•  
  •  

Archiv 2012

********************************************************





So sieht der
Mouton-Rothschild
2010 aus!






Warum er im Blend
keinen Cabernet Franc
und keinen Petit-Verdot
drin hat und wie er schmeckt, können Sie
unten lesen...

Eine Flasche kostet
etwas mehr als meine Mouton-Proben
in Luzern.

Mouton kann man
immer noch kaufen - 
Degu-Plätze gibt es
keine mehr... 




2010 Mouton-Rothschild: 94 % Cabernet Sauvignon, 6 % Merlot. 49 % Grand Vin, ca. 14 Volumenprozent 34 hl/ha. Sattes Purpur-Granat, dicht in der Mitte, lila Schimmer aussen. Florales Bouquet, Brombeerstauden, Heidelbeerranken, Lakritze und Cassis, zeigt dabei auch eine schöne, ziemlich tiefgründige Würze. Homogener Gaumenfluss, alles ist schon sehr fein verpackt, veloursartige Textur, samtene Tannine, dunkle Röstnoten im Untergrund. Feminine Eleganz mit genialem Rückaroma. Grosser, aber auch beruhigender Mouton. Vielleicht ist das, wie bei vielen anderen Weinen dieses schwer einzuschätzenden Jahrganges, in 10 Jahren ganz anders. 19/20 2022 – 2050

Beim Rausgehen traf ich auf den technischen Direktor Philippe Dhalluin und fragte warum es kein Cabernet Franc in der Assemblage von Mouton mehr gebe? «Schon seit dem Jahrgang 2006 verwende ich keinen Cabernet Franc mehr für Mouton. Für sich alleine degustiert, sind diese Lots zwar immer sehr gut, aber sobald wir ihn der Assemblage versuchen beizumischen, hat man das Gefühl, dass der Wein in seiner Konzentration nachlässt. Momentan sind leider auch keine Petit Verdots mehr drin. Wir mussten diese ersetzen und haben auch welche neu angepflanzt. Wenn diese wieder genügend Potential aufweisen, dann benutzen wir diesen wieder als Joker!»

**********************************************************



Sandrine Garbay

Die Kellermeisterin von Château d'Yquem weilte in Luzern für eine Vertikalprobe der besten Jahrgänge 1893 bis 1983.

Sie ist im heroischen Sauternes-Jahr 1967 geboren.

8 FRAGEN - 8 ANTWORTEN

René Gabriel: «Seit wie lange sind Sie schon auf Château d’Yquem?»

Sandrine Garbay: «Ich begann dort im Jahr 1994 und seit 1998 bin ich Kellermeister!»

Gabriel: «Und wie bekommt man die Chance zu diesem Traumjob?»

Garbay: «Ich machte während meinen Stages auf anderen Weingütern die Bekanntschaft mit Serge Chauvet, welcher unter anderem Berater von Suduiraut, La Tour Blanche und Yquem war.»
 
Gabriel: «Und dann?»
 
Garbay: «Eines Tages nahm er mich mit auf Yquem und stellte mich dem damaligen Patron Alexandre de Lur Saluces vor.»

Gabriel: «Und wie erfolgte der Schritt zum Kellermeister?»

Garbary: «Offensichtlich stellte ich mich gut an und als der damalige Kellermeister Guy Latrille nach 45 Jahren pensioniert wurde, bekam ich den Job!»
 
Gabriel: «Wie sieht es aus mit den Keller-Reserven auf dem Schloss?»
 
Garbay: «Es lässt sich nicht verleugnen, dass wir von den jüngeren Jahrgängen über eine respektable Menge verfügen. Doch das ist eine sicherere Bank.
Bei Yquem gilt die Formel je älter – desto besser und auch desto teurer…»


Gabriel: «Und ältere und ganz alte Flaschen?»

Garbay: «Die älteste Flasche ist vom Jahr 1861 und die wird wohl nie geöffnet. Die anderen alten Jahrgänge zelebrieren wir manchmal bei Einladungen auf dem Château. Es kam auch schon vor, dass wir kleinere Mengen via Sothebys versteigern liessen.
Sie wissen ja, dass dieses Auktionshaus auch zur LVMH-Gruppe gehört – wie Château d’Yquem.»


Gabriel: «Ihre bisher grösste Erlebnisse?»
 
Garbay: «Da muss ich nicht lange überlegen, das war der Château d’Yquem 1921!

Gabriel: «Welche Weine geniessen Sie privat?»

Garbay: «Natürlich trinken auch wir nicht jeden Tag Sauternes. Ich liebe die roten Weine vom Rhônegebiet – nebst den klassischen Bordeaux!»

Der Bericht mit fünf Jahrgängen Ygrec und 15 Jahrgängen Yquem: www.bxtotal.com

**********************************************************



Wenn es nicht
mehr aufhört
schön zu sein!

12 WEINE, 12 GÄSTE, 1212.12 FRANKEN. ES WAR DER 12.12.12!

Auf den Standesämtern ging es hoch zu und her, denn besonders viele Paare haben am 12.12.2012 geheiratet. Stress auch in den Spitälern, denn werdende Eltern drängten die Ärzte zum Kaiserschnitt um dem Kind einen unvergesslichen Geburtstag zu bescheren.

Wesentlich ruhiger war es in der Traube in Trimbach, denn dort sassen eine lose zusammen gewürfelte Gemeinschaft von 12 Weinliebhaber-Innen und feierten die nie wiederkehrende Datums-Schnapszahl auf eine ganz besondere Art. Mit 12 grossen, reifen Weinen. Beginn: 12.12 Uhr. Der Bericht auf www.bxtotal.com

*********************************************************

JULIA UND JULIEN - aus Liebe wird Wein:        Plo Roucarels

**********************************************************

SPANNENDE WEINWOCHE

Am Montag spielten wir mit Freunden Karten zu Hause und entkorkten spannende Pomerols. Am Dienstag fand im der Braui Hochdorf der traditionelle, alte Burgunderabend statt.  Am Mittwoch war der 12.12.2012. Da feierten wir mit 12 Freunden und 12 grossen Weinen in der Traube Trimbach. Am Donnerstag reiste ich nach Bonn für die Raritätenprobe mit Château Haut-Brion. Am Freitag nahm ich flugs den Flieger nach Zürich zurück um einen Vortrag über Geld und Wein im Mövenpick Weinkeller für eine Bank zu halten. Am Samstag, kamen dann Lucien und René Schmidlin und genossen eine ziemlich grosse Batterie mit reifen Napa Weinen.     

**********************************************************

VORWEIHNACHTEN MIT CHÂTEAU HAUT-BRION

Für etwa zwanzig 20 Weinfreaks ist die Weinnacht jeweils vor der Weihnacht! Ein paar Tage vor den offiziellen festlichen Tagen treffen sich nämlich jeweils Weinfreunde aus Deutschland, Holland und der Schweiz zu einem ganz speziellen Themenabend in der Alten Post in Bad Neuenahr-Heppingen (D). Letztes Jahr war es ein Aufeinandertreffen von Figeac und Angélus. Das Jahr davor lag eine Vertikale von Château Montrose auf der Themenbank. Heuer stand Haut-Brion im Rampenlicht und nächstes Jahr dürfen sich die glücklichen Platz-Besitzer auf zwanzig Jahrgänge Palmer freuen. Als önologisches Christkind funktioniert jeweils die auf rare Bordeauxweine spezialisierte Weinhändlerin Elke Drescher (www.rare-bordeauxweine.de). 

Gabriel reist da jedes Jahr an. Mit klarem Auftrag! Erst die Flaschen mit ein paar Freunden öffnen und dekantieren. Die Flaschen auswaschen und denselben Wein wieder vorsichtig in die Originalflasche zurück Dekantieren. Die englisch sprechenden Weinfreaks nennen diesen Vorgang  «Double-Decanting». Das passiert in den zwei, drei Stunden vor dem offiziellen Event. Dann folgt mein eigentlicher Job; genüsslich degustieren, sanft in den kleinen Labtop Notizen hacken, dann aufstehen und einen auf Wine-Entertainer machen. Das ist eine Mischung zwischen Info und Unterhaltung, genannt «Wein-Infotainement». 

Alles Haut-Brion oder was? Nein – nicht ganz! Es waren da zwei spannende Ausnahmen dabei. Einmal der legendäre, unauffindbare 1929 La Mission Blanc! Der hiess früher nämlich so. Dann stand gut acht Jahrzehnte lang der Schriftzug Laville Haut-Brion auf den Flaschen und seit 2009 heisst er wieder – wie in den guten alten raren Zeiten – La Mission Haut-Brion Blanc. Und mit dem neu-alten Namen kam dann auch ein ganz neuer Preis! Die aktuelle Mission-Blanc-Formel: Laville mal drei!
Und da war dann auch noch der gesuchte 1949 La Tour-Haut-Brion. Was wohl noch wenige wissen; der 2005er war der letzte Jahrgang. Schade – denn dieses jetzt in Mission integrierte Weingut, war immer ein solider, eigenständiger, lang haltbarer Pessac. Und wer jetzt meint, dass man die alten als Schäppchen kaufen kann, der wird staunen, wenn er nach den Preisen surft. Für einen 1949 La Tour Haut-Brion blättert man schnell mal 1000 Euro hin.     

Diesmal hatte ich fast mehr Freude die kleineren, wenig bekannten Jahrgänge zu kommentieren. Vielleicht auch deshalb, weil zwei relativ grosse Enttäuschungen im Raum standen. Einmal der 1928er (war früher schon mal gut und mal oxydiert, Chancen 50:50) und die gut gefüllte, aber dann doch herbbitter enttäuschende Flasche von der Haut-Brion-Ikone 1961. Genuss ist aber dann doch jene Summe welche man symbolisch errechnen kann, wenn man das Gebotene als Summe bezeichnet und die paar wenigen Enttäuschungen subtrahiert. Und da blieb letztendlich ein grosser Genussbeitrag für jeden einzelnen Teilnehmer übrig. Nicht auch zuletzt wegen den zwei völlig kontroversen Tischweinen; 1975er Pape-Clément und der 2005er Clarendelle. Kennen Sie nicht? Ich bisher auch nicht! Infos im Artikel von www.bxtotal.com. Meine grösste Überraschung; 1950 Haut-Brion. Die besten Flaschen am festlichen Abend: 1945, 1959 und 1989. Aber das wussten wir ja schon vorher…

**********************************************************





A memorable
Napa-Evening!

ES MUSS NICHT IMMER BORDEAUX SEIN…

Wenn Karin und ich einladen, dann sind es meist – vom Wein her gesehen – Themenabende. Diesmal war Kalifornien angesagt! Der Start missglückte gewaltig , aber es niemand merkte es, weil ich die Weissweine zuerst in der kühlen Garage probierte…

Der oxydative Start: 1987 Chardonnay Mondavi, 1997 Chardonnay Mondavi 1996 Chardonnay Vine Hill Vineyard von Kistler.

Die Rettung: 1994 Chardonnay (18/20) und 2002 Chardonnay von Newton (20/20. 

Ich bin ja schon sehr lange ein Californiafan. Wie lange? Es fing an mit einem Schluck 1977 Zinfandel. Das war – so glaube ich etwa im Jahr 1980. Seither kaufe ich systematisch immer wieder Kalifornier nach. Nicht gerade Kartonweise, aber doch immer wieder ein paar Flaschen. Und die pflege ich dann jeweils Jahrzehnte im Keller, bis es zum Zelebrieren kommt. Und das war an diesem Abend genau so. Ich durfte zwei Zwillingsbrüdern eine weinige Revanche abliefern zum Ausgleich für gehabte Weinfreuden in Ste. Maxime (Frankreich) und Javea (Spanien).  

1962 Cabernet Sauvignon Reserve, Louis M. Martini: Schuhleder, Kochschokolade, darunter einen humusigen Erdton zeigend. Weiche Säure, über dem Zenit und oxydierend. 16/20 vorbei 

1973 Private Reserve Georges de Latour, Beaulieu: Genial, süss, Kokos, Pralinen süss. Laktisch und schmelzig im filigranen, langen Gaumen. A Cabernet-Dancer! 19/20 austrinken   

1974 Cabernet Sauvignon Martha’s Vineyard, Heitz: Eucalyptus, Pflaumen, Minze, Malz, Caramel, viel Kräuternoten. Im Gaumen opulent mit fetten Tanninen. Eine Legende. 20/20 trinken 

1975 Cabernet Sauvignon, Freemark Abbey: Liebstöckel in der Nase, Tornister, Malaga und Nasse Herbstpilze. Im Gaumen spröde. Mit Kapselnote endend. 15/20 vorbei 

1976 Cabernet Sauvignon Monte Bello, Ridge: Junge Cabernetnase (!), grüne Pfefferschoten, Tabak, Trüffel, braucht Luft. Muskulös mit Charakter und Aromendruck. 19/20 trinken 

1977 Cabernet Sauvignon, Robert Mondavi: Delikates, Minz-Schokobouquet (After-Eight), sehr vielschichtig. Im Gaumen mit viel Finessen, tänzelt und macht nie satt. 19/20 austrinken 

1987 Cabernet Sauvignon, Montelena: Kalter Teesatz, Lakritze und viel schwarze Beeren. Ein tiefschürfender, langsam gereifter Napa. Habe ihn lange dekantiert. 19/20 

1993 Cabernet Sauvignon, Dalla Valle: Das Bouquet noch extrem röstig, Leimtöne. Auch im Gaumen noch eine zu deutliche Holzpräsenz, inner kernig und unfertig. 17/20 trinken 

1994 Red Wine, Harlan:
Die Nase ist noch voll Cassis und Brombeeren mit Lakritze im Untergrund. Fester, feiner Gaumen, perfekt vinifiziert mit Superbalance, very long. 20/20  

1997 Red Table Wine, Maya: Mocca, dunkle Edelhölzer, Rauch, jung und oxydativ zugleich. Ein erzwungener, zu teurer Kultwein. Da ist viel Bluff dabei. 17/20 austrinken

**********************************************************

Geht doch!

Möve packt
grossen Fisch. Fotografiert
in den USA...

Eine andere Geschichte...

Der Gast fragt den kleinen Sohn vom Wirt im Restaurant, ob das ganz sicher ein Hase sei, was da auf dem Teller sei...

«Ganz sicher» meint der Beizerssohn, den haben wir selbst aufgezogen.

«Und warum habt ihr ihn dann geschlachtet?», hackt der Gast nach.

Der Bube: «Weil er unseren Kanarienvogel gefressen hat!»  

**********************************************************

DEZENTER HÖHENRAUSCH

Engelberg – wir kommen! Das hiess es zum zweiten Mal. Doch eigentlich treffen wir uns jetzt schon mehrere Jahre anfangs Dezember mit Freunden und Flaschen. Und weil da mehr Flaschen wie Freunde auf dem Gabentisch stehen, ist es dann schon möglich, dass der Eine oder Andere am Schluss in eine festliche Vorweihnachtslaune rein rutscht. Es kann aber auch an der Höhe liegen, denn Engelberg liegt immerhin 1050 Meter über Meer. Also könnte es sich bei ein paar Teilnehmern auch um einen partiellen Höhenrausch gehandelt haben.

Wir durften wieder beim Gastgeber Ruedi Waser an die Haustüre klopfen und die steilen Stiegen hinauf stapfen. In der gut beheizten, heimeligen Dachstube gab es Leckereien und ein wahrhaft festliches Menu und Weingenuss vom Feinsten…

2003 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Mitteldunkles Granat. Extrem süss, viel Caramel, gebratene Mandeln, eine opulente Nasenfülle, was von laktischen Tendenzen noch zusätzlich unterstützt wird, Zimt auf süssem Griess, was seine cereale Note zeigt. Noch nie war ein Mouton nasal so opulent, nicht mal der 1982er in seiner Jugendphase. Die extrem füllige Tendenz ist auch in dem Gaumen omnipräsent, und trotzdem gelingt es diesem sanften Pauillac-Monster die Balance hinzukriegen. Etwas für Drogenfahnder, denn man gerät hier schon fast in einen transzendentalen Genuss. Diese Magnum zeigte auf, dass man es hier schon bald mit einem 20/20-Punkte zu tun hat. Aber er hat keine Chance ein Klassiker zu werden, ausser man hält den Mouton 1947 auch für einen Klassiker. 19/20 trinken – 2040

Das war der vielleicht beste Wein des Tages! Wobei dies - angesichts der vielen tollen Flaschen - eine schwierige Entschiedung war. Ebenso gerne hätte ich den 1992 Caymus Special Selection an dieser Stelle veröffentlicht. Apropos Veröffentlichung. Die restlichen Weine sind wie immer schon brav und diesmal auch besonders unterhaltsam auf der munter sprudelnden Infoquelle www.bxtotal.com aufgelistet... 

**********************************************************

Jetzt online auf www.bxtotal.com ...

BURGUND 2010: Wie der Jahrgang genell so ist! Warum der Ponsot unten durch musste! Wie der Handel momentan so funkioniert! Warum der Clos de Tart heute so teuer ist! Welcher Chambertin Clos de Bèze 20 Punkte erhielt! Wie sich Daniel Le Moine als Traubenhändler hält! 20 Weine getestet und bewertet! U.v.a.m.

**********************************************************






Château Zalando

Das ideale Weihnachtsgeschenk.

Schrei vor Glück!

Noch idealer wäre es, Gabriel-Gläser zu Verschenken...

**********************************************************

SECHS ERNTEN VON CASSE BASSE ZERSTÖRT

Sechs komplette Jahrgänge, die noch im Fass reiften, vernichtet - das ist das Resultat eines Vandalismus-Attentats auf einen der berühmtesten und besten Winzer Montalcinos, Gianfranco Soldera, wie zahlreiche italienische Onlinemedien heute abend berichten. I

n der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember brachen Unbekannte durch ein durch ein Fenster mit eigentlich einbruchsicherem Glas in den Keller des Weinguts Case Basse ein, öffneten die Hähne sämtlicher Fässer und Tanks und ließen knapp 600 hl Wein, das Äquivalent von ca. 80.000 Flaschen in den Gulli fließen. Die Einbrecher hatten es ausschließlich auf die Zerstörung des Weines abgesehen - gestohlen wurde nichts, zerstört außer dem Wein und der Fensterscheibe ebenfalls nichts.

Soldera war nicht nur einer der besten Erzeuger Montalcinos - sein Weingut liegt in direkter Nachbarschaft des Betriebs, den Angelo Gaja vor einigen Jahren erwarb, d. h. in einer der besten Weinbergslagen überhaupt -, sondern galt auch als Einzelgänger, der in vielen Fragen mit den anderen Erzeugern der Gemeinde über Kreuz lag.

Es ist deshalb schwer vorstellbar, dass dieses Attentat nicht von interessierter Seite aus der Winzerschaft selbst oder zumindest von persönlichen Feinden des Winzers ausgeführt oder zumindest in Auftrag gegeben wurde: Ein unermesslicher Verlust für die Appellation und den italienischen Weinbau insgesamt, abgesehen vom materiellen Schaden für den Winzer.             (Quelle: WorldWine News)

**********************************************************










Oh stille mich
Du Fröhliche...

Die Männer 
treffen sich 
nachher im
Gasthaus Sternen zu einem guten
Glas Wein!

**********************************************************

COTTINELLIS HALDE CHUR 2011: BÜNDNER PINOT MIT DEUTSCHEM AKZENT

Der Begriff war mir schon von früher vertraut. Mit «auf Halde arbeiten», meinen Journalisten Texte auf Reserven zu haben, wenn urplötzlich Bedarf ist. Auch bei Cottinelli in Malans vermischen sich der Begriff «Halde» und «Reserve». Doch da geht es um einen neuen Pinot Noir. Er wurde mir just zugesandt und ich habe ihn in aller Ruhe getestet

Warum ich in aller Ruhe schreibe? Genau zwei Wochen zuvor durfte/musste ich fast 100 Bordeauxweine vom Jahrgang 2010 in Zürich degustieren und beschreiben. Und dafür quälte ich mich fast 5 Stunden lang durch einen ziemlichen Menschenandrang in einem ganz grossen Saal. Jetzt hocke ich gemütlich in meinem Büro und habe einen einzigen Wein vor mir – den 2011 Pinot Noir Reserve Halde Chur. Der Berater hinter diesem Projekt heisst Stefan Dorst. Ich kenne ihn schon lange. Einerseits von seinen eigenen deutschen Weinen, andererseits trafen wir uns auch schon ein paar Mal in Südafrika auf Laibach. Auch dort hinterliess er seine Beraterspuren… 

Ich war gespannt und gleichzeitig auch misstrauisch, denn der Begriff «Reserve» ist bei mir schon längst abgelutscht oder ich bin halt zumindest von früheren Zeiten Rioja-geschädigt. Früher war nämlich der Crianza, der Riserva und der Grand Reserva oft der gleiche Wein. Er brauchte nur älter zu werden und schon erhielt er das nächstfolgende Altersprädikat. Oft versteckt sich hinter dem Attribut «Reserve/Reserva/Riserva» einfach mehr oder auch zuviel von Allem. Also auch Tannin und Säure und… mehr Barriquen.

Doch genau bei diesem Ansatz glaube ich, fängt die Intelligenz dieses Produktes an. Denn – der Halde Chur Reserve wurde in 500 Liter Eichenfässern ausgebaut. Warum tun sich so viele Winzer einen derartigen Stress an, indem diese im Kopf ausrechnen wie viel Anteil von neuen Barriquen es braucht und mit welcher Prozentzahl von gebrauchten Barriquen man diese ergänzen müsste, um dem auszubauenden Schützling nicht zu viel Holz in seinem Leben mit zu geben?

Eine Frage die man sich ganz besonders beim Pinot stellen müsste. Legt man den Wein ganz einfach in ein grösseres Fass, so ist der Ausbau wesentlich weniger stressig. Denn man kommt mit der Ausbaudauer weniger in den Clinch. Dies nach der etwas gemütlicheren Ausbauformel; grosse Weinmenge – kleinerer Holzkontakt – weniger Reduktionsgefahr – angepasster Holzgeschmack – Erhalt der Eigencharakteristik! Doch lassen wir das, ich bin ja nicht Winzer und auch nicht Berater wie Stefan Dorst, sondern in erster Linie Endverbraucher. Und ich liebe die Bündner Pinot Noirs, welche noch vor zwei Jahrzehnten «nur» Blauburgunder hiessen…   

2011 Pinot Noir Reserve Halde Chur, Cottinelli Malans: (CHF 46). Aufhellendes Weinrot, rubiner Schimmer. Die Nase zeigt eine fein würzige Note, fast mehr Zedern, Rauch und Nelkenköpfe wie Frucht, wenn man nach der Frucht sucht, dann ist diese tendenziell rotbeerig, erinnert an rote Kirschen und getrocknete Pflaumenschalen. Im Gaumen mit stützender Tannin-Säurestruktur, welche dann auch eine ansprechende Länge bietet, das Extrakt ist mittelgewichtig, der Nachklang aromatisch und angenehm. Der Grundgeschmack ist ganz deutlich akzentuiert mit dem Absender der auch auf dem Etikett steht: AOC-Bündnerland. Vielleicht sucht man bei einem Pinot Noir der oberen Klassen halt automatisch auch nach dem Burgund. Doch hier erinnern mich die weiteren Nuancen (vor allem diese raffinierte Stielwürze) eher an die Pfalz. Und das ist in diesem Falle ein wunderschönes Kompliment. Ein ehrlicher, solider Pinot Noir bei dem ich die Wörter Halde/Chur auf der Etikett wohl etwas grösser geschrieben hätte, als der etwas gebieterische Zusatz Reserve. 17/20 trinken – 2018 www.cottinelli.ch   

**********************************************************

Kaufen Sie (falls Sie grosse, günstige rote Toskaner lieben) den Saffredi 2008! Warum lesen Sie auf www.bxtotal.com  

**********************************************************





Bordeaux-Total gibt es bald auch als Jogurth!


Erhältlich ab
1. April 2013
in führenden Weinhandlungen...

**********************************************************

KORK ODER NICHT KORK?

Es geht nicht diesmal nicht darum ob Kork oder Drehverschluss. Auch nicht welchen Kork der Winzer oben in die Flasche drücken soll. Es gibt da nämlich verschiedene, preislich sehr differenzierte Möglichkeiten. Bei dieser kleinen Geschichte geht es darum ob die betreffende Flasche korkte oder nicht. Die Schweizer diskutieren dann ähnlich, aber mit einem anderen Grundbegriff. Es geht dann darum, ob der Wein «einen Zapfen hat» oder halt eben nicht. 

Um dieses Genuss verdriessende Verdikt zu diagnostizieren, gibt es praktisch immer Diskussionen. Einerseits sind bei den Weingeniessern die Wahrnehmungsschwellen tiefer oder höher. Andererseits ist korkig oder nicht korkig zwischen Null bis 100 Prozent. Will heissen; ein Wein korkt möglicherweise nur ganz wenig, sagen wir mal 2 % und keiner merkt es. Oder er korkt 4 % und die Hälfte der Teilnehmer monieren den dezenten Beigeschmack, während andere die Terroirexpression besonders akzentuiert finden. Wer nichts von Terroir versteht, weist vielleicht in diesem Falle auf die tiefschürfende Mineralik hin. Doch der Wein korkt ganz einfach nur. Die Einen merken es, die Anderen nehmen es im Unterbewusstsein war. Noch fieser ist es eigentlich, dass der Wein meist aus dem Keller kommt und noch nicht belüftet ist. In diesem Falle macht der Korkschleicher dann durch Erwärmung und Luftkontakt erst nach einer gewissen Zeit Karriere.  

Ich stand neben der Flasche als grad Dekantiert wurde. Ich hielt gierig die Nase hin und roch es. Eben das Terroir, oder halt die Mineralik oder den möglichen, dezenten Korken. Pardon ich muss ja Zapfen sagen, weil ich ein Schweizer bin. Am Tisch im wesentlich kleineren Behältnis als die Karaffe es war, also in einem zwar grossen, aber doch zu hohen Glas, roch der Wein reduktiv. Dazu noch erdig, mit Teernoten und etwas Rauch und … dezent muffig. Ich denke, das kommt dann schon noch mit mehr Luft. Der Gastgeber erklärt mir dann aber, dass er den Wein schon am Morgen öffnete und somit bereits etwas Luft gab. 

Dann überlegte ich mir, wie der Wein sein müsste. Also irgendwie hatte ich den 1996 Château Cos d’Estournel wesentlich anders in Erinnerung. Mehr Süsse, feine Pfefferwürznoten, Zedernduft, Bleistiftmine. Nicht völlig anders, aber doch faszinierender, duftender, mit einer fast parfümierten Cabernet-Süsse. 

Sollte ich jetzt etwas sagen? Sollte ich wirklich meinen Verdacht äussern und einfach mal so halblaut in die Runde das Wort «Zapfen» murmeln? Ich überlegte mir, dass vielleicht viele andere der Gäste auch irgendwie an einem Korkschleicher herum studierten. Schauten etwa schon gewisse Leute auf mich und warteten darauf, dass ich die Reklamationsinitiative ergreifen würde? Oder dachten diese unmutigen Weinkenner, warum merkt es denn der Gabriel nicht. Der hat doch einen ganz leichten Zapfen, der Cos! 

