erreichte innert weniger Wochen Kultstatus im Markt. Zeitweise war er sogar teurer als Le Pin und Pétrus.


Heute ist es ruhiger geworden um diesen Wein. Es sind nur noch wenige Flaschen im Markt und die meisten werden wohl ausgetrunken sein. Zum Glück! Denn wer nicht rechtzeitig den Korken raus zog muss heute konsterniert feststellen, dass er seine besten Zeiten schon längst hinter sich hat. Das hat nicht generell mit dem Potential zu tun, sondern mit der Machart. Zum einen schwefelte der leider verstobe Winemaker Jean-Michel Arcaute praktisch nie und zum anderen liess er seine Schützlinge sehr lange im Fass. 30 Monate und mehr. Somit waren die Weine hoch reif in der Jugend, wurden aber um deren Lebensversicherung für später betrogen. Heute ist der Wein alkoholisch, aber auch irgendwie spröde und zeigt Liebstöckel und Soyasauce im Gaumen. Mit etwas Sympathie erreicht dieser Pomerol-Frührentner noch knapp 16/20.

Doch da waren zum Glück noch andere, weit schönere Weine an diesem Mittagstisch bei Jörg Kaufmann in Ennetbürgen. Alles Mitbringsel für einen hoffentlich immer wiederkehrenden Privatevent.

1998 Canon la Gaffelière: 18/20
1995 Figeac Magnum: 18/20
1989 Lynch Bages: 19/20
1998 Léoville Las Cases: 19/20 kaufen!!!
1996 Mouton-Rothschild: 19/20
1982 Penfolds Grange: 18/20
2001 Penfolds Grange: 19/20
1986 Latour: 19/20
1986 Mouton-Rothschild: 20/20
1999 d'Yquem: 19/20

Noch ein Schlusswort zum Mouton 1986: Das ist vielleicht genau jener Wein, der an aktuellen Auktionen am meisten selber unter den Hammer gekommen ist. Von 1300 Franken auf 650 Franken. Doch selbst zu diesem Preis hielt fast niemand die Hand in die Höhe. Möchte man von diesem Wein bei Brokern in der Schweiz kaufen, so ist der Tarif (noch?) um 1100 Franken. Mit drei Telefonanrufen könnte man locker mehr als 1000 Flaschen sofort kaufen. Vor weniger als 12 Monaten, war es schwierig ein, zwei Kisten aufzutreiben. Der Wein ist immer noch nicht reif und wird wohl noch ein paar Jahre dafür brauchen. Ich bin jetzt schon gespannt was dann sein Tagespreis sein wird...


WER TRANK SCHON MAL EINEN GROSSEN 1946ER?

ALTE BURGUNDER!
Diesmal war das Interesse viel grösser als sonst. War auch nicht schwer, denn - auch schon musste ich eine ähnliche Weinprobe mangels Interesse absagen.

Doch es scheint eine neue Garde von Altweintrinker heran gewachsen zu sein. Echte Liebhaber! Nicht solche, die beim ersten Champignon- oder Humusanflug schon die Nase rümpfen und das Glas demonstrativ ausleeren, bevor auch nur der erste Schluck genommen wird.
Zugegeben, Enttäuschungen gab es zuhauf an unserem Côte-d'Or-Grufti-Abend bei Werner Tobler in der Braui in Hochdorf. Aber bei 30 Weinen bleibt dann am Schluss doch noch ein schöner Fundus übrig für Erlebnisse die es nicht gerade um die Ecke zu haben gibt. 
Der älteste Wein, der 1900 Clos de Tart war zwar schön recht müde, aber zeigte den grossen Jahrhundertjahrgang irgendwie trotzdem noch.
Ein paar Höhepunkte:
1923 Romanée Grand Vin Lebrecht & Scheuer: 18/20 trinken  
1924 Gevrey-Chambertin, Domaine de Grésigny, Jules Regnier: 18/20 trinken 
1928 Pommard, Ernest Strübin: 19/20 trinken 
1937 Pommard Epenots Camille Giroud: 18/20 austrinken
1944 Beaune Vignes Franches Louis Latour: 17/20 vorbei
1956 Grands Echézeaux Romanée Conti: 18/20 austrinken
1959 Les Echezéaux, Pierre Bourée: 19/20 trinken 
1959 Chambertin, Pierre Bourée: 18/20 austrinken

Der unerwartete Überflieger aus einem miesen Jahr....

1946 Clos de la Roche J. Henry Rémy: Tolles Würzbouquet, dunkles Leder, Kardamom, getrocknete Kräuternoten, Gewürznelken-köpfe. Im Gaumen Eleganz, parfümiert wie ein grosser Klassiker. Unglaublich dass in diesem schwierigen Jahr ein solch toller Wein entstanden ist. 19/20    



DRC-BUSINESS-LUNCH

Es ist halt doch nicht alles Gold was glänzt. Und so ist auch nicht alles gut, nur wenn gerade als Absender die drei magischen Buchstaben DRC auf den burgundischen Flaschen stehen...

Der 1974 Echézeaux war ein trübes Orangina mit akzeptablem Beginn in der Nase, aber dann im Gaumen eine veritable Blechbüchse (13/20). Nicht viel besser erging es dem News-Paper-Wine* 1982 Richebourg. Hinter Büchsentomaten und Kaffeefilter, kam dann doch noch etwas Erdbeere. (15/20). Der 1998 Romanée St. Vivant zeigte sich bockig mit verbrannten, fast gummiartigen Aromen, die sich nur knapp mit etwas Dörrpflaumen balancierten. Vor dem Schütteln = (16/20). Nach dem belüftenden Schütteln = (17/20). Das Potential ist zwar gross, aber nach 10 Jahren in der Flasche, sollte sich das Ding deutlich genussempfänglicher zeigen. 
Zum Glück war da noch der 1998 Richebourg, der die gesamte Grösse eines grossen Burgunders in sich trug und in seiner Eleganz ein atemberaubendes Waldhimbeerenaroma versprühte. (18/20). Quintessenz: Die Weine der Domaine de la Romanée Conti sind immer teuer - aber nicht immer gut.
Zum Glück gab es da noch einen weissen Joker ganz am Anfang des Business-Lunches im Restaurant Rütli in Zug: 2005 Chevalier-Montrâchet Domaine Leflaive. 20/20 für diesen delikat, mineralischen weissen Burgunder! Wenn ein Weisswein so gross ist, dann muss die Rebsorte (in diesem Falle Chardonnay) gar nicht auf dem Etikett stehen. Danke Patrick!
* Was ist ein News-Paper-Wine? Das ist ein Wein dessen Farbe so hell ist, dass man hindurch die Zeitung lesen kann...


FICKEN IN DER HOSSA-BAR AUF CORVATSCH


Was trank man früher in den Bündner Bergen bei Skifahren? Veltliner!
Und böse Zungen behaupteten immer, dass diese nur dort einigermassen schmecken, weil im Tal untrinkbar. Leider stimmt heute Beides nicht mehr. Die heutigen Veltiner würden jetzt auch im Tal gut schmecken - nur trinkt man diese auch in den Bündnerbergen fast nicht mehr.  

Doch was trinkt man dann in den Bündnerbergen? Es ist eigentlich beschämend. Ich war ein paar Tage auf der Corviglia und auf dem Corvatsch. Fast in jeder Hütte gibt es Erdinger Bier im Offenausschank. Zugegeben - ein gutes Bier, aber auch Calanda hätte ein paar gute Sorten auf Lager. Red-Bull und das neue Cola von Red-Bull ist allgegenwärtig. In der Hossa-Bar ist es ganz originell: Da gibt es ein fades Schnäppschen mit lauen 15 Volumenprozenten im kleinen Glas für 7 Franken. Der sehr originelle Name dieses ultimativen Produktes: «Ficken»    

Wer trotz Veltlinerunlust in den Weinkarten blättert, findet aber eine gute Auswahl an Bünderweinen. Boner, Studach, Grünenfelder, Donatsch und Marugg sind ausreichend vertreten. Das ist dann wenigstens doch noch ein einheimischer Trost - nebst den nicht durch ausländische Produkte ersetzbaren Bündnerbergen.... 


ST. MORITZ MUST: WHISKY BEI CLAUDIO

Wer sich ein paar Tage in St. Moritz aufhält und auf der Suche nach noblen Produkten ist und lukullischen Genüssen nicht widerstehen kann, muss sein Portemonnaie praktisch stündlich am Bankomaten nachfüllen.
 

Doch was kann man erwarten, wenn man sich durch die grösste Whiskysammlung der Welt bei Claudio Bernasconi im Hotel Waldhaus am See blättert?

Whisky von Fr. 4.50 bis unendlich. Doch gehen Sie hin, hocken Sie sich an die kleine Bar links von der Rezeption. Mit etwas Glück erwischen Sie den Wolfgang Stöckl als Ihren persönlichen Whisky-Benuss-Berater.

Er fragt kurz nach dem, was Sie vielleicht mögen könnten macht dann zwei konkrete Vorschläge, bringt die Flaschen vorbei und Sie können im Umfeld von 10 Franken schon sehr viel Erleben. 

Falls Sie Lust haben, die Himmels-Whisky-Treppe noch ein kleines Stück weiter empor zu steigen, folgt ein Eldorado zwischen 20 bis 30 Franken. Klar gäbe es auch ein paar Müsterli die weit der 100-Franken-Grenze liegen. Aber das ist nur für Freaks nötig. Wenn Sie wirklich was erleben wollen, dann bestellen Sie sich Gabriels Liebling; den 1970 Bowmore, ein Islay Single Malt.    

Und wer einmal den Whisky-Papst im Ursprungsland erleben will, der kommt mit Claudio und René im Jahr 2010 im April nach Schottland, Interessenten können sich bereit bei mir melden...     


DIALOG IM TATORT

Sie lehnt sich an den Türrahmen und schaut nach draussen. Vor ihr ein grosser Pool, hinter ihr die ziemlich luxuriöse Villa.
Sie hält in der Hand liebevoll ein Glas Rotwein und lässt das dunkle Rubin in der Kamera funkeln. Dann beginnt sie sinnlich zu sprechen und schaut dabei auf das Glas: «Rotwein mag ich nicht besonders - aber ich finde die Farbe so schön...»


Die ultimative
Geschenkidee...


IM WEINWISSER GETESTET - IM VINUM INSERIERT

Jedes Jahr erhalte ich weit mehr als 100 Flaschen Wein unaufgefordert. Manchmal am Schluss von Veranstaltungen oder zugeschickt an die Mövenpick-, WeinWisser- oder Privatadresse. Mit einem lieben Brief dabei, ein paar Prospekten und mit der Bitte «um einen kleinen Kommentar».

Es sind Flaschen von Produzenten oder Weinhändlern. So auch das Paket, das mich in diesem Sommer erreichte. Ich stellte es zu den anderen Paketen, die auch noch auf eine Degustationsgelegenheit warteten.
Schon ein paar Tage später erreichte mich ein Mail vom betreffenden Weinhändler ob ich das Paket erhalten hätte.
Bald danach, ob ich schon Zeit gehabt hätte, mir diese excellenten Weine anzuschauen.
Später dann wieder und ob, wenn die Weine gut gewesen wären und auch etwas im WeinWisser käme. 
Nicht wenig später, dass er froh wäre etwas davon zu wissen, denn er plane ein Herbstmailing.
Zwei Wochen danach dass bald der Jahrgang wechseln würde und er mir dann die neuen Jahrgänge schicken werde.

Wenn ein Pickel nervt, dann drückt man drauf. So verkostete ich die Weine und diese waren auch sehr gut und so kam eine kleine Notiz von den beiden Roj'as im WeinWisser. 

Seitens Einlieferer war jetzt endlich Funkstille und ich war irgendwie froh!
 
Weil die Weinbörse im VINUM inseriert, erhalte ich jeweils ein Belegsexemplar. Am letzten Sonntag blättere ich mal durch und stosse auf ein seltsames Inserat.
Gross steht hier als Titel: Die Entdeckung! Und dann kommen Fotos von «meinen Rioja's». Mit meinen WeinWisser-Bewertungen! Mehr noch, man auf die Webseite von diesem Weinhändler und dort kann man meine Original-WeinWisser-Beschreibungen nachlesen.

Geile Formel: Gabriel probiert! WeinWisser publiziert! Vinum inseriert!

 

GROSSFLASCHEN SIND EINFACH BESSER

Metzgete im Rütli in Zug. Wie jedes Jahr. Und wie immer mit vielen Grossflaschen. Sehr vielen.


60 zufriedene Gäste. Musik mit der Wyberkapelle mit Willi Valotti und ein tolles, recht schweinisches Menu aus der Küche von Otti Zenger. Patrik Bopp und Markus Müller amtierten als Edelsommeliers und gossen die tollen Bordeauxweine direkt aus den Grossflaschen in die Gläser der Gäste.

1982 Batailley, Doppelmagnum: 17/20, reif, fein süss
1983 Talbot, Jéroboam: Mehr als Cordierstinker, also Zapfen
1986 Domaine de Chevalier, Impériale: 17/20, elegantes Leichtgewicht
1989 Cos d'Estournel, Jéroboam: 18/20, Mocca, dicht, konzentriert
1992 Lafleur, Impériale: 18/20, der beste 92er, richtig gross
1993 Haut-Brion, Jéroboam: 18/20, tänzerisch, sublim, viel Finessen
1994 Pichon-Lalande, Impériale: 19/20, süss mit Napa-Affinität
1995 Angélus Jéroboam: 19/20, Cabernet-Francwürze, dicht, genial
1996 Palmer, Doppelagnum: 18/20, noch sehr jung, warten
1998 Les Ormes de Pez, Nebuchadnezar: 17/20, Saufwein, erste Reife
1999 Valandraud, Impériale: 19/20, modern, röstig, aber geil
2000 Tronquoy-Lalande: 18/20, erster Charme, recht schwarzberig

Wer das auch einmal miterleben will, klickt bei Events 2009 auf die Metzgete und meldet sich an....


REIFE ROTWEINE AUS SÜDAFRIKA

Die älteren Jahrgänge von roten Weinen aus Südafrika waren noch nicht so gut. Und die neueren sind viel besser, müssen aber jung getrunken werden.


Zwei Mal falsch! Ich kaufte immer schon ein paar der besten Kapweine, die ich für WeinWisser testete und für sehr gut befand. Als jetzt mein Freund Thorsten aus Berlin bei uns zu Besuch war, wollte ich ihm - als Erinnerung an die Weinreise nach Südafrika - ein paar schöne Rotweine aus der Region öffnen.

Alle Gäste waren überrascht. Vor allem ich. Das hätte ich diesen Weinen nicht zugetraut, dass selbst mehr als 10jährige Flaschen sich noch so toll präsentieren. Und mein Freund André Kunz schrieb sich Degustationsnotizen auf und mailte mir diese am anderen Tag. Kein einziger Wein lag unter 17 Punkten.  

1994 Cabernet Sauvignon, L'Avenir Estate: Sattes Purpur, feiner Orangeschimmer am Rand. Würziges, elegantes, kräftiges, üppiges Bukett mit Kräutern, Cassis, Dörrfrüchten. Dichter, kräftiger Gaumen mit guter Aromatik, gutem Tannin. Würziger Abgang. 18/20 trinken – 2018

1995 Cabernet Sauvignon, Rhebokskloof: Erstaunlich dunkel, satt in der Mitte. Duftiges, süsses, nuttiges Bukett mit Gewürzen, Cassis, Dörrfrüchten. Würziger, breiter Gaumen mit fetter Struktur, üppiger Aromatik. Langer, üppiger Abgang. 17/20 trinken – 2014

1995 Meerlust, Rubicon: Sattes Granat, dezenter Reiferand. Würziges, mineralisches, tiefgründiges Bukett mit Feuerstein, Cassis, Leder. Dichter, würziger Gaumen mit kräftiger Aromatik, guter Frucht, gutem Tannin. Langer, würziger Abgang. 18/20 trinken – 2020

1998 Kanonkop, Cabernet Sauvignon: Aufhellendes Granat mit ziegelrotem Rand. Süsses, marmeladiges, würziges Bukett mit blaue Beeren, Caramel, Leder. Süsser, üppiger Gaumen mit süsser Frucht, gutem Tannin. Langer, würziger Abgang. Legte zu an der Luft. 17/20 trinken – 2016

2000 Fusion V, De Toren Privat Cellar: Dichtes, rotes Purpur mit rubinem Schimmer. Tiefes, dichtes, fruchtiges, süsses Bukett mit Mocca, Caramel, schwarze Beeren. Samtener, süsser, dichter Gaumen mit fetter Struktur, gutem Tannin, fetter Frucht. Langer, voller, süsser Abgang. 18/20 trinken – 2020


FUN-SAUTERNES

Wenn Jürg Richter zu einer Sauternes-Fun-Degustation einlädt, dann ist es wirklich eine Einladung mit viel Fun. Der erste Fun besteht darin, dass man wirklich eingeladen ist. Für die Weinprobe und zum Essen! Der Gastgeber bittet lediglich darum, dass die Eingeladenen eine gute Flasche Rotwein mitnehmen um sich für die Einladung zu revanchieren. Ein Blick auf den Gabentempel zeigt dann auch gleich die verschiedene Art und Weise auf, wie der Gastnehmer die Invitation honoriert...


Vom Erfahrungswert war diese Weinprobe her einmalig. Jürg fragte mich zwar noch zu Beginn, weshalb ich eigentlich an eine solche Risikodegustation mit mehrheitlich einfachen Sauternes-Abfüllungen und eher kleinen Jahrgängen antrabe?

Meine Antwort mag zwar dekadent gewesen sein. Aber es ist halt so, dass ich das Allergrösste zum Thema Sauternes schon bis zum Jahrgang 1784 hinunter getrunken habe in meinem Leben und somit das Gesamtbild nur noch durch kleinere Puzzleteile ergänzen kann.

Aber ich habe auch irgendwo mal gelesen, dass es Erfahrungen im Leben gibt, die man machen muss, damit man weiss, dass man diese nicht mehr machen muss!

Und die Erfahrung dieses Sauternesmittwochabends im Lindenhofkeller bei René Hofer in Zürich möchte ich auf keinen Fall missen. 

Was wir getrunken haben – alles aus Sauternes: 1904 Rayne Vigneau (19/20), 1916 La Montagne (15/20), 1917 Rabaud-Promis (18/20), 1919 Coutet (19/20), 1918 Climens (14/20), 1918 Rayne Vigneau (16/20), 1926 d’Yquem (15/20), 1928 Bastor-Lamontagne (13/20), 1928 d’Yquem, unbek. Händlerfüllung (15/20), 1929 Sauternes générique (15/20), 1929 La Fontvieille (11/20), 1929 Piada (15/20), 1931 Raymond-Lafon (17/20), 1935 Filhot (12/20), 1936 Rayne Vigneau (12/20), 1937 Clos du Roy Tête Réserve (12/20), 1937 de Veyres (17/20), 1937 Rabaud Promis (17/20), 1937 Latrezotte (16/20), 1937 Haut-Bommes (16/20), 1939 Filhot (13/20), 1939 Rayne-Vigneau (14/20), 1941 d’Yquem…

Der Höhepunkt: 1874 Haute Sauternes Vace de S.A.J. le Prince Napoleon. S.A.J soll übersetzt heissen: seine kaiserliche Hoheit. Es soll sich hier um einen Prinz Napoléon gehandelt haben, der von 9.9.1822 bis 17.3.1891 lebte. Dieser war General und Graf von Moncalieri. 
Irgendwie vermutete ich schon, das wir hier eine positive Überraschung erleben werden, denn im Hinterkopf hatte ich da noch meine zwei Kontakte mit dem Yquem des gleichen Jahrganges.
Der Wein war grünlich-braun mit kupferrotgoldenem Schimmer am Rand. Das Bouquet zeigte einen Cocktail von Birnel, Dörrbananen, Feigensirup, Malagarosinen und frisch geröstetem Arabicakaffee, im Hintergrund ein Hauch getrockneter Küchenkräuter, Malmsey-Madeira und einem Hauch frischer Minze, auf alle Fälle sehr tiefgründig in seiner barocken Ausrichtung von der Nase her. Im Gaumen komplex, mit fast erschlagender Süsse und einer grossen Sauternesdeklaration an das letzte Jahrhundert. So reife Ikonen habe ich in dieser perfekten Form nur ganz selten erlebt, obwohl ich die Chance im Leben hatte, schon mehr als 130 Jahrgänge von Château d’Yquem zu trinken. Und dieser mehr als 130jährige «Napoleon-Sauternes» wies die Klasse eines ganz grossen Yquems auf! 20/20         


DIE FINANZKRISE - ALLGEMEINVERSTÄNDLICH

Heidi besitzt eine Bar in der Bieler Innenstadt. Um den Umsatz zu steigern beschliesst sie, die Getränke der treuen Kundschaft - mehrheitlich Alkoholiker ohne Arbeit - > aufzuschreiben (ihnen also Kredit zu gewähren).

Das spricht sich herum und dadurch drängen sich immer mehr Kunden in Heidi's Bar. Da die Kunden sich um die Bezahlung vorerst keine Sorgen machen müssen, verteuert Heidi die Preise für Wein und Bier, die meistkonsumierten Getränke, und erhöht damit massiv ihren Umsatz.

Der junge und dynamische Kundenberater der lokalen Bank sieht in diesen Kundenschulden wertvolle künftige Guthaben und erhöht die Kreditlinie für Heidi. Er macht sich keine grossen Sorgen, er hat ja die Schulden der Alkoholiker als Deckung.

Am Sitz der Bank transformieren top ausgewiesene Banker diese Kundenguthaben in SUFFBOND, ALKBOND und KOTZBOND um. Diese Papiere werden dann weltweit gehandelt. Niemand versteht zwar, was die Abkürzungen bedeuten und wie sie garantiert werden. Da die Kurse aber steigen, werden die Papiere ein Renner.

Eines Tages und obwohl die Kurse immer noch steigen, stellt ein Risk Manager (inzwischen selbstverständlich entlassen - Begründung: er wahr zu negativ) der Bank fest, dass man die Schulden der Alkis von Heidi's Bar langsam einfordern sollte. Die können aber nicht zahlen. Heidi kann ihren Kreditverpflichtungen nicht nachkommen und macht Konkurs. SUFFBOND und ALKBOND verlieren 95%, KOTZBOND hält sich besser und stabilisiert sich nach einem Verlust von 80%.

Die Lieferanten hatten Heidi's Bar längere Zahlungsfristen gewährt und zudem in die Papiere investiert: der Weinlieferant geht Konkurs, der Bierlieferant wird von einem Konkurrenten übernommen. Die Bank wird durch den Kanton gerettet.



An die Herren: Bitte pünktlich sein.
Wir treffen uns nachher im Rössli zu einem heissen Gnagi und Weizenbier...

An die Damen:
Es findet parallel zu diesem Event ein Makramékurs im Pfarreizentrum
statt.
Es gibt dazu Kaffe und Kuchen...


DIE 20 BESTEN BORDEAUX-CHÂTEAUX

Das sind sie! Jene Weingüter die in den 20 Jahren die besten Qualitäten in die Flaschen gefüllt haben.

Das ist eine Gabriel-Berechnung aus den Wertungen der guten bis grossen Jahrgängen zwischen den 1986 bis 2007. Bei den Quereinsteigern Valandraud, Clos Dubreuil und Hosanna gelten die letzten 10 Jahre. Apropos 10: Es sind von den 20 Châteaux genau 10 Weingüter, die aus dem Libournais stammen. Also entweder aus St. Emilion oder Pomerol. Das ist ein Beweis mehr, wie unsinnig die Festhaltung am «Bordeaux»-Klassement von 1855 heute ist, weil dabei nur Crus aus dem Médoc und ein einziger Wein aus Pessac-Léognan (Haut-Brion) damals klassiert wurden...  

18.94   Mouton-Rothschild, Pauillac         
18.94   Lafite-Rothschild, Pauillac 
18.82   Haut-Brion, Pessac-Léognan 
18.81   Latour, Pauillac 
18.65   Léoville-Las-Cases, St. Julien
18.53   Pétrus, Pomerol
18.47   Léoville-Barton, St. Julien
18.40   Clos Dubreuil, St. Emilion
18.35   Cheval Blanc, St. Emilion
18.35   La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan  
18.31   Valandraud, St. Emilion 
18.29   Pape-Clément, Pessac-Léognan  
18.29   Margaux, Margaux
18.29   L'Eglise-Clinet, Pomerol  
18.29   Ausone, St. Emilion 
18.25   Hosanna, Pomerol 
18.19   Le Pin, Pomerol
18.12   Palmer, Margaux 
18.12   Angélus, St. Emilion 
18.12   Lafleur, Pomerol


MOUTON 1945

An dieser Stelle stand bis vor kurzen ein Artikel über einen gefälschten Mouton 1945 den ich irgendwo trank. Fast zeitgleich erschien ein Artikel über eine gefälschte Jéroboam Mouton 1945 im Stern.


Und plötzlich war ich irgendwie Zeitzeuge vor dem Fälschergericht. Und jeder wollte etwas von mir. Der eine dass ich den Artikel lösche, der andere, dass ich ihn umschreibe. Noch ein weiterer dass ich dem Direktor von Mouton schreibe und gewisse Dinge ins «richtige Licht rücke». 

Fläschungen von noblen Flaschen sind der Auswuchs einer Verbrechersorte, die den Weinfreaks ans Portemonnaie gehen und den möglichen Genuss ruinieren. Und die ganze Szenerie um die grössten Weine der Welt vermiesen.
Schlimm ist, dass Man(n) am besten fährt, wenn man die Schnauze hält, wenn man einer Fälschung begegnet. Weil nicht sein darf - was so ist?  


FLUG VERPASST

Normalerweise fahren wir vom Wohnort in knapp einer Stunde zum Flughafen. An diesem Freitagmorgen dauerte es «etwas» länger. Auf dem Nordring war Stau. Warum wusste anschliessend keiner. Aber es war Stau. Und prompt verpassen wir unseren SWISS-Flug nach Wien. Was macht man in einer solchen Situation? Ruhe bewahren und nach Lösungen
suchen...

Diese Prozedur spielte sich wie folgt ab: Am SWISS-Ticketschalter sagt die nette Dame dass wir nicht die Einzigen sind, denen das passiert ist. Es wären sogar mehrere gewesen, recht viele sogar. Das Ticket sei übrigens hinfällig. Ich bin zwar mit vielen Miles&More-Meilen ausgestattet aber wer die günstigste Variante bucht, der kann und darf nicht umbuchen.
Also wie komme ich jetzt nach Wien frage ich, den Rückflug werden wir wohl nicht noch einmal verpassen am Sonntag. Das ganze Ticket ist hinfällig. Wir würden den Rückflug nicht antreten dürfen, weil wir den Hinflug verpasst haben. Und zudem sei der Nachmittagsflieger auch voll. Sie habe nur noch ein einen späten Abendflug. Aber dann alles mit neuem Ticket bitte!

Der Abendflug nützt mir nichts, weil ich ja am Abend eine Degustation als Referent leiten muss/darf. «Und bei dem SWISS-PArttner, den Austrian Airways?», frage ich noch die nette Dame. Die hätten auch voll.  «Dann versuche ich es bei der Fly Niki», sage ich ihr. Und sie meint, dass Sie schnell nachschauen kann in ihrem Computer und… ja die haben noch Plätze frei. Irgendwie ist es ihr peinlich, dass ich mein Ticket bei der Swiss jetzt wegwerfen muss. Aber so seien halt die Bestimmungen. Aber falls ich bei Fly Niki buchen könne, dann würde mir die SWISS wenigstens die Flughafengebühren und Treibstoffzuschläge zurück erstatten.

Das ist doch schon mal ein Licht am Schadenshorizonts, bedanke ich mich freundlich. Also irgendwie ein kleines Glück im recht grossen Unglück…
Und falls wir nur den Hinflug bekämen, dann könne sie uns für den Sonntagmittag zwei Plätze von Wien nach Zürich zum Preis von 712 Franken pro Ticket anbieten. Unglaublich. Jetzt will mir diese SWISS-Dame kalten Arsches den gleichen Stuhl im Flieger anbieten, den ich nicht beziehen kann, weil ich den Hinflug nicht antreten konnte und somit die SWISS mich nicht mit dem bezahlten Ticket auf eben diesem, noch einmal zu bezahlenden Stuhl zurückfliegen lässt!

Meine Frau und ich gehen halbmotiviert zum Air-Berlin-Ticket-Office. «Ja wir haben noch 4 Plätze frei und ich kann Ihnen diesen Flug Zürich-Wien-Zürich für 453 pro Person anbieten», sagt der junge Man in perfektem Hochdeutsch. Das ist zwar nicht billig, aber ich habe keine andere Wahl und muss einfach irgendwie jetzt an diesem Freitagnachmittag von Zürich nach Wien mit meiner Frau. Also sage ich spontan zu und schiebe ihm die Kreditkarte über den Tresen. Er bucht ab und gibt uns das frisch gedruckte Blatt mit der Bestätigung drauf! Etwas später werde ich dann sehen, dass der nette deutsche junge Mann am Airberlinschalter als er 453 sagte Euro meinte und dass da noch Gebühren dazu kommen. Also kostet das neue Ticket etwas viel mehr als ich zuvor dachte.
Doch nun gehen wir recht motiviert und schon etwas entspannter als vor einer hoffnungslosen halben Stunde zurück zum SWISS-Schalter.

Ein anderes, nettes Fräulein sitzt jetzt auf dem Platz vom selben Schalter. «Ihre Vorgängerin hat uns mitgeteilt, dass wir wenigstens die Flughafengebühren zurück bekommen…» Ja - das sei kein Problem und sie könne das direkt auf meine Kreditkarte gutschreiben lassen.  
Ich schiebe das Ding wieder über den Tresen wie vorher beim Air-Berlin-Desk. Es gibt viel einzutippen. Sehr viel. Und es dauert. Es dauert sogar etwas länger als ich angenommen hatte. Sehr viel länger. Aber wir haben ja jetzt neu zwei Stunden zusätzlich Zeit am Zürcher Flughafen, weil der Air-Berlin-Flug erst am Nachmittag weg fliegt - also keine Eile. Und genau das merkt das nette Fräulein. Und sie tippt ein. Und nochmals und nochmals.

Da lohnt es sich schon ein bisschen zu warten, wenn man so viel Geld zurück bekommt. Sie gibt uns den Beleg. Drauf steht: 269 Franken. Ich reklamiere, es müsste doch mehr sein. Sie müsse das pro Ticket einzeln machen. Das sei so Vorschrift bei SWISS. Dann sehe ich rechts noch eine Zahl und werde stutzig: Total Refund = 169 CHF! Warum sie uns hier 100 Franken abgezockt habe, frage ich halbfreundlich. Das sei für jede Manipulation die sie hier am Desk machen müsse für die Kunden. Ich interveniere. Nicht wegen den 100 Franken, sondern weil ich merke, dass sie dieses Prozedere pro Ticket macht. Ich hätte ja mit einer Buchung zwei Tickets auf einmal gebucht, also könne sie doch jetzt auch mit einer Buchung gleich zwei Tickets stornieren. Das gehe so nicht.
Es gehe nicht pro Buchung, sondern nur pro Ticket, meint die Dame bestimmt.

Und schon fängt sie wieder an emsig zu tippen. Also fehlen mir jetzt vom Totalbetrag der Flughafengebühren 200 Franken, die mir die SWISS abkupfert, obwohl ich ja auch noch den Flug dort bezahlt und nicht bezogen habe.

