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Archiv 2016

WAS SO ALLEM IM JAHR 2016 WEINIGES PASSIERTE...


2016: Bellerive – Home – Cayman Islands – Home – Südafrika – Johannesburg – Tanzania – Home – Mürren – Home – Wien – Burgenland – Wachau – Armenien – Home – Bordeaux – Home – Amsterdam – Home – Bordeaux – Home – Lugano – Home – Nyon – Home – Bellerive – Home – Rome – Maremma – Home – Javea – Home – China – Home – Wien – Burgenland – Wachau – Home – Vitznau – Home – Bellerive – Home – Châteauneuf – Ste. Maxime – Piemont – Home – Bellerive – Home – Ste. Maxime – Home – Hallau – Home – Bordeaux – Home – Wien – Home – Bellerive – Châteauneuf – Andorra – Zaragossa – Penafiel – San Sebastian – Cahors – Sagy – Home – Bellerive – Home – Prag – Home – Marbella – Home – Bordeaux – Teneriffa – Home – Fiss-Ladis – Home – Hamburg – Home – München – Rehetobel – Home – Zürich – München – Home – Bordeaux – Home – Bonn – Home – Bellerive – Home.


CHÂTEAUNEUF-DU-PAPE IN 24 FACETTEN

Das Titelbild zeigt eine klassische Postkartenidylle. Und – der Schein trügt nicht. Wer dieses historische Weindorf an der südlichen Rhône besucht, der trifft ganz genau diese harmonische Idylle an.

Rund um die Burgruine, welche auf dem höchsten Punkt der Gemeinde trutzt, sind die Häuser rundherum angegliedert. Nicht wenige davon sind Hotels, Gaststätten oder kleine Läden. Und einige ziemlich unscheinbare Häuser, mitten im Dorf, sind bereits veritable Weingüter.

Doch die meisten der rund 300 Domainen liegen etwas ausserhalb der Dorfes. Insgesamt werden in dieser Appellation 386 verschiedene Weine produziert, welche offiziell den Gebietsnamen Châteauneuf-du-Pape auf deren Etikette schreiben dürfen. Davon sind dies – gemäss Quelle liternaute.com; 49 Weissweine und 337 Rotweine.

Die Rebfläche beträgt ziemlich genau 3'200 Hektar. Das würde einen Schnitt von etwa 100 Hektar pro Winzer ergeben…

Doch der Schnitt ist immer ein langweiliger, wenig repräsentativer Informant. Wichtig sind die Fakten. Und wer nach Fakten sucht, der macht dabei logischerweise auch detaillierte Vergleiche.

Bevor ich zu dieser intensiven, aber auch informativen Probe komme, versuche ich einen noch nie gemachten Rotwein-Vergleich zwischen den drei prestigeträchtigsten Weinbaugebieten Frankreichs zu evaluieren. Es geht dabei um das Bordelais, das Burgund und die Rhône. 

BORDEAUX: Hier geht es den Winzern darum möglichst viel Grand Vin auf einem möglichst hohen Niveau zu erzeugen. Was nicht in die Top-Selektion gelangt, kommt in den Zweitwein oder wird als namenloser Appellationswein verkauft. Die Traubensorten sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Malbec und Petit Verdot. Es gibt zwei tonangebende Grundgebiete; das linke Ufer (Médoc, Graves) und das rechte Ufer (Saint Emilion, Pomerol). Ein Winzer produziert in der Regel mit seinem Château zwei verschiedene Weine…

BURGUND: Hier geht es den Winzern, jede oft noch so kleine Parzelle individuell auszubauen. Diese Lagen unterscheiden sich nach Rang. Unterste Stufe; Gemeindeweine, dann Premier Cru und dann der Grand Cru als höchste Auszeichnung. Rebsorte: Pinot Noir. Auch hier werden zwei Hauptgebiete unterschieden; Côte de Beaune und Côte de Nuits. Ein Winzer produziert mit seiner Domaine oft viele verschiedene Weine…

CHÂTEAUNEUF: Grundsätzlich produziert ein Winzer erst mal «seinen Châteauneuf-du-Pape» und zwar in einer Hauptselektion. Das ist die Pflicht. Dann kommt bei vielen die Kür. Aus dem Besten vom Besten entstehen mengenmässig kleine Topselektion welche dazu dienen, der Weinwelt zu zeigen, dass Châteauneuf auch Weltklasse sein kann. Und – der Markt spielt mit. Nicht selten erreichen solche Cuvées mit mehr oder weniger Fantasie- oder Familiennamen (meist eine Ode an verstorbene Vorgänger) durch die vorangegangenen, hohen Bewertungen, später im Markt exorbitante Preise. Der Platzhirsch der Rebsorten ist der Grenache. Ein Châteauneuf-du-Pape könnte aber, rein theoretisch, aus bis zu 22 Rebsorten bestehen. Wie im Bordeaux und im Burgund gibt es hier ebenfalls zwei Hauptgebiete. Die nördliche und die südliche Rhône…                        Die Achsteitenstory

2007 Châteauneuf-du-Pape la Reine des Bois, Christophe Delorme: Dunkles Purpur-Schwarz. Der erste Nasenansatz zeigt Lakritze, Lakritze und nochmals Lakritze! Dann dunkles Caramel, Schwarztee, zarte Rauchnoten, getrocknete Heidelbeeren, Brombeermark, nach ein paar Minuten findet man zart mineralische Ansätze, salzige Noten, Soyasauce und Glutamatspuren. Im Gaumen dicht, extrem konzentriert und dabei reife, fein gegliederte Gerbstoffkonturen zeigend, gebündelt von Beginn bis hin zum katapultartigen Schluss. Wenn man ihn schlürft, dann kumulieren sich die schier nur schwarzen Aromen nochmals. Unter den ganz grossen 2007er ist das bei weitem nicht der Teuerste. Also lohnt es sich danach zu suchen! Wow! 20/20 trinken


LANGWEILIGES FONDUE-CHINOISE


Eigentlich ist es völlig unverständlich. So unglaublich viele Leute essen im Europäischen Raum in diesen Tagen Fondue Chinoise. Dies, obwohl sie gar nicht chinesisch können!


Von der Zubereitung her gibt es viele mögliche Varianten. Aber irgendwie läuft es immer auf das Gleiche raus. In der Mitte brodelnde Bouillon, dann zu viel Fleisch auf einer oder mehreren Platten. Verschieden farbige Sösseli, welche sich – wenn schlecht gemacht – nur farblich unterscheiden. Unverständliche, ausufernde Beilagen seien hier auch noch erwähnt



Und los geht’s. Ein laaaaaaaaaaaaanges, zweifelhaftes Essvergnügen im Kreise der Lieben.

Heute (Weihnachten 25. Dezember) sind wir zum Mittagessen eingeladen. Gestern haben wir telefoniert, was sie denn am Heiligabend (24. Dezember) essen würden. Die Antwort: «Fondue Chinoise». Somit kann ich mir ausrechnen, dass es heute etwas Anderes gibt.


Scheisse: Ich hatte mich ganz ehrlich auf ein Fondue Chinoise gefreut…. 


25 JAHRGÄNGE


CHATEAU PALM
ER

Eines ist ganz sicher: Château Palmer ist viel einfacher zu trinken als eine Flasche davon zu Fotografieren. Denn – das goldene Etikett mit dem dunkelvioletten Hintergrund ist ziemlich überscheinig.

Doch der helle Schein passt ja auch grad in die festliche Zeit. Es war kurz vor Weihnachten 2016 als sich etwas mehr als ein Dutzend Weinfreunde im historischen Rittersaal vom Restaurant Old Swiss House in Luzern trafen.

Jeder hatte aus seinem Keller etwas Palmer oder sinnvoll Ergänzendes beigesteuert. Und so kamen letztendlich 25 Jahrgänge von diesem beliebten Margaux-Wein zusammen. 

1855 wurde der Palmer als Troisième Grand Cru eingestuft. Doch durch seine Qualität und Beleibtheit schaffte es dieses «offiziell dritte Gewächs» preislich über der Stufe der besten Super-Seconds zu etablieren.

Intern gilt bei der jeweiligen Preisfestlegung der nicht offizielle Marketingansatz «wir sind nicht der teuerste Troisième, sondern der günstigste Premier». So gesehen, hat er sich im Markt fast schon eine eigene Hierarchie geschaffen. Der Fanclub ist gross, die Produktionsmenge eher gering. Auch das ist ein Faktor, welcher zu Etablierung beiträgt.   

Der grosse Degustationsbericht von Château Palmer 1959 bis 2005. www.bxtotal.com

SOMMELIER-DEKANTIERBONUS

Der Sommelier hat immer mehrerer Vorteile. Er weiss schon im Voraus, welche Weine es später an der Probe bringen werden und welche mit Pech behaftet sind. Bei unserer Probe waren Ausfälle mit 1979 und 1976 zu beklagen. Was nicht weiter schlimm war.

Diesmal spielten der Wirt Philippe Buholzer und ich die Sommeliers. Als ich den 1966er dekantierte, duftete es schon von weit weg sehr intensiv. So strahlte er ein derartig einzigartiges Parfüm aus, welches dann – beim späteren Verkosten – vielleicht nicht mehr ganz so intensiv war. Was ich damit meine; beim Dekantieren nicht einfach nur «Wein umschütten», sondern bewusst erleben, wenn es dann so richtig wunderschön duftet… 

Wir entkorkten, dekantierten, wuschen die Flasche aus und dekantierten den Wein dann behutsam wieder zurück in die Originalflasche.

Mit diesem System hat der Wein nur kurz Kontakt mit der Luft und explodiert dann – just nach dem Einschenken direkt im Glas.

1966 Palmer: Aufhellendes Weinrot, nur ganz fein einen ziegelroten Rand zeigend. Wunderschönes, delikat ausladendes Bouquet, nussige Töne, Sandelholz, Himbeerkerne, vermittelt eine traumhafte Noblesse und lädt burgundisch aus. Im Gaumen cremig, zart schmelzend, veloursartige Textur, alles ist harmonisch und in voller Reife. Diesen Wein kenne ich schon mehr als Jahrzehnt genauso und die Zeit scheint still zu stehen. Ein grosser Palmer der zu den besten Jahrgängen dieser Epoche gehört. 19/20 austrinken


SÜSSWEINBOMBE: GUIRAUD 1906

Was muss man als Organisator eines grossen Weinevents machen, dass am Schluss noch nicht Schluss ist? Ganz einfach, man lädt Jürg Richter (Bild) zur Probe ein. Er bringt garantiert einen Sauternes im Handgepäck mit. Und garantiert keinen jungen Sauternes. Dieser geniale Guiraud hatte unermüdende 110 Jahre auf dem Flaschenbuckel…



1906 Guiraud: Die Farbe kann man als schwarzbraun bezeichnen. Die Nase duftet nach Pedro-Ximenez in perfekter Form, dann Birnel, Ratafia-Likör, uralter, legendärer Madeira, Ginsengtinktur und Nusslikör. An der Grenze des «Nichtmehrsauternessein» und genau aus diesem Grund so typisch für sein Alter. Im Gaumen wie eine TBA, samtig-süss wie ein unglaubliches, ausserirdisches Elixier, mit Aromen wie Feigensirup und mit würzig-frischen Kräutern endend. 20/20 austrinken


PEBY FAUGERES 2010: NEU MIT 20/20

Mit ein paar Freunden bei Werner Tobler im Bacchus Hildisrieden getrunken. Eine parfümierte, powervolle, vielschichtige Merlotbombe. Beerige Frucht in allen möglichen Arormen. Also so in Richtung Himbeere, über Heidelbeeren bis Cassis. Im Gaumen stoffig, pfeffrige Säure und doch schon enorm gebündelt. Das Finale ist katapultrartig in einer überextremen Länge. Obwohl der Wein noch zu jung ist, hat er im Moment grosse Lust, ganz einfach - in di...eser Zwischenphase enorm gefallen zu wollen.