Doch die Stimmung wurde immer ausgelassener und man schenkte sich fröhlich ein und liess den Gastgeber hochleben, denn der feierte grad zufällig Geburtstag. Und im allgemeinem Wortgetümmel und den dargebotenen Speisen ging der ganz leicht korkige, honorige Saint Estèphe dann irgendwann völlig unter. Nächstes Mal werde ich den Mut aufbringen und etwas sagen. Aber nur, wenn es nicht wieder eine Melchiorflasche (18 Liter!!!) ist…  

**********************************************************

FULL-HOUSE: BÜNDNER-PINOT & BERNER-PLATTE!

Das war ein Fest! 80 Weinfreunde trafen sich an einem stinknormalen Montag in der Braui in Hochdorf. 

Erst durften die Teilnehmer die Weine von;
- Fränzi und Christian Obrecht, Jenins
- Martin und Thomy Donatsch, Malans
- Urs Höhener, Schloss Salenegg, Maienfeld
- Gian Battista von Tscharner, Reichenau
- Daniel Marugg, Weingut Bovel, Fläsch
- Marco Casanova, Cicero Weinbau, Zizers
degustieren, dann gings in Restaurant zum Berner-Platten-Self-Service.

Die Gastgeber in Hochform: Uschi Frapolli richtete eine ausgiebige Käseplatte her und Werner Tobler schlug höchst persönlich die Nidle für das caramelisierte Meringue. Zur Auflockerung spielte die Kapelle Peter Hess.

 
Braui Hochdorf.

Erst die Arbeit (siehe Bild),
dann das Vergnügen!

Das Fest -
hier im Bild 

*********************************************************

Gigantische Imperiale-Metzgete in Zug!

Hier wieder einmal ein Gratis-PDF von www.bxtotal.com

**********************************************************


Jetzt auf
Youtube:

Die Geschichte vom Gabriel-Glas

**********************************************************

24. NOVEMBER: TAG DER SCHWEINEKOTELETTE!!!

Sie wissen wann der Tag des Baumes ist? Wenn nein – es ist jeweils der 25. April. Der Tag des Kaffee’s ist am 28. September. Eine Woche zuvor ist der Tag des Apfels, also am 21. September. Der Tag des Lichts wird immer am 11. November gefeiert. Man könnte auch den Tag der Erde feiern. Der ist genau einen Tag vor meinem Geburtstag, heisst; am 22. April. Am 28. Mai ist der Tag der Nachbarn. Am 1. Mai der Tag der Arbeit. Am 2. März ist der Tag der Frau. Am 3. November der Tag des Mannes. Der Tag der Kinder ist genau an meinem Geburtstag (siehe oben, man rechne). Der Tag der deutschen Einheit ist der 3. Oktober. Der Tag der deutsch-schweizerischen Steuerdifferenz ist neu der 23. November und genau einen Tag später wurde jetzt der Tag der Schweinekotelette eingeführt…     

Nicht mondial – auch nicht europäisch, sondern lokal. Ich lasse mir nämlich nicht von aussen vorschreiben, welchen Tag ich zu feiern habe. Also kaufte ich mit zwei gut durchzogene Schweinekoteletts und einen Butterzopf. Dann fuhr ich nach Hause, heizte den Grill ein und liess die gut gewürzten Koteletten auf dem Balkon brutzeln. Meine Frau isst keine solchen breiten Schweinerippen (sie war eh nicht zu Hause). Meine Mutter mochte diese sehr. Weil sie leider schon lange gestorben ist, ass ich eine kleine für sie und eine grosse Kotelette für mich. Dazu nur ein halbes Fläschchen vom Léoville-Barton 1994. Man(n) muss ja nicht gleich beim Essen und beim Wein übertreiben.

**********************************************************



Neun Imperiale's
in Zürich.

Das war ein Weinfest! Für eine bankige Gesellschaft durfte ich einen Abend moderieren und gleich noch den Wein selbst mitbringen. Es waren richtige Weinbomben. Neun Imperialeflaschen für 80 Gäste. Und jede Impi besser als die andere. Der 20-Punkte-Tagessieger: 1996 Mouton-Rothschild, verglichen bei der Hauptspeise mit Pichon-Lalande (19/20) und d'Armailhac (18/20). Alle auch aus Pauillac. Alle auch 1996. Der delikateste und süffigste war der 1998 Beauregard aus Pomerol. Es muss ja nicht immer nur Mouton sein...

**********************************************************

LIEBER SIGMAR GABRIEL

Sie sind mein Namensvetter und doch sind wir gottlob nicht miteinander verwandt. Wir sind beide etwa gleich schwer, glücklicherweise sind Sie kleiner. Aber in der Politik sind Sie dafür viel grösser als ich... 

Denn ich habe es nicht so mit den Politikern. Wir sagten jeweils: Wer nichts wird – wird Wirt. Ich war mal Wirt, aber ich glaube die nächste Stufe des Nichtswerdenwollens müsste wohl Berufspolitiker sein. Nicht in der Schweiz – sondern in Deutschland. Nach Ihrer Ansicht ist das zwar finanziell nicht besonders attraktiv, denn Sie haben sich kürzlich darüber mokiert, dass das Gehalt eines Bundeskanzlers, pardon Bundeskanzlerin von 24 165,57 Euro im Monat bei Weitem nicht genug sei. War dies eine Initiierung, aufdass, falls die Merkel und der Steinbrück es nicht schaffen, sie dann eventuell der lachende Dritte wären? Und dann hätten Sie schon mal einen Trumpf in der Hand um gleich als erste Amtshandlung Ihr Gehalt neu zu definieren. 

Warum ich mich hier über Sie etwas auslasse? Sie nennen unsere Schweizer Banken «bandenmässige Steuerhinterzieher.» Die Schweizer Banken hinterziehen keine Steuern, sondern verwalten lediglich jenes Geld, dass der deutsche Staat gerne den eigenen Bürgern aus der Tasche ziehen möchte. Was Sie wohl vergessen; der Steuerzahler ist der Kunde und der Staat ist der Lieferant. Deshalb erlauben Sie mir zwei konkrete Fragen:

1. Wie viel bietet der Deutsche Staat dem Steuerzahler für das einbezahlte Geld?
2. Warum müssen deutsche Steuerzahler viel mehr Steuern bezahlen als Schweizer? 
 
Ein konkretes, normales Beispiel gefällig?

Ein Deutscher Bürger (verheiratet, keine Kinder, katholisch) verdient im Jahr 60'000 Euro und liefert dafür insgesamt 13'955 Euro Steuern ab. Macht 23,258 % Steuern!

Ein  Schweizer Bürger (verheiratet, keine Kinder, katholisch) verdient im Jahr gleich viel, also 72'000 Schweizer Franken. Er bezahlt, wenn er beispielweise in meinem Wohnort wäre (Luzerner Mittelmass), 8'573 Franken Steuern. Macht 11,906 % Steuern. 

Das ist weniger als die Hälfte und reicht – zumindest dem helvetischen Staat – völlig aus für eine ziemlich ausgeglichene Jahresrechnung. Hinzu kommt noch, dass die Schweizer bei ihren Einkäufen lediglich 8 % Mehrwertsteuer zahlen, die Deutschen Bürger aber 19 %. Auch hier kassiert der deutsche Staat mehr als doppelt so viel wie die schweizerische Staatskasse. 

Lieber Sigmar Gabriel: Bevor Sie weiter auf die Schweizer Banken mit dem Finger zeigen, fahren Sie damit mal zuerst an Ihre eigene Nase und überlegen sich, wie man die Steuern in Deutschland auf ein faires Mass senken könnte. So fair, dass die eigenen Bürger nicht zu potentiellen Steuerbetrügern werden...

Sie sind Politiker und hätten es in der Hand. Wer den sonst?

**********************************************************

Freitag, 16. November 2012: DER TAG DER TOLERANZ

Haben Sie es gewusst? Heute ist der Tag der Toleranz. Aber reicht denn überhaupt eine Toleranz alleine? Braucht es - angesichts der vielen Ärgernisse, welche uns täglich begegnen - nicht gleich mehrere Toleranzen? 

Für mich existiert dieser Tag fast nicht, denn bei mir sind das ganze Jahr Toleranzen angesagt, denn ich habe einen tollen Ranzen...

**********************************************************



Verdiente 19/20!

Veroniqiue Sanders als Saalsiegerin mit ihrem sensationellen Haut-Bailly 2010.


96 BORDEAUXWEINE VOM JAHRGANG 2010 IN 280 MINUTEN!

Getestet, degustiert, beschrieben, bewertet und die Genussreife definiert 

Ich betrat den grossen Saal um 15.05 Uhr und verliess ihn wieder kurz vor acht. Zugegeben ich war auch schon schneller. Aber diesmal ging es nicht… 

Denn ich war nicht alleine. Es war zuweilen ein Riesengerangel und ich musste für viele Weine durch den ganzen Saal sputen und mich durchs Menschengetümmel wühlen. Das Titelbild zeigt einen teuren Blick hinter die Kulissen. Denn schätzungsweise an die tausend Flaschen verdegustierten die rund 500 Besucher an der grossen Präsentation der Union des Grands Crus während  sechs Stunden im Kongresshaus in Zürich. Der Gesamtwertverkaufswert dieser Weinprobe; mehrere Zehntausend Franken.

Ich reiste aus reiner Neugier an, denn der Bordeaux 2010 war einer meiner bisher anspruchsvollsten Primeurjahrgänge. Die jungen extrem kräftigen Weine waren sehr als Fassproben schwer zu justieren, insbesondere wegen den hohen Werten von Alkohol, Säuren und Tanninen. Da lohnte es sich, so viele verschiedene Bordeaux’ in der fertigen Flaschenfüllung nach zu verkosten und allenfalls neu zu justieren. Meine Erwartungen wurden erfüllt, denn diese waren zwar hoch aber auch nicht unerreichbar. Vom Preis her kann man ihn sicherlich als ungebrochenen Rekordjahrgang bezeichnen. Ob er dann auch wirklich zum allumfassenden legendären Jahrgang taugt, wird sich erst in Zukunft weisen. 

Ist der 2009er grösser oder der 2010?

Dazu habe ich einen träfen Slogan kreiert. Beim Bordeaux 2010 sagen neun von zehn Personen, dass er ganz gross wird. Beim Jahrgang 2009 sind es von 11 von 10 Personen!

Und da liegt auch der Hase im Pfeffer. Die Allgemeinheit liebt zwar grosse Bordeaux, aber dann halt zufälligerweise genau jene Bordeaux, welche auch einen mondialen, grenzüberschreitenden Geschmack aufweisen. Da passt der geile 2009er genau in jene Schatulle. Die richtigen Bordeauxfreaks suchen halt mehr nach Klassik und da wird der 2010 in seiner besten Genussreife besser zum Idealbild passen. Aber momentan ist diese Ansicht (noch) nicht mehrheitsfähig.

2010 Haut-Bailly: Dunkles Granat, satt in der Mitte, rubiner Rand. Royales Bouquet, bereits das Nasenbild strahlt eine unglaubliche Vielschichtigkeit aus, Trüffel, schwarzbeerige Konturen, Teer, Pumpernickelbrot, Lakritze, man kann sich nicht satt riechen an diesem jungen, viel versprechenden, perfekten Bordeaux-Nasenbild. Im Gaumen königliche Adstringenz, umfassende Aromatik, wieder im schwarzbeerigen Bereich, erhabenes, langes Finale. Hier wähnt man sich in den ganz grossen, alten Zeiten dieses Weingutes. Vor fast 100 Jahren war Haut-Bailly genau gleich teuer wie Haut Brion. Und dahin kommt dieser absolut geniale 2010er auch. Bei der Qualität - nicht beim Preis! Das war klar der beste Wein im überfüllten Saal. 19/20 2024 - 2055

Das war der beste Wein im Saal. Wie die anderen 95 Rotweine schmeckten, wie immer auf www.bxtotal.com

**********************************************************

DIE AKTUELL 15 BESTEN BORDEAUX-WEINGÜTER

Eine Analyse der Jahrgänge 1995 bis 2011 gibt einen leicht veränderten Mix von den besten Châteaux. Latour hat Lafite überholt!

19.00 Latour, Pauillac
18.94 Lafite-Rothschild, Pauillac
18.76 Margaux, Margaux
18.71 Mouton-Rothschild, Pauillac
18.65 Ausone, St. Emilion
18.65 Pétrus, Pomerol
18.65 Haut-Brion, Graves/Pessac-Léognan
18.59 Léoville-Las-Cases, St. Julien
18.53 L'Eglise-Clinet, Pomerol
18.50 Le Plus de la Fleur de Boüard, Lalande de Pomerol
18.50 Hosanna, Pomerol
18.41 Ducru-Beaucaillou, St. Julien
18.41 Cheval Blanc, St. Emilion
18.41 Trotanoy, Pomerol
18.41 Léoville-Barton, St. Julien

Die 200 Besten: Alle Punkte, Trinkreifen jetzt auf www.bxtotal.com

**********************************************************

ETWAS SCHWACHER ABGANG FÜR CHEVAL BLANC

Es war fast peinlich: An einem Wine&Dine in Zürich durfte ich unter anderem drei hoch dotierte Saint Emilion’s vom grossen Jahrgang 1995 kommentieren. In der Mitte stand der schwächelnde Cheval Blanc, ohne jegliche Chance sich gegen Angélus und Valandraud durchzusetzen. Ein paar Weinkenner schüttelten gar ungläubig die Köpfe…

Zugegeben, der Cheval 1995 war noch nie so richtig in Bestform. Das mutete man ihm bisher auch nicht zu, denn ein Blend mit so viel Cabernet Franc braucht Zeit. Doch wie viel Zeit kann man einem so teuren Premier denn zugestehen? Wo fängt die Enttäuschung definitiv an und wann stirbt die letzte Hoffnung? Irgendwie kommt mir da ein Slogan von einem Fussballer in den Sinn: «Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam noch Pech dazu.» 

1995 Château Angélus: Reifend, sehr dunkel in der Mitte. Intensives, ausladendes Bouquet, viel Frühstückspflaumen, Malz, Kaffee und dunkles Brot, irgendwo sind auch noch ein paar herrliche Brombeerenspuren, warm und erhaben. Im Gaumen charming lovly, mit feiner Rasse, die Tannine sind füllig und wunderschön gereift, im aromatischen Finale viel Lakritze und getrocknete Heidelbeeren zeigend. Jetzt ein traumhafter, fragloser Genuss. 19/20 trinken – 2025

1995 Château Cheval Blanc: Aufhellende Farbe mit ziegelroten Reflexen. Die Nase fein, diskret mit royalen Nuancen, aber halt leider wenig Druck, helles Leder, Lebkuchen, elegant, aber mit (zu) wenig Nachdruck. Im Gaumen leicht, tänzerisch, es sind mehr Finessen  vorhanden wie Körper, im Finale; Kardamom, Nelken und Nescafé. Eine sehr milde Variante, bei welcher man mehr Grundaromen erwarten würde. Wenn man wertet, dann sieht man halt manchmal auch den Preis. Kommt er noch? Irgendwie liegt da noch eine 50:50-Chance drin. Aufgerundet: 18/20 trinken – 2028

1995 Château Valandraud: Extrem dunkel, im satten Rot immer noch schwarze Reflexe. Die Nase beginnt fast vulgär mit viel Mocca, Pflaumen, dunklem Nussmehl, schwarzen Oliven und rauchigen Konturen. Im Gaumen mächtig, mit einer gesunden Arroganz, noch adstringierend und im Finale lässt er nochmals noch so richtig die gerbigen Muskeln spielen. In der Fruchtphase lag er oft bei 20/20. Jetzt scheint er in einer Zwischenphase zu sein. Für ein Saint-Emilion-Rodeo reicht es allemal noch. 19/20 trinken – 2030

**********************************************************

Bildrätsel für Schnelldenker!

Das sind alles ehemalige Präsidenten von Amerika.

Einer davon ist der wieder gewählte Barack Obama.

Finden Sie ihn innert 60 Sekunden!

***********************************************************



Ist es für einen Château Pétrus 2004 ein Handicap, wenn er 13.5 %
Volumen aufweist?

Stimmt diese Deklaration oder ist es gar mehr?

BORDEAUX: DIE GROSSE ALKOHOL-DEBATTE

Forderung von K. M. aus Luzern

Geschätzte Weinliebhaber und grosse Weinkenner 

(Dieses Mail war gleichzeitig an Max Gerstl, Philipp Schwander und René Gabriel gerichtet!)

Es ist von unschätzbarem Wert, wenn passionierte Weingeniesser und –kenner wie Sie ihre reiche Erfahrung der Öffentlichkeit zugänglich machen, sei es mittels Presse, Bucherscheinungen, vor allem aber über den geschäftlichen Weg, im Weinmarkt aktiv zu sein. Wenn es, wie in Ihrem Fall, gelingt, dank aussergewöhnlichen Begabungen Weine zu ergründen und mit Überzeugung dem Kunden zu vermitteln, ist es für den Weinliebhaber, sprich Kunden, von grossem Interesse, jeweils die neusten Weinletters zu studieren und sich allenfalls von den sachlichen wie verlässlichen Beschrieben begeistern zu lassen. Und tatsächlich bildet sich das unabdingbare Vertrauen, wenn man als Konsument überzeugt wird, dass der Inhalt der Flasche dem der vielversprechenden Beschreibungen zu entsprechen vermag. Gerade dies zeichnet Sie, werte Herren, in unseren Landen aus. 

Wenn man, wie Sie, seit Jahrzehnten dem göttlichen Saft huldigt oder gar verfallen ist, kann es immer wieder geschehen, dass man als Weinkenner betitelt und zu Rate gezogen wird. Dabei wird auch immer wieder nach qualitativ soliden Weinhandlungen gefragt. Nur die eigene Erfahrung ermöglicht, aus subjektiver Warte, Tipps abzugeben. Also nicht verwunderlich, wenn Gerstl Weine, Selektion Schwander und Mövenpick ganz oben stehen. 

Nun zu meinem eigentlichen Anliegen! Die immer wiederkehrende Diskussion zum Alkoholgehalt will ich hier nicht führen. Ich weiss aus Ihrer Post um Ihre diesbezügliche Position. Aber eine dringliche Forderung habe ich an Sie. In Ihren Letters bekommt der Kunde jeweils alle wesentlichen Informationen zu den angepriesenen Gewächsen, nur eine Info fehlt nach wie vor: Wie viele % vol. enthält der Saft. Warum nur wird diese Angabe nicht mitgeteilt?  Nachdem ich als leidenschaftlicher Bordeauxliebhaber schon in die Falle von 15%-igen St. Emilions,  etc., getappt bin, - Amarone lässt grüssen - hab ich mir geschworen, nur noch im Fachgeschäft einzukaufen oder allenfalls bei Anbietern, die die Alkoholangabe offenlegen.

Ich bitte Sie um Kenntnisnahme und erwarte zwingend, diese Angabe in künftigen Mailings mitzuliefern. Natürlich ist dies bei Primeurs nicht möglich!

Antwort von R. G. aus Gunzwil  

Es wäre relativ einfach den Alkoholgehalt in Mailings, Preislisten oder im Internetshop zu deklarieren. Zumindest könnten die Weinhändler dabei jene Prozent-Angaben verwenden, welche auf dem jeweiligen Etikett gedruckt sind. Doch stimmen diese leider nur selten, weil es da eine gewisse gesetzliche Toleranz um jeweils ein halbes Prozent gibt. In der Regel wird da entweder oft nach unten abgerundet oder seltener nach oben aufgerundet. Deshalb gibt es praktisch nie eine Angabe, welche dann auch genau zutrifft. Staatliche Kontrollen dazu gibt es eh keine.   

Die Burgunderwinzer machen es sich da viel einfacher. Aufgrund der kleinen Produktionsmengen werden die Etiketten der verschiedenen Lagen jeweils über Jahre vorgedruckt und immer mit 12.5 % deklariert. Dies unabhängig des effektiven Alkoholgehaltes. Dies erklärt auch, weshalb im Burgund der Jahrgang separat auf die Flasche geklebt wird…

Zurück zum Bordeaux: Muss ich Ihre Frage so deuten, dass Sie diese zwingende Deklaration fordern, damit Sie sich beim Einkauf auf Weine konzentrieren können, welche weniger als 13 Volumenprozente aufweisen?

Das schränkt den Radius dann schon extrem ein. Aber es gibt eine traurige Faustregel:

-  Kaufen Sie nie mehr Weine vom rechten Ufer (Saint Emilion / Pomerol)!
-  Kaufen Sie ab sofort keine sehr guten bis grossen Jahrgänge mehr ein!
-  Kaufen Sie keine Spitzenweine mehr von grossen Terroirs!

Und jetzt komme ich mir vor wie ein Arzt, der seinem Patienten eine strikte Diät verschreiben muss. 

Viele Faktoren erzeugen mehr Alkohol

In den letzten Jahren sind sämtliche Weine in der ganzen Welt tendenziell alkoholreicher geworden. Die Gründe dafür sind mannigfaltig. Man kann diesen Effekt mal generell der globalen Erderwärmung zuschreiben. 

Doch jetzt direkt zum Bordeaux. Hier muss man wissen, dass der Merlot mehr Alkohol generiert als die restlichen Traubensorten. Nicht selten beträgt diese Differenz mehr als ein Prozent. Also liegen die Weine vom Libournais (Saint Emilion, Pomerol etc.) in der Regel im Alkohol immer höher als die Cabernet-lastigen Weine vom linken Ufer (Médoc, Pessac-Léognan).   

War es noch vor vierzig Jahren die grösstmögliche Menge, welche die Châteaukassen füllte, so ist es heute die bestmögliche Qualität welche zum selben (oder noch besseren…) finanziellen Resultat führt. Beim Jahrgang 1970 deklarierte Château Mouton-Rothschild – nachlesbar auf dem Etikett – 337'000 abgefüllte Flaschen. Heute sind es – bei genau gleich grosser Rebfläche – nur noch etwas mehr als die Hälfte davon. Tiefer Ertrag, Deklassierungen in Zweitweine und lose Ware führten dazu, dass die heutigen Bordeaux’ ganz einfach im Alkoholgehalt höher liegen als früher. Für mich ist dieser Umstand eigentlich nur eine Nebenerscheinung dieser Entwicklung. 

Immer mehr Winzer bestellen ihre Rebberge nach biologischen Grundlagen. Es dauert zwar Jahre bis sich der Boden von den früheren Dünger-Sünden erholt hat und die Weine an Mineralität zulegen. Dieser Prozess hemmt beim Rebstock jedoch den Produktionszwang und so geht auch der Ertrag wie automatisch nach unten. Auch hier die Folge; mehr Zucker, höhere Konzentration der einzelnen Beere. Will heissen; mehr Alkohol. 

Chaptalisation oder Konzentration?

In der Zeit der ertragreichen Ernten griffen die Winzer früher nicht selten zum Zuckersack. Diesen Vorgang nennt man Chaptalisation. Das letzte Mal, im grossen Stil, war dies an der Gironde in den Jahren 1987, 1992, 1993, 1997 und möglicherweise noch im 2002 der Fall. Warum die Chaptalisation heute fast verschwunden ist, erkläre ich hier in der Folge…

Der Verzicht auf Aufzuckerung ist auch gewissen technischen Errungenschaften zu verdanken. Beispielsweise dem Vacuumverdampfer oder der Umkehrosmose. Traditionalisten sträuben sich vielleicht angesichts dieser Erwähnung die Haare. Meine Frage: Was ist gescheiter – einen zu leichten Wein aufzuzuckern oder ihn – durch Entzug von Wasser – zu konzentrieren? Ich bin der festen Ansicht, dass der weineigene Traubenzucker der bessere ist, als der hinzugefügte Rübenzucker!   

Immer ältere Rebstöcke…

Ein weiterer Fact welcher selten diskutiert wird: In den Jahren 1954 und 1956 führten zwei Frostjahrgänge dazu, dass mehr als drei Viertel der Reben in Bordeaux neu gepflanzt werden mussten. Der legendäre Jahrgang 1961 (kleine Menge – hoher Alkoholgehalt) entstand somit mit den überlebten, alten Reben. Die so genannt grossen Jahrgänge danach, stellten die Winzer mit relativ jungem Rebmaterial her. Seither steigt das durchschnittliche Alter der Reben – trotz Nachpflanzungen – kontinuierlich an, was nach wiederum der höheren Konzentration und der Tiefgründigkeit der Weine zugute kommt.  

Akribisches Tannin-Management

Im neuen Tannin-Management liegt der Hauptgrund der aktuellen Sachlage. Früher waren die Gerbstoffe selten reif bei der Ernte und es brauchte eine lange Flaschenlagerung um diese nachträglich irgendwie ausreifen zu lassen. Heute sind die Tannine in der Regel reif oder zumindest wesentlich viel reifer, wenn der Wein in die Flasche gefüllt wird.   

Was versteht man unter einem Tannin-Management? Von der Blüte der Rebe bis zu Ernte der Trauben sollten in der Regel – je nach Terroir, Rebsorte und Vegetationsverlauf – 100 bis 120 Tage vergehen. Etwa 85 % der künftigen Tannine befinden sich in der Traubenhaut. Die restlichen 15 % verharren in den Kernen. Bei den früheren, wesentlich höheren Erträgen, war meistens nur die Haut aussen knapp reif – die Kerne innen grün und bitter. Heute, mit einem gezielt tieferen Ertrag, gelingt es dem Winzer diese «inneren Tannine» ausreifen zu lassen. Somit liegt aber der Zuckergehalt dieser Top-Trauben höher und resultiert dann bei der Vergärung zu logischerweise höherem Alkoholgehalt. Weil die Trauben topreif sind, verwendet man heute im Blend für den «Grand Vin» oft bis zu 15 Prozent von den kraftvollen Pressweinen. Auch diese liegen logischerweise heute höher im Alkohol als früher. 

Ich bin der festen Ansicht, dass durch die höhere Konzentration der Alkoholgehalt zwar höher ist, aber im Gesamtpaket sehr gut verdaut wird, weil er sich mit der deutlich intensiveren Aromatik ausgleicht. Die Zunahme von Fülle und Süsse wirken sich dabei letztendlich auf das fertige Produkt ebenfalls eher positiv wie negativ aus. 

Sind 2009 und 2010 Ausnahmejahrgänge? 

Sicherlich hat das Bordeaux-Bolidenduo 2009 und 2010 die Alkoholdiskussionen erneut geschürt. Der Deklarations-Bittsteller erwähnt ja in seiner Einleitung, dass er in die Falle eines 15%igen Saint Emilions getappt sei. Würde ich ihn jetzt vielleicht fragen, ob er Lust hat, einmal im Leben von einer perfekten Flasche Cheval Blanc 1948 zu trinken, würde er wohl kaum ablehnen. Für mich ist dies – neben den allbekannten Ikonen 1947 und 1961 – ein Cheval-Blanc-Geheimtipp und ich habe ihn auch schon mit 20 von 20 Punkten bewertet. Sein Alkoholgehalt? 15,6 Volumen!!! Es gab immer wieder volumenreiche Jahrgänge in der grossen Geschichte des Bordeaux’. Blättert man in den Kellerbüchern und sucht nach dem Alkoholgehalt, dann sind es immer die ganz grossen «Millesimes» welche oben auf schwingen. Es ist anzunehmen, dass Alkohol mithilft – in Verbindung mit Tanninen und Konzentration – die Lebensdauer eines Weines deutlich zu verlängern. 