Wow ist das geil! Wenn ich einmal nicht mehr im Wein-Business bin, dann gründe ich ein Umbuchungsbüro. Mein Gott, was sind wir bei Mövenpick nett zu unseren Kunden und versuchen alles Mögliche, dass diese zufrieden sind und immer wieder zu uns kommen.

Bei der SWISS warten die Haie geduldig bis ein Passagier in eine unverschuldete Notlage gerät und das wird dann schonungslos ausgenutzt. Hier wird «customer care» offensichtlich etwas anders ins Deutsche übersetzt: «Der Kunde ist ein Arschloch!»


1982 LÉOVILLE LAS-CASES

Kann man Erotik trinken? Dieser Wein ist momentan einfach umwerfend. Ein klarer 20-Punktewein.


Und unter allen 20-Punkteweinen des Bordelais die jetzt reif sind und einen absolut garantieren Hochgenuss bieten ist das mit ca. 650 Franken Marktpreis der Günstigste. Soll man einen Premier-Grand-Cru 2007 kaufen oder diesen 25jährigen Best-Saint-Julien? Blöde Frage!
Eigentlich wollten wir Jassen dazu. Beim Guschti im Brandenberg. Aber es machte keinen Sinn sich von diesem Vergnügen ablenken zu lassen. Auf dem Tisch gab es noch Konkurrenten zu diesem Las Cases: Lafite 1995, 1994 und 1999 Haut-Brion, 1998 Figeac, 1999 Latour und 1995 Angélus. Alle genial. Aber einer muss ja am Schluss der Sieger sein. Und das war der 1982 Léoville Las Cases! Und die Taxifahrt nach Haus lohnte sich. Mein persönlicher Lion Alcolmeter zeigte auf 0.95 Promille. Das war Jahresbestleistung!


DREI MAL 1990

Es war ein Vortest für die grosse 90er-Probe die im Herbst 2010 stattfinden wird und bereits hoffnungslos ausgebucht ist. Ich hatte da einige nicht alltägliche Weine, von denen ich mehrere Flaschen besitze. Also Weine, die man während der erwähnten Probe auch als Essensbegleiter einsetzen könnte.

In letzter Zeit trank ich einige Male grosse Bordeaux aus dem Jahr 1990. Alle haben Eines gemeinsam. Denn alle Weine sind schon gefährlich reif und gehen bereits zum Ende der schönsten Genussreife. Der Grund mag darin liegen, dass die Erträge damals noch sehr hoch waren und es praktisch noch keine Zweitweine gab, oder nur in kleinen Mengen generell deklassiert wurde. 
So öffnete ich voller Neugier diese drei nachfolgenden Weine. Alle aus Frankreich stammend. Aus drei veschiedenen Regionen; Madiran, Provençe und aus der südlichen Rhône. Sämtliche Weine waren mehrere Stunden dekantiert!

Nummer 1: 1990 Bouscassée Vieilles Vignes, Madiran: Unglaublich jung in der Farbe, Violett-Schwarz. Würzig-kühl in der Nase, kompakt mit viel Brombeeren, Teer und dunklem Tabak. Im Gaumen burschikos, fleischig mit enorm viel Charakter und noch mit weiteren Tanningaranten ausgestattet. Unglaublich was der engagierte Winzer Alain Brumont aus der leider (zu) wenig etablierten Tannat-Traube heraus gekitzelt hat. 18/20 trinken - 2020

Nummer 2: 1990 Domaine de Trévallon, Côteaux d'Aix en Provençe Les Baux: Recht sattes Rot, am Rande ziegelrote Färbung. Duftiges Bouquet mit feinen, getrockneten Kräutern, zarte Honig- und Malzspuren, füllig und doch elegant. Im Gaumen samtig, weich, tolle Konzentration zeigend, wiederum eine feine halbtrockene Süsse im Extrakt zeigend, nachhaltiges Finale. Gehört sicherlich zu den besten und historisten Rotweinen dieser Region. Absolut gelungene MArriage von Syrah und Cabernet. 19/20 trinken - 2018   

Nummer 3: 1990 Château de Beaucastel Châteaufneuf-du-Pape, Courthèzon: Aufhellendes Granat mit orange.bäurnlichem Rand. Umwerfendes Dörrfrüchtebouquet, Heunoten, Lakritze, Pflaumen und Leder, zuweilen auch recht viel animalische Züge darin zeigend. Im Gaumen von elegantem Körperbau mit noch stüzenden Gerbstoffen, die eine sanfte Trockenheit aufweisen, enorm viel Druck gegen das Finale und klassische, reife Grenachenoten zeigend, Hagebuttengelée, Hirschleder und verschwenderisch viel Dörrpflaumen. 19/20 trinken - 2018

Der letzeren Wein lag schon längere Zeit in meinem Keller. Den Trévallon hatte ich erst letzte Woche in den Keller getragen. Ich war der Einzige der an der Wermuth-Auktion auf dieses geniale Provençe-Elixier bot. Preis; rund 60 Franken. Den Bouscassé nahm ich im Nachverkauf aus dem Weinbörse-Portfoglio. Auch hier bot niemand darauf. Preis: 30 Franken. Manchmal muss man halt auch Risiken eingehen. Ich werde im Herbst 2010 eine grosse zusätzliche 90er-Probe in der Zentralschweiz einplanen um solch schöne Erlebnisse mit Weinfreunden zu teilen. To double the happyness you - have to share!

 

WEINE AUS DEM IRAN

Diese beiden Flaschen werden wir an der Weinbörse-Auktion in Bad Ragaz versteigern. Es handelt sich dabei um zwei heute sehr rare Weine aus Iran.


Zwar wäre Iran heute mit 270'000 Hektar weltweit die Nummer 6 von der Traubenproduktion her. Seit der Revolution im Jahr 1979 ist der Anbau von Trauben nur noch zum direkten Verzehr als Tafeltrauben oder zur Produktion von Rosinen erlaubt. Bei den in der Auktion befindlichen Weinen handelt es sich also um Weine vom Jahrgang 1978 oder älter.   
Beim "Vin Extra Superieur" handelt es sich mit grösster Wahrscheinlichkeit um einen süsslichen Weisswein. Die Flasche trägt die Nummer 1001 (wie Tausendundeine Nacht)

Beim "Vin de Chahani" handelt es sich um einen Rotwein. Die Farbe ist tiefdunkel und es könnte sich um einen Syrah handeln. Die Flasche trägt die Nummer 57.
Beide Weine stammen von der Kellerei Vinicole NOUR
Die Flaschen stammen aus einem Privatbesitz einer ehemaligen Stewardess (heute Flight Attendant). Sie schreibt uns, dass die Besatzungsmitglieder der SWISSAIR damals die Wirren während der Revolution und die "Weinausleerete" auf den Strassen in Teheran hautnah miterlebten. 





Wer wird wohl der neue Besitzer dieser Weinflaschen aus dem Iran?

Am Weltweinfestival in Bad Ragaz im Mai werden wir es wissen.

Die Versteigerung der Weinbörse ist am Samstag, 6. Juni 2009


BEST-BOTTLE-PARTY: FLASCHENGLÜCK & ZAPFENPECH

Die Idee ist zur Nachahmung empfohlen. Man bestimmt lange zuvor ein Datum (beispielsweise 1. November). Dann sucht man eine geeignete Lokalität; beispielsweise das Restaurant Una Storia im luzernischen Sempach. Und dann schreibt man möglichst viele Weinfreunde an und teilt denen mit, dass diese gegen ein möglichst gutes Flaschengebot aus dem eigenen Keller eine Chance haben einen Platz an der an sich kostenlosen Best-Bottle-Party zu ergattern. 

Lediglich der Eigenverbrauch in Form von einem feinen Menu, etwas Mineralwasser und einem Kopfkorkengeld war zu berappen. In diesem Fall betrug der zu bezahlende Obolus 120 Franken, also etwa 80 Euro. Und dafür gab es für die glücklichen Teilnehmer tolle, grösstenteils unerschwingliche, rare Weine zu verkosten.

Der Event begann pünktlich am Mittag mit einer Doppelmagnum 1990 Spumante Cuvée Anna Maria Clémenti von Cà del Bosco. Da ist eine echte Goldmünze an der Flasche und der noble Schaumwein kann mit besten Champagnern mithalten. Nehmen wir mal das unerwartet hohe Korkenpech vorweg: 1950 Château Lafleur, Pomerol, 1970 Château Latour und 1986 Lafite-Rothschild – beide Pauillac. Da waren die Flaschenspender wohl sicher froh, dass ihnen dieses Malheur nicht im trauten Hause passiert war und man diese Enttäuschung «teilen» konnte und mit anderen, guten Flaschen kompensieren vermochte. Hinter den Erwartungen lagen 1953 Vega Sicilia (zwar etwas süss, aber leider metallisch und etwas ausgezerrt), 1947 Château Margaux Vandermeulen-Füllung. Hier ist in der Regel zu erwarten, dass der belgische Weinhändler besseres in die Flaschen füllte als das Château selbst. Der Wein war säuerlich und es fehlte an Körper. Als Tischwein stand eine Impérialeflasche 1998 Château de Valandraud auf dem Tisch. Ein imposanter «Garagen-Saint-Emilion» der den Quantensprung von hypermoderner Selektion zu lagerfähigem Klassiker mehr und mehr schafft. Für die Teilnehmer war die Summe der Erlebnisse ein Bisschen wie Weinweihnachten.
Hier Bewertungen der verkosteten Weine:
1934 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan: 20/20 trinken
1937 Château Ausone, St. Emilion: 17/20 vorbei
1942 Castillo Ygay Marques de Murrieta, Rioja: 18/20 austrinken
1947 Château La Conseillante, Pomerol (VDM): 19/20 austrinken
1947 Château Margaux, Margaux (VDM): 16/20 vorbei
1953 Vega Sicilia Unico: 17/20 vorbei
1982 Château Lafite-Rothschild, Pauillac: 18/20 trinken – 2015
1982 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: 20/20 trinken – 2050
1983 Château Margaux, Margaux: 20/20 trinken – 2030
1990 Hermitage la Chapelle Jaboulet Ainé: 20/20 austrinken
1990 Musigny Vieilles Vignes Georges Comte de Vogue: 19/20 2014 – 2040
1998 Château Pétrus, Pomerol: 20/20 2018 – 2060
1998 Château de Valandraud, St. Emilion: 19/20 trinken – 2020
1999 Richebourg, Domaine de la Romanée-Conti: 20/20 2018 – 2040
1945 Château d'Yquem, Sauternes: 20/20 trinken – 2050
1990 Château d'Yquem Magnum: 19/20 trinken – 2080
Die genauen Verkostungsnotizen erscheinen demnächst im WeinWisser…
Und noch früher beim Wineterminator...


DER ZAPFENMITTWOCH

Beim meinem Eintreffen sehe ich bereits den geöffneten 1982 Gruaud-Larose zitternd auf der Theke stehen. Das wird ein ganz schöner Termin, denke ich mir. Es geht um ein Interview für die Sonntagszeitung und Martin Kilchmann hat den Block und den Kugelschreiber bereits bereit gestellt.

«Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn wir Sie schnell filmen, wenn Sie schon mal da sind», sagt die nette Dame vom NZZ Foglio und gleich haben wir über unserem Tisch auch schon den Mikrofongalgen und aus zwei Ecken blenden Scheinwerfer und ein unbeholfener Kameramann stellt sein Stativ auf mit einer ziemlich grossen Kamera am Anschlag.  

Und – Band läuft! Wir müssen so essen, als ob wir ganz einfach zufällig da sitzen. So völlig ungezwungen halt. Es sind feine Nussscheiben auf dem Teller und eine Terrine von Brillat-Savarin der mit einer Art Lebkuchen gefüllt ist.  
Obwohl eigentlich der Gruaud schon sehnlichst auf uns gewartet hätte, müssen wir zuerst noch mit Weisswein anstossen, weil das gerade gemäss NZZ Folgioteam besser zum Gericht passt.

Endlich ist das Filmteam verschwunden und wir können mit dem Gruaud-Larose 1982 anstossen. Ich weiss schon zuvor genau wie der schmecken wird. Dies deshalb, weil ich ihn vor gut zwei Monaten mit dem Lektor meines neuen Buches als Abschlusshonorar trank. Nur habe ich jetzt, beim ersten Einsaugen des Bouquets, eine Inventardifferenz zwischen Speicherzentrum und dem was ich effektiv vom Glas her erlebe. Keine optimale Flasche. Nein kein Korken. Halt ein Bisschen den Cordier-Stinker. Aber durchaus aromatisch. Vielleicht etwas bitter von den Tanninen, aber zum Essen wird das dann schon gehen.

Und das Interview beginnt. Der Wein öffnet sich, es werden Teller mit Vorspeisen gebracht. Wir essen und sagen immer wieder, dass es halt bessere Gruaud-Larose-1982-Flaschen gibt. Aber zum Essen geht er irgendwie schon. Wer will schon eine solch teure Flasche refusieren? Und schliesslich hat er ja nicht einen eindeutigen Korken. Nur so ein Bisschen halt. Und je mehr sich er Wein öffnet, desto mehr ist halt dieser kaum wahrnehmbare Zapfen etwas deutlicher. Wir versuchen es mit dem Plastikfolietrick. Der Wein wird weniger dumpf, aber dafür im Gaumen noch etwas bitterer.

Das geht doch nicht, dass zwei Weingeniesser sich zwei Stunden lang über tolle Weine unterhalten und dann einen derartigen Genussbremser schlürfen müssen. Also bestelle ich kurzerhand einen Figeac 2001. Nicht weil ich das Bordeauxufer generell wechseln wollte, aber der hat dann, trotz Nichtdekantiermöglichkeit aus zeitlichen Gründen, wenigstens mehr Frucht und andere Aromen als Tannine.

Der Wein kommt etwas zu kühl und fast gleichzeitig mit der der Hauptspeise. So entsteht kurz ein mittlere Hektik. Gebratenes Wollsäuli mit Schwarte und mit einem frischen Steinpilzrisotto flankiert - so richtig passend zum noblem St. Emilion Grand-Cru. Das ist doch schon etwas anderes, sagen wir fast gleichzeitig als wir am Wein riechen und uns zuprosten. Und dann wird gegessen und wieder vom unterkühlten Wein dazu getrunken. Im Kopf sage ich mir, dass der Figeac halt auch eher ein traditionell vinifizierter Wein ist. Obwohl ich den 2001er eigentlich etwas anders in Erinnerung habe. Nicht so dumpf wie dieser, und etwas grosszügiger mit seiner Waldbeerenfrucht, und auch irgendwie malziger. Sicherlich mit weniger Unterholznoten wie dieser. Und während das Essen kälter wird und der Wein wärmer wird es uns immer mehr klar: Auch Zapfen! Nicht dominant - aber halt doch...

Wir überlegen uns, ob wir vielleicht zum Käse einen dritten Versuch wagen sollen. Aber die Frage stellt sich gar nicht. Ein nettes Fräulein steht nämlich neben mir und fragt ganz höflich, ob ich jetzt Zeit hätte für das geplante Foto-Shooting. Sie hat in einem anderen Raum bereits eine dunkle Wand errichtet, mehrere Blitzlichtständer installiert und fuchtelt bedrohlich mit einem Pinsel um mögliche Hochglanzzonen auf meinem Gesicht abzupudern.

Fotografiert zu werden ist zwar eine Ehre, weil ja aus dieser Session ein Bild entsteht, das irgendwo in einer Zeitung abgedruckt wird. Doch bis es dann soweit ist, muss der «Prominente» viel Geduld üben. Viel Geduld. Und viel mehr Geduld als früher. Ich weiss den Unterschied, weil ich seit 20 Jahren regelmässig irgendwie, irgendwo abgelichtet werde.

Dabei erinnere ich mich an die guten alten Zeiten. Damals, als in den teuren Leica-Kameras noch richtig teure Filme eingespannt wurden. Da musste der Fotograf ein gewisses Verhältnis zwischen Warenaufwand (Filme) und Gage (Honorar) aufrecht erhalten. Also überlegte er/sie jeweils vor dem Knipsen ganz genau mit welcher Einstellung und welchem Licht das «Opfer» am besten zur Geltung kam.

Heute ist das anders. Ganz anders. In den vollelektronischen Kameras steckt ein schier unerschöpflicher Mega-Giga-Chip. Und so hat der/die Fotograf/in wenn er/sie möglichst viel auf den Auslöser drückt, eine möglichst grosse Auswahl an seinem Computer bei der Bildauswahl. 

Die Fotografin gestern, nennen wir sie mal Veronique war nett, sehr nett. Und sehr geduldig! Und sie hatte viele tolle Ideen, die halt nach vielen, verschiedenen Positionen verlangten. Etwa 50 Varianten mit Kopf gerade in die Kamera. Gleich viel mit Köpf etwas höher mit leicher Linkslage. Dann Linkslage mit leichter Schräglage und Augen dezent rechts drehend...

Einmal im Sääli (ca. 15 Minuten), dann vor dem Restaurant (ca. 15. Minuten) und dann nochmals bei der grauen Mauer des Gemeindehauses (ca. 10 Minuten). Für ein einziges Foto, das dann im Magazin der Sonntagszeitung gedruckt wird. Wie kann man bitte unentwegt lächeln, wenn der feinfühlige Gaumen mit einem gewissen Zapfenaroma ausgestattet ist? Hoffentlich sind wenigstens die Fotos trotzdem gut geworden…  
P.S. Ein paar Wochen später erschien der Artikel in der SonntagZeitung!
Mit einem Foto das nicht von der lieben Veronique stammte, sondern aus dem Archiv. Lag es wohl an meinem gequälten «Zapfenlächeln»?


Aufgenommen
in meinem
Privatkeller!
Leider ist
die Kiste des
wohl besten
Bordeaux' des
Jahrganges
1978 schon
lange nicht
mehr voll.
Und an der
nachfolgend
beschriebenen
Weinprobe
opferte ich die einzige Magnumflasche.

1978 NOCH ÜBERRASCHEND GUT IN FORM

Was hat der just geerntete Bordeauxjahrgang mit dem "millésime" 1978 gemeinsam? Sehr Vieles! Bei beiden fand die Ernte sehr spät statt. Heuer wurden die letzten Trauben erst gegen Ende Oktober eingebracht. Als die Erntehelfer im Médoc die letzten Cabernettrauben 1978 pflückten, war es sogar schon fast Mitte November. Nicht wenige Weinfreunde feierten 2008 ihren 30igsten Geburtstag und es ist anzunehmen, dass ein paar davon mit einem Wein ihres eigenen Geburtsjahrganges anstiessen. Wir haben in einer Probe im Restaurant Sempacherhof zehn der besten Bordeaux entkorkt, ergänzt mit einem weissen Elsässer, einem trockenen weissen von Yquem (sagenhaft gut; 19/20), einem roten Burgunder und zwei Cabernet Sauvignon aus den Napa Valley. Zwei Weine waren noch nicht ganz ausgereift: Nämlich der Château Latour (17/20) und der wohl beste Wein; La Mission Haut-Brion (19/20, nahe der Jahrhundertweingrenze!). In voller Genussphase zeigten sich weitere Magnumflaschen: Ducru Beaucaillou und Pichon-Comtesse-de-Lalande (beide 19/20). Überraschend aus Normalflaschen: Palmer (19/20), Pape-Clément (17/20) und Brane-Cantenac (eine filigrane Impérialeflasche). Der vielleicht schönste Wein des Abends; 1978 Cabernet Reserve von Robert Mondavi aus der Doppelmagnum die wir ebenfalls mit den maximal verteilten Bestnote 19/20 taxiert. Die ausführlichen Verkostungsnotizen folgen im WeinWisser....


1995 GPL - KAUFEN!

Was trinkt René Gabriel wenn er von einer anstrengenden Bordeauxwoche zurück kehrt und sich an einem der wenigen, sehr raren Wochenende zu Hause erholen will? Die Antwort liegt gar nicht so weit entfernt; einen grossen Bordeaux!

Doch was für Einen? Welchen? Wenn ich in meinem Keller stehe komme ich mir vor wie vor 40 Jahren als kleiner Bube mit einem Einfränkler vor dem Kiosk in Ennetbürgen. Zuerst wird alles betrachtet. Dann wird das nicht in Frage kommende eliminiert. Dann eine Pre-Selektion im Kopf gemacht. Dann abgewogen mit dem in der Küche brodelnden Food. Mit den Gelüsten. Mit den Sehnsüchten. Mit dem Budget. Mit der Vernunft die sich gleichermassen mit der Unvernunft balanciert. Und noch viel mehr kleinen und grossen Erwägungen bis es zum «Zugriff» kommt.

Auf dem Teller werden es frische Eglifilet auf teuren Italonudeln sein. Doch Fisch kann auch zu Rotwein passen, man müsste nur etwas Eschalotten mitbraten, etwas grünen Pfeffer lauwarm im Teesieb abspülen, den Fisch so richtig kross anbraten, mit etwas Worchesthiresauce nachhelfen und das Ganze mit einem Kalbsfond unterlegen. Also Rotwein! Aber auf keinen Fall einen Pauillac. Warum mir ausgerechnet das in den Sinn kam? Weil ich grad vor den Pauillac's stehe. Aber ich war doch jetzt eine Woche fort und meine Frau Karin liebt Pauillac's. Den Latour als Ersten. Aber der passt sicher nicht zu Fisch. Ihr zweiter Liebliingspauillac ist Grand Puy-Lacoste. Das wäre doch vielleicht was...
Ich ziehe an einer GPL-Kiste. Die Versuchung ist gross eine der letzten Flaschen vom absolut genialen 1982er zu opfern. 

Doch dieser gehört sicherlich auf die Schlachtbank zu dunklem Fleisch. Der Blick fällt auf die Zahl 1995. Das ist es!!! Denn der letzte, ist drei Jahre her. Eigentlich ein halbes Jahr. Aber die Flasche auf dem Weingut hatte «Zapfen». Es war eh ein Zapfenabend damals, denn fast alle Flaschen die François Xavier Borie öffnete hatten irgendwie Korken. Also ist das ein guter Grund für eine neue Bewertung. Ich öffne den Wein und denke mir, dass es wohl schade ist, dass ich diesen Entscheid nicht schon Stunden zuvor gefällt habe, denn man kann einen Wein nur über längere Zeit vor dem Geniessen belüften wenn man ihn entsprechend lange zuvor öffnet. 

Doch es geht gleich los. Wuchtig, brombeerig, gewaltig, Cabernet in einer perfekten, würzigen, tabkigen Reife. Im Gaumen nur noch eine Viertelstunde lang adstringierend und dann auch hier beeindruckend loslegend. Ich geniesse den Wein zwei Stunden lang, setze mich dann an den Computer um diesen Text zu schreiben und überlege mir, wo ich diesen 19/20-Punktewein noch nachkaufen könnte. Er erinnert mich so sehr an den 1982er und kann mit grösster Warscheinlichkeit auch sein würdiger Nachfolger werden.

Ich suche in allen möglichen Excel-Dateien von Händlern und Brokern. Leider negativ! Dann schaue ich kurz nach, ob wir an der nächsten Weinbörse-Auktion eventuell genau diesen 1995 Grand Puy-Lacoste eventuell im Katalog haben werden. Und es gibt 12 Flaschen! Ausrufpreis 80 Franken!!! Das ist für einen mittlerweile gereiften, ganz sicher grossen GPL gleich viel/wenig wie die jüngsten Jahrgänge in der Subskription kosten würden. Doch das ist jetzt weder Frage noch Antwort. Es geht darum, dass ein ganz grosser Bordeaux eventuell unter 100 Franken zu kaufen ist. Und wer sich für diesen Wein interessiert, muss weder gegen Millionäre, noch gegen Amerikaner, noch gegen Russen, noch gegen Asiaten bieten. Höchstens gegen mich...    


BORDEAUX 2008: 1 HEKTOLITER PRO HEKTARE

Der jüngste Bordeauxjahrgang wird in die Geschichte eingehen. So wie jeder Jahrgang. Und jeder halt auf seine Art…

Die grossen Verlierer sind die Sauterneswinzer. Das will nicht heissen, dass die Weine schlecht sind. Im Gegenteil! Was im Keller ist, kann durchaus sehr gut bis grossartig sein. Aber es gibt (fast) Nichts! Erlaubt wären bis 25 Hektoliter pro Hektar. Die besten Winzer liegen jeweils in der Regel bei etwa 10 bis 15 Hektoliter. Aber Frost und schlechte Blüte führte zu einer historischen Ertragsminderung. Auf La Tour Blanche sind es nur 1 Hektoliter pro Hektar. Andere liegen bei gleich wenig bis maximal 5 Hektoliter.

Christien Moueix (Château Pétrus u.a.m.) spricht von einer «halben Ernte» mit recht hohem Alkoholgehalt, teilweise über 14 Volumenprozent und sein pensionierter Oenologe Jean-Claude Perrouet dopplet nach mit der Information, dass es sich dabei um die späteste Ernte seit 1980 handelt. Die Qualtität sei «trés bon – mais pas grande».

Auf Margaux war es ebenfalls wie bei fast allen Médocwinzern eine sehr späte Ernte. Die Trauben des Pontallierteams wurden zwischen dem 9. bis 20 Oktober gepflückt. Einer der absoluten Spätzünder ist Stephan Neipperg von Canon la Gaffelière. Bei unserem Besuch am Montag, 20. Oktober waren die letzten sehr schönen (!) Merlots auf dem Sortiertisch und die Cabernet Francs hingen noch am Rebstock. Auch auf Smith Haut-Laffite sahen wir viele Leute links und rechts an den Rüttelbändern. Doch es gab auch hier nur schöne Trauben. So beschränkten sich die Erntehelfer auf das Beseitigen die wenigen Blätter und Stilresten nach der Entrappungsmaschinen. Die Weissweinernte war schon fast fertig vergoren. Auch hier gibt es heuer wenig, maximal 50 % der normalen Produktionsmenge.

Erste Winzer-Voten sprechen von einer Qualität die um oder über dem Jahrgängen 2002 und 2007 liegt. Also stimmen die Unkenrufe von einem miesen Jahrgang der früh schreibenden Journalisten überhaupt nicht.

Wie immer – in schwierigen Jahrgängen ist es ein Winzerjahr. Aber dieser Begriff ist zu abgedroschen um ihn zu verallgemeinern.

Die Primeurverkostungen im März werden die effektiven Resultate und Leistungen zeigen. Ich freue mich auf jeden Fall auf diesen Marathon.
Und schon hängt wieder eine ganz grosse Frage im Raum: Wenn die Qualität gut bis hervorragend sein wird und die Mengen nur halb so gross wie sonst. Wie werden dann die Preise sein? Wenn die Winzer nicht nur viel Geld auf der Bank haben, sondern auch Aktien sollten sie eigentlich die Tendenz wissen...       


BÖRSENKRISE

Stammtischgespräch unter Bankern: «Bei meiner Scheidung vor vier Jahren musste ich die Hälfte meines Vermögens opfern!»

«Du hast es gut», antwortet der Andere, «letzte Woche habe an der Börse 50 % meines Vermögens verloren, aber meine Frau ist immer noch da!»


WER IST GENIESSER DES JAHRES IN DEUTSCHLAND?

In jeder Aral-Tankstelle gibt es den Schlemmer- und auch Schlummeratlas vom Busche Verlag. Und in Bremen wurden gerade die dazu passenden Spitzenköche und Hotelbesitzer geehrt.

Im altehrwürdigen Rathaus das unter UNESCO-Schutz steht. Und Gabriel durfte eine Fünfminutenlaudatio für den «Hotel Manager des Jahres» halten. Wer es war? Wilhelm Wehrmann vom Park Hotel in Bremen. Und genau in diesem Park Hotel findet im Frühling '09 die grosse Magnumprobe statt. Was für ein Zufall! Auch Roberto Blanco war da. Und somit auch viel Presse.

Als Letzer des ellenlangen Prozederes ehrte man den «Geniesser des Jahres». Der Name fiel und der graue, aber bei weitem nicht greise Mann trat ans Mikrofon. Auch wenn man ihn nicht gesehen hätte, man hätte ihn sofort an seiner Stimme erkannt. Er fing an mit entschuldigenden Worten: «Ein Kenner bin ich auf keinen Fall und dass ich jetzt hier als grossen Geniesser hin gestellt werde ehrt mich, aber ich muss mich auch ein Bisschen entschuldigen. Wissen Sie ich trinke fast nie Wein. Hochstens ein, zwei Mal im Jahr mit meiner Frau. Einen Spanier. Aber fragen Sie mich jetzt nicht wie der heisst. Zum Apero oder zwischendurch genehmige ich mir schon mal einen Kornschnaps. Am liebsten trinke ich eh Bier... Ich muss so viel in noblen, teuren Hotels schlafen, da freue ich mich immer wieder, wenn ich in einem gemütlichen Landgasthof übernachten kann. Klar liebe ich ein sehr gutes Essen. Aber oft dauert mir das zu lange und in meinem Alter kann man besonders am Abend nicht mehr eine zu intensive Speisenfolge auf Dauer geniessen.»

Und langsam fragte ich mich, wer denn eigentlich diesen tateligen Weinembargomann zum Geniesser des Jahres gekürt hatte? Doch schon hörte ich wieder die beruhigende Stimme des sehr bekannten Prominenten...

«Meine Frau kocht da eine Erbsensuppe. Eine Erbsensuppe sage ich Ihnen! Für diese Erbsensuppe würde ich meilenweit laufen, wenn es diese nicht schon zu Hause gäbe. Dazu esse ich ein sehr dunkles Roggenbrot und halt ein feines Bier. Das ist für mich das grösste Glück auf dieser Erde!», sprachs und nahm den Applaus des Publikums und das Diplom und den glänzenden Teller von den Akteuren des Busche-Verlags dankend entgegen.

Dann setzt sich der berühmte ZDF-Moderator Dieter Thomas Heck wieder. Mir lief der Speichel in den Mundwinkel herunter. Wie gerne hätte ich an diesem Abend vom grossen Buffet im Park Hotel in Bremen (s)eine Erbsensuppe gegessen. Aber es gab nur Kaviar, Austern und Gänseleber...


HONIVOGL – EIN WEISSWEIN FÜR (FAST) JEDEN TAG

Wenn zwei zusammen Geburtstag feiern – wird es dann billiger? Rein rechnerisch schon, aber wenn es sich um solch grosszügige Freunde wie Walter und Lucien handelt dann halt nicht.

Doch bevor ich auf das lange Wochenende zu schreiben komme, sei hier noch erwähnt, dass ein kleines Grüpplein schon ab Dienstag in Österreich weilte. Genauer gesagt in der Wachau. Und dass wir dort mit dem Winzer Franz Hirtzberger den unglaublichen 2007 Honivogel tranken. Und – dass er uns noch eine Magnum Honivogl 1999 für den Mittwochabend aus seinem Keller mit gab.  

Der hier besprochene, offizielle Event begann am Donnerstag. Mit einer Besichtigung der verschiedenen Weinkeller der Coburg in Wien. Als Apero: 2000 Champagne Dom Ruinart. Der weitere Auftakt war dann irgendwie völlig normal. So wienerisch halt im historischen Zwölfapostelkeller. Wer ihn kennt, weiss das es dort sehr gemütlich ist, dass Essen mittelmässig, die Weine ziemlich schlecht. Doch es gab zum Glück Honivogl von Franz Hirtzberger 2005 und Château Poujeaux 2000 (verhalten und irgendwie blockiert, 17/20), weil extern angeliefert. Und das sensationelle Trio Wien mit der wunderschönen Musik.