Ich habe noch nie im Leben einen Wein angetroffen, der dem viel teureren Masseto geschmacklich so verdammt nahe kommt. Und ich habe noch nie einen Wein angetroffen, der den viel teureren Masseto in ein paar Jahren überholen wird. Ganz einfach, weil er über ein wesentlich spannenderes und viel längeres Alterungspotential verfügt. Wenn man diesen sagenhaften Saint Emilion in einer Merlotblindprobe mit Weltklasseweinen stellt, dann wird es schwierig. Für die anderen...


41 MINUTEN GENUSS

Wie lange dauert ansprechender, schöner, intensiver Genuss? Kann man das überhaupt messen? Je länger desto besser? Oder liegt da eher in der Kürze die Würze?


Als Albert das Restaurant betrat, schnitt ich grad ins legendäre Old-Swiss-House Schnitzel. Dazu war vorgesehen; zwei Deziliter Dole (so richtig businesslunchmässig, also leicht und bekömmlich). Alfred holte den bestellten Wein ab. Als er mich sah, blickte er auf die Uhr und sagte: «Etwas Zeit hätte ich, trinken wir zusammen eine Weihnachtsflasche?». Zeit hatte ich sowieso aber (noch) keinen Weihnachtswein…

Der Wirt murmelte etwas von «ich auch» und ergänzte die Grund-Idee mit «etwas spontanen Nüdeli mit schabenden Trüffeln».

Flugs sass ich nicht mehr alleine am Tisch, sondern zu Dritt. Der 1983 Château Mouton-Rothschild wurde entkorkt und gelangte just darauf direkt in die Gabriel-Gold-Gläser.

Es gäbe da mehrere 1983er-Mouton-Varianten…

  1. die dumpfe
  2. die etwas muffige oder
  3. jene welche wir hatten.

Ein vielschichtig-kräutriger Jungbrunnen mit Eucalyptus, Perubalsam, Eucalyptus, Rosmarin und aufsteigendem süssem Malz. Alles im cremig-üppigen Gaumenbereich. So eine sensationelle 20-Punkteflasche halt. 

Beim Nüdelinachschlag zu meinem Schnitzel bemerkte ich, dass meine Teigwaren eher fad daherkamen. Der Wink wurde sofort verstanden und mit etwas Trüffelschaberei löste man mein Problem…

Nach 41 Minuten war bezahlt und alle gingen ihres Weges. Intensiv, kurz – aber heftig. Und mit maximalem Genuss. Warum denn kompliziert, wenn es einfach auch geht?


HAUT-BRION UND MISSION:


VIVE LA DIFFERENCE!

Das Titelbild zeigt honorige, alte Flaschen von Château La Mission Haut-Brion und Château Haut-Brion. Man kann vorne ganz deutlich die Jahreszahl 1945 erkennen. Auch die zweite Flasche, die vom Haut-Brion, war ein 1945er. Darauf folgten an dieser Drescherprobe, etwas jüngere, grosse und legendäre Jahrgänge bis hin zum vielleicht noch zu jungen Millesime 1989.


Ein solches Aufeinandertreffen kann für den Betrachter Verschiedenes zur Folge haben. Ein Wettkampf! Eine Standortanalyse! Sachliche Erkenntnisse! Oder – die Chance zu einem einmaligen Genusserlebnis zu kommen

Es ist kurz vor Weihnachten. Man trifft sich zur traditionellen Vorfesttagsprobe in Ahrtal. Im Restaurant Hohenzollern. Mitten in steilen Weinbergen in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Die zwei Tische sind festlich gedeckt, die Kerzen brennen, jeweils vier Gabriel-Gläser stehen pro Gast auf dem Tisch.


Was dann folgt; ein Vergleich von Mission und Haut-Brion der Jahrgänge 1945, 1949, 1950, 1952, 1953, 1955, 1959, 1961, 1983 und 1989!

VIVE LA DIFFERENCE: Und jetzt zu den gebotenen Rotweinen. Wenn man die ganz jungen Jahrgänge der letzten 10, 20 Jahre gegeneinander ausspielen würde, so könnte es durchaus Sinn machen, da nach Unterschieden, respektive Parallelen zu suchen.

Aber – nach so vielen Jahren Flaschenreife – teilt sich nicht die Spreu vom Weizen, sondern der Mission vom Haut-Brion. Obwohl beide direkte Nachbarn sind, ist doch das Terroir matschentscheidend dafür, dass sich die beiden Kontrahenten zwar annähern, aber durchs Alter völlig autochthon geworden sind. Der illustrierte Achtseiten-Bericht ist auf www.bxtotal.com

1953 La Mission Haut-Brion: Intaktes Weinrot, sehr satte Mitte, noch viel Rot, nur aussen ziegelrote Reflexe zeigend. Von der allerersten Sekunde an, das erwartete, grosse Missionbouquet abliefernd, ausladend, voll süss, mit viel Leder, Kräuter, Lavendel und Malznoten, die elegant verpackte Gesamtsüsse zeigt einen schier likörartigen Pessac-Ansatz. Im zweiten Nasenbild werden die Kräuter noch stärker, Pfeffernusskuchen, getrocknete Baumnussschalen, Kardamom, Lakritze und letzte, blaubeerige Fruchtreisten aufweisend. Im Gaumen komplex, eine unglaubliche schier chambertinartige Fülle dokumentierend, alles stimmig und die Harmonie ist da perfekt. War immer einer der grössten und vielleicht auch rubenshaftesten Mission’s. Eine absolut perfekte Flasche. 20/20 trinken 


1939 MAURY

Bisher nahm ich immer an, dass es absolut keine guten Weine im Jahrgang 1939 gibt. Bis jetzt. Jetzt weiss ich, dass es einen ganz tollen gibt und den man in der Schweiz bei Globus sogar noch für 109 Franken kaufen könnte…


Die winzige Domaine Bachelet (Gemeinde Maury / Languedoc-Roussillon) umfasst grad nur 4 Hektar und produziert darauf verschiedene Weine. Unter anderem auch diesen sensationellen Süsswein aus spät gelesenem Grenache Noir. Der Wein wurde erst im Jahr 2000 abgefüllt und auf den Markt gebracht.


Der 1939er Maury ist dunkelgolb mit braunen Reflexen. Er duftet nach Rosinen, Feigen und Kaffee. Im Gaumen reicht, vollsüss aber doch nicht klebrig und endet mit extrem langem Finale. Ich nehme an, dass er nicht oxydiert und dass man ihn als «Schierlikör» über längere Zeit geniessen könnte. 19/20 trinken

War für mich ein echtes Novum! Man lernt nie aus und trinkt doch fertig…   



HONIVOGL HAUT HACKTÄTSCHLI


HONIVOGL HAUT HACKTÄTSCHLI!
Ein komischer Titel für eine weinige Geschichte. Und ist wohl – wieder einmal mehr – erklärungsbedürftig…

beginnen mit einem «H». Eifrige Gabriel-Leser schnallen es ab jetzt ganz sicher. Das ist wieder Mal so ein ausgiebiger Thementanz rund um einen Buchstaben. Genau solche Einladungen mag ich. Denn – wer keinen roten Faden hat, soll auch keinen faden Roten trinken. Fasst man einen Abend in ein klares Thema, respektive gibt mit einem Begriff oder Buchstaben den Rahmen vor, dann können die eingeladenen Gäste das Bild selber genüsslich mitgestalten.

Die Netzsuche nach dem «H» liefert innert 48 Sekunden mehr als acht Milliarden Treffer.

Es ist der achte Buchstabe vom klassischen wie auch modernen lateinischen Alphabet.

Der Quotenanteil wird mit 4.76 Prozent angegeben und somit ist er der neunhäufigste verwendete Buchstabe in der deutschen Sprache.

Alles «H» oder was? Im protosemitischen Alphabet stellte der Buchstabe einen Zaun dar. Im griechischen Alphabet wurde er als Heta übernommen. Ganz rechts, das klassische H wie wir es kennen und verwenden. 

Es gibt ein paar Wörter bei denen das «H» zwar drin ist, aber nicht ausgesprochen wird. Zum Beispiel: Vieh, Jahr und Bahn.

In solchen Fällen spricht man von einem stimmlosen, glottalen Frikativ.
Ein Weinabend mit
Honivogl, Haut-Bailly, Haut-Brion, Haut-Bages-Libéral, Haut-Batailley.

Dazu: Hobelfleisch, Hummus, Hummerravioli, Hackbraten, Härdöfpuküchlein, Huflattich, Hartkäse und Himbeercreme.

Hier der Haut-Bailly 1949, der Rest ist auf www.bxtotal.com

1949 Haut-Bailly: Füllniveau; obere Schulter. Dunkelbraune Farbe, satte Mitte. Die Nase beginn dezent oxydativ, schwarze, getrocknete Pilze, das wird aber in den folgenden Minuten durch Trüffel ergänzt, dann folgen Ledertöne, dominikanischer Tabak, noch intakt aber man spürt die Überreife des Weines. Im Gaumen erhalten, zeigt eine deutliche, mitteltiefe Léognan-Terroiraromatik, die Säure erhält den fragilen, aber noch ziemlich beeindruckenden Wein, dezente Kapselnoten im Finale. Die Nase lag um einen Punkt höher. 18/20 vorbei


HAUT-HABITUDE

Egal was für ein Thema jeweils an unserem Jahrestreffen ansteht, der Haut-Brion 1934 ist meistens dabei. So lange der Vorrat noch reicht. Also ist dieser französische Wein zur Gewohnheit geworden. Und Gewohnheit heisst auf Französisch «habitude». Wieder ein «H» zum mitverwenden…


1934 Haut-Brion: Halbe Flasche. Extrem dunkle Farbe, in der Mitte schier schwarz, dann Bierbraun werdend und am Rand feine, ziegelrote Reflexe aufzeigend. Die Nase wirkt cereal, es zeigen sich Nuancen von Gerste und Hafermehl, dann bekommt er Fülle, Assam Tee, Rosinen und Pedro-Ximeneznoten. Er riecht so, wie wenn jemand etwas süssen Malaga auf ein Birchermüsli getröpfelt hätte.