Was ich nirgends finden konnte war der Beweis, dass der Alkohol bei langer Flaschenlagerung mit der Zeit abnimmt. Dieses Thema würde mich brennend interessieren. Sachdienliche Hinweise deshalb gerne an mich. Denis Dubourdieu, der bekannte Önologieprofessor, meinte einmal, dass ein Sauternes mit der Reife einen Teil seines eigenen Zuckers aufisst. Also wäre dieses Phänomen theoretisch durchaus auch beim Alkohol möglich…

Das Positive im Alkohol

Zugegeben, eine Nuance mehr Alkohol bringt organoleptisch ein deutliches Gefühl von besserer Komplexität und suggeriert parallel ein Synonym von Süsse. Also ist das im Prinzip durchaus eine positive Sache für den Konsumenten. 

Als wir einmal so gemütlich bei einer Flasche Wein (oder war es bereits die Zweite?) sassen, sinnierte mein Freund Max Gerstl: «Eigentlich ist es schade, dass es im Wein Alkohol drin hat, da könnten wir mehr davon trinken!»

Wir beide würden – wenn wir wählen könnten – die eleganten, feinen und deshalb nicht selten etwas leichter anmutenden Weine bevorzugen. Und was wir beide besonders lieben, sind gereifte Bouteillen. Da denkt man keine Sekunde an Alkohol bei deren Genuss… 

Für mich ist Weingenuss die intensivste Form von körperlicher Wahrnehmung. Ich begegne dem Wein mit allergrösstem Respekt und permanenter Demut. Schliesslich ist der Wein ja auch in gewisser Form mein Arbeitgeber. Beim Genuss an sich spielt der Geschmack sicherlich die absolut prioritäre Rolle. Doch der Wirkung durch den darin verborgenen Alkohol messe ich ebenfalls einen nicht unbedeutenden Faktor zu. Der Alkohol im Wein bewirkt im Hirn das Ausschütten jener Botenstoffe, welche letztendlich die weinseligen Glücksgefühle ganzkörperlich auslösen.    

Fazit: Suchen Sie nicht mehr krampfhaft nach etwas tieferen Alkoholwerten. Wie so oft im Leben gilt auch bei Spitzen-Bordeaux der Spruch: Weniger Menge ist mehr Genuss! 

Wie ich das meine? Gerne liefere ich Ihnen hiermit ein Parade-Beispiel: Das zweite Glas von einem Château d’Yquem ist immer weniger faszinierend als der allererste Schluck! Alkoholdeklaration hin oder her…

**********************************************************

DEFTIGES-DUCRU-DINER: Viele Weine, viele Kalorien...         Gratis-PDF

**********************************************************

BALD EIN NEUER WEIN AUF CHÂTEAU MARGAUX? 

Was wenige wissen oder fast niemand noch weiss: Auf Château Margaux gibt es bald einen vierten Rotwein. Es gab nämlich immer schon drei. Den Château Margaux, den Pavillon rouge du Château Margaux und die loose, deklassierte Ware. Was nämlich weder Grand Vin noch Zweitwein ergab, wurde einem Négociant verkauft, welcher ihn dann als Margaux AOC ohne jeglichen Absender vermarktete…  

Nun wird demnächst ein neuer Margaux vom Jahrgang 2009 erstmals mit dem Absender Château Margaux auf den Markt kommen. So wie es ihn beispielsweise schon lange als Pauillac de Latour (logischerweise von Château Latour her kommend…) auf den Markt gibt. Doch das ist alles noch streng geheim und so gibt es den offiziell noch keinen Namen für das neue Mentzelopoulos-Weinkind. 

Mit einer kleinen Gruppe war ich grad in Bordeaux unterwegs. Da besuchten wir den einzigen Premier Cru dieser Appellation und durften, morgens kurz vor 11 Uhr den Pavillon und den Château Margaux vom Jahrgang 2008 nebeneinander verkosten. Das ist immer spannend, denn das erste und somit bisher letzte Mal begegnete ich diesen beiden Rotweinen während der Primeurprobe im Frühling 2009. 

Beim ersten Test lagen beide bei 18/20. Jetzt hat Margaux einen Zacken zugelegt. Hier meine Eindrücke der jüngsten Probe: 

2008 Pavillon Rouge du Château Margaux: Leuchtendes Rubin mit Granatschimmer. Recht zugängliche Nase, wobei die rotbeerige Frucht eher noch im Hintergrund wirkt, weil die Barriquenaromen (er ist zu 50 % in neuem Holz ausgebaut) noch Vorrang haben, somit zeigen sich als erstes Kakao, Haselnussmehl und Brotkruste in der mit mittlerem Druck besetzten Nase. Im Gaumen recht fein, jedoch noch dezent aufrauend im Fluss, stoffiges Extrakt, im Finale wieder Schokonoten und Weichselkirschen. Sicherlich im Moment verhalten doch schon in ein paar Jahren geht es hier mit einem ziemlich anspruchsvollen Pavillon los. 18/20 2017 – 2032

2008 Château Margaux: Sattes Purpur, fein aufhellend aussen. Viel reife Frucht in Form von Waldbeeren, Kirschen, roten und dunklen Pflaumen, dann Grahambrot und Kaffee, also schon recht vielschichtig in dieser Jugendphase. Im Gaumen fest, deutliche Adstringenz, markante Spuren von verlangenden Cabernets, die im Aromen im Finale deuten auf eine grosse Klassik hin und so darf ein Premier beim Jahrgang 2008 schliesslich auch sein. Somit ist dieser Château Margaux nicht mehr so feminin wie frühere Jahrgänge, sondern ein solider, verlangender Wein für die grosse Zukunft. Hat seit der Primeurverkostung einen Punkt zugelegt. 19/20 2018 – 2040







Hier sprudelt bereits der Château Margaux 2012!

**********************************************************

Caratello News: Das ist unlauter!

Sehr geehrter Herr Gabriel

Im Internet bietet Denner (www.denner.ch) seit Tagen den Roccia Rubia an zum halben Preis. Zwar geht er dabei aus von dem sehr hohen Preis von 29.90, trotzdem aber sind die 14.95 (inkl MwSt.) ruinös.

Jetzt aber kommt das Beste: in der ganzen Ostschweiz ist der Wein nicht vorrrätig, gerade eben hat uns dies ein Denner-Mitarbeiter bestätigt. Ein Versehen kann es auch nicht sein, denn die letzte Flasche ging schon Anfangs Woche weg, und schon damals war kein Nachschub vorgesehen,

Der Trick ist einfach und wirksam: Mit Versprechungen, die man im Traum nicht gedenkt einzuhalten, wird der Kunde in den Laden gelockt. Wenn er erst einmal da ist, wird er schon etwas kaufen, auch wenn er nicht findet, was er eigentlich wollte.

Traurig, wenn man zu solchen Tricks greifen muss. Wir sagen es offen, der Roccia Rubia kostet bei uns ein bisschen mehr, dafür aber bekommen Sie ihn auch, denn es gehört zu den Caratello-Prinzipien, gemachte Versprechungen unter allen Umständen auch einzuhalten.

Mit freundlichen Grüssen

Ueli Schiess

Gabriel-PS: Wenn ich bedenke wie ich mich jeweils damals, als Mövenpick-Einkaufschef geärgert habe, wenn Denner die Bordeaux viel billigar anbot wie Mövenpick. Einmal ging ich auf die Bank und holte mir ein paar Tausender und suchte dann in 6 verschiedenen Denner-Filialen erfolglos nach den Weinen, welche ich morgens um 8 in einem Grossinserat entdeckt hatte...

**********************************************************


Das war eine einmalige Traumserie!

In Ludwigshafen öffneten wir 82 Flaschen vom Jahrgang 1982.

Unten die Notizen zu den vier besten Weinen des Events.

Der vergnügliche Rest wie immer auf:


1982 Pichon-Comtesse-de-Lalande, Pauillac: Mitteldunkles Weinrot, eine Nuance Orange am Rand. Berauschendes Bouquet. Süsses Pflaumenbouquet, parfümierter Cabernet Sauvignon, Sandelholz, Pralinen und Caramel, die fein gründlichen Noten, welche sonst in einem Nassenbild schnell stören – sind hier very high class. Im Gaumen saftig, feinste Tannine, wunderschön balanciert, zarte vielleicht auch gar fragile Tannine. Die weibliche Pauillac-Erotik, welche von diesem PI-CO-LA ausgeht betört jeden Weingeniesser. Ein önologischer Freudentaumel! 20/20 austrinken

1982 Lafite-Rothschild, Pauillac: Recht dunkles Weinrot, nur ganz feine Reifetöne am Rand. Warmes, herrlich süsses Bouquet, kalter Schwarztee, Backpflaumen, Edelhölzer, würziger Tabak, gibt sich vielschichtig und weit gefächert, im Hintergrund steigen ganz langsam nussige Pralinen hoch. Im Gaumen die Eleganz und Harmonie pur, alles ist geschmeidig und jedes einzelne Tannin scheint am richtigen Ort zu sein. Die Adstringenz ist somit mild und royal. Ein Traum-Lafite, jetzt am Anfang einer wohl mehr Jahrzehnte dauernden Genussreife. 20/20 trinken 

1982 Mouton Rothschild, Pauillac: Aufhellendes Weinrot, dunkel in der Mitte, zarter Reifeschimmer am Rand. Intensives Cassis- und Brombeerenbouquet, viel dunkle Edelhölzer und schwarze Pralinen, ein Hauch von Minze und somit (mit der Schokolade zusammen) viel After-Eight-Nuancen, deutet eine schöne Tiefe an. Das Nasenbild ist wie eine Droge, man wird süchtig und kommt immer wieder gerne zurück. Im Gaumen cremig, homogen, komplex und auch komplett, viel schwarze Beeren, Lakritze und frisch geschabte schwarze Trüffel. Eine Bilderbuchflasche! 20/20 trinken  

1982 Latour, Pauillac: Magnum! Sattes dunkles Weinrot, sogar gewisse schwarze Reflexe sind noch in der Mitte da. Das Bouquet ist zuerst eher verhalten, gibt sich mit einer barocken, tiefgründigen Tiefe und verlang nach Nähe und Kommunikation, im zweiten Ansatz, getrockneter Nussbaum, Backpflaumen, schwarze Pilze, Trüffel, dunkle Edelhölzer, Guiness-Malz, Nussschalen, Lakritze, eine zarte Nuance von kaltem Rauch kommt da auch noch aus der Tiefe. Perfekt im Gaumen, voll fleischig, gute Reserve, aber mit Tanninen, welche nicht weh tun, sondern einfach eine unglaublich lange Genussgarantie abliefern. Diesen Wein kann/könnte man auch noch in 40 Jahren ohne Reue praktisch auf demselben Niveau, dann aber halt mit noch viel mehr Terroirnuancen verkosten. Bewegend, erschlagend, berührend. Einem Latour-Fan öffnet sich das Herz zu einer lebenslangen Liebeserklärung. Das ist und wird auch immer der allerbeste 1982-Bordeaux sein und bleiben! 20/20 trinken

***********************************************************

100 Eindrücke zu Cheval Blanc! Endlich habe ich das grosse Dossier von verschiedensten Degustationen zusammengestellt. Von 1918 bis 2011. Entstehung, Punkte, Geschichten, Analysen und viele, selbst geschossene Fotos...

***********************************************************

WEIN-WOCHENENDE MIT 25 JAHRGÄNGEN CHÂTEAU AUSONE

Während die Premier-Grand-Crus am linken Ufer durchschnittlich je etwa jährlich 200'000 Flaschen abfüllen, werden die Brötchen am rechten Bordeauxufer bei den ganz grossen, teuren Crus etwas kleiner gebacken. Bei Cheval sind es jetzt noch etwa 60'000 und bei Pétrus etwas weniger als 30'000 Flaschen. Unter den ganz grossen Prestige-Châteaux ist Ausone der kleinste Cru mit nur gerade 7.3 Hektaren. Und das wirkt sich logischerweise auf die Produktion aus. In den letzen drei Jahrgängen 2011, 2010 und 2009 füllte der Besitzer Alain Vauthier jeweils nur 18’000 Bouteillen ab. Immer mit einem Blend mit mindestens 50 % Cabernet Franc, ergänzt durch Merlot. Also seinem ärgsten Konkurrenten Cheval Blanc nicht unähnlich… 

Seit Alain Vauthier im Jahr 1992 diesen Premier-Grand-Cru-Classé A aus Saint-Emilion im alleinigen Besitz übernahm, stieg die Qualität permanent an. Und damit auch die Preise. Heute ist es der begehrteste und teuerste Cru in der grössten Bordeaux-Appellation. 

Der momentan beste junge Ausone, der 2005er, kostet heute fast 2000 Franken. Und in genau dieser Jahrgang war es, in den sich der deutsche Weinfreund Bernd Neuhaus bei einer Fassprobe schier unsterblich in dieses Weingut verliebte. Fortan schaute er sich immer um, wenn es irgendwo ein paar ältere Flaschen auf dem Markt gab und er leistete sich auch den schieren Luxus bei den neuen Primeurangeboten, jeweils eine gewisse Menge zu ordern. 
 
Anstatt das erjagte Flaschengut zu horten, entschied sich Bernd Neuhaus, an einem weinigen Wochenende rund um Bad Ragaz seine besten Weinfreunde einzuladen und gleich 25 Jahrgänge auf einmal zu entkorken. Die allerjüngsten, in kompletter Serie von 1996 bis 2009 im Restaurant Schlüssel in Mels, bei Marianne Blum und Seppi Kalberer. Viele alte, grosse Jahrgänge von 1937 bis 1964 bei Doris und Ueli Kellenberger im Restaurant Rössli in Bad Ragaz. Und wer diese beiden Köche kennt, weiss jetzt auch gleich, dass die gesellige Gästeschar auf grossartigem Niveau essen durfte. Besonders die vielen, herbstlichen  Wildgerichte schienen dem Ausone besonders gut zu tun.     Die Degunotizen und Storys auf der Zahlseite

***********************************************************

Bündnerwinzer mit Burgunder-Klasse!

Martha und Daniel Gantenbein in bester Laune anlässlich vom Gantenbein-Gourmet-Lunch.

Der Bericht ist auf www.bxtotal.com

Der nächste, gleiche Event:
Im Jahr 2015!

**********************************************************

BORDEAUX-ERNTE 2012

Heute habe ich den ersten Erntebericht vom Jahrgang 2012 aus Bordeaux erhalten. Alain Reynaud, der Präsident des Cercle rive droite, welchem mehr als 200 Weingüter aus dem Liboirnais angeschlossen sind, vergleicht den 2012er mit einer Mischung aus 2000 und 2009 !!!

Na dann wieder mal Prost! Ich bin in diesem Herbst noch drei Mal in Bortdeaux und werde an dieser Stelle Informationen aus erster Hand nachliefern. 

**********************************************************

ZWETSCHGENSAISON

Als ich noch ein Kind war, konnte ich es jeweils kaum erwarten bis unsere Zwetschgen reif waren...


Wir probierten die noch nicht ganz blauen Dinger längst vorher und irgendwie schmeckten mir auch die noch nicht ganz reifen Früchte - obwohl leicht sauer.
Das hatte wohl mit meiner amurösen Affinität zu den Stachelbeeren zu tun. Wir hatten da einen Strauch hinter dem Haus. Auch hier liebte ich die masochistische Fruchtsäure. Genau so, wie ich jeweils auf der Wiese ein paar Sauerampfern pflückte und genüsslich, sehr lange im Mund zerkaute.

Als Koch lernte ich dann die feinen Unterschiede zwischen den Büeler-, Fellenberger- und Hauszwetschgen kennen.

Später erinnerte ich mich gerne an diese Aromen, denn nicht selten findet man im Extrakt, eines Weines bei nicht ganz ausgereiften Trauben einen gewissen Zwetschgen- oder gar Zwetschgenschalengeschmack. Ist das Ding dann etwas reifer, dann verliert es das zwetschgige und wird pflaumiger. Besonders die spät wachsende Hauszwetschge hat schon relativ viel Pflaumenaroma in sich.  

Momentan ist grad Zwetschgensaison! Die blauen Früchte prangern an den Bäumen und die Bauern bieten mit Plakaten und Tafeln an der Strasse herrliche, frisch gepflückte Zwetschgen zum Direkteinkauf an. Zum so Essen, als Kompott, als Konfitüre oder für backige Früchtekuchen. 

Und was macht der Grossanbieter MIGROS in derselben Zeit? Nicht ganz dem Slogen getreu: «Aus der Region - für die Region», bietet er genau in der Hochsaison der helvetischen Zwetschgen folgende Früchte-Alternativen an: Klick!

Das hat wohl irgendwie solidarisch etwas mit dem Euro-Hilfspaket zu tun...

**********************************************************


Tolle Stimmung tolle Winzer!

Jean-Guillaume Prâts, Leonardo Raspini, Markus Molitor...

DREI GROSSARTIGE WINZER AN DER WW-JUBILÄUMSFEIER

Warum ein Mosel-Rieslingwinzer sich in den Pinot Noir vernarrt hat…

Warum der Château Cos d’Estournel 1995 sein eigenes Holz ass…
Warum Leonadro Raspini den Ornellaia 2004 ganz alleine machen musste… 

Bevor wir im Saal vom Hotel Crowne Plaza in Zürich zur Jubiläumsfeier Platz nehmen, drehen wir das Rad um 20 Jahre zurück. An vielen Karfreitagen ist eine Truppe von Weinfreunden jeweils bei Weinfreund Hannes Scherrer (Die 200 besten Bordeaux) in seinem Haus am oberen Zürichsee eingeladen. Es wird viel über Wein gesprochen und irgendwann auch über Publikationen. Es sei einfach für den angefressenen Weinfreund wenig Literatur auf dem Markt. Und das Vinum bringe eh nur jene Weine, welche irgendwie auch mit einem Insertionsauftrag zusammenhängen. Parker ist – im Jahr 1992 – erstmals in aller vinösen Leute Munde. Aber für Weinfreaks welche grosse Weine in Deutsch lesen möchten, gäbe es einfach nichts. Besonders nicht für jene, welche mit den neuen üppigen Hammer-Bolidenweinen nicht so viel am Hut hätten…    

Am Tisch sitzt auch Wolfram Meister, ein absoluter Journalistenprofi. Ja – wenn er genügend Material bekäme, dann wäre er sofort dabei und würde mit uns so ein Blatt machen. Ich war zu dieser Zeit Kolumnist im damals noch viel beachteten Heft Salz&Pfeffer. Der Titel meiner kleinen Geschichten hiess: Der WeinWisser. Das vierblättrige Kleeblatt Meister, Scherrer, Gerstl und Gabriel beschliesst mit einem neuerlichen Glas Rotwein das Herausgeberabenteuer. 

Am 19. Oktober 1992 erscheint in einer Grossauflage der allererste WeinWisser. «Statt einer Flasche Mouton-Rothschild», steht die Erklärung des Preises in kursiver Form auf der ersten Seite. Ein Leser soll also für die 11-Ausgaben eines Jahresabonnements gleich viel Geld, wie für eine Flasche Premier-Grand-Cru investieren. Unsere Überlegung damals: Wer diese Informationen nicht bereit ist, so viel wie einer Flasche Mouton Rothschild auszugeben, der trinkt auch keine schöne Weine. Heute ist das Verhältnis freilich ein Anderes. Ein Jahresabonnement vom WeinWisser kostet nur noch etwa einen Sechstel der neuen «Mouton-Editionen». 

Bereits nach eine Jahr schieden Max Gerstl und Hannes Scherrer aus zeitaufwändigen Gründen aus dem Projekt aus. Meister und Gabriel zogen den Karren dann alleine. Ziemlich erfolgreich. Nach fast 200 Ausgaben hatte Gabriel genug vom Lieferdruck und die beiden bisherigen Herausgeber verkauften den Titel vor vier Jahren (Sommer 2008) an die Konradin Gruppe nach Deutschland. Christoph Schmidt agiert seit diesem Zeitpunkt als Geschäftsführer. Gabriel bleibt als spontaner Zulieferer dem WeinWisser treu und ist, in erster Linie, für das Thema Bordeaux zuständig.

Und jetzt konnte der WeinWisser bereits das 20jährige Jubiläum feiern. Es sollten Winzer aus verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen Rebsorten das Fest begleiten. Ein Abend mit sehr guter Stimmung, mässigem Essen und dafür genialen Weinen. Das war schliesslich die Hauptsache!

Alle Weine von diesem Event und der Rest: www.bxtotal.com und im Weinwisser

**********************************************************

TESSINER ROTWEINE VOM JAHRGANG 2010

Es ist der erste Montag im Monat September. Wie immer präsentieren fast alle wichtigen Tessiner-Winzer den aktuellen Jahrgang im Palazzo dei Congressi in Lugano. Der Andrang war in anderen Jahren auch schon grösser. So gesehen ist der Menschenandrang auch ein gewisser Barometer für die Konjunktur oder die Qualität des Gebotenen. Und heuer ist von einem Zwischenjahr zu berichten. Ein Weinjahr, dessen generellen Qualitäten unter dem genialen Vorjahrgang 2009 und dem folgenden, vielversprechenden 2011er etwas leidet. Doch wer den 2010er ignoriert und sich nicht die Mühe nimmt, den einen oder anderen zu Degustieren, der verpasst Rotweine, welche schon früh viel gastronomischen Spass bereiten werden.
 

Die Basisweine sind korrekt und gut. Ich stufe diese leicht höher als beim Jahrgang 2008 ein, welcher sich, aufgrund der generellen Unterreife und der angestammten Säure momentan nur zögerlich entwickelt. Die Summe der hervorragenden Weine ist zwar nicht gerade berauschend, aber es gibt doch recht viele positive Überraschungen beim 2010er. Die wenigen Spitzenweine zeigen an, dass es ein Jahrgang der Selektionen und der Deklassierungen war. Die Mengen der besten Weine sind mindestens einen Drittel geringer als beim 2009er. Will man ihn generell mit einem früheren «annata» vergleichen, so kommt mir spontan eine Variante vom 2002er-Plus in den Sinn. 

An diesem ersten Septemberwochenende habe ich am Sonntagabend mit Feliciano Gialdi und Guido Brivo in Mendrisio die Platinum-Geschichte etwas genauer unter die Lupe genommen. Dann am Montagmorgen die rund 130 Weine im Palazzo dei Congressi in Lugano verkostet. Weil der Sassi Grossi der absolut beste Wein im Saal war, fuhr ich am Montagnachmittag noch schnell zu dessen Macher Fredy de Martin – wieder nach Mendrisio – um mit ihm ein Interview zu machen. Am späteren Nachmittag verkosteten wir in Ligornetto die gesamte Zanini-Palette. Am Abend war unsere Truppe zu einem Diner auf Castello Luigi eingeladen. Auf dem Heimweg, zurück in die Innerschweiz, klopften wir noch bei Werner Stucky in Rivera an die Türe und beendeten somit die umfassenden Verkostungen rund um den Tessiner Jahrgang 2010.

Meine Punkte-Ernte: Ein Wein erreicht 19/20, nur ganz wenige 18/20 und recht viele 17/20. Die Berichte, Analysen, Interviews, Vertikalen sind auf www.bxtotal.com 

**********************************************************

BAD-LABEL-PARTY: AUSSEN NIX – INNEN FIX? 

Sie wissen was ein Numismatiker ist? Oder was man unter einen Philatelist versteht? Beim ersten Sammler geht es um Münzen. Beim zweiten Sammler um einen Briefmarkenheini. Und was haben jetzt Münzen und Briefmarken mit Wein zu tun? Wenig und viel zugleich. 

Der Reihe nach: Die genau gleiche, alte Münze kann günstig und teuer sein. Es kommt auf den Zustand an. Je nach Zirkulation ist diese stark abgebraucht (wenig wertvoll) oder – als höchste Qualität und Wert; die polierte Platte. Das ist eine qualitativ hochwertige Sammleranfertigung mit speziell bearbeiteten Stempeln und poliertem Schrötling, welcher in Einzelprägung hergestellt wurde.

Bei einer alten Briefmarke ist es genau so. Im Allgemeinen spricht man in gewissen Kreisen der Philatelie bei der Klassifizierung von Briefmarken von «Luxus» als höchste Qualität, dann abwärts gehend von «Kabinett» über «Pracht» zu «Fein»

Beim Wein ist es dann wesentlich komplexer. Auch hier schwankt der Wert je nach Zustand. Der qualitative Genusswert müsste man eher über den Inhalt definieren, respektive über den Füllzustand. Während Flaschen mit «into Neck», «Top-Shoulder» und «high Shoulder», praktisch noch eine fraglose Genussgarantie versprechen, wird das Entkorken bei tieferen Füllständen schon zur zittrigen Risiko-Partie.

Und nun kommen wir zum eigentlichen Kernthema des nun folgenden Events. Baschi Schwander lud nämlich ins luzernische Restaurant Sempacherhof zur «Bad-Label-Party».

Grosse Weine mit schlechten Etiketten würde das Ding auf Deutsch übersetzt heissen! 

Kenner der Auktionsszene wissen es längst: Nicht nur der Füllstand einer Flasche bestimmt den Wert, sondern auch das Aussehen. Ist ein Etikett einmal «unschön», dann lassen Sammler und Händler schnell mal die Finger davon. Und das ist dann auch gleich die grosse Chance für einen echten Weinfreund, welcher  als Endverbraucher fungiert, grosse Weine wesentlich günstiger als zum normalen Marktpreis erwerben zu können.

Die Feinde der schönen Etikette sind schnell gefunden: Leimstreifen, Feuchtigkeit, Wasserschäden, unsachgemässes Manipulieren. Letzteres ergibt Risse in den Etiketten. In gewissen Fällen waren es früher oft auch gefräsige Mäuse, welche sich über das offensichtlich schmackhafte Papier hermachten. Dies betrifft logischerweise besonders ältere Flaschen. 
 
Die heutigen Etiketten sind mörderisch selbstklebend und das behandelte Papier hält wesentlich mehr aus als früher. Nicht auch Dank anderer, moderneren Drucktechniken. Zudem hat man seinen Keller in der Regel heute besser im Griff. Wenn man schöne, teure Weine lagert, dann will man ja dabei nicht an Wert einbüssen, sondern eher gewinnen...

Die Verkostungsnotizen und Bewertungen sind wie immer auf: www.bxtotal.com

**********************************************************

AMARONE ZUM SENSATIONSPREIS! ZUGREIFEN?

Nein – im Supermarkt kaufe ich keinen Wein. Ausser jeweils in Teneriffa, wenn wir mit weissem Riscal und ein paar Reserve-Riojas den Kühlschrank im gemieteten Studio füllen. Ich wunderte mich schon immer, als ich noch Chefeinkäufer bei Mövenpick war, wie günstig Grossverteiler manchmal gleichnamige Konkurrenzprodukte anbieten können. Während es bei einem Château Lynch-Bages klar ist, dass das immer genau der berühmte Pauillac ist, so muss man bei nicht genau definierten Weintypen schon etwas genauer hinsehen… 

Jetzt las ich ein unglaubliches Angebot: Amarone zu CHF 13.79 pro Flasche! Macht umgerechnet 11.50 Euro. Schnell ging ich ins Internet und schaute mir an, wer sonst noch von den wichtigsten Anbietern diesen beliebten Rotwein aus dem Soavegebiet anbietet. Natürlich führte jeder Weinhändler gleich mehrere Amarone’s im Sortiment. Jeder war aber mindestens doppelt so teuer. Und es gab sogar welche die noch viel teurer waren als alle anderen. An der Spitze die Leader von Giuseppe Quintarelli und Romano Dal Forno. Das sprechen wir sogar von ein paar hundert Franken/Euro.

