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Was so alles im Jahr 2024 bisher passierte ...


Mein Vorsatz für 2024? Die Einfachheit perfektionieren!

Informationen zu ganz vielen Weinerlebnissen und Lebenserkentnissen findet ihr auch im Archiv ...


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LANGER TISCH AM LANGER TASTINNG

Auf dem Bild sitzt der Gastgeber Robert Langer ganz hinten am Ende des langen Tisches. Er und seine Frau Carmen waren Gastgeber für die Weinfreunde Europa, welche sich für dieses besonders weinige Wochenende in diverse Flieger nach Kalifornien gesetzt hatten …
 
Der Auftakt für die drei Events fand in Wolfgang Puck’s Restaurant Cut in Los Angeles statt. Im Private Dining Room.
Auf dem Menu standen sieben Gänge. Mit Canapès. Main Lobster. Porchini mit Carnaroli Risotto. Braisiertem Kalbsbäggli. Taube nach Wellington Art. Rib Eye Steak mit Morchel Spätzle. Zum Finale; eine ganz besondere Erbeertorte. Mehr darüber später. Eigentlich war das fantastische Menu nur «Beilage».
Im Zentrum standen nämlich 24 Weinflaschen aus Robert Langer’s Privatkeller. Von sprudelig über weiss bis süss, was die hellen Farben der Weine betraf. Und mit roten Napa Weinen aus den ganz grossen US-Jahrgängen 1994 und 1974. Da jagte ein Höhepunkt den anderen. Zum Rätseln befand sich im Glas Nummer Vier jeweils ein ausländischer «Pirat» welcher blind serviert wurde.

Hier ein paar der vielen Eindrücke ...

1994 Screaming Eagle: Nicht auffallend von der Farbe her. Also mit «besonders dunkel» kann er nicht brillieren. So in Richtung; aufhellendes Rubin Granat. Hochfeines, superdelikates und vielschichtiges Bouquet; Holundernoten, Melisse, Oregano, rote Johannisbeeren, Thymian, Cassis, Minze. Was ich damit beschreiben will ist, dass sich Frucht und Kräuter nach und nach abwechseln und für eine gigantisch nasale Faszination sorgen. Im Gaumen superelegant, mit seidigen Tanninen unterwegs. An sich eigentlich nicht auffallend oder überbordend. Er besticht durch Finessen und Eleganz. Dies mit fast aristokratischer Zurückhaltung. So fällt er eigentlich in einem solchen Flight viel weniger auf, wie an Auktionen. Das ist der Tarif schon weit über 4000 Dollar. Nicht pro Kiste! Ein feinfühliger Degustator kann da aber schon mal ziemlich ausflippen. Von innen heraus! 20/20 trinken


Bild: Unger Weine

1974 Cabernet Sauvignon Reserve, Sterling: Etwas matt, aber mit ganz dunklem Weinrot in der Mitte. Konzentriertes, tiefgründiges Bouquet, Backpflaumen, Korinthen, schwarzer Rauch, Stielwürznoten, Pumpernickel Brot, Brazil Tabak und «törö»; schwarze Trüffel! Selten habe ich bei einem reifen Kalifornier eine so perfekte Terroir-Mineralität erlebt. Im Gaumen fest, kräftig und beeindruckend. Bis hin zum langen Finish, bei welchem sich alle nasalen Aromen nochmals wiederholten. Bereits der normale Sterling war an unserem 1974er Tasting in Zürich ein grosses Erlebnis. Dieser Reserve am Langer Event schlägt ihn aber nochmals in ganz beindruckender Art und Weise. Auch wenn ich schon oft das Gefühl hatte, dass sich alle grössten Weine dieser Welt schon in einem Glas vor mir befanden. An diesem Abend kam nochmals einer dazu! Und was für einer!!! 20/20 trinken   

P.S. Man beachte die damals deklarierten Volumenprozente unten rechts am Etikett..

DAMALS EISELE VINEYARD

Der Brand Conn Creek war schneller als die effektive Winery mit deren Rebbergen. So kaufte man für den Jahrgang 1974 noch die Trauben von Barbara und Milton Eisele (Silverado Trail). Daraus entstand eine Legende. Der damalige Winemaker John Henderson lieferte auf dem Rücketikett eine ausführliche Beschreibung. Mit einer zu erwartenden Genussreife so um 1982.
1974 Cabernet Sauvignon, Conn Creek: Immer noch sehr dunkel. Geballtes, konzentriertes und irgendwie trockensüsses, mineralisches Bouquet; Korinthen, dunkles Malz und Rauch. Geht gewaltig in die Tiefe. Im Gaumen fest, extrem konzentriert. Ein grosser, legendärer Napa mit Fleisch und Biss. Extrem langes Finish. Wow! 20/20 trinken

RIDGE: GENAUSO WIE IN ZÜRICH

Als ich meine handgekritzelten Notizen vom Tasting in Los Angeles mit meinem Eindrücken von der Degustation in Zürich vom Frühling verglich, gab es praktisch keine Unterschiede.

Also konnte ich Copy + Paste machen …


1974 Cabernet Sauvignon Monte Bello, Ridge: Wenn man den eingeschenkten Wein genau betrachtet, glaubt man es kaum. Immer noch sehr dunkel in himbeerrote Nuancen aufzeigend. Würziges, nussiges, ledriges Cabernet Bouquet. Im zweiten Ansatz Korinthen Teer und Trüffel. Die sekundäre Terroir Süsse fasziniert und verleiht dem Nasenbild eine barocke Süsse. Konzentrierter Gaumen mit Lakritze, dunklen Rosinen und Dörrbananen. Ein gigantischer Monte Bello der zu den fraglosen Meilensteinen dieses legendären Jahrganges gehört. 20/20 trinken


SEMILLON ODER CHARDONNAY
Zum Dessert kamen kleinere Flaschen zum Zug. Sine Qua Non ist bekannt für Diversität und Geheimniskrämerei. Wer, wie ich, mehr über die die süssen Editionen erfahren will, muss ordentlich surfen für Informationen. Am wenigsten erfährt man auf der offiziellen Webseite von Eliane und Manfred Krankl. www.sinequanon.ch
Zum süssen Finale wurde der 2004 Mr. K Strawman (100% Semillon) und der 2005 Mr.  K Noble Man (100% Chardonnay) serviert. Beide schmeckten, trotz unterschiedlichen Rebsorten ziemlich ähnlich. Die Süsse machts halt. Viel Malz und Rosinen mit einem Hauch Safran und Feigen, waren bei beiden im Spiel. Mir gefiel der 2005er wegen der aktiveren Säure um einen Punkt besser. (19/20).





TRIBUTE TO THOMMY DONATSCH
Eigentlich wollte der Malanser Winzer Martin Donatsch den ganzen Tripp mitmachen. Also auch die Weinreise ins Napa Valley. Doch leider verstarb sein Vater Thommy kurz vor diesem Unterfangen. Als Trost konnte er dann wenigstens am Langer-Wochenende in Los Angeles mit von der Partie sein.
An der letzten Weinbörse im Herbst ersteigerte Martin unter anderem den Château d’Yquem von Vaters Geburtsjahr 1949. Diese Flasche nahm er mit in die USA, um mit unseren Weinfreunden zu teilen. Es war ein stiller und tiefschürfender, emotioneller Akt.



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THE GREAT 1964 LANGER-TASTING IN LOS ANGELES

Die Weinfreunde Europa gingen fremd. Will heissen, ausserhalb des normalen Europa-Territoriums …

Nachdem der Einladungszyklus von jedem Weinfreund durch eine persönliche Einladung an alle übrigen Weinfreunde abgeschlossen war, stellte sich die Frage, ob wir nochmals eine Runde anhängen sollen. Der Tenor war ja. Robert Langer fragte, ob allenfalls ein «kleiner Ausflug» nach Los Angeles infrage käme. Parallel entstand die Idee, dass, wenn man das in Erwägung ziehen würde, man ja auch noch gleich einen weinigen Napa-Tripp in Erwägung ziehen könnte.

Die Idee nahm früh Formen an und so trafen sich ein Teil der Weinfreunde-Gruppe erst für Winery-Besichtigungen im Sonoma- und Napa Valley. Und am Wochenende darauf flogen alle in Los Angeles.

Dort wohnen Carmen und Robert Langer, wenn diese nicht grad in München sind. Robert regelte bis vor Kurzem die Finanzen vom Disney-Konzern und liess sich heuer zu seinem 60igsten Pensionieren. Wer zurückrechnet, dass der Event im Jahr 2024 stattfand, merkt schnell, dass es sich beim entkorkten Motto um seinen Geburtsjahrgang 1964 handelte.

Da hatte sich einiges an honorigen Flaschen in seinem gut bestückten, klimatisierten Weinkeller angesammelt. Und nicht wenige davon zelebrierte das Gastgeberpaar am Samstag, 13. April im angesagten Restaurant SPAGO von Wolfgang Puck in Los Angeles.
Vorausgegangen war ein Freitagsevent, den ich in einem separaten Artikel zusammengefasst habe. Und eine grossartige Einladung an der Küste von Malibu am Samstagmittag.

So gesehen war das ein fast nicht enden-wollendes, schier lüsternes Weinwochenende der Sonderklasse. Dies mit durchwegs reifen Weinen, Raritäten, Entdeckungen und lukullischen Menu-Beilagen auf Top-Niveau. Wohl unvergesslich, wer dabei sein durfte, allenfalls Neid erweckend, wer sich als Leser hier passiv beteiligen muss. Immerhin hatte ich den Kugelschreiber und den Notizblock dabei und somit auch intensiv an meine «externen Weinfreunde» gedacht …



MAGNUM DOM PERIGNON 1964

Gabriel-Sohn Stefan Palmer war mit von der Partie und ihm gefiel der Apero-Champagner. Seine Beschreibung: «Dunkles Gelb mit orangen Reflexen. Nuss-Nougat-Bouquet mit Röstaromen und feinen Heferesten. Im Gaumen mit äussert angenehmen Perlen und delikater Säure unterwegs. Das war ein ausser-gewöhnliches Champagner-Vergnügen!»




HETEROGNE HERMITAGE

Nach 60 Jahren trennt sich die Spreu vom Weizen. Respektive es kommen unterschiedliche Stile der Vinifikationen besonders deutlich zum Vorschein. Da die erste Flasche La Chapelle für sein Alter zu hell war und deutliche Oxidationsnoten zeigte, entkorkte der Spago-Sommelier noch eine zur Verfügung stehende Back-Up Flasche. Die war dann eigentlich die dunkelste Version aller Hermitage-Weine, präsentierte sich aber leider dumpf. Somit blieben noch zwei Hermitage-Exemplare im Rennen …



Mein Favorit? 1964 Hermitage, Chapoutier: Immer noch sehr dunkel in der Farbe mit dunklem, schier undurchdringlichem Granat in der Mitte. Frisch-florales Bouquet, kalter Arabica Kaffee, schwarze Pflaumenschale, Lakritze, Sommertrüffel. Im Gaumen von fester Statur, gut im Fleisch und nachhaltig im schier rauchigen Finale. Ein grosser, genial gereifter Hermitage. 19/20 austrinken



MAGNUM-BONUS?

Hier schon, die beiden Magnums 1964 Château La Mission Haut-Brion und 1964 Château Latour waren immer noch unglaublich präsent. Beide mit 19/20 bewertet.






HONORIGES POMEROL-QUARTETT

1964 Château Lafleur, Pomerol: Extrem dunkle Farbe, fast Schwarz in der Mitte. Rauchiges, extrem tiefgründiges Bouquet, Korinthen, Teer, Lakritze, schwarze Trüffel und getrocknete Herbstpilze. Einzigartig im Duft, genial, schier unbeschreiblich. Wie von einem anderen Stern. Irgendwie steht da die Zeit still und man fühlt sich mit einem dramatischen Unikat konfrontiert. Im Gaumen fest, extrem konzentriert, immer noch vorhandene, stützende Adstringenz, nachhaltiges, dramatisches Finale. Ein mystischer Pomerol! Dieser Schluck war unvergesslich. Er stellte alle drei anderen Pomerol weit inden Schatten. 20/20 trinken





ZWEI KÖCHE UNTER SICH

Leider war ich so berauscht vom Duft der knusprigen, am Tisch tranchierten Enten, dass ich vergass Bilder zu schiessen. Inhaber Wolfgang Puck (Bild) legte persönlich Hand an und war den ganzen Abend präsent. Auch hinter den Weingläsern …










SAGENHAFTES CONTI-DUO

Es gibt so Momente im Leben eines Gabriels bei denen die Nichtselbstverständlichkeit ausgeprägt ist. Einen La Tâche und Romanée-Conti vom Jahrgang 1964 miteinander vergleichen zu dürfen und nacheinander zu geniessen, gehört zu den grössten Raritäten aller bisherigen Weinevents meines Lebens.

Ich hab e beide mit 19/20 bewertet. Mochte aber den La Tâche lieber ...

Beim näheren Betrachten vom La-Tâche-Label habe ich Bauklötze gestaunt und auch der anwesende US-Importeur von DRC-Weinen konnte sich nicht an eine solch gigantische Produktionsmenge erinnern. Vom 1964er La Tâche wurden sagenhafte 30'665 Bouteillen abgefüllt. Das ist wohl ein interner Rekord.

DER FINISH NACH DEM FINALE

Zur Honig-Nougat-Glace wurde eine zum Thema passende 1964 Riesling Beerenauslese, Rauenthaler Baiken vom Schloss Elz serviert. War ein dicker, schier klebriger Rosinenlikör.
Und als der Abend eigentlich fertig war, war er zum Glück doch noch nicht ganz fertig. Robert Langer liess einen 1874 Château d’Yquem entkorken. Mit dem Kommentar, dass ein Wein mit Endziffer «Vier» ja eigentlich ganz gut zum weinigen Thema von beiden Abenden passen würde.

1874 Château d’Yquem, Sauternes: Ockerbraune Farbe. Fast verspielt wirkendes Bouquet, Kumquats, Orangenblüten, Goldmelisse. Gibt sich vielschichtig und delikat in seiner nasalen Süsse. Auch im Gaumen überzeugt dieser honorige Sauternes-Methusalem mit Eleganz, fein stützender Säure und schon fast mild anmutender Säure. Ein demütiger Schluck von dieser feminin anmutenden Yquem-Grazie. 19/20 trinken




Grosszügige Gastgeber: Carmen und Robert Langer.

Unten der YouTube-Link von diesem  
unvergesslichen Tasting in Los Angeles.
https://youtu.be/9wv2FbfPFkg

Alles Weitere wie immer auf www.bxtotal.com



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2001 FÜR DIE WEINFREUNDE PILATUS

 
Der statutenlose Verein zählt acht «Mitglieder». Jeder ist einmal dran als Gastgeber. Dann ist Mann in der Folge sieben Mal eingeladen.

Am 18. April 2024 war ich wieder mal dran. Wieder? Ja, denn der Zyklus befindet sich bereits in der zweiten Runde.
Bekanntlich ist ja die Vorfreude die grösste Freude. Das Datum war schon lange gefixt. Für den Gastgeber beginnt zwischen der terminlichen Festlegung und dem Beginn des Events ein gedanklicher Evaluationsprozess.

Wo soll die Veranstaltung sein? Was koche ich oder lasse ich kochen? Welche Weine aus dem Privatkeller müssen dran glauben?
In solchen Fällen erstelle ich mir jeweils eine Excel-Datei und definiere einen Menu Raster. Apero? Vorspeise? Suppe? Hauptspeise?
Käse? Eigentlich ohne Fragzeichen. Käse ist immer ein guter Partner. Am liebsten vom Brett. Da kann jeder sich ein paar Scheiben abschneiden. Am Schluss dann noch ein Dessert? Oder auch nicht!