Am Freitag warteten Fiaker-Kutschen vor dem Hotel. Wir schauten und in der Herbstsonne die Wiener Altstadt an und es gab es bei der Hofburg einen überraschenden Aperohalt mit...  Honivogl 2006.

Am Abend sangen die Wiener Sängerknaben. Nur für uns! Dann tafelten wir spitz im noblen Hotel Sacher. Es gab Honivogl 2004 und 2000 Giscours (momentan sehr schön zu trinken, 19/20) und 2001 La Mission (zurückhaltend, mitteldicht, 18/20). Und eben - Tafelspitz.

Am Samstag besuchten wir die spanische Hofreitschule. Eine beeindruckende Vorstellung von den berühmten weissen Lipizzanerpferden. Ein Eintrittsticket kostet übrigens so viel, wie zwei Flaschen Honivogl.

Am Abend prickelte Champagner im Prunksaal der Coburg. Wieder Dom Perignon. Dann schenkten die Kellner umständlich wiederum Honivogl ein. Warum umständlich? Weil der göttliche Grüne Veltliner aus Doppelmagnumflaschen serviert wurde.
Die roten Bordeaux verloren ihr Gleichgewicht am protzigen Dekantiergalgen. Dies deshalb weil alle aus der Impériale stammten. Zuerst der 1997 Gruaud (immer noch sehr schön, aber mehr Nase als Gaumen bietend und durch eine gewisse Fruchtsäure erhalten bleibend, 17/20). Ganz begeistert war ich vom drei Stunden lang dekantierten 1998 Smith Haut-Lafitte (ein grosser, aber nicht lauter Bordeaux, den man jetzt unbedingt noch kaufen sollte, 19/20). Zum Käse passte der feine, aber leider etwas an Druck verlierende, rote 1990 de Fieuzal (17/20) hervorragend. Und irgendwann während dem noblen Dinner stand ein ganz kleiner Geiger im Saal. Ein schüchterner Jüngling, kaum wahrnehmbar. Aber nur bis er zu spielen begann. Normalerweise wird behauptet, dass Geigen schluchzen. Diesmal war ich es. Der Name dieses noch nicht 20jährigen Talentes: Mathias Inoue. Ich kam mir vor, wie als ich vor einem Jahr im Youtube den ersten Auftritt von Paul Potts sah. Merken Sie sich also diesen Namen!!!
Der Abend klang an der Bar aus. Meine Frau Karin gönnte sich noch einen kleinen Rest vom Honivogl.
Walter und Lucien feierten zusammen ihren 120igsten Geburtstag. Respektive jeder seinen 60igsten. Ganz nobel. Die Hotelzimmer – alle in der Coburg. Und weil man Feste mit seinen liebsten Freunden feiert, waren wir zuweilen mehr als 50 Personen bei dieser unvergesslichen Einladung. Danke Walter! Danke Lucien!
Vor allem auch für den Honivogl…  

P.S. Für die die ihn noch nicht kennen! Was ist ein Honivogl? Das ist grundsätzlich ein Grüner Veltliner. Aber das ist nicht genug. Smaragd ist eh klar. Für mich ist es eine Art weisser Latour. Wer ihn zu früh trinkt, oder zu wenig lang belüftet, oder zu kalt wird nur einen kleinen Teil dessen erleben, was er alles offenbaren kann, wenn man sich ihm mit Geduld, Musse und offenem Herzen nähert. Seit Generationen pflegen nun die Hirtzberger diese Ikone und verteilen ihn an einen leider immer grösser werdenden Fanclub. Wie gross ein Honivogl sein kann, wenn er reif ist, habe ich einmal anhand der folgenden Geschichte festgestellt…  

Honivogl 1990 oder Margaux 1990?

Man soll nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Schon gar nicht Weisswein mit Rotwein. Es war ja auch nicht gewollt, sondern rein zufällig passiert. Herbst 2002, ein Samstagabend, Hotel Haus Paradies Ftan, rund 40 Freunde an den Tischen. Eröffnet wurde das Gala-Diner von zwei Dreierserien mit Weissweinen von Irmgard und Franz Hirtzberger von der Wachau, die ebenfalls bei uns am Tisch sassen. Der erste Flight; drei Rieslinge (Singerriedel), der zweite Flight; dreimal Grüner Veltliner Smaragd Honivogl mit den Jahrgängen 1999, 1995 und 1990. Jeder Wein für sich schon eine Offenbarung. Dann die ersten Rotweine von Château Margaux mit seinem Zweitetikett; Pavillon Rouge du Château Margaux. Und dann endlich der Premier Grand Cru selbst. Fragile Flaschen vom Jahrgang 1937. Der am Anfang trockene, an der Luft gewinnende 1959er. Ein brutaler, enttäuschender Margaux 1986. Tröstlich dann eine saftige Impérialeflasche 1979 – Nonchalance pur! Der legendäre 20/20 Punkte-Margaux vom Jahrgang 1983. Dann endlich – Margaux 1990! 100/100 Parker-Punkte und auch sonst im Punkteolymp sämtlicher Weinjournalisten: So rund, so fein, so fett und doch elegant, schmeichelnde Gerbstoffe, verschwenderische Aromatik. Man ist an diesem Abend schon beim ersten Schluck bei einem fraglosen Winnerwein angelangt. Und irgendwie ist mit diesem Margaux 1990 der Abend auch schon gelaufen. Alle sind glücklich und ich bin froh. Ein letzter Schluck und gute Nacht. Doch so spät ist es noch nicht und ich sehe, dass ich aus den ersten Serien noch "Resten" von der letzten Weissweinserie auf dem Tisch vor mir übrig habe. Einen "Reparaturwein" denke ich mir und lasse mir das zimmertemperaturwarme Überbleibsel vom 1990 Honivogl über die Zunge gleiten. So abgestumpft bin ich noch nicht, dass ich nicht bemerke, was sich jetzt nach dem genialen Margaux 1990 in meinem Gaumen abspielt. Das Spiel beginnt nicht von vorn, sondern das vorhergegangene Finale bekommt einen neuen Höhepunkt. So, wie wenn nach dem letzten Raketenknall das Feuerwerk noch einmal zu einem überdimensionalen Feuerreigen ansetzt. Ein Weisswein, der mehr Aroma als der Margaux 1990 hat – auch mehr Fülle, mehr Grösse, von allem einfach nochmals mehr. Und da gibt es heute Weingeniesser (es sind statistisch gesehen immerhin über 70 %!), die Rotweine generell qualitativ immer höher bewerten als die grössten Weissweine der Welt. Und die grössten Weissweine der Welt werden immer noch fälschlicherweise nur im Burgund gesucht. Spätestens nach diesem unfreiwilligen, spontan entstandenen Vergleich weiss ich erst recht, warum ich so gerne in die Wachau fahre und warum Franz Hirtzberger dort zu meinen Lieblingswinzern gehört. 


50 JAHRE CHEVAL BLANC

Leider gab es für die ganz grosse Cheval Blanc Probe im Trois Rois in Basel eine derartig lange Warteliste, dass ich mich entschloss noch eine zusätzliche Verkostung mit 30 weiteren Jahrgängen im Restaurant Quatre Saisons anzbieten. Doch auch hier gab es bereits mehr als ein Jahr zuvor wiederum keinen Stuhl mehr. An einem einzigen, langen Wochenende öffnete der Sommelier Patrick Bopp umgerechnet mehr als 100 Flaschen Château Cheval Blanc, ein ppar grosse und auch ein paar sehr grosse Flaschen. Und etwas Yquem. Und Einer, der ganz gut verkosten und geniessen kann, hat ihm dabei auf die Finger schaut und die Weine akribisch verkostet. Lesen Sie was der Wineterminator dazu schreibt...  


MONTAG IST MERLOTTAG

Nicht Fokustag! Ich lese zwar gerne. Aber momentan analytische Wirtschaftmagazine durch zu stöbern ist irgendwie pleitegieriger Masochismus. Ignorieren kann manchmal besser sein als sich zu informieren. Und aktuell ist Wein sicherlich die sicherste Bank!


Bärti Stocker kam schnell vor dem Mittag um Weine abzuholen und fragte was ich heute am Mittag esse. Es fiel mir gerade nichts dazu ein, weil ich noch nichts geplant hatte. Soeben von der Cheval Probe aus Basel zurück gekehrt und schon wieder auf dem Sprung morgen nach Wien hatte ich keine Idee für die nächsten 60 Minuten in Sachen Food.

«Es sind da ein paar Leute bei mir und ich habe feine Sachen eingekauft. Etwas Gänseleber, Pata Negra, Bauernschinken, verschiedene Salamis, Terrinen, reife Käse. Ich habe sogar Trüffelbrie gekauft und…» Bevor er weiter reden konnte, sagte ich ihm zu!

Es war locker und wir tranken viel schönen Merlot. Zuerst den Canto della Terra von Sergio Monti (18/20) aus Rovere (Tessin). Dann den sperrigen Tua Rita 2004 von Redigaffi (14.5%, Toskana) jung im Gaumen und leider schon fast oxydiert in der Nase (17/20). Den hochfeinen L’Apparita von Castello di Ama 2004 (19/20, Toskana) und dann meinen 1997 Gran Riserva von Eric Klausener aus Purasca (19/20, Tessin). Der beste Merlot dieses spontanen Mittagessens: Masetto 2003 (20/20!). Und dann beging der Bärti einen bösen Stilbruch und holte noch den Mouton 2002 aus dem kühlen Keller. Muss ja nicht immer Merlot sein - da bin ich grausam tolerant. Es gibt zwar tolle Dinge die man auf lange Sicht planen kann. Aber Montag ist manchmal auch schon aller Lusten Anfang…


GIBT ES NOCH TRINKBARE 1973er?

Eigentlich Pech, wenn jemand im Weinjahr 1973 geboren ist. Selbst dem Mouton-Rothschild kann der berühmte Picasso nicht über die höchste bescheidene Qualität hinweg helfen.

Mit einem Mail an die Personalchefin frage ich nach seinem Jahrgang. Die Anwort kommt postwendend. Eigentlich wollte ich am Abend im Restaurant Clefs in Lugnorre seinen Jahrgang zum Essen als Überraschung öffnen. Aber mit 1973 einem jungen Fruchttrinker eine Freude bereiten? Trotzdem startete ich mein Excel auf und es kamen nicht wenige Vorschläge, die für eine önologische Geisterbahn taugen würden. Die erste mögliche Selektion fiel auf den Cheval Blanc. Hier erinnerte ich mich, dass er einer der Überraschnungen einer grossen Vertikalprobe war. In der Folge zeigte sich der Wein fragil, recht hell mit orangen Noten. Begann mit Noten nach altem Heu und halbnassem Waldboden, doch dann wurde er feinwürzig, drehte in domikanischen Tabak, getrocknete Datteln und zeigte sogar ein paar Himbeerspuren. Leicht, fragil aber doch noch bekömmlich. 
Wenn zwei Männer unterwegs sind, verträgt es auch noch eine zweite Flasche. Und ich wollte zudem auf Nummer sicher gehen. Und wenn man dies in kleinen Jahrgängen will, dann sollte Man(n) in die Latourkiste greifen. Der 1973 Latour ist in keiner Art und Weise müde. Das sieht man schon an seiner noch völlig intakten Farbe. Der Duft ist ausladend, immer noch mit pflaumigen Fruchtresten und dunklen Hölzern, die Tannine geschmeidig und erstaunlich Fleisch zeigend. Das Finale mit mittlerem Druck. Kein mächtiger Latour; logischerweise - aber ein feminines Pauillacerlebnis mit viel Charme.  Wer sass auf der anderen Seite? Mein Arbeitskollege Tjark Heyenga. Er hat dieses Jahr mit dem Jahrgang 2007 erstmals den administrativen Teil der Bordeaux-Einkaufes übernommen. Mit Bravour. Und jetzt waren wir unterwegs, um an anderen Tag in Vinzel die «instruction du mise» zu machen. Bei dieser Sitzung wird für jeden Cru entschieden, ob wir halbe Flaschen, normale, Magnums oder noch grössere Formate bei den Châteaux für Mövenpick abfüllen lassen. Immerhin ein Einkaufsvolumen von mehreren Millionen Franken für die vielen Lastwagen, die im Frühjahr 2010 die voraus bezahlten Bordeaux in die Schweiz transportieren werden.
Doch von diesem Zeipunkt waren wir noch weit entfernt, als wir die beiden doch ziemlich eindrücklichen Weine tranken. Ebenso unvergesslich wir die mit Gänseleber gefüllte Wachtel in Errinerung bleiben. Nicht zuletzt wegen dem dazu gereichten Trüffelrisotto. Und der sagenhaften Bouillabaisse als Vorspiel...


OHNE WORTE

Auf dem Tisch stand eine Flasche 2007 Sauvignon Blanc Wither Hills aus New Zealand und der Wein funkelte grünlich im Glas und es duftete herrlich nach Pomelofrucht und Pink-Grapefruits. Es war eine Sitzung um gewisse Details für den geplanten Umbau zu klären.

Die Architektin fragte den kleinen, hageren Mann der an meiner rechten Seite sass beiläufig ob er noch oft in seine alte Heimat gehe. 
Dieser antwortete mit einem kurzen Nein. Die Architektin hackte nochmals nach mit Warum. Da holte der Mann seine Idenditätskarte hervor und diese zeugte davon dass er jetzt Schweizer ist.
Hat er auch verdient dachte ich mir. Mit seinem Sohn hat er vor Jahren ein Baugeschäft eröffnet und macht sehr gute Arbeit. Wie ich hörte und seit ein paar Wochen auch selber weiss. Absolut zuverlässig! 
Und dann begann er ganz leise zu sprechen, mit bosnisch-serbischem Akzent in seinem holprigen Französisch: «Als ich noch als Fremdarbeiter mit Aufenhaltsbewilligung als Maurer in der Schweiz angestellt war, ging ich in jeden Sommerferien zurück in meine Heimat. Dabei baute ich voller Freude immer wieder an meinem Haus weiter, das mir einst für meine Pension für meine alten Tage dienen sollte. Ein Schukollege half mir dabei und ich bezahlte ihn für seine Arbeit. Im Krieg erschoss dieser Schulkollege meinen Vater und zündete mein Haus an!» 
Ich hörte andächtig zu und ging dann wortlos zur Toilette. Nicht um zu pinkeln - sondern um zu weinen!


TEN YEARS AFTER - EIN BESONDERES HOCHZEITSJUBILÄUM

Wie feiert man den 10. Hochzeitstag gebührlich? Wir haben uns entschlossen, dies mit Freunden zu tun. Mit sehr guten Freunden!

Ein ganzes Wochenende lang auf der Melchsee-Frutt. Am ersten Tag brutzelte Irene's Hackbraten im Ofen und dann entkorkten wir aus dem Keller von Ruedi schöne Bordeauxweine vom Hochzeitsjahrgang 1998. Der Latour à Pomerol  war süffig rund, rotbeerig und süss, genau so wie ein sehr grosser Pomerol sein sollte (18/20). Ebenfalls mit vielen Waldfrüchten – der Rouget (18/20). Der Vieux Château Certan zeigte sich vielschichtig, nuanciert und sehr würzig (19/20). Der Haut-Brion machte ein Fäustchen und war höchst diskret mit versteckter, aber garantierter Grösse (19/20). Ganz erstaunlich zugänglich der weiche Latour aus der Magnum (18/20). Fest, dicht und noch kompakt der Mouton-Rothschild und noch 5 Jahre von der ersten Reife entfernt (19/20).

Am nächsten Tag versuchte ich mit meinen Commis Kaspar und Felix das Hochzeitsmenu nach zu kochen. Gänseleber mit Portweingelée. Gebratene Eglifilets auf Lauchbeet. Pouletfilet mit Balsamicolinsen und schwarzen Trüffeln. Rinderfilet am Stück mit Savoyerkartoffeln und Gemüse. Dann noch Rolf Beelers Käseselektion.

Die Weine, ebenfalls original vom damaligen Hochzeitsmenu. Vor 10 Jahren immerhin für 100 Personen geöffnet! 1992 Riesling Hochäcker Privat Nigl, Senftenberg mit schöner Firne, fast elsässischem Terroirton und viel Quitten (17/20). Genial und noch sehr frisch, 1992 Château de Fieuzal Blanc. Nach wie vor einer der allerbesten, gereiften weissen Pessac-Léognans (19/20). Abgeklärt, reif und weich mit Waldbodentönen und auch Waldbeeren; 1989 Château Pavie (18/20). Passend zum zarten Rindsfilet, einer der elegantesten 1970er Bordeaux; La Lagune (18/20). Langsam öffnet sich auch der geduldige 1989 Grand-Puy-Lacoste, den es vor 10 Jahren in seiner Fruchtphase – ebenfalls zu Beelerkäse – aus Impérialflaschen gab. Dieser grossartige und immer noch unterschätzte Pauillac ist jetzt wieder auf dem Niveau von 19-Punkten. Schön, in einer so warmherzigen Umgebung Bilanz für 10 wunderschöne Ehejahre ziehen zu dürfen. All das wäre nicht möglich gewesen, wenn es meine wunderbare Frau Karin nicht gäbe...  Latour 1961!      


ADAMA - WER WEISS SCHON WAS DAS IST?

Gibt man beim Google das Wort Adama ein, so weist die Suchmaschine auf eine Stadt, einen Priester oder einen Commander hin. Also bin ich für einmal ausnahmsweise um Nuancen schlauer als das Google. Warum? Weil ich weiss, dass es noch eine vierte Variante gibt.


Nämlich ein Wein der Adamá heisst, dass er aus dem Ribera del Duero kommt, in 100 % neuer Eiche ausgebaut ist, aus 80jährigen Reben stammt, sagenhaft gut ist und mit dem hier gemeinten Jahrgang 2004 erstmals produziert wurde. Das önologische Novum ist (noch) gänzlich unbekannt und ein neuer Freund von mir hat die ganze Ernte gekauft.

Zu trinken gibt es diesen sagenhaften 2004 Adamá im Restaurant Sempacherhof in Sempach und im Restaurant Mostkrug in St. Erhard. Und kaufen könnte man ihn auch. Nämlich für 55 Franken bei gfellenholiday@bluewin.ch


2002 CHÂTEAU MOUTON-ROTHSCHILD

Manchmal ist es erlaubt für Komplimente zu fischen. Ich war immerhin der einzige Journalist der beim eher schwierigen Jahrgang 2002 den Mut hatte, einem Wein die maximale Punktezahl zu verleihen.
Jetzt ist dieser geniale Mouton ziemlich genau 5 Jahre in der Flasche. Zeit um Bilanz zu ziehen: Glücklich - wer damals kaufte. Dumm - wer jetzt nicht doch noch kauft... Noch dümmer, wer ihn noch nie getrunken hat! 


03: Fassprobe (20/20): 77 % Cabernet Sauvignon, 9,7 % Cabernet Franc, 11,9 % Merlot, 1,4 % Petit Verdot. Produktion etwa 240'000 Flaschen (normalerweise etwa 300'000). Der Grand Vin ist aus einer Selektion von letztendlich 25 hl/ha: Extrem dichte, fast schwarze Farbe. Ein geballtes Aromenpaket in der Nase; Palisander, Mocca, dunkles Caramel, Malztöne, Orangeat, wirkt komplex, fast rahmig und zeigt bereits in der Nase eine Konzentration wie ganz alte, legendäre Jahrgänge. Im Gaumen ein Ausbund an Fülle, Eleganz und erschlagender Cabernet-Aromatik, reife, süss ausstrahlende Tannine, fleischige Textur und eine königliche Adstringenz zeigend, extrem nachhaltig. Es besteht kein Zweifel, dass hier in diesem Ausnahmejahr einer der allergrössten Mouton der neuen Zeit entstanden ist. Und wer hier beim Primeurkauf zum Handkuss kommt, wird es niemals bereuen. Aber es wird mindestens 15 Jahre dauern, bis dieser legendäre Jahrhundert-Mouton seine erste Genussreife erreicht. Dann wieder im Herbst 2003 und noch einmal im Frühling 2004 auf Mouton verkostet. Es ist nicht unbedingt die Grösse des Weines, die ihn zum 20/20 Punkte-Wein macht, sondern dessen bestechende Schönheit. Verkostungsnotiz während der Primeurprobe im April 2004 im direkten Vergleich zum Mouton 2003: Verrücktes Schoko-, Minzebouquet, Cakesfrüchte, sensationell viel schwarze Beeren und eine Nase, wie sie nur ein Mouton haben kann. Im Gaumen eine sensationelle Orgie, deutlich viel mehr Primärfrucht wie der 2003er, Rasse, Pep und ein Wahnsinnspower im Finale, wilder Rosmarin und fast einen australischen Fruchttouch zeigend, was bitte nicht für atypisch oder gar als Qualitätseinbusse verstehen werden soll. Er war von Anfang an schon ein Traum-Mouton und bleibt siegessicher auf diesem Kurs (20/20). Und eine weitere Notiz anlässlich eine Mega-Welt-Blind-Probe in Weggis im Frühling 2005: Dunkles Rubin-Purpur, lila Reflexe. Wahnsinniges Röstbouquet, Cassis, Pflaumen, Dörrbananen, Sandelholz und Pralinen, wuchtig und berauschend in der Nase. Im Gaumen reife Tannine, dicht, konzentriert, wiederum ein Pfauenrad an sehr reifen Caberneteindrücken, Mahagoni, Süssholz, Vanilleschote, Leder, Tabak und noch viel mehr. Perfekt und fraglos ein Jahrhundertwein (20/20). Ein interessantes Experiment: Lucien Schmidlin dekantierte eine Flasche 11 Stunden lang und die andere eine Stunde. Beide im selben Keller mit derselben Temperatur eingeschenkt.  Mir gefielt der frisch dekantierte besser, weil mehr Aromatik und Fruchtdruck. Bei der länger belüfteten Flasche zeigten sich die Gerbstoffe mehr im Vordergrund. Das Experiment zeigte aber auch das unwahrscheinliche Potential dieses Jahrhundertweines auf. (20/20). Drei Stunden dekantiert im Januar 2008: Eine Bombe! Und wieder dekantiert, diesmal «nur» zwei Stunden und diesmal bei Bärti Stocker. Der Wein ist atemberauschend süss, duftet nach buttrigem Caramel und reifem Cassis und frisch gekochtem Brombeergelée und parfümiertem Cabernet. Im Gaumen rund, weich, mundfüllend. Eine absolute Orgie. Das Verrückte. Der 2007er kostet mehr als 600 Franken. Dieser geniale 2002er die Hälfte. 20/20 2010 - 2040 


CLAUS JACOBS & RUEDI RYMANN

Was haben Claus Jacobs und Ruedi Rymann gemeinsam? Beide sind am gleichen Tag verstorben. Der Eine Millarden schwer - der Andere hat den möglcherweise ärmsten Mann der Schweiz ständig besungen; den Schacher Seppli!
Den Claus Jacobs kannte ich nicht. Er soll aber ein gütiger Mäzen und Unternehmer gewesen sein. Hingegen erinnere ich mich gern an recht viele Momente mit Ruedi. Als ich vor vielen Jahren jeweils mit dem Musiktrio JUMBOS in Obwalden unterwegs war, gab es viele gemeinsame Auftritte an denen auch Ruedi Rymann mit seinen Liedern das Publikum erfreute. Mein Lieblingstück von ihm war immer «dä Häxeschuss». Ein grossartiger und gleichzeitig sehr bescheidener Mann ist von uns gegangen. Wie hat er so schön gesungen? «Diä arme und die riche Lüüt wennd's schön im Himmel ha...» 


SCHWIMMEN, SEGELN, MOTORRADFAHREN, BORDEAUX & SPANIEN

Das war ein August! Es ist zu viel passiert, alsdass ich die Geschichten einzeln aufzählen könnte. 150 rote Austria-Weine anfangs August in Wien für den WeinWisser und dann zur Erholung in die Wachau. Dort schwammen wir von Spitz nach Loiben. Immerhin eineinhalb Stunden bei knapp 19 Grad Donautemperatur. Ohne Neopren versteht sich...

Dann die grosse Motorradtour durch Deutschland. Jeden Abend bei anderen Freunden mit anderen Weinen. Höhepunkte: 1957 Mission, 1968 Vega, 2004 Massetto, viele Magnums (Cheval 1983 = 20/20) in der Bussumschen Wjnkoperey, eine ganze Batterie 1989 und 1990 Bordeaux im direkten Vergleich beim musischen Freund Wolfi.

Weiter mit seetauglichen Flaschen auf dem Ijsselmeer in Holland.
Und dann in Spanien bei Freunden auf Castello Granadella der 1950 Château Pétrus. Am Sonntagabend nach Hause und am Montag wieder im Tessin. 150 zum Teil geniale Merlot vom Jahrgang 2006. Auch wieder für den WeinWisser. Ein paar Abstecher in herrliche Grottos mit Vertikalen von Spitzenwinzern und schliesslich mit meinem Freund Luigi Zanini das knusprig-saftige Porcellino in Pojana. 

Koffer packen. Mit 40 Freunden nach Bordeaux für vier Tage. Der 2008 braucht jetzt viel Sonne und Wärme damit noch etwas Gescheites darauf wird. Hoffentlich werden die Châteaubesitzer gescheiter. Denn der 2007er war in der Subskirption ein Flopp. Nicht wegen der Qualität - sondern wegen seinem Preis.

Die letzte Überraschung: 1990 Matanzas Creek Merlot (19/20). Das ist ein vergessener Siegerwein einer Académie du Vin Merlot-Probe, der sich auch heute noch halten kann. Getrunken an einem letzten Sommerabend auf einer kleinen, privaten Terasse in Walchwil mit atemberaubendem Blick auf den Zugersee.

Segeln in Holland...

     



SCHIFF AHOI 

Traditionen soll man pflegen wie Freundschaften. Eine Freundschaft verbindet mich mit Jürg Kaufmann und es ist Tradition, dass ein paar Männer kurz vor den Sommerferien auf seinem Blufferboot einen zweitägigen Ausflug machen. Und dem Motto: SSS (Sonne, Saufen, Schlafen) erlebten wir viele schöne Weine und drei nicht gerade sommerlich frugale Mahlzeiten.

Die erste bei Charly Bucher am Seeplätzli mit Tessiner Würsten und einem kräftigen Hohrückensteak und herrlichen, selbst gemachten Chutneys. Dann am Abend auf der lauen Terrasse der Park Hotel Weggis in Form eines nachgedoppelten Kalbskotellets und dann nochmals mittags in der Obermatt in meinem Heimatdorf Ennetbürgen – auf der hinteren Seite des Bürgenstocks.

Die grössten Enttäuschungen: 1996 Cos (Zapfen) und 1996 Pichon Baron. Von letzterem scheint es zwei Füllungen zu geben: Eine saubere und eine unsaubere…

Toll reif und würzig; 1994 Valandraud (19/20) Erstmals irgendwie in allererster Reife: 1994 Mouton (19/20). Da scheint der gleiche Wein vom Jahrgang 1996 schon viel präsenter und zeigt sich Pauillac-geil (19/20). Grünwürzig mit viel Eucalyptus; 1991 Clinet. Der vielleicht perfekteste Wein – ebenfalls ein Pauillac; 1995 Lafite-Rotschild. Der ist tänzerisch, fein und delikat, genau so wie ein ganz grosser Lafite sein sollte (19/20). Wenig erbaut waren wir vom dünnen Weinchen das irgendwie nur Barriquen-süss, fett mit einer unpassenden Bitterkeit im Innern daher kam; 1999 Pichon-Lalande aus der Magnum (16/20). Zum Glück stand daneben eine andere gleich grosse Magnum mit wesentlich grösserem Inhalt: 1999 Pape-Clément. Schauen Sie mal meine allerersten Notizen an. Hätten Sie damals gekauft, so könnten Sie dieses geniale, grosse 99er-Weinwerk am eigenen Leib der Leber zuführen. Diesen Wein würde ich auch heute noch kaufen und die nächsten 10 Jahre hemmungslos geniessen.    



BEST BOTTLE BEI MARINO IM BURGUND (OHNE BURGUNDER)

Nicht immer hat Gabriel Lust zum Schreiben, aber eigentlich immer Lust auf Wein. So habe ich denn an einem Wochenende mit Freunden in der französischen Bresse den Kugelschreiber mit dem Mikrofon vertauscht und gleich viel gesungen wie gesof...! Glücklicherweise hatte mein Weinfreund Baschi Schwander sebastian.schwander@bluewin.ch seinen Kugelschreiber dabei. Und aus der Kombination Kugelschreiber, mehrere Blätter Papier, viele Weine und Baschi ist ein herrlicher, süffiger Report entstanden.

Schon lange freute ich mich auf das Wochenende mit Weinfreunden in Sagy bei Marino Aliprandi. www.sapin-bleu.com. Verweilen, philosophieren und vor allem zum geniessen ein.
Als Höhepunkt des Weekends stand die samstägliche Best Bottle auf dem Programm.
Nach einem scharfen Jassnachmittag (…ja, René ich weiss, ich schulde Dir noch 31
Stutz….) bei 25 Grad und 1 Promille, verschlief ich leider den „weissen“ Einstieg und
beginne daher gleich mit den Rotweinen…
Tessiner am Start: Grossen Genuss bietet der Orizzonte 2000 Magnum von Christian Zündel (18.5 Punke, trinken), voll ausgereift und mit neckischen Barrique Süssenoten versehen. Trinkspass pur. Mit viel Potential ausgestattet ist Vinattieri 2003 von Zanini (17.5+ Punkte, 2012 – 2025). Fruchtphase schon leicht am abklingen, Holz und Tannine im Moment etwas vordergründig. Warten lohnt sich.

Er war nie richtig gross, und wird es auch nie: Lafite Rothschild 1983 Magnum (15 Punkte, verkaufen). Grün, unreif und hart. Mit diesem Glas Wein begaben wir uns an den grossen Tisch vor der Sapin Bleu. Es entstanden hoch interessante „Fachgespräche“. Auf der einen Seite mit Roli und Marino, und auf der anderen Seite mit einem netten, deutschen, mittelalterlichen Ehepaar (aber dazu später mehr….)
Zuerst trafen wir auf alte Bekannte. Hervorragend der Léoville las Cases 1989 (18.5 Punkte, trinken – 2025) Hat sich zu einem St. Julien Klassiker entwickelt. Meine oben angesprochene Tischnachbarin, mochte diesen Wein allerdings nicht. Sie stehe weniger so auf Cabernet Sauvignon. Trotzdem gefiel ihr dann aber Mouton Rothschild 1988 Magnum (19+, trinken bis 2040), und mir natürlich auch! Unglaublich wie sich dieser 88er in den letzten zwei Jahre gemausert hat. Diese perfekte Magnum wirkt deutlich jugendlicher als vergangene Normalflaschen. Jetzt wird es für mein nettes vis à vis wieder schwieriger…. Palmer 1989 (19 Punkte, trinken bis 2030). Bei ihr stank hier im Glas alles, was ich eigentlich so liebe. Der 89er gehört für mich zu den Weinen, welche sich praktisch ein Leben lang in einer schier endlosen Genussphase befinden.

Genial! Meine liebe deutsche Tischkollegin meinte, dass es sich jetzt noch lohne
zurückhaltend zu geniessen, da ja sicher bald ihre eingelieferte Best Bottle kam, während Sie den 89er Palmer ihrem Ehegatten überlies, und leider nicht mir….