Im Gaumen aussen reich und komplex, innen auf der Zunge etwas mürbe werdend, alles liegt im schwarzbeerigen Bereich, er vermittelt Rauchnuancen, Fernet-Branca und extrem viel Lakritze im Finale. Die Normalflaschen sind wohl noch besser. 19/20 austrinken 


2001 CHEVAL BLANC UND AUSONE

Tendenziell wird der Ausone irgendwann das Rennen machen. Dafür ist der Cheval jetzt schöner zu trinken...

2001 Cheval-Blanc: Die Farbe ist mitteldunkel und zeigt ganz feine Reifetöne. Er braucht ein wenig Zeit um nasal in die Gänge zu kommen. Dann wirkt er ausladend und weich mit einer wunderbaren Fülle an reifen, würzigen Cabernet-Franc geprägten Würztönen, viel fermentierter Tee, Lakritze und pflaumige Nuancen. Im Gaumen samtig, weich und sehr ...anschmiegsam. Wenn man ihn eine Stunde dekantiert, dann hat er grosse Lust seine erste Genussreife zu zeigen. 18/20 trinken

2001 Ausone: Noch sehr jugendlich in der Farbe, zeigt brillante Reflexe am Rand. Die Nase vermittelt noch Spuren von primärer Frucht, Himbeeren, Walderdbeeren, sanft laktischer Ansatz, was im – verbunden mit einem zarten Carameltouch – eine schöne Fülle verleiht. Im Gaumen pfeffrig, gut stützende und noch verlangende Tannine. Da sind noch viele Reserven, welche es zu verdauen gilt und ein unerhörtes Alterungspotential versprechen. Hier liegt in der Reife noch ein Punkt mehr drin! 18/20 beginnen


CHATEAU PETRUS 2001???

98 von 100 Punkten von Neil Martin.

95 von 100 Punkten bei Robert Parker.

95 von 100 Punkten beim Winespectator.

94.6 von 100 Punkten beim winesearcher.

5 von 5 Punkten bei Bernard Burtschy

19 von 20 Punkten bei René Gabriel.

Das war die Anfangsbilanz vom Château Pétrus 2001. Das lässt sich sehen und auch verkaufen. Mittlerweile nähert sich der mögliche Erwerbspreis bei 2000 Franken pro Bouteille. Somit läge der hypothetische Gesamtwert der ganzen Ernte bei der proklamierten Produktionsmenge von 25'000 Flaschen bei 50 Millionen Franken!


Aber wer rechnet denn schon, wenn er Pétrus trinkt. Das drückt auf die Genussstimmung. Aber leider ist es mittlerweile nicht nur der Preis welcher auch die Genussstimmung drückt, sondern auch der Wein selbst.


Und auch die Ratings sind seit der Flaschenfüllung permanent gepurzelt. So ist denn die besonders merlotfreundliche Jancis Robinson (MW, in London lebend) bei 90 von 100 Punkten angelangt.

Der Wine Spectator hat den Wein um vorsichtige drei Punkte runtergestuft und ist jetzt auf 92/100. Zwar bezeichnet der zuständige der Verkoster den Wein als «A Beauty», doch zwischen den Zeilen beschreibt er da auch einen Satz der aufhorchen lässt: «some may say it is still in a dump stage». Dies will heissen, dass da von einem «dumpfen Stadium» geschrieben wird.


Der Wein Enthusiast zeigt sich beim Pétrus 2001 ganz und gar nicht enthusiastisch und taxiert ihn mit schon recht bescheidenen 86/100.

Stephen Tanzer (Int. Wine Cellar) justiert diese Pomerol-Ikone mit läppischen 80/100.

Der Wine Advocat (Robert Parker) hat ihn mittlerweile stark nach unten korrigiert und markiert das mögliche Hiobsschwert ebenfalls nur noch mit 80 von 100 Punkten.

Gabriel korrigiert auf bxtotal.com beim neuesten Release von 19 auf 13 Punkte. Also «unbefriedigend».


Und so kann man sich denn schon zu Recht fragen: «Was zum Teufel ist mit dem Pétrus 2001 los?».

Die Antwort auf fünf Seiten


ALLES BRION ODER WAS?


Brion kann ganz schön viel mit Wein zu tun haben. Muss aber nicht unbedingt…

So gab es denn einen Admiral de Brion (1492 – 1543). Oder eine historisch berühmte elsässische Pfarrerstochter mit dem Namen Frédérique Elisabeth Brion (1752 – 1813).

Ein Brion der noch lebt; Jon Brion, geboren 1963 in Glend Ridge, Jersey (USA). Er ist Musikkomponent.

Brion gibt es auch als Gemeinde in der französischen Region Auvergne. Letzter, gemeldeter Einwohnerstand: 514 Personen.


Unter ASML Brion (Hauptsitz Veldhoven, Niederlande) fungiert ein weltweit führendes Unternehmen der Computerlithographie.


Auf nach Kanada! Zu Brion-Energy. Da geht es um Erdöl, Bitumen und Sand. Auch noch in Kanada, respektive auf den Magdalenen Inseln (Sankt Lorenz Golf). Dort kann man die 6.5 Quadratkilometer kleine Ile de Brion besuchen. 


Brion als Restaurant? Das Brion’s Gille (seit 1989). Das liegt im Fairfax County, im Bundesstaat Virginia (USA).

Bleiben wir in Amerika (Port Townsend). Die Firma Brion Toss verkauft seit 1978 Takelagen für grosse Jachten.


Brion für Männer! Seit 1924 bietet die serbische Firma Dahlia (Sitz in Belgrad) Brion-Rasiercreme und Rasierwasser an.


So jetzt ist aber genug weitläufig abgeschweift vom Hauptthema, wenden wir uns Frankreich zu…


Nicht – bevor wir noch einen Halt im Hotel Manoir de Brion gemacht haben. Das ist ein ehemaliges Benediktinerkloster und liegt in der Gemeinde Dragey. Von dort wäre es dann, via Rennes und Nantes, eine kleine Tagesreise von 568 km zum wirklichen «Brion-Epizentrum»!


Jetzt geht es um das, was wir gerne trinken und innig lieben! Um die grossen Weine, welche den Namen «Brion» in sich verleiben. Um Châteaux aus Pessac. Ausschliesslich aus Pessac. Ich habe da, bei der Themenwahl den Larrivet-Haut-Brion bewusst weggelassen. Der wäre zwar auch in Graves. Respektive sogar in der offiziellen Appellation Pessac-Léognan. Aber er ist halt ein Léognan und kein Pessac.


Hier ein mittäglicher. Intensiver November-Dienstag-Streifzug durch Laville-Haut-Brion, La Tour Haut-Brion, Les Carmes Haut-Brion, La Mission Haut-Brion und dem Premier Grand Cru: Haut-Brion.


Treffpunkt in Eschenbach. Ein paar sehr gute Freunde treffen sich im Gabriel-Privat-Keller. Der Grund; es gibt Etwas zu feiern und ein daraus resultierendes Budget! 

Die 
Geschichten zu den Weinen von Haut-Brion, Mission Haut-Brion, Tour Haut-Brion und Les Carmes Haut-Brion


HAUT-BRION-LEGENDEN


Wenn man die grössten Bordeaux’ der letzten 100 Jahre analysiert, so liefert Haut-Brion wohl am meisten Legenden. Folgende Weine habe ich mit 20/20 bewertet: 1926, 1929, 1934, 1945, 1959, 1961, 1989, 2000 und 2005. Damit ist er unter den Top-Bordeaux Legendensieger!


1929 Haut-Brion: Die Farbe ist fast schwarz (siehe Bild links). Die Nase schmeckt nach dunklem Ragusa (geröstete Haselnüsse und schwarze Schokolade, viel Kräuter und Malz. Im Gaumen wie eine Pessac-Cabernet-Essenz daher kommend, dunkel gedarrte Gerste, schwarzer Pfeffer und Korinthen, bombiges, extrem nachhaltiges Altweinfinale. Eine schier unsterbliche Legende! 20/20 austrinken


CHÂTEAU D’YQUEM & TORTE ROYAL



Das ist sehr aufwändig, so eine klassische Torte Royal herzustellen. Mein Rezept ist da wesentlich einfacher: Man gehe in die Konditorei gleich gegenüber und entkorke dazu einen 1989er Yquem…


VALANDRAUD TOTAL

Das Wunder von Saint Emilion! Wenn man auch behauptet, dass das Leben eines Winzers nicht aus einer Karriere, sondern aus einer Mission besteht, so beweist der Winzer Jean-Luc Thunevin mit seinem Valandraud genau das Gegenteil.

Mit dem extrem schwierigen Frostjahrgang 1991 füllt dann seinen allerersten Valandraud ab! Diese Produktionsmenge beträgt 1'500 Bouteillen.

Im März 1993 verkostet René Gabriel seinen 1992er während der Primeurphase als Fassprobe. Der Titel des WeinWissers: «Valandraud – das sind acht Buchstaben die Sie sich merken sollten!». Damit beginnt sich das deutschsprachige Europa für diesen noch völlig unbekannten Wein aus Saint Emilion zu interessieren.

Ein Jahr später wird auch Robert Parker fündig und bewertet die Folgejahrgänge 1993 und 1994. Und er bewertet hoch, sehr hoch sogar. Und – er setzt Valandraud mit ganz vielen berühmten, etablierten Top-Crus auf die gleiche Stufe. Der Begriff «Vin de Garage» wird lanciert. Tatsächlich wird der Valandraud in einer ehemaligen Garage produziert. 2005 erhält Valandraud den Status «Grand Cru». Im 2012 wird er zum Premier Grand-Cru.

Am 2. Dezember 2016 verkostete ich auf Château Valandraud mit dem Team und Freunden alle Valandrauds von 1991 bis zur Fassprobe 2015.
Die Ach
seitenstory: www.bxtotal.com

2015 Valandraud: Produktionsmenge; 40'000 Flaschen. Fassprobe. Extrem dunkles Purpur mit violetten, schier schwarzen Reflexen. Die Nase ist komplex, verführerisch süss und lädt meilenweit aus, mit Caramel, Pralinen, Kokos und dabei auch eine dezent rauchige, tiefgründige Merlotwürze anzeigend. Der Gaumen ist enorm dicht, zeigt eine massive Konzentration, aber auch versöhnlich angerundete Tannine, das Finale ist mit enorm viel Cassis und reifen Brombeeren bestückt, gebündelt, nicht übertrieben und mit beeindruckender Länge. Dieser Wein wird sich in 10 bis 15 Jahren in die ganz grossen Valandrauds einreihen. 19/20 warten


VALANDRAUD-SPARRING-PARTNER

Eigentlich sollte es eine vollständige Vertikalverkostung aller bisher 25 produzierten Valandraud-Jahrgänge ab 1991 werden.


Doch der Valandraud-Besitzer Jean-Luc Thunevin verdoppelte die Probenanzahl indem er zu jedem seiner Schützlinge noch einen honorigen Sparring-Partner aus dem gleichen Jahrgang dazu stellte.