Die Weine? Da zögerte ich. Am liebsten mag ich Themen als Rahmenbedingungen? Erst favorisierte ich den Jahrgang 1998.
Am Veranstaltungstag switchte ich am Morgen auf den Jahrgang 2001. Der ist jetzt (auch) wunderschön zu geniessen und da besass ich viele Provenienzen aus verschiedenen Weinregionen. So wurde es zu einem Mix aus Wachau, Rhône, Bordeaux, Chile, Spanien, Kalifornien und Sauternes. Die Weine stellte ich am Nachmittag zusammen und knipste dieses Titelfoto (oben).
Die Zubereitung der Speisen erfolgte vor und nach dem Mittag. Ich mag es, wenn alles schon ready ist und ich nicht ständig in die Küche abrauschen muss.

Den Finish macht jeweils Karin und bringt (dem Lift sei Dank) jeweils die Speisen auf den Punkt und pünktlich in den tiefen, sonst alarmgesicherten Gabriel-Keller.

Meine Frau Karin bekam den ersten Schluck von der Magnum.

Als Revanche bat ich sie, mir eine Degustationsnotiz zu schreiben …

2001 Grüner Veltliner Loibenberg, Smaragd, Emmerich Knoll: Magnum. Dunkles Gelb mit goldenen und senfigen Reflexen, fast in Bernstein drehend. Üppige, fleischige Nase mit einem feinen Hauch von Weinbergpfirsich, Honig und Lindenblüten. Je länger man daran riecht, je mehr kommt eine unglaubliche Frische mit feinen Zitrusnoten auf. Im Gaumen widerspiegelt sich die Üppigkeit, Quitten und wiederum Honig kommen zum Vorschein, sehr extraktreich. Dann fliesst der Wein ganz breit über die Zunge und veranstaltet ein unglaubliches Säurespiel-Spektakel. «Ein Riesling muss tanzen». Dieser Grüne Veltliner macht ihm starke Konkurrenz. Der Abgang ist sehr lang und anhaltend mit einer feinen Grapefruitartigen Note. Ein absolut Out- Standing Grüner Veltliner von meinem Lieblingsweingut in der wunderschönen Wachau. 19/20 trinken – 2030









LEIDER KAPUTT


2001 Côtes du Rhône Reserve, Château de Fonsalette: Gereifte, aufhellende Farbe mit orangen und ziegelroten Reflexen. Das Bouquet ist definitive reif, es duftet nach kaltem Rindsfond, Glutamat, Dörrtomaten und leider auch Liebstöckel. Diese Nuancen zeigen somit eine gewisse Oxidation an. Im Gaumen fehlt leider die Spannung und auch hier zeigt sich dieser Wein über dem Zenit. Am Abend war das Bouquet fast kaputt. Also entschloss ich mich eine zweite Falsche zu öffnen. Die war dann etwas besser, aber weit weg von jeglicher Idealverfassung. Keine Bewertung.

In den letzten Jahren haben die Preise der Weine rund um Rayas stark angezogen. Der 2001er Fonsalette kostet aktuell so um 430 Franken. Ziemlich viel für einen kaputten Wein!











LANGLEBIGSTER BORDEAUX

Er gehört zu den Langsamentwicklern. Dafür lebt er, mit wenigen anderen Spitzen Crus, am längsten. Wer keine Geduld hat, sollte auf diesen Pauillac-Premier verzichten. Einmal entkorkt braucht er viel Luft und Zeit.

In Blindproben geht er meistens unter, denn er ist wahrlich kein Kommunikationsgenie.
Ein Latour lässt sich mit keinem anderen Wein vergleichen. Nicht in Bordeaux, aber auch in der restlichen Weinwelt nicht. Wer keine Karaffe besitzt, sollte auch keinen Latour im Keller haben.

2001 Château Latour, Pauillac: Mitteldunkles, minim trübes Purpur mit rubinem Rand. Intensives Bouquet, primär zeigt dieser Latour eine wunderschöne, tiefgründige, dunkle Cabernet-Würze an, schwarze Schokolade, Périgord Trüffel, Pumpernickel Brot und diverse Küchenkräuter. Fleischiger Gaumen, noch stützende, Reserve anzeigende Gerbstoffe vermittelnd, ausgeglichene Adstringenz. Und auch hier ist wieder diese tiefschürfende Cabernet-Würze, welche sich bis hin zum recht langen Finale durchzieht. Aufgrund des ersten Eindruckes habe ich ihn dann dekantiert. Das war eine sehr gute Entscheidung. Irgendwie habe ich da das Gefühl, dass seine erste Genussreife noch nicht ganz erreicht ist. 19/20 trinken

Im Markt findet man ihn für ungefähr 600 Franken. Das ist, im Vergleich mit jüngeren Jahrgängen relativ günstig. Auf der Suche nach «Latour» 2001 fand ich dieses schöne Bild von einer Original-Zwölfer-Kiste. So eine besitze ich auch in meinem Keller. Nur ist meine leider nicht mehr voll …


ALLE GROSSARTIG

und jeder für sich. So macht eine Gegenüberstellung Sinn. Wenn es nicht zum Wettkampf kommt, sondern alle Land-Typizität ausstrahlen. Mein bester in der Serie: Almaviva.  

GUIRAUD UND CARAMELCREME

Für André Kunz war der finale Sauternes der Wein des Abends. Nicht weil es beste Wein war, sondern weil er diesen Guiraud irgendwie vorher noch nicht auf seinem Weinradar hatte.

2001 Château Guiraud, Sauternes: Intensiv leuchtendes Goldgelb mit orangem Schimmer. Offenes Bouquet, Kumquat Schalen, Safranfäden, Mandel Biscuits, noch sehr süss (helle Rosinen) und doch kommt die Botrytis vom grossen Jahrgang durch. Voller Gaumen, cremig, üppig, die Säure mag knapp den reichen Körper zu stützen, viel Aprikosen aller Arten aufzeigend, nobelbitteres, würziges Finale. Ein grosser Sauternes auf dem Weg zum sicheren Genusswert.  In der Schweiz aktuell noch um 65 Franken zu haben. Im Ausland sogar noch günstiger. 19/20 trinken

Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com

VON TÖPFEN UND SCHÜSSELN

Das sind ein paar Bildern zu unserem Weinkeller-Menu.

In der blauen Schüssel befindet sich ein Crevettensalat. Die Sauce bestand auf Sauerrahm, Pink Lady Apfelstücken, Frühlingslauch, Rosenpfeffer, Dill, Meerrettich und einem Schuss Whisky. Am Mittag assen Karin und ich Pouletflügeli. Die Knochen und das restliche Fleisch verwendeten wir für eine Geflügelbrühe. Ergänzt mit klein geschnittenen Gemüse Brunoise und Stangensellerie.
Die Polenta Rustico wurde mit Milch und Bouillon angesetzt. Zehn Minuten gekocht, dann Mascarpone und reichlich Reibkäse daruntergezogen und dann acht Stunden bei 100 Grad Ober- und Unterhitze gemächlich im Ofen fertig gegart. Zwei Wochen zuvor beizte ich den Rindspfeffer mit einem 1985er Chambolle Musigny von der Domaine Volpetti ein. Als Wein knapp trinkbar, leistete er gute Arbeit für die spätere Sauce. Bevor ich das Fleisch in die gusseiserne Daubière legte, röstete ich Gemüse, Champignons und Wildsauspeck an. Nicht auf dem Bild sind die reifen Rohmilch-Käse, welche nach dem Hauptgericht und vor dem Dessert zur freien Entnahme zur Verfügung standen.   

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MOUTON-ROTHSCHILD 2021
Jetzt im Handel • mit Gabriel-Etikette!

Es gibt bereits einige Anbieter von diesem Pauillac-Blend, welcher aus 89% Cabernet Sauvignon, 10% Merlot und 1% Cabernet Franc besteht. Die Bewertungen für diesen Premier Grand Cru sind generell sehr hoch: Gerstl 19/20 • James Suckling 96-97/100 • Tim Atkin 97/100 • vvWine 96-98/100.

HOHE BEWERTUNGEN VON KRITIKERN

Pirmin Bilger von der Weinhandlung Gerstl beschreibt ihn wie folgt: «Alles wirkt total fein und elegant mit enormer Strahlkraft. Ein Mouton der sehr sinnlichen Art, der tänzerisch und mit noblen floralen Aromen daherkommt. Sehr zart auch die Kräuteraromen im Hintergrund. Feiner Auftakt mit raffinierter Säure und edler Fruchtaromatik. Mit gleicher Ausprägung ist auch die Extraktsüsse, die sich perfekt und harmonisch einfügt. Ein sehr saftiger und trinkfreudiger Mouton, der zart pfeffrig und mit nobler Würze endet.»

Wer das Label vom jeweiligen Mouton-Jahrgang kreieren darf, bleibt immer lange ein Geheimnis. Nach dem Luzerner Künstler Hans Erni (Mouton 1987) ist mit René Gabriel (2004 Gründer von WINE-ART©) in der Mouton-Geschichte ein zweites Mal ein Schweizer mit von der Partie.

TREFFEN MIT BARONNIE ART-DIRECTOR

Bei einer Visite und Lunch auf Mouton-Rothschild traf Gabriel seinen langjährigen Freund und damaligen Mouton-Direktor Philippe Dhalluin. Am Tisch sass auch der Art-Director der Baronnie, Paul Murailles. Schalkhaft bemerkte Gabriel zu ihm, dass er auch gerne mal ein Mouton-Etikett kreieren würde, denn gewisse Editionen würden so ziemlich banalen Kinderzeichnungen gleichen.
Spontan antwortete Monsieur Murailles, dass er doch einfach mal ein paar Vorschläge einreichen solle. Gabriel setzte sich an den Computer und entwarf auf die Schnelle mit Power-Point einen nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag und schickte diesen nach Pauillac. Fast zwei Jahre später bekam er einen Brief, dass er den Zuschlag für das Etikett vom Mouton 2021 erhielt.

DIE KUNSTFORMEN IM WANDEL

Dazu Art-Director Paul Murailles: «Die Kunst ist im Wandel und wir haben beschlossen, nebst den traditionellen Bildern neu auch andere Formen zuzulassen, um auf alle Trends zu reagieren. So auch Plastiken, Bildhauerei und so wie hier; eine Grafik». Beim Gabriel-Entwurf hätte die Kombination zwischen dem Familiennamen (in rot wie Rothschild), nebst an Olympia erinnernde Farben in Kombination mit dem Fotohintergrund vom berühmten Mouton-Chais (Keller) überzeugt. Das Werk strahle Dynamik, Internationalität, Visualität und eine gewisse Drei-D-Technik aus.

Zusammen mit anderen, früheren Mouton-Original-Werken werden momentan 21 Bilder aktuell in der legendären Tate Gallery in London ausgestellt.

Gabriel ist mit Mouton-Rothschild schon Jahrzehnte eng verbunden. So fanden schon ganz viele Weinabende mit diesen Weinen in Vergangenheit statt. Im Jahr 2025 werden an zwei Wochenenden alle Jahrgänge von 1948 bis 2019 lückenlos entkorkt. Infos unter www.weingabriel.ch Events 2025

100 LITHOGRAFIEN ERHÄLTLICH

Für Mouton-Fans hat Gabriel hundert Lithografien im Forma 60 x 20 cm herstellen lassen. Diese sind ab heute erhältlich unter weingabriel@moutonlabel.ch Kosten inklusive Versand: CHF 295. Maximal eine Lithografie pro Besteller. First come – First serve! Kein Versand ins Ausland. Adresse nicht vergessen!

P.S. War ein 1. April-Scherz.

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DER WERT DES WASSERS

Seit dem Jahr 1993 gibt es den offiziellen Tag des Wassers. Dieser findet jeweils am 23. März statt. Initiiert in der Agenda 21 an der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro.

Es ist eine gute Idee, darauf aufmerksam zu machen, dass Wasser nicht überall so selbstverständlich ist und wir uns dessen etwas bewusster werden sollten.




Meine Wassererinnerungen gehen auf meine Grossmutter Franziska Barmettler zurück. Als Kinder besuchten wir jeweils unser Grosi zu Fuss im Oberboden in Ennetbürgen. Nebst vielen Annehmlichkeiten wie Himbeersirup, Tee mit Guetsli, Caramel Bonbons oder Sugus, gab es auch gewisse Aufgaben zu erledigen. So dass Brennholz zu schichten, die Stiege zu wischen oder Wasser zu holen. Ja Wasser holen …

Dafür standen ein paar grössere Eimer oder Milchkesseli bereit. Die Quelle lag etwa 80 Meter entfernt. Es war ein Brunnentrog, welcher zum Stall gehörte. Das Wasser stellten wir dann, nach dem Rückmarsch, in der Küche ab. Er wurde für die Wäsche, das Kochen und für Körperreinigung benützt. Mein Vater erzählte mir oft, dass die Waschschüssel in seinem Zimmer oft einfrort.
Nach vielen Jahren wurde eine Wasserleitung gelegt und einen Wasserhahn installiert. So entstand die einzige Zufuhr für das ganze Haus. Immerhin! Die Grossmutter, jetzt schon in betagtem Alter, war überglücklich. Doch der Hahn tropfte. Nicht fest, aber doch minim. Das Grosi stellte eine Blechschüssel darunter und bemerkte zuweilen, dass es manchmal über Nacht bis zu zwei Liter ergäbe. Nichts wurde da verschüttet. Das Wasser war wertvoll und in dieser Zeit alles andere als selbstverständlich.

Das ist es auch heute immer noch nicht. Leider. Weltweit haben 785 Mio. Menschen keinen Zugang zu einer Grundversorgung mit Trinkwasser, rund 2,3 Mrd. keinen Zugang zu sanitären Anlagen. Der grösste Teil dieser Menschen lebt in Sub-Sahara Afrika sowie im südlichen Asien.

Wasserpionier ist die Firma Nestle. Unter vielen anderen Marken besitzt dieser mondiale Konzern die Firmen San Pellegrino, Vittel, Acqua Panna, Perrier und Nestlé Pure Life. Das ist aber nur die Spitze des Wasserberges. In der pakistanischen Region Sheikhupura kontrolliert Nestlé 680`000 Brunnen. Ähnliche Unterfangen gibt es weltweit. Früh eingefädelt und jetzt in Weltherrschaft kommerzialisiert. Wasser ist Macht! Nicht immer Gentlemans like und oft nicht nur an den Grenzen der Legalität. Aber wer will schon gegen einen Riesenkonzern vor Gericht gehen. Machen Sie sich doch selbst ein paar Gedanken dazu und schauen ein paar Filme dazu auf Youtoube an. Der Begriffe «Nestle Wasser» liefern da ein paar sehr nachdenkliche Editionen.  

In unseren Gefilden muss man zwar für das Wasser bezahlen, aber es bleibt immer noch absolut erschwinglich. Man kann nicht durch kochen und duschen damit, sondern auch die Badewanne füllen oder gar einen Swimming Pool.

Früher wurde das Verdikt «Jemanden das Wasser abgraben» zuweilen mit der Todesstrafe geahndet. Heute kann man Jeder Geld verdienen mit Wasser. Dies in Form einer Dividende, wenn man Nestlé-Aktien besitzt …    

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EIN GROSSER SCHWEIZER WEINPIONIER SAGT ADIEU!