Eigentlich sollte der nächste Wein ein Schweizer sein, denn der roch so stark nach Ricola, dass nur wir so was erfinden können. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass ein leicht modriger Geruch das üppig, würzige, Eucalyptus/Minze/Tannenharz Bouquet etwas verfälscht. Die zweite Flasche war aber dann besser, oder hatte einfach schon etwas mehr Luft. Sehr dicht und intensiv. Ein sehr kontroverser Wein, dieser Heitz Marthas Vineyard 1985 (17.5 Punkte, trinken bis 2020). Hier gab es bestimmt 20 Punkte von Fans, und es gab null Punkte von meiner Tischnachbarin – einzig der Kommentar: „Pfui deibel…“ Komisch, die mag den Wein ja gar nicht, obwohl ihr Mann diese Flaschen mitgenommen hat? Die Erklärung kam von ihm selbst. Er wisse, welche Weine seine Frau nicht mag, und nehme diese dann jeweils an solche Degustationen mit. So könne er laufend Weine in seinem Keller austauschen, und ihn nach weiblicher Geschmacksrichtung neu bestücken… Das ist wahre Liebe! Noch bevor ich mir die Ueberlegung anstellte, ob es eventuell nicht intelligenter wäre die Frau statt die Weine auszutauschen, kredenzte Patrick Bopp bereits die nächste Flasche…

Joseph Phelps „Insignia“ 1994 (18+ Punkte 2012 – 2050). Sehr jugendlich,
Barriques dominiert, trotzdem nicht überladen. Sehr schön, und wird feiner! Kommentar meines Gspändlis auf der anderen Seite der Flasche (klar ihr wisst es inzwischen schon…): „Cabernet Sauvignon mag i ned“. Kein Problem – so gibt’s für mich ein zweites Glas…. Einziger Wein mit Kork war dann Laurel Glen Cabernet Sauvignon 1990 (Magnum). Im Gaumen allerdings sehr massiv und nach wie vor mit kernigen Gerbstoffen ausgestattet. Schade, ich glaube das wäre ein wirklich toller Tropfen….
Kommentar von nebenan: „Kein Kork – so ist halt Cabernet Sauvignon, aber bald kommt ja mein 20-Pünkter….“)

Doch vorher noch was für mich: Stag’s Leap Cask 23 1991 (19.5 Punkte, trinken – 2030). Das ist ein fast perfekt ausgereifter, grosser Kalifornier, der immer ein wenig im Schatten der prestigeträchtigeren US-Kultweine steht. Samtig, elegant mit einer grossartigen Länge und Tiefgang. Herrlich anhaltender Abgang. Den Wein muss ich unbedingt auftreiben für Amarican Beauty 2, was meine „Beauty next to me“ nur mit ungläubigem kopfschütteln quittierte. Aber eben – der Patrick weiss schon wie man die Weine in der richtigen Reihenfolge zusammenstellt, damit die Highlights am Schluss kommen…

Und so wurde meine liebe Tischnachbarin immer aufgeregter, da nun jeder Wein ihr
persönlicher 20 Pünkter sein könnte…. Aber es war noch nicht so weit. Nochmals ein Kalifornier: Diamond Creek „Gravelly Meadow“ 1996 (17 Punkte trinken –

2020). Gut gemachter Wein, leicht reduktiv, wenig Tiefgang. Schöner Begleiter zu den geschmorten Burgunder-Bäggli….

Nächster Wein war der grosse Léoville las Cases 1996 (18+ Punkte 2015 – 2070),
über den es schwierig ist, etwas zu notieren, so zugenagelt der ist. Völlig reduktiv.
Braucht viel Geduld, Glauben und Vorstellungskraft.

Und dann – endlich. Neben mir funkeln ihre Augen, ein Strahlen erhellt den Himmel über Sagy… Patrick schenkt „ihren“ angekündigten 20-Pünkter ein. Auf deren Befehl hin, darf er mir die Flasche nicht zeigen, so dass ich ja nicht voreingenommen urteile. Gespannt wie ein Pfeilbogen wartete sie auf meine Meinung, während ihr Mann bereits im siebten Himmel schwelgte, und seine Nase kaum mehr aus dem wohl göttlichen Trunk heraus brachte. „Also, sag schon – was ist es?“ Ich weiss es nicht. Intensive, üppige Nase, Teer, würzig. Anis, Kokos. Im Gaumen sehr fett, dicht. Sehr alkoholisch, etwas universell. Könnte ein Australier oder Südfranzose sein. Eventuell sogar ein Sizilianer oder ein Spanier. Keine Ahnung. Gut kommt der Wein gegen Schluss, meinte ich noch, denn danach trinkst du dann nicht mehr viel… Die Lösung des Rätsels: Castillo Perelada Ex Ex 2001 (16 Punkte, trinken – 2015). Ein Spanier also, gekeltert aus Shiraz-Trauben und einem Alkoholgehalt von über 15 Vol %. Ausgebaut in französischen Barriques. Gerne lasse ich mich über ihren Lieblingstropfen informieren. Der Wein werde nur in ganz aussergewöhnlichen Jahren produziert (zum Glück….), und sei im normalen Handel nicht erhältlich (nochmals Glück gehabt….), und trotzdem seien sie dank guten Beziehungen an 60 Flaschen herangekommen (na dann Prost…). Das Weingut werde übrigens von einem berühmten französischen Oenologen beraten (ja, danke es reicht jetzt. Ich habs ja vermutet…). Wieso der Wein den komischen Namen „Ex Ex“ trägt, konnte mir niemand erklären. Wahrscheinlich als Empfehlung für Alkoholiker, den Wein ex ex zu trinken. Oder dem Weinmacher sind schon zwei Ehefrauen davongelaufen (kein
Wunder, wenn man solche Weine produziert)

So, kommen wir zum Schluss. Letzter Wein. Ein geübter Blick, meiner immer noch im
Spanier versunkenen Tischnachbarin, aufs Etikette, und schlagartig kam die Bewertung: „Schon wieder so ein typischer Cabernet Sauvignon Bordeaux – ich bleib bei meinem 20 Pünkter, und gute Nacht zusammen.“ So verabschiedete sie sich mit ihrem Ex Ex (Wein), und Ehemann aufs Zimmer… Der Wein war übrigens wirklich ein Bordeaux, und besteht zu 90% aus Merlot, Er ist schlicht genial, und an Eleganz und Feinheit fast nicht mehr zu überbieten. Pavie-Decesse 2000 (19.5 Punkte, trinken – 2030).

Zum Abschluss gebührt ein herzliches Dankeschön an René, für die Organisation. An
Marino, Stella und Severin, für ihre Gastfreundschaft. Sowie an Patrick, für die
Bereitstellung der Weine (was bei 25 Grad Abendtemperatur, nicht eine ganz einfache Sache ist), und an Werni, für das wunderbar Burgunder Abendmahl (von der Flusskrebssuppe bestelle ich bitte noch eine Gallone nach….)

NB: Wie immer noch der Wein, der dran glauben musste während dieses Raports:
Pichon Baron 2000 (19+ Punkte, trinken – 2040). Scheint ein kurzes Genussfenster weit aufgerissen zu haben. Wer hat sollte sich unbedingt jetzt mal an die ersten Flaschen wagen. Prächtiges Bordeaux-Jungwein Erlebnis!

Bis bald – viel Weinspass wünscht euch

Lynch Baschi (70% Cabernet Sauvignon, zum Glück!...)

WEINWANDERN MIT LAMA 

Nach rund drei Stunden erreichten wir – zusammen mit den sechs Lama’s - die Voralphütte. In den Satteltaschen; herrliche Weine, die jeder zum einfachen, aber sehr schmackhaften Nachtessen mitbrachte. Der Tiefpunkt vorneweg: 1997 Château Lafleur aus der Doppelmagnum, aus Gabriels Weinkeller: Korken! Doch es gab genügend Trost.
Für mich der Höhepunkt: 1990 Château Montus aus der Magnum. Wer für die wenig akzeptierte Rebsorte Tannat genügend Geduld aufbringt, erlebt einen wahren, kräftigen Terroirwein von grosser Klasse. Als der 1990 Château d’Yquem zur Apfeljalousie unten serviert wurde, lag der Gabriel schon schnarchend flach oben im Massenlager…


WEINWISSER VERKAUFT

Nach fast 200 Editionen und 16 Verlagsjahren findet der WeinWisser einen neuen Besitzer.
Die drei ehemaligen Besitzer Christine Piontek (Verlagsleiterin),  Wolfram Meister und René Gabriel (Herausgeber) haben die Gesellschaftsanteile dieses erfolgreichen Newsletter an den Konradin-Verlag in Deutschland verkauft.
René Gabriel bleibt dem WW als Autor und Berater aber auf weitere Sicht erhalten. 


LATOUR UND WURSCHTSALAT

Während ich dieses sommerliche Geschichtlein in die Webseite hacke, kommt auf dem Labtop grad die neueste Preisliste von einem bekannten Broker rein. Beim Scrollen bleibe ich bei Château Latour hängen.


Die Jahrgänge 2000, 2003 oder 2005 kosten momentan alle so um die 1500 Franken plus Mehrwertsteuer. Am letzten Donnerstag waren Tobler (WETO) und Gabriel (REGA) unterwegs an den Murtensee. So um 14.00 Uhr verspürten wir beide instandhaft so ein kleines «Hüngerli». Wir hielten kurz vor Bern an und suchten eine Gaststätte heim. Jeder orderte ein Bier beim AHV-verdächtigen Frölein und je einen Käse-Wurstsalat. Beim Blick auf die Weinkarte entschieden wir uns das Bier etwas schneller zu trinken und den dazu nicht gerade unbedingt passenden Wein zu bestellen: 1990 Château Latour. Dieser zeigte sich sehr reif (wie die Serviertochter) hielt sich dann aber sehr gut und schien mit jedem Schluck etwas jünger zu werden. Was der Serviertochter nicht gelang. Und was kostete dieser sommerliche Spass total? Genau 369 Franken. Also viel weniger als man für einen Latour 2000, 2003 oder 2005 (ohne Käse-Wurstsalat) auf dem offenen Markt zahlen müsste.
Und der Name des Restaurants? Sorry - der will mir jetzt aber momentan partout nicht einfallen. Nicht, dass noch ein Leser dieser Webseite ebenfalls Lust auf Wurst-Käsesalat bekommt...  


MONDIALE PROBLEME

Die Australier sorgen sich um das Barrier Reef. 
Die USA haben Steuerprobleme mit den UBS nach dem Motto: «There are two sides of the balance sheet - the left side and the right side. On the left side, there is nothing right, and on the right side, there is nothing left. 
In Kolumbien ist nach sechs Jahren zermürbender Geiselhaft Ingrid Betancourt endlich frei gelassen worden.  
In Alaska wollen die Amerikaner jetzt doch Öllöcher bohren, weil das mit dem Irak nicht ganz so klappte. 
In Afrika macht Mugabe noch eine Zugabe. Obwohl niemand vorher geklatscht hat. 
Und der Europa-Rat will jetzt doch tolerieren, dass die Gemüsegurken nicht unbedingt leicht gekümmt sein müssten. So hat jeder Staat seine eigenen Probleme...


DER IDEALE SOMMERWEIN

Mittagessen bei Guschti im Restaurant Brandenberg in Zug. Es ist heiss und doch luftig im einladenden Platanengarten. Jetzt ein kühles Bier? Oder vielleicht halt doch eher ein Sommerwein?


Damit meine ich einen Wein den ich auch im Winter trinke nur jetzt halt zwei Grad kühler. Einen aus einem etwas leichteren Jahr. Da fällt mein Blick auf den Château Gruaud-Larose 2002. Er kommt tatsächlich angenehm kühl auf den Tisch. Zuerst schmeckt er noch leicht nach Röstaromen welche die dezent unterreife Frucht zudecken. Doch die Gerbstoffe sind saftig weich und der Wein macht allen Beteiligen offensichtlich viel Freude. So macht Bordeaux Spass! Und was kostet dieser Spass? 75 Franken. Ja wohl. Ein grosser Bordeaux, der jetzt reif ist und zur Elite der Deuxième gehört. Nicht 75 Franken en primeur beim Weinhändler. Sondern 75 sehr faire Franken beim Gutschti. Was für eine verkehrte Welt? Vor allem für jene die vor ein paar Jahren keine Primeurs einkauften. Oder sich jetzt nicht noch - als letzte Chance - mit solchen ähnlichen Flaschen im Markt eindecken. Oder warten in der Hoffnung, dass solch tolle Bordeaux irgendwann wieder billiger werden. Oder solche – die den Guschti nicht kennen…



NICHT JEDER POLIZIST IST EIN WEINKENNER

Wir sitzen am Tisch. Unterschreiben ein wichtiges Papier und dann gibt es etwas zu feiern. Auf dem Tisch herrlich reife Käse im Glas den 2000 Pignan von Rayas. Eine halbe Stunde später in einem etwas fülligeren Glas der 1999 Château Rayas. Eine weitere halbe Stunde später, wieder im etwas kleineren Glas; 1982 Cheval Blanc. Alle Weine reif, irgendwie traditionell und sehr gross. Jeder auf seine Art.

Dann mache ich mich auf den Nachhauseweg. Nach Luzern meldet sich mein Handy und an diesem Handy im Lautsprecher fragt der «dritte Mann» dieser Begegnung nach dem Namen des Hotels in Rapperswil das wir ihm empfahlen. Ich nenne ihm diesen Namen und dann überholt saufrech ein metallisch-anthrazitischer BMW und biegt sofort wieder rechts rein. Und hinten am Rückfenster dieses galanten Kombis erscheint eine Leuchtschrift: «Polizei - bitte folgen!»

Ich überlege mir, wie viele Promille ich intus habe und sage zu mir, dass ich ja eigentlich immer genau weiss wann ich fahren soll, kann und darf. Es wäre höchstens schade, wenn es nur knapp reichen würde. Falls ich über dem schadhaften Limit von 0.5 Promille läge. Wenn schon – dann schon...

Der freundliche Polizist tappt freundlich an seine Stirn. Nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit der ganzen Hand. Stellt sich vor und fragt nach den Papieren.

«Alles kann ich Ihnen leider nicht zeigen. Wissen Sie, der Wagen ist ganz neu und im alten befindet sich noch das Kabel mit dem ich mittels Ohrhörer und Mirkofon so im Auto sprechen könnte, dass ich nicht den ganzen Apparat ans Ohr halten müsste. Und das hier ist ein ganz neues Fahrzeug und die Freisprechanlage wird erst übermorgen in der Autogarage eingebaut.»

Er hat Verständnis, gibt sich aber nachhaltig: «Wissen Sie Herr Gabriel, ich muss Sie nicht büssen, weil das besagte Kabel noch im alten Auto liegt und die Freisprechanlage noch nicht im neuen Auto montiert ist, sondern weil Sie eben mit dem Handy am Ohr telefoniert haben. Wollen Sie die 100 Franken gleich bar zahlen?»

Mein Portemonnaie halte ich immer griffbereit, wie eine schussgeladene Waffe und nehme den versöhnlichen Schein daraus hervor und gebe ihn grosszügig dem uniformierten Freund. 

Auf dem Heimweg kaufe ich noch frisch gepflückte Kirschen. Eine halbe Stunde nach dem Polizei-Handykontakt blase ich zu Hause in mein geeichtes Polizeimessgerät: 0.44 Promille. Vor 30 Minuten hätte es wohl knapp werden können. Nicht jeder Polizist ist ein Weinkenner aber immerhin ein Handyfachmann.




EINFACH WIEDER MAL EINEN BAROLO TRINKEN

Ich gebe es zu. In diesem Bereich war ich lange abstinent. Ich bin einfach keinem mehr begegnet. So die ehrliche, aber auch fadenscheinige Ausrede. Denn es gibt welche in meinem Keller. Sehr gute sogar. Aber meine Frau mag die nicht. Und ich eigentlich auch nicht. Also bleiben sie liegen.

Im Glas vor mir ist der 2003 Barolo von der Famiglia Marrone. Der Winzer Gian Piero sitzt neben dran. Der Wein ist duftig, fein, elegant, unspektakulär. Trinkt sich erstaunlich leicht und ich bin mir gar nicht sicher, ob ich ihn richtig erlebt habe und schenke mir noch einmal nach. Und noch einmal. Kann Barolo wirklich so viel Spass machen? Und so gross sein, dass die Finessen im Gaumen gar tanzen? Und Gabriel das Gefühl hat, dieser einfache, aber gleichzeitig geniale Wein kann 19 Punkte verdienen.
Ich bin mir unsicher und schenke noch einmal nach. Am Schluss bin ich mir ganz sicher dass es 19/20 sind. Glücklicherweise habe ich dieser Erkenntnis knapp vor Erreichen des Flaschenbodens erreicht. Sonst wäre ich womöglich wieder unsicher geworden...



CASTELLO LUIGI AUF WELTKLASSENIVEAU

Viel Prominenz ist da! Die Zanini's feiern Jubiläum und laden 400 Gäste ins Castello Luigi in Besazio im Tessin ein. Die letzten 10 Jahrgänge in weiss und rot passieren Revue. Ich nehme mir die Mühe die Roten besonders unter die Lupe zu nehmen. Die besten sind bestätigenderweise auf Weltklasseniveau. 1997, 2000, 2002 und 2005. Letzterer ist so fein und hat geschmackliche Affinitäten zu einem Château Margaux. Das ist Swiss-Premier-Grand-Cru-Classé! Der 2005 Castello Luigi ist der bisher beste, je produzierte Jahrgang und mit einem Verkaufspreis von über 100 Franken der wohl teuerste, je in der Schweiz lancierte, in etwas grösseren Mengen erhältliche Rotwein. Ich bewerte ihn mit 19/20 Punkten. Und somit ist er diesen Preis auch wert. Falls man ihn bekommt... 

ENDLICH: PANINI BORDEAUXBILDLI FÜR WEINFREAKS

Panini sind in Italien kleine Brötchen. Für Fussballfans sind es kleine Bildi mit «Tschutti-Männern» drauf. Das funktioniert so wie bei einer Frau die sich die Augenbrauen zupft und dann dort wo die Augenbrauen gewesen wären, mit einem teuren Kosmetikstift eine Linie zieht um die da gewesenen Haare durch eine mehr oder weniger passende Farbe mit einem gezielten Strich zu ersetzen.


Also! Man(n) kaufe ein Album mit Bildern von Fussballern. Diese sind aber - eben wie bei den Augenbrauen - zuvor entfernt worden. Nun kauft man sich nicht einen Stift um dort wo die Bilder gewesen wären die fehlende Lücke zu ersetzen, sondern erst mal ein Päckli mit Bildli und noch Eines und noch Eines. Und so weiter...
Dies führt zur partiellen Verarmung des Sammlers und zum genialen Reichtum des Erfinders. Am Schluss fehlen dann doch welche Bildi. Dies wird locker ausgeglichen von noch viel mehr Bildli die man am Schluss zu viel besitzt. So einfach ist das.

Nun plane ich spontan - ausser Programm -mein 7. Buch. Es wird «BORDEAUX-PANINI» heissen. Das System ist das gleiche wie bei der Europa-Fussballmeisterschaft. Das Album ist leer. Anstatt Mannschaften sind die leeren Seiten in Appellationen unterteilt. Dort wo die Weingüter sein sollten ist ein leeres Feld. Nun kann man bei mir per Post - gegen Vorauskassa - solche Päckli mit Châteaubildli kaufen und sammeln und einkleben. Am Schluss ist das Album fast voll. Bis auf Pétrus. Dieses Bildli setzt mein Sohn dann anonym ins E-Bay. Und eines bei Ricardo. Eines kann man bei der Weinbörse ersteigern und weitere 10'000 auf dem Schwarzmarkt kaufen. Der Effekt ist genau gleich wie beim Fussball-Panini-Album: Wein hat man dabei keinen getrunken, aber wenigstens ist das Album «voll» 



BLONDINE BEI DER MILLIONEN-SHOW

Leider kein Witz! Soll wirklich passiert sein...

Die Frage: Was heisst Winzerin auf Französisch? Es standen wie immer vier Möglichkeiten zur Auswahl. Die nette Dame nahm keinen Joker und nahm souverän Antwort C: Vinaigrette!



EINE TANKFÜLLUNG FÜR 613 FRANKEN

Unglaublich was der Sprit heutzutage kostet. Am letzten Wochenende habe ich erstmals für 613 Franken getankt. Und das kam so…

Ich muss vorausschicken, dass wir vor einer Woche aus Frankreich zurück gelangten und mit der Honda Goldwing unterwegs waren. Ins Languedoc Roussilon und dann zu unsrem Freunden nach Ste. Maxime. So alle 250 Kilometer mussten wir anhalten um unsere durstigen Töff’s wieder mit Normal Bleifrei 95 zu versorgen. Rund 10 Mal haben wir an dem grünen Zapfhahnen getankt.

Am Pfingstsamstag war es wieder so weit. Diesmal mit dem Chrysler. Der Tank so leer, dass die Fahranzeige noch grade mal 6 Kilometer garantiert hätte. Also in Murten den Blinker links stellen, an die Säule, Tankdeckel auf und los.

Im Kopf rechnete ich mir einen Betrag von etwa 140 Franken für diese Ladung aus. Doch trotz des leeren Tanks war bei 128 Franken der Tank schon voll. Hurra! Mehr als 10 Franken gespart. Und erst noch den günstigsten Diesel seit sehr langer Zeit. Denn der Literpreis an der Säule zeigte Fr. 1.88 an. Irgendwie gelange ich angesichts dieser Tatsache instanthaft ins Grübeln.

Scheisse!!!

Ich habe anstatt Diesel für den Chrysler Normalbenzin für den Goldwing getankt. Also entweder den falschen Kraftstoff benützt oder das falsche Fahrzeug aufgefüllt. In diesem Falle beides.

Der Herr von Touring Club ist am Telefon sehr nett und empfiehlt mir folgendes Prozedere:  Auto stehen lassen. Abschleppdienst. Tank auspumpen. Den bereits bezahlten Benzin entsorgen. Zu Fr. 2.50 pro Liter. Leitungen durchspülen. Und dann – Diesel tanken. So in einem bis zwei Tagen wäre das locker zu schaffen. Denn schliesslich ist ja Pfingsten!

Am Pfingstmontag kann ich das Auto dann in irgendeiner Nothelfer-Garage in Düdingen gegen ein grosses «Dummheitspfand» wieder auslösen.  Dann doch lieber den richtigen Wein ins falsche Glas. Das kommt billiger…



Freude am Schweizer Wein:

Roland Kesselring aus Ermatingen hier mit einem Schluck von seinem Namensvetter im Glas: Kesselring vom Weingut Bachtobel

NACH 5 JAHREN FLASCHENREIFE IMMER NOCH IN TOPFORM

Der die klimatischen Konditionen bescherten den Winzern vor 5 Jahren einen heissen Jahrgang. Voluminös, populär, atypisch und schnell zu trinken. So die Voten für jene Flaschen, die auf dem Etikett die Zahl 2003 trugen. Ein Rat den viele Weinliebhaber befolgten. Denn die besten Schweizer Weine besitzen zwar qualitativ internationales Format, doch leider happert es bei der Lagerfähigkeit. Zwei Mal falsch! Eine Weinprobe im «Untergrund» vom Weinpub James Joyce in Zürich, organisiert von Weinfreund Roland Kesselring, zeigte auf, dass viele heute in der schönsten Genussphase sind und einige sogar noch Reserven aufweisen. Besonders Gerbstoffhaltige Weine haben sich sogar wieder verschlossen.  

Die Besten? Alle zwischen 18 und 19 Punkten! Der Merlot von Vinattieri, der momentan seinen internen Konkurrenten Castello Luigi bei weitem überragt. Genial der Syrah vom intellektuellen Didier Joris aus Chamoson. Toll und erstaunlich frisch die besten Pinots: Der harmonische No 3 von Hansueli Kesselring (Weingut Bachtobel Ottoberg), zum Ausflippen; Eglisauer Stadtberger (Weingut Pircher Eglisau). Der leicht gerbige Eichholz von Irene Grünenfelder aus Jenins hat noch mindestens 4 weitere Jahre vor sich. Burgundisch und zuverlässig wie immer der Gantenbein aus Fläsch.

Die Überraschung schlechthin: 2003 Cornalin von Denis Mercier aus Sierre. Das war der beste Cornalin meines Lebens!  


Thomas Mattmann
Ex. Schweizer Meister im Weindegustieren, Winzer in Zizers.

Jung, dynamisch und auf seinem Weg durch politische Querelen. Doch die Weinprobe in Zizers zeigt, dass er mit grosser Mehrheit als Parteipräsident 
gewählt würde, gäbe es eine Partei für Weine...  
Société
Vin
Politique

DER WINKELRIED VOM BÜNDNERLAND

Arnold von Winkelried war ein Nidwaldner. Ein Held. Er setzte sich bei der Schlacht in Sempach 1386 ein Denkmal, indem er sich selbst aufspiessend den Eidgenossen eine Bresche geöffnet haben soll. Er hat also den Nachfolgenden so den Sieg ermöglicht.


Irgendwie erinnert mich die Geschichte rund um den gelungenen Bündnerjahrgang 2006 von meinem langjährigen Freund Thomas Mattmann (Schweizer Meister im Weindegustieren) auch etwas an den legendären Winkelried.

Er organisierte für mich in den letzten Jahren eine umfassende Weinprobe und ermöglichte mir jeweils so, an einem einzigen Tag alle wichtigen Bündnerweine zu verkosten um später im Weinwisser zu publizieren.    

Eine Gelegenheit, die in letzter Zeit immer mehr Journalisten für den gleichen Event nach Zizers lockte. Doch leider gibt es ein paar sehr gute, wichtige Winzer die hier bei dieser Weinprobe nicht partizipieren und eine solche, einmalige Gelegenheit durch politische Voten gefährden. Trotz Unkenrufen und dem ewigen Geplänkel um die notwendige Neutralität und unter Berufung, dass nur Blindproben richtige Degustationsresultate an den Tag bringen, hat Thomas Mattmann durchgehalten! Ein kleiner Held für mich. Danke Thomas!

Die Bündner sind halt schon ein ganz spezieller Völklein. Und warum sollte ein paar Winzern das Gelingen, was der grisonischen SVP seit 120 Tagen nicht mehr gelingen will? Die haben jetzt grad eine Frühlingsauktion lanciert: Wenn man zwei neue Mitglieder bringt, die beitreten wollen - kann man selber raus!

P.S. Die hervorragenden Weine von Thomas Mattmann kann man direkt bei ihm kaufen. Wer seinen Sauvignon Blanc verpasst, der wird keinen richtig schönen Sommer erleben. Und seine Pinot Noirs sind wunderschöne Begleiter für Musse- und andere Sternstunden...    

  

1998 Château
Branaire-Ducru
Saint-Julien

Auch beim Weineinschenken kann man einen Tennisarm bekommen.
So eine 18-Liter-Melchiorflasche kann ganz schön in die Muskeln gehen. Ein Glück, dass sich das Gewicht reduziert nach jedem Vorgang...

AUKTIONATOR SEIN DAGEGEN SCHWER

Weinbörsetag! Wir; meine Frau Karin (die den Empfang macht und später die Saalkunden registriert…), mein Sohn Stefan (der direkt die Gebote und Preise in den Laptop eingibt…) und ich fahren ins Hotel Crowne Plaza nach Zürich.

Ich bin für die Verkostung vor der Auktion zuständig. Schneide Kapseln ab und öffne die Flaschen. Schon trudeln die ersten Kunden ein und beachten das frühmorgendliche Weinbüffet und machen von den bereitstehenden Gläsern Gebrauch.
Um 10.30 Uhr geht’s los im Saal. Mein Kollege Peter Bertschinger führt souverän von einem Lot zum andern. Die letzte Stunde vor dem Mittag hämmere ich. Da muss man ganz gewaltig den Kopf beieinander haben. Es gilt Folgendes beim Ausruf zu beachten:

- Zuerst die Lotnummer sagen, dann einen kurzen Beschrieb.
- Schauen ob das Lot frei ist, oder schon jemand schriftlich darauf bot.
- Dann mit den im Kopf in wenigen Sekunden definierten Preis ausrufen. Nehmen wir an im Saal bieten ein paar auf das gleiche Lot.
- Vom Ausgangspreis an in den unterschiedlichen Bieterschritten die neuen, höheren Preise nennen und gleichzeitig auf den Bieter schauen damit klar ist, dass momentan sein Gebot gemeint ist. Es kann sein, dass sich Bieterschritte während dem Ausrufen wechseln. Bis 300 Franken sind es 10er-Schritte, dann 20er. Das passiert blitzschnell.
- Dazwischen muss ich immer wieder bei mir auf der Liste schauen, wie hoch die schriftlichen Bieter denselben Wein kaufen wollen und diese Offerten gegen die Saalbieter ausspielen.
- In der rechten Hand den Hammer, in der linken den Zeigefinger auf dem Lot.
- Ein Auge im Saal, das andere auf der Liste und immer wieder etwas sagen, das zum Lot passt, die richtigen Zahlen laufend errechnen und - wenn es noch reicht -etwas Aufheiterndes über die Lippen bringen, damit die nicht bietenden Gäste in Stimmung gehalten werden. Und die Stimmung ist heute besonders gut. Es sind zuweilen 80 Personen im noblen Saal.

Das war auch ein Grund, weshalb die 18-Liter-Melchiorflasche vom 1998 Branaire Ducru in der kurzen Mittagspause «rübis und stübis», also bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken wurde. Ich nehme, aus Konzentrationsgründen, nur einen kleinen Schluck.

Am Nachmittag geht es weiter. Um 17.09 Uhr sind 85 % der Weine verkauft. Ein grosser Teil des Rests wird dann noch während den After-Sales bis zum nächsten Montagmorgen weg gehen. Während der Auktion haben wir rund 1456 Lots ausgerufen. Das sind pro Stunde 208. Ergibt pro Minute 3.46. Also 17.34 Sekunden pro Katalognummer. Zum Ersten! Zum Zweiten! Und … zum Dritten!     



ANLAGETIPP: UNBEDINGT C.S. KAUFEN!

Ich kenne mich in vielen Lebenslagen realtiv gut aus und studiere auch gängige und risikoreiche Anlagestrategien. Deshalb hier den guten Rat: Jetzt C.S. kaufen!

Mit C.S. ist man langfristig gut bedient. Ist nicht abhänig von Wechselkursen, sondern nur von lokalen Schwankungen. C.S. macht nicht nur reichen Leuten eine Freude, sondern auch jenen, die kein Geld langfristig anlegen können und es sofort einsetzen müssen. Auch hier ist C.S. ein richtiger Anlagewert. C.S. macht in kleinen Kreisen Freude, aber auch bei grossen Veranstaltungen. Ausser bei der GV der Crédit-Suisse. Das ist aber die einzige Ausnahme. Oder vielleicht noch wenn man C.S. aus dem Südtirol kauft, oder aus New-Zealand. Es gibt flüssige Certifikate, die schon unter 10 Franken zu haben sind. Zu den besten gehören die Bond's aus USA. Und viele haben schon C.S. eingekauft, ohne es zu wissen. Denn nicht immer steht C.S. auf dem Etikett. Ausser es ist ausgeschrieben: «Cabernet Sauvignon!»  