Weil für mich der abgedroschene Begriff «Preis-Leistungs-Verhältnis» immer noch spannend klingt, fuhr ich zum besagten Supermarkt. Und ich hatte Glück, ein paar 6er-Kartons waren noch da auf der gut positionierten Aktions-Plattform. Doch ich wollte ja nur eine Flasche. Wer kauft den schon eine Rotweinkatze im Sack? Ich frage notlügend nach, ob es denn möglich sei eine Flasche zum Probieren zu kaufen, denn ich hätte im Sinn dann noch sehr viele davon zu kaufen. Nachdem die ganze Angestelltenhierarchiekette durchgefragt wurde, bewilligte der Filialleiter höchst persönlich gütigerweise mein Anliegen. Ich hoffte insgeheim, dass er mich nicht erkannt hatte! Zu Hause angekommen, öffnete ich fast fiebrig die sensationell günstige Tophäe… 

2009 Amarone della Valpolicella Classico: abgefüllt von VR 1246 (der Produzent wollte wohl unerkannt bleiben). Mittleres Weinrot, stark aufhellend. Irgendwie riecht’s im ersten Nasenansatz nach verbranntem Gummi, etwas rotes Kompott, das Ganze ist ziemlich alkoholisch, die Süsse wirkt banal und man sucht vergebens nach einer möglichen Typizität in der Nase. Im Gaumen mit kerniger, pfeffrige, ja schon fast aggressiver Säure welche sich mit dem mehlig-aufrauenden Extrakt vermischt, die Frucht zeigt sich dabei irgendwie säuerlich unreif und es kommen einem rote Johannisbeeren in den Sinn, trotz den 15.5 Umdrehungen (Volumenprozenten) ist der Wein flach und er endet ebenso ambitionslos wie er sich bereits in der Nase mitteilte. Fazit: Viel Alkohol, wenig Typizität. Immerhin – der Preis ist sensationell. Die Wertung in Worten: «ungenügend». Das liegt zwischen befriedigend und schlecht, also bei 13 von 20 Punkten. Die Punktezahl war noch relativ einfach zu berechnen. Aber wie sollte man die Genussreife definieren, wenn das Produkt gar keinen Genuss vermittelt?

Billigster Wein; das ist so wie andere billigste Sachen auf der Welt. Und dazu gibt es ein längst niedergeschriebenes Wirtschaftsgesetz, welches der englische Wirtschaftsreformer John Ruskin schon vor 150 Jahren definierte: «Es gibt kaum etwas auf der Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen kann und etwas billiger verkaufen könnte. Und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.
Es ist unklug zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.
Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko, das Sie eingehen, etwas Geld zurück legen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.»

Geiz ist nicht geil! Schon gar nicht, wenn man solchen Wein kauft. Und solche Weine können in der Folge zur Vereinsamung führen. Besonders, wenn man diesen Amarone seinen Gästen auftischt. Es spielt auch keine Rolle, wo ich diesen überbilligen Amarone kaufte, aber ich kann Ihnen ein Lidl davon singen…

**********************************************************

GANZ GROSSER CHASSAGNE-MONTRÂCHET!

Auf dem Weg zu einem alpigen Weinabend ins Appenzell fuhren wir durch Wattwil. Weil noch etwas Zeit übrig war, entschied ich mich spontan an die Ringstrasse 8 zu fahren. Zur Weinhandlung Müller. Rosmarie war aber nicht da, dafür Robert. Macht nichts, beginnt ja beides mit R – dachte ich. Und Robert lud uns gleich in die gute Stube und entkorkte einen Weisswein. Logischerweise einen weissen Burgunder, denn diese kleine feine Weinhandlung ist ja auf Burgunder spezialisiert. Draussen regnete es stark – doch im Weinglas schien sogleich die Sonne.

2008 Chassagne-Montrâchet Morgeot 1er Cru, Daniel le Moine: Hell, brillant leuchtend. Die Nase beginnt mit einer umwerfenden, dominanten Mineralik. Normalerweise sind diese gesuchten Aromen bei den meisten Weissweinen im Hintergrund. Hier waren diese als richtiges Schulbeispiel einfach da, in verschwenderischem Masse. Dann folgte Magnesium, weisser, kalter Rauch, helle Mandeln, weisser Pfeffer, frisches Paniermehl, und in der Frische fast zitronig. Im Gaumen prägnant, charaktervoll, die Säure verbindet sich mit der Adstringenz. Ja – auch Weissweine haben Tannine und können somit adstringieren, das Extrakt ist satt und sehr kompakt. Ein fast rustikaler Chassagne mit viel Charakter. Noch zu jung und somit mit versprechendem Potential. Wir waren zwar eingeladen, aber ich fragte trotzdem nach dem Preis. 90 Franken ist – im Prinzip – ein stolzer Preis für einen Chassagne-Montrâchet. Aber es ist preiswert, wenn man ihn als ganz grossen, weissen Burgunder wahrnimmt. Und da gehört er auch hin. 19/20 2013 – 2025

Anmerkung 1: Wenige werden wohl wissen, wie frisches Paniermehl schmeckt. Es geht nicht darum, dass Sie sogleich an der Paniermehlpackung schmecken, wenn Sie den Beutel aufreissen. In meiner Lehre als Koch auf dem Château Gütsch in Luzern (damals hatte ich mich schon mit einem Château beschäftigt..) machten wir das Paniermehl selbst. Alte Semmeln wurden getrocknet und dann mit der Reibscheibe zu Bröseln verarbeitet. Ich stand da oft selbst an der grossen Lipsmaschine und so blieb mir dieser brotige Duft in liebevoller Erinnerung.

Anmerkung 2: info@mueller-weine.ch Mit Gruss von René Gabriel

**********************************************************

Wer kann mir
da helfen?

Das erste Mal in meinem Weinleben bin ich total überfordert...
Habe diesen Wein geschenkt bekommen und stelle mir dabei folgende Fragen...

1. Kann man diesen Wein bereits trinken oder soll man ihn noch lagern?

2. Was ist die ideale Temperatur für den Ausschank?

3. Soll ich ihn zuvor dekantieren?

4. Wenn ja, wie lange?

5. Ist das ein besonders rarer, teurer Wein?

6. Wenn ja - soll ich ihn deshalb nicht gescheiter auf eine Auktion einliefern um mit dem Cash dann in die Ferien gehen?

Gerne erwarte ich in diesem heiklen Fall Ihre Mithilfe... 

***********************************************************



Mit dem Töff durch die französischen Weinberge.

Tagsüber seriös, am Abend generös....

MIT DEM MOTORRAD AUF WEINTOUR: LUXEMBURG, CHAMPAGNE, BURGUND

Wenn ein Weinfreund eine Reise macht, dann kann er etwas trinken. Aber nur, wenn das Motorrad abgestellt ist und das Taxi zum Restaurant fährt...

Jeden Herbst machen wir jeweils eine einwöchige Tour. Tagsüber fahren wir über möglichst viele Landstrassen und abends besuchen wir Freunde oder dinieren in anständigen, aber nicht überteuerten Lokalen.

In Luxemburg erwarteten uns zwei Events. Ein wenig berauschender Montag und ein ein schon fast ausufernder Dienstagabend. Weinfreund Jean-Claude Bicheler feierte mit uns und seinen Freunden seinen 60igsten Geburtstag. Jean François Coche-Dury, Armand Rousseau, Jean Louis Chave waren zwar nicht persönlich dabei, aber deren Produkte. Und viele schöne 98er Bordeaux vom rechten Ufer und zum Finale noch der 1997er d'Yquem. Kostet weniger als 300 Franken im Markt - bei 20/20 Punkten. Also; kaufen!

Am Mittwoch weilten wir in der Champagne und assen in einem Bistro. Die Gläser mässig - der Food aber gut. Und dann entdeckten wir die Sensation auf der Weinkarte: 1999 Chambertin von Rousseau. Nicht zum Marktpreis von ca. 1000 Franken, sondern zu einem Viertel davon. Wir tranken die beiden letzten Flaschen und ich hatte am Schluss gar einen kleinen Chambertin-Schwips...

Am Donnerstag logierten wir in einem veritablen Château. Es war ein Diner vorbestellt und so blieb uns nichts anderes übrig also gleich dort zu essen. Das Menu schmeckte vorzüglich, bestand aber nur aus Meeresfrüchtegängen. Trotzdem genossen wir die von uns mitgebrachten Weine, weil die Weinkarte des Hauses nichts hergab. 2006 Tignanello, 1983 Mission, 1998 Yquem. Getrunken aus Cognac-Schwenkern, weil das Hausglas wiederum klitzeklein war. 

Am Freitag logierten wir - über das Burgund anreisend - bei unserem gewichtigen Freund Marino in der Bresse. Er hat da im seinem Sapin bleu viel schöne Zimmer und Stella kocht ganz toll, wenn man bei ihr vorher reserviert. Wir waren 6 Personen am Abendtisch. Als wir eintrafen, hatte Marino schon 9 Rotweine zur Blindprobe geöffnet und verpackt. Zuerst tranken wir aber noch drei Weissweine. Wir schliefen alle wunderbar...

Die Eindrücke der legendären Bicheler-Probe sind auf www.bxtotal.com    

***********************************************************



Was trinken Sie im Sommer?



Aufgrund meiner angestammten Roséphobie habe ich da erhebliche Probleme bei heissen Temperaturen...

ANOTHER GLASS OF SUMMERWINE

Nancy Sinatra und Lee Hazelwood haben den Summerwine auf einer Vynil-Single besungen. Auch Natalia Avelon und Ville Valo trällerten diesen Song auf dem Album Kuschelrock. Alleine singend lobten Bono von The Corrs den Sommerwein und auch Tony Christie stimmte das Loblied auf «another glass of Summerwine» an.

Wein scheint also in jeder Jahreszeit Hochsaison zu haben. Im Herbst zu Wild. Im Winter besonders zum Festtagsbraten, im Frühling zu Spargeln. Und natürlich zum Rest aller möglichen Tagen und Speisen oder auch zwischendurch ohne die Rolle des Foodbegleiters spielen zu müssen.

Und was wäre der ideale Sommerwein? Egal was, fragen Sie da nur nicht mich. Ich verhalte mich da völlig atypisch. Ganz sicher ist mein Sommer gänzlich roséfrei! Als mich einmal ein Journalist fragte, was ich so bei sommerlichen Temperaturen trinke, antwortete ich ihm spontan: «Das Gleiche wie sonst, nur etwas kühler!»

Irgendwie scheinen unsere Freunde Franziska und Urs Ratschiller aus Sugiez nach dem gleichen Motto den Juli und den August zu überstehen. Zur gelben Gazpacho stand eine Magnum 1998 Grüner Veltliner Loibenberg vom Knoll auf dem Tisch. Zum marinierten Lachs welcher mit einem wohlwollenden Häufchen Beluga drapiert war, entkorkte der Gastgeber eine Magnum 2009 Chassagne-Montrâchet La Romanée von Paul Pillot. Kurz vor dem Hauptgang standen zwei Karaffen mit einem erstaunlich dunkelfarbigen, kompottig süssen, aber auch würzigen 2003er Corton Clos du Roi von der Domaine de la Vougeraie auf dem Tisch. Im Nachklang hatte dieser Côte-de-Beaune-Grand-Cru ein Dauer-Abonnement von Waldbeeren gebucht. Dazu schmeckte das Côte de Veau hervorragend.

Und abermals stieg Urs in seinen tiefen, prallgefüllten Keller und holte zwei Bordeaux nach oben. Den Ersten zum Käse (die ausufernde Käsplatte hatte einen Durchmesser von fast einem Meter) und den Zweiten zu den herrlichen, frischen Beeren, welche eigentlich ein leichtes Finale bedeutet hätten, wäre da nicht noch eine holzige Schüssel von fett-konsistenter Crème Gruyère daneben gestanden.

2003 CHÂTEAU LATOUR, PAUILLAC 

Zuerst ein just dekantierter 2003 Latour! Normalerweise sind diese Latour’s ja in der Jugend ziemlich barock und unzugänglich, weil komplett verschlossen. Dieser war genau das Gegenteil dieser These. Von fast schwarzer Farbe, welche bereits dem Auge Respekt verschaffte. Das Nasenbild legte gleich los. Viel schwarze Pflaumen, etwas Teer (wie bei einem grossen Hermitage), Rauch und Korinthen. Und viel Trüffel. Sommertrüffel. Diese Behauptung war leicht nachzuprüfen, denn in einem weissen Jutesack waren permanent mehrere grosse Bollen auf dem Tisch für die Gäste «à discretion» verfügbar. Ich nahm bei dieser Gelegenheit abermals einen solchen Knollen und schabte feine Lamellen über die weichen, zerfliessenden Käse auf meinem Teller. Der ätherische Duft brachte mich wieder zurück zum gut gefüllten Gabriel-Glas mit dem überragenden Latour. Er sprengte fast den Gaumen mit seiner enormen Fülle. So dick hatte ich diesen Pauillac-Tenor noch nie erlebt. Das Finale war dann entsprechend gebündelt und hätte jedes, noch so gefrorenen Herz im Winter erwärmt. Mich brachte er deshalb fast ins Schwitzen. Glücklicherweise hatte ich mich am Morgen mit Franziska Ratschiller in der ziemlich reissigen Aare bei einem Schwumm bei 18.7 Grad abkühlend auf diese besondere Art von Sommerwein vorbereitet. Dieser Latour ist ein atypischer Latour. Er ist laut und dominant, ja fast schon arrogant mit seinem Gehabe. Er ist so extrovertiert, dass auch ein abgestumpfter Bordeauxfan merken würde, dass sich hier fraglose 20-Punkte im Glas befinden. 

 
2003 CHÂTEAU D'YQUEM, SAUTERNES

Und zu süsser Letzt entkorkte Urs dann noch einen Yquem aus demselben, heissen Jahrgang....

Ich erinnerte mich noch, als ich ein Interview mit dem Direktor Pierre Lurton machte. Er erzählte mir damals, dass das «alte Team», kurz vor dem Aufkauf der Weingutes durch Bernard Arnault die Assemblage bereits gemacht hatte. Auf Lurtons Frage, was sie da selektioniert hätten, meinte der Kellermeister: «nur das Beste!». Pierre Lurton degustierte den dunkelgoldenen Prestige-Sauternes. Er war schwer, dick und übersüss wie ein melanchonisch-buttoniger Tokajer. Dann verkostete Pierre die einzelnen Chargen von den deklassierten Lots. Diese waren etwas säuerlicher, fruchtiger und meist auch leichter – alle heller. Er war hin und hergerissen! Sollte er es bei der konzentriert-likörigen Variante belassen und eine Legende für Überüberübermorgen auf den Markt bringen? Oder wäre es nicht besser, dem schwerfälligen Yquem 2003 etwas mehr so genannt «redbullige Flügel» zu verleihen, indem mehr Säure und Frische für mehr Balance sorgen könnte und die Genussreife etwas nach vorne geschoben würde? Den Lesern sei’s gesagt – er entschied sich für die zweite Variante und pröbelte mit dem just eingesetzten Önologen Denis Dubourdieu herum, bis das Ding so schwebte wie eine Mischung aus einer Ballerina und einem Sumo-Ringer. 
Jetzt, fast 10 Jahre später, funkelte der 2003 d’Yquem in meinem Glas. Noch selten erlebte ich eine derartig nasale Schizophrenie. Die ganz zarten Nuancen von Grapefruit und Mandarinenöl hatten zwar nur wenig Chancen sich durch das honigliche Dickicht zu kämpfen, aber sie waren immerhin da, nur ganz fein, aber doch irgendwie erfrischend. Im Gaumen versuchte sich die Säure mit dem fast öligen Körper zu balancieren. Auch das gelang fast. Viel Vanillin, gelbe Früchte (ich hatte grad vor ein paar Tagen eine vollreife Mirabelle von einem fremden Baum gegessen und die Erinnerungen daran, liessen diese Parallelen zu), ein Hauch Quitte, Nektarinen und wieder zarte Vanillespuren, wobei ich diese eher mit dem Duft von Vanillepulver zum Kochen einer Crème taxierte. Die Dicke wird sich noch etwas Verschlanken im Alter, aber trotz der Lurtonschen-Manipulation wird es ein Sauternes bleiben, der sich tendenziell auch für die Likörflasche eignen würde. Dafür reicht dann auch ein kleiner Tropfen um den Geschmack minutenlang zu Memorisieren. Ob er gar noch einen Punkt zulegt in 20 Jahren und dann bei 20/20 landet? Die volle Reife sehe ich dann eher noch später. Aber dafür müsste man viele Yquem’s degustiert und getrunken haben, um dies behaupten zu dürfen. Ein Blick auf meine Access-Datei zeigt mir, dass ich bisher bei 144 Jahrgängen von diesem Sauternes-Primus-Inter-Pares dabei war. Also wage ich diese These aufrecht zu halten.

So macht der Sommer Spass! Besonders, wenn genügend Karaffen und gut gefüllte Flaschen auf dem Tisch stehen und man sich «another glass of summer wine» gönnen darf. Ich wäre fast vollkommen unbeschwert gewesen, wenn ich mich nicht schon sorghaft gefragt hätte, was ich dann wohl im Winter trinken soll…    

***********************************************************

WAS PASSIERT, WENN 12 WEISSE BURGUNDER AUF 12 WEISSWEINE AUS ÖSTERREICH TREFFEN?

24 neutrale Karaffen, von 1 bis 24 nummeriert, standen in perfekter Temperatur bereit, als wir in den tiefen Keller vom Caveau in Guevaux (am Murtensee) an diesem Donnerstag hinunter stiegen. Dort wo sonst jeweils jeden Freitagabend die besten regionalen Vully-Weine in gemütlicher Atmosphäre degustiert und genossen werden können, war ein Aufeinandertreffen von zwei komplett verschiedenen Weinregionen mit völlig unterschiedlichen Rebsorten angesagt: Französischer Chardonnay gegen Österreichischen Grünen Veltliner!

Der jetzige Anlass im Caveau in Guevaux war die zweite Auflage. Bereits vor vier Jahren organisierten wir einen ähnlichen Event. Einen Bericht darüber gibt es nicht, weil die ganze Story einem Gabriel’schen-Computer-Crash zum Opfer fiel. Also Grund genug, diesen sportlichen Weintest zu wiederholen. Mit einem neuen Laptop…

Ich stellte die weissen Österreicher zusammen. 11 Grüne Veltliner und einen Chardonnay (Darscho von Velich) sollten es sein. Ich achtete darauf, dass die ganze Preisbandbreite berücksichtig wurde und fügte auch eher preiswerte Weine in die Serien ein. Die Bandbreite lag zwischen 22 bis 70 Franken pro Flasche. Beim Knoll sah ich beim Zusammenstellen nur das Silberband mit dem Aufdruck «Vinothekenfüllung». Das ist in der Regel ein Grüner Veltliner, doch diesmal war es ein Riesling. Somit hatten wir in den 24 Weinen einen veritablen Piraten drin. Fehlender Lesebrille sei Dank!

Weinfreund Urs Ratschiller war für die weissen Burgunder verantwortlich und schleppte alles an, was Rang und Namen hatte; Meursault, Corton-Charlemagne, Chevalier-Môntrachet und auch den «Montrâchet tout court». Diese hielten sich erwartungsgemäss auf hohen Niveau. Die eigentlichen Überraschungen kamen aber aus Chassagne-Montrâchet. Auch ein weisser Clos Vougeot von La Vougeraie war eine mittleres Sensation. Die Preise; zwischen 50 Franken (diverse Chassagne’s) bis 420 Franken (Montrâchet, Sauzet).

Was ist besser, weisse Burgunder oder Grüner Veltliner?

Das ist eine ziemliche, an diesem Tasting unbeantwortete Gretchenfrage. 2009 war in beiden Ländern ein warmer und relativ säurearmer Jahrgang. Die Weine präsentierten sich eher üppig und weich. Viele davon in der ersten oder gar schon vollen Genussreife. Am grossen Degustationstisch befanden sich oben Burgunderfans und unten Ambassadoren von Grüner Veltlinern. Die Weine waren grundsätzlich sehr leicht voneinander zu unterscheiden. Und es war bei dieser Blinddegustation immer schnell klar, in welchem Glas sich ein Franzose oder Österreicher befand. Im Gegensatz zur eingangs erwähnten Probe im Korso in Wien mit reifen Weinen, bei welcher sich die Kontrahenten so sehr annährten, dass Verwechslungen unter Profi-Degustatoren an der Tagesordnung waren.

Somit bleibt die Bevorzugung von einem Hochrain’s gegenüber einem Chassagne-Montrâchet lediglich eine Geschmacks- und keine Punktefrage. Insbesondere wenn man vielleicht eher laktische Töne mag, wird man im Keller eher weisse Burgunder einbunkern. Nicht dass man das Gefühl hatte, die österreichischen Weine hätten mehr Säure gehabt. Aber halt eine andere, weil diese in der Regel ohne biologischen Säureabbau vinifiziert sind.

Und bei den besten Weinen des Tages, beispielsweise einem Vergleich zwischen einem Kellerberg und einem Montrâchet bleibt es lediglich eine Budgetfrage!     

Glänzten die Burgunder mit wesentlich mehr Mineralik so machten die Grünen Veltliner dies mit Würze wieder wett. Das Potential würde ich bei beiden Sparring-Partner etwa gleich einschätzen. Egal wie man es vergleicht, jede Traubensorte hat gewisse Vorteile und ist in der individuellen Betrachtung in den Sparten teilweise überlegen. Einzig beim Preis trennt sich die Spreu vom Weizen. Die ganz grossen, weissen Burgunder werden in der ganzen Welt heftig gefragt. Bei den besten Austria-GrüVe ist das (noch) nicht ganz so.    

Die Bewertungen und Degustationsnotizen, wie immer auf: www.bxtotal.com

***********************************************************



Erfolgreich unterwegs:
Bielerseewinzer Andreas Krebs.


Einen Reise- und Degustationsbericht finden Sie auf bxtotal.com


2010 Pinot Noir Alte Reben, Weingut Krebs, Twann:
Aufhellendes Rubin, feiner Rand aussen. Delikat, süssliches Bouquet, ein Hauch Hagebutten und Grenadine, eine feinwürzige Burgunder-Affinität zeigend.  Samtiger, weicher Gaumen, elegant und balanciert, durch das gebündelte Finish eine gute Länge aufzeigend. Eine wunderschöne Pinot-Delikatesse. Das war der zweite Jahrgang nach dem Erstling 2009. Ein zarter Twanner mit emotionellen Finessen. Bravo! 18/20 trinken – 2017

***********************************************************

HONIVOGL VOM REISEVOGEL

Ich kennen keinen weiteren Menschen in meinem grossen Bekanntenkreis der so oft ein Flugzeug besteigt wie mein Freund Lucien. 

Glücklicherweise gibt es dazwischen dann doch ein paar kurze, fluglose Tage und dann dann haben wir manchmal das Glück mit Kurs auf Nizza ein Wochenende bei ihm und seiner Frau Rita in Ste. Maxime zu verbringen.    

Früher trank er praktisch nur Rotwein. Und diese bilden dann auch das ausufernde Thema während den feinen Essen und den weinigen Abenden. Und auch heuer genossen wir wieder geniale, reife Bordeaux mit Blick aufs Meer und nach St. Tropez.

Als wir eintraffen standen bereits sechs Gabriel-Gold-Gläser bereit und kaum begrüsst, hörten wir schon das mundwässernde Plopp einer Flasche.

Der Wein im Glas, nicht gerade golden aber von einem höchst intensivem, leicht senfigem Gelb. Die Nase mit Mandelöl durchsetzt, etwas Kümmel. ein Hauch Anis, eine Nuance Kurkuma und der Frucht von reifen Mirabellen und einem just aufgeschnittenen, saftigen Golden-Delicious. Im Gaumen erst quirlig frisch, dann irgendwie fett, dann elegant und cremig.

Ein Parameter für diese Rebsorte und eine nicht seltene Meisterleistung dieses erfolgsliefernden Winzers. Als ich den 2007 Grüne Veltliner Honivogel von Franz Hirtzberger als ganz jungen Wein als Fassmuster degustierte war ich mir damals schon sicher, dass hier eine Legende heranwächst. Jetzt würde ich sogar meine Schwiegermutter darauf verwetten, so sicher bin ich mir...   

***********************************************************

FLASCHENPOST NACH TAIN A L’HERMITAGE

Es gibt meines Wissens nur ganz, ganz wenige Weingüter, welche eine über eine eigene Appellation verfügen. Das Château Grillet im nördlichen Rhônetal ist ein solches Weingut. Nur 3.8 Hektar gross und mit ausschliesslich Viognier bestückt, liefern die Trauben den kleinen Gemeinden aus Saint-Michel-sur-Rhône und Vérin einen raren, teuren und eigentlich wenig bekannten Weisswein. Für mich nur selten der beste Viognier. Da gibt es aus der Nachbarschart, also aus dem Condrieu, wesentlich günstigere und oft bessere Alternativen.

Und was hat dieser Weisswein mit dem Château Latour gemeinsam? Der Brückenschlag geht über den Besitzer. Auch dieses Bijou gehört nämlich dem Grossindustriellen François Pinault. Er kaufte diese Domaine im Jahre 2011.

Genau hundert Jahre früher füllte das Weinhandelshaus den 1911 Château Grillet unter eigenem Etikett mit der Information «Succ. R. Delpine & Chapoutier» in die Flasche. Und so eine Bouteille befand sich noch in meinem Keller. 

Als wir jetzt in der Region waren und bei Chapoutier in Tain à L’Hermitage an die Türe klopfen durften, entschloss ich mich diese einzigartige Flasche auf das Weingut als Museumstück zu retournieren. 

Nachdem wir die aktuelle Palette durchkosten durften (2007 Le Pavillon und 2001 Le Méal beide mit 19/20), öffneten wir diesen weissen Méthusalem. Das Bild für die Augen war grün, trüb und mit gewissen Schlieren durchzogen. Es war eine mit ältlichem Blumenwasser durchzogene, pilzige Oxydation die da den Weg zu der Nase suchte, kaltes Green-Curry, Lorbeer, Noilly-Prat und ein paar Feigen lümmelten auch noch rum. Also war es schon fast mutig einen kleinen Schluck zu nehmen. Hier im Gaumen war das Bild dann aber etwas besser, wohl bedingt durch die Todesssüsse des Extraktes, dann wurden die Grundaromen durch von einer kalten Pilzrahmsauce begleitet und etwas später dann helles Malz und Incarom-Kaffeepulver. Die Handicaps kamen wohl gleich von zwei Seiten: Erstens mutet man einem Viognier kein solches Alter zu und die Flasche war nur noch zu zwei Drittel voll.