Sein Sohn Martin überbrachte mir am Montagmorgen die Hiobsbotschaft und musste sich notgedrungen für den just geplanten Napa-Trip ausklinken. Sein Vater sei am Sonntag aufgestellt und strahlend von den Ferien im Tirol nach Hause zurückgekehrt. Sie hätten noch ein Glas Wein zusammen getrunken, dann sei er ins Bett gegangen. Den aufkommenden Morgen vom anderen Tag erlebte Thomas Donatsch leider nicht mehr …

In seiner Erinnerung trank ich am Abend seines Todes einen Donatsch Wein. Ich wollte ihm nahe sein. Ganz fest an ihn denken. Ihm Danke sagen für unglaublich viele Begegnungen, wunderbare Stunden, intensive Momente.
Der Wein war zwar gut. Aber leider war die aufkommende Traurigkeit weit grösser als der Pinot im Glas. Der falsche Moment. Der falsche Zeitpunkt. Aber immerhin gut gemeint.  

Auch wenn wir uns nicht oft sahen, war es eine grossartige, immer wieder spontane, sehr intensive Freundschaft, welche wir gemeinsam erleben durften. Uns verband so unglaublich viel. Besonders die Weinliebe zu Frankreich. Da hatte er viel Erfahrungen gesammelt aus meiner Zeit, aber auch von noch früher. Er kannte im Burgund jede Lage und die allerbesten Winzer persönlich. Auch in Gesprächen über Bordeaux Wein verblüffte er mich immer wieder in seiner Erfahrungstiefe. Man konnte bei ihm einfach auf einen Diskussionsknopf drücken und schon sprudelte es an tiefgründigen Informationen und schönen Erlebnissen aller Art.
Wir trafen uns auch an externen Veranstaltungen. Thomy war – im Gegensatz zu nicht wenigen anderen Bündner Winzern – nie introvertiert. Offen für alles, was in der Weinwelt geschah. So gesehen besass er einen unglaublichen Weininteresseradius. Mit Aura-Potenzial!

Die meisten Begegnungen fanden «sur place» statt. Also auf dem Weingut im Keller und vor allem im Ochsen. Meistens sassen wir am Stammtisch auf dem «Ofebänkli». Und ebenso meistens bin ich da nicht ganz unschuldig verhockt. Mit Stolz zeigte er jeweils die jungen Weine, welche in der Ägide von Martin entstanden sind. Mehr als rechtzeitig übergab er schon vor Jahren den Stab der Winzerverantwortung auf seinen Sohn. Und begleitete ihn drucklos in der Folge mit seiner gigantischen Erfahrung in der Start- und Folgephase. Das hat mich sehr beeindruckt und zeigte seine stets geschätzte Grosszügigkeit und seine pragmatische, langfristige Denkweise. Und wenn dann die Jungweine genügend gelobt waren, dann kamen die Weine aus seiner Epoche auf den Tisch. Dabei wunderte ich mich immer wieder, wie gut diese reifen Tropfen mundeten und immer noch omnipräsent waren. Als unverbesserlicher Fan von Pinot Noir verblüffte mich die Donatsch-Art der geschmacklichen Verbindung von Bündner Herrschaft, vermischt mit erstaunlichem Burgunderakzent seiner Weine. Da war er – wie auch bei anderen Rebsorten – ein visionärer, helvetischer Pionier.

Im Alter von 75 Jahren ist Thomas Donatsch am Montag, 25. März 2024 verstorben. Zu kurz von der generellen Männer-Lebenserwartung her. Und doch irgendwie lange genug in der bewussten, bemerkenswerten Art, wie Thomy geleibt und vorgelebt hat.

Die alte Sternengasse noch. Der alte Ochsen noch. Mein alter Freund aber ist nicht mehr …


Foto: Falstaff

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BURGUNDER UND PINOT NOIR

 
Viele Pinot Noirs sind keine Burgunder. Aber jeder Burgunder ist ein Pinot Noir. Stimmt das? Eigentlich nicht. Früher nicht und auch heute nicht.

Es könnte also durchaus sein, dass an unserer grossen Pinot-Noir-Parade mit einer Jahrgangsspannweite von 1912 bis 2021auch ein paar «alte Kaliber» dabei gewesen waren. Damit meine ich nicht den Jahrgang generell, sondern die damalige Machart. Es war nämlich früher opportun, dass Burgunderweine bis vor rund 60 Jahren ab und zu mit Weinen aus dem Rhônetal verschnitten wurden. Die feine Variante war die Zugabe von etwas Châteauneuf-du-Pape oder reinem Grenache. Sollte der finale Wein etwas kräftiger ausfallen, so verwendete man im Blend etwas Hermitage. Daraus resultierte der Begriff: «Ce vin était hermitagé». Besonders grosse, bekannte Handelshäuser waren bekannt dafür, dass man den oft schlanken Burgunder-Grundweinen etwas nachhalf.
Warum sind heutige Burgunder nicht reine Pinots? Es gibt da eine Sonderkategorie. Früher war es Gang und gäbe, dass Burgunder Winzer als untersten Rotwein einen «Passetoutgrain» produzierten. Da wurde schon hauptsächlich Pinot-Noir verwendet, diesen aber mit Gamay ergänzt.

Prominent waren solche Weine in den 1980er und 1990er Jahren. Da lag die jährliche Produktion bis zu 100'000 Hektoliter. Heute sind als Passetoutgrains (deutsch; alle Körner durchlaufen) rar geworden. Aber es gibt sie noch …

Warum ich diese Abhandlung rund um den Pinot-Noir als Einleitung niederschreibe? Am Event der Eschenbacher Weinwanderer vom 4. März 2024 gab es Pinot Noir in allen Facetten. Von den Jahrgängen her, von der Klassierung und von der Herkunft. Den Löwenanteil bestritt das Burgund mit einer Präferenz zu Weinen aus der Côte de Nuits. Ergänzt mit Flaschen aus den Bündner Herrschaft. Mit drei Prachtexemplaren aus Amerika und einem reifen, raren Wein aus Australien.

Doch bevor es zu Tisch ging, war «Leichtwandern» angesagt. Das hat Tradition. Es gäbe auch einen Vita Parcours im Eschenbacher Wald. Der heisst «Höchweid», ist 3.5 Kilometer lang und wäre, gemäss Informationen in 52 Minuten zu machen. Wir hatten gleich lang, aber ohne sportlichen Einsatz. Einfach laufen und sich vorfreuen auf «Burgund & Co.». Um 18.00 Uhr war es dann so weit! Im «Clublokal» W1!

TATASCIORE: PHANTOM-PINOTS

Bei den Weinen von Jacques Tatasciore ist es nicht mal eine Frage des Geldes, obwohl diese Flacons auch schon recht teuer bezahlt werden. In erster Linie sind diese erstmal superrar. Die meisten Handelspreis liegen knapp unter 500 Franken. Heisst; man findet kaum welche. Ich dufte ihn mal besuchen. Er ist kein «Schnorri» und wenn er dann mal spricht, dann spricht er leise und erst noch nach innen. Aber am liebsten spricht er eigentlich gar nicht!

Leider hatte ich vergessen die Flasche zu fotografieren. Also musste ich für dieses Foto in meinem Keller wandern.


2014 Neuchâtel Pinot Noir Les Margiles, Domaine de la Rochette, Jacques Tatasciore: A.K. Dichtes, feines, elegantes, frisches, burgundisches Bouquet, Datteln, Thuja, Walderdbeeren, Thymian. Eleganter, dichtverwobener, ausgewogener, frischer Gaumen mit dichter, seidener, zart kerniger Struktur, kräftiger, frischer Aromatik, langer, feiner Abgang mit süssen Rückaromen. 19/20 trinken – 2040


RICHEBOURG OHNE ANDRÉ

Es ist nicht so, dass André nicht mitgetrunken hätte. Musste er ja auch, denn er war für diese Verkostungsnotizen und Bewertungen verantwortlich. Als ich nach der Flasche griff, um ein Gruppenbild zu knipsen befand sich sein Kopf grad hinter der Bouteille. Ist aber nicht schlimm, denn er behauptet von sich, dass er nicht besonders fotogen sei. Wo er recht hat, da hat er recht.

Hinten im Backofen schmort das Hauptgericht seiner Vollendung entgegen. Wir tranken übrigens die Flasche Nr. 705. Produziert wurden insgesamt 11'856 Flaschen. Ein einziger Händler in der Schweiz bietet eine Flasche für rund 3000 Franken an. Macht, rein hypothetisch für die Gesamternte einen heutigen Verkaufswert von 35 Millionen Franken.   

1958 Richebourg Grand Cru, Domaine de la Romanée-Conti: A.K. Seidenes, feingliedriges, gut gewürztes Bouquet, Malz, Erdbeeren, frische Erde. Fein kerniger, aromatischer Gaumen mit guter Aromatik, klassischer Struktur, herrliche Stielwürz-Terroir-Nuancen, leichter Abgang. 18/20 austrinken

THE WINE OF THE EVENING

Dieser Wein wurde blind eingeschenkt und wir durften rätseln. Ich kam zwar auf Heitz-Aromen im artverwandten Sinne, aber dass Joe Heitz in seinen Anfängen auch Pinot herstellte, wusste ich nicht. Das war eine absolute Rarität. Bei mir hätte er noch einen Punkt mehr als beim André bekommen. Allein schon wegen den Emotionen welche diese extreme Rarität bei mir auslöste.

1968 Pinot Noir Napa Valley, Heitz Cellars: A.K. Kräftiges, süsses, würziges Bouquet, Kirschen, Himbeeren, zart Eukalyptus, zart Pflaumen. Kräftiger, feiner Gaumen mit süsser, kräftiger Aromatik, feinem Tannin, dichter, samtener Struktur, langer, würziger, aromatischer Abgang. 18/20 trinken

Im Herbst wurde dieser Chambertin geerntet und im Frühling sank die Titanic. Als wir diesen 1912er verkosteten erinnerte sich jemand an diese Schiffstragödie. Die Titanic wurde bei ihrem Stapellauf nicht wie oft üblich mit Hilfe einer Champagnerflasche getauft, sondern mit Salutschüssen.

1912 Chambertin Grand Cru, Domaine Chanson Père & Fils: A. K. Feinherbes, zartes Bouquet, Pflaumenresten, fein Unterholz. Klassischer, gut kerniger Gaumen mit zarter Struktur, würziger Aromatik, feiner Abgang. 17/20 austrinken
P.S. Das Füllniveau war besser, das Foto zeigt die Flasche nach dem Doppeldekantieren.








KOCH AU VIN

Es war kein Coq, sondern mehrere Hühner. Dafür gab es Wein für den Koch. Eine Flasche 1985 Chambolle-Musigny für die Sauce. Und etwas Wachauer Smaragd für den Koch während den Vorbereitungen.

Poulet-Oberschenkel (mit oder ohne Knochen) am Vortag marinieren. Marinade; Gewürze, Salz, Pfeffer, Frühlingsrollensauce pikant, Senf, Olivenöl.

Dann in die Backform. Kleine Zwiebeln anbraten, Karotten anbraten, halbierte Kartoffeln anbraten, halbierte Champignons anbraten. Stangensellerie in kleine Stücke schneiden, etwas Cherry Tomaten dazu geben.

Dann ein Päckli Ochsenschwanzsuppe (faule Variante) gebunden mit halb Wasser und halb Rotwein anrühren und dazu geben. Die Pouletstücke drauflegen und ca. eine Stunde im Ofen bei 170 Grad brutzeln.









1992 Fläscher Blauburgunder Strohwein Gantenbein, Martha & Daniel Gantenbein, Fläsch: 3/8 Flasche Samtenes, dichtes, komplexes Bouquet, Pflaumen, Himbeergeist, Lakritze, Himbeerkernen, Kräuter. Cremiger, voller, dichter Gaumen mit guter Süsse, eleganter Struktur, vielfältiger, kräftiger Aromatik, langer, üppiger Abgang. André: 19/20 trinken (Jürgs Wertung 20/20).

Gantenbein im 10 vor 10
Am 24. November 1995 wurde der Strohwein von Gantenbein in der Nachrichtensendung 10 vor 10 vorgestellt. Am anderen Tag wurden ein paar wenige Schöppli an der Auktion der Weinbörse im Nova Park zu Furore machenden Preisen versteigert. Gabriel war Gast-Auktionator der Weinbörse. Daniel und Martha waren damals noch «etwas» jünger.  Sendung 10vor10
 

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BORDEAUX 2004: DUCLOT & CO.

Skælskør Vinhandel in Kopenhagen hat gemäss winesearcher.com noch eine! Sonst niemand mehr in Europa. Kostenpunkt für diese Jahrgangskiste, Jahrgang 2004, Collection Duclot: 7672 Franken. Darin befinden sich folgende neun Bordeaux-Flaschen: Mouton, Lafite, Latour, Haut-Brion, La Mission, Margaux, Pétrus, Cheval-Blanc und d’Yquem.
 
Für unseren exklusiven Wein-Event vom 1. März 2024 im Strandhotel Bélvèdere in Spiez hatte ich noch aufgerundet mit: Le Pin, Cos d’Estournel, Léoville Las-Cases und Pape-Clément. Zum Yquem stellte ich noch einen de Fargues und Coutet.

Damit ganz sicher genügend Wein vorhanden war, stellte ich noch eine Imperiale vom Montrose zur Seite. Auch der Apero war 20jährig. Zu Beginn servierten wir den Prestige-Pommery Cuvée Louise 2004.  

Bereits zwei Wochen vor dem Event stellte ich die Flaschen im Weinkeller auf den schweren Eichentisch. Dies, damit das Depot in aller Ruhe nach unten sichern konnte. Das ist dann einfacher zum Dekantieren. Auch diesen Vorgang bewerkstelligte ich zu Hause.
Nach dem Entkapseln und Entkorken goss ich den Inhalt vorsichtig in eine Karaffe. Dann separierte ich das Depot in einem hohen Glas zum Sedimentieren. Darauf wusch ich die Originalflasche mit Wasser aus und dekantierte den Wein zurück. Ein paar Minuten später «dekantierte» ich den flüssigen Teil vom Depot ebenfalls in die Flasche zurück. Dann setzte ich eine Plastikkapsel auf. So waren die Flaschen am Abend «ready to taste»!

Der grosse Gabriel-PDF-Bericht:  www.bxtotal.com

TOP TRIO - ICH WÜRDE LAS-CASES KAUFEN

2004 Château Léoville Las Cases, Saint-Julien: Dunkles, leicht mattes Weinrot. Noch fast keine Reifereflexe anzeigend. Geniales, ansprechendes, leicht süsslich wirkendes Bouquet, Kirschen, Cassis, Red-Currant und zartes Vanillin im Hintergrund. Auch ein floraler Touch in Form einer Nuance Flieder ist da mit dabei. Wirkt noch sehr frisch. Dichter, feinfleischiger Gaumen, noch minim aufrauhende Textur, hoch aromatisches Finale. Dieser fantastische Las-Cases vereint seinen eigenen Charakter mit der Typizität des Jahrgangs 2004. Also ist das ein richtiger Klassiker! Er kostet als 20jähriger Wein im Markt weniger als die jungen Jahrgänge. Mit rund 200 Franken gibt es da Angebote. Das ist günstig. 19/20 trinken

SPIEGLEIN, SPIEGLEIN AN DER WAND

Die drei Pauillac-Premiers stiegen gemeinsam ins Rennen. Und wenn es Vergleiche gibt, so stellt man diese halt an. Jeder auf seine Art und Weise. Vom Marktwert her gibt es relativ grosse Preisunterschiede: Mouton-Rothschild (CHF 460). Latour (CHF 520) Lafite-Rothschild (CHF 580). Und wie fällt die Differenzierung auf Gabriel’sche Art aus?

Mouton hat die grösste und schwerste Flasche. Der Latour trägt in sich den längsten Korken.  Und Lafite scheint mir der Beste zu sein!