Der Begriff «Sparring» stammt aus dem englischen «to spar with someone», was so viel bedeutet wie «sich mit jemandem auseinandersetzen».

Es handelt sich dabei um Kampf ähnlich wie bei einem offiziellen

Wettkampf. Dies jedoch mit geänderten Regeln und Vereinbarungen, welche Verletzungen weitgehend verhindern sollen. Und eigentlich ergeht bei einem solchen Sparring-Wettkampf dann auch kein richtiger Sieger hervor.

Und so möchte ich es auch hier halten. Denn – ich sah das Unterfangen auch tendenziell eher als eine willkommene Standortbestimmung für den Château Valandraud.


Mit dem Fazit, dass sich Valandraud früher und auch heute mit den ganz grossen Bordeaux’, aber auch Weltklasseweinen jederzeit messen könnte. Wenn es denn ein zwingender Wettkampf wäre. Und wenn man dabei isoliert auf die Leistung, respektive die Punktezahl als Vergleich schaut.


Wichtig ist bei einem Weltklassewein, dass er authentisch und möglichst unvergleichbar ist. Dass man ihn in einer Blindprobe vergleicht und mit guter Bestimmtheit sagen kann; «dass muss wohl der Valandraud im rechten Glas sein, denn links befindet sich ganz sicher ein Pirat, der nicht zum Verkostungsthema passt».

Mir ging es in diesem anstrengenden Verkostungsmarathon eh nicht ums Erraten, sondern um das seriöse Degustieren.


24 BLINDE, MEIST TEURE PIRATEN


Hier nachfolgend meine Beschriebe und Bewertungen zu den Valandraud-Sparring-Partnern, wobei ich vollständigkeitshalber die Ausfälle in der Story drin lasse.


Der Valandraud 2015 kam als allerletzter Wein auf den Tisch. Da es sich noch um eine Fassprobe handelte und im Weltmarkt auch noch keine Konkurrenten abgefüllt sind, geht diese bunte Vertikale bis zum Jahrgang 2014. Bericht: www.bxtotal.com


1963 Vintage Port Quinta do Noval Nacional. Recht dunkles, gereiftes Weinrot. Die Nase ist genial süss, umwerfend und intensiv, fast zu Kopf steigend, Sandelholz und helle Kaffeenoten, dabei immer mehr Kräuter im Nasenbild abliefernd. Im Gaumen elegant mit einer feinen Säurerasse, welche als weitere Lebensversicherung zu werten ist. Vom Körper liefert er Kraft und Finesse mit extremem Aromendruck. Unsterblicher Vintage Port! Ein legendärer Nacional der wohl zu den grössten Sonder-Editionen von Quinta do Noval gehört. Für diese extrem gesuchte Rarität meldet der www.weinseacher.com keinen einzigen Treffer. Das war der krönende Abschluss eines gigantischen, unvergesslichen Tastings. 20/20


BORDEAUX 1961!




Ein ganz grosser Titel für ganz grosse Weine! Alleine schon das Wort «Bordeaux», lässt vielen Weinfreunden buchstäblich den Wein im Mund zusammenlaufen. Mit dem Zusatz «1961» ist dann für die Freaks von Altweinen die Sensation komplett.


Denn – der Bordeaux 1961 gilt als einer der grössten Jahrgänge in den letzten 100 Jahren. Und auch nach 55 Jahren in der Flasche haben die allerbesten Crus nichts von der erwarteten Faszination eingebüsst.

In München, ja da steht ein Hofbräuhaus. Darin ist Hopfen und Malz nicht verloren.
Am Karlsplatz da steht ein ganz anderes Haus, nämlich der Königshof. Und da wurden schon ganz viele tolle Weinproben veranstaltet. Und bei ganz vielen der vielen legendären Tastings durfte René Gabriel dabei sein.

So auch wieder an diesem Novembersamstag im Jahr 2016. Der Münchner Weinsammler Robert Langer lud zu einer unvergesslichen Probe rund um den Bordeaux 1961 ein, mit passenden, spannenden Piraten.


Orgendwie hatte ich - bis zu diesem Tasting - das Gefühl, schon alle ganz grossen Bordeaux schon einmal verkostet zu haben. Doch einer fehlte. JEtzt ist es komplett...


1961 L’Evangile: Unglaublich dunkel, jugendliche Farbe, satt in der Mitte. Grossartiges Bouquet, von Minze bis schwarze Schokolade ist da alles drin, noch sehr frisch also. Fraglos ein legendäres, hyperseltenes Libournais-Würzbouquet zeigend und dabei beweisend, dass gigantische Pomerols sehr alt werden können. Im Gaumen geht das nahtlos so weiter stoffig, konzentriert, wie eine Merlot-Cabernet-Franc-Essenz seine dramatische Grösse dokumentierend. Dies ist mein erster Jahrhundert-Evangile und auch mein erster Kontakt mit diesem ikonigen 1961er-Evangile. Ein bewegender Moment! P.S. Der einzige Anbieter auf dem europäischen Festland für diese für diese Pomerollegende ist FinestWine in Bordeaux. Der Preis; ca. 10'000 Euro! 20/20 trinken


Neun ganz besonders weinigteure Seiten: 
www.bxtotal.com


DIE HERMITAGE-LEGENDE


Es war Wein Nr. 30 in dieser Probe. Und es war der letzte Pirat. Er bewirkte ein Raunen und Begeisterung im Königshof-Saal. So nach dem Motto: «Er kam sah und siegte»!

1961 Hermitage la Chapelle: Extrem dunkel, schier schwarz. Das Bouquet ist von der ersten Sekunde an eine unvergleichliche Hermitage-Legende; Blutnoten, Sommertrüffel, Teer und Lakritze, alles in einen armen malzigen Terroirmantel verpackt. Im zweiten Ansatz; Himbeerranken, kalter Rauch, Guinness-Malz und immer mehr unvergleichliches Terroir aus der Tiefe schöpfend. Eine nasale Legende!!! Im Gaumen liefert er die Perfektion eines gigantischen, hoch reifen, unerreicht grossen Hermitages ab. Er geht in die Tiefe, schürft erdig-trüffelige Aromen an die Oberfläche, berauscht durch seine ausufernden, warmen Shiraz-Aromen und geht endlos in die Memoiren ein. Leider ist das mittlerweile einer der meist gefälschten Weine der Welt. Die Angebote im Netz schwanken zwischen 10'000 bis 20'000 Euro! 20/20 trinken


DIE MÖVENPICK-ABSCHIEDSPARTY
Ein Bericht von Weinfreund
Philipp Uehlinger...

Es war grossartig. Nein, es war einzigartig!

Natürlich will ich euch, nachdem ich wieder nüchtern bin, auch an der Soirée teilhaben lassen, welche am Freitagabend, in der Nähe von Zürich stattgefunden habe. Der Grund für meine etwas angeschlagenes Wohlbefinden war die "Abschiesparty von Mövenpick für René Gabriel.

Es war L E G E N D Ä R!

...

A) Wegen der Anzahl Weine. Es waren deren 39 an der Zahl, hauptsächlich aus Magnum kredenzt
B) Der Qualität dessen
C) Der nie endende Nachschub von wiederum
D) Und der Menge eben dieser

Das ganze lief folgedermassen ab: Steh-Apero mit den vier Weissen. Als Mundschank amtete René Gabriel höchst persönlich. Von ihm bekam ich das erste (und einzige) Kompliment an dem Abend. Als ich den Schluck Smith Haut-Lafitte runterstürzen musste um etwas vom Chevalier blanc zu erhaschen, sagte Herr Gabriel zu mir: "Du gefällst mir. So isch richtig". Da wusste ich, es wird ein guter Abend. Hier bin ich richtig

Als wir anschliessend den Saal betreten, stehen auf allen Tischen schon die ersten Flaschen bereit und René erklärt uns die Spielregeln des Abends: Auf jedem Tisch stehen diverse Flaschen aber auf keinem die Selben.Wer also was anderes trinken will, darf aufstehen und seine Wunschflasche am Nachbartisch klauen gehen. Es gibt 5 Flights, nacheinander serviert und jeder darf sich von allem so oft und so viel einschenken wie das der Durst halt so hergibt. Da war klar, ich bin im Himmel. Genau so habe ich mir das immer vorgestellt (also so ungefähr).

Jetzt zum fachlichen Teil. Der Wille war tatsächlich da ein paar Notizen zu machen. So war ich bis zur dritten Flasche wirklich noch bemüht was aufzuschreiben. Das Tempo aber war hoch, die Flaschen kreisten schnell und jeder hatte mit Verlustängsten zu kämpfen. Daher musste schnell ein neues, der Situation angepasstem System her. Ab der fünften Flasche also nur noch Sternchen gekritzelt. So *** bis ***** und *****+ (ja ja ein + für die ganz geilen). Aber auch dieser Wille wurde kurz nach der Einführung wieder verworfen und wir konzentrierten uns nur noch darauf was wir schon im Glas hatten, resp. was noch nicht. Wie gesagt, das Tempo war hoch. In unter 5h 39 Weine zu verkosten und noch zu geniessen, dass ist für ein Hobby-Säufer wie mich wirklich Schwerstarbeit! Am meisten Mühe hatte ich, mich zwischen dem 96er Lalande, dem 08 Palmer und dem 2000 Lynch-Bages zu entscheiden. Gut wenn man dafür genügend (Gabriel Gläser) zur Hand hat.

Einmalig waren auch meine äusserst charmanten Tischgspönli Herbert und Iris. Fachkundig, eloquent, warmherzig und trinkfest. Was will man mehr. Anbei ein paar Impressionen für euch. So Flaschen-Porno halt. Für mehr hat es an diesem gelungenen und zugegebenermassen etwas dekadenten Abend nicht gereicht. Danke René Gabriel für die grossartige Weinauswahl.


BOURGEOISE WEINE,

BÜRGERLICHE KÜCHE


Ob der Begriff der «Bourgeoisie» als Beschreibung für die bürgerliche Gesell-schaft heute noch verwendet werden soll, ist innerhalb der Wissenschaft und der Soziologie umstritten.

In diesem Bericht geht es auch ganz und gar nicht um die «bürgerliche Gesellschaft», sondern um bürgerliche Küche und bourgeoise Bordeaux.

Es ging währschaft zu und her an diesem Novemberabend im Restaurant Brandenberg in Zug! Das Küchenteam setzte die grossen Töpfe auf und kochte rustikale, traditionelle, helvetische Gerichte. Dies in Form einer Tavolata! Tavolata? Das ist kein gesetztes Menu, sondern dies sind viele, verschiedene Speisen, bei dem jeder auswählen kann, was das Herz begehrt. Und jeder kann sich dabei mehr oder weniger selbst oder vom Brandenberg-Service-Team schöpfen lassen. 