IMPERIALISMUS IM EUTHAL

Wie kann man sich einen Wein am besten einprägen? Ganz einfach; indem man ihn 3 Stunden lang trinkt. Dies hat in diesem Fall nichts mit nobler Zurückhaltung, auch nicht mit einer bisher noch unbekannten Bordeaux-Diät zu tun, sondern mit der recht adäquaten Menge, die an diesem 24. April vom später erwähnten Wein im Bürgi's Bauernhof in Euthal zur Verfügung stand.


Nachdem es schon in Strömen 1998er Taittinger Comtes de Champagne «regnete» und anschliessend zum reichlich grob bestückten, hummerigen Süppchen noch vom 2000er Meursault Comtes-Lafon grosszügig in etwas kleinere Gläser eingefüllt wurde, gab es «genügend» Haut-Bailly 1996 im ganz grossen Glas. Genau zwei Imperialflaschen lang. So ein richtig knapper Business-Lunch für 23 Personen! Aber wer weiss, wer sich hinter dem Kürzel des Gastgebers «H. H.». versteckt, der vermutet auch richtig, dass es nachher auch noch irgendwie hätte Yquem geben müssen (1999, Doppelmagnum) oder/und eine 12er-Kiste 1994er Rauzan-Ségla. Letztere im Schwaden von derartig viel Havannarauch, sodass die lokale Feuerwehr von Euthal fast schon für einen Sondereinsatz einberufen werden musste.
Doch nun zum Hauptdarsteller, dem 96er Haut-Bailly aus zwei 6-Literflaschen: Beide waren identisch nur im Unterschied dass es eine davon vorher und die andere nachher gab: Dunkles Granat, noch keine Reifetöne. Sehr würziges, eher schlank anmutendes Cabernet Sauvignon-Bouquet, zuerst mit leicht grünlichem Touch, dann mit Zedern, Tabak, schwarzen Pfefferkörnern und ersten Terroirreflexen, dahinter mit noch vorhandener, aber auch gleichzeitig etwas verhaltener Frucht. Im Gaumen mitteldiskret, auch eher schlank, mit feinen Muskeln um die sich Säure und Tannin wickeln, zuerst mit gewisser Kaspelnote auf der Zunge, aber mit ausreichend langem Finale. Das war die Degunotiz vor dem Essen. Aber wenn grosses Essen ins Spiel kommt, dann wird ein Bordeaux erst richtig zum Bordeaux! Mit Imperialbonus: 18/20. Der Sihlsee war an diesem Tag noch halbtocken zu diesem Moment und das Wasser reichte bei Weitem nicht bis zum Ufer. Dafür waren wir umso «ausufernder!»



23. April 2008: Vielen Dank für die vielen, guten Wünsche zum meinem Geburtstag. Erinnerungen an ein längst vergangenes Wiegenfest, lassen auch ein paar Gedanken zu. Positive und nachdenkliche…

Midlife-Crisis oder Geburtstag? Es ist wohl eher Geburtstag. Zumindest heute! Die so genannten «Midlife-Crisis» befielen mich schon vor mehr als 15 Jahren. Wäre ja auch falsch. Denn wer heute 51 Jahre alt wird und sich nach dem englischen Begriff «in der Mitte des Lebens befindet» müsste ja – rein rechnerisch – 102 Jahre alt werden.
Bei den Gabriels ist das theorisch möglich. So starb denn mein Urgrossvater (dä Härche Wisu) erst im Alter von 103 Jahren.
Alt werden soll aber nicht das primäre Lebensziel sein. Auch nicht nur schöne Weine zu trinken. Mit dem reifer werden (ich mag das «älter werden» nicht so…) bieten sich viele Chancen die es zu nutzen gilt.    
Christian Peter Meier hat in meiner Hauszeitung NLZ kürzlich mit der Frage «Paradies?» sich Gedanken zum Leben in der Schweiz gemacht. Kritisch und hinterfragend. Wer sich die Nachrichten im Radio täglich genau anhört und die Tagesschau über das Weltgeschehen studiert, wird schnell merken, dass es ein grosses Glück ist in der Schweiz geboren zu sein, respektive hier Leben zu dürfen. Ich danke dem lieben Gott, dass er mich vor 51 Jahren in Ennetbürgen bei meinen Eltern parkierte. Von meinem Vater lernte ich die Einfachheit und Bescheidenheit. Letzteres ist mir nicht ganz gelungen…
Von meiner kürzlich verstorbenen Mutter kopierte ich Ihre Spontaneität und den extrovertierten, aktiven Menschenkontakt. Hier liegen die wertvollen, sozialen Kontakte und auch wichtigen, geschäftlichen Verbindungen verborgen.
Meinen Kindern Melanie und Stefan verdanke ich den Sinn den Lebens und die Möglichkeit, Erfahrungen weiter zu geben und mit den zwei kleinen Punkten über dem Buchstaben o hin und her zu switchen. Also ein Tanz zwischen «fordern» und «fördern».
Meiner sensationellen Frau Karin verdanke ich den höchsten Wert, nämlich eine grosse Familie zu haben. Sie hält die Fäden von dem in der Hand, was man aktives Privatleben nennt. Wer so viel wie ich fort ist, kommt auch viel heim. Und gerne Heimkommen ist Heimat. Und Heimat ist dort, wo man sich wohl fühlt. Karin hat mich in meinen oft verrückten Weindingen meines Lebens immer unterstützt. Und – wenn ich heute manchmal etwas bremse, dann gibt sie Gas. Das gibt unserer Liebe das nötige Salz im Leben. Ich bin das Salz – sie der Pfeffer!

Was ich mir für die Zukunft wünsche? Das Leben ist – von Geburt weg – eine Subtraktion. Genau so wie es der Komiker Hans Dieter Hüsch einmal treffend formulierte: «Jeder Tag mehr – ist einer weniger!»

Was mir immer mehr bewusst wird, ist der Wert der Gesundheit. Alles andere kann man kaufen. In diesem Sinne wünsche ich allen Gratulanten, dasselbe, was diese auch mir wünschen!

P.S. Und wer ist heute auch noch tupf-genau-gleich-alt geworden wie der René Gabriel? Zum einen der Schauspieler Dominique Horwitz und ein Winzerfreund von mir, Giorgio Rivetti.
Habe mal einfach aus Spass mein Geburtsdatum bei Google eingegeben.
http://www.google.ch/search?hl=de&q=23.04.1957&meta=.
Das funktioniert auch mit Eurem Geburtsdatum…

LAPTOP MIT BOTRYTIS

Unter «Botrytis Cinerea» verstehen die Winzer die Edelfäulnis. Durch ein Zusammenspiel von Morgennebel und Nachmittagssonne werden die reifen Trauben von einem edlen Pilz befallen, der die Traubenhaut durchstösst und sich wie ein schützender Teppich auf dieser ausbreitet. Dabei «verdampft» der Traubensaft, die Beere schrumpft und der Zuckergehalt steigt. Was gut ist für den Sauternes, muss aber nicht zwingend genau so gut für den Computer sein.

Wir sind auf Château La Tour-Blanche in Bommes (Sauternes). Es ist 10 Uhr morgens, an einem regnerischen Sonntagmorgen. Die Direktorin, Corinne Reulet hat für uns eine Vertikale mit den letzten Jahrgängen dieses grossartigen Sauternesweingutes vorbereitet. Zuerst degustieren wir den jüngsten Jahrgang, dann die folgenden, bis hin zum goldenen, gereiften Jahrgang  1990. Ich haue konzentriert in die Tasten als es plötzlich knallt. Meine Hände werden nass und vor meinen Augen spickt der Buchstabe «g» fort. In dieser Lücke sehe ich, dass die Tastatur in der Zwischenzeit mit irgendeiner Flüssigkeit aufgefüllt wurde. Das erklärt irgendwie auch meine nassen Hände. Rechts von mir liegt der triefende Spucknapf der eifrig plätschernd, weiteren Botrytisnachschub für meinen IBM ThinkPad liefert. Ich stelle den silberblechigen Napf etwas weg, hebe den Laptop an und lasse die gelbe, klebrige Flüssigkeit links aus der Tastatur in ein Glas laufen. So schaffe ich es, mehr als einen Deziliter Latour-Blanche zu reziklieren.

Nach ein paar Versuchen gelingt es mir, mittels Lesebrille die komplizierte Mechanik der fort gespickten Taste «g» wieder einzuklinken. Mit einem mineralwasserfeuchten Lappen putze ich das Schreibfeld und kann «Glück im Unglück» melden. Der Computer funktioniert nämlich weiterhin. Und so kann ich die Vertikale mitsamt elektronischen Informationen beenden.

Am Abend sind wir auf Château Lafaurie-Peyaguey und hier findet eine historische Verkostung statt. Sauternessammler Jürg Richter hat Jahrgänge von 1959 bis 1906 zusammen getragen und rund 20 Weinfreunde aus der ganzen Welt kommen so in den Genuss dieser goldenen und ocker bis bernsteinfarbenen, historischen Relikten. Ich bin in Hochform und hacke die Weine genüsslich in die Tasten. Speichern! Runterfahren! Ersteres funktioniert noch, doch dann meldet mein schwarzer IBM eine Süsswein-Tasten-Allergie und gibt seinen Geist auf. Ein anwesender Computerdoktor untersucht den leblosen Apparat und meldet vernichtend: «Tod durch Botrytis».

Die nächsten zwei Tage schreibe ich auf einem Ersatzgerät. Am dritten Tag liefert mir der DHL einen neuen Computer. Die Harddisk kann gewechselt werden, alle Daten sind gerettet und der Bordeauxtrip geht fröhlich weiter. Vorsichtshalber stehe ich jetzt immer auf, wenn ich Sauternes ausspucken muss und suche mir eine Spuckgelegenheit die sich möglichst weit weg von meinem neuen Computer befindet.



MDC AUF CÔTE BALEAU

Früher gab es die Bezeichnung MDC noch. Man findet diese auf Flaschen die rund 40 Jahre oder älter sind. Hinter dem Kürzel mit den drei ominösen Buchstaben versteht sich der  Begriff. «Mise du Château», was so viel heissen, will, dass der besagte Wein auf dem Weingut selber abgefüllt wurde. Im Gegensatz zu den damals fast gebräuchlicheren Händlerfüllungen. 

Zeit: Frühling 2008, Bordeaux-Primeursaison. Ort: Château Côte de Baleau, St. Emilion. Personen: Max Gerstl und ich.

Es ist Mitternacht und wir kehren hundemüde und weinglücklich in unser Nachtquartier zurück. Es ist so dunkel, dass wir fast das Schlüsselloch nicht finden. Dies obwohl der Schlüssel die Grösse «antik» aufweist und so schwer ist wie eine gebräuchliche Tafel Schokolade. Endlich habe ich es geschafft. Ich drehe, höre ein Knacken, doch die Türe macht keinen Wank. Zweiter Versuch, Schlüssel zurück, wieder nach vorn, eine halbe Drehung. Fast so, wie bei einem komplizierten Tresor. Doch die Türe steht fest und verschlossen in ihren Angeln.

Max wird ungeduldig und versucht es ebenfalls. Gleich lang mit gleichem Erfolg. Mist: Wir sind MDC. Nicht so wie die früheren Flaschen, aber mit dem gleichen Kürzel. «Mise devant Château». Vor die Châteautüre gestellt; könnte die freie Übersetzung heissen.

Da hilft nur noch singen und pfeifen und rufen. Vielleicht ist ja die Châteaubesitzerin Sophie Fourcade zufällig da. Und wenn da noch wach. Oder wird wach – aufgrund unseren vokalen Interventionen. Wir haben Glück. In einem oberen Zimmer wird das Licht angemacht, Sophie schaut zum Fenster heraus und fragt höflich ob wir so besoffen wären, dass wir es nicht mal schaffen würden mit einem grossen Schlüssel eine grosse Türe öffnen. 

Sie kommt runter, öffnet die Türe von innen und meint, dass tatsächlich irgendwie das Schloss wohl geklemmt hätte. Zur Sicherheit erklärt sie uns, für die nächsten Tage, wie man von hinten, mittels verstecktem, anderem Schlüssel, der sich in der Waschküche befindet, via Küche ins Innere des Hauses gelangen kann. Das funktioniert dann auch das ganze Wochenende hervorragend. Ausser am Sonntagabend. 

Wir stehen diesmal nicht vor dem Château sondern hinten. Doch die Waschküchentüre ist verschlossen. Sophie ist nicht da. Auch unseren Hilferuf am Handy kann sie nicht hören. Irgendein übereifriger Wächter hat alles niet und nagelfest verschlossen. Unsere Koffer sind drin. Und wir sind draussen. Das Auto unserer Kollegen ist schon längst abgefahren.

Wir sind wieder «MDC». Aber nicht mise devant du Château, sondern diesmal mise derrière du Château. Da bleibt nur noch eine Lösung. Zu Fuss ins rettende, rund einen Kilometer entfernte Städtchen St. Emilion laufen und zu hoffen, dass sich in irgendeinem Hotel noch ein Zimmer findet. Es ist kalt, die Schuhe sind dünn und das Hemd ist leicht, die wärmende Jacke im weit entfernten Mietauto. Wir benützen die Nachtklingel vom ersten Hotel. Nichts rührt sich. Erinnerungen von Maria und Josef mit dem Stall von Bethlehem werden in mir wach.

Beim zweiten Hotel klappt's. Das Logis de Rempart hat noch zwei Zimmer frei. Eines für Max – eines für mich. Ob wir mit dem Auto da wären, es hätte im Innenhof noch Platz, fragt uns die zierliche Rezeptionistin. Nein wir wären zu Fuss da – erkläre ich.
Und wo unser Gepäck dann wäre, fragt sie ein zweites Mal. So komme ich nicht darum herum, auch ihr den Begriff MDC erklären zu müssen…



WEINGEBURTSTAG

Im alten Trüel trank man früher in Massen die leichten Bielerseeweine und ass dazu die umso schwerere Treberwurst. Hauptsache - es war gemütlich.
Auch kurz vor Ostern war es hier wieder einmal so richtig gemütlich. Aber es wurde nobler gegessen und noch wesentlich besser getrunken...

Wenn Yves Beck Geburtstag feiert und dazu noch einen runden, dann dürfen sich die eingeladenen Gäste auf grosse Weine gefasst machen. Auch Weingabriel sass in der fröhlichen Gesellschaft die sich mit einem unfiltrierten Hubacher begrüsste. Sitzend gings dann zur Sache. Viele, wunderschöne Weine, von burschikosen Hilfssommeliers eingeschenkt, und der Jubilar kommentierte die Weine süffig mit unterhaltsamen Geschichten rund um die zelebrierten Flaschen. Genial der 2004 Sauvignon Blanc Royal von Walter Skoff aus der Magnum. Ich mochte beim Pinot Flight den 2004 von Peter Schott mehr als den noch immer blockierten und harten 1996 Volnay von J.M. Boillot. Links 2001 La Mouline, rechts 1997 Grange. Da fragte man sich dann schon, ob dies nicht schon das Ende des Feuerwerks hätte sein können. 1997 Dominus (jung und Bordeaux-haft) 1997 La Mondotte (auch jung - dafür aber nicht Bordeaux-haft). 1986 Pape und 1986 Las Cases zeigten, dass dieser Jahrgang immer noch zum Beissen ist. Das Finale; 1955, 1976 und 1990 Yquem. Jeder für sich schon ein Erlebnis und in der Summe schlussendlich unvergesslich.
Zu erwähnen sei doch das Essen: Daniel Meola stellte ein italienisches Buffet mit Köstlichkeiten zusammen, die es auch in seinem Restaurant Taverna in Twann gibt. Für alle - die statt aufgetauten Eglifilets und Chasselas-Light - am Bielersee fangfrischen Meeresfisch bevorzugen, eine sehr zuverlässige Gourmet-Adresse.
Da kann es dann vielleicht im Sommer schon mal passieren, dass Sie draussen über ein schwarzes Fahrrad stolpern und drinnen der Weingabriel sitzt...




ZWEI MAL PALMER AUS DER GLEICHEN FLASCHE

Das plastifizierte Sandwich an der Sonder-GV der UBS kam bei den Aktionären gar nicht gut an. Eigentlich hätten die Verantwortlichen - dem Thema zuliebe - dort gescheiter jedem einen Granny-Smith abgegeben. Wenn man schon in den sauren Apfel beissen muss, dann grad richtig...

Da gehe ich doch lieber an die Generalversammlung der WB Weinbörse AG. Da sind weniger Personen, das Essen ist hochstehender und es gibt erst noch wunderschöne Weine. Was wir genau und wieviel wir tranken, sei hier verschwiegen. Sonst können Unbeteiligte gar anhand der Jahrgänge und Domainen und Châteaunamen die Rendite für das letzte Jahr aussrechnen. 

Einer der Höhepunkte: 1966 Château Palmer. Seit Jahren wird dessen Farbe heller, oranger und bekommt jetzt doch allmählich bräunliche Reflexe. Das Bouquet ist eine süsse Komposition von diversen Marmeladen, reifen Dörrfrüchten und buttrigen Nussnoten. Der Gaumen zeigt sich etwas leichter als früher und tänzelt wie eine burgundische Pirma-Ballerina über die Zunge. Irgendwie ist dies eigentlich nur eine um Nuancen leichtere Version des genialen Jahrhundertweins vom Palmer 1961.

Da wir den Wein nicht dekantierten und die Flasche vor mir stand, wollte ich noch einmal einen letzten Schluck nehmen, doch das Depot bröselte beim Versuch mit ins Glas. So schüttelte ich die Flasche heftig und goss mir den ganzen, flockigen Rest ins Glas. Dann wartete ich geduldig fast 10 Minuten, nahm dabb das Weingefäss vorsichtig ohne zu bewegen und roch daran. Das Nasenbild zeigte sich um Jahre jünger, wies jetzt gar noch blaubeerige Nuancen auf und deutete auf eine wesentlich intensivere Dichte hin, im Untergrund zeigten sich Trüffelspuren. Gewaltig: Volle Punkte in der Nase: 20/20!
Auch der Gaumen zeigte mehr Volumen und Kraft als der obere Teil der Flasche, im Nachklang bot dann aber die Depotnähe eine leicht kapselige Note, die sich zuvor, bei den ersten Eindrücken, besser im Extrakt integrierte. Gaumen 18/20. Macht im Schnitt wieder gleich viel, wie der Wein vorher als Gesamtwertung: 19/20.     




ALKOHOL SCHÜTZT DAS HERZ

Mässiger Alkoholkonsum kann die Herzgesundheit schützen. Dies  geht aus einer aktuellen US-Untersuchung an 7700 Menschen im Alter von 46 bis 64 Jahren hervor. Personen mit einem moderaten Alkoholkonsum (Frauen ein alkoholisches Getränk, Männer zwei pro Tag, am bestenWein) hatten im Vergleich zu abstinenten Teilnehmern ein um 38 % geringeres Risiko für Herzerkrankungen. 

Dies las ich diese Woche in meiner Tageszeitung. Da habe ich gleich zwei Mal Glück! Erstens bin ich ziemlich genau in der Altersmitte der getesteten Personen.
Zweitens gibt es glücklicherweise das UNIVERRE. Somit brauche ich jeweils nur ein Glas pro Tag! Dies deshalb, weil man daraus verschiedene Weine geniessen kann...




ALTE CHAMPAGNERLIEBE

Es ist eine vergessene Liebe. Vielleicht weil zu wenig Flaschen davon im Keller sind. Vielleicht auch, weil es nur wenige Weinfreunde gibt, die ein solches Erlebnis auch gebührend zu schätzen wissen...

An diesem Abend war ich ziemlich sicher, dass das am Tisch schlürfende Quartett ebenfalls - wie ich - mit einem recht alten Champagner etwas anfangen konnte. So holte ich eine kellerkühle Flasche 1964 Dom Perignon aus dem «Weingarage». Der weiche Korken liess sich nur mühsam aus der Flasche entfernen. Noch mehr Mühe hatte ich zuvor mit dem fast auseinanderfallenden und doch fest sitzenden Drahtgestell. Doch die Mühe lohnte sich, weil ich ein sanftes Plopp hörte. Also war da mit Sicherheit noch Leben drin. Zumindest vom Ohr her.
Der Wein war dunkelgelb und wies fast bernsteingrüne und ockerfarbene Reflexe auf. Ich schaute auf die Kohlensäureperlen. Die waren halbwegs aktiv, verteilten sich aber im ganzen Glas. 
Das Bouquet begann leicht ranzig, dann strohig und mehr und mehr kam das, was ich von einem ganz, ganz grossen alten Champagern erwarte; Haselnüsse, Mandeln, Marzipan, Strohblumen, Hefenoten, frisch gebackenes Baquette.
Der Gaumen zeigte dann genau, was ich schon vom Auge her sah; feinste Kohlensäureperlen überall die sich tänzelnd im ganzen Rachenraum bewegten und die festgestellten Nasenaromen förmlich expoldieren liessen. Ob heutige Champagern auch so gut altern fragte ich mich beim letzten Schluck? Eine quälende Frage. Nicht heute, aber vielleicht spätestens dann, wenn ich mir das nächste Mal vornehme, einen etwas jüngeren Champagner zu geniessen.   



CHEVAL BLANC 1952 - OHNE ZAPFEN

Bevor jeweils eine Semester-Raritäten-Degustation stattfinden kann, braucht es enorm viel Vorbereitungen. Viel der zu öffnenden Weine liegen meist schon mehrere Jahre, oder mehr als ein Jahrzehnt in meinem Keller, bevor diese entkorkt werden. Gestern mussten wir eine Flasche gar nicht mehr entkorken, denn der Kork lag schon im schwimmend im Inneren.

Es galt rund 100 verschiedene Flaschen Cheval Blanc aus dem Inventar zu nehmen, das Füllniveau zu definieren, dann die Kapsel abzuschneiden, den Flaschenkopf zu reinigen und schliesslich die Flasche in den Karton zu stellen. Der Karton wird dann angeschrieben und zugeklebt. So steht beispielsweise auf einem Karton: «Samstag, 4. Okt. Hotel Dreikönige, 2. Akt». Und darin befinden sich je eine Flasche Cheval Blanc 1928, 1929, 1934, 1945, 1947, 1948. Da wird auch mir leicht schwindlig... 
Bei dieres Prozedur hilft mir jeweils der Notaaaaar von Baaaaar. Patrick Bopp bestimmt letztendlich jeweils die Füllniveaus, die wir gegenüber den Teilnehmern deklarieren. Er prüft auch die Flaschen auf Echtheit und kontrolliert, sofern es sich nicht um Châteaufüllungen handelt, den Namen des Händlers. Er ist dann bei der Veranstaltung der emsige Sommelier der alles hinter den Kulissen vorbereitet, auf die Temperatur schaut und alle Flaschen dekantiert mit einem ausgeklügelten, aufwändigen System. Als er sich die Flasche 1952 Cheval Blanc genauer ansah, bemerkte er, dass diese gar keinen Korken aufwies, sondern dass dieser - im Laufe der Zeit - wohl in die Flüssigket gefallen war. Somit hielt nur noch die Kapsel die Flüssigkeit schützend gegen aussen. Er schaute mich fragend an: «Was machen wir da?» Gleich hatte ich die zündende Idee: «Wir dekantieren den für heute Abend und nehmen eine neue Flasche aus der Kiste!»   
Gesagt - getan: der Wein war genial, grossartig - unglaublich gut!



KEIN PARTYKNÜLLER

Degustiert man mit ein paar Freunden rote Bordeaux des Jahrganges 1988 bleibt die Stimmung im Saal etwas unterkühlt. So wie die Weine! Beim ersten Flight wird dem Betrachter klar, was die Girondewinzer früher mit dem Begriff «klassisch» meinten.

Will heissen; kräftige Weine, präsente Tannine, spürbare Säuren, irgendwie mehr Muskeln wie Fleisch, Cabernets die vom Geschmack her dezent grün anmuten. Und Merlots die (noch) nicht 15 Volumenprozente aufweisen mussten, um die «richtige Grösse» zu erlangen. 

Was sich als Einleitung als schlechtes Omen liest, wird aber nach und nach zu einem positiven Erlebnis, wenn man die Spreu vom Weizen trennt. Es ist anzunehmen, dass viele Bordeauxfreunde ihre 88er-Bordeaux längst getrunken, oder gar aus ungeduldiger Frust veräusserten. Zwei mal falsch gehandelt! Wer jetzt noch ein paar Flaschen von diesem «vergessenen Jahrgang» im Keller hat, tut sich gut daran, die Karaffen bereit zu stellen, dem vorgesehenen Wein recht viel Luft zu gönnen und zu dessen Genuss eine kräftige, passende Speise vorzubereiten.

In nicht wenigen Fällen lohnt es sich sogar, bei Anbietern von älteren Bordeaux die Listen durch zu forschen, um nach ein paar ganz bestimmten Châteaux zu suchen. Und Sie können dabei ziemlich sicher sein, dass diese mittlerweile fast 20jährigen gereiften Weine, weniger kosten, als für dasselbe Weingut heute in der Subskription hingeblättert werden muss.

Aus Qualitätsgründen nicht kaufen sollte man unter den bekanntesten Namen: Montrose und Talbot.

Suchen sollte man nach: Cos d'Estournel, Léoville Barton (wenige realisieren, dass Anthonny damals schon sehr gute Weine herstellte!), Trotanoy, Clerc-Milon (proklamiere ich schon lange), Pichon-Baron, Lynch-Bages (auf Premier-Niveau) und Haut-Bailly (lecker).

Unerwartet die Situation zwischen Ausone und Cheval-Blanc. Denn Ausone hatte keinen guten Barriquen-Start, scheint sich aber in den letzten Jahren gemausert zu haben. Der Cheval ist verhalten und kommt irgendwie nicht vom Fleck.

Haut-Brion (19/20) ist eine verführerische Delikatesse und weist im faszinierenden Nasenbild Ähnlichkeiten mit einem reifen Heitz Martha's Vineyard auf. Das bestärkt meine jeweiligen Vermutungen wenn ich junge Haut-Brion's als Fassprobe beschreibe. Auch hier erscheint ab und zu das Wort «Napa-Affinität».

Die Premiers aus dem Médoc dokumentieren den Begriff «Klassiker» ziemlich eindeutig. Alle sind brav, kompakt, tiefgründig, noch reserviert und bewegen sich auf soliden 18-Punkten und sehnen sich förmlich nach grossen Karaffen. Wenn da nur der absolut «geile Mouton-Rothschild» (19/20) nicht wäre. Mit jedem neuen Kontakt wird dieser noch berauschender und trinkt sich wie eine Orgie.

Und da wäre noch zum Abschluss sein direkter Nachbar zu erwähnen. Als der Organisator, Sebastian Schwander, bei dieser Blindverkostung im Restaurant Giessenhof in Dallenwil nach den Punkten für diesen Wein fragte, lagen alle Wertungen zwischen 18/20 und 19/20. Die Augenpaare der Teilnehmer richteten sich ungeduldig auf das Etikett, das nach dem Hochziehen des verhüllenden Papkartons sichtbar wurde: 1988 Château Pontet-Canet!!! 

Die genauen Notizen zu den Weinen publiziere ich im Spätherbst im WeinWisser. Warum erst dann? In nächster Zeit werde ich ab und zu einen Braten in den Ofen schieben und möglichst viele, weitere 88er-Bordeaux entkorken, dekantieren und geniessen….



BORDEAUX 1998: FAST GENUSSREIF, ZIEMLICH GENIAL, OFT GÜNSTIG 

Man soll von einem Bordeauxjahrgang nie behaupten er wäre «ziemlich günstig». Das wirkt – angesichts der aktuellen Händlerpreise und Auktionsresultate irgendwie ironisch. Trotzdem deuten viele Merkmale beim just verkosteten 1998er darauf hin, dass dies ein sehr guter Kauf war. Oder dass man gar heute noch, nach der einen oder andern Flasche/Kiste Ausschau halten sollte… 

Normalerweise zeigen sich Gesamtbordeauxproben nach 10 Jahren auf, dass die Weine des rechten Ufers (St. Emilion und Pomerol) deutlich reifer sind als jene des Médoc's oder jene von Pessac-Léognan. In der Blindverkostung in München, die von Weinfreund Ernst Eschenweck organisiert wurde, wiesen aber nicht wenige Weine die an der Garonne oder Gironde entstanden gleich viel Reifenoten auf wie jene Châteaux deren Rebberge sich in der Nähe der Dordogne befinden. Höhepunkte gab es in allen Appellationen.  

Grundsätzlich bieten rund drei Viertel aller Bordeaux 1998 ersten Genuss. Bei der Lancierung genoss dieser Jahrgang weniger Akzeptanz als 1995, 1996 und der später folgende 2000er. Die Preise lagen nur leicht über dem zu teuer gehandelten, bescheidenen Jahrgang 1997 und in der späteren Folge waren die teuersten nur halb so teuer wie der Jahrtausendjahrgang 2000.
Der grösste Run konzentrierte sich auf die hoch gejubelte Appellation Pomerol. Denn hier proklamierten die Weinkritiker einen ganz grossen Jahrgang, was sich bei Nachverkostungen und auch an dieser Münchnerprobe immer wieder bestätigt hat. Doch Pomerol ist mit 750 Hektaren und relativ kleine Weingütern, die in der Regel etwa nur 10 % so viel Erntemenge liefern wie die Châteaux im Médoc, ein burgundisches Bijou. So schlugen sich die Pomerolfans bereits bei den Subskriptionen die Köpfe ein und somit sind hier die Preissteigerungen am Gewaltigsten. Der Le Pin konnte, sofern man ein paar Flaschen kriegte, zu 650 Franken kaufen. Heute wird auf Auktionen rund 3500 Franken hingeblättert. Der absolute Blue-Chip ist der wohl absolut beste Wein des Jahrganges. Der Château Pétrus steigerte sich von anfänglich 480 Franken auf sagenhafte 4200 Franken. Tendenz: steigend! Doch lassen Sie sich von diesen spektakulären Resultaten nicht frustieren, denn auch sonst eher bescheidene Pomerols profitierten von den einzigartigen Wetterkonditionen und somit ist fast Alles gut – aber nicht alles unerschwinglich. 