Die Weine der Duclot-Probe degustierte ich, kurz vor dem Dekantieren, am Morgen in meinem Büro.

Spontan postete ich das Foto mit den drei finalen Rotweinflaschen.

Dieser Facebook-Einsatz wurde belohnt. Nach drei Tagen hatte ich da 208 Likes und 13'435 Besucher schauten sich den Post an.







ESSWEIN STATT TISCHWEN

Normalerweise stellte ich bei solchen Weinproben noch eine grosszügige Ration von einem süffigen Begleitwein an.

Diesmal war es der härteste Kandidat im grossen 2004er Bordeaux-Reigen. Hat also somit gut als Essbegleitung gepasst …

2004 Château Montrose, Saint-Estèphe: Imperial: Sattes, dunkles Purpur mit immer noch minimen Nuancen von bläulichem Lila. Klassisches, tiefgründiges Médoc-Bouquet, Erd-Eisenton, Bakelit, tintige Spuren, mineralischer Touch, Backpflaumen, Brazil Tabak und zerdrückte Szechuan Pfefferkörner. Ani sich wenig kommunikativ und nur aus der stoischen Tiefe heraus mit dem Betrachter korrespondierend. Strahlt ähnliche Terroir-Konturen wie der Latour 2004 aus. Das kann ich einschätzen, weil ich diesen rund eine Stunde zuvor verkostete. Im Gaumen gibt er sich streng, muskulös und somit auch asketisch. Er zeigt dabei mindestens so viele «Cabernet-Knochen» wie Weinfleisch. Ein charaktervoller, geduldiger Montrose der zu den langlebigsten Weinen des Jahrgangs gehört. Aber das ist bei diesem Cru schon fast die Norm. Jedenfalls war es so, wenn noch die alte Besitzerfamilie Charmolüe draufstand. Das war beim Jahrgang 2006 das letzte Mal der Fall. Vielleicht profifiert diese Imperial insofern, dass er sich momentan etwas weniger verschlossen wie die Normalflaschen zeigt. Ein paar Tage zuvor hatte ich den Montrose 2000 im Glas. Der bestand aus Tannin. Tannin. Und nochmals Tannin. Gerbstoffe sind auch bei diesem 2000er kein Mangel. Aber da bin ich mir sicher, dass aus der kommenden Evolution etwas wird. Etwas Grosses! 19/20 beginnen

36'000 FLASCHEN ZU 16 FRANKEN

Während meiner Mövenpick Zeit verkostete ich praktisch immer alle Cru Bourgeois.
Die wurden jeweils separat in einem stets wechselnden Weingut präsentiert und nur wenige der bekannten Verkoster wagten sich in die Lokalitäten mit den fast 200 verschiedenen Fassproben. Einer war immer anwesend. Jedes Jahr. Das war der René Gabriel. Aus diesem Verkostungs-Marathon selektionierte ich jeweils einen Wein als «Best-Value». Und kaufte davon die grösste Menge vom ganzen Primeur. Beim 2004er Mayne Lalande waren es 36'000 Flaschen, welche wir in allen Formaten vom «37cl-Schöppli» bis zur 18-litrigen Melchior anboten.  
 

2004 Château Mayne-Lalande, Listrac: Noch immer sehr dunkles Granat, im Innern minime Reifetöne aufzeigend. Das Bouquet duftet nach schwarzen Kirschen, nach Kräutern und nach mineralisch-tintigen, zart rauchigen Nuancen. Im zweiten Ansatz; frisch zerdrückte Pfefferkörner. Im Gaumen feinfleischig, gut stützende Säure, auch noch gut verarbeitete Gerbstoffe anzeigend, dunkelaromatisches langes Finale. Wunderbar gereift und zeigt in dieser Phase die typischen, leicht kantigen Listrac-Konturen. Ohne Eile in den nächsten Jahren geniessen. 17/20 trinken

Einen Tag vor der grossen 2004er Probe zu Hause getrunken und dabei ganz fest an meinen leider verstorbenen Winzerfreund und ehemaliger Besitzer von Mayne-Lalande, Bernard Lartigue, (Bild) gedacht. Heute leitet seine Tochter, Alice-Jeanne, das Weingut.

FARGUES, BARSAC, SAUTERNES

Wie bei den roten Bordeaux’ gehören die Süssweine aus dem Sauternais nicht zu den ganz grossen Jahrgängen. Aber allenfalls zu den «schönen Editionen» mit Angeboten, welche jung viel Freude bereiten. Süsse wäre genügend vorhanden, es fehlt da und dort nach facettenverleihender Botrytis.  

Trotzdem gefielen alle drei Kandidaten durchs Band an der grossen 2004er Probe in Spiez. Der Yquem (19/20) hatte die Nase ganz leicht vorn ...







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LYNCH-BAGES IM BELVEDERE SPIEZ
 
Ein Fan von Château Lynch-Bages zu sein ist nicht die dümmste Version von einer ausgeprägten Liebe zu Bordeauxweinen. Man erlebt erstens absolute Spitzenklasse. Und zweitens einen immensen Genuss. Und man wird (drittens) dabei nicht ruiniert.

Lynch-Bages gehört zu den besten Values unter den Top-Bordeaux. Selbst die neuesten Jahrgänge liegen zwischen erschwinglichen 100 bis 150 Franken. Je älter ein Lynch wird, desto beliebter und teurer wird er. Das ist somit auch eine garantierte Genuss-Investition. Warum das so ist? Der Lynch wird entkorkt und nicht gesammelt Und so erleben ganz viele Bordeaux-Fans bei Einladungen oder auch Verkostungen, wie gut sich dieser im 1855-Klassement als Cinquième Cru (fünftes Gewächs) eingestufte Gewächs im Glas zeigt. Und das macht Sucht auf reife Jahrgänge. Und weil dieser sehr beliebte Pauillac-Cru oft getrunken wird, wird er sich mit zunehmenden Alter entsprechend rarer. Somit steigt, das ist eine einfache nachvollziehbare Erklärung, auch sein Marktwert. Meine aktuell spannendsten und trinkreifen 20/20-Lynch-Jahrgänge sind 2009 und 2000. Auch die sind etwas teurer geworden in den letzten Jahren.

Im Vergleich zu ähnlichen zu bewertenden Deuxièmes oder gar Premiers, brauchen diese aber gar keinen Vergleich zu scheuen.
Grad Ende 2024 Februar hatte ich beispielsweise den phänomenalen 2000er bei einer Best-of-Best-Blindprobe in Zürich im Glas. Und – er kam gegenüber der jetzt grad niedergeschriebenen Gabriel-Vergleichsthese mindestens so gut weg wie viele seiner teureren Bordeaux-Konkurrenten. Und schmeckte mir zum Teil sogar besser als  gewisse Premiers vom Jahrgang 2000.
Also war für den am 2. März 2024 geplanten Spiezer-Abend mit dem Titel «Das Beste von Lynch-Bages» schon im Vorfeld eine grosse, sichere Genussgarantie vorhanden.

Mehr als 30 Bordeauxfreunde hatten sich für diesen längst ausgebuchten Event eingeschrieben und so traf man sich schon recht motiviert, mit einer gewissen Erwartungshaltung, zum Apero.

Die Weine bereiteten wir am Nachmittag im gut bestücken Belvedere-Weinkeller vor. Es lohnt sich also die Weinkarte des Hauses bei einem Besuch genau zu studieren.

Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


HOBBY-SOMMELIER

Stefan Sandulescu, geboren im schwierigen Jahrgang 1993, (Bild) ist angehender Winzer und war aus Nürnberg angereist.

Er nahm schon am Vorabend beim Tasting Bordeaux 2004 Duclot & Co. teil. Falls ich am Samstag Hilfe brauchen könne, wäre er gerne bereit mir unter die Arme zu greifen.

Spontan stellte ich ihn als «Hilfs-Sommelier» ein und deshalb arbeiteten wir am Samstag-Nachmittag zusammen im Weinkeller.

Das ermöglichte mir, die Weine gleich auch dort zu verkosten und Probe-Notizen zu schreiben.






BLIEB BEIM WEISSEN MICHEL LYNCH

Meine Karin probierte zwar alle roten Lynch-Bages und genehmigte sich ab und zu einen kleinen Schluck, blieb aber beim süffigen, weissen Apero-Wein. Zum Glück für mich …





SIND SIE AUCH ALTWEINGENIESSER?

Etwas für Altweingeniesser. Manchmal habe ich das Gefühl, dass «wir» aussterben. Aber viele Gäste erfreuten sich am reifen 1966er!

1966 Château Lynch-Bages, Pauillac: Rostiges Braun, mittlere Transparenz. Das Bouquet wäre in einer Blindprobe relativ einfach zu erraten. Es duftet nach Pferdestall, Leder, Jod (das gibt im medizinalen Touch), Tornister, Tabak, Sommertrüffel und viel Korinthen. Letztere verleihen dem Nasenbild eine trocken-süsse Nuance. Im Gaumen ist er minim überreif, zeigt muskulöse Textur, also irgendwie mehr Knochen wie Fleisch als mögliche Deklaration. Das Finale vermittelt wieder viel Ledertöne und auch getrocknete Baumnussschalen, sowie Ratafia-Likör. Er ist immer fast noch genau so, wie ich diesen Wein schon früher immer wieder erlebt habe. Trotz seinen 58 (!) Jahren ist er noch wunderschön zu geniessen. Vor allem als unverbesserlicher Altweinliebhaber. Da gehöre ich definitiv dazu. 19/20 austrinken

DES DIREKTORS GEBURTSJAHR

Seit mehr als 13 Jahren leitet Bruno Affentranger (Bild) das Belvedere Spiez. An der grossen Vertikale war auch sein Geburts-jahr 1983 als Magnum mit von der Partie.

1983 Château Lynch-Bages, Pauillac: Bräunlich-rostiges Restweinrot, insgesamt relativ hell. Unglaublich süss-kräutriges Bouquet, es duftet irgendwie nach möglichem Cabernet-Likör (wenn es das gäbe). Dann viele, dunkle Dörrfrüchte, Kardamom und Aromen von Guinness-Bier-Malz, extrem weit ausladend. Vielleicht eher an einen grossen Rhône-Wein (Châteauneuf-du-Pape) erinnernd durch seine «heissen» Aromen-Eindrücke. Im Gaumen geht es mit dieser umwerfenden Pauillac-Süsse weiter, weit ausladend, Teer, Backpflaumen, dunkle Rosinen und Aromen von Vanillemark und Birnenweggenfüllung, sowie Black Currant Pastillen. Ein gigantisch-eleganter Lynch-Bages, welcher aus dieser Magnum diese Behauptung noch viel mehr dokumentiert. Dieses Erlebnis hat mich fast umgehauen. Atypisch – aber doch fraglos legendär. 20/20 trinken

1989 Château Lynch-Bages, Pauillac: Magnum. Deutlich aufhellendes Weinrot, zeigt dabei eine jahrgangstypische Reife in Form von ziegelroten Reflexen am Rand an. Heisses Bouquet, es duftet nach Teer, Rosinen, hellem Malz und Pumpernickel Brot. Es sind auch noch schwarze Fruchtresten vorhanden; Brombeeren, Dörrpflaumen und Lakritze. Grosse, warme Terroir-Klassik. Füllig-cremiger Gaumen, weiche Tannine, viel Schmelz und eine noble Cabernet-Würz-Stiel-Bitterkeit auf der Zunge anzeigend. Endet mit  druckvollem, beeindruckendem Finale. Trotz Riesenspass zeigt er auch Grösse. Dabei kann man nicht mal unbedingt von einem Magnum-Bonus sprechen, denn auch die 75cl-Flaschen sind aktuell absolut sensationell. 19/20 trinken

P.S. Als frisch gebackener Weineinkäufer von Mövenpick erwarb ich damals 14'400 Flaschen Lynch 1989 zu 143 Franc Français. Ca. CHF 35  


HOCHZEITSWEIN: LYNCH-BAGES

Vier Flaschen-Formate an einem Tag. Als Hochzeitswein zelebrierten Corinne und Stefan Huwiler den Château Lynch-Bages 1998. Zum Anfangen wurde eine Doppelmagnum entkorkt. Die reichte nicht aus. So entkorkten die Gastgeber auch noch eine mitgebrachte Magnum. Die war auch schnell ausgetrunken.  Also musste auch noch die Normalflaschen-Reserve dran glauben. Zu Hause angekommen vermeldete die frisch gebackene Ehefrau Corinne noch «etwas Lust» auf Rotwein. Also holte der grosszügige Bräutigam Stefan noch ein Halbeli aus dem Keller. Auch Lynch 1998!






80 JAHRGÄNGE AUF BXTOTAL.COM

Wie bei vielen anderen Weingütern auch, findet sich auf meinem Portal bxtotal.com eine reiche Ausbeute von Beschreibrungen und Bewertungen. Von Château Lynch-Bages sind genau 80 Jahrgänge aufgelistet. Der älteste ist der Jahrgang 1928. Das älteste CH-Angebot im Netz: 1943, zu 557 Franken. Die ältesten Lynch-Flaschen weltweit; 1934. Also sind hoch gereifte Weine von diesem Cru sehr rar.
 



2009 Château Lynch-Bages, Pauillac: Sehr dunkles, in der Mitte fast schwarzes Granat. Gigantisch würziges und bombig-fruchtiges Bouquet, vollgespickt mit schwarzen Beeren und viel Pflaumentönen, tolle Cabernet-Lakritze-Würze mit schwarzem Pfeffermehl unterlegt, schier rauchig im tiefen Untergrund. Er wirkt zwar immer noch sehr jung, ist aber trotzdem sehr kommunikationsbereit. Im Gaumen herrscht die Plenitude, also eine maximale Fülle, cremige Tannine, gebündeltes, schier dick anmutendes Finale. Da stimmt alles. Er steht in den Startlöchern für eine über Dekaden garantierte Genussphase. Pauillac zum Ausflippen!!! 20/20 beginnen

JUNGER, SAUFIGER TISCHWEIN

Darf man «saufig» schreiben? Gehört sich das? Viele Bordeaux 2019 kommen mir ähnlich vor, wie gewisse 1982er in deren allerersten Fruchtphase. Auf alle Fälle kam der Zweitwein Echo de Lynch Bages derartig gut an, dass ein volles Dutzend «vernichtet» wurde.

2019 Echo de Lynch-Bages, Pauillac: Dunkles Rubin mit lila Reflexen. Wuchtiges, sanft tintig-pflaumiges Bouquet, zeigt dabei würzig-florale, an Veilchen und Cassis erinnernde Nuancen und gibt sich – trotz seiner Jugend – recht kommunikativ. Sehr ansprechend mit dem Fact, dass er ziemlich deutlich einen jungfruchtigen, tollen Bordeaux reflektiert. Saftiger, hoch aromatischer Gaumen mit angenehm begleitenden Tanninen, recht intensiver Ausklang. Er wird wohl noch minim zulegen, bereitet aber heute schon enorm viel Spass. Zeigt auch auf, dass ganz viele 2019er aktuell keine «Entkorkungs-Totsünden» sind. 17/20 beginnen


SAUTERNES ALS FINALE

Eigentlich hatte ich bei meinem Raster keine Süssspeise vorgesehen. Als mir das Menu vom Küchenchef vorgeschlagen wurde, erblickte ich eine finale Kombination von Schokolade und Himbeeren. Also suchte ich in meinem Inventar nach einem passenden Sauternes. Wenn ich wählen kann, dann serviere ich gerne einen reifen Süsswein. Gesucht und gefunden.
 