Aus dem grossen Fundus der diversen Remimag Keller durfte ich dazu passenden Weine aussuchen. Und ich entschloss mich, den ganzen Abend mit so genannten Cru Bourgeois zu bestreiten. Erstens passen diese Weine ideal zu kräftigem Essen. Und zweitens kriegt da jeder Gast viel mehr Gegenwert, wie bei den noblen Bordelaiser Grand Crus. Also kann das auch spannend sein, sich den einen oder anderen Wein dann noch auf dem Markt für seinen eigenen Keller zu suchen. All die abgebildeten Flaschen sind heute noch eine Kaufempfehlung! Wer 17/20 macht und wer 19/20 www.bxtotal.com


man ihn noch um ca. 40 Franken.

MEYNEY 2009: DIE SENSATION!


Vielleicht war ich ganz einfach zu wenig mutig, als ich den Meyney 2009 aus dem Fass verkostete und ihn damals mit «nur» 18-Punkten bewertete. An diesem Abend zeigte
er innerhalb eines recht anspruchsvollen Konkurrenzfeldes seine numerische Überlegenheit. Und ich wertete ihn auf.


Mit 19/20 gehört er nun zu den besten Weinen dieses heroischen Jahrganges. Und mit einem Alterungspotential von weiteren 30 Jahren ist er bei der Kategorie «sehr langes Leben».


Mit dieser Wertung ist er aber auch unter den Top-Weinen einer der günstigsten. Momentan findet

2009 Château Meyney: (Saint Estèphe).

Extrem dunkel, Granat-Schwarz. Geniales, barockes Bouquet, extrem tiefgründig, mineralischer Ansatz, Korinthen, Teer, Backpflaumen. Er zeigt einer derartige Tiefe, dass man sich die Nachbarschaft zu Montrose ziemlich bewusst wird. Im Gaumen dicht, fleischig, reich und doch einen noblen Absender vermittelnd. Im zweiten Ansatz erinnert er irgendwie auch an einen grossen Maremma, durch die hohe Reife dieses unglaublichen Medoc-Values. Dieser sagenhafte Meyney würde ziemlich weit ins Klassement vordringen. Und das macht er schon bei nicht wenigen gelungen Jahrgängen so. Diese «Saint-Estèphe-Bombe» sollte man drei Stunden dekantieren. 19/20 beginnen.


Mit dem deklarierten Gründungsjahr von 1662 gilt Meyney als eine der ältesten Weingüter im ganzen Médoc. Sein Terroir ist einzigartig und kann sich – direkt an der Gironde gelegen – mit jenen von Las Cases, Latour und Montrose vergleichen. Das Rebland umfasst 51 Hektar. Diese sind bepflanzt mit 60 % Cabernet Sauvignon, 30 % Merlot, 10 % Petit Verdot. Besitzer ist, seit 2004, die Credit Agricole. Önologischer Berater ist Hubert de Boüard de Laforest (Château Angélus).



2001 Latour: Sehr dunkles Rot, schier schwarze Reflexe in der Mitte zeigend. Extrem schwarzbeeriges Bouquet, Rauch, Lakritze, schwarze Oliven, dunkle Edelhölzer und getrocknete Cassisbeeren. Im zweiten Ansatz wird er dann noch fruchtiger und zeigt weitere blaue- und schwarze Beerensorten (vor allem Heidelbeeren und Brombeeren). Er legt permanent zu, was zeigt, dass er die Belüftung sehr schätzt. Im Gaumen wirkt er noch unglaublich jung und zeigt wenig Lust, heute den ganz grossen Gefallen abliefern zu wollen. Dafür sind seine Reserven markant und er wird wohl als langlebigster Cru in die 2001er-Bordeauxgeschichte eingehen. Also bestätigt er seinen langlebigen Status. 19/20 warten


BORDEAUX 2001:
«THE BIG FIVE»



Wäre dieser Event eine Safari gewesen, so wären mit diesem Fünfer-Begriff der Löwe, der Leopard, der Elefant, der Wasserbüffel und das Nashorn gemeint. Wir machten uns aber auf die Pirsch auf die «The Big Five» von Bordeaux. Will heissen; alle Premier Grand Crus vom linken Ufer. Haut-Brion, Margaux, Lafite, Mouton und Latour.

Médocs. Und mit tollen Weinen vom rechten Ufer, also Saint Emilion und Pomerol. Und da war auch der besonders rare und teure Pétrus mit dabei. Aus einer Doppelmagnum! Im allerletzten Glas der dritten Serie. Also eine nervenzerreissende Erwartungshaltung. Doch das ist leider eine ganz andere Story…


Beginnen wir mit der Entstehungsgeschichte. Auf meiner Webseite www.weingabriel.ch publizierte ich den nachfolgend beschriebenen Event Ende 2016. Vier Personen interessierten sich für diesen nicht ganz unbilligen Mittwochsanlass von Ende November 2017. Ich hätte aber acht Teilnehmer gebraucht.
So war ich drauf und dran das Ding abzusagen. Aber – ich konnte es einfach nicht verstehen, denn 2001 Bordeaux ist doch wirklich ein spannendes Thema, vor allem, wenn man da alle Premiers entkorkt.


Also lancierte ich einen Newsletter. In der Hoffnung die vier noch freien Stühle dann doch noch zu besetzen. Jetzt war das Interesse plötzlich riesengross. Anstatt mit kleiner Gruppe im Keller zu essen und probieren, stand jetzt ein veritabler Grossanlass ins Haus. Denn – mehr als 50 Personen meldeten sich definitiv an.


Jetzt galt es erst einmal im Keller zu prüfen, ob denn auch genügend Flaschen von allen Weinen da waren. So konnte ich denn allen Interessenten eine Bestätigung zuschicken. Mit der Info, dass man doch mit dem Zug anreisen solle, denn für 50 Personen standen (mit dem Aperitif), umgerechnet 72 Flaschen an. Plus eine Nebkuadnezarflasche als Tischwein… Der Verkostungsnotizen aller Weine mit Geschichten: www.bxtotal.com


SHIT HAPPENS


…ist eine englischsprachige Redewendung (Anglizismus), die in ihrer originalen Form in den deutschen Sprachgebrauch übernommen wurde. Im Deutschen könnte sie mit Scheiße passiert [eben][1] übersetzt werden, im Sinne von Dumm gelaufen – im Französischen würde in ähnlichen Situationen C’est la vie gesagt. Die Redewendung beschreibt das unvermeidliche Auftreten von Ärgernissen oder Rückschlägen. Sie wird oft eingesetzt, um auszudrücken, dass selbst gute Planung Probleme nicht ausschließt und Betroffene daran nicht verzweifeln sollen. Die Phrase ist Bestandteil der Umgangssprache,[1] wird überwiegend aber nicht als Vulgärsprache oder obszön beschrieben. (Quelle Wikipedia)

Just nach dem Entkorken probierten Patrick Bopp (im Bild) und ich die ungeduldig die Doppelmagnum 2001 Château Pétrus und entspannten uns, denn der Wein war super. Ein paar Stunden später korkte er, oder sonst irgendwas! Die Gäste reagierten erstaunlich sportlich. Wie sagte Hugh Johnson u.a. einmal: Weintrinker sind intelligent und tolerant!


GEREIFTER BORDEAUX-SONNTAG


Reife Weine mit reifen Freunden. Und das an einem herbstlichen Sonntagnachmittag! So könnte man dieses sehr stimmungsvolle Zusammentreffen wohl am besten auf den Punkt bringen.


Der Grund des Anlasses war mir nicht so ganz klar, denn ich durfte im Vorfeld die Weine zusammenstellen und nahm an, dass man mich auch dazu einlud, weil ich a.) Freund bin und b.) einer bin der Weine kommentieren kann.


Bei der Eröffnungsrede vom Gastgeber René kam dann aus, dass dies

ein Degu-geschenk für mich anlässlich meines noch bevorstehenden 60igsten Geburtstages war und man diesen mit einem mir sehr bekannten Basler-Freundeskreis Vorfeiern wollte.


Und dieses Unterfangen ist dann auch gelungen. Grosser Tisch, ein Dutzend bekannte Gesichter, Gabriel-Gold-Gläser, ganz tolle, reife Bordeauxweine und ein rustikales Essen. Mit Hauspastete, Hackbraten und reifem Käse. Alles so richtig nach Gabriel-Gusto.

Die Weine; alles Bordeaux zwischen 1961 bis 1985. Alles sehr bekannte Châteaux. Alles sehr gute bis grosse Jahrgänge. Die Flaschen kamen ungeöffnet aus dem eher kühlen Keller, wurden entkorkt und gleich eingeschenkt.


Bei ein paar Flaschen hätte ich gerne etwas mehr «Luft» gehabt. Mit der Wärme und der Zeit legte praktisch jeder nochmals zu. Und wenn man so richtig schön Zeit hat für jeden Wein, dann ist dieses Handicap mitunter auch ein Vorteil. Es gibt nichts Schwierigeres als gereifte Weine für eine Weinprobe grad eben mal auf die Sekunde genau richtig zu dekantieren. Und – es muss ja nicht immer genau gleich wie immer sein, sonst lernt man auch nicht mehr dazu. Obwohl man ja eh nicht immer alles weiss. 

Die Weine: 1961 Cos, 1966 Figeac, 1966 Cheval Blanc, 1970 Ducru, 1971 Ducru, 1978 Ducru, 1978 Palmer, 1978 Margaux, 1978 Pichon-Lalande, 1982 Gruaud-Larose, 1982 Palmer, 1982 Pichon-Lalande, 1983 Margaux, 1985 Cos, 1985 Haut-Brion, 1986 Beychevelle.

 Die Kommentare


MULTI

MEGA


METZGETE

Multi:Steht lateinisch für «viele». Und so sind es denn auch sehr viele, welche dieses «Multi» für eine Anpreisung oder eine Firmen-bezeichnung verwenden. Google liefert bei der generellen Suche die sagenhafte Quote von nahezu zwei Milliarden Treffern.


Mega: Das wäre eine griechische Vorsilbe. Im europäischen Sprachraum wurde dieser Begriff von zwei Männern geprägt. Im Jahr 1950 wurde Mega vom polnischen Mathematiker Hugo Steinhaus als Kreisnotation vorgeschlagen. Später erweiterte der vom Österreicher Leo Moser den Begriff auf die Polygonnotation. Mega steht heute somit generell für eine «sehr grosse Zahl».


Metzgete: Bedeutet wörtlich «Schlachtung», steht aber auch zusammenfassend für sämtliche Gerichte, die typischerweise direkt nach dem Schlachten aus Blut, Innereien, Speck und Bauch- oder Kopffleisch (in der Regel vom Schwein) zubereitet werden. Obwohl die «Metzgete» in helvetischen Regionen sehr bekannt ist, liefert die omnipräsenteste Weltsuchmaschine dazu lediglich 160‘000 Treffer!

Nun ist der Titel zur Genüge erklärt und es beginnt die Deklaration des Schlachtplanes.