Hier die Tops:
 
Cheval Blanc St. Emilion 20
L'Eglise-Clinet Pomerol 20
Pétrus Pomerol 20
Angélus St. Emilion 19
Ausone St. Emilion 19
Beau-Séjour Bécot St. Emilion 19
Berliquet St. Emilion 19
Clos St. Martin St. Emilion 19
Figeac St. Emilion 19
Haut-Brion Graves/Pessac-Léognan 19
La Fleur-Pétrus Pomerol 19
La Mondotte St. Emilion 19
Lafite-Rothschild Pauillac 19
Lafleur Pomerol 19
Le Pin Pomerol 19
Léoville-Las-Cases St. Julien 19
Léoville-Poyferré St. Julien 19
L'Evangile Pomerol 19
L'Hermitage St. Emilion 19
Magdeleine St. Emilion 19
Mouton-Rothschild Pauillac 19
Petit-Village Pomerol 19
Tertre-Rôteboeuf St. Emilion 19
Trotanoy Pomerol 19
Valandraud St. Emilion 19
Vieux Château Certan Pomerol 19
Beauregard Pomerol 18
Canon-La-Gaffelière St. Emilion 18
Certan de May Pomerol 18
Clinet Pomerol 18
Clos Dubreuil St. Emilion 18
Clos L'Eglise Pomerol 18
Côte de Baleau St. Emilion 18
Croix de Labrie St. Emilion 18
du Tertre Margaux 18
Ducru-Beaucaillou St. Julien 18
Faugères Cuvée Spéciale Péby St. Emilion 18
Gruaud-Larose St. Julien 18
Haut-Condissas Médoc 18
La Conseillante Pomerol 18
La Couspaude St. Emilion 18
La Croix Pomerol 18
La Fleur de Boüard Lalande de Pomerol 18
La Fleur-de-Gay Pomerol 18
La Grave Pomerol 18
La Mission Haut-Brion Graves/Pessac-Léognan 18
La Serre St. Emilion 18
La Tour-Figeac St. Emilion 18
Latour Pauillac 18
Latour à Pomerol Pomerol 18
Le Bon Pasteur Pomerol 18
Léoville-Barton St. Julien 18
Les Grandes Murailles St. Emilion 18
Lynch-Bages Pauillac 18
Margaux Margaux 18
Monbousquet St. Emilion 18
Montrose St. Estèphe 18
Palmer Margaux 18
Pape-Clément Graves/Pessac-Léognan 18
Patris St. Emilion 18
Pavie St. Emilion 18
Pavie-Decesse St. Emilion 18
Pavie-Macquin St. Emilion 18
Phélan-Ségur St. Estèphe 18
Pichon-Longueville-Baron Pauillac 18
Poujeaux Moulis 18
Rauzan-Ségla Margaux 18
Rol-Valentin St. Emilion 18
Smith-Haut-Lafitte Graves/Pessac-Léognan 18
Sociando-Mallet Haut-Médoc 18
Troplong-Mondot St. Emilion 18

Und Eines noch zum Schluss. Normalerweise verkoste ich die Weine nur und trinke dann etwas anderes, reiferes. Aber viele dieser 98er zeigten sich so schön, dass man(n) Lust hatte vom einen oder anderen noch recht grosse Schlucke «nachzudegustieren». Diesmal befand sich also nach der Degustation und dem anschliessenden Nachtessen der Spucknapf im Innern des Verkosters…



1998 CHÂTEAU MOLAMALA «CUVEÉ EXEPTIONELLE»

Diesem Wein werden Sie wohl nie im Leben begegnen...

Die Farbe
ist dunkel, satt, leicht trüb, also kein Gewinn gegenüber seinen Einzelteilen.
Die Nase wirkt warm, komplex, dicht, würzig, weist mehr Tiefgang wie Frucht aus, die Röstnote eine Puzzleteiles dominiert, ebenso die Süsse des gleichen Teiles.
Der Gaumen wirkt streng und zeigt massive Tannine, der Wein selbst scheint ein grossartiges, geduldiges Potential aufzuweisen. Die Gerbstoffprägung ist aber sehr dominant und deckt alle möglichen Aromen zu. Also ist die Summe der einzelnen Komponenten nicht so gut, wie jeder für sich.
Und jetzt lüfte ich das Geheimnis vom 98er MO-LA-MA-LA. Es handelt sich um je einen Viertel Mouton, Latour, Lafite, Margaux und Latour. Nachdem wirklich niemand mehr Lust verspürte die Resten in den Flaschen nach der grossen Münchner-Probe auszutrinken, standen diese besagten Flaschen vor mir und erlaubte mir den Scherz hier einen königlichen Blend zu versuchen. Doch das Experiment ging in die Hosen. Vielleicht hätte ich noch etwas Cheval-Blanc dazu schütten sollen…



AUCH WEINKARTEN UNTERLIEGEN EINER AGONIE

Die Weinkarte ist so dick wie die Bibel. Und da drauf finden sich u.a. Mouton 1945, Mouton 1953 in Eintel und Magnum, 1971 La Tâche, 1945 Haut-Brion und weiss Gott andere sehr alte Weine, die wir alle gerne einmal, oder auch öfters trinken würden. Und dies zu Preisen die weit unter dem Autkionsniveau liegen...

Bereits ein halbes Jahr zuvor reservierte ich alle Zimmer und einen grossen Tisch in diesem noch irgendwie geheimen Landgasthof im Kanton Schwyz! Dann informierte ich ein paar betuchte Freunde mit dem Hinweis, dass diese an diesem Abend, bei geteiltem Schaden, einen Platz für diese ausufernde Saufrunde hätten, sofern das zu erwartende Budget keine Angstzustände aufbringen würde.  

Ein paar meiner Kumpanen trafen etwas früher ein und studierten die Weinkarte bereits und rieben sich an manchen Stellen ungläubig die Augen. Jeder schrieb in etwa auf, was für ihn unbedingt in Frage käme. Der Wirt begrüsste unseren Tisch und meinte auf mich blickend, wir wären sicherlich wegen dem Wein gekommen. Aber… er hätte nicht mehr alles im Keller was auf der Karte wäre und wir sollten doch einfach selber auf die Weinsuche gehen.

Ein paar Sekunden später standen wir in besagtem Keller. Voll von bekannten Flaschen und ebenso bekannten Holzkisten. Doch je länger wir aber nach jenen Weinen suchten, die wir unbedingt trinken wollten, desto mehr mussten wir einsehen, dass wir uns mehr und mehr nach einigermassen trinkbaren Alternativen umsehen mussten.

Ich griff in Kisten, drehte Flaschen und hörte immer wieder hinter mir ein paar Phrasen vom Wirt wie: «Eigentlich schon lange pensioniert» oder «nicht mehr so viel Freude am Wein wie früher» oder «die Weinkarte müsste dringend einmal aktualisiert werden».

Er hätte es nicht aussprechen müssen, man spürte seine Voten auch so. Letztendlich tranken wir zu sehr fairen Preisen; 1964 Volnay Clos de Ducs Angerville (hell, fein und delikat), 1973 La Tâche Romanée Conti (erstaunlich jung mit typischen Marrakesch-Aromen), 1980 Chapelle Chambertin von Claude Damoy (die Überraschung!), 1966 Lynch Bages (kaputte Händlerabüllung), 1970 La Lagune (immer noch genial und buttig süss), 1973 Latour aus der Magnum (passte hervorragend ins Burgunderglas), 1970 Montrose (ein grosser Klassiker den man heute günstiger kauft als der 1989 oder 1990er), 1961 Poujeaux (schön zu trinkende Abfüllung der Gotthard Kellerei), 1982 Mouton-Rothschild (eine gute Flasche) die den verlangten Preis von 566 Franken mehr als wert war. Unnötig zu erwähnen, dass dies die Letzte war…

Und was war der Höhepunkt für mich des Abends? Der Wirt fragte, ob wir eventuell eine alte Cigarre möchten, er hätte da noch was aus Cuba. Dann kam er mit einer Kiste Davidoff No. 1 aus der guten alten Havannazeit. Und so rauchten wir auf den halbwegs verpassten Abend die Friedenscigarre. Das Restaurant schreibe ich nicht hin, damit Sie sich nicht auch noch ärgern müssen. Was noch halbwegs Rang und Namen hatte ist – nach unserem Besuch – eh ausgesoffen…



JASSEN AUF GRAND CRU NIVEAU

Es gibt da ein paar Tage im Jahr, die verteidige ich gegen jedes auch noch so verlockende Angebot. Es sind die Jasstage (in der Regel beim Guschti im Brandenberg in Zug). Mit von der Partie; Thomas Weissmann (ALSO), Elmar Wohlgensinger (IHA) und Jörg Studach (SOFTEC). Und jeder nimmt eine oder zwei Flaschen aus seinem Keller mit. In der Regel zwei!

Dann stellen wir die Flaschen schön brav auf und entkorken nach Bedarf. Da der Mouton 1994 leider einen Korkgeschmack aufwies, betrug die Genussdauer pro restliche Bouteille, auf die 6 Stunden verteilt, genau 51,42857 Minuten. Was durch vier umgerechnete Teilnehmer eine Stundenleistung von 2.187499 Deziliter wunderschöner Wein pro Kopf ausmacht. Und da leiste ich mir dann auch den ganz persönlichen Luxus nur Stichworte aufzuschreiben. Am Schluss sind es nur noch die Namen der Weine: 1991 Cabernet Reserve Mondavi, 1995 Latour, 1995 Pétrus, 1999 Latour, 1988 Cheval Blanc, 1989 Cos d’Estournel und 2001 Grange. Am besten gefiel mir der 1999 Latour. Da sind alle Aromen dieses grossen Terroirs drin. Da die Gerbstoffe feiner sind, als bei früheren Jahrgängen, bietet dieser weit unterschätzte Pauillac heute ersten Genuss. Trotzdem blieb ein bitterer Nachgeschmack auf der Zunge. Ich habe nämlich beim Jassen 10 Franken verloren…

 

BRATWURST UND MUSIGNY

Bordeauxproben sind einfach zu füllen. Burgunderproben organisiere ich keine mehr. Der Fanclub der Côte d’Or ist – besonders in der deutschsprachigen Schweiz – in den letzten Jahren leider noch kleiner geworden.

Aber es gibt ja schliesslich für jede Lösung ein Problem, das dazu passen könnte. Also lud ich ein paar Freunde zu mir nach Hause ein, bei denen ich wusste, der Pinot Noir in Ihrem Weinliebhaber-Repertoire einen nicht unbedeutenden Platz einnimmt. Wichtig dabei ist noch zu vermerken, dass meine liebe Frau Karin nicht zu Hause war. Sie mag keine Burgunder, oder nur alte und von denen nur die teuren. Wenn Sie sie darauf ansprechen würden, so käme unweigerlich ihre Liebe zum Romanée-Conti 1934 zum Vorschein. 

Also präparierte ich als Vorspeise ein Taccino tonnato (Truthahnbrust mit Thonsauce) und am Schluss gab es ein paar reife Käse. Dazwischen die unübertreffbare Kinderfestbratwurst von der Metzgerei Schmid St. Gallen. Grilliert bei eisiger Kälte auf dem Balkon. Und Kartoffelsalat. Apéro: 2007 Viré Glessé von Laurent Huet. Kann ein so billiger Franzosenchardonnay so saugut sein? Dann tranken wir einen dicken, schweren, fast öligen 1988 Batard-Montrâchet von Ramonet. Reif und doch süsser werdend; 1969 Corton les Renards von F. Ganoux. Wunderschön gereift; 1996 Chambertin Clos de Bèze  von Jean Raphet. Uralt und noch knapp trinkbar; 1923 Chambertin von Thomas Bassot. Kräftig mit viel Muskeln; 2003 Volnay Fremiet von Marquis d’Angerville. Der Höhepunkt des Abends; 1999 Musigny von Vogüe. Eigentlich noch viel zu jung, aber man spürt, dass es halt heute wieder ganz grosse Burgunder gibt, die Jahrzehnte lang reifen würden – tränke man(n) diese nicht vorher.



DANKE MUTSCH!

Oft sass ich verzweifelt stundenlang vor einem weissen Blatt Papier wenn ich jeweils einen Aufsatz für die Schule schreiben musste. Deshalb ist es manchmal selbst für mich nicht verständlich, wenn ich mit ein paar Stichwörtern im Kopf ganze Geschichten innerhalb weniger Minuten zu Stande bringe. 

Heute morgen ging es mir wieder wie ganz früher. Zwar handelte es sich diesmal nicht um ein Blatt Papier, sondern um eine sich nur ganz langsam, zögerlich füllende Textdatei. Und immer wieder rannen mir die Tränen herunter. Männer weinen nicht! Aber es gibt ja auch keine Regel ohne Ausnahme. Es sind zu viele Erinnerungen die da immer wieder hoch kommen.

Noch vor zwei Wochen besuchte sie uns in den Skiferien und wir sassen auf der sonnigen Terrasse vom Restaurant Winteregg in Mürren. Und sie genoss offensichtlich die paar gemeinsamen Stunden. Am letzten Montag fuhr ich nach Ennetbürgen zum traditionellen Kaffeetisch. Meine Schwester Isabelle, mein Bruder Ernst und die Kaffeetanten aus dem Dorf sassen am Tisch und plauderten fröhlich. Sie hatte zwar noch die Grippe aber es schien ihr wieder etwas besser zu gehen.

Am Samstagmorgen dann der Anruf: «Mutter ist gestorben!».
Zuerst die unbeschreibliche Leere, dann das Begreifen und das Lernen müssen es zu akzeptieren. Und jetzt sitze ich vor diesem leeren Textdokument mit dem schmerzlichen Gefühl mich an schöne Dinge zu erinnern um diese für den Lebenslauf in der Kirche nieder zu schreiben.

Für meinen vor sieben Jahren verstorbenen Vater esse ich manchmal ein Stück Greyerzer mit Brot und trinke dazu einen Most. Oder rauche für ihn einen Villiger rund. Einfach um an ihn zu denken...
Für meine Mutter werde ich ab und zu einen Ochsenmaulsalat oder Kutteln an Tomatensauce essen und dazu einen Dôle für sie trinken. Danke Mutsch!   


BELLA TOSCANA IM WALDGARTEN

Wenn die Thematik nicht ganz klar ist, spricht man oft von einem önologischen Potpouri. Und wenn Weinliebhaber Jo Ziltner seine Freunde zu einer weinigen Geburtstagsfeier ins Restaurant Waldgarten in Zürich einlädt, dann braucht es auch keine klar definierten Vertikalen oder einen gemeinsamen Jahrgang um geniessen zu können. Ein paar bekannte Namen wie Solaia, Sassicaia, Tua Ritau und Masseto reichen da – nicht ganz unbescheidenerweise – völlig aus.

Und trotzdem keine direkte Vergleichbarkeit unter den verschiedenen Weinen und Jahrgängen da ist, macht doch die Einzelbetrachtung viel Spass. Und manchmal hinterlässt ein vermeintlich als ganz gross gehandelter Wein halt auch Fragen. So der 1998 Tua Rita von Redigaffi, der trotz Reserven im Innern gefährlich oxidative Noten aufwies. Oder der 2003 Sassicaia, der sich als traditionell vinifizierter Wein derartig klassisch zeigt, dass die Frage nach muffigem Keller oder ältlichen Barriquen unweigerlich beim ersten Nasenkontakt aufkommt. Kenner wissen, dass bei Letzterem sehr langes Dekantieren die Wunden heilen kann…

Zwei ganz junge begannen den Reigen. Während man beim 2005er Galatrona das kühl endende, nicht ganz fertig gereifte Jahr klar anmerkte, zeigte sich der vom Antinorigespann hergestellte 2005 Il Pino trotzdem wie ein ganz grosser, moderner Toskaner.

Genial der 2004 Saffredi, ein Powerpaket. Aus dem gleichen Haus stammte auch der Tagessieger. Dem 1995 Saffredi (gleichzeitig der älteste Wein des Events) vergab ich die Maximalpunktezahl. (Wenn jemand noch im Keller hat – ich komme!).

Gleich viel Punkte; 2003 Massetto. Eine süsse, bullige Orgie in der Nase wie im Gaumen. Der 1998 Masseto, zeigte, dass er als 100 %iger Merlot sehr gut reift und dabei nichts an Frucht und Faszination verliert. Da präsentierte sich der 1998 Solaia in der Nase fast ebenbürtig, verlor aber etwas im Gaumen. Der Sieger aller 98er; Ornellaia; tief, tabakig und sogar mit Trüffelspuren. (19/20)!

Nicht ganz so mein Fall – trotz seiner Grösse; 1999 Vigna d'Alceo. Wenn ich einen Amarone will, dann suche ich nicht in der Toskana. Da wirkte der 1997 Solengo schon viel mehr wie ein grosser Toskana-Terroirklassiker. Und einen Wein werde ich trotz des ausreichend hoch kalkulierten Preises heute noch versuchen zu kaufen: 2004 Ornellaia. Das Frescobalditeam, hat die Erfolgstory von Lodovico Antinori weiter geführt und fast noch etwas mehr perfektioniert!

Die genauen Beschriebe folgen im WeinWisser…

Wer hat noch von diesem genialer Toskaner in seinem Keller?

Wer trinkt solche Weine nicht gerne alleine?

Wer hat Zeit für ein Mittagessen mit René Gabriel?


BORDEAUX 1994:  GENIESSEN? WARTEN? HOFFEN? 

Zwischen Frost und Frust! Das neue Jahrzehnt der 90er Jahre begann nicht besonders viel versprechend für die Girondewinzer...

Nach dem euphorisch gehandelten Jahrgang 1989 kam der 1990er auf den Markt. Mit sehr vielen,  tollen Weinen – aber der Markt spielte nicht mit. Bis ins Jahr 1995 lagen selbst die besten Tropfen in rauen Mengen noch in den Châteaukellern, bei den Bordelaiser Nédociants und auch bei den Weinhändlern in aller Welt. Die Preise bewegten sich kaum. Als ein gewaltiger Frühjahresfrost den 1991er bereit vor der Ernte redimensionierte oder gar vernichtete (kein Cheval und kein Pétrus!), hoffte man auf eine positive Marktbewegung der zu grossen Mengen und der recht tiefen Preise. Bei der Ernte des Jahrganges 1992 goss es wochenlang wie aus Kübeln. Die Folge; dünne, gastronomische Weine ohne Alterungspotential. Die Preise im Keller. Etwas weniger, aber doch noch zu viel Regen bescherte der Wettergott beim nächstfolgenden milléssime 1993. Doch auch hier waren die Winzer weit weg von einer sehr guten Qualität. Als es darum ging den 1994er zu Ernten, zeigten sich wiederum dunkle Regenwolken am Girondehimmel. Doch das neue, generell angewandte Qualitätsmanagement im Rebberg, Ertragsminderungen und genauere Selektionen brachten letztendlich einen recht viel versprechenden Jahrgang zu Tage. Bei den Primeurproben fiel bei der Diskussion um den Jahrgang immer wieder das Wort: «klassisch». Was heute zu einem attraktiven Begriff mutiert ist, galt damals noch als verdeckte Zeugnissprache und bedeutete: «kalt», «hart» und «nie richtig reif».

Nicht wenige Bordeauxliebhaber werden einen grossen Bestand ihrer 1994er heute bereits ausgetrunken haben. Einige werden immer noch warten und hoffen, weil der Genuss bei gewissen Probeläufen sich nicht so richtig einstellen wollte. Und andere wiederum haben ihre restlichen Flaschen oder Kisten bereits via Auktion verscherbelt. Was die Versteigerungskataloge der letzten Jahre ziemlich genau beweisen.

Doch wie steht es wirklich um den oft verschwiegenen Jahrgang? WeinWisser weiss es genau. Denn an einer Probe im Ristorante Taverna, organisiert von Weinfreund Yves Beck, standen die wohl 30 repräsentativsten Kandidaten auf dem Prüfstand.

Das Lager spaltet sich in Weine, die jetzt eigentlich ausgetrunken werden sollten und solche die jetzt und bald Genuss bieten. Und Flaschen, die wohl erst in 5 bis 10 Jahren wirklich ihren ersten Höhepunkt erreichen.

Die Enttäuschungen vorweg: Las Cases (Nase sehr gut – Gaumen überextrahiert), Latour (wie immer unsauber mit Kellermuff), Tertre Rôteboeuf (reif aber langweilig), La Mondotte (damals noch ein stinknormaler St. Emilion, wobei die Betonung mehr auf «stink» denn «normal» liegt), Clinet (ein sterbender Schwan) und Bon Pasteur (mehr schein als sein, weil die Vinifikation über den Terroirmöglichkeiten lag).

Zwischen sehr gut und ziemlich gross und reif: Phélan-Ségur, Palmer Rauzan-Ségla, Lynch-Bages, Pape-Clément, La Conseillante, L'Evangile, La Fleur de Gay, Vieux Château Certan.

Zu den Grossen gehörend: Léoville-Barton, Margaux (noch sehr hart), Lafite (endlich einmal eine saubere Flasche!), Ausone (noch nicht ganz auf Top-Niveau damals), Mission (ein bäuerlicher T-Bone-Grillwein!), Pétrus (auch hier eine saubere Flasche, was nicht immer der Fall ist), L'Eglise Clinet (für Viele die Überraschung).

Und was sollte man kaufen? Je nach Budget: Montrose (immer noch schweinebillig), Mouton (er kommt, aber nur langsam), Pichon-Lalande (einfach geil!), Haut-Brion (delikat und besonders fein, im Vergleich mit den Preisen der neuen Jahrgänge, immer noch ein sehr guter Auktionskauf!), Le Pin (bleibt ein Exote, aber man ist hingerissen vom ersten Atemzug an). Was ich sicher nicht kaufe: Cheval-Blanc 1994. Davon habe ich glücklicherweise schon viel frührer gebunkert. Mit jedem neuen Kontakt legt er wieder zu und wird zu einem erstaunlich tiefgründigen Cabernet-Franc-Klassiker. Er bewies seine Theorie, dass er die ersten Jahre oft nur im ersten Drittel herum lümmelt und dann nach und nach, aber mit präziser Gewissheit zur Spitze vorrückt. Würde mich nicht wundern, wenn er sich in ein paar Jahren zum «Jahrgangswein» etabliert.


POMEROLTRÄUME AUS 7 JAHRZEHNTEN

Die beiden Gerüchte tauchen immer wieder auf. Erstens: Merlot lastige Weine sind oft langweilig. Zweitens: Pomerols können nicht alt werden. Zwei Mal falsch! Eine Weinprobe mit 24 reifen Flaschen aus dieser 800 Hektar kleinen Libournaiser Appellation, die Mitte Februar im Hotel Waldheim in Risch stattfand, straft diese Behauptungen als Lügen.  

Der jüngste Wein dieser Verkostung – der 1986 Château Le Pin – schlummerte zu diesem Zeitpunkt schon mehr als 20 Jahre in der Flasche und zeigt sich erwartungsgemäss reif. Der älteste – 1920 Château Petit Village – ist mittlerweile 87 Jahre alt. Er stammt aus einem so genannt kleinen Jahr und trotzdem bot er ein traumhaftes Weinerlebnis. Und weitere, durchwegs positiv gealterte Überraschungen folgten. Die grössten Weine des Abends: 1929 Château Nenin, 1950 Château Clinet und 1967 Château Pétrus.

Was sich auch als Erkenntnis deutlich zeigte: Merlotlastige Altflaschen sind nur garantiert einwandfrei, wenn das Füllniveau top ist. Der 1953 Château Latour à Pomerol (Füllniveau: untere Schulter) und die zweifelsohne sehr teure Flasche 1955 Château Pétrus (Füllniveau: mittlere Schulter), wiesen deutliche Oxidationsnoten auf und zeigten eine deutliche Qualitätsdifferenz zwischen anderen Verkostungen früheren Datums.

Eine Anmerkung zum genialen 1929 Château Nenin. Der heutige Besitzer Jean Hubert Délon (Léoville Las Cases) kaufte das heruntergekommene Weingut im Jahr 1997. Als wir ihn damals nach der Begründung für den Kaufentscheid fragten, gab er als antwort an, dass ihn die alten Jahrgänge immer wieder begeisterten und er sicher sei, dass Nenin ein gewaltiges Potential in sich tragen würde. Der von uns nun degustierte und mit 19/20 Punkten bewertete 1929er beweist diese Theorie.
Besonders zu gefallen wussten die beiden Petit-Village. An diesem Abend, bekam das zu der Versicherungsgruppe AXA gehörende Weingut wohl noch ein paar Fans mehr!
Die genauen Verkostungsnotizen folgen im WeinWisser...


Zurück gekehrt
voller Hoffnung
lese ich die akutellen UBS-Resultate...



Da hilft nur noch Eines:

UBS

U
nbedingt
Bordeaux
Saufen

SÜDAFRIKA - DAS SCHÖNSTE WEINGEBIET DER WELT!

Die schönsten Weinerlebnisse entstehen meist auf Reisen. So sind wir denn auch mit gewaltigen Eindrücken vom schönsten Weingebiet der Welt aus Südafrika zurück gekehrt. Durch die vielen Winery- und Restaurantbesuche degustierten und genossen wir mehr als 200 Weine innerhalb von weniger als zwei Wochen.
Die Highligts: 2005 Laibach The Widow's Block (mit viel Glück noch in Belgien zu finden, aber die Suche danach auf alle Fälle wert), 2006 Ugaba (wird's bald bei Mövenpick geben), 2006 Chardonnay Hamilton Russel (ausverkauft), 2005 Chardonnay Buitenverwachting (bei Barossa, Scherzingen), 1998 Syrah Private Reserve Saxenburg (mit Adrian Bührer zum Lunch in seinem sensationellen Restaurant genossen), 2005 Bein. Das sind zwei Basler, Ingrid und Luca Bein, die einen 100%igen Merlot auf ihrem Rebberg namens Pétrusplace herstellen (zu haben bei Savinis Muttenz), den 1997 Simon Barlow von Rustenberg aus der Magnumflasche. 2006 Anwilka (das ist der zweite und noch spektakulärere Jahrgang vom Trio Lowell Jooste, Bruno Prâts und Hubert de Boüard). Und die Fassprobe 2007 Capaia!
Mehr über die aktuell besten Weine aus Südafrika gibt im WeinWisser im Frühsommer (nach den Bordeaux 2007).
Wer in zwei Jahren mitkommen will, findet die Details unter «Reisen»...


MOUTON: UP'S AND DOWN'S

Wer mehrere Jahrgänge von Château Mouton-Rothschild verkostet, muss sich auf eine Achterbahn gefasst machen.
So etwa begann den auch meine mündliche Einleitung als Referent zum Mouton-Memory-Abend der jeweils als Gedenken an den Todestag vom legendären Baron Philippe de Rothschild im Restaurant Old Swiss House in Luzern (www.oldswisshouse.ch) satt findet. In diesem historischen Lokal werden übrigens seit 58 Jahren etwa 1000 einzigartige Wienerschnitzel pro Monat am Tisch gebrutzelt. Das Geheimrezept lautet: Fast gleich viel Butter wie Fleisch! Und die Grösse des Schnitzels selbst ist fast mit einem herkömmlichen Toilettendeckel zu vergleichen…    

Doch wir sassen oben im Rittersaal beim uralten Kachelofen der auch schon mal als Motiv für eine Schweizer Briefmarke diente. Die miesen Jahrgänge kommentarlos vorweg: 1969, 1972, 1981. Ein Kork: 1997. Der Rest gut, überraschend und auch genial. Die erste Überraschung, wenn auch eher in der Nase; 1967. Die zweite Überraschung 1964; buttrig süss in der Nase. Noch nie so schön erlebt! Scheintot zeigte sich der 1948 (schlechtes Füllniveau) in der Nase, doch im Gaumen fand man doch noch hinter den Acetonoten, eine schöne, malzige Süsse.

Mässig bis recht gut; 1984 und 1991. Immer noch sehr schön in der Endreife; 1987. Gross: 1988, 1983, 1994, 1998 – alle mit 19/20. Und zwei Maximalpünkter als Krönung: 1986 (zu jung) und 1961 (sexy, süss, reif und extrem fein). Letzterer stammte aus dem Fundus des sponsorigen Wirtes Philippe Buholzer. Sein Vater kaufte diesen Wein zu Urzeiten für viel weniger als 50 Franken. Das waren noch Zeiten!  

Ein memorabler Abend mit Apero (2006 Riesling Loibner Berg Franz Xaver Pichler), 20 Rothschildweinen (Der Tischwein 1989 Clerc-Milon aus der Impériale war kraftvoll und tiefgründig), Mineral, Kaffe. Dazu servierte die Crew ein traumhaftes Menu vom pfannensicheren Küchenchef Günther Renz mit Gänseleber, gebratenem Zander an Steinpilzen, Kalbsfilet und geschmorten Kalbsbacken und einem Beeler-Käsebüffet. Das alles für 800 Franken. Also gleich viel wie ein Mouton-Rothschild 2006 in der Subskription kostete.

Ich will damit nicht das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Events loben, sondern den anderen Teil der Vergleiches in Frage stellen…. Wer also richtig rechnen kann und 20 Weinerlebnisse inkl. Menu mit Weinfreunden bevorzugt, kann sich bereits für nächstes Jahr am 14. Januar für einen vergleichbar ähnlichen Anlass bei mir eintragen… (Siehe Events 2009)


LINKS WEISS - RECHTS ROT: EIN SCHIZOPHRENES GENUSSTRAINING

Es ist zum dritten Mal geschehen und wieder funktionierte es bestens! Eigentlich schade, dass es für dieses eigenwillige Gabriel-Genuss-System (noch) nicht mehr Nachahmer gibt…

Beginnen wir von vorn und erzählen worum es überhaupt geht. Als wir vor Jahren von Australien zurück kehrten und erstmals auch diese Weine im grösseren Stil für Mövenpick importierten ging es darum, dem Team diese Weine schmackhaft zu machen. Da wir diese «Aussies» im Januar lancierten, war das Mitarbeiterfest in Lausanne der ideale Startschuss. Das Menu lag bereits druckreif auf dem Tisch beim Kadermeeting, doch welche Weine zu welchem Gang? Ein Buffet? Zuerst eine Stunde lang die Weissen. Dann eine weitere Stunde lang die Roten? Unvorstellbar das Geläufe mit mehr als 100 Personen. Und plötzlich ruhten alle Augenpaare der nicht enden wollenden Sitzung auf mir. «Warum servieren wir nicht immer links einen Weissen und rechts einen Roten. Zuerst die leichteren und dann immer kräftiger werdend, zum Hauptgang den fettesten Chardonnay links und den tanninhaltigsten Blend rechts, zum Käse dann etwas besonders weiches, wie beispielsweise einen Sémillon aus dem Hunter Valley links und rechts einen nicht zu dramatisch parfümierten Shiraz aus Coonawarra?» Gesagt getan. Es war ein gelungener Abend bei dem die Weiss- wie auch die Rotweinliebhaber über die ganzen Runden Ihre persönlichen Vorlieben auskosten könnten. Learning by trinking – so zu sagen!

Das zweite Mal entschied ich aus ähnlichen, wenn auch nicht direkt vergleichbaren Motiven. Der Ort: Hotel Jagdhof im Tiroler Stubaital. Die beiden Kontrahenden betreffend Wein standen fest. Gabriel sollte Bordeaux kommentieren. Franz Hirtzberger seine Wachauer Weissen. Im Prinzip wäre die Ausgangslage und der Ablauf klar. Zuerst die Weissen, dann die Roten. Aber warum sollen derartig hochkalibrige, kräftige Weissweine nur gerade für das Vorspiel taugen. Ich hatte ja schon an verschiedenen Stellen erwähnt, dass bei einem direkten Vergleich zwischen dem Grünen Veltliner Honivogl 1990 und Château Margaux 1990 auf die Dauer der Médoc verliert! Also hiessen wir den Küchenchef immer jeweils zwei kleine Gerichte auf ein und denselben Teller zu legen und dass wir links den ganzen Abend lang Weissweine servieren und rechts Rotweine servieren würden. Anstrengend für die Küchenbrigade, transpirierend und kompliziert für die Sommeliers. Aber die Gäste waren begeistert. Und Franz Hirtzberger hatte seinen wohl verdienten Auftritt für seine genialen Weine bis zum Schluss.

Wenn ich jetzt vom dritten Mal etwas ausführlicher berichte, so ist der Grund deshalb, dass ich den Event im Restaurant Sempacherhof (www.sempacherhof.ch) an diesem Januarabend schlichtweg perfekt fand und das System bewies, dass es mehrheitstauglich ist und in Zukunft ab und zu in Anwendung gelangen soll. Die Aufzählung der Gänge und Weine ist eigetnlich nur die Basis, falls Sie dies in einem ähnlichen Rahmen kopieren wollen.  