Der 1989 Château Suduiraut zeigt eine recht goldene Farbe mit orangen Reflexen. Die Nase ist reich, schwer-süss und gibt sich voluminös. Man findet einen Hauch von Aprikosen-marmelade, Quittengelee und würzigem Curcuma. Im Gaumen reich, obercremig mit gebündeltem, schier dick anmutendem Finale. Die volle Ladung eines wunderbar gereiften Sauternes, den man ohne Eile noch über Dekaden geniessen kann. 18/20 trinken

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BORDEAUX 2000   NAPA 2001

 
Ein absolut gigantisches Tasting fand am letzten Samstag des Monats Februar 2024 in Zürich statt. Man könnte diesen unikaten Event erklärenderweise «THE ZUERICH-TASTING» nennen. Denn jedes Mal, wenn verschiedene Weinregionen kämpferisch aufeinandertreffen, dann resultiert eine ähnlich finale Deklarationen. Im Lead aller historischen Ereignisse dieser Art ist nach wie vor das «PARIS-TASTING». Da organisierte der Engländer Steven Spurrier eine Blindprobe mit französischen Weinen gegen Kalifornier. Zur Verblüffung der Weinwelt gewannen nicht die Franzosen. Mittlerweile haben Folge-Veranstaltungen die Tradition, dass sich dieses Resultat von ähnlich gegliederten Degustationen immer wieder exakt so wiederholt. Der Beweis für diese These wird in diesem Bericht geliefert!

Der 15 Seiten Analyse- und Tastingbericht von René Gabriel: www.bxtotal.com

AM ANFANG WAR EINE IDEE

«Wir könnten doch mal eine Verkostung machen, bei dem die Qualitätsvorgaben gleich hoch sind und halt zwei verschiedene Jahrgänge nehmen. So zum Beispiel Napa 2001 und Bordeaux 2000.» Das war eine Idee, welche bei einem früheren Schwander-Tasting von Takis (links) und Sven (rechts) entstand. Baschi nahm die kreativen Gedanken auf und schrieb seine besten Weinfreunde an. Mit der Bitte um «Flaschenideen» aus den jeweiligen Privatkellern. Die grossartigen Angebote kamen spontan und schnell wurde ein Datum gefunden. Das Zürich-Tasting stand!

ZWEI PESSAC-BEAUTYS

In jeder Serie wurden jeweils drei Bordeaux mit drei kalifornischen Weinen vermischt. Nebst dem zaghaften Ducru-Beaucaillou traten Pape Clément und Haut-Brion im ersten «Weinrennen» an. Den Pape würde ich nachkaufen, wenn ich nicht schon rechtzeitig zu 110 Franken gebunkert hätte. In der Schweiz sind Angebote teuer. In Europa gäbe es noch einige Offerten unter 200 Franken.  
 
2000 Château Pape Clément, Pessac-Léognan: Sattes Purpur, in der Mitte sehr dicht, am Rand mit rubinem Schimmer. Intensives, dichtes, pfeffriges Bouquet, exotische Hölzer, Kokosraspel und Himbeeren. Fast etwas zu Kopf steigend mit seinem Druck. Im Gaumen stoffig. Er kommt daher wie eine Essenz, die Frucht ist deutlich rotbeerig mit bläulichen Fruchtakzenten. Da ist alles drin, respektive fast zu viel. Erstaunlich, dass dieser Wein in den 20 Jahren Flaschenreife noch so jung daherkommt. Er scheint erst am zaghaften Beginn einer langen Genussreife zu sein. An diesem Tasting unter den Grössten und einer der Günstigsten. Nachkaufen! 19/20 beginnen

2000 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan: Dunkles Purpur, gegen aussen zeigt er eine erste Reife mit sanft ziegelrotem Schimmer. Erdiges, klassisches Bouquet, sanfte Trüffelnuancen, Schokonuancen, Korinthen, Brazil-Tabak, Périgord Trüffel. Er legt ständig neue Schichten nach und vermittelt jetzt schon ein geniales Terroir. Wunderbar ausgelegt im Gaumen, superbe Balance, reife Tannine und alles passt zum Rest. Ein beruhigender Klassiker mit klarer Herkunftsansage. Erhaben und langlebig. Letzteres zeigt sich auch durch die nicht unbeachtlichen Tannin Reserven. Minim schlanker als die Médoc-Premiers.  Zwei Stunden dekantieren. 20/20 trinken

POYFERRÉ-FLASCHENPOKER

Von allen Bordeaux-Weinen schnitt der Poyferré am besten ab. Immerhin landete er auf Platz 6. Hinter fünf Kaliforniern!
Baschi staunte ob der Performance am Tasting und bemerkte, dass er diesen zu Hause schon ein paar Mal entkorkte und dass die Flaschen «unterschiedlich» daherkamen. Ein Phänomen, welches ich leider nicht nur beim Jahrgang 2000 von diesem kräftigen Saint-Julien-Deuxième konstatiere. Manchmal schleicht sich da ein minimer TCA-Fehler ein. Wer also diesen Wein so zwischen 200 bis 250 Franken nachkaufen will, geht damit auch ein gewisses Flaschenrisiko ein.  


Da Baschi bei seinem Kommentar von unterschiedlichen Flaschen von seiner Kiste zu Hause sprach, suchte ich im Netz nach 2000 Léoville Poyferré mit den Begriffen «wooden case» oder «Holzkiste». Leider wurde ich beim Scrollen nicht fündig. So musste ich mich halt mit der Kamera in meinen Keller begeben und dort eine Kiste fotografieren.  

2000 Château Léoville-Poyferré, Saint-Julien: Extrem dunkles, schier undurchdringliches Weinrot, nur dezent aufhellend am Rand. Gigantisches, mit schwarzen Beeren bespicktes Powerbouquet; Holunder, Heidelbeeren, schwarze Schokolade, Minze Nuancen. Vielschichtig, mineralisch und intensiv zugleich. Nebst würzigen Eindrücken von Küchenkräutern findet sich auch ein Hauch von Eucalyptus. Das hätte die Fährte auch nasal auf einen Kalifornier locken können. Eine volle Aromenpackung im reichen, aber auch erfrischenden Nasenbild. Im Gaumen «oberkräftig», schier noch arrogant. Die Gerbstoffe sind megapräsent und versuchen sich zu integrieren. Ein Kraftakt mit Charakter. Die möglicherweise mangelnden Finessen macht er mit Power locker wieder wett. Ein Mega-Value! 20/20 beginnen

TEUERSTER, NICHT BESTER PREMIER

Wenn schon länderübergreifend verglichen wird, dann darf man auch kritisch in Bezug auf eigene Regionen hinterfragen. Der Mouton kam nicht so gut weg und ist momentan nur Sieger bei der Premier-Pricing-Analyse.

2000 Mouton-Rothschild (ca. CHF 1800)
2000 Lafite-Rothschild (ca. CHF 1200)
2000 Margaux (ca. CHF 900)
2000 Latour (ca. CHF 880)
2000 Haut-Brion (ca. 800)




Mit dem Jahrgang 2000 brach die Baronnie de Rothschild für einmal mit der Tradition eines Künstler Etiketts. Anstatt eines Labels wurde eine Prägung aufgedruckt. Als Tier wurde ein «Rambock» in Goldprögung geschaffen. Die Kreation stammt aus dem Jahr 1590. Geschaffen vom aus Augsburg stammenden Goldschmied Jakob Schenauer.
Gleichzeitig setzten die Rothschilds mit der Schaffung einer «etwas grösseren Flasche» eine gewichtige Distanz gegenüber allen anderen Bordeaux-Premiers. Das Gesamtgewicht dieser optischen Boliden beträgt seit dem Jahrgang 2000 neu 1.666 Kilogramm. Somit haben die neuen Originalholzkisten auch keinen Platz mehr in herkömmlichen Weingestellen. Die gesamten «Bruttoregistertonnen» einer 12er OHK beträgt, seit dem 2000er über 20 Kilogramm.  

SPEKTAKULÄRER NEUBAU

Der revolutionäre Neubau von der neuen Lynch-Bages-Produktionsstätte ist nicht jedermanns Sache. Meiner Ansicht nach wurde hier aber alt und neu hervorragend arrangiert. Wichtig ist es, dass der Wein zukunftsweisend mit bestmöglicher Technik Jahr für Jahr auf Top-Niveau hergestellt werden kann.

Der erste Jahrgang in den neuen Kellern war 2020. Es ist der einzige Lynch, welcher schon als Fassprobe bei mir die maximale Punktezahl bekam. Beim 2000 begann ich zaghaft mit möglicherweise (zu) zaghaften 18 Punkten.

Damals war noch der leider verstorbene Jean-Michel Cazes im Lead. Seit dem Jahrgang 2006 hat Jean-Charles Cazes (Bild) das Zepter von diesem oft gigantischen Pauillac-Value übernommen.  

2000 Château Lynch-Bages, Pauillac: Innen recht dunkel, aussen deutlich aufhellend. Laktisches Bouquet, Gaba Spitzwegerich Tabletten, Lakritze, dunkles Malz und Rauch. Im Gaumen lang, kräftig-elegant, bemerkenswerte Tannine und auch hier wieder unglaublich viel Lakritze, sowie Kandis anzeigend. Süss, völlig schwarz von der Fruchtintensität her, dramatisches Finale. Hier scheint die Frucht im Innern des Weines konserviert worden zu sein. Ein bewegender, monumentaler Bordeaux, der es blind nicht nur mit den anderen Pauillac-Premiers aufnehmen kann, sondern auch locker mit den allerbesten Napa Weinen. Hier bahnt sich eine (noch) erschwingliche Legende an! 20/20 trinken 





2000 Château Margaux, Margaux: Sattes, dunkles Weinrot, schier Schwarz in der Mitte, am Rand nur wenig aufhellend. Geradliniges, perfektes Bouquet, von dunkler Frucht geprägt, Brombeeren und Heidelbeeren, aber auch eine Nuance von Maulbeeren im minim laktischen, wachsigen Ansatz anzeigend. Weit ausladend. Im Gaumen so was von feminin und elegant, die Tannine sind seidig, die erhabene Länge faszinierend. Komplexität und Finesse am Maximum. Er ist jetzt schon genial zu trinken, weil die Tannine so wunderbar gereift sind. Durch seine absolut geniale Balance hält er noch viel Dekaden durch. Dies bei immensem Genuss. Als ich ihn schluckte, vermischte ich den Weinrest im Extrakt mit dem Speichel. Es kam nochmals eine gewaltige Aromen-Ladung von riesengrossem Bordeaux-Wein ins emotionelle Genussspiel. 20/20 trinken 


EIN SONDERBLEND NAMENS CLARET

Da ist zwar schon viel Cabernet Sauvignon drin. Aber auch noch andere «Grapes» wie Merlot und Petit Verdot. Er verdiente seinen Rang. Falstaff taxiert ihn mit 100/100!

   
2001 Claret, Robert Foley, Napa Valley: Unglaublich dicht, fast Schwarz in der Mitte. Grossartiges, hoch aromatisches und gleichzeitig beruhigendes Bouquet. Warme Ausstrahlung mit dunklem Cabernet-Touch Pumpernickel Brot, Teer, Korinthen. Er geht dabei in die Tiefe und legt mit jedem Nasenkontakt sanft nach. Man kann sich daran nicht sattriechen. Im Gaumen cremig, komplex und erhaben. Auch hier wieder auf schwarze Frucht setzend und fraglos Weltklasse dokumentierend. Unglaublich langes Finale. Ein stimmungsgeladener, charaktervoller Napa! Und das wird noch locker 20 Jahre lang so bleiben. 20/20 trinken

JURORENSIEGERQUARTETT

16 Juroren gaben ihre Tipps ab. Nicht welcher Wein sich im Glas befand, sondern ob es sich bei der jeweiligen Kostprobe um einen Napa oder Bordeaux handelte.

Vier Weinfreaks tippten alles richtig! Von links nach rechts; Silvio, Takis, Torkel und Georges. Bravo!!!







TO KALON – TRAUBEN SEIT 1868

Der Napa Pionier Hamilton Crabb pflanzte diesen Rebberg im Jahr 1868. Der Weinberg To Kalon galt immer schon als Lieferant von allerbesten Napa-Trauben.
Im Jahr 1993 riss sich Andy Beckstoffer dieses Rebland unter den Nagel als die damaligen Besitzer von Beaulieu finanziell strauchelten.

Er bepflanzte die Parzellen neu. Vor allem mit Cabernet Sauvignon, aber auch mit Cabernet Franc. Die Trauben von To Kalon sind bei den «Nichtbesitzern» und somit Traubenaufkäufern sehr begehrt. Er wird gemunkelt, dass für eine Tonne von diesem aussergewöhnlichen «Napa-Trauben-Kaviar» bis zu 100'000 Dollar bezahlt werden.

Man rechne! Das macht 100 Dollar pro Kilogramm Tauben. Beim dickhäutigen Cabernet Sauvignon ergibt die Ausbeute maximal 75% fertigen Wein. Dies entspricht wiederum genau jener Menge, welche es für eine Flasche Wein braucht. Somit betragen die «Netto-Inhaltskosten» für eine Flasche To Kalon 100 Dollar. Plus alle weiteren Kosten wie Flasche, Etikett, Herstellungs-Logistik, Löhne, Marketing, Marge. What else? Meine Schätzung ist, dass eine Flasche Schrader To Kalon die Winery so um 300 Dollar verlässt. Somit sollte die Rechnung trotz «Beckstoffer-Hausse» irgendwie doch noch gut aufgehen …

Wie der Schrader 2001 schmeckte? www.bxtotal.com weiss es ...

1928 MOUTON MIT ANNE COLGIN

Drei Mal traf ich die «Grande Dame» des kalifornischen Weinbaus. Einmal in München und zwei Mal in Los Angeles. Bei einem grossen Tasting, organisiert von Weinfreund Robert Langer, sass Anne neben mir und war begeistert vom 1928er Mouton Rothschild.




Tage später schickte sie mir eine Mail: Here is my note «The star of the evening for me was the gorgeous Mouton which danced on the palate with the ease and grace of Shirley Temple! At 90 the wine still exhibits the essences of black fruits with hints of mint and tobacco. A true beauty!»

Shirley Temple? Ich recherchierte; geboren 1928, wie der erwähnte Mouton. Am gleichen Tag wie René Gabriel: 23. April!!!
 
2001 Colgin Carriad, Napa Valley: Sehr dunkles Granat, rubiner Rand, gewisse Reifetöne vermittelnd. Die Nase zeigt dunkle Früchte und noch keine Terroiranzeige, Flieder, Holunder, Waldhimbeeren und Black Currant. Irgendwie kommt er burgundisch rüber. Mittlerer Druck, also auf Eleganz setzend. Im Gaumen saftig mit seidiger Textur, hochfeine, delikate Tannine aufzeigend. Eine richtiggehende Delikatesse mit Nonchalance im langen Finale. 19/20 trinken  

BASCHI SCHWANDER: ORGANISATOR, DEGUSTATOR UND AUCH MEDIATOR

Er organisiert US-Weinproben und liebt Bordeauxweine gleichzeitig. Und er mag Champagner und alles, was man mit sehr, sehr gutem Wein bezeichnen kann. Er war federführend bei diesem Zürich-Tasting. Mit seinen hervorragenden Connections schaffte er es auch als Mediator die richtigen Weine mit den richtigen Teilnehmern zu koordinieren.