Ein Jahr zuvor beschlossen der Zenger Otti und ich, dass wir noch einmal eine allerletzte Metzgete im Rütli in Zug machen würden. Der Wirt willigte zu, an seinem freien Samstag, speziell für unsere Gabriel-Gästetruppe seine Pforten zu öffnen, um dann seinen Metzger anzuweisen, genügend Säue zu schlachten. Er knüpfte seine Einwilligung mit der Bedingung an, dass an diesem Abend schon «ein paar rechte Weine» geöffnet werden müssen.


So ging ich nach Hause, durchforstete mein Grossflascheninventar und setzte die Selektion, samt Menu und Gesamtschadensforderung auf meine Webseite (www.weingabriel.ch). Zwei Wochen später war der Laden schon vorvoll und es entstand eine ansehnliche Warteliste. Am Samstag, 19. November 2016 war es dann endlich so weit. Die geschlachteten Schweine wurden gegessen und folgende Grossflaschen geschlachtet...

12 Liter Champagne Moet & Chandon

1976 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan (Jéroboam)

1978 Château Mouton-Rothschild, Pauillac (Jéroboam)

1985 Château Beaumont, Haut-Médoc (Jéroboam)

1994 Château Léoville-Barton, Saint Julien (Imperial)

1995 Château Valandraud, Saint Emilion (Imperial)

1999 Château Petit-Village, Pomerol (Nebuchadnezzar)

2002 Château Pétrus, Pomerol (Imperial)

2003 Château Haut-Bages-Libéral, Pauillac (Imperial)

2004 Château Phélan-Ségur, Saint Estèphe (Imperial)

2006 Château Coeur du Retout, Haut-Médoc (Imperial)


STANDART ODER GOLD EDITION?


Eine sehr oft gestellte Frage: Was ist der Unterschied zwischen dem Gabriel Glas Gold Edition und dem Gabriel-Glas StandArt?

Die Antwort ist/wäre sehr einfach: Der Unterschied beträgt etwa 60 Gramm.

Die Form ist identisch, die Grösse auch! Und doch findet man bei näherer Betrachtung und vor allem beim Verkosten dann doch feine und gar nicht mal so kleine Unterschiede! Nicht zuletzt macht auch die besondere Haptik* des Gabriel-Glas Gold Edition einen deutlich wahrnehmbare Differenz aus.


* Als haptische Wahrnehmung bezeichnet man das aktive Erfühlen von Grösse, Konturen, Oberflächentextur, Gewicht usw. eines Objekts durch Integration aller Hautsinne und der Tiefensensibilität. ...



Gabriel-Glas StandArt! Müsste es da nicht Standard heissen? Bei der Definition der Bezeichnung vom günstigeren, da maschinell produzierten Gabriel-Glas habe ich bewusst einen neuen Begriff kreiert. Denn mit Standard meint man im Allgemeinen die Norm oder definiert die Normalität. Aber bereits das eben nicht ganz normale Gabriel-Glas ist ein gewisser Kunstgegenstand. Und mit Kunst meint man auch «Art». Also ist aus dem Begriff «StandArt» eine Definition entstanden, welche sich zwischen der Norm und der Kunst befindet.

Für die Produktion dieses Glases buchen wir je nach Bedarf immer ein bis zwei Tage an einer hochmodernen Produktionsmaschine. Im Schichtbetrieb werden beim Fabrikanten Rona in Lednike Rovne (das liegt im Norden der Slowakei) jeweils rund 30'000 Gläser hergestellt.

Durch eine raffinierte, ausgeklügelte Produktionstechnik gibt es bei diesem bleifreien, spülmaschinenfesten Glas keine Nähte und damit auch keine Sollbruchstellen mehr. Somit ist das Glas trotz seiner Leichtigkeit überraschend robust. Das Gewicht beträgt ca. 150 g. Bereits diese StandArt-Version bietet unglaublichen Weingenuss und hat in Vergleichstests namhafte Konkurrenzprodukte hinter sich gelassen.
Einsatzgebiet: im privaten Alltagsgebrauch, bei Caterings, an Weinverkostungen und natürlich in der Gastronomie.

Gabriel-Glas Gold Edition! Gold ist ein Edelmetall. Das weiss jeder! In unserer Namensverbindung wollen wir es als «besonders edles Glas» deklarieren. Es ist das leichteste, in nennenswerten Mengen hergestellte Weinglas der Welt! Die Form ist identisch mit dem StandArt-Glas. Mit minimsten Abweichungen, welche vielleicht grad deshalb nochmals eine Genussmultiplikation ermöglichen. Durch die Handfertigung können wir hier auf den Millimeter genau jenes Glas produzieren, welches wir bei der Kreation ausgetüftelt haben, um den maximalen Weingenuss zu erlangen. Auch dieses Glas wird in der Regel bei Rona im Norden der Slowakei gefertigt. Während wir dort an einem Tag 30'000 StandArt-Gläser produzieren, sprechen wir hier von ganz anderen Stückzahlen und wesentlich mehr Zeitaufwand.


Für das Gabriel-Glas Gold Edition chartern wir eine extra dafür geschulte Produktionsmannschaft, denn nicht jeder Glasbläser schafft es, diese einzigartigen Gläser zu blasen. In zwei Schichten produzieren diese speziellen Glasbläser innerhalb von 5 Tagen lediglich 3'000 Gläser. Eigentlich sind/wären es ja mehr, aber bei diesen, an der Grenze des Machbaren ist eben ein hoher Ausfall vorprogrammiert und die strenge Qualitätskontrolle selektioniert nur die perfektesten Gläser. So gesehen, müsste dieses ultraleichte Glas (Gewicht 90 Gramm) wesentlich mehr kosten. Im Vergleich mit Konkurrenzprodukten sind wir unschlagbar attraktiv auf dem Markt. Wir wollen hier die engagierten Weingeniesser animieren, auf dieses Produkt umzusteigen. Auch das Gabriel-Glas Gold Edition ist bleifrei, spülmaschinenfest und weist keine Sollbruchstellen auf.

Einsatzgebiet: im privaten Alltagsgebrauch für Weinfreaks, bei Raritätenverkostungen und in der Spitzengastronomie.



Bestellungen Europa, Welt: www.gabriel-glas.at

Bestellungen Schweiz und Liechtenstein: www.gabriel-glas.com


EIN SCHÖPPLI IST KEIN

SCHOPPEN!


Einladung bei Gabriels mit vier anerkannten Weintrinkern. Ich dachte mir, die wollen wohl gerne möglichst viel verkosten. Nicht möglichst viele Liter, sondern möglichst viele verschiedene Weine. Also kam mir die Idee, den ganzen Abend lang «Schöppli» zu entkorken. 


In Deutschland würde man einem «Schöppli» möglicherweise Schoppen sagen. Doch das ist wieder was ganz Anderes. Denn, wenn man nach Schoppen surft, dann erscheinen primär Resultate mit Babynahrung…

Also muss man, um es genauer zu wissen, zum Suchwort «Schoppen» noch den Begriff «Wein» dazu geben. Grundsätzlich käme das Wort aus dem Französischen und bedeute so wie viel wie «Schöpfen».

Wikipedia definiert die Sucherei etwas kompliziert. Ich musste es ein paar Mal lesen. Wurde aber dann doch irgendwie nicht schlau daraus. Zitat: «Ein Schoppen – zuerst ein niederdeutsches Wort, das ins Französische entlehnt und von dort ins Oberdeutsche rück entlehnt worden und verwandt mit schöpfen ist – ist ursprünglich ein Gefäss für Flüssigkeiten, später ein Hohl- bzw. Raummass für Getränke».


Soweit zum generellen Begriff. Etwas, respektive viel schwieriger wird es, wenn man versucht dessen Grösse oder Menge zu evaluieren. Traditionell sei ein Schoppen die Hälfte einer Pinte oder ein Viertel einer Mass. Und wenn es denn genau so wäre, dann wäre das doch noch ziemlich einfach.

Aber jetzt wird’s definitiv kompliziert. Je länger ist auf der Schoppenwelle surfte, desto konfuser wurde ich. Der französische Schoppen (la chopine, chaupine) hätte 476,073 Milliliter entsprochen. Hier spräche man von 1/72 Königsfuss. Dabei wäre es aber meistens 1/100 bis 1/120 vom normalen Kubikfuss gewesen. Und dies hätte einer Menge zwischen einem Viertel und einem halben Liter entsprochen.


Sucht man die mengenmässige Schoppen-Wahrheit um deutschsprachigen Raum so kommt es definitiv zum Wirrwarr. Im deutschsprachigen Raum umfasste der Schoppen nämlich im 19. Jahrhundert 0.357 l. In Württemberg 0,459 l und in der Pfalz 0,564 l.


Vor der von Napoleon veranlassten, im Frühjahr 1812 durchgeführten Vereinheitlichung der Masse in den Staaten des Rheinbunds, entsprach der Schoppen 0,7 Liter. In der Stadt Rastatt hatte der Schoppen im Jahr 1615 noch 2,3 Liter, was damals eines der größten Weinmasse in Deutschland war.


In der Schweiz war der Schoppen (0,375 l) bis 1877 als Masseinheit amtlich. Heute ist dieser damalige «amtliche Schoppen» von den Schweizern wieder – in verniedlichter Form – eingeführt worden. Wir Helvetier sagen nämlich einer kleinen Weinflasche (welche halb so mengenmässig gross wie eine Normalflasche ist…) «Schöppli». Wer hat’s erfunden?


Alles klar? Im Internet fand ich nur ganz wenige Fotos von halben Flaschen. Die Webseite «Auctionata.de» lieferte mit ein wunderschönes Bild von fünf halben Flaschen 1974 Château Montrose. Aus Erfahrung ist hier wohl die Anschauung interessanter als die Entkorkung.


Viele alte halbe Flaschen wiesen damals eine Füllmenge von 36 cl auf! Also war damals die ganze Flasche 0.72 Liter.
Damals war es jedem Château überlassen, wie viel Wein da genau in die Flasche kam. Die Mengen schwankten zwischen 0.72 bis 0.75 Liter. Bis die EU im Jahr 1977 da den Riegel schob und 0.75 als Standard festlegte. Und im gleichen Atemzug wurde auch gleich die Masseinheit für eine halbe Flasche (frz. demie bouteille) mit 0.375 Liter festgelegt.


TEMENT,


TRÜFFEL,


TALBOT,


TILSITER

Wer Gabriel regelmässig liest, der kennt meinen Hang zu themenbezogenen Events und Wortspielen. Der Mövenpickgründer Ueli Prager sagte einmal über mich aus, dass es mir gelingen würde, Wortverbin-dungen zu kreieren, welche Interesse wecken, einen Unterhaltungswert aufweisen und marketingtechnisch wertvoll seien…


Das Motto ist jeweils klar: «Wir machen den Rahmen – die Gäste das Bild». Bei dieser Einladung ging es um das Wortspiel mit dem Buchstaben «T». Und der war in jedem Gericht und jedem Wein versteckt.


Die Grundlage des heutigen Buchstabens «T» stammt ursprünglich aus dem proto-semitischen Alphabet und war dort mit einem Kreuz mit gleichlangen Achsen dargestellt. Die Phönizier gaben ihm den Namen «Taw». Im griechischen Alphabet wurde er als «Tau» aufgenommen. Bei den Etruskern und im Lateinischen war es dann ganz schlicht und einfach der «T», jedoch mit zwei verschiedenen Darstellungsvarianten.