Alle Weine stammten aus Pessac-Léognan. Die Weingüter produzieren sowohl Roten wie Weissen. Der anwesende Besitzer der beiden Châteaux, Daniel Cathiard war begeistert von der eigenwilligen Formel. Dies obwohl seine liebende Ehegattin Florence ihn im Vorfeld dringend bat, diesen Unsinn doch zu stoppen und eher auf etwas Traditionelles zu tendieren bei dem die Weine und die Speisen säuberlich getrennt wären und so die Weine… Den Rest können Sie sich vorstellen. Die Franzosen sind immer bereit für Veränderung, sofern es sie nicht selber betrifft!

Erster Akt:
Links im Glas: Château Cantelys blanc
Links auf dem Teller: Tartare de thon à la mode du chef
Rechts im Glas: Château Cantelys rouge
Rechts auf dem Teller: Terrine Campagnarde

Zweiter Akt:   
Links im Glas: Les Hauts de Smith blanc
Links auf dem Teller: Filet de féra aux amandes et poivre vert
Rechts im Glas: Les Hauts de Smith rouge
Rechts auf dem Teller: Baudroie sur lit d’echalottes au vin rouge

Dritter Akt:
Links im Glas: Smith Haut Lafitte blanc
Links auf dem Teller: Blanquette de veau à l’ancienne
Rechts im Glas: Smith Haut Lafitte rouge
Rechts auf dem Teller: Paupiette de boeuf braisée

Vierter Akt:
Zum Abschluss servierten wir im Weissweinglas einen Sauternes der dann hervorragend zum Tarte aux poiures passte und nochmals einen reifen, roten Smith Haut-Lafitte den die Gäste zuerst zum Käse genossen.

Bei jedem Akt gab es somit vier Herausforderungen für den Gast. Aber auch vier Genussmöglichkeiten. Macht summa summarum für den ganzen Abend 16 Möglichkeiten mit Sinneseindrücken und Aromenkombinationen in multipler Form.

Es gibt nichts Langweiligeres als «normale Wine&Dine» – hier ist die echte Alternative dazu! Vorausgesetzt sie haben spannende Weine und einen sehr guten Koch zur Hand…  


AM TOBLER-KÜCHENTISCH MIT MARINO

Es gibt verschiedene Privilegien im Leben. Zum einen bei Werner Tobler am Küchentisch zu sitzen zu dürfen. (www.restaurantbraui.ch). Zum anderen dies mit Marino Aliprandi zu erleben.
Den Werner können Sie zu den offiziellen Öffnungszeiten in der Regel in Hochdorf antreffen. Den Marino schon weniger. Und auch nur, wenn man eben in der Braui mit ihm am Küchentisch sitzen darf. Oder – ab und zu – am grossen Stammtisch beim Guschti im Restaurant Brandenberg in Zug. Oder wenn man weiss, dass man bei Marino in Sagy in der Bresse Zimmer buchen könnte,  (www.sapin-bleu.com) um ein paar unbeschwerte Tage im Süd-Ost-Burgund zu erleben….

Als ich eintraf, sass Marino Aliprandi 
bereits da:


Gewichtig, barock,
optisch dominant und doch irgendwie graziös. 

Im Glas, gelb funkelnd, ein 2000er Grüner Veltliner Smaragd Kreutles von Emmerich Knoll. Und als erste Vor-Vorspeise; simpler aber fast rahmiger Fleischkäse. Der Wachauerwein bleibt, ein zweites Amuses Geules fährt ein; kleine, frisch geknetete Hacktätschli, sanft paniert, gut angebraten und innen spritzig saftig.  Ich habe einen 1955er- Lynch Bages mitgenommen. Der riecht so wie ein alter, wirklich grosser Lynch Bages eben riecht; etwas fettes, altes Leder, Pferdestall, wilde Kräuter, Torf, Eucalyptus. Eine wilde Genialität ist diesem grobschlächtigen Paulliac anheim. (19/20)!

In einem Töpflein erscheint eine portionierte Gänseleberterrine; ich merke klitzewenig Cognac, ein paar kleine Apfelbrunoise und viel von der Grundsubstanz, die dem Gericht den Namen gibt. Ich esse das – aus Gewissensgründen – nur ganz selten! Und auch nur deshalb, weil es mir besser als Tofu schmeckt. Werner schenkt dazu einen passenden Weissen ein; 2005er Viré Clessé Cuvée d’Exeption von Laurent Huet.

Ein erstes Süppchen wird aufgefahren: Gerstensuppe mit anti-bünderischen Zutaten. Es schwimmen nämlich wohlig-passend Bonsai-Coquilles-Saint-Jacques darin. Im zweiten Süppchen befinden sich unten Kartoffelstock und oben geräuchte Forellenfilets.

Der nächste Zwischengang heisst im Schweinsnetz gefüllter Ochsenschwanz. Wer macht das heute noch? Welcher Koch kann das auf diesem Niveau? Andererseits; wer isst das gerne? 

In der Zwischenzeit ist der beste Wein des Tobler-Braui-Küchentisches entkorkt: 1945 Château Léoville-Poyferré. 19/20-Punkte für einen genialen, mehr als 60jährigen, grossen Bordeaux der süss ist, balanciert, lang und erhaben. Irgendwie trüffelig…

Apropos Trüffel: Die Küchentüre geht auf und ein beruflicher Bildhauer (Frühling bis Sommer) sowie ein hobbymässiger Trüffelsucher (Herbst bis Frühling) namens Marco d’Angelo und bringt etwa zwei Kilogramm schwarze Trüffel die er im Kanton Luzern mit Hilfe seines Hundes aus dem Boden gegraben hat. Dies liefern die Idee für einen nicht vorgesehen, neuerlichen Zwischengang: Im Glas pochiertes Ei auf Spinat mit – eben diesen frisch angelieferten Trüffeln. Fein säuberlich in halbmillimetrige, recht grosse Lamellen geschnitten und nicht zu knapp darüber verteilt.

Mein Magen gibt eine Kalorienwarnung durch. Das Festtagsfundament beginnt sich zu zementieren und deshalb kann ich von der effektiven Hauptspeise nur noch wenig essen und lasse mit den Rest davon «Alufolieembalagieren»: Lange geschmorter Schweinsfuss.
Weil wir wussten, dass etwas burgundisches als Finale serviert wird, hat Marino noch aus seiner Reserve (in der Braui lagernd…) auffahren lassen. 1971 Savigny Champs Chevrey von Tollot-Beaut (19/20). Der ist süss wie Datteln, rote Pflaumen und Birnel in einem. Für den Käse ist ein 1989 Château Lafite-Rothschild vorgesehen. Der hat leider einen minimen Korkgeschmack. Wir beheben diesen Fehlton (teilweise) mit etwas Plastikfolie, welche wir dekadent direkt in das Glas drapieren. Es hilft – sodass der sehr teure Wein doch eine recht gute Falle macht. Aber leider doch weit entfernt von dem ist, was er eigentlich sein sollte. Marino Aliprandi erzählt blumige Geschichten und die Zeit vergeht wie im Flug. Noch ein Kaffee und dann nach Hause. Es gibt viel zu tun: Diese Geschichte schreiben. Eine Story für s Migros Magazin vorbereiten die Martin Jenny im Sommer über mich schreiben wird. Bücher bestellen die ich dem Werner für die Trüffel/Fossili/Würste/Knobläucher die er mir noch beim Wegfahren ins Auto mitgegeben hat schenken will. Ein wohl überbordendes Weinwochenende mit Freunden bei Marino für den Sommer organisieren. War doch ein Bisschen viel insgesamt. Von den Kalorien und auch vom Wein her. Ich messe mit dem Lion Alcometer: 0.48! Das wäre knapp gewesen. Aber ich bin ja eh schon Daheim…    

Der Samowar! Eine kleine Anekdote am Rand: Die Lust am Essen und Trinken wie die Unlust abzunehmen ist bei Marino Aliprandi etwa gleich gross! Trotzdem fasste er sich vor ein paar Jahren den mutigen Entschluss abzunehmen: «Ihr werdet staunen: Ich kaufe mir jetzt einen ganz grossen Samowar und werde eine lange Zeit nur Tee trinken. Viel Tee!» Bei unseren Diskussionen am erwähnten Mittagstisch lenkte ich das Gespräch ganz sanft auf diesen besagten Samowar mit der scheuen Frage ob er denn diesen schon amortisiert habe? Marino konterte bedächtig: «Den habe ich sehr wohl bestellt - aber aus irgend einem Grund ist er nie geliefert worden!» So und jetzt kennen wir das Geheimnis weshalb der gewichtige Marino in den letzten fünf Jahren kein Gramm abgenommen hat...


CHÀTEAU D'YQUEM 1937

Meine grundsätzliche Neigung zum Château d’Yquem 1937 kennen Sie ja vielleicht schon...


Wenn nicht – dann empfehle ich Ihnen einen Blick auf Seite 680 von meinem schwarzen, dicken Buch. Oder Seite 369 in meinem braun-gelben Buch.
Wie dem auch sei, für jene die nicht nachschauen aber es sofort wissen wollen: Genau dieser Yquem gehört sein Langem zu meinen allerschönsten Sauternes-Legenden.

Und – ich hatte die Chance ihn so alle paar Jahre einmal trinken zu dürfen. Und – so lange ich leben darf und dem Wein dieselbe Wertschätzung verleihe, so werde ich aber gar keine Gelegenheit auslassen, diesen köstlichen, transzendentalen Nektar so oft wie möglich zu schlürfen.  

Seit heute wird es ganz sicher eine Möglichkeit mehr geben! Und wie jede besondere Flasche es auf sich hat, haftet auch hier eine besondere Geschichte an dieser Bouteille…

Der heutige Kaufakt begann mit einem Mail: «Lieber René, ich weiss dass Du ein grosser Fan von diesem Wein bist und ich habe noch eine Flasche Yquem 1937. Meine Frau trinkt keinen Sauternes und einfach so zum Öffnen ist diese Tropfen doch etwas verrückt und ich möchte Dich fragen bevor ich diese an den Meistbietenden veräussere…»

Innert Sekunden beantwortete ich den elektronischen Brief mit: «Ja – ich will!»

Was könnte der Preis für eine solche Flasche sein? Nach ein paar Hinundhermails griff ich zum Telefonhörer: «Hast Du denn schon ein Angebot für diese Flasche und ist diese denn auch schön?». Er antworte mit «ja» und «wunderschön». Ein bekannter Broker würde ihm dafür Soundsoviel bieten. Ich schluckte! Das war aber ein verdammt guter, hoher Marktpreis, den mein möglicher Sparingpartner bot. Doch die Besitzerlust kennt manchmal keine Grenzen. Und ich offerierte ihm den gleichen Preis plus ein Mittagessen. (Was ist wohl ein Mittagessen mit René Gabriel wert, dass dieser selber bezahlt und den Gast dazu einlädt?)

Der Deal fand heute statt. Salat mit Kalbsmilken, Kalbsleber mit Rösti und dazu ein einfacher, aber schmackhafter 2006er Pinot Noir vom Luzernischen Heidegg. Dazu Erinnerungen an frühere gemeinsame Weinbegegnungen, Gespräche über den Ort bei dem der Verkäufer dieser Flasche wohnt und über genau jene Flasche, die jetzt, beim Reinhacken dieser Zeilen auf meinem Büropult steht, nachdem ich diese fotografierte.
Ich zahle gerne mehr, wenn ich weiss, dass die Flasche ein gutes Füllniveau aufweist und wie diese lagerte. Und – manchmal gibt es hinter einem solchen Akt auch noch eine kleine Geschichte.  

Also für die ersten 50 Jahre nach der Abfüllung fehlen die Puzzleteile. Das spielt aber keine so grosse Rolle, wenn die Flasche heute noch perfekt ist. Dann gab es da einen Schönling. Der soll etwa so ausgesehen haben wie damals der Lex Barker. Nur dass dieser – trotz Old-Shatterhand-ähnlichem Aussehen – nicht gerne auf Pferden ritt, sondern eher auf deren Reiterinnen. Er soll dabei recht wählerisch gewesen sein und gut situierte Damen im Wesentlichen bevorzugt haben. Ein echter Gigolo nimmt kein Geld, sondern indirekte Währungen. Und so kam es, dass er nach seinen Liebesdiensten jeweils noch ein Geschenkli bekam. Wohl um die Zusicherung eines weiteren Besuches zu garantieren. Mit der Zeit sollen die beglückten Frauen um seine Vorliebe für schöne Weine gewusst haben und belohnten die Liebesdienste nicht selten mit einer ganz besonderen Flasche aus dem hauseigenen Keller. So wurden die angetrauten, nichts wissenden, gehörnten Ehemänner gleich zwei Mal betrogen. Sollte es also jetzt Ehegatten aus der Zentralschweiz geben, die sich daran erinnern, dass ihnen vor etwa 20 Jahren immer wieder verschiedene, namhafte Premier Crus systematisch, in zeitlich folgenden Abständen, abhanden kamen, wäre hier des Rätsels Lösung gefunden. Vielleicht erinnert sich einer davon gar an eine Flasche Château d’Yquem 1937 bei der oben an der Kapsel noch ein zusätzlicher Kleber mit Kressmann Bordeaux angebracht war. Und vielleicht würde die Kriminalpolizei nebst den Fingerabdrücken vom ehemaligen Erstbesitzer, dem Schönling, dem Verkäufer und dem Gabriel auch noch weibliche Indizien finden…

Aufgrund von Überfluss an Geldmangel verkaufte der schöne «Wineandwomenlover» vor zwei Jahrzehnten diese geschichtsträchtige Flasche. Als der vorletzte Besitzer diese vom Auto zu seinem Haus tragen wollte, war es bitterkalt-eisig und er rutschte aus und fast wäre die amüsante Story auf brutale Weise zu Ende gegangen.

Dies wissend, habe ich den kleinen Karton heute mit beiden Händen behende ins Haus getragen. So und jetzt bringe ich ihn in den Keller und lege ihn in eine Kiste wo Cheval Blanc drauf steht. Ich habe nämlich den Teilnehmern der grossen Raritätenprobe vom Nobelhotel Les Trois Rois im Herbst versprochen, dass ich ein paar reife Yquem’s als Rahmenprogramm öffnen werde. Somit wird die Geschichte, rund um diesen 1937er Yquem – abgesehen vom Memory-Potential – um ca. 23.15 Uhr, am 4. Oktober 2008 in Basel zu Ende gehen...     


RICHTER - KRIEG - BERNSTEIN

Warum ich mit dem Blutgericht von Königsberg an dieser Stelle anfange, um einen wunderschönen, einmaligen Weinabend im kleinen Dörfchen Magden zu beschreiben?


Ein Blutgericht war in früheren Zeiten ein Gericht, dass die Todesstrafe aussprechen konnte. Beim Blutgericht im Königsberger Schloss in Königsberg (heute Kaliningrad) handelte es sich aber um ein weit herum berühmtes Speiselokal mit angegliederter Weinhandlung. Diese Institution wurde unter anderem auch lange von einer gewissen Familie Richter geführt. Gerüchten zu Folge, soll heute in einem der unterirdischen Gängen auch möglicherweise das seit dem Krieg verschollene, legendäre Bernsteinzimmer verborgen sein.
Also geht es in der folgenden Geschichte um die Familie Richter, um Krieg und um Bernstein! Beginnen wir mit Richter. Jürg Richter lud ein paar Gäste ein zu einem verschobenen Neujahrsessen. Bei diesem akribischen Münz-, Noten-, Tokaj- und Sauternessammler (siehe schwarzes Gabriel-Buch Seite 528) handelt es sich um einen Nachfahren des beschriebenen Alten Blutgerichtes aus Königsberg.

Mit dem Wort Krieg verbindet sich unmittelbar der 1914 Lafaurie-Peyraguey den wir an diesem Abend tranken.
Ein schlechter Jahrgang – aber ein unerwartet ganz grosser 20-Punktewein. Und wenn wir uns heute, nach mehr als 90 Jahren an einem solch genialen Süssweinerlebnis erfreuen, darf man nicht vergessen, dass diese damalige schlimme Zeit von Armut, Trauer, Elend und Schmelz begleitet war. Das wäre eventuell auch ein guter Vorsatz fürs Neue Jahr: «Nicht das zu vermissen, was wir nicht haben, sondern das zu schätzen, was wir erleben dürfen!»

Der grösste Wein des Abends hat eine Farbe wie Bernstein!
1929 Château Suduiraut: Bernsteinfarben mit rotgolden und braunen Reflexen. Das Bouquet beginnt leimig und fett, überschwappend, alkoholisch - erinnert an einen grossen spanischen Brandy und somit zu Kopf steigend. Die Aromen legen sich nach und nach in eine gegliederte Abfolge von immer wiederkehrenden Düften; beginnend mit dunklem Malz, kandiertem Honig, Malagawein, Malagarosinen und frisch aufgeschnittene, getrocknete Feigen, dabei wird das Nasenbild immer süsser und erinnert an eine explosive Mischung aus sehr reifem Sauternes, Essenzia-Tokajer und Pedro-Ximenez-Sherry. Im Gaumen ist die Opulenz fast unerträglich, Rubenshafte, cremige-üppige Konturen kumulieren sich im Körper derartig, sodass man selbst bei einem kleinen Schluck den Mund weit öffnen muss, damit dieser gigantische Nektar Platz hat. Ein «Übersauternes», der einem Süssweinfreak unkontrollierte Dopaminschübe verleiht und das Glücksgefühl überquellen lässt. Gehört zu einem knappen Dutzend Altsauternes die es mit den Glanzjahrgängen von Château d’Yquem aufnehmen kann. Was die Genussreife betrifft, ist es eigentlich egal, ob man diesem Wein früher begegnet ist, heute oder in den kommenden zwanzig Jahren! Hauptsache, man ist ihm begegnet. 20/20!
Weitere Höhepunkte des Abends: 1997 Corton Charlemagne Bertrand Armbroisie (17/20), 1998 Corton Charlemagne Leroy (19/20), 1990 Montrâchet Marquis de Laquiche Drouhin (20/20), 1947 Cheval Blanc Vandermeulenfüllung, mitgebracht von Sigi Hiss (18/20), 1959 Margaux, mitgebracht von René Gabriel (18/20), 1961 Haut-Brion, mitgebracht von Max Gerstl (20/20), 1974 Heitz Martha’s Vineyard (20/20) und 1922 de Rayne Vigneau (18/20). Letztere Flaschen stammten aus den Beständen des grosszügigen Gastgeberpaares Susi und Jürg Richter. Da wir aber zuvor den prall gefüllten Weinkeller sahen, wussten wir, dass beim Herausnehmen der erwähnten Flaschen nur eine ganz kleine Lücke im Regal enstand…


AROMENLOSE WEIHNACHTEN

Aromenlose Weihnachten! Nein - der Titel ist nicht falsch. Ich weiss, dass es normalerweise «fröhliche Weihnachten» heisst. Aber wenn
Man(n) nichts riecht, dann ist er definitiv nicht fröhlich. Und wenn er keine Aromen wahrnimmt, dann sind halt die Weihnachtstage aromenlos.

Es begann eigentlich schon am 21. Dezember. Ich gönnte mir einen Badeaufenthalt im Säntispark. Herrlich, dachte ich mir, als mir ein kleines Rinnsal aus der Nase lief. So ein Jodsolebad befreit die Nase. Am Abend sassen wir zu Tisch im Restaurant Gupf in Rehetobel. Schöne Weine, alle schienen mir etwas mehr Tannin als Aromen aufzuweisen. Sogar die eigentlich zugängliche Magnum 2000er La Tâche der Domaine de la Romanée-Conti schien mir noch verschlossen. Nur Spuren von ganz wenig roten Beeren kamen noch die linke Nasenwand hoch, während das rechte Nasenloch zu diesem Zeitpunkt bereits streikte. In der Metzgerei Schmid in Will kaufte ich mir ein Päärli Appenzeller Südwürscht die ich zu Hause gierig verschlang. Normalerweise nimmt man keinen Senf dazu, aber irgendwie schienen mir die Würste diesmal ein Bisschen fade. So entschloss ich mich, mit der scharfen Dijonpaste nach zu helfen. Doch auch das änderte die Grundaromatik des Gerichtes wenig.
Ich koche für das Abendessen für die Gäste die da am Abend kommen sollten. Eine traditionelle Einladung die wir jedes Jahr erneuern und uns somit für ähnliche Einladungen revanchieren, die jeweils im Frühsommer in Ste. Maxime stattfinden.
Beim Zwiebelschneiden weine ich, rieche aber nichts. Beim Anbraten sehe ich die sanfte Bräunung der verfärbten Fleischkruste, der dazu passende Duft bleibt aber gänzlich aus. Ich drehe fast durch und öffne verzweifelt die grosse Dose mit Madras-Curry und ziehe den Duft durch die Nüstern. Nichts! Dann ein zweiter Versuch mit dem Kümmel. Nichts! Kreuzkümmel, das ist das Glas daneben? Nichts! Kardamom? Nichts! Die frisch geröstete Eldoradomischung im Rast-Kaffeesack? Nichts! Panisch esse ich ein Mandarindli? Nichts! Ich breche die Schale – direkt unter der Nase – Wieder Nichts!  
Um acht Uhr sassen wir bei Tisch. Die Weine servierte ich blind. Links der Penfolds St. Henry – rechts der Penfolds Grange. Beide vom Jahrgang 1971. Beides Legenden. Beide 20/20 Punkte bei mir. Beide immer noch Violett-Schwarz. Beide extrem rar. Beide teuer. Beide ohne Aromen! In der Nase – wie auch im Gaumen! Während die Gäste ob den Weinen ausflippen und Lucien Schmidlin von einer Hinterbacke auf die andere vor Entzücken hüpft, werde ich langsam depressiv.  
Ich steche in die hausgemachten Appenzeller Chäsknöpfli. Herrlich dampfend, in anmächeliger, eigelber Farbe mit den dunkelbraun gerösteten Zwiebeln und dem dominanten Räskäse. Das ist oft für viele eingefleischte Käseliebhaber selbst zu starker Tobak. Die Masse bewege sich in meinem geschulten Gaumen und verschindet ohne Aromen zu hinterlassen im Schlund. Noch einmal nippe ich an den Weinen und suche in jeder Ecke nach etwas, das mich an Eucalyptus, schwarze Schokolade, Minze, Cassis oder Black Currant hätte erinnern können.
So macht das keinen Sinn, dachte ich mir und kühlte meinen lädierten Hals mit einem dunklen Zwickauer Bier. Später versuchte ich es mit einem heissen Torpedo. Das ist ein heisser Strohrum (80 %) mit (20 %) Schwarztee. Beim Schwarztee nuanciere ich dabei, je nach Situation mit Lady Grey, Earl Grey, English Breakfast, Prince of Wales oder Darjeeling. Alle aus dem Hause Twinnings of London. Es spielte keine Rolle. Aber das merkte ich erst, als die Sebastian-Stroh-Rumflasche fast leer und ich wundervoll war.

Ein neuer Tag – eine neue Chance. Der Schädel brummt, die Schläfe pocht und aus der Nase quellen Tintenfischarme beim Versuch mittels Kopfgebläse die Riechorgane nach aussen zu entleeren. Heiliger Abend. Wir sind bei meinem Bruder Ernst, der Schwägerin Käthi und Familienmitgliedern in Ennetbürgen eingeladen. Zum Apéro; einen 2006 Riesling Smaragd aus der Wachau. Der Produzent spielt in diesem Falle keine Rolle – weil der Wein kein Aroma aufweist. Da ich mir dachte, dass zu angekündigter Speise ein kräftiger Wein passen würde, stellte ich mein Mitbringsel, einen Shiraz aus Australien, auf den Tisch. Alle waren restlos begeistert. Alle – bis auf Einen!
Jetzt müssen Sie sich die tragischen 75 Minuten vom Fondue-Chinoise-Genuss vorstellen: Egal welche Fleischsorte ich in die Bouillon tauchte. Egal welches Sösseli ich dazu auf die schrumpligen Scheibchen strich. Egal ob ich mich entschloss dazu ein Maiskölbeli, ein Gürkli oder ein Pommes-Chipsli zu essen. Null Aromen!

Jeder Tag ist eine neue Hoffnung. Weihnachtstag, 25. Dezember: Familientürk in Utzenstorf bei der Schwester meiner Frau Karin. Marion und Pio freuen sich. Im Glas befindet sich ein Kalifornischer Cabernet Sauvignon. Für mich riecht er weder nach Cabernet, noch nach Kalifornien. Dann schaue ich auf den Teller. Optisch sieht das genial aus. Dampfende Nüdeli, kross gebratenes Kalbskarre, orange-rote Rüebli und dazu verschwenderisch grosse Morcheln die in einer wohlig dicken Rahmsauce baden. Ich halte den Teller erwartungsvoll direkt unter die Nase um die Gesamtaromatik einzuatmen. Nichts! Auch im Gaumen Null-Komma-Rein-Gar-Nichts!

Und das ging noch zwei weitere Tage so. Wenn Männer krank sind, dann leiden diese erbärmlich. Bei mir war es noch viel schlimmer. Das weit herum bekannte «Nasentier» invalid. Der Grenouille der selber nach nichts roch – riecht selber nichts mehr. Unvorstellbar! Am 27. Dezember ging ich, unausstehlich für die Anderen, früh ins Bett mit der Hoffnung, der kommende Tag möge meinem unsäglichen Leiden ein Ende setzen. Am anderen Morgen erwache ich, stehe auf und muss direkt auf die Morgentoilette. Dort hocke ich und warte auf die Dinge die da kommen sollen. Es ist eine längere, ausdauernde Sitzung. Kurz vor dem Spülen hielt ich die begleitenden Duft-Immissionen fast nicht mehr aus. Zuerst ärgerte ich mich – doch dann freute ich mich wie ein kleines Kind! René is back!


SYLVESTER 2008

Die Nase funktioniert wieder. Wir haben Gäste in unserem Ferienhaus. Das Menu: Hausgemachte Sushi mit nicht zu wenig Washabisenf. Danke Somporn! (im Bild). Gebratene Gänseleber mit einem Acetojus und gehackten Pistazien. Danke Moritz! Schweinsfilet im Teig. Danke Pio! Mit Trüffelstock gefüllte Kohlrabi. Danke Kaspar! Das festliche Dekorieren. Danke Ronny! Der beste, hausgemachte Butterzopf der Welt. Danke Melanie! Die chaotische Küche aufgerräumt, geputzt und Geschirr gewaschen. Danke Romy! Danke Karin! Und zwei Doppelmagnumflaschen 1999 Château Berliquet und 1999 Château de Valandraud. Danke René!  


DER ENTSCHLUSS EIN NEUES BUCH ZU SCHREIBEN

Zwei Stunden Autofahrt von Rehetobel nach Hause. Der Autopilot ist auf 100 eingestellt und ich habe Zeit für Ideen. In den letzten Wochen und Monaten wurde ich wieder mehrmals gefragt wann endlich wieder ein neues Bordeaux Total erscheine. Meine Antwort ist immer (noch) die Gleiche: «Nie mehr!».


Was soll denn da noch drin stehen? Wie dick soll dieses Buch sein? Noch dicker? Wie ich selber auch immer dicker werde? Das Zeitalter der Technik verbietet es geradezu solche Schunken auf den Markt zu bringen. Wenn die ersten Weinfreunde in den frisch gedruckten Seiten blättern, dann ist das Ding für mich selbst schon wieder uralt. Dies deshalb, weil ich in der Zeit zwischen der Drucklegung und des Erscheinens schon wieder ein paar hundert oder tausend neue Degustationseindrücke auf meinem Geigerzähler auf der nach oben zeigenden Richterskala verbuchen kann. Ich studiere da eher an einer elektronischen Variante herum. Aber darüber später... Zudem gibt es ja den WeinWisser. Der ist immer aktuell und ergänzt eigentlich alles was ich im dicken, schwarzen Bordeaux Total schon schrieb. 
Trotzdem soll es im nächsten Jahr ein neues Buch von mir geben. Der Titel: Weingeschichten! Hier werde ich Sequenzen aus diesem Tagebuch, Winzerportraits, Weingeschichten, Weinanekdoten, Weinverkostungen in einem hoffentlich amüsanten und informativen Mix vermischen. Für einmal sollen dort drin nur wenig Weinbeschriebe Platz finden. Ich habe eh manchmal das Gefühl, dass gewisse Weine in ihren eigenen Verkostungsnotizen ertrinken. 

 

RESTAURANT GUPF REHETOBEL

Als ich am anderen Morgen vom Gasthaus zum Auto trottete, stellte ich die Tasche ab, blieb mit offenen Augen stehen und die Tränen kollerten mir über das Gesicht - ich war überwältigt von diesem Panorama: Im Rücken das herbergige Gasthaus zum Gupf in Rehetobel.


Links der Säntis - umgeben von anderen Gebirgen, vor mir das St. Gallerland, rechts im wattigen Nebelmeer der Bodensee. Und der Biecht an den Bäumen bringt Abermillionen von funkelnden Eiskristallen in der aufgehenden Sonne zum Blitzen. Geografische Superlativen stehen keinem Betrachter zu, aber was ich in diesem unvergesslichen, emotionell überbordenden Moment sah und fühlte, gehört für mich zum Schönsten was die Schweiz zu bieten hat.
Doch beginnen wir mit den Apero im Keller. Im Glas der Roederer Crystal 1999. Es ist der Lieblingschampagner vom Gastgeber Luigi Zanini der zum  traditionellen Weihnachts-Freunde-Abend einlud. Wir stehen neben der grössten Weinflasche der Welt. 480-Liter Trockenbeerenauslese von Alois Kracher. Ein nachdenklicher Augenblick. Und der Kellerhimmel hängt erdrückend voller Grossflaschen:
Oben wartet der aufgestellte Pächter Walter Klose mit einem ersten Happen. Er hat die Schmidbratwürste die ich mitbrachte gebraten und in kleine, saftige Medaillons geschnitten. Am Tisch beginnen wir mit 2005 Riesling Singerriedel von Hirtzberger (eine Power-Granate) und 2002 Grüner Veltliner Kellerberg von Franz Xaver Pichler (wie ein ganz grosser Burgunder). Aus der Magnum; 2000 La Tâche der Domaine Romanée-Conti. Glücklicherweise kein ganz grosser Jahrgang. Warum glücklicherweise? So ist der Wein etwas leichter, die Gerbstoffe schon recht angenehm und die La-Tache-Zirkusaromen sind schon ziemlich entwickelt. Lieber einen reifen Wein aus einem mittleren Jahrgang, als ein ganz Grosser der zu viel zu jung ist. Bei nächsten Glas gibt es laaaaaaaaaaange Gesichter: 1999 Le Pin hat Kork! Trost bieten 1999 Hosanna und 1999 Pétrus. Beim sensationell kross gebratenen Gupf-Schwein sind 1999 Gruaud-Larose und 1999 Latour im Glas. Insgesamt zeigen sich alle 99er noch sehr jung. Also nichts mehr von Fruchtphase und zu Beginn nur einen Drittel der effektiven Genussphase bietend. Glücklicherweise hatten wir Zeit und nach einer halben Stunde sprangen die Weine aus dem Glas so richtig an. Ausser der verschwiegene Latour. 
Wie viele Leute insgesamt am Tisch sassen, verrate ich Ihnen nicht. Sonst könnten Sie noch womöglich ausrechnen, wie teuer der Abend pro Kopf zu Tarif stand. Oder noch schlimmer, wieviel Weinmenge es pro anwesende Trinkleber gab... 