Ein kleiner Film zum Zürich-Tasting:
https://www.youtube.com/watch?v=dNURSMKJrDM

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IN EIGENER SACHE

Als «Glasmacher» lästert man nicht über die Konkurrenz. Das gehört sich nicht. Nicht auszudenken, wo die Welt der Weingläser heute stehen würde, wenn es nicht derartig geniale, pragmatische Vordenker wie Claus Maria und Georg Riedel gegeben hätte.
Am Zürich Tasting «mussten» wir aus einem Schott Zwiesel Glas (Bild oben) verkosten. Da hatte ich wahnsinnig Mühe, denn es war nasal oberanstrengend die Aromen aus dem zu hohen und zu schmalen Becher herauszufiltern.

Meine Beanstandung lässt sich berechnen und ist somit einfach nachvollziehbar. Es sind eigentlich genau die drei Hauptgründe, weshalb ich das Gabriel-Glas kreierte.

Die Glasöffnung oben vom Schott Zwiesel ist zu klein. Der Duft «verschmältert» sich und lässt keine Fächerung zu. Die Distanz vom Wein bis zur Öffnung ist länger. Die Geschmackspyramide nimmt mehr ab und die Intensität verringert sich. Die schlimmste Vergleichs-Differenz: der Querschnitt der Oberfläche vom Wein beträgt beim Schott Zwiesel lediglich 4.5 Zentimeter. Beim Gabriel-Glas (Bild unten) wären 9.5 cm. Somit ist die absorbierende Duftfläche hier mehr als vier Mal grösser.

Wie pflegte der ehemalige Kellermeister von Mouton, Raoul Blondin jeweils zu sagen? «Il ne faut jamais mettre und Grand Vin dans un petit verre.» Recht hatte er!  






100 PUNKTE ODER 20 PUNKTE?

Jedes Bewertungssystem hat sein eigenes System. Und jeder, welcher sich mit ihm befasst, hat seine eigene Justierung. Amerika ist, was Publikationen angeht, Wine-Spectator und Parkerland.

Da regiert das 100-Punkte-Berwertungssystem. Als Gegenpool wirkt hier das US Davies Institut in Kalifornien mit dem 20-Punkte-Skala. Also gibt es in Amerika, wie auch in Europa, zwei verschiedene Bewertungs-Möglichkeiten.

Ich bleibe bei meiner 20-Punkteskala!

Dann kann ich fünf Mal mehr trinken wie Robert Parker … 😉

US-WINES; YES, I’M LOVING IT!

Auch wenn meine persönliche Bordeauxliebe mit den vielfachen Blindvergleichen mit US-Weinen schon etliche Male auf dem Prüfstand war, so gelingt es mir nach wie vor beide Kategorien bedingungslos zu lieben. Ich denke, das kommt bei meinen Bewertungen in dieser Story gut rüber. Hoffe ich auf jeden Fall.

Ich bin mir sicher, dass das legendäre «Paris-Tasting» in Bordeaux mehr bewirkt hat, wie in Kalifornien selbst. Zu selbstgefällig waren die Franzosen. Mit dem weltweiten, jedoch nicht registrierten Copyright der Deklaration «Terroir» haben sich die Franzosenwinzer immer wieder eine falsch anmutende Berechtigung verschafft. So in der Richtung, dass grosse Weine erst mit dem Alter richtig gross sein müssen. Und es somit auch keine Jugendfrucht braucht. Mit diesen Argumenten haben sie stetig wiederholende Herstellungs-sünden abgetan. Dabei war es der liebe Gott und Robert Parker, welche mit dem Jahrgang 1982 den Bordelaiser Winzern erklärten, dass reife Tannine und intensive Frucht für die Zukunft eine sichere Verkaufsstrategie sein können. Die grössere Langlebigkeit der Weine links und rechts der Gironde ist heute längst kein Verkaufsargument mehr. Erstens werden auch die grossen Weine der Welt immer jünger getrunken und zweitens haben die Kalifornier mehrfach bewiesen, dass deren Top-Weine ebenfalls bemerkenswert reifen können und dabei ebenfalls «Terroir» vermitteln.

Mit kalifornischen Weinen pflege ich seit meinen ersten Kontakten eine enge Beziehung. Mein erstes Verblüffungserlebnis war ein 1977 Zinfandel von Robert Mondavi. Dann zeigte mir der leider verstorbene Weinhändler Hans Müller reife Kalifornier bei einem Besuch in Wattwil. Als Wirt vom Hotel Kreuz in Sempach standen – nebst vielen Bordeaux’ – nicht wenige US-Weine auf der gut dotierten Weinkarte. Während meiner Zeit als Chefeinkäufer bei Mövenpick Wein durfte ich auch die US-Sparte betreuen. Mit einem beträchtlichem Einkaufsbudget. Da gehörten auch recht viele Reisen in die gelobten USA-Weinregionen dazu. Leider sinken meine reifen Napa-Sonoma-Kellerbestände permanent und so besuche ich so oft in kann Baschis Weinproben. Was ich an diesen Weinen auch besonders gerne mag; ich bekomme dabei mitunter nicht selten eine klammheimliche Lust auf Bordeauxweine …

HOW ABOUT NAPA MERLOT?

Wenn die wenig wirklich guten Napa Merlots gegen Bordeaux Weine vom rechten Ufer antreten müssten, käme es wohl zu einem dokumentarischen Umkehrsieg für die Crus rund um Libourne. Als ich nach möglichen 2001er aus Kalifornien in meinem Inventar suchte, fand ich diesen Paloma Merlot. Ohne grosse Erwartungen entkorkte ich ihn spontan am Sonntag. Einen Tag nach dem Zürich-Tasting, um ihn zur Pizza zu geniessen.
Es war sensationell und als ich nach diesem Wine surfte, entdeckte ich, dass er vom Wine Spectator vor fast 20 Jahren sogar als «Wine oft he Year» gehandelt wurde.  
Infos zur Winery: www.palomavineyard.com

2001 Paloma Merlot, Spring Mountain District Napa Valley: Unglaublich dunkle Farbe, aussen minime Brauntöne, innen fast Schwarz. Das weit ausladende Bouquet duftet nach Dörrfrüchten, Korinthen, Feigen, Backpflaumen, Vanillemark, Schokolade und Lakritze. Im zweiten Ansatz steigt eine sehr angenehme, harmonische Süsse aus dem Glas. Diese erinnert an Kandiszucker und Mocca Jogurt. Im Gaumen geht es hoch aromatisch weiter. Auch hier zeigt er eine passende Süsse, welche von einer wunderschön begleitenden Säure gestützt wird. Dieser geniale Napa Wein beweist zwei Thesen gleichzeitig. Erstens, dass grosser Merlot in Kalifornien durchaus ein spannendes Thema sein könnte. Und zweitens; dass die wohl besten hervorragend reifen können. 19/20 trinken

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GRANIT MONTROSE

2000 Château Montrose, Saint-Estèphe: Dunkles Scharlach-Granatrot, aussen feine Reifetöne. Trocken-erdiges Bouquet, hölzerne Noten, Tabak, Trüffel, Korinthen, Teer, Bakelit, speckig und rauchig. Die Frucht ist nicht mehr existent und hat einer unglaublich mineralisch-salzigen Terroir Note Platz gemacht. Er kommt nur zaghaft sich heraus und gibt – nach einer Viertelstunde – würzige Cabernet-Kräuternuancen zum Besten. Im Gaumen kompakt, gleich viel Fleisch wie Knochen zeigend, immer noch stark adstringierend. Die noch grosszügig vorhandenen Tannine wirken irgendwie «unsaftig» und barock und verleihen dem Zungenbeet einen ledrigen Touch. Ein sehr geduldiger Montrose, der momentan daherkommt wie ein gigantisches, leider noch zähes Porterhouse-Steak. Irgendwie dokumentiert er noch die alte Montrose-Epoche. Kein Wunder, denn damals war noch Jean-Louis Charmolüe der Besitzer. Und seine charakteristischen Weine reflektierten Jahr für Jahr seinen eigenen Charakter. Gigantisch ist er eigentlich schon, aber er entwickelte sich fast nicht an der Luft. Auch nicht nach längerem Karaffieren. Da wäre ich sehr neugierig gewesen, wie dieser granitige «Gerbstoffbock» in der Zürcher Blindprobe abgeschlossen hätte. 19/20 beginnen

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EIN PENSIONIST GEHT IN RENTE


 
Es tönt gleich und es ähnelt sich auch eigentlich in deren Praxis. Und doch ist es nicht ganz dasselbe. Zumindest im Fall von Weinfreund Jörg Studach. In Pension ging er schon vor ein paar Jahren. Rentner wird man erst, wenn man seine erste Rente bekommt. Das war bei ihm im Januar 2024 der Fall. Dieses hart verdiente AHV-Geld hat er aber nicht auf die hohe Kante gelegt, sondern mit seinen engeren Freunden am letzten Tag des erwähnten Monats lukullisch entsorgt.



Blättern wir ein paar Jahre zurück. Da hatte Jörg die Chance, seine Anteile der Firma Softec im Rahmen eines Management Buyouts zu verkaufen. Dieses Portefeuille erlaubte ihm, vorzeitig «in Pension» zu gehen bzw. seine beruflichen Tätigkeiten stark zu reduzieren. Trotzdem musste er der AHV natürlich brav weiterhin Geld überweisen, um später diese AHV-Rente zu erhalten.
Die «Alters- und Hinterlassenenversicherung» bildet die staatliche Säule des schweizerischen Dreisäulensystems zur Sicherung des finanziellen Grundbedarfs im Alter.

Der frühere Bundesrat Hans Peter Tschudi wird als «Vater der AHV» bezeichnet, welche im Jahr 1948 lanciert wurde.
Die Formel ist heute genauso, wie damals: Wer «zu viel» einbezahlt kriegt die Maximalrente. Wer «genug» einzahlt, kriegt auch die Maximalrente. Wer «zu wenig» einzahlt, kriegt eine Teilrente. Wem die Rente nicht fürs Auskommen reicht, kann Ergänzungsleistungen beantragen.

Jörg gehört zu jenen Grosseinzahlern, welche wohl weit über 100 Jahre alt werden müssten, damit das einbezahlte Geld wieder vollständig zurückfliessen könnte. Also ist der Studach ein besonders «sozialer Einzahler».

Die allerersten 2’450 Auszahlungsfranken spendete er für einen guten Zweck. Nämlich dem Erhalt von bereits bestehenden Freundschaften. Er lud zum Gourmetlunch und Weinbüffet ins Restaurant Reussbad Luzern. Wer sich mit gastronomischen und önophilen Grundkosten auskennt, kann sich schnell ausrechnen, dass bei dieser Einladung auch «Folgerenten» angeknackt werden müssen …

2005 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien: Die Farbe; fast Schwarz. Das Bouquet gibt sich besonders dunkel, heisst; schwarzes Pfeffermehl, Brombeeren und Rauch. Also setzt dieser Poyferré nasal deutliche Cabernet-Akzente. Im zweiten Ansatz Minze, Eucalyptus. So erinnert das Nasenbild auch etwas an Kalifornien. Im Gaumen fest, mit Biss, kräftiges Finale. Ein charaktervoller Saint-Julien, den man blind auch in der Region Saint-Estèphe suchen würde. Kam sehr, sehr gut an in der Tischrunde. 19/20 beginnen





TURMBAU ZU BORDEAUX

Der Turm auf Chateau Gruaud-Larose ist modern und passt wie eine Faust aufs Auge zum Rest des Weingutes. Aber immerhin bietet er eine tolle Aussicht über die Rebberge.

2006 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: Mittleres Weinrot, am Rand aufhellend.  Wunderschöne Zedernwürze, heller Tabak, Lakritze und dunkelbeerige Fruchtresten. Im Gaumen erstaunlich fein, perfekte Balance und sehr angenehm von der Adstringenz her. Ein royaler wunderschöner, erhabener Bordeaux. Diesen bald 20jährigen Wein kann man noch unter 100 Franken kaufen. Ab jetzt ein Punkt mehr wie früher. 19/20 trinken

P.S. Während meiner Zeit als Einkaufschef bei Mövenpick kaufte ich manchmal bis zu 40'000 Flaschen pro Jahr für die Subskription.




EINE ZIEMLICHE 2008ER-SENSATION

Dieser Jahrgang bekommt bei mir durchzogene Bewertungen. Der Bewertungsschnitt liegt so etwa zwischen 16 und 17 Punkten. So richtig grosse Weine gibt es da leider nicht viele. Ein paar aber schon. Und da gehört dieser ausser-gewöhnliche Figeac dazu. Er bekam bei mir schon als Fassprobe 19/20. Heute noch eine sehr gute Kauf-Empfehlung für Ungeduldige, denn die Reife ist jetzt erstmals vorhanden …
 
2008 Château Figeac, Saint-Emilion: Sanft aufhellend mit minimen Reifetönen. Offenes, wohltuendes Bouquet; Birnenweggenmark,  Caramel, Dörrpflaumen, Vanille, Earl-Grey-Tee, und Kaffee im Duft. Im Gaumen malzig, weich, cremig- Die Gerbstoffe sind sehr anschmiegsam. Einer der besten Weine dieses nicht einfachen Jahrganges. 19/20 trinken




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EINE IMPOSANTE 2009-LEGENDE

Welches waren meine drei allerbesten Weine an diesem Lunch? Es sind die gleichen Drei. Montrose, Montrose und Montrose!!!
 
2009 Montrose, Saint-Estèphe: Für die Farbe gibt es fast nur ein Wort; Schwarz!!! Klar sind da auch noch ein paar rote Reflexe dabei, aber Schwarz dominiert eindeutig. Die Nase nobel, gewaltig tief, Pumpernickel, Black Currant, Lakritze, Trüffel und Heidelbeeren. Bereits nasal ist die absolute Sensation vorhanden. Im Gaumen mächtig, imposant, adstringierend und noch viel weiteres Potential aufzeigend. Doch dieser Montrose ist komplett unnahbar. Er kommuniziert und die Tannine weisen einen ersten Charme auf. Das Finale ist endlos. Dieser Wein ist schlicht und einfach perfekt. Ein bewegender Genussmoment! 20/20 trinken


Der Péby Faugères - auch mit 20/20 und die anderen Weine? www.bxtotal.com weiss es ...

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LASAGNE ESSEN & LAS CASES TRINKEN
 
Hast Du es gemerkt? Schau doch den Titel nochmals genauer an. Richtig - zwei Mal ist LAS etwas grösser geschrieben als die anderen Buchstaben. Das dient dem Wortspiel der Thematik von diesem Montag-Event. Die Idee kam von Baschi, der gleichzeitig als Gastgeber fungierte. Er lieferte den LAS Cases und seine Frau Sue die hausgemachte LASagne.

Damit sei auch wieder mal auf sie Symbiose von Essen und Wein hingewiesen. Meiner Ansicht generell eine oft gehemmte Variante es allen recht zu machen. Ich finde diese Zwangsformel oft übertrieben und würde mir zu dieser Thematik gerne etwas mehr allseitige Toleranz wünschen.

Aber eine meiner Gabriel-Lieblingsformeln kommt bei diesen beiden Elementen ganz gross zur Geltung.

Mein Wein-Food-Verbindungs-Motto ist nämlich entweder «Teuer trinken und günstig Essen». Oder halt umgekehrt.  
Was ich damit meine? Zu einem teuren Wein kann man durchaus ein kaltes Plättli essen. Oder bei einem Spitzenkoch zum teuren Menu einen eher günstigen Wein bestellen. Falls es sowas dann vor Ort wirklich auch gibt.

Warum ich diese Formel entwickelt habe? Meist reicht die persönliche Genusskapazität gar nicht für beide Elemente aus. So kann man sich bei einer teuren Flasche gut auf den Wein konzentrieren und beim teuren Menu auf die vielen Speisengänge.
Auch die Variante günstigen Wein und günstiges Essen würde ich gelten lassen. So nach dem anderen Gabriel-Motto: «Es muss nicht immer weiss Gott was sein». Oder wie es Oscar Wilde einmal zitiert hat: «Die Einfachheit ist die Sehnsucht der Komplizierten.»