Trotzdem – die Flaschenpost kam an und wird wohl jetzt irgendwo bei Michel Chapoutier einen Ehrenplatz bekommen.    

 

***********************************************************

WAS KOSTET EIN DREIGÄNGER IN NIDWALEN?

Ich hatte da einen Termin in Stans, wegen einem Weinkeller für die Weinbörse. Da ich zu früh in der Gegend war, entschloss ich mich noch einen Rast in einem Restaurant zu machen um die Tageszeitungen zu lesen. 

Während ich im Blick blätterte, legte der Wirt die Menukarte für den Mittag hin. Erst eine Gemüsesuppe, dann Kalbsschnitzel mit Pommers Frites und Tagesgemüse. Als Dessert lockte ein Schokomousse mit Fruchtspiegel.

Als ich den Preis sah wurde ich stutzig. 15 Franken für den gesamten Dreigänger. 

In den nächsten zwei Stunden trug ich dann aus einem Keller rund 150 Flaschen in meinen Chrylser. Das gab Hunger. Also entschloss ich mich, aus reiner Neugier, dieses nicht geraden heimelige Restaurant aufzusuchen. 

Suppe: Eine Garbure. Man nehme allerlei Gemüse und koche das Ganze auf und püriere das ganze Ding dann mit einem Stabmixer. War geschmacklich aber sehr gut. Dazu wurde absolut frisches, gut gebackenes Brot gereicht.

Hautgang: Vier (!) kleine Kalsbschnitzel mit einem ungefähren Gesicht von gut 170 Gramm. Herrliche, kunsprig gebackene Pommes Frites mit einem Spezialgewürz. Zwei kleine Broccoliröschen und frische, buttrige Karottenstäbchen. 

Aufs Dessert verzichtete ich, um den Wirt nicht noch mehr zu schädigen. Beim Kaffee machte ich eine grobe Kalkulation (inkl. Dessert) und kam auf einen ungefähren Warenaufwand von mindestens 10 Franken, welche dem Verkaufspreis von 15 Franken (inkl. 8 % MWST) gegenüber standen.    

Eigentlich müsste man dieses Restaurant jetzt möglicht vielen Interessenten empfehlen. Aber ich verzichte auf die Bekanntgabe dessen Namens. Sonst ist der Wirt noch früher Pleite!

  

***********************************************************

SAUVIGNON BLANC 2011: SABATHI UNGEFÜLLT

Beim Musizieren gibt es das unplugged. Das ist ohne Verstärker. Die besten Weissweine vom Jahrgang 2011 bei Erwin Sabathi sind noch nicht gefüllt, der Verstärker ist aber da bereits drin…

Steiermark 2011 das wird eine weisse Legende! Da bin ich mir ganz sicher. Bereits im Frühjahr verkostete ich ein paar Fassproben bei diversen Spitzenwinzern. Jetzt ist die Entwicklung der Weine weiter fortgeschritten und es geht definitiv in Richtung Sensation. 

Mein Wiener Weinfreund Walter Bleyer brachte ein paar Fassproben von Erwin Sabathi mit als Degustierapero ins Restaurant Eisvogel. Dieses befindet sich beim Eingang vom Vergnügungspark Prater und ist vor allem für Riesenrad-Ignorierer ein lohnenswertes Gourmet-Ziel. 

Doch jetzt zu unseren Kostproben: Den Reichtum des Jahrgangs merkt man bereits beim just abgefüllten Sauvignon Blanc Klassik. Dieser ist bereits so reich, wie es sonst normale Jahrgänge von Spitzenlagen sind. Und das geht so weiter mit dem noch sehr mineralisch-nervigen Pössnitzberg oder dem etwas weicher anmutenden, mit weissem Pfirsich durchsetzten Poharnig. 

Doch dann kam die absolute Granate…

2011 Sauvignon Blanc Merveilleux, Erwin Sabathi, Steiermark: Fassprobe. Noch milchiges Gelb mit grünlichem Schimmer. Das Nasenbild ist für einen Sauvignon Blanc enorm füllig, fast cremig in seiner Komplexität, viel Stachelbeeren, Sternfrucht, Cassis und dann Kokosmilch und helles Vanillin. Im Gaumen die Fülle pur mit entsprechender, aber ganz feiner Rasse, weil die Säuremoleküle sich wunderschön mit dem Reichtum des Körpers harmonisieren. Zweifellos ganz gross. Es stellt sich vielleicht einem unverderblichen Fan von grossen Weinen aus dieser Region die Frage, wann ein solcher Wein seine Steiermark-Typiziät zugunsten der möglichen Weltklasse eintauscht? Oder wie viel Barrique, respektive Holznuancen ein echter, weisser Steirer braucht? Oder ob ein Sauvignon Blanc von dieser sensationellen Jahrgangs-Ausganglage etwas Holz (Kokos, Vanillin) in seiner primären Zeit mit sich tragen darf? Und wenn dem so ist, ob er sich dann an einen grossen Loire-Wein anlehnen sollte? Oder eher an einen noch teureren weissen Pessac-Léognan aus Bordeaux? Ich weiss bereits jetzt schon, wie der schier unglaubliche Merveilleux 2011er von Erwin Sabathi (erst auf dem Markt ab Mitte 2013) dereinst schmecken wird. Genau so wie ein Cloudy Bay. Aber nicht wie der normale Sauvignon Blanc, sondern die gesuchte Spezialedition Te Koko. Denn auch dieser ist Merveilleux! 19/20 2014 – 2024

***********************************************************

1996 Château Palmer: Ein stummer Fisch
1996 Château Poyferré: Ein bockiger Esel
1996 Château Pape-Clément: Eine sanfte Schmusekatze

Ich hatte meinen guten Tag und fand praktisch alle Weine heraus, welche blind serviert wurden. Die Jahrgangsinformation schwebte schon von Vorgesprächen in der Luft. Aber ich hatte keine Ahnung welche Weine dann letztendlich in den Karaffen serviert wurden.

1996 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien…
Der erste Wein wurde aufgetischt im Restaurant Riu Rau (Javea/Spanien). Dunkel, dicht in der Farbe, mit viel rubinem Rotanteil. Die Nase machte mich zuerst etwas stutzig. Nicht ganz clean, so einen Cabernetböckser von der Reduktion möglicherweise oder einen noch dezenteren Kellerschimmer zeigend, oder halt von beidem ein Bisschen. Ich goss den Wein in Karins Glas und zurück und wiederholte diesen Umschüttvorgang ein paar Mal. Schon besser! Viel besser. Ein trockenes, kompaktes Bouquet mit dunklen Hölzern und schwarzen Beeren. Im Gaumen fest mit einer noch sehr verlangenden Adstringenz. Zusammengefasst; ein bockiger Esel. erl. 18/20 2017 – 2038

1996 Château Palmer, Margaux…
So bockig der Poyfferé war, so viel feiner war dann dieser Nachfolger. Die Farbe sehr satt mit Purpurschimmer und praktisch keinem Reifeschimmer am Rand. Die Nase verhalten, wenig kommunikativ und das blieb auch so nach einer weiteren Viertelstunde. Etwas trockene Beeren, feine Hölzer, heller Tabak, aber eben nur dezent in sich gekehrt. Im Gaumen sehr stoffig, das Extrakt verbindet sich mit der restlichen Adstringenz, eigentlich recht fein, trotz der ausstrahlenden Kraft. Aufgrund seines stummen Verhaltens, empfiehlt es sich hier noch mindestens 5 Jahre zu warten. Derweil kann man halt die Flaschen anschauen wie einen Fisch im Aquarium. Das macht zwar Freude, aber nicht undurstig. 18/20 2018 – 2040

1996 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan…
Deutlich heller als Palmer und Poyferré, so ein mittleres Granat mit ganz feinen, ersten Nuancierungen von Reife. Und genau diese kleine Nuance zeigt in der Farbe schon an, was dann in der Nase passiert. Péssac pur, süss, pflaumig, leicht medizinal, heller Taback, insgesamt mit einem vollen, aber doch delikaten Bouquetdruck. Im Gaumen cremig, feine Tannine, welche schon komplett mit der feinen, lang gezogenen Säure harmonisieren, gebündeltes, langes Rückaroma. Während dem man die ersten beiden Weine fast kauen musste, trank sich dieser herrlich reife Pape schon gast ganz alleine. Kaufen! 19/20 trinken – 2028

***********************************************************

Fans von spanischem Brandy aufgepasst!

Ich liebe diese Branntweine, die - wenn sehr alt - viel besser wie ein ziemlich sauteurer Cognac sein können.  

Heute habe ich einen neuen, sehr alten, sehr grossen entdeckts:
Casajuana!



Suchen - kaufen - geniessen - olé!


***********************************************************

WELTERGEWICHTSKAMPF: 2007 MISSION GEGEN 2007 HAUT-BRION

Ob sie es wollen oder nicht; obwohl die beiden Weine den gleichen Besitzer haben, müssen diese immer und immer wieder gegeneinander antreten. Vielleicht, weil beide fast gleich heissen, vielleicht weil die beiden Crus nur durch eine Strasse getrennt heranwachsen. Vielleicht aber auch, weil manchmal beide – besonders bei den allerjüngsten Jahrgängen – fast gleich teuer sind…   

Das ist beim 2007er zwar nicht der Fall, denn der Mission liegt aktuell bei etwa 230 Franken, während man für einen Haut-Brion etwa 350 Franken bezahlen muss. Das ist im Prinzip viel billiger als andere Jahrgänge im Markt. Die Erklärung liegt im Jahrgang selbst. Es war ein Weltergewichtsjahrgang. Also nicht schlecht – aber sicherlich auch nicht gross. 

Möglicherweise also etwas zum eher jung geniessen. Ja – ist es denn schon so weit mit dem empfohlenen Entkorken? Ja und Nein? Ich habe gerade kürzlich die beiden unfeiwilligen Kontrahenten auf Château la Mission bei einem Besuch mit einer Luzerner Weingruppe verkostet. Hier der aktuelle Zwischenstand des preislich unterschiedlichen – aber qualitativ recht ausgeglichenen Kampfes.

2007 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan: Aufhellendes Granat, mittlere Tiefe. Die Nase beginnt mit einem Napa-Cabernettouch, rote und schwarze Kirschen, feine Schokonoten. Im Gaumen recht saftig elegant mit mittlerem Gerüst, der Körper ist an sich recht angenehm, die Tannine sind aber auf der Zunge noch leicht mehlig, ja sogar fast leicht sandig. Aber das ist bei Mission eine grundsätzliche Charaktersache. Es sind noch gewisse Reserven drin. 17/20 trinken – 2025

2007 Château Haut-Brion, Pessac-Légonan: Mittleres Rubin-Granat, eher wenig Mitte zeigend. Delikates Bouquet, etwas Weihrauch, Lakritze, ein Hauch Cassis, sonst mit eher rotbeerigem Hintergrund. Wirkt im Gaumen etwas schlanker als der Mission bei feinerer Adstringenz, ziemlich seidig im Fluss, einzig die Schwarzschokobitternote in der Mitte des Extraktes sollte sich noch verfeinern, im Finale Assam-Tee. Man kann ihn anfangen zu geniessen, bei leicht grösserem, weiterem Potential als der Mission. 17/20 trinken – 2028

***********************************************************

Von 1971
La Mission bis 1948 Cheval Blanc!

René Schmdlin  auf Castillo Granadella

Exklusiv für Abonnenten 

***********************************************************

GRAND-DÉJEUNER BEI STEPHAN DE NEIPPERG...

Gratis PDF von www.bxtotal.com

***********************************************************

WIRTSCHAFTSKRISE IN SPANIEN

Das Thema ist momentan akut und allseitig bekannt. Spanien befindet sich in einer dramatischen Wirtschaftskrise. Doch wie steht es da mit den Wirtschaften in Spanien – also den Restaurants? Hier eine mögliche Analyse aufgrund einer eigenen Erfahrung…

Das Restaurant kannte ich schon von früher. Bereits vor zwei Jahren waren wir dort und hatten glücklicherweise einen Tisch bestellt, denn das Restaurant war an diesem Freitagabend proppenvoll. 

Und jetzt war wieder Freitag. Wir waren bei einem sehr guten Freund in seinem Castillo in Javea zu Gast und standen im gut bestückten Keller um ein paar Flaschen für das Nachtessen im besagten, aber nicht genannten Restaurant einzupacken. 

Gastgeber René entschied sich für den Château Léoville-Barton 1996 und packte total 6 Flaschen von diesem herrlichen Saint Julien ein. Mein Freund Markus entdeckte noch einen unbekannten aber preislich honorigen Spanier vom Jahrgang 2005 und so wanderte auch davon eine Flasche davon in die Transporttüte. Macht also – wer bis jetzt aufmerksam las und mitrechnete – total 7 Flaschen. Man merke sich die Totalmenge…

Nach kurzer Fahrt waren wir im Restaurant uns setzten uns sogleich an den Tisch welcher mit Gabriel-Gläsern (!) eingedeckt war. Der Kellner hatte viel Zeit sich um uns zu kümmern, denn wir waren (am Freitagabend!) die einzigen Gäste. Später kamen dann noch zwei weitere Gäste dazu, welche sich weit entfernt von uns setzten. Der Chef persönlich empfahl ein paar Gerichte und dann assen wir sehr gut und tranken noch besser. Bis auf eine Flasche, welche fürchterlich korkte.  

Markus und ich zahlten dann die vernünftige Zeche für den gesamten Achtertisch an der Bar. Jeder die Hälfte. Ich hatte meine Lesebrille nicht dabei, aber irgendwie konnte ich das Wort «Vinos» und die Zahl 8 auf einer Linie entziffern. Da wir sonst keinen Wein im Restaurant bestellten, nahm ich an, dass es sich dabei um das Korkengeld handeln musste.    

Ich fing an zu rechnen: Man nehme die 7 mitgebrachten Flaschen und subtrahiere eine korkige Bouteille. Macht total? Ja richtig – 6 «Vinos»!

Zurück am Tisch konnte ich es nicht verklemmen diese leichte Zahlendifferenz kund zu tun. Mein Freund René nahm den Zettel und sagte dann: «Eigentlich zahle ich hier immer genau 15 Euro Zapfengeld pro Flasche. Das habe ich mal mit dem Chef ausgehandelt. Jetzt hat er aber statt 15 Euro 19 Euro verrechnet!» Und ich addierte noch in meinem Kopf den Umstand dazu, dass der Wirt statt der 6 effektiv getrunkenen Flaschen, fiktive 8 Hülsen auf seiner Rechnung taxierte!   

Auch Spaniens Wirte spüren in deren Wirtschaften die aktuelle Wirtschaftskrise!
Und jeder Restaurant-Chef meistert diesen Umstand irgendwie auf seine Art… 

***********************************************************

MIT DER AIR FRANCE VON ZÜRICH NACH BORDEAUX

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen! Es gibt aber noch eine Steigerung dazu. Der Bettelstudent hat diese wiederholt besungen: «Mir ist manches schon passiert, aber so etwas noch nicht, aber so etwas noch nicht. Mir ist manches schon passiert. Aber so etwas, so etwas, so etwas noch nicht.»  

Ich lade Sie hiermit ein mit mir in Gedanken nach Bordeaux zu fliegen. Nein – Sie müssen nicht alleine reisen, es sind noch drei Dutzend andere Weinliebhaber mit im selben Boot. Pardon – im selben Flugzeug.

Es ist ein warmer, schöner Sonntag im Wonnemonat Mai. Ich bin früh aufgestanden, denn ich will Zeitreserve haben. Es wäre nämlich nicht gut, wenn der gebuchte Reiseleiter René Gabriel den Flug verpassen würde…  
 
Vor dem Gate 36 hat sich eine schöne Menschentraube angesammelt und demnächst ist Boarding. Ich sitze in guter Sichtweite in einem Flughafenrestaurant und schlürfe genüsslich meinen für lange Zeit letzten Kaffee. Dies deshalb, weil ich im Flieger der Air France jeweils keinen Kaffee trinke. Das sind dort so Pappbecher welche mit einem nach oben zu ziehenden Latz ausgestattet sind, die dann unten am Becher einen geheimnisvolles Pulver frei geben. Dieses wird dann mit knapp warmem Wasser aufgefüllt. Und diese schon fast anonym schmeckende Flüssigkeit bekommt man jeweils, wenn man erwartungsvoll das Wort «Café» zum Flugbegleiter sagt.
Dieser ist ja eigentlich neuerdings in erster Form für die Sicherheit an Bord zuständig, aber er/sie serviert auch Café. Ausser in meinem Fall. In ein paar Jahren, wird sowieso weltweit niemand mehr wissen, wie ein Kaffee früher schmeckte, bevor es Nespresso, respektive Nestle gab. 

Doch in bin ja nicht drinnen, sondern noch draussen und nippe ein letztes Mal an meinem ziemlich guten Flughafenkaffee und bin (noch) guter Stimmung. Am Schalter 36 ist niemand mehr. Das ging jetzt aber schnell mit dem Boarding. Ich stehe auf und strecke dem uniformierten Herr mein Ticket hin.

«Ja können Sie denn nicht hören, ich habe doch soeben durchs Mikrofon mitgeteilt, dass der Flug gestrichen wurde!» raunzt er mich an. Da war ich wohl in Sichtweite, aber sehr wahrscheinlich ausserhalb des Hörbereiches. Ich müsse jetzt sofort zum Transfer-Ticket-Schalter gehen, der sei gleich da vorne links. 

Der Schalter ist da. Aber dahinter ist niemand. Da muss ich wohl zum anderen Terminal spurten, denn eventuell ist ja Zeit jetzt Geld. Auf halber Strecke sehe ich das Wort «Air-France-Lounge». Da kann man mir vielleicht helfen.

Nein kann man nicht, ich müsse zum Schalter am Terminal A, weil am Schalter im Terminal B niemand sei. Weiss ich doch auch Du dumme …

Am Transferschalter A wundere ich mich, dass niemand ansteht – ausser ich. Es wurde doch ein ganzer Flieger gecancelt. Also müsste es doch hier mehr als 100 verärgerte Fluggäste geben, rechne ich mir aus. Alle Menschen an solchen Schaltern sind übernett, weil diese ja wissen, dass der Mensch auf der anderen Seite des Schalters in der Regel ein massives Flugproblem hat. So gerne Sie mir helfen würde, aber Sie könne leider nicht. Es wäre eine voreilige Ansage gewesen, dass man den Transferschalter aufsuchen solle. Jetzt wisse man mehr und ich soll zurück zum Gate 36 – im anderen Terminal nota bene – zurück gehen. Ich komme mir vor wie beim Leiterlispiel: Zurück auf Feld eins!

Dort stehen alle an und zwei Menschen in Uniform tippen etwas in den Computer vor sich. Ohne, dass diese sich um die dezent genervte Menschentraube kümmern. Nach einer Viertelstunde meldet sich eine Stimme im Lautsprecher; die Gruppe, welche nach Bordeaux hätte reisen sollen, möge sich am Transfer-Schalter B melden, welcher jetzt besetzt sei.

Ich laufe etwas schneller, damit ich als Reiseleiter, dann gleich den Rest der Truppe informieren kann was folgt. Auch diese Dame ist nett und neigt tatsächlich dazu, uns allen ein Ticket nach Paris auszuhändigen. Bis wir dann dort seien, hätte man eine Lösung.

Gerettet! Denn am Abend habe ich bereits einen Weingutsbesuch eingeplant und ein schönes Diner auf einem anderen Château. Beim genaueren Hinsehen auf das Ticket traue ich meinen Augen nicht. Abflug 16.20 Uhr.

Der just annullierte Flug wäre um 10.10 Uhr gewesen. Ich fange an zu rechnen. Also wenn wir um 16.20 Uhr erst nach Paris fliegen und dann noch nach Bordeaux müssen, dann wird das zu spät für das Sonntagabendprogramm. Ich fange an zu telefonieren und versuche zu retten, was noch zu retten ist, denn ich kann mir ausrechnen wie aufgebracht die Reisegruppe dann wohl sein muss nach diesem Air-France-Debakel. 

Die Lösung ist nach einer Stunde da. Wir können trotzdem noch aufs Weingut, der Traiteur wartet! Beziehungen muss man haben! Den Störkoch Marc Demund kenne ich seit 20 Jahren und schanze ihm immer wieder tolle Bankette zu. Und Hervé Essner ist vom Handelshaus Dourthe. Er erhält von Mövenpick seit zwei Jahrzehnten satte Aufträge. Und der Châteaubesitzer Tristan Kressman ist auch seit langem ein persönlicher Freund von mir. 

In der Zwischenzeit läutet das Telefon. Man hat den Teilnehmern meine Handynummer zum Notfall angegeben. Ich sei da wohl der Verantwortliche für dieses Schlamassel und ich könne mich auf etwas gefasst machen. Das werde dann teuer für mich.
Kaum aufgelegt, sitzt ein massiger Mann vor mir. Ob ich der René Gabriel sei? Ich muss bejahen, denn auf dem vor mir auf dem Tisch liegenden Ticket steht deutlich mein Name. Sie seien jetzt drauf und dran, den Koffer zurück zu verlangen und wieder nach Hause zu reisen und dann müsse ich mit einer saftigen Klage rechnen.   

Ich versuche ihm so gut wie möglich meine Position zu erklären. Das ganze Ding sei wie eine lange Schlange. Vorne der Reiseteilnehmer, dann die Académie du Vin bei welcher sie gebucht hätten, dann das Reisebüro von welchem sie die Unterlagen bekommen hätten und dann die Air France, welche jetzt grad keine Lust hätte zu fliegen und erst am Schluss dieser Schlange, wirklich ganz am Schluss käme der aktuell ebenfalls sehr verzweifelte René Gabriel.

Spontan kommt mir in den Sinn was sich am Schluss dieser imaginären Schlange  sonst noch befindet. Die hat nämlich zuhinterst ein vom Organismus her lebenswichtiges Loch. Und genau so fühlte ich mich in diesem Moment… 

Nach dieser bestmöglichen Beschwichtigung beschliesst dieser Mann mit hochrotem Kopf das begonnene Abenteuer trotzdem weiter mitzumachen. Der Flug ist pünktlich. In Paris angekommen, wartet eine Frau auf uns. Wir sollen jetzt die Koffer holen und dann zu ihr kommen, sie würde gleich neben dem laufenden Kofferband auf uns warten.

Doch es kommen keine Koffer. Das Band wird abgestellt. Ich gehe zu der Frau und sage ihr, dass die Koffer ja gar nicht kommen konnten, weil wir diese ja bis Bordeaux durchgecheckt wären...
Ach ja richtig! Dann könnten wir ja jetzt gleich gehen. Ich möchte aber nicht gehen, sondern ich will fliegen!

Nach einem bemerkenswerten Fussmarsch sind wir plötzlich draussen an der durch Abgas geschwängerten Pariser-Luft. Ein Bus wartet auf uns. Auf meinen fragenden Blick erklärt die Dame kurz und bündig: «Sie wechseln jetzt vom Flughafen Charles de Gaules zum Flughafen Orly». Und zum Buschauffeur meint Sie dann, wohl auf den massiven Wochenendverkehr hin deutend: «Bonne Chance!»

Wir sitzen im Bus, fahren mitten durch Paris und haben immer noch keine blasse Ahnung wann wir einen Flieger nach Bordeaux haben. Der Buschauffeur öffnet am Flughafen Orly die Türen und ich suche verzweifelt nach einer möglichen Air-France-Dame welche uns hier empfängt und uns dann zum richtigen Schalter führt. Doch es ist niemand da. So leite ich dann – wie ein richtiger Reiseführer – die Truppe ins nächstbeste Terminal und wir fragen uns durchs Getümmel. Nach geraumer Zeit finden wir jemand der etwas mehr Bescheid weiss, als die zuvor befragten Air-France-Menschen. 

Und wir sind jetzt endlich alle glückliche Besitzer von einem Flugticket, welches uns dann die definitive Reise nach Bordeaux ermöglichen soll. Ein Blick auf die just erhaltene Bestätigung bestätigt meine Hoffnung. Abflug: Paris. Ankunft: Bordeaux. ... ... ... ... ... Ablugzeit: 21.10 Uhr!!!

Mein Gott, dann sind wir ja erst um 22.20 Uhr in Bordeaux, noch Koffer fassen und nach Pessac-Légonan fahren. Das wird ja mindestens 23.00 Uhr. Ich telefoniere wohl zum zehnten Mal verzweifelt mit Hervé Essner. Er ruft mich bald wieder zurück. «Alles immer noch o.k. Wir machen das, aber wir streichen aus Zeitgründen den Hauptgang». Ist mir egal. Ich muss doch als Reiseleiter den Teilnehmer einfach irgendetwas bieten können. Im Flieger gibt es nämlich nichts zu essen. Ausser «sucré» oder «salé». Ersteres sind zwei trockene, süsse Biscuits, letzteres sind noch trockenere Salzgebäckstücklein. Beide sind im Bereich zwischen 22 bis 25 Gramm. Je nachdem, wofür man sich da schweren Herzens entscheidet.

«Boarding completed!» heisst es im Fliegerlautsprecher. Doch es geht nichts. Einfach nichts. Schon fast weinerlich meldet sich der Pilot nach geraumer Zeit. Es sei da grad nicht so gutes Wetter zwischen Paris und Bordeaux und deshalb wäre es angesagt, dass man noch ein Bisschen warten sollte...

Noch ein Bisschen? Ich habe jetzt bereits schon geschlagene 11-Air-France-Stunden gewartet. Ich will nicht mehr warten! Ich will mit meiner Truppe hochdringend nach Bordeaux und zwar sofort! Statt um 21.10 Uhr startet die Maschine letztendlich erst um 22 Uhr!  

Endlich in Bordeaux gelandet, erscheinen keine Koffer auf dem Band. Es ist logischerweise wieder niemand da den man fragen kann. Ich spute raus und finde einen Mann am Airport-Auskunfts-Schalter. Doch der spricht gerade mit seinem privaten Handy und würdigt mich keines Blickes. Ich kann diese Situation nur mit einem winzig kleinen Trick ändern, indem ich mit der Faust sehr kräftig auf das Schalterdesk haue. Das wirkt! Doch leider sei er nicht zuständig fürs Gepäck. Ich müsse da ins andere Terminal gehen. Das kommt mir vom Morgen her schon irgendwie bekannt vor...

Es ist dunkel im anderen Gepäckterminal – nur hinten ist noch Licht. Ich poltere an die Glassscheibe. Eine Tür öffnet sich und da stehen – neben dem Förderband – unsere Koffer. Ich springe wieder ins andere Terminal und locke meine Reisegruppe zu diesen Koffern. Ich weiss, dass draussen immer noch der Bus des gebuchten Unternehmens wartet, denn ich hatte ja mehrere Male schon mit dem Chauffeur telefoniert um ihm ständig immer wieder neue Abfahrtszeiten durch zu geben. 

Zwei Personen fehlen! Scheisse! Ich springe wieder zum Flughafen zurück. Der Koffer sei nicht da und jetzt müssten sie nur «noch schnell» die Personalien und das Hotel in Bordeaux angeben. Ich helfe nach mit der Telefonnummer vom Hotel und muss jetzt aber hoch dringend – ohne Rücksicht auf Verlust – zum längst geplanten Château-Besuch fahren.