Ausgesprochen wir dieser Konsonant wie das warme Getränk The. Im klassischen Alphabet ist er der 19., im modernen lateinischen Alphabet ist es der 20. Buchstabe in der Reihenfolge der ABC. Er ist in deutschen Texten der siebthäufigste Buchstabe und hat somit einen «Marktanteil» von 6.15 %.


Bevor ich zu den kulinarischen T-Genüssen unserer Einladung komme, hier noch ein paar T’s aus der Fachwelt…


TTT! Das ist eine Fernsehsendung vom ersten deutschen Fernsehen mit den Themen: «Titel, Thesen, Temperamente».

Hinter der Webseite: www.ttt.ch versteckt sich eine Microsoftfirma, welche «Technology Training und Transfer» anbietet.

Auf YouTube kann man sich einen Comic mit «trouble terrorist in town» anschauen.

Wer www.tt.com im Netz eingibt, wird zur Tiroler Tageszeitung gelockt!

In der Schweiz gibt es verschiedene Gruppierungen unter «TT». So die Thuner Tageszeitung, oder Swiss Table Tennis (www.click-tt.ch).

Wikipedia erklärt das Tischtennis ebenfalls mit zwei «TT». Im Erklärungstext switcht diese Enzyklopädie dann gar auf drei «T’s», denn… … für dieses Spiel braucht es nämlich einen Tischtennistisch!

Erinnern Sie sich noch an den NSU TT. Dieses Fahrzeug wurde von 1965 bis 1972 produziert. Heute gibt es wieder Autos mit dem Begriff TT. Audi hat da das TT-Coupé und den TT-Roadster im Sortiment. In der deutschen Sprache beginnen 124 Wörter mit dem Buchstaben T.


So, aber jetzt genug der Einleitung. Lassen wir uns durch den Gabriel’schen T-Abend führen. Die Gäste wussten aber nichts von dieser Kombination und erhielten beim Aperitif einfach den Menu-Weinzettel...


SEHR GUTE FLASCHEN
FÜR SEHR GUTE FREUNDE


Erster Akt

Apéro im Keller mit hausgemachtem
Parmesan-
Trüffelpopcorn

2011 Sauvignon Blanc Zieregg, Weingut Tement, Steiermark (Doppelmagnum)


Zweiter Akt

Carpaccio von geräuchtem Truthahn, Gemüsebrunoise, Trüffelpfirsich

1999 Clos de Tart Monopole, Morey St. Denis

1985 La Tâche, Domaine de la Romanée-Conti


Dritter Akt

Kohlrabi mit Trüffelnüdeli auf Erbsenpuree, Belper Knolle

1990 Cabernet Sauvignon Trailside Heitz,

1990 Domaine de Trévallon, Provence


Vierter Akt

Kalbspojarsky, Steinpilzsauce, Bramatapolenta

Frische Schweizer Trüffel aus Büren an der Aare

1982 Château Talbot, Saint Julien (Doppelmagnum)


Fünfter Akt

Drei verschiedene Tilsiter von Markus Sutter, Käserei Egligen

1971 Château Trotanoy, Pomerol


Sechster Akt

Aus Sizilien: Torroncini

1963 Taylors, Vintage Port

Fotos, Verkostungsnotizen etc. Auf fünf Seiten: www.bxtotal.com


GABRIEL-GLAS

VINUM-TESTSIEGER!



Vor mehr als sechs Jahren habe ich sehr lange an einem ganz besonderen, neuen Glas herumgetüftelt. Es ging letztendlich um jeden Millimeter, bis ich davon überzeugt war, dass das Gabriel-Glas den proklamierten, «unglaublichen Weingenuss» bieten kann.


Jetzt ist es auch offiziell: Im grossen Glastest setzt VINUM das Gabriel-Glas in der Kategorie Universalglas für weiss, rosé und rot auf Platz 1!


Mit lediglich 87 Gramm war die «Gold-Edition» das leichteste Glas des gesamten Wettbewerbs. Mit 141 Gramm lag aber auch die «StandArt-Version» noch im leichtesten Test-Bereich. Alle anderen waren entweder schwerer, meist teurer und halt letztendlich «nichtganzsogut»…

Ein Votum zur Gold-Edition: «Im mundgeblasenen Gabriel-Glas präsentieren sich die Weine fruchtiger, eleganter und ausgewogener. Daraus verkostet, punkten alle Weine mit einem bis eineinhalb Punkten mehr in der Bewertung»!


Wer es noch nicht kennt – wer es noch nicht hat; jetzt wird es höchste Zeit! Damit Sie Cassis, Agrumen, Himbeeren, Tabak, Edelholz & Co. nicht nur vermuten, sondern auch riechen…


Bestellungen für die Schweiz und Liechtenstein: www.gabriel-glas.com

Bestellungen für Europa und die Restwelt: www.gabriel-glas.at


LAFAURIE-PEYRAGUEY
1916 – 2016 



Von René Gabriel: www.bxtotal.com


Hundert Jahre Lafaurie-Peyraguey!

Es geht in diesem Artikel um ein ganz besonderes Jubiläum. Zum Aperitif wurde der just vergorene «Mou» vom Jahrgang 2016 serviert. Der letzte Wein, zum Käse: 1916 Château Lafaurie-Peyraguey. Dazwischen, alles Lafaurie’s mit der Endziffer «6». Fast alle Dekaden waren präsent. Ausser dem 1956er…

Ausgerechnet der 1956 stand nicht auf dem Trapez. Dabei wäre das grade der Geburtsjahrgang von Schlossherr Silvio Denz gewesen, welcher ebenfalls an diesem denkwürdigen Diner anwesend war. Man weiss nicht, ob der 1956er überhaupt produziert wurde. Im Schloss und im Netz findet man dazu leider nichts… 


Rechts von mir sass der Direktor Eric Larramona. Sein Jahrgang war auf jeden Fall dabei. Nicht sein Geburtsjahrgang, sondern der 2006er. Das war damals seine erste Produktion. Also konnte auch er ein kleines Jubiläum auf Lafaurie-Peyraguey feiern.

Beginnen wir mit dem Genussprotokoll und starten mit dem «Mou», das war das allererste, bereits durchvergorene Lot vom Jahrgang 2016. Bei unserem Besuch vom 12. Oktober waren zwar alle trockenen Weissweine (Produktion um die 20'000 Flaschen) im Keller. Aber noch mehr als drei Viertel der möglichen Produktion hing noch im Rebberg. «Morgen können wir nicht ernten, es nieselt, vielleicht dann am Freitag. Eventuell ernten wir da gleich drei Tage durch. Vielleicht können wir auch erst am Montag wieder in die Rebberge», meinte Eric Larramona. Er schaue jeden Tag drei Mal auf die Meteovorgaben. Die Prognosen seien heuer schwierig und dementsprechend unzuverlässig.


Diese Situation zeigt auf, was es heisst «Spielraum» für die möglichst beste Selektion zu evaluieren. Hinter diesen Entscheidungen steht ein 30köpfiges Team von flexibel einsetzbaren Erntehelfern, welche stets auf Abruf bereit sein müssen. Oft über eine vier Wochen dauernde Periode, mit vielen individuellen, mühsamen Erntedurchgängen.


IM GEDENKEN AN UELI PRAGER


Der Mövenpick Gründer wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Zu diesem «Jubiläum» ist grad erst ein Buch auf den Markt gekommen. Ich durfte da bei ein paar Bildern mithelfen.


Ueli Prager hatte sich ganz persönlich bemüht, mich damals für Mövenpick zu begeistern. Bevor es zur meiner Anstellung im Jahr 1990 kam, gingen ein paar Weinproben und mehrere gemeinsame Essen voraus. Als er mich in einem Mailing erstmals den Kunden vorstellte benannte er mich als «Aussenminister des Weines»!

Sein Lieblings-Sauternes war der Château Lafaurie-Peyraguey. Und lange hütete ich eine Flasche von Pragers Geburtsjahrgang 1916 in meinem Keller. Die wollte ich irgendwann mit dem «UP» zusammen trinken. Doch leider ergab sich die Gelegenheit dazu irgendwie nie.

So brachte ich denn diese extrem rare Flasche (es ist momentan keine einzige Flasche auf dem Markt zu finden…) für unseren gemeinsamen Weinabend auf dem Schloss mit im Gepäck.


1916 Lafaurie-Peyraguey: Dunkles Gold-Orange, aber auch deutliche Brauntöne vermittelnd. Das Bouquet riecht, (man kann da leider nicht von Duften reden), nach altem Billigcognac, Macisnuancen, überlagertem Sherry und nassen Strohnoten. Mit etwas Fantasie gewinnt man ihm noch ein wenig nasale Süsse ab. Im Gaumen schlank, und ziemlich kapselig. Hier ist zu erwähnen, dass der Jahrgang 1916 ein maximal mittelmässiges «millésime» war. Noch gut trinkbar, jedoch mehr Andacht wie Freude bereitend. 15/20 vorbei


DIE 100 BESTEN BORDEAUX


«Fest gemauert in der Erden, steht die Form aus Lehm gebrannt…». Diesen Anfangstext vom Lied der Glocke von Friedrich Schiller könnte man auch auf das überalterte Bordeaux-Klassement adaptieren. Denn – was 1855 galt, gilt offiziell heute noch.


Ausser, dass es Mouton-Rothschild, mit viel anwältlicher Kraft geschafft hat, als Einziger an dieser mittlerweile über 160jährigen Rangliste zu rütteln. Des Barons Philippes Château stieg im Jahr 1973 vom «Deuxième» zum «Premier Grand Cru» auf.

Sonst bleibt alles beim Alten. Freilich zeigt der Markt ein anderes Bild. Durch Adelstitel und auch durch deren Qualität sind alten Premiers auch die neuen Premiers und liegen an der Gabriel-Bestenliste alle ganz vorne. Wenn man hinter die Kulissen schaut, dann erklärt sich dieses Niveau auch durch technische Details. Jeder der Premiers deklassiert weit mehr, wie er als «Grand Vin» abfüllt.

Ein Beispiel dazu gefällig? Beim Château Latour 2015 selektionierte man gerade Mal
30 % der Gesamtproduktion als Château Latour. Der Rest wurde in Les Forts de Latour oder in den Pauillac de Latour deklassiert.


Zufälligerweise ist dies auch gleich die Formel für den allerbesten Bordeaux, welcher schon einige Jahre auf Rang Eins figuriert.