Bei einem Stück Käse und einem Glas Dôle kann man sich selbst sehr gut beweisen, dass man nicht zu den Etepetete-Snobs gehört.
Wichtig ist, bei Allem, was man isst oder trinkt; man muss es bewusst machen. Man muss es selbst erleben. Sich Zeit nehmen, runterfahren, sich darauf freuen. Sich in Demut üben. So lange nicht jedem Menschen der Zugang Trinkwasser garantiert werden kann, ist alles andere was trinkbar ist oder mit fester Nahrung zu tun hat ganz und gar nicht selbstverständlich. Think about it!

1978 Château Léoville-Las Cases, Saint-Julien: Noch immer eine recht jugendlich wirkende Farbe, nur wenig Reifetöne am Rand. Die ersten Sekunden vom Nasenbild erinnerten mich spontan an die Holunderblütenbonbons von Ricola. Da war so etwas Frisches, Kräutriges im Bouquet. Und – ebenfalls nur ein paar Sekunden lang – waren blaubeerige Primäraromen zu finden. Hoch aromatisch, mit mittlerem Druck. Im Gaumen hat er in den letzten Jahren etwas abgespeckt. Wobei so richtig füllig war er eigentlich nie. Das würde auch gar nicht zum Jahrgang passen. Er ist schon lange auf dem Genusspeak und verteidigt diese Phase schon erstaunlich lange. Macht unerhört Spass. Zusammen mit dem Pichon-Lalande bildet dieser Las Cases die Qualitätsspitze aller 1978er Bordeaux. Was ich damit behaupten will; alle Premiers können hier nicht mithalten. Die Klassement Pyramide ist nicht immer logisch und hier heisst es: «Die Ausnahme bildet die Regel.» 18/20 austrinken

MEHR PAUILLAC WIE SAINT-JULIEN

Meine These ist, dass ein Saint-Julien in der Regel eine Art «verdünnter Pauillac» ist. Was ich damit meine? Geschmacklich nähern sich die Saint-Juliens oft ziemlich genau einem Pauillac an. Nur der Körperbau wirkt dabei  minim leichter, dafür etwas eleganter. Wenn aber ein Saint-Julien besonders dicht und fleischig ist, dann geht er dann schon in Richtung Pauillac. Der 1989er Las Cases liefert den Beweis für diese Theorie …
 
1989 Château Léoville-Las Cases, Saint-Julien: Innen von unglaublich dichter Farbe, aussen feiner Reiferand mit sanft ziegelroten Reflexen. Die ist Nase dicht, schier bullig, sehr kompakt und mit viel Druck ausgestattet. Man findet Spuren zum heissen Jahrgang, dies in Form von Korinthen und Dörrpflaumen. Im zweiten Ansatz: Lakritze, getrocknete Heidelbeeren und Trüffel. Im Gaumen voll im Fleisch, konzentriert und mit enormem Druck im imposanten Finish. Das war für mich der absolut beste Wein des Abends. Ein Weinhändler hatte noch vier Flaschen zu 175 Franken im Angebot. Hatte! Die sind jetzt auf dem Weg nach Eschenbach. 19/20 trinken







STILTON UND PORTWEIN

Der 1991 Quinta de Terra Feita ist für mich besser als der «richtige Taylors». Eine Portlegende. 20/20 trinken






AND THE WINE-OSCAR GOES TO …

Eschenbacher Weinwanderer Jasskönig. Auf dem Bild sieht man den strahlenden Sieger Jürg Richter. Er holte den zweiten Titel. Letztes Jahr gewann Hugo Gabriel. Bärti Stocker lag heuer nur grad einen winzigen Punkt hinter Jürg.
Ferner liefern …
Im zweiten Rang: Bärti Stocker
Im dritten Rang: Baschi Schwander
Im vierten Rang: Hugo Gabriel
Im fünften Rang: Philipp Buholzer
Im sechsten Rang: Guido Rast
Im siebten Rang: René Gabriel
Im achten Rang: Robi Hocher

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Wenn zwei Genussmenschen an einem Strang ziehen, dann verdoppelt sich das gefühlte Erlebnis. Das war das Ziel vom geplanten «Linner». Linner? Das ist eine Kombination zwischen Lunch und Dinner. Will heissen, der Event begann am Nachmittag und hörte am Abend auf. Ein lukullischer Halbmarathon in sieben Akten. Passiert am Samstag, 27. Januar 2024 an der Sonnenbergstrasse 109 in Zürich. Dort kocht und lebt Richard Kägi. Ein Mann mit viel Lebensmittel-, Gemüse-, Früchte-, Fisch- und Fleischerfahrung. Dieselben Kenner-Attribute könnte man bei ihm bei Allem, was flüssig ist ebenfalls auflisten.

Kennengelernt habe ich den Richi bei einem gemeinsamen Lunch bei Werner Tobler in Hildisrieden. Wir hatten das Heu schnell auf der gleichen Bühne. Dort ist dann auch relativ spontan die Idee zu einem gemeinsamen Event entstanden.

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2015 Merlot Saturio Ried Bügel, Garagenwinzer Nikolai: Magnum. Sattes Rubin-Purpur. Intensives Fruchtbouquet. Rote Kirschen und Waldhimbeeren wechseln sich im Reigen ab, dahinter Hagebuttengelee, Parisette Brot und Vanille. Man muss ihm nicht entgegen gehen, denn er gibt sich sehr kommunikativ und versprüht seine primären Nuancen in verschwenderischem Masse. Im Gaumen geht es mit der roten Frucht nahtlos weiter, samtenes Extrakt und gebündeltes Finale. Ich bin mir nicht so sicher betreffend seiner effektiven Reifephase. Wer ihn aber jetzt (schon?) trinkt, macht garantiert keinen Fehler. 19/20 trinken

2016 Merlot Saturio Ried Bügel, Garagenwinzer Nikolai: Magnum. Mitteldunkles Granat mit zart rubinem Rand. Offenes Bouquet, viel rote Frucht, Pflaumen, Erdbeeren, Kirschen, aber auch eine subtile Würze mit fein durchzogenen Kräuternuancen. Ein Hauch Milchkaffe deutet auf minim laktische Züge hin. Mit jedem Kontakt kommen neue, feine Aromen Schichten dazu. Im Gaumen zartfleischig. Er zeigt noch eine gewisse Adstringenz und deutet so sein weiteres Alterungspotential an. Während der 2015 schier etwas burgundisch daherkommt, weist hier der Grundcharakter eher in Richtung Pomerol. Er scheint auch ein besserer Food-Sparringspartner zu sein. Zwei Stunden dekantieren. 19/20 beginnen

FILTRIEREN NÜTZTE NIX

Er wollte einfach nicht. Hatte definitiv keinen «Zapfen», aber halt einen Bock. Das ist beim Mouton 1983 halt leider manchmal so. Und beim 1986er und 1988er auch. Die gute alte Zeit war halt manchmal nur die alte Zeit. Ohne gut!

1983 Château Mouton-Rothschild: Magnum. Aufhellendes, etwas rostig wirkendes Granat mit dem Alter entsprechenden Reifereflexen. Reduktives, bockiges Bouquet mit minimen Spuren von Kontaminierung. Torf, Malz, Korinthen, Rauch, schwitzendes Leder und auch feuchter Keller. Zeigt aber Konzentration und eine gewisse Tiefe. Das ist wieder mal so ein Nasenbild wie es dieser Mouton nicht selten zeigt und man nicht sicher ist, ob er korkt oder wieder mal seine «andere, leider weniger attraktive Seite» dokumentiert. Im Gaumen mürbe, wirkt mehlig, aber gleichzeitig sehr konzentriert. Die Grösse ist da. Der Spass kommt vielleicht mit dem Dekantieren. Hoffentlich. Schauen wir mal. Er blieb nach ein paar Stunden in der Folge leider «stinkig». Also keine Bewertung. 

ZWEI MAL 19-PUNKTE!

Das waren zwei tolle Magnums. Sehr unterschiedlich. Der Valandraud 1998 voller Power. Der Lafleur 2001 voller Finessen. Manchmal ziehen sich Gegensätze an. Oder jeder bleibt für sich gewaltig ...

Wie alle Weine und das Essen vom Event Kägi & Gabriel schmeckten findet man im grossen Bericht von René Gabriel auf www.bxtotal.com




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WIE HAST DU ES SO MIT AL DENTE?

In Teneriffa besuchten in einem wirklich guten Italiener. Super Service. Tolle Gerichte. Als absoluter Hit wurde dort als Hauspezialität Spaghetti Carbonara mit dem verheissungsvollen Attribut «unique Carbonara» angeboten. Da die vorgängigen Portionen generell klein waren, orderte ich mir – statt Dessert – dieses italienische Hauptgericht. Ich war happy, dass sich die georderte Ration dann optisch den mengenmässig den vorgängigen Mengen angliederte.

Mit Neugier nahm ich den ersten Bissen. Al dente? Damit mein man, gemäss Wikipedia: «(italienisch dente „Zahn“; deutsch „für den Zahn (spürbar)“) ist in der Küchensprache der Ausdruck aus der italienischen Küche für die Zubereitung insbesondere von Teigwaren (Pasta), aber auch Reis und Gemüse, die so gegart sein müssen, dass ihr Kern noch nicht ganz weich ist..».

Meine Spaghetti boten von der Konsistenz her einen echten Sparringspartner mit meinen Zähnen. Vom Querschnitt her waren die innen mehr weiss wie leicht gelb, respektive transparent. Also befanden sich diese zwischen noch nicht gekocht und nicht richtig gekocht. Wie auch immer. Der wie in der Karte beschriebene knusprige Bauchspeck schmeckte wie aus dem Wasser gezogen. Die Sauce bestand gefühlt nur aus reinem Eigelb. Auf die Frage, ob ich da noch etwas Reibkäse bekommen könnte, antwortete mir der Chef de Service, in der Sauce sei schon genügend Käse integriert worden. Ich musste das Gericht nicht bezahlen, aber es blieb leider ein schaler Geschmack zwischen meiner ordentlich vorgetragenen Reklamation und dem Chef de Service hängen …

Zugegeben, ich bin eher der «Weichmacher» von Teigwaren. Da bleibt die Sauce besser kleben. Al dente? Also lieber nicht! Dies, obwohl die Gabriels eigentlich urtümlich aus Italien (Centovalli) stammen. Also koche ich alle Teigwaren etwas länger als angeben. Dann schütte ich diese ab, lasse noch ganz wenig Wasser drin und stabilisiere diese – nebst persönlichem würzen – mit etwas Olivenöl oder Butter und lasse diese bei niedriger Temperatur bis zum Verzehr-Einsatz noch etwas ziehen.  

So richtig al dente mag ich also definitiv nicht. Zudem habe ich gelesen, dass man von Pasta eher zu viel isst. Dann gehen die Dinger auch noch auf im Magen, weil erst dort gefühlsmässig «fertiggekocht wird».
Bin ich der Einzige, der kein «Aldenter» ist? Und nicht gerne al dente isst?     

Foto: chefkoch.de

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10 JAHRE GABRIEL-GLAS SCHWEIZ
 
Begonnen hat es in der Schweiz. Ein paar Jahre früher. Am 1. April 2010 (kein Scherz) präsentierten wir das brandneue, just produzierte Gabriel-Glas, in Zürich an einem Event mit Gästen, Freunden und Journalisten. Doch das Zentrum der Tätigkeiten lag und liegt auch heute noch in Österreich. Nämlich in Hallein, Nähe Salzburg. Dort laufen alle Fäden zusammen. Seit der Gründung ging es stetig - mit konstantem Zuwachs - bergauf. Heute ist das Gabriel-Glas in über 60 Ländern vertreten. Ecuador und Armenien sind die neuesten «Mitglieder».

Auch die Schweiz startete zur gleichen Zeit mit zaghaften Mengen. Aber noch nicht mit einer eigenen Firma. Wir importieren zwar schon Gläser und es gab auch schon eine Webseite, aber der Vertrieb musste nach und nach aufgebaut werden.
Ich fungierte noch als Berater von Mövenpick und organisierte Events und Weinreisen. Karin war damals noch vollzeitbeschäftigt als Geschäftsführerin vom Mövenpick Weinkeller in Zürich-Enge. Mit Erlaubnis der Direktion durfte sie eine Lagerecke benutzen und erste Glas-Pakete in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein verschicken.

Damals wurden alle Gläser noch im weissen Industriekarton angeliefert und jede Design-Verpackung musste mühsam zusammen-gefaltet werden. Die Rechnungen liefen bis 2013 über meine Firma Weingabriel GmbH. Die Aufträge nahmen stetig zu. Immer mehr Weinhändler nahmen das Gabriel-Glas ins Sortiment auf. Auch die Gastronomie hatte dieses Universal-Glas für sich entdeckt. Was als Nebenjob für Karin begann, war nach ein paar Jahren so nicht mehr zu handhaben. Mit einem lachenden und weinenden Auge gab sie ihren langjährigen Job bei Mövenpick auf und wurde Geschäftsführerin und Mitbesitzerin der neuen Gabriel-Glas (Schweiz) GmbH.
Gleichzeitig entstand – nach zweijähriger Bauzeit – Mitte des Jahres 2013 im luzernischen Eschenbach der Neubau an der Unterdorfstrasse: das neue Heim der Gabriels.

Nach dem Motto «Wohnen und Arbeiten» entstanden hier ideale Voraussetzungen für Lager- und Büroräume. Wobei zu erklären ist, dass sich Karins Klein-Office in einer Nische zwischen Lift- und Aussenwand befindet und die Crew reichlich improvisiert am Küchentisch arbeitet. Geht doch!

WE ARE FAMILY

Das Gabriel-Glas ist und bleibt eine Familiensache. Die beiden Firmen Gabriel-Glas Hallein und Gabriel-Glas Schweiz sind seit 2024 in eine Familienholding (ALLGA-CONTI GmbH) integriert und die Kinder Stefan und Melanie sind bereits jetzt schon sorgfältig auf eine spätere Stabsübergabe vorbereitet worden. Doch bis dahin versucht sich der René halbwegs als möglicher Rentner und die Power-Karin ist noch voll «in Duty»!

JUBILÄUM IM BRANDENBERG ZUG
Ein Jahr zuvor starteten die Vorbereitungen für die geplante Jubiläumsfeier. Als erste Massnahme musste ein Datum (13. Januar 2024) gefunden werden, an dem alle Mittglieder des Gabriel-Clans präsent sein konnten. Dann suchten wir nach einer Location, welche a.) relativ zentral gelegen und b.) mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar ist. Von meinen langjährigen «Jass-Eskapaden» und Gelagen mit meinen leider verstorbenen Freunden Guschti Brandenberg und Marino Aliprandi kam mir der Brandenberg (Bild) in Zug in den Sinn. Nachdem ich beim Geschäftsführer Christian Hempel die Reservation gefixt hatte, wurde der Anlass auf meiner Webseite publiziert und via Gabriel-Glas-Kunden beworben.

Nach dem Apéro begrüsste Karin Gabriel die Gäste und stellte während einer Rede von ziemlich genau fünfzehn Minuten ihr Dream- Team vor. Arbeitstechnisch sind das fürs Tagesgeschäft vorwiegend Schwiegersohn Till Rao Farine und Tochter Melanie Margaux Farine-Gabriel. Es sei hier verdankenswerter Weise von mir vermerkt, dass Karin seit Beginn massgeblich für den Erfolg von Gabriel-Glas in allen Belangen hauptverantwortlich war/ist.