Eine Viertelstunde nach Mitternacht (!!!) sind wir auf Château Latour-Martillac und können uns sofort an die festlichen Tische setzen. Hervé Essner und Tristan Kressmann kommentieren die Weine wie wenn nichts gewesen wäre und mein Traiteurfreund Marc Demund bereitet einen köstlichen Fisch zu und sein Team serviert etwas später zum Rotwein herrlich gereifte Käse. 

Der rote Château Latour-Martillac 2000 schmeckt mir da so gut wie noch nie. Ob es wohl daran liegt, dass die Uhr mittlerweile bereits nach ein Uhr morgens anzeigt? Ich überlege mir jetzt ernsthaft künftig die Bordeauxweine jeweils erst nach Mitternacht zu geniessen, um den vollen Genuss zu spüren…    



P.S. 1: Bei der Heimreise hatte uns die Air France ohne jegliche Rückmeldung auf einen späteren Flug (als bestätigt!) von Paris nach Zürich umgebucht.
Für die Heimreise benötigte ich vom Flughafen Bordeaux bis nach Hause (ich parkierte mein Auto direkt im Airport-Parking) mehr als acht Stunden.

P.S. 2: Bei der nachfolgenden Reklamation verhielt sich die Air France sehr bedeckt. Irgendwie schien da niemand so richtig zuständig zu sein.


Ich werde diese Fluggesellschaft künftig wenn immer möglich meiden!Man kann ja auch mit Easy-Jet nach Bordeaux fliegen. Oder mit dem TGV hinfahren. Oder mit dem eigenen Auto. Ich wollte ja eh demnächst einen Teil vom Jakobweg laufen. Dann kann ich ja gleich zu Fuss nach Bordeaux marschieren!          




Air France oder
Air Chance?

Künftig, wenn immer möglich, ohne mich!


***********************************************************

Wenn Ihnen das Chinesisch vorkommt - dann haben Sie recht!

Les Champs D’Or (ohne Jahrgangsangabe auf der Etikette - zumindest nicht «unserer» Sprache): Le vin du désert du gobi, China. Cabernet Sauvignon. Mitteldunkles Weinrot, aufhellender Rand, etwas matt in der Mitte. Warmes Bouquet einerseits nach erkaltetem, rotem Pflaumenmus duftend, andererseits auch florale Veilchentöne zeigend, etwas Kaffee ist auch noch da und getrocknete Tabakblätter, feine Rauchnuancen, schwarze Pfefferkörner, Gewürznelken, lädt schön aus und gibt sich schon Beginn recht offen und kommunikativ und legt dann auch noch etwas zu an der Luft.

Im Gaumen wieder dieses Spiel von Süsse und Säure, wobei hier vielleicht die Säure in Form von Weichselnoten im Extrakt überwiegt, wirkt so noch etwas vordergründig bei mehligen und auch dezent aufrauenden Tanninen auf der Zunge. Zeigt so zwar Rückhalt aber reduziert auch den momentanen Trinkspass, nicht zuletzt weil das Finale etwas kapselig wirkt. Man hat eh das Gefühl, dass es sich eher um einen Foodwein handelt. Vom Geschmack her erinnert er mich etwas an einen traditionellen, mittelgewichtigen Rhône-Wein.

Konklusion: An sich ein sehr guter Wein. Damit meine ich einfach sehr gut. Aber weder gross – noch spektakulär. Und dieser Wein wird mitunter als bester Rotwein von China gehandelt. Es macht wohl vielleicht viel Sinn dass nach China Weine importiert werden.

Aber vielleicht (noch) nicht gerade viel Sinn einheimische Weine zu exportieren. Ausser als Gag, als Abwechslung, als Pirat bei Verkostungen, als Überraschung für die Gäste. Oder zu chinesischer Küche. Ich denke zu Spare-Rips oder einer Peking-Ente müssten dieser Champs d’Or ganz gewaltig gut schmecken!
16/20 trinken – 2017

Weitere Infos: http://www.xiangdu.com Kleine Warnung. Erschecken Sie nicht, wenn dort auf englisch angegeben wird, dass der Wein aus Cabernet-Sauvignon gebraut (engl: brewed) wurde... 

***********************************************************



Zum Glück sind manchmal Menschen wichtiger, als der Wein...

Liebe Rita, lieber Lucien:

Alles Gute zur Hochzeit!



***********************************************************

WEINBAU CICERO: DIE BESTEN WEINE TRAGEN NEU DAS «M»

Unten der Rhein – oben die Berge! Dazwischen liegen Dörfer und rund um diese Dörfer stehen Reben, welche einen ganz besonderen Wein liefern. Besonders in der Gemeinde Zizers, genauer gesagt auf dem Weingut Cicero.

Wussten Sie das? Bis zum 17. Jahrhundert wurden in der Region vornehmlich Weissweine angebaut. Doch dies änderte sich schlagartig, als Bündner Söldner im 17. Jahrhundert Pinot-Noir-Reben aus dem Burgund mit nach Hause brachten. Aber das ist schon eine sehr alte Geschichte…

Das Leben schreibt halt laufend Geschichten. Manchmal gute – manchmal schlechte. Aus dem herunter gekommenen Weingut Hutter entstand das Weingut Mattmann. Ein paar lokale Investoren kauften den nahezu konkursiten alten Betrieb vor mittlerweile gut acht Jahren und holten sich den jungen Thomas Mattman als Betriebsleiter. Der ehemalige «Schweizer Meister im Weindegustieren» wechselte damals von Gian Battista von Tscharner von Reichenau nach Zizers. Schon schnell erwarben sich die neuen, auffallenden Mattman-Weine einen sehr süffig-guten Namen in der Schweizer Weinszene und fanden Platz bei der Spitzengastronomie und auch bei sehr vielen Freunden von grossen Bündner Weinen. 

So erfolgreich sein Berufsleben war, so schwierig war wohl das private Leben von Thomas. Im Frühjahr 2011 hielt er sein irdisches Leben nicht mehr aus und entschied sich für einen Weg, welchen seine Freunde wohl nie verstehen werden, aber leider akzeptieren müssen. Sein letztes önologisches Erbe ist noch vorhanden; in Flaschen gefüllt und von grossartiger Qualität! Thomas hat mit seinem kurzen Wirken eine hohe Messlatte gesetzt. Er hat das Weingut, welches er für ein paar Jahre unter seinem Namen führte, fraglos an die Elite der angesehendsten Bündnerweine katapultiert.

AUS WEINGUT MATTMANN WIRD CICERO WEINBAU     

So revolutionär ist dieser Namenswechsel im Prinzip nicht. Denn schon zu Beginn stand als Absender Cicero unten auf den Etiketten. Nun steht Cicero notgedrungenermassen ganz oben gross als neuer Brand auf den Labels.

Mit Begeisterung habe ich die neuesten Weine degustier und spontan mit Marco Casanova einen Weingutsbesuch für Freunde, Bekannte un Interessenten organsisiert. Er findet am Donnerstagmittag, 21. Juni in Zizers statt. Details finden Sie unter Events. Hier die Geschichte und Verkostungsnotizen.

Und kaufen Sie mir ja noch ein paar Flaschen 2008 direkt vom Weingut - ausser Sie mögen keinen grossen Pinot Noir!

***********************************************************

Weinfreund Sandro Bosio darf einen Abend lang seinen Geburtsjahrgang
1985 trinken. Ein Gratis-PDF aus www.bxtotal.com                            Hier

***********************************************************

BORDEAUX 2011: REFERENZPREISE UND VERGLEICHE

Der Primeur ist los. Schon lange nicht mehr gab es so wichtige «Sorties» seitens der Weingüter bevor Parker raus kam...

Hier ein paar Vergleiche der Offerten, die Weinhändler aus aller Welt von den Bordeaux-Négociants bekamen. Zu diesen Handelspreisen müssen Sie hier noch ca. 20 % Marge, Importkosten und Mehrwertsteuer dazurechnen. 

Château Charmail ist einer der besten Crus Bourgeois. Hier liegt alles im Vernunftsbereich. Nur ganz leichte Schwankungen zeigen die generelle Qualität des Jahrganges an. 

Charmail 2007: 09.50 Euro
Charmail 2008: 09.40 Euro
Charmail 2009: 10.95 Euro
Charmail 2010: 11.15 Euro
Charmail 2011: 10.00 Euro

Château Gazin ist eigentlich nur noch gefragt, wenn die Qualitäten stimmen, weil das generelle Preisniveau seit 10 Jahren zu hoch geworden ist. Und diese Behauptung trifft in Pomerol nicht nur für dieses Weingut zu.

Gazin 2007: 30 Euro
Gazin 2008: 29 Euro
Gazin 2009: 45 Euro
Gazin 2010: 48 Euro
Gazin 2011: 42 Euro

Château Cos d’Estournel buhlt mit Ducru Beaucailllou darum der teuerste Super Second zu sein. Die Qualitäten sind auf einem hohen Niveau, die Preise von Cos sind auf einem noch höheren Niveau. Der Preis für den 2011er sank zwar dramatisch ist aber - im Vergleich zu der Lancierung der Jahrgängen 2007 und 2008 immer noch eindeutlig zu hoch. 

Cos d’Estournel 2007:   65 Euro
Cos d’Estournel 2008:   65 Euro  
Cos d’Estournel 2009: 210 Euro   
Cos d’Estournel 2010: 198 Euro   
Cos d’Estournel 2011: 108 Euro

Château Lafite Rothschild kam als erster Premier auf den Markt. Mehr als
50 % günstiger als letztes Jahr. Doch was ist «günstiger»? Privatkunden müssen pro Flasche 2011er immer noch etwa 700 Franken (inkl. MWST) bezahlen.
An der Auktion der Weinbörse riefen wir den Lafite 2001 zu 620 Franken aus. Und den Lafite 2002 für 600 Franken. Doch niemand interessierte sich für diese Flaschen. Also ist diese chinesische Show definitiv gelaufen…

Lafite-Rothschild 2007: 240 Euro
Lafite-Rothschild 2008: 140 Euro
Lafite-Rothschild 2009: 550 Euro
Lafite-Rothschild 2010: 880 Euro
Lafite-Rothschild 2011: 420 Euro

***********************************************************

ALTE PAUILLAC – ALTES INVENTAR

Im Waldhaus Risch mache ich zwei Mal im Jahr eine Probe mit alten Weinen. Meist ist es ein konkretes Thema. Diesen Frühling waren es
«alte Pauillac». Die Weinprobe hatte ich vor einen Jahr ausgeschrieben. Die dazu benötigten Weine hatte ich aus meinem Excel-Inventar zusammengestellt.  


Erst heute kam ich dazu die Weine bereit zustellen. Immer kam irgendwie etwas dazwischen. Aber jetzt hatte ich Zeit. Und ich brauchte viiiiiiiiiiiiel Zeit…

Ich druckte meine Einladung zur Probe aus dem Internet aus und machte mich frohen Mutes auf in den Keller. Zuerst suchte ich den ältesten Wein den ich versprochen hatte: 1878 Pontet-Canet. Das war eine Flasche vom legendären Café Voisin. Ich kaufte damals drei Flaschen aus einem Keller in Belgien. Die ganz alten Flaschen liegen alle in mehreren Holzkisten. Ich musste etwa 60 Flaschen in die Hände nehmen bis ich begriff, dass die Flasche nicht mehr da war. Jetzt kam mir in den Sinn, dass ich diese ja im Jahr 2008 mit aufs Château nahm. Nachfolgend die Geschichte dazu. Die Flasche hatte ich wohl damals vergessen auszutragen…

---------------------------------------------------------------------------
1878 Pontet-Canet: Eine Flasche mit sehr tiefem Füllniveau. Untere Schulter, also rund ein Viertel der Flüssigkeit fehlte. Die Flasche wurde vom Händler G. Braquessac selektioniert und für das damals legendäre Café Voisin in Paris abgefüllt. Die Flasche wurde vor etwa 5 Jahren aus einer Kellerliquidation aufgekauft und vom Privatkeller von René Gabriel wieder aufs Schloss nach Pauillac zurück gebracht. Anlässlich eines Diners öffnete der Besitzer Alfred Tesseron (sein bisher ältester P.C. war 1928….) diese 129jährige Weinflasche und stellte zuvor noch seinen 2007er vor. Zum Nachtessen gab es dann auch den noch recht gut zu trinkenden 1957 Pontet-Canet (16/20, Geburtsjahr von René Gabriel) und den grossartigen Jahrhundertjahrgang 1945 Pontet-Canet. Dieser zeigt sich mit grossartigem Médocbouquet und stützenden Tanninen. (19/20). Doch wie schmeckte nun der «Methusalem-Pauillac»? Hier der Versuch eines Beschriebs: Recht helles Claret rot, Granatschimmer aber doch mit viel Transparenz und bernsteingrünen und ziegelbraunem Schimmer. Das Bouquet begann süss, was bei so einem alten Wein ein sehr gutes Zeichen ist, Balsamiconoten und Malz, getrocknetes Rebholz, getrocknete Lorbeerblätter, Parrafin, eingelegte Rosenblätter, natürlich mit einem, dem Alter entsprechenden Ranchioton, der aber Lust auf einen Schluck machte. Im Gaumen durch Säure getragen, schlanke, fein muskulöse Resttannine, Bakelit, Tabak, Kräuter und im noch knapp konsistenten Extrakt Spuren von kaltem Tee und Resten von Dörrpflaumen zeigend, das Unbegreifliche war die Rückaromatik, die sich offensichtlich in den mehr als 100 Jahren Flaschenreife irgendwie verlängerte. Noch immer ein andächtiges Trinkvergnügen. Wer mit sehr alten Weinen umgehen kann, wird hier sogar ausflippen.  18/20 vorbei
----------------------------------------------------------------------------

Während ich die anderen Flaschen sortierte, kam mir eine Lafite 1900 in die Hand. Spontan entschloss ich für die kommende Weinprobe diese Rarität zu entkorken. Als ich bei den alten Lafite’s suchte, fand ich den 1962er der mir bei der grossen Lafite-Probe in Klosters fehlte. Er lag einfach so da. Den Latour 1967 fand dich leider auch nicht. Ich machte ein Upgrade und griff zum 1962er.  

Fehlte fast nur noch der 1982er Pichon-Lalande. Den hatte ich grad ein paar Tage zuvor in Zell am See getrunken und freute mich diebisch darauf, denn schon wieder, ein Wochenende später – trinken zu dürfen. Doch die beiden prallvollen, assortierten Pichon-Lalande-Kisten gaben keinen 1982er mehr her.

Ich begann zu schwitzen. Das wäre jetzt aber ein veritabler Bschiss. Freunde aus ganz Europa anzulocken und dann keinen 1982er PICOLA aufzufahren. Ich machte ein paar Mails, doch leider hatte Niemand einen 1982er Pichon-Lalande. Aber jeder war bereit ein paar Freunde anzumailen, welche möglicherweise eventuell unter Umständen noch eine Flasche hätten. Doch es kamen keine Rückmeldungen. No news – bad news!

Mittlerweile fand ich noch andere Flaschen nicht, welche im Inventar waren und ersetzte diese jeweils durch bessere Bouteillen, damit ich keine Klagen bei Europäischen Gerichtshof befürchten musste. 

Bei der Suche nach dem Les Forts de Latour 1966 stiess ich ganz unten rechts auf eine angefangene Pichon-Lalande-Kiste welche ich bisher irgendwie noch nicht bemerkt hatte. Und da drin lagen…. mehrere Pichon Lalande 1982. Gerettet!!! 

Dann legte ich alle Flaschen brav in nach Serien eingeteilte Kartons und druckte das fertige Programm. Nun musste ich nur noch die zur Probe benötigten Flaschen aus meinem Excel-Inventar löschen. Als erstes suchte ich den Lafite 1900 und war schon bereit auf «deleate» zu drücken. Doch es war gar kein Lafite 1900 im Inventar. Glück gehabt!    

***********************************************************




Genuss-Schützenfest an einem stinknormalen
Montag im Schützenhaus in Basel.



Es wurde aber nicht geschossen, sondern fein getafelt und noch feiner getrunken...

ZWEI GROSSARTIGE FREUNDE - ZWEI BESONDERE MAGNUMFLASCHEN

Montag ist aller Verträge Anfang. Meine langjährigen Freunde Richi & René luden zu einer ganz grossen Tafel ins Schützenhaus in Basel.
 

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich für einen Beinschinken eine Krawatte umband.
 
Aber es gab ja nicht nur Beinschinken, sondern dazu auch noch Spargeln. Und ein saftiges Kalbscarré. Viele, reife Käse zum Umfallen und den Stadtberühmten Pariser-Ring und die lüsterne Saint-Honoré-Torte von der Basler-Konditorei Beschle. 

In den Gläsern zwei besondere Magnumflaschen:

Da war zuerst der 2001 La Conseillante. Dieser Pomerol war nach genau 10 Jahren auf dem Höhepunkt. Viel Cassis, Maulbeeren und Würze von einem getrockneten Holunderstrauch. Im Gaumen Lakritze, Schwarztee und eine feine Bitterkeit im Extrakt zeigend, welche an getrocknete Zwetschgenschalen erinnerte. 18/20 trinken - 2022

Ich hätte nicht gedacht, dass der 2001 Montrose jetzt schon so viel Spass bereiten könnte. Vielleicht lag es aber auch hier an der etwas grösseren Flasche. Das ist Saint Estèphe mit einer fundamentalen Terroir-Basis. Der Cabernet fast rauchig mit viel Sommertrüffeln und einer feinen, warmen, schwarzbeerigen Süsse darin. Im Gaumen mächtig mit angerundeten Tanninen. Eine ganz dringende Kaufempfehlung. 19/20 trinken - 2040

***********************************************************


PRIMEUR: BORDEAUX 2011 - RUHE NACH DEM STURM? 

Was Denken Sie über den neuen Bordeaux-Jahrgang? Wie ist die Qualität? Und – was sollte man kaufen? Es sind immer die gleichen Fragen welche man mir stellt, wenn ich mit dem prall gefüllten Dossier nach meiner 15tägigen Selektionsreise von der Gironde zurück komme.

Wie ich fingen praktisch alle Degustatoren mit dem gleichen Handicap an: Irgendwie hatte man da noch den bomgig-süssen Bordeaux 2009 und den kaptial-mächtigen Bordeaux 2010 im Hinterkopf. Diese heftigen Erinnerungen galt es zuerst zu absorbieren, um sich bei der Analyse des jüngsten Jahrganges auf «richtigen Bordeaux» einzustellen. 

Mit richtigen Bordeaux meine ich Rotweine, bei denen man den Cabernet mit einer frischen, floralen Note wahrnimmt. Wenn man nach Brombeeren und Cassis sucht, diese dann auch in den besten Crus findet. Und dass der Merlot zwar süss ist, aber nicht grad kompottig oder gar konfitürig. Und dass er so richtig nach Himbeeren und Kirschen duftet. Darunter verstehe ich auch, dass die Weine nicht zu dick sind, sondern mit einem mittleren Körper aufwarten. Die Reserve verleihenden Tannine sollen spürbar sein, aber nicht weh tun und der Alkohol sollte sich in den alten Grenzen halten. Damit meine ich auch, dass man die Appellationen wieder so richtig spürt. Das ist die gute Seite recht vieler Bordeaux 2011! 

Doch wie eine Medaille zwei Seiten hat, gibt es leider auch hier eine negative Seite. Der meteorologische Verlauf sorgte auch für beschränkte Möglichkeiten. Der Start des Austriebs war gut, die Blüte verlief heterogen, dann folgte ein recht kühler, viel zu trockener Sommer. In gewissen Teilen regnete es in September. In Saint Estèphe und in Sauternes hagelte es im Frühling. 

Die Trauben waren extrem kleinwüchsig und lieferten wenig Saft. Die Kalk- und Lehmböden welche über einen gewissen Wasserspeicher verfügten waren die Gewinner. Und auch die tiefgründigen Kiesböden des linken Ufers, wo die Traubenstöcke von tief unten ihre Nahrung holen, hatten da noch Glück. Verlierer sind die Merlots, welche sich auf den Sandböden befinden. Und davon gibt es, vornehmlich in der grössten Appellation Saint Emilion, leider sehr viele.  

Nun war das Spiel beim Winzer. Die Chargen waren sehr unterschiedlich. Bei einer doch eher kleinen Ernte ist es dann besonders hart, wenn man das Deklassement vornehmen muss, um den Grand Vin zu stützen. Und das war bitternötig. Das spürte man, wenn man jeweils zuerst den Zweitwein eines Crus degustierte und dann den Grand Vin. In grossen Jahren ist da die Differenz nicht dramatisch. Doch heuer sind können die Wertungen für den Zweitwein sehr schnell zwei bis drei Punkte tiefer ausfallen. Doch auch dieser Fact war bereits durch die Natur irgendwie vorgegeben. 

Das Zünglein an der Wage spielte die Vinifikationsart, also die Zubereitung des Weines. Sagen wir mal die Basis vom Rebberg her war sehr gut, sofern man richtig aussonderte. Der bekannte Önologieprofessor Denis Dubourdieu sprach von «Harlekin-Trauben». So konnte es vorkommen, dass es an ein und derselben Traube noch grüne Körner gab, hellrosa und dunkle Trauben und dann auch schon ein paar Rosinen. Also wartete viel Arbeit auf die Menschen, welche links und rechts des Sortiertisches vor der Entrappungsmaschine standen. Es sei denn, man verfügte einen Trioptik-Selektionerer. Das ist ein Gerät, welche die Idealgrösse und Idealfarbe einer Traube kalibriert und nicht Gewünschtes mittels Luftstrahl beim Fallen aussondert. Das erspart Zeit und Geld. Und so sieht man diese Qualitätsfördernden Maschinen immer öfter im Einsatz. 

Nun zu den Weinen selbst. Die qualitative Jahrgangsvorgabe lag bei Möglichkeiten die leicht über dem Jahrgang 2008 standen. Es ging nun darum die Trauben in Wein umzuwandeln. Generell waren die Trauben ja sehr klein. Dies bedeutet viel Schale wenig Saft. In der Schale befinden sich die Gerbstoffe. Und diese galt es in Grenzen zu halten. Das haben nicht alle Winzer geschafft. So gibt es halt ehrliche Bordeaux 2011 und hypermoderne, kokettierende Bordeaux 2011. Dort sind Winzer am Werk die um jeden Preis auffallen wollen. Um diese Nirwana zu erklären nimmt man am besten die grösste Appellation zu Hilfe: Saint Emilion! Hier herrscht Rodeostimmung pur. Und die alten Klassiker tun sich immer schwerer, weil kleinste Crus und Supercuvées mit schwarzvioletten Eichensäften aufwarten.

Willkommen im önologischen Disneyland! Nennen wir diese Weine Mal Château Goofy, Domaine Daisy und Cuvée Mickey Mouse. Man reduziere den Ertrag auf etwa 25 Hektoliter pro Hektare. Man warte zu lange mit der Ernte. Man mazeriere das Ganze kalt über mehrere Tage. Dann vergäre man den Traubensaft gleich in den Barriques. Dann mache man die Malo in einem weiteren neuen Barrique und lege den Wein dann für den weiteren Ausbau zu lange in ein weiteres neues Barrique. Das ergibt, rein rechnerisch 300 % neues Holz. Zugegeben, nicht alle machen das so, aber zu viele wählen einen Weg dazwischen. Und das ist halt immer noch zu viel. 

Hier eine Liste mit Kaufempfehlungen

570 Bewertungen, Storys, Analysen rund um den Bordeaux 2011

www.bxtotal.com

***********************************************************

You won't believe it -
if you dont
read it!

Eugen Häfliger wiederholt das legendäre Paris Tasting in Zürich.
Und am Abend öffnet er so viele grosse, reife Kalifornier, wie ich noch nie in meinem Leben geniessen durfte...

***********************************************************

Der Château Léoville Barton war in Hochform! Zwölf Jahrgänge von 1989 bis 2006 neu verkostet und bewertet.                                    Tastingbericht

***********************************************************

STEIGEN SIE AN DIE NECKENMARKTSONNE MIT DEM SONNENSTEIG!



Christine und Stefan Wellanschitz sind stolz auf ihren 2009 Sonnensteig.

Das dürfen sie auch sein... 

Knapp 24'000 Ergebnisse liefert Google, wenn man den Begriff Sonnensteig eingibt. Doch auf der ersten Suchseite werden nur Wanderungen angeboten.

Dies wird sich vieleicht bald ändern, denn wer nach ganz grossen Burgenländern Rotweinen vom Jahrgang 2009 sucht, der muss auch den Sonnensteig vom Weingut Wellanschitz suchen.

2009 Sonnensteig, Weingut Wellanschitz, Neckenmarkt: 100 % Blaufränkisch. Sattes Granat-Purpur. Berauschendes, weit ausladendes, elegantes Bouquet, feine Kräuternoten, getrockneter Thymian, Rosmarin, etwas Minze, wunderschön gestützte Süsse von vollreifen Blaufränkischtrauben. Elegant im Gaumen, reife Tannine, welche sich schon mit dem Extrakt und der gut angepassten Säure verbinden, schon fast samtig im Fluss. Der Wein hat eine perfekte Balance und wird sich zum Paradepferd dieses Weingutes entwickeln. 19/20 2013 - 2022 

***********************************************************

100 % Blaufränkisch: Krutzler, Jalits, Schiefer. Ein Gratisblick ins www.bxtotal

***********************************************************

1961 LA MISSION HAUT-BRION: Mitteldunkles Granat mit ziegelrotem Schimmer, leuchtender Rand. Genial würzig, viel Tabak in diversen Ausrichtungen von dominikanischer Herkunft  über Havanna bis Brazil, Korinthen und Rauch, Zitronenthymian, unglaublich vielschichtig, in der Mitte ist da auch rotes Cassis und sogar etwas Himbeerfrucht drin. Im Gaumen kräftig, gute Muskeln, also die typische 61er-Struktur dokumentierend, unbändige, bourgeoise Kraft, brachialer Mission ohne viel Finessen. Soll man dies jetzt strafen oder ihn halt einfach als unkopierbaren Cabernet-Grobian loben. Im Prinzip ist er das Gegenteil von seinem eigenen 59er der zufälligerweise grad im Glas daneben stand. Doch während ich nach Parallelen suchte, hielt das Aroma derartig an, dass man nach dem Schlucken noch den Restspeichel reaktivieren konnte und es kam irgendwie nochmals ganz viel Wein nach. Also eine extrem konzentrierte Pessac-Essenz. 20/20 trinken

Getrunken an einer grossen Mission-Probe auf der Burg Stafeneck (D).
Wie die anderen 53 Mission's von 1889 bis 2003 schmeckten. www.bxtotal.com

***********************************************************

LA, LA, LA - SINGT MAN AUCH IN POMEROL

Eine Blondine bewarb sich als Chef-Sekretärin. Um die proklamierten Englischkentnisse zu testen, fragte sie der Personalchef wie viele Male der Buchstaben L im Lied Happy Birthday vorkomme. Flugs antwortete die blonde Bewerberin: «26!»

Ja wie sie jetzt, um Gottes Willen, grad auf die Zahl 26 käme, hackte der Personalchef nach. Das wäre doch so einfach meinte die Blondine und fing an die weltweit bekannte Melodie zu trällern:
La la la la la la... / La la la la la la...
La la la la la la la la.... la la la la la la!  