MMM IN BONN

Der ganze Abend im uralten Lokal zur Lindenwirtin Aennchen in Bonn-Bad Godesberg drehte sich um önologische M's.

Elke Drescher lud Ihre Kunden und Freunde zu Musar: 1956, 1959, 1964, 1970, 1972. Dieser als Rhônehafte Libanese scheidet ja die Weingeister. Wer aber je einen Schluck vom schon fast dramatischen 1970er hätte trinken können, der wäre wohl bekehrt worden. Zweiter Flight: Montrose. 1928 als grossartige Legende. Einen so grossen alten und auch sauberen Montrose trank ich bisher noch nie in dieser Kondition (19/20). 1954 als Jahrgangsüberraschung schlechthin und eigentlich besser als der grössere, aber leicht unsaubere 1955 im Glas neben dran. Den 1989 kannte ich ja noch vom Vortag als ich ihn aus der Magnum trank. «Lustig ist das Degustiererleben - faria faria ho..»
Dazu gab es recht feine Ravioli. Leider war die gleichfarbene Tunke darüber so klebrig, dass man hätte Hochhäuser zusammenkleben können...
Château Margaux: 1924 als süsser Riojahafter, fragiler aber doch bezaubernder Wein. Der 1934 als grosser, unterschätzer Margaux und danben ein zu jung erscheinender aber doch reifer 1979. Ein wunderschönes Trio!
La Mission Haut-Brion: 1964 als Duftorgie mit fragil schlankem, aber süssem Körper. 1966 der mit einem feinen Fehlton begann und sich dann (fast) erholte. 1974 der mit Latour der beste Wein eines zu recht schlecht gehandelten Jahrganges gilt. Mit eben diesen beiden Ausnahmen. Und den 1979 der genau so schmeckt wie ein Mission des alten Kapitels schmecken muss: Pferdestall, Leder, Nussschalen, getrocknete rote Beeren, Stielwürze und Tabak à gogo. Wenn Sie diesen Wein demnächst noch kaufen wollen, dann müssen Sie mich bei den folgenden Auktionen überbieten!
Das Finale mit ein paar alten Chambolle-Musigny: 1947, 1955, 1964, 1969. Zum Teil Händlerfüllungen. Alle recht gut. Der beste (nach einer Stunde) 1969 Les Charmes von der Domaine Grivelet. Ja - Pinot kann Tanzen! 
P.S. Hingeflogen bin ich mit den Germain Wings. Der Flug kostete 1 Euro. Die Gebühren noch 85 Franken dazu. Das ist, wie wenn man in einem Restaurant ein Rindsfilet für einen Euro bekäme. Die Pommes-Frites als Beilage (mit 85 Euro auf der Karte) jedoch obligatorisch sind.  


WALDGARTENSTAMM

Vielleicht wurde es auch nicht ganz klar angekündigt. Eigentlich sollten alle Teilnehmer des obligaten Waldgartenstammes im Restaurant Waldgarten in Zürich eine schöne Magnum mitnehmen und einen Gast.

Eine Magnum ist ja irgendwie immer schön und wenn diese schön wären, dann wäre es auch egal wie die Gäste aussehen. Aber; es waren einfach zu viele zu junge oder minderhonorige 1,5-Literflaschen dabei um einem würdig-saufigen Jahresabschluss gerecht zu werden. Folgende Flaschen gab es unter 21 Weinmenschen zu entsorgen: Champagne Lanson (an diesen banalen Perlen muss Sepp Blatter aus sponsorigen Gründen nächstes Jahr noch viel nippen!) Champagne Barnaut, 2002 Grüner Veltliner Honivogl Hirtzberger, 2000 Pinot Gris Trimbach, 1990 und 1986 Climens aus der Eintel, dann wieder Magnum: 1998 Nambrot Toskana (der intensivste Zapfengeschmack im Jahr 2007!), 2004 Schwarz Rot, 2004 Aalto PS Ribera del Duero, 2004 Camalaione di Cinciole, 1997 Saffredi (wow), 1994 Ermitage Pavillon Chapoutier (schwieriges Jahr – grossartiger Wein) , 2000 Copa Santa Domaine Clauvel, 2003 Clos des Papes Paul Avril (mittlerer Zapfen), 2004 Péby Faugères, 1995 und 2003 Cos d'Estournel, 1982 Grand Puy Lacoste und der drei Stunden dekantierte 1989 Montrose. Wenn jemand wissen will wie Terroir schmeckt und was man unter artisanaler Vinifikation versteht und auch noch nie die Chance hatte schwarze Trüffel zu degustieren: Voilà!
Jürg Richter brachte zwei (!) Flaschen 1929 Château Lafaurie-Peyraguey mit. Dunkelgolden und wie gepresster Rosinensaft schmeckend. Zuerst zu schwer, dann zu dick, und dabei immer etwas frischer werdend. Seine Tokajyaffinität konnte er aber bis zum Schluss nicht ablegen. Ein unvergesslicher Deziliter! Jo Ziltner hatte als Übendrüber noch ein paar alte Malagas im Köcher: 1940, 1868 und den legendären 1871 Cartameno.  Wenigstens hatte er begriffen, dass reife Weine mehr Spass machen als die als die zu vielen mitgebrachten «Tanninbeisser»…


CHÂTEAU MARGAUX 1983 MIT KORKGESCHMACK
 
Im Mittelpunkt stand eine Flasche 1983 Château Margaux. Dafür reise ich meilenweit, sagte ich zu meinem Kollegen der diese öffnen wollte. Und ich bringe auch zwei schöne Flaschen mit. Und weitere Freunde mit je zwei schönen Flaschen. Das quantifizierte Resultat: 7 Freunde - total 14 Flaschen. Alle waren bereit einen möglicherweise arbeitsreichen Montagnachmittag gegen Freundschaft, Rindsfilet und Weine einzutauschen. In looser Reihenfolge (ohne die Weissen): 1996 Haut-Brion, 1985 Figeac, 1995 Valandraud, 2000 Grandes Murailles, 1997 Latour, 1996 Pichon Baron, 1981 Mouton (absolut mies!), 1983 Mouton (absolut genial!), 1996 La Mondotte, 1996 Cos d'Estournel, 1989 Heitz Trailside und 1993 Romanée St. Vivant von der Domaine de la Romanée Conti. Ach ja, zwischen der zweiten Vorspeise und vor dem Hauptgang zelebrierten wir erwartungsvoll den dekantierten Château Margaux 1983. Für einen derartig korkigen Wein war ich schon lange nicht mehr so weit unterwegs...


ALMAVIVA, PEPE LIENHARD & CAFE DE PARIS 

Jassen im Restaurant La Côte in Zürich. Das ist jenes Lokal bei dem mehr als zwei Drittel der Gäste das Entrecôte Café de Paris mit Pommes Alumettes bestellen.

So riecht es denn auch beim Eintreten in die dunkelrotgrüne, teppichgeschwängerte Halle. Die Weine bringen wir selber mit: 2002 Cheval des Andes, 1999 Almaviva (reift genial und besser als ich dachte), 1995 Vega Sicilia, 1990 Cos, 1998 La Grave Trigant de Boisset und 1995 Domaine de Trevalon. Nach mehreren Stunden sind die Gegner geschlagen. WeinWisser (Wolfram Meister und René Gabriel) obliegen gegen die Musikanten Max Lässer und Pepe Lienhard. Nicht dass die anderen schlechter jassten - wir vertrugen mehr. Als ich am Abend die Kleider entledigte merkte ich, dass ich genau so roch, wie das Restaurant... 


CARVEN MIT LYNCH BAGES 2000

Carvingplausch, organisiert vom Sonntagsblick im Engadin. Wir logieren im Chesa Guardaley. Das Team spielt sich nach der Saisoneröffnung noch ein. Die Weinkarte ist die alte, kalkulationsdumme geblieben wie eh und je. Alle Weine sind mit dem gleichen Faktor berechnet.


Will heissen; günstige Weine sind fairgünstig - teure sehr teuer. Warum soll ein eh schon strapazierter Bordeaux den man als Privatkunde für 100 Franken einkauft hier 400 Franken kosten? Also strafen wir den Wirt und bestellen einen 2003 Malbec Terrazas zu 54 Franken. Geiz ist hier als Gast nicht geil - aber intelligent!  

Kompensieren können wir das Bordeauxmanko bei Christian Meili auf Marguns. www.bergbahnenengadin.ch. Zuerst den genialen 1999 Hosanna zu 210 Franken. Das war der erste Jahrgang von Christian Moueix' neuem Pomerol und der schmeckt so, wie man einen Cheval Blanc mit einem Pétrus vermischt. Nur bei diesem Jahrgang wesentlich besser! Als zweiten Wein, fällt der Groschen auf den 2000 Lynch-Bages für 135 (!) Franken. Ein gewaltiger Wein, der im eingangs besagten Hotel wohl drei Mal mehr gekostet hätte. Dazwischen; will heissen bei anderen Hüttengelegentheiten, fällt die patriotische Wahl auf Bündnerweine. Der Beste dabei ist der 2005er von Adolf Boner...   


BOXENSTOPP BEI DONATSCH

Auf der Fahrt ins Bündnerland halten wir bei Heidi und Thomas Donatsch im Restaurant Ochsen in Malans.  http://www.donatsch-malans.ch/Zum obligaten Bündnerlplättli trinken wir einen noch recht verschlossenen Spiger 2005. Als zweiten Wein holt Thomy den 1999er Spiger aus seiner Domainen-Reserve. Einmal mehr sehe ich ein, dass die Donatschweine bei den Jungweinproben unterbewertet sind und nach ein paar Jahren Flaschenreife unvergleichlich werde und auch noch zulegen. 


MONTE BELLO VERTIKALE

Bei so vielen jungen und alten Jahrgängen werden die Erinnerungen wieder wach. Vor mehr als 10 Jahren besuchte ich das Weingut hoch oben in den Santa Cruz Mountains.


Eingefädelt von Philipp Schwander. Damals noch ohne MW. Eine endlos lange Fahrt den kleinen Berg hoch. Nur ein paar vereinzelte Häuser, dann wieder nichts. Rein gar nichts und schliesslich der unscheinbare Bretterschuppen. Die Hausnummer: 17100!
Don Reisen rüstete Salat für unser Mittagessen und Paul Draper bot mich in sein Labor um mit ihm die Selektion des Chardonnays zu verfolgen. Was mich beeindruckte; er suchte nicht nach der imposantesten Variante, sondern nach der Feinsten. «Wenn wir all das reinpacken in die Flasche, was hier in Amerika möglich ist, dann ist man beim ersten Schluck zwar beeindruckt, aber die Flasche leer zu trinken fällt dann doch sehr schwer», meinte er, als er sich für die ausgepröbelte, letze Variante entschied. Je eleganter unsere Chardonnays sind, desto näher sind wir am Burgund dran, schmunzelte er weiter. 
Und heute war der grosse Tag vom jungen Monte-Bello-Sammler Nils Frei der mehr als 30 Jahrgänge (ab 1972) von diesem beruhigenden California-Top-Red zusammengetragen hatte. Im Beef-Club in Zürich gab es zu jedem Flight Beef. Nomen est Omen. Legendär waren die Monte-Bello-Vintages 1974, 1987, 1990, 1991, 1997, 2001 und 2004. Den Letzteren kann man (noch) und sollte man auch kaufen. Und einer dieser 7 genannten Jahrgänge erreichte gar 20-Punkte. 


ALOIS KRACHER IST TOT 

Die traurige Nachricht erreicht mich kurz vor dem Mittag: Alois Kracher ist gestorben! Mit nur 48 Jahren. Scheisskrebs. Dabei haben wir noch im Juni ein Riesenfest gefeiert. Es ging ihm - nach schwerer Krankeit - damals deutlich besser. Wie es schien...
Mit wenigen Zeilen seine Arbeit und seinen Erfog zu würdigen ist nicht möglich. Er hat zu viel bewegt für die Süssweinwelt. Noch mehr für Österreich, speziell für das Burgenland. Er war der Pionier der aus der geächteten (Weinskandal!) zuerst ein belächelte Weinregion gemacht hat. Und, in den letzten 10 Jahren eine viel beachtete und auch hoch geachtete Weltklasseregion. Er hat das, was sein Vater aufbaute so belassen und verbessert und «zwischen den Seen» benannt. Um eine Antwort aufs Moderne oder halt einen anderen Geschmack zu geben, baute er auch Weine in Barriques aus und klebte die Bezeichnung «nouvelle Vague» - aufs Etkett. Jedes Mal wenn ich ihn sah, schenkte er mir etwas ein und fragte: «Was hälst Du davon?». Er hielt viel von meinem Rat und ich hielt eben so viel von seinen Weinen. Heute ist das Weinwunder Österreich omnipräsent. Die ersten Austriaweine die vor mehr als 10 Jahren in sehr viele Länder exportiert wurden, ist das Verdienst eines einzigen Mannes: Alois Kracher. 


OEUFS EN MEURETTE - BURGUNDERABEND 

Burgunderabend mit Freunden. Das geht nur, wenn alle am Tisch Burgunder lieben. Sonst lasse ich es lieber sein.

Der 1990 Beaune Teurons von Germain; dick, füllig, harmonisch, vielleicht etwas eindimensional. Der 1992 Vosne Romanée Les Beaux Monts von Leroy; der war früher sauer und dünn. Aber, besonders beim Burgunder heilt die Zeit viele Wunden. Wie ein kleiner Richebourg kam er daher, frisch geplückte Beeren, tänzerisch und fein. Für das Finale opferte ich meine drittletzte Flasche vom wohl grössten Burgunder (nebst La Tache) vom diesem Jahrgang: 1990 Charmes Chambertin Geantet-Pansiot. 20/20! Geant heisst ja auf französisch gigantisch. Wie ein Teil des Namens vom Winzer ist auch der Wein. Immer noch sehr jung und mit weiterem Potential ausgestattet. Das Potential betrifft aber leider nur noch die zwei verbleibenden Flaschen.
Was kocht man(n) zu einem Burgunderabend? Ich habe mich für ein klassisches Armengericht aus der Côte d'Or entschieden. Oeufs en meurette. Das sind pochierte Eier die in eine speziellen Sauce gelegt werden. Sauce: Grob gehackte Zwiebeln anziehen, mit sehr viel Rotwein ablöschen, ein Pack Oxtailpulver einrühren, Champignons vierteln und mitkochen. Vor dem Servieren kommen dann noch geröstete Brotcroutons mit fein geschnittenen und mit den Brotwürfeli mitgebratenen Specklardons darüber.   


BURGUND 2005

Neugier ist der beste Informant. Verrückt: Max Gerstl schreibt in einem Mailing, dass er den 2005er Burgunder für das Beste hält was ihm seit langem rund um Beaune passiert ist und 300 Önomenschen reisen nach Zürich um zu wissen, ob er recht hat.


Und; die introvertierten Winzer aus der Côte d'Or reisen persönlich an, um den meist schon vorverkauften Wein selber auszuschenken! Ich bin der erste der das leider zu kleine INAO-Degustationsglas in die Hand nimmt. Ich freue mich und beginne. Wenn die einfachsten Gemeindeweine schon gut sind, dann ist das ein grosser Jahrgang, also hat Max grundsätzlich recht. Aber wer sich auf splendide Frucht und überbordende Aromen einstellt, wird vielleicht etwas enttäuscht.
Der 2005er ist ein mächtiger Pinot und, wenn Macht im Spiel ist, dann reagieren die Weine in einem so jungen Stadium kapriziös und die Nuancen verstecken sich hinter - wohl gemerkt - reifen Tannien. Nach gewohnter Manier verkoste ich zuerst die roten und habe nicht wenige 18/20er und auch ein paar 19/20er im Glas. Die Differenz zwischen den Premier Crus und Grand Crus ist minim. Auch das spricht für den Jahrgang. Aber das interessiert Etikettentrinker sicherlich nicht, Reiche auch nicht und Dumme auch nicht. Mich und hoffentlich Andere schon. Dann verkoste ich als Apero noch schnell die Weissen. Meine ich. Doch die Weissen sind noch besser als die Roten die ich wirklich vergleichbar in die Jahrgänge 1971, 1978, 1985, 1999 oder 2002 einstufe.
Eine zierliche, dunkel gekleidete Frau schenkt bei der Domaine Leflaive aus. Irgendwie kommt die mir bekannt vor. Sie begrüsst mich: «Bonjour Monsieur Gabriel. Es ist lange her seit Sie bei uns waren». Peinlich für mich; es ist Anne-Claude Leflaive selbst! Was ich dann in fünf Blanc-Versionen erlebe ist ein sinnliches, unvergessliches Weissweinerlebnis rund um Puligny & Co. Der 2005 Bâtard-Montrâchet ist der beste Wein im Saal: 20/20!
Wer schon lange nicht mehr Burgunder kaufte und diese eigentlich früher liebte und irgendwann auch wieder mal auf ganz hohem Niveau trinken will, müsste eigentlich an dieser Weinprobe gewesen sein...    


WALDGARTEN UND MESA
  
You can't do it twice, sagen die Engländer. Aber was nützt mir ein englischer Spruch, wenn ich am selben Tag an gleich zwei Verkostungen darf.

Am Mittag sass ein Dutzend Weinfans im Restaurant Waldgarten Zürich. Gastgeber (grosszügig!) Franky Ebinger vom Casa del Vino. Er liess 19 frisch importierte 2005-Spanier öffnen. Ich war gespannt, denn im Oktober verkostete ich ja in Valladollid mehr als 120 gigantische 2004er aus dem Ribera del Duero an 3 Tagen. Der 05er ist etwas leichter, sehr ausgeglichen und zeigt unterschiedliche Qualitäten. Deshalb ist das Motto, sich an die guten Winzer zu halten. Der teuerste Wein des Tages mit 650 Franken pro Flacon; 2005 L'Ermita. Das erste mal war das für mich ein fragloser Weltklassewein mit unerwartet vielen Prioratfinessen. Gekauft habe ich dann aber zwei andere; 2005 Torresilo und 2005 Quinta Sardonia, beide auch 19/20 dafür mehr als 10 Mal billiger. Das Essen: Pata Negra, Paella und geniale Vorderfüsse vom Lamm, knusprig gebraten mit unverschämt viel Knoblauchzehen. Der Wirt Kurt Schnetzer war in Hochform. Die Teilnehmer auch, besonders deshalb, weil J.Z. (Er liebt es einfach nicht genannt zu werden...) einen 20/20-1817 Cartameno mitnahm. Nach dieser Flasche zirkulierte noch ein Brandy Constitution, aber das sah man im Zigarrenrauch nur noch silouettenhaft! 
Am selben Abend dann im Restaurant MESA in Zürich das grosse Wine&Dine für 40 Personen für die Credit Suisse. Wenn die Mitarbeiter heuer nur einen kleinen Bonus bekommen, dann wenigstens sehr Gutes zu essen und eben so Gutes zum trinken: 1999 Smith blanc, 1990 Pavillon blanc du Château Margaux, 1986 Domaine de Chevalier blanc (19/20). 1990 La Gurgue, 1990 Poujeaux, 1990 Phélan-Ségur, 1966 Giscours, 1979 Château Margaux, 1988 Palmer, 1971 Petit-Village, 1982 Figeac (besser als Cheval 1982!), 1989 Pavie aus der Doppelmagnum. 1986 Rieussec und Tschüss! Um 01.00 Uhr war ich zu Hause. Am Messgerät: 0.18 Promille. Das ist zwar als Einheit sehr gut - aber unlustig, wenn man(n) fast nichts trinken darf vorher...


BORDEAUX-PARCOURS IN ST. GALLEN

Weinparcours im Weinkeller Mövenpick in St. Gallen. Ein Weinparcours aus verschiedenen 15 Appellationen. Wenn man zu Beginn einen weissen 2006 Cygne de Fonreaud einschenkt, ist schon die halbe Wette gewonnen. So herrlich frisch und noch ehrlicher; günstig. Es sind nicht die teuren Bordeaux die wir da öffneten. Der teuerste ist günstiger als 49 Franken und heisst 2004 Langoa Barton und ist so genial wie ein ganz teurer Girondien. Am besten hat mir der 2004 Mayne-Lalande aus Listrac gefallen. Das Ding kostet regulär 24 Franken. Das wäre so ein Wein um den uverbesserlichen Etikettentrinkern anonym in einer übernoblen Karaffe zu servieren. Falls man gleichzeitig mit einem Spezies dieser Sorte am Pissoir steht, müsste man sich noch um ein paar Sekunden zu früh abdrehen um dann, ganz zufällig und überheblich pardonierend, an dessen Bein zu pinkeln. Da ich nur degustierte und alles spukte genoss ich nach den zwei Stunden Heimfahrt zu  Hause ein Schöppli 2005 Pinot Noir von Studach aus Malans.  


PETER GAGO IN PARIS

Peter Gago, der Chiefwinemaker von Penfolds lädt mich zu einem Tasting nach Paris ins noble Restaurant The Taillevent. Doch bevor wir zum den Gängen Remoulade de Tourteau, Canard de Challan rôti und Roquefort Glace mit Pruneau au Banyuls gelangen, gilt es noch zwei Dinge zu erledigen. 

1. Um 5 Uhr aufstehen, nach Paris fliegen und (Dank Eisenbahnerstreik) zwei Stunden zu verwenden um den fluchenden Taxifahrer durch den Stau zu begleiten. Es würde sich ja gerne mit den streikenden Eisenbahner solidarisieren aber so sei das Ganze Scheisse! Selten war ich mit einem gelasten Driver so einer Meinung...
2. 10 Jahrgänge vom vernachlässigten St. Henri von Penfolds degustieren. Das war früher ein Shiraz der genau gleich teuer wie der Grange verkauft wurde. Heute ist Barrique in, also kostet der St. Henri heute vier Mal weniger. Wir dufrten auch ganz Alte verkosten: 1958 (18/20), 1966 (18/20 und den unglaublichen Penfolds St. Henri 1971, dem ich 20/20 verleihe. Alles geniale Altweinerlebnisse. 


IMPERIALE-METZGETE 

Die grosse Imperiale-Metzgete im Restaurant Rütli in Zug. Full-House mit 50 KampftrinkerInnen.

Wir begannen mit weissem Wachauer (Riesling Smaragd, Jäger) und weissem Bordeaux (Cygne de Fonréaud). Dann ging an die grossen Gugen. Die grösste; 1998 Les Carmes Haut-Brion aus der Melchiorflasche (18-Liter!). Dem Alter nach; 2000 Paloumey (Doppelmagnum), 2000 Tronquoy-Lalande (Impérial), 1999 Valandraud (Doppelmagnum), 1994 Montrose (Jéroboam), 1994 Margaux (Doppelmagnum), 1988 Lynch-Bages (Jéroboam), 1985 Canon, 1983 Mouton-Rothschild (Doppelmagnum), 1982 Palmer (Impérial), 1978 Léoville Las-Cases. Zum Schluss: 1998 Eiswein Diel aus der Doppelmagnum. Viel Musik (Trio Bügel-Spez und Duo Gabriel) und - daraus folgend - eine Bombenstimmung. Der Wirt, Otto Zenger hat mir versprochen, dass er ein paar Fotos auf die Webseite stellen wird. www.ruetli.com


JEAN RENÉ MATIGNON AUF CH-TOUR
 
Zwei Mal das gleiche Wine&Dine mit meinem langjährigen Freund Jean-René Matignon, Chef-Winemaker auf Pichon Baron. 

Einmal in Büsingen (nähe Schaffhausen) einmal in Luzern. Einmal aus Burgunder ähnlichen Gläsern - einmal aus kleinen, eher hohen Gläsern. Soll ich jetzt über Gläser sprechen oder über Weine? In den grossen Breiten wirken die Weine dick und modern, die Eiche hat bei jungen Weinen eine Präsenz wie ein strammer Magnum-Busen ohne BH! Bei den schlanken Gläsern wirken die Weine klassischer, verhaltener aber eben wie das Glas selbst; schlank! Genial der 2001 Petit-Village. Wer grossen Pomerol unteuer kaufen will; voila! Pibran 2003: erotisch und ready. 2001 Pichon Baron zwischen jetzt und übermorgen. Der 1999 Suduiraut ist ein ganz, ganz grosser Sauternes der ein grosses Bisschen wie Yquem schmeckt.   


BORDEAUX 2005

13. November 2007: Noch selten bin ich mit so viel Erwartungen an eine Weinprobe gefahren. Je besser die Weine desto grösser die Distanz! Also sind die 200 Kilometer nach Genf zu rollen ein guter Grund, um fast 100 Weine des Bordeaux-Jahrganges 2005 zu verkosten.


Nach den ersten 10 Weinen werde ich stutzig: 0Wer hat da wohl die Farbe geklaut? Irgendwie dachte ich mir - es erwartet mich nach 23 Jahren erstmals wieder so eine ausufernde Situation wie wir die just importieren 1982er erstmals köpften. Damals zeigten sich die Weine dunkelschwarz mit violetten und lila Reflexen. Die Farben die ich bei den ersten Weinen und den folgenden antreffe sind «stink normal». Weil ich in der letzten Zeit viele 2004er degustiert habe, meine ich, dass diese gar noch etwas dunkler sind als der um einer Jahr jüngere Jahrhundertjahrgang. Die Weine sind wunderschön, ohne Makel, fraglos gross - aber irgendwie von einer braven, simplen und doch genialen Schönheit. Schön, schöner, am Schönsten! Allen voran die Sauterenes. Der beste Wein im Saal:Climens 2005 (20/20)! Ich will das Image des zweifellos grossen Jahrganges nicht schmälern, aber zum Glück sind in den letzten Jahren die so genannt kleineren Jahrgänge nur um Mini-Nuancen kleiner und somit müsste ich jetzt Allen, die mich damals schimpften, als ich die sehr guten Noten für einen, anderweitig unterschätzt grossen 2004er bei der Primeurverkostung verteilte fragen, ob die 2005er wirklich so viel mehr wert sind. 
Auf höchstem Niveau verkostete ich: Haut-Bailly, Canon-la-Gaffèlière, Figeac, Trottevieille, Gazin, Giscours, Lascombes, Gruaud-Larose, Léoville-Barton, Pontet-Canet, Léoville-Poyferré, Phélan-Ségur. Alle momentan mit 19/20!
Gute, relativ preiswerte Kaufempfehlungen: Ferrière, Prieuré-Lichine, Langoa-Barton, Lafon-Rochet, Domaine de Chevalier. Und (fast) alle Sauternes...   


SCHMID BRATWÜRSTE

Das war ein Spass! Schmidbratwürste auf 10 Arten im Vierzähni in Goldau. Die Küchenmannundfrauschaft bestand aus Sybille Beck, Patrick Bopp, Kaspar Bättig und René Gabriel.

Innert 5 Stunden zauberten wir traumhafte Wurstvarianten für 50 Gäste in Form einer Tavolata. Die Highlits: Nach Bauernart im Speckmantel mit Backpflaume. Im Blätterteig auf einem Kartoffeltrüffelstock. Als Paella mit Safranreis und Crevette oder das Filetmignon Caprese mit Mozzarella, Basilikum und Dörrtomate. Der Wein floss in Strömen. Meine zwei kleinen Edelschlucke bestanden aus 1970 Vega Sicilia und 2001 Lynch-Bages.  


BORDEAUX UND UELI BIER IN BASEL

Bordeauxparcours für rund 60 Weinfreunde im Mövenpick Weinkeller in Basel. Hier lieferte ich den Beweis, dass unbekannte Weingüter locker mit den wesentlich teureren Stars mithalten können: 2005 Montfollet (Blaye) und 2004 Pontac-Monplaisir (Pessac) fanden reisssenden Absatz. Ich gönnte mit einen grossen Schluck vom 2003 Pape Clément (kann man Geilheit trinken?) und einen noch grösseren vom 2001 Clinet (der intensivste BX-Cassisgeschmack seit dem 1998er Le Pin!). Und als ich dann später in der Fischerstube das zweite Ueli-Bier zum Wurstsalat bestellte, wusste ich instinktiv: Es muss nicht immer Bordeaux sein!


TEURER VERLIERER

Waldgartenstamm am Mittag in Zürich. Ich nahm einen 1988 Le Pin mit und landete von 9 degustierten Weinen mit dem teuersten Tropfen auf dem zweitletzten Platz. 1. Angélus 1990 / 2. 1982 Léoville Poyferré / 3. 1990 Pichon Baron / 4. 1983 Margaux / 5. 1989 Pichon Baron. Nächstes Mal nehme ich einen Billigeren mit, damit ich auch eine Chance habe... 


MAGNUMS 1986

Zum Nachtessen mit Kartenspiel öffnete ich zwei Magnumflaschen. Einmal Léoville-Barton - einmal Clerc Milon. Beide zwei Stunden dekantiert. Beide vom Jahrgang 1986. Langsam aber sicher wird was! Das Potential war immer klar, aber wann endlich die Genussreife eventuell dann doch noch kommen würde nicht. Alle die die 86er-Bordeaux-Hoffnung aufgegeben haben oder die Weine schon früher entkorkten sind selber schuld. 


WEINWEINACHTEN IN HOLLAND

Mit Weinfreunden in Naarden (Holland) eine gewaltige Probe mit 1959 Latour, 1959 Lafite, 1982 Mission, 1982 Lafleur, 1982 Mouton, 1983 Margaux, 1986 Lafite, 1986 Mouton, 1990 Margaux, 1990 Pétrus, 1990 Montrose, 1997 Harlan, 1998 Châteauneuf Hommage Perrin und 1967 Yquem. Die «miesesten Weine» lagen bei 19-Punkten. P.S. War um 2 Minuten zu spät am KLM-Desk und musste mir dann ein neues Ticket bei der Swiss kaufen um noch nach Amsterdam zu gelangen. Aber die Probe wäre auch noch ein weiteres Ticket wert gewesen!  


WANDERUNG IN DIE UNTERLAUELEN

Eigentlich wollte ich nur mit ein paar Freunden zur Alpwirtschaft Unterlauelen wandern und dort einmal vielleicht einen sauren Most bestellen und dann eventuell einen einfachen Luzerner Pinot trinken. Doch jeder hatte irgend etwas im Rucksack. So musste der Most bereits einem 2005er weissen Burgunder von der Domaine Leflaive weichen und der Pinot wurde von ein paar honorigen Bordeaux abgelöst. Am Abend kam plötzlich eine Cordon-Bleu-Vision auf. Ein nicht genanntes Restaurant im Kanton Luzern bringt für ein solches Vorhaben 300 Gramm für Fr. 23.50 auf den Teller. So konnten wir uns gerade noch einen 1987 Mouton und einen 1983 Latour dazu leisten. Beide zusammen (ja zwei Flaschen) für weniger als 300 Franken. Warum das dort so billig ist? Weil die Russen und Chinesen (und leider auch Sie!) nicht wissen wo das ist.  


SAUTERNES LAUNCH IM PARKHOTEL BREMEN

Das Konzept durfte ich von Anfang an mitgestalten. Entstanden sind: Eine tolle Sauterneskarte mit über 150 Positionen, ein begehbarer Sauterneszimmer 
mehrere neue Weinkeller (inkl. ein separater Sauterneskeller), ein spezielles Sauternes-Menu, Blauschmierkäseleketionen, spezielle, neue Desserts, die Möglichkeit für einen Sauternes-Brunch und Viele mehr. Lohnt sich also ab sofort für Süssweinbären einen Abstecher nach Bremen zu machen...