WEISSE MAGNUM VON DOWN UNDER

Einen Weisswein vom Jahrgang 2014 wollten wir unbedingt als Vorläufer servieren. Das war ein weit schwierigeres Unterfangen, als passende Rotweine zu finden. Wir beschafften uns ein paar mögliche, weisse Italiener. Die waren alle müde oder fad. Also war das erst mal nix. Dann fand ich ein Angebot von recht vielen Magnums vom Sauvignon Blanc Cloudy Bay 2014 im Markt. Sofort liess ich mir per Express ein Muster schicken und blockierte den Rest. Gemeinsam mit der Glas-Familie verkosteten wir ihn schon am anderen Tag. Und alle waren begeistert. Und diese Begeisterung schlug sich auch im Saal um, als wir diesen Wein zum Apéro und zur Vorspeise (gebackene Felchenfilet mit Salat) servierten.

2014 Sauvignon Blanc, Cloudy Bay, New Zealand: Magnum. Unglaublich frische, brillante Farbe; helles Gelb mit lindengrünem Schimmer. Intensives, duftiges Bouquet mit vielen Noten von Grapefruit, Limetten, Passionsfrucht, Stachelbeeren und weissem Pfirsich, auch grasig-würzige und grüne Paprikanoten spielen mit. Dabei schimmert eine parfümierte, fein salzige Mineralik durch. Vollkommen intakt und man freut sich auf einen ersten Schluck. Saftiger, säurebetonter Gaumen, geschmeidiger Fluss, tolle Aromatik bis zum Schluss. Ein unglaublicher Wein, der sich praktisch zehn Jahre problemlos auf höchstem Genussniveau gehalten hat. Und das wird respektive würde so auch noch ein paar Jahre bleiben, wenn man ihn nicht vorher ausgetrunken hätte. Er hatte qualitativ keine Mühe mit den gebotenen Rotweinen mitzuhalten. Ausser bei der Farbe und dem Geschmack. Was wiederum mehr als logisch klingt. Kam auch beim Publikum extrem gut an. Und bei meiner «Weisswein-Karin». Was wiederum auch logisch klingt. 19/20 trinken

Foto: Schweizer Glas-Chefin Karin Gabriel.  

WIE KOMMT DAS MON CHÉRI IN DEN DOMAINE DE CHEVALIER?

Bei Bordeauxweinen kommt es oft zur Beschreibung von Kirschen und Schokolade. Und wenn beide fast gleich akzentuiert sind, dann erinnert das Ganze an ein Mon Chéri. Von diesem Ferrero-Verkaufsschlager werden jährlich 130 Millionen Kilogramm verkauft.

2014 Domaine de Chevalier, Pessac-Léognan: 9 l Salmanazar. 65% Cabernet Sauvignon, 30% Merlot, 5%Petit Verdot. Sattes, dunkles Rubin mit lila Schimmer. Das Bouquet ist einerseits recht intensiv, zeigt aber auch schon sehr elegante, minim laktische Ansätze. Rote Kirschen und Aromen von hellen Pralinen erinnern an ein Mon Chéri. Im zweiten Ansatz: Kaffee, Kokosnuancen, Kruste von Weissbrot und helle Pralinen. Das Nasenbild gibt sich sublim-füllig. Sehr charmant im Gaumen, will heissen, die Tannine geben sich gereift, die Balance ist wunderbar, der Fluss cremig und er endet harmonisch und lang. Ein sehr finessenreicher Domaine der Chevalier, der sein Altern in der Flasche zu einer positiven Evolution genutzt hat. Er bietet einen ersten, möglicherweise etwas burgundisch anmutenden Genussspass. Könnte es sein, dass er in dieser Restfruchtphase allenfalls sogar besser gefällt als in seiner späteren Endreife? Oder ist es der mögliche «Salmanazar-Bonus»? 18/20 trinken  

QR-CODE AUF DER KAPSEL

Wenn man auf den Link drückt, so erscheinen alle wichtigen Informationen zu diesem Wein.
So auch die Bewertungen …

Wine-Spectator 94/20 / James Suckling 92 - 93
Decanter: 18/20 / Jancis Robinson 17.5/20
Wine Advocate / Wine Enthusiast 96/100
Fehlt eigentlich nur noch eine wichtige Bewertung. Die von mir. 😉   





2014 Château Léoville-Barton, Saint-Julien: 9 l Salmanazar. 83% Cabernet Sauvignon, 15% Merlot, 2% Cabernet Franc. Recht dunkles Granat, am Rand mit rubinem Schimmer aufhellend. Das Bouquet beginnt zaghaft mit Kirschen und Heidelbeeren, lädt elegant aus und zeigt feine Schichten. Nach ein paar Minuten ist ein Schimmer von Zedernholz spürbar, ergänzt mit Fliedernuancen, blaubeerigen Blüten und schwarzem Pfeffer. Im Gaumen schier seidig im Fluss, die Tannine sind schmeichelnd und die Säure stützt gut. Schmeckt nicht nur klassisch nach Bordeaux, sondern zeigt auch schon viel von der erhabenen Barton-Aromatik. Sehr ehrlich vinifiziert und so schon bald ein optimaler Genuss. Ein möglicher Business Wein. Business Wein? Das sind Weine, welche man am Mittag zum Lunch trinkt und danach noch gut arbeiten könnte. Wenn «Mann» müsste! Liebhaber von Weinbomben werden meine Bewertung wohl nicht so richtig verstehen. Finessentrinker schon! 19/20 beginnen

SALMANAZAR: WIE SERVIEREN?

Es geht einfacher als man denkt. Sohn Stefan machts vor. Die geöffnete Grossflasche auf einer rutschfesten Unterlage schräg halten und den Wein sanft in eine Karaffe mit grosser Öffnung dekantieren.








BORDEAUX IST NICHT NUR TEUER

Vom fantastischen Phélan-Ségur 2014 gib es heute noch mehrere Angebote im Schweizer Markt unter 50 Franken.

Melchiorflaschen habe ich leider nur noch an einem Ort in der Welt gefunden. Und zwar nicht als käuflich erwerbbar, sondern als Ankündigung zur Entkorkung auf meiner Webseite www.weingabriel.ch für diesen Anlass. Somit ist auch die letzte 18-Liter auf dem Globus genüsslich entsorgt worden …

2014 Château Phélan-Ségur, Saint-Estèphe: 18 l Melchior. 64% Cabernet Sauvignon, 36% Merlot. Unglaublich dunkle Farbe; in der Mitte fast Schwarz, aussen dunkles Purpur. Dunkles, würziges, zu Anfang noch etwas reserviertes Bouquet. Von Beginn weg herrscht – von der Aromatik her – eine klare Cabernet-Ansage: Schwarze Pflaumen, Cassis, Brombeeren, eine Nuance Teer und Rauch, welche die Tiefe dieses Weines anzeigen. Im zweiten Ansatz eine Dominanz von Black Currant-Pastillen. Feinfleischiger Gaumen, beeindruckt durch eine unerwartete Konzentration. Gibt sich ausgeglichen, bei noch etwas fordernder Adstringenz, hoch aromatisches, langes Finale. Ein nobler wie auch kraftvoller Saint-Estèphe den man, blind verkostet, vorbehaltslos als Grand Cru einschätzen würde. In dieser Melchiorflasche scheinen noch unglaublich viele Primäraromen eingefangen zu sein. Da ich diesen Wein vor ein paar Monaten auch in der Normalflasche verkosten durfte, behaupte ich, dass diese «Mega-Gross-Flasche» momentan wesentlich besser daherkommt. Gehört sicherlich zu den spannendsten, günstigsten und gleichzeitig auch besten Weinen dieses noch unterschätzten Jahrganges. 19/20 beginnen

BIS ZUM LETZTEN TROPFEN

Ich hatte sehr grosszügig kalkuliert. Es war anzunehmen, dass Besitzer von Gabriel-Gläsern auch gerne Wein trinken. Also nahm ich diese 12er-Kiste vom 2014 Château Faugères eher anstandshalber mit. Die Trinkbilanz über die rund fünf Stunden liess sich aber sehen. Eine Stunde vor Kaffeebeginn musste auch diese OHK noch dran glauben.  Somit wurden von den 73 Teilnehmern folgende Weinmengen verköstigt. Sauvignon Blanc Cloudy Bay 11 Magnums. Je eine Neunliter Domaine de Chevalier, Léoville- Barton und Pichon-Baron. Plus die 18 Liter Phélan-Ségur und die 12er Kiste Faugères. Macht Summa Summarum just nicht ganz einen Liter Wein pro Teilnehmer. Zum Wohl!

2014 Château Faugères, Saint-Emilion: Joker-Wein, Normalflasche. 85% Merlot, 10% Cabernet Franc, 5% Cabernet Sauvignon. Die Farbe immer noch sehr dunkel mit lila Reflexen im Granat. Das Bouquet zeigt würzig-florale Noten, ergänzt durch viel Frucht (Himbeeren, Holunder, Walderdbeeren und Cassis). Eine zart vanillige Süsse schwingt im Hintergrund mit. Im Gaumen gibt er sich im ersten Moment noch dezent kernig und fein pfeffrig. Dann weicht sich das satte Extrakt auf und erzeugt gewinnenden Charme. Entweder eine Stunde dekantieren oder noch zwei, drei Jahre warten. Ein unglaublicher Grand Cru Classé-Wert, welcher – nach bald 10 Jahren Lagerung – in eine recht lange Genussphase mutieren wird. Es ist nicht der einzige Bordeaux, der aufzeigt, dass in diesem klassischen Jahrgang bedeutend mehr steckt, als allgemein erwartet wird. 18/20 beginnen
P.S. Der Faugères 2014 gefiel mir auf einer Bordeauxreise so gut, dass ich im Frühling 2023 ein Sonderangebot kreierte. Insgesamt wurden in der Folge 11 Paletten importiert und verkauft. Das war die allerletzte Kiste. ☹



GOLDAUER GRÜMPELBAND

Unterhaltung und Stimmung pur.

Das ist die Goldauer Grümpelband.







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HOSANNA, HANSPETER & HIRSCHFILET

Der Gastgeber hiess zwar Bärti. Aber dieser Vornamen fängt nicht mit «H» an und passt so halt nicht zur Titel-Trilogie. Also habe ich mit zur Einleitung dieser Geschichte rund um den Bordeaux 2000 vom rechten Ufer (Saint Emilion und Pomerol) den Vornamen des Störkochs Hanspeter zu Hilfe genommen. Das Hirschfilet stammte aus Aargauer Jagd von Freunden. Und der einzige Cru mit dem eingangs erwähnten Anfangsbuchstaben war der Hosanna. Der stammte aus dem Keller vom W1-Besitzer. Dort fand denn auch die gemütliche Jass- und Genussrunde statt. Dies an einem der ersten Tage im hoffnungsvollen Jahr 2024.


ROUGET LIEGT AM JAKOBSWEG

Einer der ehemaligen Jakobswege führte von Paris nach Santiago de Compostella. Pomerol war bereits im Mittelalter berühmt für seine Gastfreundschaft. Dass es heute Wein in dieser Region gibt, war den Römern zu verdanken.
Die Postadresse von Château Rouget erinnert auch heute noch an diese Zeit; 6 Rte de Saint-Jacques-de-Compostelle, 33500 Pomerol.

2000 Château Rouget, Pomerol: Die Farbe ist mit einem mitteldichten Purpur ausgestattet, nur am Rand Reifetöne zeigend. Das Bouquet gestaltet sich schwierig, reduktiv, Pneu, dunkle Rosinen und Liebstöckelaromen. Auch im Gaumen bereitet er nur noch verhaltenen Spass, gibt sich unharmonisch und körnig, endet mit Bitternoten und gibt sich insgesamt leidlich überholzt. Hier sehe ich leider keine positive Zukunft, weil die Gegenwart schon nicht mehr positiv ist. 15/20 vorbei


EINMAL PRO JAHR IN ESCHENBACH
Graf Neipperg gibt sich die Ehre. Und zwar jedes Jahr. Weil Stefan Neipperg jeweils für Primeurverkostungen in die Schweiz reist, verbindet er die Anreise mit einer Einladung der Eschenbacher Weinwanderer. Dort wird erst etwas gewandert und dann in der Jagdhütte gegessen und schöne Weine getrunken. Im Jahr 2023 habe ich diese Foto geknipst. Da spielt der Saint-Emilion-Graf mit dem Hund Eloy unten links. Mit dabei in der unteren Reihe von links; Bündner Winzer Daniel Gantenbein, Maitre Fromager Bernard Anthonny, Faugères-Besitzer Silvio Denz. Oben Baschi, Philipp, Jürg und André.
   
2000 Château Canon La Gaffelière Saint-Emilion:
Immer noch sehr rotfarben und optisch jung wirkend mit Karmesin-Schimmer. Für einen mehr als 20jährigen Wein zeigt er immer noch viel eingefangene Primärfrucht; rote Johannisbeeren, Himbeeren, Walderdbeeren und etwas Brombeeren im Hintergrund. Zarte Röstnoten, Milchkaffee und zart pfeffriger Ansatz. Im Gaumen mit fein stützender Säure, nobel und kräftig zugleich und mit langem Würzfinale ausgestattet. Ein grossartiger Wein der zur Elite des rechten Ufers gehört. Und unter diesen ist dieser fantastische Saint-Emilion einer der preiswertesten. Leider gibt es dazu keine Angebote mehr in der Schweiz. Das kommt wohl daher, weil Bärti alles zusammengekauft hat. Im übrigen Europa gibt es mehrere Offerten unter 150 Franken. Und das ist er heute noch locker wert. 19/20 trinken  

DER JÜNGSTE SPITZENPOMEROL

Die Weinberge sind älter als der Cru! Früher hiess das Weingut Certan-Guiraud und war in den fünfziger Jahren eines der bekannteren Pomerol Weingüter.
Im 16. Jahrhundert liess sich die frühere Besitzer-Familie de May in der Hochebene des Pomerols nieder und pflanzten dort die ersten Weinberge in dieser Region an.  
1998 erwarb die Familie Moueix (Trotanoy, La Fleur-Pétrus etc.) das ehemalige Weingut Certan-de-May und splittete dieses auf.

Ein Teil wurde an den Léoville-Las-Cases Besitzer Jean-Hubert Délon verkauft. Ihm gehört in Pomerol Château Nenin. So wurde diese Parzelle in dieses Weingut integriert.
Aus einem weiteren Teil (100% Merlot) entstand der Cru der Certan-Marzelle. Davon findet man im Markt noch ältere Jahrgänge, weil dies in nicht so guten Jahren das Label des Zweitweines vom ehemaligen Certan-Guiraud war.

Unter der Moueix Ägide entstanden nur zehn Certan-Marzelle-Jahrgänge 2000 bis 2009. 2010 wurde diese Produktion in den Wein von La Fleur-Pétrus integriert. Somit verblieben für den neuen Hosanna noch 4.5 Hektar Rebland mit Toplagen auf dem berühmten Plateau von Pomerol. Bepflanzt sind die sich auf Lehm und Kies befindlichen Flächen mit 70% Merlot und 30% Cabernet Franc. Letztere stammen aus dem Jahr 1956 und bilden das Herzstück von diesem aufstrebenden Weingut, welches sich in den letzten Jahren bei der preislich zweitobersten Pomerol-Elite etablieren konnte.

Firmenintern wird der Hosanna oft als das weibliche Gegenstück zum zuweilen männlich daherkommenden Trotanoy bezeichnet.

P.S. Der Hosanna 2000 bekommt jetzt, in seiner Hochblüte von mir 20/20 Punkte. Wie er schmeckt? www.bxtotal.com weiss es  ...

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