Uns war irgendwie auch fast zum Singen zu Mute und denn wir hatten an diesem Abend drei Lala's aus Pomerol im Glas... 

La Grave Tigant de Boisset: Er duftet wie ein leicht verschlankter Pétrus mit Himbeeren, Ingwer und Florentiner Geback. Im Gaumen mit erster Reife, abgeklärt und mit einer wunderschönen Fülle die dem Sensationsjahrgang 1998 zu Verdanken ist. Mega-Value. 18/20 trinken - 2025

La Croix: Unglaublich kompakt in der Nase, etwas artisanalen, trüffeligen Schiommer zeigend, öffnete sch nur langsam und zeigte dabei ein Hauch Feigen und Walderdbeermark. Im Gaumen massiv stoffig, fleischig mit viel Charakter, dunkle Pralinen imFinale. Ein Pomerol für Liebhaber. Ich bin dabei. Zwei Stunden dekantieren. 19/20 trinken - 2035

Lafleur: Da war nur wenig Kommunikation zu Beginn da, wirkt hölzern, zeigte rote Pflaumenschalen, hellen Tabak, Pfefferkörner und Kaffee. Im Gaumen sperrig, unfertig und noch nach Harmonie und Reife suchend. An sich ein grosser Wein, der seinen Weg noch nicht ganz gefunden hat. Ob er ein ganz grosser Lafleur werden kann, muss er noch beweisen. 18/20 2015 - 2040 

Auf alle Fälle freue ich mich jetzt schon auf meine ganz grosse 1998er-Pomerol-Probe im Jahr 2018. Wer einen Le Pin 1998 hat, kann sich einschleimen...

***********************************************************



Ein 132jähriges Zabaglione!

Zubereitet von Gabriel Obergfehl...

Man nehme 1 Eigelb, 50 Gramm Zucker und 25 Milliliter Marsala und schlage das Ganze im Wasserbad in einer Chromstahlschüssel mit dem Schwingbesen so lange auf bis die schaumige Masse steht!

Diese italienische, lauwarme Süssspeise kenne ich noch von meiner Lehre als Koch. Denn das Zabaglione stand im Hotel Gütsch in Luzern auf der Dessertkarte. Und wir fluchten immer, wenn eine derartige Bestellung rein kam.

Als ich jetzt im Restaurant Sempacherhof in Sempach-Station zu einem Prüfungsessen eingeladen wurde, bestellte ich als Gag ein Zabaglione als Zugabe. Und der just vor der Abschlussprüfung stehende Lehrling Gabriel Obergfehl zauberte das beste Zabaglione meines Lebens. Der Schaum stand minutenlang im Glas und in der Süsse schmeckte es herrlich nach Birnel und Honig. 

Vielleicht lag es aber auch am 1880er Marsala Pellegrino den ich aus meinem Keller mitbrachte. Auf alle Fälle schmeckte dieser Sizilianische Methusalem im Zabaglione wesentlich besser als einfach so zum Trinken...

***********************************************************

WACHAU 2011: MODELL IMMERSCHÖN

Im Prinzip ist der Jahrgang 2011 das Gegenteil vom Jahrgang 2010. Dies auf gleichem Qualitätsniveau. Nach der fordernden, letztjährigen Säure ist heuer Weichheit und Sex-Appeal angesagt. Die Fassmuster liessen sich fast hemmungslos bechern. Und auch nach dem Zähneputzen konnte man die Rennie-Tabletten getrost auf dem Nachttisch liegen lassen…

Es herrscht allgemein Friede – Freude – Eierkuchen. Alles ist sehr gut, alles ist sehr schön. Die geschmackliche Differenz zwischen den fruchtigen Rieslingen und den würzigen Grünen Veltlinern ist optimal. Also kann man von einer ausgeprägten Sortentypizität sprechen. Die fast gänzliche Absenz von Botryis hat zu glockenklaren, strahlenden Weinen geführt. Und ich denke auch, dass der Wachauer-Jahrgang 2011 bei seiner Entwicklung keine Kapriolen schlagen wird. Also ist das irgendwie das Modell Immerschön.   

Vom hemmungslosen Primärspass her, erinnerte ich mich an den Jahrgang 1997 zurück. Was jedoch auffällt; die körperliche Wahrnehmung der Weine ist zwischen dem Smaragdbeginn bis hin zu den sonstigen Boliden nicht wahnsinnig gross. Wie soll ich dies erklären? Die absoluten Topweine sind diesmal keine lauten „Überdrübers“, sondern irgendwie weisse Premiers-Grand-Crus. Also zwar sehr dicht, aber gleichzeitig auch besonders filigran. Beim Jahrgang 2011 ist es den Winzern in unglaublicher Art Weise gelungen, Kraft und Finesse äusserst harmonisch zu vermischen. Selbst der teuerste Wachauer, der Unendlich von F.X. Pichler, ist kein Wein für ein Country-Rodeo, sondern eignet sich zum ersten Mal möglicherweise für eine Mussestunde mit klassischer Musik begleitet. Ein önologisches Konzert, bei dem die Eintrittskarte ab Hof stolze 105 Euro kostet!   

Fast noch schwieriger ist es die Differenz zwischen den Federspielen und den „unteren Smaragden“ zu erklären. Ganz besonders gefiel mir der Grüne Veltliner Selection von Roman Jäger (Weissenkirchen). Doch da suchte ich vergeblich nach einer mittlerweile endlich geschützten Bezeichnung. Der Selection sei halt zu schwer für ein Federspiel, aber als richtiger Smaragd hätte er zu grosse Konkurrenz. Spontan fiel mir eine neue Qualitätsbezeichnung ein: Federagd! Das werde ich gleich dem neuen, frischgebackenen Präsidenten der Vinea Wachau, dem Emmerich Knoll (Junior) als meine ultimative Idee verklickern. Doch obwohl neue Besen ja bekanntlich gut kehren, werde ich wohl damit nicht durchkommen. Und wenn ich damit nicht durchkomme, werde ich halt darauf proklamieren, dass das Feld zwischen den Mini- und Maxi-Samaragden in letzter Zeit zu breit geworden sei und es vielleicht sinnvoll wäre, beim Top-Smaragd, wie an der Mosel, eine lange Goldkapsel einzuführen. Diese Goldkapsel dürfte aber dann nicht länger als 20 Zentimeter sein, sonst sieht man das Etikett nicht mehr…  

Beim Jahrgang 2011 können die Wachauerfreunde auch gleichzeitig aufatmen. Schlummerte letztes Jahr eine halbe Ernte im Keller, so melden sämtliche Winzer heuer eine Normalernte. Unter vorgehaltener Hand gibt es auch die Formel Normalplus oder gar Normalplusplus. Die Preise sind in der Regel gleichbleibend, wobei die Spitzenwinzer jetzt leider darum buhlen, wer die besten Toplagen hat. Deshalb sind diese Smaragd-Best-Off’s weit mehr als einer üblichen Teuerung angepasst worden. Es ist dann irgendwie auch nicht ganz klar, ob hier ein mögliches Terroir zur preislichen Geltung kommt, oder der Geltungsdrang der Winzer selber. Also geht der nie offiziell begonnene Titanenkampf auf in die nächste Runde.

Wenn zwei den Schaden haben, bezahlt der Dritte. Und das ist wohl oder übel wieder – einmal mehr – der Kunde. Das ist halt in der EU so und gilt somit auch für die Wachau. 

Doch ich will diese leise Kritik auch ganz schnell wieder relativieren. Denn die Wachauer Weine gehören fraglos zu den besten Weissweinen der Welt. Und vergleicht man die neuesten Preise dieser Juwelen mit den mondialen Konkurrenten, so ist hoffentlich noch lange nicht aller Tage Abend. Jene, die sich auch wirklich die weissen Topweine aus aller Welt kaufen, leisten, lagern und zelebrieren, müssen in aller Regel viel tiefer in die Tasche greifen, als bei den begehrtesten Tropfen welche zwischen Spitz und Loiben in die Flaschen gefüllt werden.

Ich kann es kaum erwarten, bis die ersten 2011er bei mir eintreffen, denn ich habe mich entschlossen diese vor den 2010ern zu trinken. Ganz sicher bei den Rieslingen…   

***********************************************************

Frage zur aktuellen Saison: Warum essen so viele Leute schlechte Orangen?

Antwort: Weil diese sich besser schälen lassen!

Kam mir heute in den Sinn als ich eine sensationelle Tarocco-Orange ass.
Das Schälen dauerte wesentlich länger als das essen...  

***********************************************************

ALKOHOLKONTROLLE - BLASEN BITTE!

Es kam die Frage auf, ob der Wert den ein offizielles Alkoholmessgerät angibt auch wirklich zuverlässig stimmt und man sich somit beruhigt an das Steuer setzen kann, wenn man darunter liegt.

Die Antwort ist Jein, wie die Ausführungen von dem Chef der Luzerner Polizei, Beat Henseler, auf meine Anfrage beweisen 

1. Die im Handel erhältlichen Alkoholmessgeräte sind insofern mit Vorsicht zu geniessen, als dass sie in der Regel nicht vom Bundesamt für Messwesen abgenommen sind und auch nicht regelmässig geeicht werden. Verlässliche Werte sind nur möglich, wenn die amtliche Eichung vorliegt. Meines Wissens macht das Bundesamt für Messwesen keine Eichungen für Private.

2. Die Geräte messen in aller Regel die Atemluft und damit den Atemluftalkoholwert. Dieser weicht in aller Regel von rechtlich relevanten Blutalkoholwert ab. In welche Richtung die Abweichung geht, hängt von der konkreten Situation ab. Wenn beispielsweise unmittelbar nach dem Alkoholkonsum gemessen wird, ist der Blutalkoholwert tiefer, weil der Alkohol via Magen und Darm ja erst ins Blut gelangen muss. Liegt der Alkoholkonsum länger zurück, dürfte der Alkohol bereits im Blut sein und es kann durchaus sein, dass dann der Blutalkoholwert höher liegt als der Atemluftwert. Im Wissen um diese Situation fragen unsere Mitarbeitenden dann auch immer, wann der Alkohol konsumiert wurde. Wenn dann beispielsweise jemand sagt, er hätte „gerade vorhin“ einen Schnapps getrunken, dann wir die Atemluftmessung nach ca. 10 Minuten wiederholt. Liegt der Wert über 0.8 Promille ist zwingend eine Blutprobe erforderlich. Liegt der Wert zwischen 0.5 und 0.8 Promille kann der Betroffene den Wert und damit die Sanktion annehmen oder er kann eine Blutmessung verlangen.

***********************************************************

KÖNNTEN SIE AUF WEIN VERZICHTEN?

Könnten Sie dies? Ja? Wie lange denn? Einfach mal einen Tag auslassen? Eine Woche vielleicht auf jeglichen Weingenuss verzichten? Oder würden Sie versuchen gar einen ganzen Monat ohne Wein auszukommen? Eventuell gar für immer?

Dann lieben Sie den Wein gar nicht! Sie benutzen ihn nur! Sie machen nur mit, weil es gerade so zur Gesellschaft passt! Oder gar schick ist! Oder Ihnen ein Wein etwas besser schmeckt beim Essen als halt eine andere Flüssigkeit. Ich gebe es hiermit offen zu «Ich liebe den Wein!» und zwar von ganzem Herzen. Und wer so intensiv und innig liebt, der liebt täglich. 

Ich muss auch niemandem mehr beweisen, dass ich eine gewisse Zeit ohne den Wein leben könnte. Diesen Beweis lieferte ich bereits die ersten 15 Jahre meines Lebens. Dies mit nur ganz wenigen Ausnahmen. Manchmal schlich ich mich heimlich in die Küche. Dort nahm ein Glas und füllte es zu zwei Drittel mit Hahnenwasser, dann ergänzte ich mit dem stetig in Literflaschen vorhandenen Kochwein und mischte viele Löffel Zucker dazu. Ich rührte diesen önologischen Jugendleichtsinn kräftig, bevor ich mir dann den ersten Schluck gönnte. Manchmal durfte ich am Sonntagmittag einen kleinen Schluck vom Dôle (Walliser Rotwein) von Mutters, mit dem reichlichen Ornamenten verzierten Glas probieren. Und noch ein drittes Weintraining fand bereits in meiner Jugendzeit statt: Zu Sylvester gab es für uns immer süssperligen, billigen Asti Spumante.  

In den folgenden 40 Jahren lerne ich den Wein stufenweise kennen und schätzen. Mit Respekt und Ehrfurcht begegne ich jedem Tropfen. Dabei unterscheide ich klar zwischen Arbeit und Vergnügen. Junge Weine sind Arbeit – reife sind Vergnügen. So einfach trenne ich diese Situation. Bei jungen Weinen bin ich mich gewohnt zu taxieren, notieren, punktieren, manchmal auch zu kritisieren. Bei Gereiften versuche ich intensiv und bewusst ganz und gar der Geniesser zu sein.

Vor ein paar Jahren fragte ich einmal Pomerols berühmtesten Châteaubesitzer Christian Moueix bei einem Mittagessen, wie er es mit dem Weinkonsum halte. Seine Antwort kam postwendend. «Es gibt für mich, ausser dem Frühstück, keine Mahlzeit ohne Wein.»  Ähnlich formulierte es Robert Mondavi bei der Einweihung von der Opus One Winery im Napa Valley vor gut 20 Jahren. «Ein gutes Essen ohne Wein ist nicht wirklich ein gutes Essen!»

Auch ich bin tendenziell ein Esstrinker. Es ärgert mich zuweilen, wenn mir während dem Essen der Wein ausgeht. Dann warte ich, bis es Nachschub gibt und esse erst dann wieder weiter. Die zwei Dinge passen halt einfach so wunderschön zusammen. 

Mit Wein wird jedes Essen besser. Dieselbe Erfahrung machte ich schon, als ich etwa 20 Jahre alt war. Damals war ich ein junger, frisch ausgelernter Koch und wollte das Gastgebertum eigenhändig, im kleinen Kreis, lernen. Ich lud meine Freunde zu mir in die kleine Junggesellenbude ein und knüpfte jeweils jedem «Gast» stolze hundert Franken (ca. 80 Euro) für einen Abend ab. Dafür wurden meine Freunde von mir fürstlich bekocht und ich kaufte dazu damals schon relativ teure Weine. In einem Album verewigte ich dann das gekochte Menu und klebte die Etiketten der getrunkenen Weine mit einem kleinen Kommentar dazu ein. 

Ja – damals konnte man praktisch alle Etiketten noch ganz einfach ablösen indem man die Flaschen ein paar Stunden lang ins kalte Wasser legte. Nur an eine Etikette erinnere ich mich noch, bei der ich das nicht schaffte. Es war ein Château Brane-Cantenac aus Margaux. Dieser hatte (und hat auch heute noch…) ein goldenes Etikett. Auch nach einem Tag im Kaltwasserbad klebte das Ding noch ganz hartnäckig an der Flasche. Da ich auch diese Erinnerung unbedingt in mein Album kleben wollte, wählte ich eine schliesslich Rosskur. Ich nahm eine ganz hohe Pfanne voll Wasser, legte die Flasche hinein und liess das Experiment eine Stunde kochen. Das Resultat war verblüffend; das Etikett war weiss geworden und das Kochwasser golden.     

Heute sind meine Weinnotizen wesentlich intensiver geworden – dafür klebe ich keine Etiketten mehr ein. Und es gibt auch jedes Jahr immer eine klar definierte Zeit, in der ich meinen monatlichen Weingenuss konsequent etwas reduziere.

Das ist immer im Februar. Der hat am wenigsten Tage!  

***********************************************************

MALBEC: EIN SEITENSPRUNG MIT FOLGEN

«Mit jedem Seitensprung wächst die Treue!» Diese mutige Aussage stammt von dem bekannten Schauspieler Mario Adorf. Ob seine Frau wohl auch so denkt? Doch lassen wir das. Bei mir geht es um einen ganz anderen Seitensprung. Nicht dass ich jetzt meinem geliebten Bordeaux untreu werde. Aber ich habe eine neue Liebe (wieder-) entdeckt. Und ich plane jetzt ganz bewusst künftige Seitensprünge…

Wann haben Sie das letzte Mal gemalbect?

Heuer war ich das dritte Mal in meinem Leben Argentinien. Und jedes Mal verliebe ich mich dort wieder neu in den Malbec. Und eine geraume Zeit später vergesse ich ihn dann irgendwie wieder. Er kommt mir nicht einmal wieder in den Sinn, wenn ich in einer Weinkarte blättere. Dabei wäre ein sehr guter Malbec in der verteuerten Weinzeit heutzutage eine geniale und vor allem budgetbewusste Alternative ohne Genussverminderung. Denn diese roten Argentinier schreien nicht automatisch nach Tex-Mex-Küche. Nein – sie würden auch hervorragend zu hoch stehender Europaküche passen. Wie kann man da den Malbec immer wieder vergessen? Schäm Dich Gabriel!

Und das ist sehr dumm von mir, denn ich müsste es ja besser wissen. Für Mövenpick kaufte ich in meiner Zeit als Chefeinkäufer jahrelang Unmengen von Malbec’s in allen Variationen. Bereits die einfachen, respektive günstigen sind in der Regel schon sehr gut. Also ist das eine Rebsorte die von billig bis teuer viel Spass und Genuss liefern kann. Und wenn ich die möglicherweise allerbesten Malbec’s mit dem Rest der kokettierenden Premium-Wein-Welt vergleiche, so schneiden diese Mendoza-Tintos oft mit dem allerbesten Preis-Leistungsverhältnis ab. Also müssten jetzt spätestens jene, die ob der Preisentwicklung in Bordeaux und in Kalifornien schon längst die Faust im Sack machen, langsam hellhörig werden…    

Vor mehr als 20 Jahren lernte ich den antiken Meilenstein des Argentinischen Malbec kennen: 1977 Estrella von der Bodega Weinert. Davon habe ich noch ein paar wohl gehütete Flaschen in meinem Keller. Grad kürzlich öffnete ich eine solche Flasche als ich unter dem Titel «Die besten Weine der Welt» etwa 20 Topweine öffnete. Nebst legendären Bordeaux’ waren auch ein paar «Ausländer» dabei. 1974 Martha’s zum Beispiel und der 1971 Grange von Pendfolds. Und eben – der 1997 Estrella. Hier eine Reminiszenz dieses Eindruckes…

1977 Estrella Bodegas Weinert, Argentinien: Noch recht jugendliche Farbe. Malzige Kräuternoten, sanft buttrig im Ansatz, rotes Pflaumenmus und ein Hauch Kaffee, feinsüsse Colheitaportnuancen. Cremiger, saftiger, eleganter Gaumen, samtene Tannine, veloursartiger Fluss, gebündeltes Finale mit einem Hauch Malmsey-Maderia und getrockneten Feigen im druckvollen Finish. Ein grossartiger Wein der von der Klasse her absolut in diese Weltweinprobe passte. Hält sich noch lange auf diesem Niveau. 19/20 trinken

Revolution bei den Weissen – Evolution bei den Roten

Jetzt war ich, anfangs 2012 für ein paar Tage mit Freunden in Mendoza und Buenos Aires. Bei Visiten diverser Bodegas und Restaurantbesuchen lernten wir alle Facetten des Argentinischen Weinangebotes kennen. Die Weissweine sind – gegenüber meinen früheren Eindrücken – revolutionär besser als noch vor ein paar Jahren. War ja auch einfach. Von ziemlich gelben, apfeligen Pfützen, sind diese zu frisch-fruchtigen, fein pfeffrigen Weissweinen mutiert. Klar machen die Winzer auch legale Raubkopien von Sauvignon Blanc und Chardonnay in Hülle und Fülle. Wer aber etwas autochtones erleben will, der schaut sich mal nach einer Flasche Torrontes um. Das ist eine Art parfümierter Gewürtztraminer-light.

Zu den Rotweinen: Lassen wir mal alle anderen Rebsorten beiseite und schwärmen vom Malbec und von Malbec-Blends.

Wir waren da mit ein paar ganz eingefleischten Bordeaux-Fans unterwegs. Und alle mutierten von Saulus zu Paulus. Gabriel inklusive. Es war das erste Mal in 20 Jahren Ferien, bei denen ich nicht Heimweh nach Bordeaux bekam. 

Da waren nämlich sehr viele grossartige Rotweine aus dieser unterschätzen, oder immer noch zu wenig bekannten Malbectraube dabei. Die Preise sind in den meisten Fällen sehr vernünftig und fast alle der bestellten Weine bewegten sich locker im 17- bis 18 Punktebereich. Ein paar sogar noch höher. Den Topjahrgängen von Catena Zapata, Felipe Rutini und ein paar anderen Topweinen der besten Wineries kann man in deren bestem Alter durchaus oft 19-Punkte und vielleicht sogar die maximale Punktezahl zumuten. Also sind dies mögliche Jahrhundertweine mit Kultpotential. Und danach werde ich jetzt unablässig suchen… 

Zugegeben, auch hier gibt es – wie in jeder bekannten Weinregion – ein paar Bluffer und önolgische Konfitüren. Ein paar dieser Aufschneider schmeckten wie «Nearly-Amarones» mit den fettleibigen Körperkonturen eines Sumo-Ringers. Ein Blick aufs Rückenetikett entlarvte dann diese Schwerenöter definitiv. Denn nicht selten stand bei der Alkoholdeklaration die Zahl 15, manchmal gar 16!

Es kann – aber muss nicht nur Malbec sein! Hauptsache viel Malbec, dann vielleicht noch etwas Cabernet Sauvignon oder auch ein Quäntchen Syrah oder Petit Verdot. Es darf auch Spuren von Merlot im Blend drin haben. Aber wichtig ist immer sehr viel Malbec. Dies ist die absolute Bedingung für meine emotionelle Lobeshymne! Und findet man dann einen ganz grossen, etwa 10jährigen Malbec, dann erlebt man einen genialen Weltklassewein, der nur in Argentinien so vollkommen produziert werden kann. Auch wenn da gewisse Aromenkonturen an einen trüffeligen Pomerol, an einen tiefgründig-korinthigen Pessac, einen kräutrigen Napa oder auch an einen tabakigen Rhône-Klassiker erinnern mögen. Und wenn auch die Aromatik bei einem bewegten Rotweinerlebnis sicherlich eine wichtige Rolle spielen, so kann ein legendärer Malbec auch wie ein vinöser Tango sein. Tief emotionell bewegend, die Genuss-Seele aufwühlend, sämtliche Sinne berauschend. Tempramentvoll und melanchonisch gleichzeitig.  

***********************************************************

CLOS DE LOS SIETE: ARGENTINISCHER BUDGET-WELTMEISTER

Vielleicht haben Sie, aufgrund meiner öffentlichen Liebeserklärung zum Malbec, Lust bekommen bei verschiedenen Weinhandlungen ein paar Einzelflaschen zu ordern. Dann hauen Sie doch dazu ein kräftiges Steak in die Pfanne oder – noch besser – legen Sie ein grosses Stück von einem gut gelagertem Rind auf den Holzkohle-Grill. Laden Sie ein paar Freunde ein und lassen sich an diesem vielleicht besonderen Tag von dieser grossen, aber halt in noblen Weinkreisen noch zu wenig präsenten Rebsorte bezirzen.

Wenn Sie daraus weinklug geworden sind, dann kaufen Sie sich von den nach Ihrem Geschmack besten Malbec’s sofort ein paar Kartons und legen diese für ein paar Jahre in den Keller. Sie werden diese Aktion garantiert nie im Leben bereuen. 

Und wenn Sie weder degustieren, noch einladen, noch grillieren, noch warten wollen, dann kaufen Sie sich den nachfolgenden, genialen Argentinier mit französischem Akzent. Sieben französische Investoren (die meisten davon sind bekannte Châteaubesitzer in Bordeaux…) lancieren seit gut 10 Jahren unter der Regie vom omnipräsenten Star-Önologen Michel Rolland den Clos de los Siete. Es ist eine schier unglaubliche Erfolgsgeschichte. Die jährliche Produktion liegt aktuell bei 1,2 Millionen Flaschen. Tendenz steigend! Und das ist gut so, denn dieser Mega-Value ist praktisch immer schnell ausverkauft. Hier drin liegt der Beweis, welches unglaubliche Potential in Argentinischen Rotweinen steckt und dass man Qualität multiplizieren kann, wenn man über die richtige Grundlage verfügt. Die Investition in die brach liegende Steppe in der Region Vista Flores im Valle de Uco, rund 120 Kilometer südlich von Mendoza, ging vollends auf. Hier wird künftig neue Weingeschichte geschrieben. Wer den Clos de los Siete kauft, kriegt dramatisch mehr Weingenuss als er dafür bezahlen muss!

2008 Clos de los Siete: 56 % Malbec, 21 % Merlot, 11 % Syrah, 10 % Cabernet Sauvignon 2 % Petit Verdot. Sehr dunkles, tiefes Rot mit violett-schwarzen Reflexen. Warmes Beerenbouquet, viel Brombeeren und Black-Currant, Pumpernickelbrot, schwarze Brotkruste. Saftiger Gaumen, feines Extrakt, Holundernote und schwarze Pfefferkörner, zeigt sich schon in der Jugend sehr harmonisch mit tollem, aromatischem Finale. Man kann ihn jetzt schon geniessen. Seine Hochblüte hat er wohl in etwa 4 Jahren. 18/20 trinken – 2019

***********************************************************


1985 und 1989 Felipe Rutini - ein Stück von
Argentiniens Weingeschichte

DIE BESTE WEINKARTE IN BUENOS AIRES

Verschiedene Reiseführer proklamieren verschiedene «beste Weinkarten» in Buenos Aires. Während dem kurzen Aufenthalt in Argentiniens pulsierender Hauptstadt besuchten wir und unsere Freunde verschiedene Toprestaurants. Immer mit dem Augenmerk auf ein möglichst gutes Weinangebot. Für die besten Argentinischen Topweine muss man da schnell mal zwei, dreihundert Franken auf den Tisch legen. 

Am letzten Abend buchten wir einen grossen Tisch im Oviedo. Das Restaurant liegt rund eine Viertel-Taxistunde vom Zentrum entfernt. Ein Weg, welcher sich absolut lohnte. Das Restaurant ist im antiken, italienischen Stil gebaut. Die Kellner alle in schwarz, besonders freundlich und – wie sich zeigte – auch sehr weinkompetent. 
 
Ein Blick in die Weinkarte deutete zwar auf ein gutes, aber nicht besonders grosses Sortiment hin und wir wählten daraus den fantastischen 2009 Chardonnay Luca Altos de Mendoza. Es war der teuerste Weisswein auf der Karte und schwupp brachte der Kellner uns eine andere, wesentlich grössere Weinkarte. Dieses halbgeheime Weinangebot entpuppte sich als wahrer Fundus von absolut raren, reifen Topraritäten aus dem Maradonna-Land. Der beste Wein des Abends und gleichzeitig das allergrösste Weinerlebnis während des ganzen Ferientrips von Chile über Argentinien und Brasilien: 1991 Catena Zapata!!! Nach 20 Jahren Flaschenreife ist dieser äusserst charmante, legendäre Malbec auf einem exorbitanten Höhepunkt, voller Süsse und Geschmeidigkeit mit einer unglaublichen Harmonie, Erhabenheit, Grösse und Klasse. Weltklasse – nota bene! 20/20. 

Den gleichen Wein sah ich am anderen Tag im Wineshop von Nicolas Levy (www.grandcru.com.ar) für den doppelten Preis. Dies erklärt die äusserst attraktiven Preise vom Oviedo noch viel mehr. Kein Wunder also, dass wir die Chance packten und in die Archivkiste griffen. Die bisherigen Rotweine kamen nämlich alle herrlich kühl auf den Tisch und später hatte ich die Gelegenheit den Weinkeller zu besichtigen, alles tadellos perfekt gelagert.             

Also war es ein kleines Risiko sich an zwei besonders alte Flaschen heran zu wagen. Und wir erlebten mit dem 1985 und 1989 Malbec von Felipe Rutini ein Stück Argentinischer Weinhistorie. Vom Stil her eher traditionell vom artisanalen Grundgeschmack her, vielleicht mehr mit einem reifen, grossen Cabernet von Heitz zu vergleichen als mit einem Bordeaux. Herrlich minzig, malzig mit rotbeerigen Fruchtresten, dann auf wilden Rosmarin drehend und enorm viel Kräuter in Form von Appenzeller Likör oder sogar auch Jägermeister. Im Gaumen mit fragiler Konsistenz aber noch durchaus sehr gut trinkbar. Wer solch reife Mendoza-Legenden trinken darf, kann das heutige Potential von den besten Argentiniern viel besser verstehen. Beide Weine hätte ich wohl mit 19-Punkten taxiert, wenn ich analytisch degustiert hätte. Aber mir war nicht zum Degustieren, mir war zum Geniessen. Schliesslich hatte ich Ferien!

A must in Buenos Aires for lovers o great wines! www.oviedoresto.com.ar

***********************************************************

Jetzt neu - ergänzend zu den Südamerikanischen Wein-Eindrücken - auf www.bxtotal.com unter Tastingberichte: Cheval des Andes, Almaviva, Chadwick's Best 

***********************************************************

GIBT ES GUTE WEINE IN BRASILIEN?

Die Weissen könne man vergessen, meinte der Taxifahrer, als wir das Thema Wein anschnitten. Es sei zu warm und deshalb seien fast alle gelb und plump. Das war zwar ein Pauschalurteil aber irgendwie schien dies bei den wenigen Kontakten zuzutreffen. Also versuchten wir wenigstens ab und zu ein paar Rotweine in den diversen Restaurants.

Diese Neugier artete fast in Masochismus aus. Weder ältere noch jüngere Tropfen wussten zu gefallen. Den Beurteilungsmodus – in ein Wort zusammengefasst – war etwa zwischen «mässig» bis «saumässig». Als wir es bereits aufgeben wollten, sah ich auf der Weinkarte des nobel-teuren Restaurant Cipriani im Copacabana Palace in Rio de Janeiro den Lotte 43. Ich musste die Tischrunde richtig überreden, diesen Merlot-Cabernet-Blend zu probieren. Schon vor der Abreise hatte ich von meinem Freund Bärti Stocker gehört, dass dies einer der besten, wenn nicht gar der beste rote Brasilianer sein soll. Das Erlebte war dann immerhin ein Achtungserfolg. 

2008 Lotte 43, Miolo: (Merlot-Cabernet). Funkelndes Rubin von mittlerer Tiefe. Floraler Nasenbeginn, leicht unterreif zwar, aber mit schöner Würze. Mehr Würze wie Frucht eigentlich. Im Gaumen eine feine Schwarzschokobitterkeit im Extrakt zeigend, rote Pflaumenschalen, etwas Tabak, eher vordergründig, bei mittelschlankem Körper aber irgendwie doch mit einem Potential ausgestattet, dass man die Genussreife etwa in zwei, drei Jahren vermuten darf. 17/20 trinken – 2016

***********************************************************


Das Weinbörse-Team trauert um Peter Bertschinger.

Partner, Auktionator, Einschätzer.

Er hat die Weinbörse in den letzten
25 Jahren massgeblich geprägt  

Die Erinnerung ist das einzige Paradies aus dem wir nie vertrieben werden können.

Als Karin und ich vor sechs Jahren wieder einmal bei Bertschinger's zu Gast waren, öffnete Peter den 1874 Mouton Rothschild. Das war und ist mein bisher ältestes Mouton-Erlebnis. Er bekannte sich immer wieder als Mouton-Fan. Nicht wegen dem Etikett, sondern wegen dem Inhalt.

Als Erinnerung lasse ich diesen Abend noch einmal Revue passieren:
06: Von der Fagilität in die Zeitlosigkeit. Peter Bertschinger öffnete diese Flasche an einem lauen Sommerabend bei sich zu Hause in Giebenach. Einfach so. Oder gerade eben deshalb! Wie auch immer. Dabei zu sein war hier mehr als Alles. Und wenn Sie die ersten Eindrücke lesen, dann neigt man vorschnell dazu zu sagen: «das war wohl Nix». Doch gerade eben brauchen alten Weine Verständnis, Musse und Zeit. Also beginnen wir von vorn. Die Flaschenfüllung war für dieses Alter geradzu optimal; obere Schulter. Der Korken zwar entsprechend dem Alter genügend brüchig um das Öffnen zur Notoperation zu erklären. Doch dann ging es los. Die Farbe dunkel, recht braun mit wenigen noch roten Reflexen. Zuerst altes Fass in der Nase zeigend, nasse Wolldecke, Todesssüse und dämpfender Waldboden, später Kampfer, getrocknete Steinpilze, dann Rosenholz und immer mehr Fruchtspuren. Im Gaumen spürte man immer noch stützende Tannine, die geschliffen waren und sich mit dem milden Extrakt verbanden, ziemlich komplex von der Fülle her, viel mehr Süse als in der Nase aufweisend, wieder deutliche Rosen- und auch Süssholznoten, dunkles Malz, schwarze Schokolade, getrockneter Thymian, Pumpernickel und wilde Minze. Der Wein hielt sich nicht nur an der Luft, sondern er verbesserte sich fast 30 Minuten lang. Von der Sonderklasse her bewies dieser mehr als 130 jährige Wein, dass Mouton schon damals auf Premier-Grand-Cru-Niveau lag. Nicht erst 100 Jahre später. Er wurde ja 1973 vom Deuxième auf Premier gestuft. «Danke Peter, dass Du diese so honorige Flasche in einem so kleinen Kreis geöffnet hattest, dass wir auch noch ein zweites, gut gefülltes Glas davon erhielten.»

***********************************************************

BORDEAUX 1979: VERGESSEN – ABER NICHT VERGAMMELT

Viele Leser dieses Artikels werden wohl keine Bouteillen von diesem Jahrgang mehr im Keller haben und froh darüber sein. Bei mir ist es umgekehrt. Ich habe noch ein paar wenige Flaschen vom Bordeaux 1979 und bin froh darüber…

Wenn Sie eingeladen wären, würden Sie dann lieber eine Magnum vom Château Pétrus auf dem Tisch sehen oder nur ein halbes Fläschchen? Dumme Frage! Logisch, lieber eine Magnum. Wir waren froh, dass es nur eine halbes Schöppli war. Warum? Wir waren uns nicht sicher ob der Wein korkte oder einfach unsauber war. Als ich, um mich auf die Verkostungsnotiz einzujustieren, in meinen früheren Beschrieben im Access wühlte, zeigten die bisherigen Erfahrungen eine Achterbahn von wenig Höhen und vielen Tiefen. Also gibt es sehr unterschiedliche Flaschen, die meisten enttäuschen. So wie auch diese jetzige «Mini-Magnum».

Beim La Louvière blanc, den ich als Auftakt plante wusste ich es schon beim Dekantieren. Es roch ranzig in der Nase. Als ich den Wein dann am Gästetisch zelebrierte, war die Farbe Goldgelb mit mattem Schimmer. Also schon im Auge mit Warnsignal versehen. Die Nase plump, stark oxydativ, noch etwas altes Cerealienbouquet und Nuancen von Curry, aber doch fruchtlos in seiner Sherryagonie. Im Gaumen wie ein lascher Brottrunk, kein Weingeschmack mehr, immerhin fand ich im Finale noch etwas billigen Küchenmadeira. Aber das war’s dann schon. Also bewertungslos – weil untrinkbar.

Vier tolle, noch sehr gute bis grossartige 79er: Canon, L'Eglise-Clinet, Margaux und Haut-Brion auf www.bxtotal.com.

***********************************************************

NEUER INSIDER-SKANDAL; NACH PHILIPPE HILDEBRAND HAT ES JETZT AUCH THOMAS BUCHELI VON SF-METEO ERWISCHT

Und wieder deckt die "Weltwoche" eine unerhörte Geschichte auf.
Gemäss Recherchen der oben genannten Zeitung, soll ein Informant den SRG-Generaldirektor Roger de Weck darüber ins Bild gesetzt haben, dass SF-Meteorologe Thomas Bucheli an einem hochbrisanten Insiderdeal beteilligt gewesen sein soll.

Konkret geht es darum, dass Buchelis Frau Mitte Dezember in einem Pneuhaus in Zürich-Altstetten neue Winterreifen gekauft haben soll und zwar genau einen Tag bevor es zum ersten Mal bis ins Flachland geschneit hat.

Dieser Reifenhandel wirft natürlich viele Fragen auf:
- Hat Buchelis Frau vom bevorstehenden Schneefall gewusst?
- Hat Thomas Bucheli selbst den Reifendeal eingefädelt?
- Wer hat alles von der ganzen Sache profitiert?
- Eins ist auf jeden Fall klar. Die Sache stinkt zum Himmel!

Höchst Pikant ist, dass der Informant (ein Hilfsarbeiter des Pneuhauses) mit seinen Beweisen zuerst zum obersten Muotathaler Wetterfrosch Hans-Heiri Tresch (ein seit Jahren vehementer Kritiker von Bucheli) ging, und dieser wiederum spielte die "Reifenakte"  der "Weltwoche" und danach Roger de Weck zu.

Was wiederum die Schlussfolgerung zulässt, dass sich Hans-Heiri Tresch den Moderationsposten auf dem Dach im Studio Leutschenbach unter den Nagel reissen will. Da Tresch im Moment "in der Zeit des Schweigens" ist, war keine Stellungnahme von ihm zu erhalten.

Thomas Bucheli seinerseits weist alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe vehement zurück. Eine Blitz-Umfrage von 20minuten Online hat übrigens ergeben,
das 98% der Userinnen und User nicht wissen, wer Thomas Bucheli ist, was Roger de Weck wiederum auf die sinkenden Einschaltquoten zurückführte.

***********************************************************


Spass mit Gabriel-Glas!

Der weltberühmte Oenologe Michel Rolland trinkt anlässlich der Masseto & Péby-Faugères-Degustation aus der Gold-Edition...

MASSETO, PEBY & PIRATEN: STAR WARS IM MERLOT-ALL

1977 wurde der Film Krieg der Sterne von George Lucas erstmals in amerikanischen Kinos ausgestrahlt. 1986 entschied sich Lodovico Antinori auf Tenuta dell’Ornellaia erstmals einen Merlot separat abzufüllen, welcher dann ein Jahr später Masseto hiess. 1998 lancierte die damalige Besitzerin von Château Faugères in Saint Emillion, Corinne Guisez, zu Ehren ihres verstorbenen Mannes Pierre Bernard den Péby Faugères.

Dies ist die Chronologie von drei verschiedenen Dingen, welche im Prinzip wenig miteinander zu tun haben. Im Prinzip! Im Wesentlichen handelt Star Wars vom ständig andauernden Kampf zwischen Gut und Böse. Und wenn man zwei mondiale Top-Merlot gegenüberstellt, dann kommt auch sehr schnell die Frage auf, wer jetzt der Gute und wer der Böse sein könnte. 

Dabei war der Titel dieser legendären Degustation noch ganz friedlich aufgebaut: «Péby Faugères meets Masseto». Also war ein genüssliches Aufeinandertreffen dieser beiden Merlot- Kontrahenten im Restaurant Old Swiss House in Luzern geplant. Doch ein Blick auf die Gästeliste zeigte; dass sehr viele bekannte, angefressene Weinfreaks aus ganz Europa kampfeslustig an diese beeindruckende Blindverkostung antrabten.

Der Masseto scheint in den ersten 10 Jahren die Merlotfrucht wie fast kein anderer Rotwein der Welt im Bouquet und auch im Gaumen zu versprühen. Doch ist die Frucht einmal weg, kommt nicht mehr viel nach und die Star-Allüren verblassen schnell. So brutal diese Behauptung auch tönt; aber die Jahrgänge 1998, 1999 und auch schon der 2000er leiden unter einer deutlich spürbaren Genuss-Agonie. Die qualitativen Schwankungen zwischen den ganz grossen Masseto’s (2001, 2004 und 2007) gegenüber den schwierigeren Jahrgängen sind gewaltig. Doch die Attraktivität ist ungebrochen und Masseto ist unter allen Top-Merlot der Welt momentan der absolute Superstar.

Der Péby ist nur in warmen und heissen Jahren mit einer ähnlich attraktiven Primärfrucht ausgestattet. Die klassischen Jahrgänge sind oft verschlossen und verlangen nach sehr langer Dekantierzeit oder Flaschenreife. Die schwierigen Jahrgänge sind – im Gegensatz zu seinem toskanischen Sparringpartner – meist wunderschön und mehr als nur gefällig. Das Potential dieses vielleicht noch zu wenig bekannten Merlot-Stars ist beträchtlich und ist der Wein einmal in seiner ersten Reife, verliert er das bombige und balanciert sich zwischen Frucht und Terroir. Etwas was man einem reinsortigen Merlot in Saint Emilion bisher nur wenig zugemutet hatte. Aber die Entwicklung vom Péby 1998 und 2000 bestätigen diese Theorie.

Alle Degustationsnotizen und die restlichen Eindrücke: www.bxtotal.com

Einen Tag später fand dann der Mouton-Memory-Abend, ebenfalls im Old Swiss House in Luzern im gleichen Restaurant statt. Damit Sie sehen, wie so eine Probe auf bxtotal aussieht. Hier ein Gratis-PDF als Januargeschenk. 

***********************************************************

VIER GROSSE TESSINER UND EIN TOSKANA-JOKER

Die Tessiner Rotweine werden immer besser. Nicht wenige davon haben heute Weltklasseformat. Doch mit der Qualität steigt auch die Lebensdauer. Was an sich positiv tönt, kann zu Genussverzögerungen führen… 

Es standen vier Tessiner vom Jahrgang 2005 auf dem Tisch und ein Pirat. Letzterer war schnell gefunden, doch die Suche nach den möglichen Produktions-Quellen der vier Rotweinen aus der helvetischen Sonnenstube war recht schwierig.

Ich liess es gleich bleiben und konzentrierte mich auf deren Eigenschaften, welche dann zu den nachfolgenden Beschreibungen führten. Doch auch dies war nicht einfach, denn der Jahrgang 2005 entwickelt sich offensichtlich langsamer als angenommen und bei den Topweinen, scheint immer noch längeres Dekantieren oder gar Warten angesagt.  

Als wir das Lokal betraten, waren die Weine bereits in Karaffen gefüllt und standen auf dem Tisch. Wo? Im Restaurant Trogen im Nidwaldnerischen Obbürgen. Dort kocht Madeleine Müller auf mindestens so hohem Niveau wie der Betrieb am bergigen Bürgenstock liegt.

Mit einem Dank für die Freundschaft und diese spannenden Abend und die Einladung geht hier an ein paar Obwaldner Weinfreunde.

Voller Finessen ist der 2005 Castello Luigi im Prinzip – wenn er nicht so wahnsinnig verschlossen wäre. Er begann zurückhaltend und war eigentlich bis zum Schluss nicht ganz geöffnet, er scheint sehr langsam zu reifen und scheint irgendwie noch unfertig. 19/20 2014 – 2025

Beim zweiten Wein zeigte sich die Vinifikation etwas stärker als das Grundprodukt. Der lange Ausbau von 36 Monaten waren am 2005 Trentasei Gialdi nicht spurlos vorüber gegangen. So zeigten sich sehr viele Röstaromen, welche Konturen von Caramel und Vanilleschoten aufwiesen. Aber sein Sex-Appeal macht für Liebhaber solcher Weine den gewissen Typizitätsmangel ziemlich wett. 18/20 trinken – 2022

Für mich war der dritte Wein momentan der Beste! Zumindest aktuell. Doch ich hatte den 2005 Vinattieri ja schon von Beginn weg so hoch bewertet. Hier findet man dunkles Cassis, Earl-Greyteenoten, reife Pflaumen und eine ziemlich fleischige Merlotkonsistenz im sehr komplexen Gaumen. 19/20 trinken – 2024

Die Nase vom 2005 Canto della Terra Cantina Monti war ziemlich kompottig zu Beginn und zeigte Aromen von Lebkuchen, Tabak und Szechuanpfefferkörner. Der Gaumen samtig, stoffig, die Reserven zeigen sich in Form von etwas körnigem Extrakt, welches auf der Zunge zurückbleibt. Wir wohl wieder zulegen in seiner vollen Reife. 18/20 trinken – 2024

Der Pirat war einfach herauszufinden, denn er hob sich von den tessinigen Merlot’s ziemlich ab. Dies, obwohl es sich hier auch um einen Merlot handelt. Wer den 2005 Tua Rita Redigaffi im Glas hat, muss sich anschnallen. Hier geht die Post ab. Das Bouquet ist so intensiv, dass es gleich zu Kopf steigt, man findet Pulverkaffe, Rosinen, Portnuancen und Cassisdrops. Der Gaumen ist trockensüss mit massivem Gerbstoffbeschlag, das macht ihn fleischig aber auch ziemlich fordernd. Ein Wein zwischen Vinifikationsgrenze und Genialität – je nach Betrachtungsweise. Strafen darf man ihn deshalb nicht. Aber man muss ihn gleich zu Anfang an beschreiben, denn das Ding fährt gefährlich schnell ein und ist ziemlich Sinne berauschend. 19/20 trinken – 2022

***********************************************************

NEUJAHRSBRÄUCHE WELTWEIT

In Mitteleuropa weit verbreitet sind Speisen aus Schweinefleisch, wie Schweinskopf oder "Saurüssel", die Glück bringen sollen.

Als Süssigkeit verzehrt man Marzipanschweinchen aber auch Backwaren wie Früchtebrot oder die sogen. Neujahrsbrote, in die oft einzelne Münzen eingebacken werden.

Geflügel hingegen sollte zu Neujahr in gar keinem Falle verzehrt werden, da das Glück sonst hinweg fliegt. Eine Ausnahme bilden die Rheinländer, die mit der Neujahrsgans ihrem Schicksal trotzen wollen.

Bei den Griechen gibt es das Basiliusbrot, in welches sie einzelne Münzen einbacken.

In manchen Teilen Englands backt man dreieckige Törtchen, die mit Faschiertem (Hackfleisch) gefüllt und als Geschenke weitergegeben werden.

In England ist es darüber hinaus üblich, daß sich die Nachbarn am Neujahrstag besuchen und gemeinsam selbstgebackenen Kuchen mit Wein verzehren.

In Schottland dagegen serviert man den sogenannten Schwarzen Laib (Black Bun). In gemütlicher Freundesrunde werden Haggis, gefüllte Schafsmägen, verspeist. Das Ganze wird mit reichlich Whisky heruntergespült.

In Russland verzehrt man Borschtsch und Kutya, letzteres ist ein Porridge-ähnliches Gericht aus Weizen- und anderen Getreidekörnen, die für Hoffnung stehen, sowie Honig und Mohn, die Freude und Erfolg bescheren sollen.

In Israel sollen süsse Äpfel in Honig als Neujahrsspeise die Hoffnung ausdrücken, daß das neue Jahr süss werden möge.

In Spanien wird zu jedem mitternächtlichen Glockenschlag eine Weintraube gegessen. Beim 12. Schlag, bevor man sich umarmt und beglückwünscht, muß dann alles verspeist sein, will man nicht Unglück im neuen Jahr haben.

In der Schweiz, also genauer gesagt in der Ortschaft Gunzwil, in einem kleinen Quartier, da zerschlägt man Anfangs Jahr eine Magnumflasche Château La Mission Haut-Brion 1959. Dies deshalb, weil Scherben bekanntlich Glück bringen.

Hier ein Bild von diesem eher fragwürdigen Brauchtum.

***********************************************************


Ein Bild für Schleckmäuler
Crêpe Suzette und Château d'Yquem, genossen im Restaurant Kreuz in Emmen.
Ich musste gleich zum ersten Mal meine guten Vorsätze über Bord werfen. Wer kann da schon widerstehen?



CRÊPE SUZETTE UND CHÂTEAU D'YQUEM 1976

Die Crêpe Suzette ist eine bekannte französische Süssspeise. Ein dünner Pfannkuchen wird in einer Cointreau-Organgensauce flambiert...

Das Rezept wurde angeblich durch einen Zufall erfunden. Eine Anekdote beschreibt, dass am 31. Januar 1896 König Edward VII, im legendären Café de Paris in Monte Carlo zu Gast war. Der 14-jährige Kochlehrling Henri Charpentier sollte anlässlich einer Silvesterfeierlichkeit am Tisch Pfannkuchen machen. Doch während Charpentier die Sosse zubereitete, fing ein Likör plötzlich Feuer. Der Lehrling verzog keine Miene, probierte unauffällig, ob es gut schmeckt, tunkte die Crêpes in die entflammte Marinade, gab noch mehr Likör und Zucker hinzu und erklärte dem erstaunten Prinzen, dass dies ein neues Rezept sei. Edward
kostete und war begeistert.

Spontan soll Charpentier angeblich den Titel Crêpes Princesse zu Ehren des damaligen Prince of Wales erfunden haben, der aber geschmeichelt abwinkte; stattdessen sollten die Crêpes den Namen seiner schönen Begleiterin tragen – und das war an diesem Tag Suzette. 

1976 Château d’Yquem: Aus dem Keller von Yves Beck, weil er «nur» einen 93er Cheval beisteuern konnte. Goldene Farbe mit ocker Reflexen. Das Bouquet ist fett und vollsüss, zeigt dabei viel caramelisierte Orangenschalen, eingelegte Gelatine, Dörraprikosen, mit dabei; ein Hauch Bittermandel und Kumquats und nach 10 Minuten sogar noch etwas Minze, welche erfrischend wirkte. Im Gaumen dick und reich mit einer geballten Ladung von Rosinen. Ein wahrer Sauterneslikör, nahe einem buttonigen Tokajer. Mit dem fantastisch zubereiteten Crêpe Suzette eine Traumhochzeit. 19/20 trinken – 2050

***********************************************************

DAS KREUZ MIT DEM CHEVAL

Mittlerweile darf recht oft an irgend einer Flaschen-Party dabei sein. Ein Datum wird bestimmt. (In diesem Fall der 5. Januar). Ein passendes Lokal wird gesucht. (In diesem Fall das Restaurant Kreuz in Emmen). Ein Thema wird definiert. (In diesem Fall Cheval Blanc). 

Doch wir hatten mit diesem Cheval im Kreuz halt auch ein bisschen das Kreuz. Beim Jahrgang 1953 versprach die Farbe an sich viel, denn das Bild war fast schwarz mit grünlichen Bernsteinreflexen. Die war Nase zeigte sich aber despektierlich mit viel malzigen Essignoten. Trotzdem habe ich einen Schluck in den Gaumen genommen. Da war dieses Ding zwar interessant und zeigte auch eine ehemalige Grösse an. Die Flasche war aber doch definitiv nicht optimal und das befürchteten wir schon am Niveau mit tiefer Schulter. Man kann zwar eine Frau schöntrinken, aber diese Flasche konnte man nicht schönreden. Und 30 Jahre später; beim an sich sehr spannenden Cheval 1983 war da ein fieser Kork. Ich mag lieber, wenn ein Wein so richtig fest korkt. Da weiss man nämlich nicht, was man verpasst. Doch hier hatten wir es halt eben mit einem richtig «fiesen Kork» zu tun. Der war nämlich nur dezent, oben schwingend, zu spüren und so konnte man richtig gut nach empfinden, was dem geneigten Weinfreund da durch die önologischen Lappen ging. Und noch ein weiterer Ausfall war zu beklagen, diesmal beim Cheval 1966: Aufhellend, mit ziegelrotem Schimmer im Innern. Leider eine unsaubere Nase zeigend, korkig oder pilzig-verdorben. Grausliger Gaumen mit gärender Komposterde. Der Cheval 66er sollte eigentlich besser sein. Also: Kork!  

Doch es war reichlich Trost vorhanden. Denn den 12 Teilnehmern am Tisch blieben genau ein Dutzend tadellose Flaschen von diesem just futuristisch renovierten Premier-Grand Cru A aus Saint Emilion. Und als weiteres Trostpflaster waren da noch zwei geniale 1998er, in Form einer Normalflasche Château Figeac und einer schon fast legendären Magnum Château Ausone. Und es wäre noch ein weiterer 1998er auf dem Programm gestanden. Doch der Organisator André Kunz langte zwar in die betreffende Originalholzkiste, doch obwohl vorne auf dem Holzspiegel deutlich 1998 Château Canon La Gaffelière stand, waren da noch ein paar Flaschen vom 2000er drin. Und danach griff er halt und merkte es erst in an der Probe dem Entkorken. Alleine schon deshalb nehme ich immer meine Lesebrille mit, wenn ich in den Keller gehe. Ich bewertete ihn genau gleich, wie an der Fassprobe vor etwas mehr als 10 Jahren…

Zum süssen Finale gab es Crêpe Suzette und einen 1976 d'Yquem (siehe oben).

Wie die 12 guten Cheval Blanc's schmeckten? Sie wissen schon wo...  Hier 

***********************************************************

Ein neues
Jahr beginnt!

Bei Gabriels mit vielen Freunden und feinen Weinen.
2002 Honivogl Hirtzberger Doppelmagnum,
2005 Cabernet Sauvignon Widows Block Laibach Impériale...

***********************************************************

Mein 2012: Spannend und auch lebhaft! 
Bellerive – Home – Melchsee Frutt – Zürich – Santiago de Chile – Mendoza – Buenos Aires – Rio de Janeiro – Home – Mürren – Home – Wien – Home – Stuttgart – Home –Twann – Bellerive – Home – Berlin – Bordeaux – Bellerive – Home –München – Wachau – Zell am See – Salzburg – Home – Amsterdam – Home – Bordeaux – Bellerive – Home – Bordeaux – Valencia – Javea – Home – Wien – Burgenland – Carnuntum – Wachau – Wien – Home – Bellerive – Avignon – Hermitage – Lion – Bellerive – Home – Nizza – Ste. Maxime – Nizza – Home – Bellerive – Home- Wien – Wachau – Wien – Home – Bellerive – Luxemburg – Mosel – Sagy – Bellerive – Home – Tessin – Home – Malaga – Marbella – Home – Nürnberg - Home - Nizza – Ste. Maxime – Nizza – Home – Ludwigshafen – Home – Bordeaux – Home – Teneriffa – Home – Bordeaux – Home – Basel – Home – München - Biel – Risch – München - Home - Zürich – Home – Bonn – Home – Engelberg - Home - Bellerive   

***********************************************************

Geschichten, Weinerinnerungen und alles was im 2011 passiert ist:   Archiv