Das Bild: Carl Laubin. Geboren 1947 in Amerika, lebt heute in London. Er ist fasziniert von der Architektur. Er kombiniert Kunstwerke, welche imposante, denkwürdige Gebäude wie eine Aufzählung harmonisch aneinanderfügt. Auf dem Titelbild hat er das Bordeaux-Klassement von 1855 als Gesamtkunstwerk dargestellt. Ein ähnliches Werk gibt es auch als Hochbild. Diese Werke wurden für eine Ausstellung im Jahr 1987 im Centre Pompidou in Paris für eine grosse Bordeaux-Ausstellung geschaffen.                      www.carllaubin.com       


Die Gabriel-Rangliste: www.bxtotal.com


ICH GLAUB MICH KNUTSCHT DER LIDL-ELCH



Lidl gibt sich momentan in der Schweiz besonders weinig und versucht mit einem grossen, teuren Mailing von unbekannten Billigweinen in der Schweiz eine selbst erzwungene Rahmschkompetenz zu vermitteln.

Auf zwei Seiten wird da beispielsweise ein «Wein mit besonderem Hintergrund» angeboten. Im Vordergrund steht da auf dem Bilde: Cour de Mandelotte. Es ist – vermutungsweise – nicht der einfache, sondern sogar die «Grande Cuvée». Er scheint, gemäss Info eine «rassige Säure mit mittellangem Abgang zu haben». Das steht genau so zuoberst im Prospekt.

Dann kommt erst die Farbe, welche als «Pflaumenrot mit hellen Rändern» deklariert wird.

Das ist somit nicht nur ein Wein mit «besonderem Hintergrund», sondern das ist eine echte Weltsensation. Noch nie habe ich bei einem Wein zuerst den Abgang gespürt und dann ist mir erst die Farbe (wohl rückwirkend…) aufgefallen.

Auch bei seinem foodmässigen Einsatz verblüfft mich diese «Grande Cuvée». Das passen nämlich: Grilladen, Schmorgerichte, Hartkäse, Wildgerichte und auch Pasteten dazu. In der Mitte des Textes wird noch die Krönung der möglichen Mandelotte-Menuvermählung erwähnt; «und ein rassiges Stroganoff»!

Insgesamt ist da alles völlig unchronologisch aufgezählt. Das wäre eine neue Menufolge:
1. Hartkäse
2. Hauptspeise
3. Vorspeise kalt
Bei den Speisen könnte man beim Einkauf so richtig zuschlagen, denn…
… dieser dazu passende Bordeaux kostet nur CHF 2.99!!!

Ich rechne Mal im Kopf ein paar Faktoren, welche bei einem solchen Verkaufspreis berücksichtigt werden müssen. Produktionskosten / Flasche / Korken / Etikette / Karton / Transport / Zollgebühren / Marge und die helvetische Mehrwertsteuer. Nicht miteinbezogen habe ich bei dieser Betrachtung, das Lidl Ladenlokale mietet und Personal anstellt und vielleicht der Winzer auch gerne etwas verdienen würde.

Und da müsste man sicherlich auch zusätzlich noch etwas Fremdhonorar mit einbeziehen. Denn der Lidl-Weinexperte ist Christian Baur. Da muss ich zugeben, dass ich diesen Herrn nicht kenne, obwohl ich schon ein paar Dekaden im Weingeschäft unterwegs bin.

Christian Baur ist «Ambassadeur der Schweizerischen Hotelfachschule in Luzern».

Jetzt werde ich stutzig und verstehe die Weinwelt nicht mehr. Einer der Gastronomen ausbildet, wirbt für Lidl? Was hat jetzt oder was soll jetzt die Gastronomie mit Lidl zu tun haben? Sollen die Wirte in den Lidl gehen und dort Weine kaufen? Die Idee ist vielleicht gar nicht mal so schlecht. Ein kultivierter Gast wird nämlich keinen dieser angebotenen Weine kennen. Also kann/könnte man schon mal so ein Einerli vom Cour de la Mandelotte Grande Cuvée im Restaurant anbieten. Immerhin passt er zu ganz vielen Gerichten! Und – weil ihn niemand kennt, darf man da schon mal die Kalkulationsschraube kräftig anziehen. Die Faustregel sagt, dass ein Deziliter Wein in einem guten Restaurant nicht unter sechs Franken angeboten werden soll. Macht für den Wirt 45 Franken Umsatz für die Flasche. Dies bei einem Einstand von CHF 2.99! Das ist/wäre Faktor 15. Eine Traummarge.
Und der Wein muss gut sein, denn der Lidl Ambassador Christian Baur gibt ihm stolze 17 Punkte.

P.S. Der Mandelotte wird als Bordeaux AOP angeboten. Da ich davon noch nie was gehörte habe, machte ich mich im Netz schlau. Und fand die AOP-Deklaration prompt bei Wikipedia: «Advanced oxidation process». Schlussfolgerung: Nicht dekantieren…


EXTREM LANGLEBIGER BORDEAUX 1986: VON RATATOUILLE BIS KRÄUTERGARTEN


Es gibt so genannte «IKEA-Jahrgänge»! Das sind Weine, welche schon beim ersten Nasenkontakt ihre Aromen förmlich aus dem Glas herausposaunen und dem neugierigen Betrachter spontan das «DU» anbieten. Der Bordeaux 1986 ist das pure Gegenteil davon…


Selbst nach 30 Jahren in der Flasche geben sich viele Weine immer noch zurückhaltend. Irgendwie scheinen deren Tannine gar nie so richtig reifen zu wollen. Und selbst erfahrene Verkoster stossen an deren Grenze, wenn es darum geht die Genussreife zu definieren oder das weitere Potential zu deklarieren.


Nur immer liegen lassen ist auch keine Lösung. Irgendwann gehört der Korken raus. Dann muss man sich, will man einen Bordeaux 1986 richtig zelebrieren, etwas einfallen lassen. Man muss Zeit aufwenden. Die Dekantierphase präzise berechnen.


Am besten dekantiert man «kalt». Dies ist ein Gabriel’sches Verfahren: Man öffnet die Flasche etwa 12 Stunden zuvor und giesst deren Inhalt im Keller in eine Karaffe.
Dann lässt man den Wein im Dunkeln und im Kühlen stehen. Etwa zwei Stunden zuvor sucht man sich einen Raum, welcher etwa 15 Grad aufweist und stellt die Karaffe dort hin. So öffnet er sich sehr langsam und ohne Stress. Meist erwischt man so die beste Phase!


Wichtig ist auch, dass man zum Bordeaux 1986 die richtigen Speisen auswählt. In der Regel ist man mit tiefgründigen, geschmorten Speisen gut beraten. In der Regel würde ich generell zu dunklem Fleisch tendieren.


Und auch zu dunklen Pilzen. Mit einer Sauce von Herbsttrompeten zum Beispiel. Ideal wären die schwarzen Steinpilze. Aber diese «Cèpes noir» gibt es leider fast ausschliesslich nur im Bordelais. Ab und zu kaufe ich mir ein Glas davon in meiner bevorzugten Metzgerei in Arcins (in der Nähe von Margaux).


Wie dem auch sei, ohne Essen haben die Bordeaux 1986 nicht die ganze Genusschance. Also tut man sich gut daran, sich gut zu überlegen, was auf dem Teller sein soll, wenn ein dekantierter Talbot, Montrose, Latour im Glas auf seinen lang ersehnten Moment wartet.

ROTWEINE AUS BORDEAUX, AUS DER RÔHNE UND EIN PAAR «AUSLÄNDER»


Wie schon erwähnt, fand die grosse 1986er-Probe im Hotel Marent in Fiss im Tirolerland (A) statt. An einem Wochenende im Oktober 2016, während zwei Tagen. Mit drei Weissweinen, 37 Rotweinen und sieben Süssweinen. In meinem Bericht habe ich noch ein paar andere spannende 1986er erwähnt, welchen ich zeitnah begegnete.

Welches sind die Besten? Wie lange noch dekantieren? Welche verkaufen? Was noch kaufen?  15 Seiten



NICHT ZU EMPFEHLEN; H10 CONQUISTADOR HOTEL TENERIFFA

Ein einzigartiges Zimmer! Mit grosser Terrasse. Mit Blick auf die Insel Gomera und absolut berauschendem Meeresblick. Alles andere in diesem Hotel ist nicht ganz so berauschend.

Die Ankunft ist freundlich. Es gibt, bevor wir den Zimmerschlüssel bekommen, eine intensive, lange Erklärung über die (Un)Annehmlichkeiten dieses grossen Viersternkastens. Dem Wunsch, einer zweiten Gästekarte kann nicht entsprochen werden. Es gibt zwar zwei Zimmerkarten, aber keine zweite Gästekarte, obwohl wir heftig danach fragen. Basta! Und diese Gästekarten muss man immer zeigen, wenn man etwas Trinken oder Essen möchte. So kann es nicht sein, dass ich mit meinem Freund ein Bier an der Poolbar trinke und meine Frau beim Kaffeeshop einen «Caffee con leche» geniesst. Auch kann ich nicht im Saal ans Frühstücksbuffet gehen und meine Frau am Kaffeeshop gleichzeitig einen Kaffee trinken. Aber eigentlich ist das ja eh nicht möglich. Denn – der Kaffeeshop hat am Morgen geschlossen!!! Ich reklamiere wegen den Kaffeeshop-Öffnungszeiten. Die Antwort: «Das würde keinen Sinn machen, denn es gäbe ja Kaffee im Frühstücksraum. Dort sind jeweils rund geschätzte 350 Personen anwesend und vor dem Kaffee-Automaten gibt es entsprechende Kolonnen. Einen richtig guten Kaffee gäbe es aber nur im zu Zeit geschlossenen Kaffeeshop. Wir wählen die Alternative, indem wir jeweils «kaffeelos» (im Zimmer können wir ja auch keinen machen, siehe unten…) ein gemütliches Kaffeehaus ausserhalb des Hotelbereiches aufsuchen…


Wir haben Halbpension bezahlt. Nach ein paar Tagen ist uns klar, dass wir diese «half board» nicht nutzen werden. Gleich nach der Ankunft frage ich nach einem Heisswasserkocher an der Reception. «Den kriegen Sie morgen bei der Gästebetreuung, welche jetzt schon geschlossen hat», so die Antwort. Am anderen Tag ist Sonntag. Da hat die Gästebetreuung geschlossen. Da könnte ja jeder kommen. Mir wird aber – auf meine Reklamation hin – trotzdem kundendienstlich beflissen hoch heilig versprochen worden, dass ein solcher Apparat, welcher die Woche 12 Euro Miete kostet, direkt ins Zimmer geliefert würde. Wir haben dann vor Mitternacht nochmals nachgehakt und nochmals reklamiert, dass dieser immer noch nicht geliefert wurde. Der käme jetzt definitiv am morgen früh. Somit war ich früh bereit, dass ich dann diesen begehrten Wassererhitzer gleich in Empfang nehmen konnte. Um 10 Uhr ging ich zur Rezeption und reklamierte nochmals. Die schickten mit zum Kundenservice, welcher jetzt offen hatte. Die Dame war freundlich, konnte mir aber nicht helfen, denn «mein Wassererhitzer» sei schon auf dem Weg ins Zimmer. Und zwar via Putzfrau, welche diesen dann ins Zimmer legen würde. Sie hätte keinen anderen für mich, das wäre der Letzte gewesen. Ich dachte mir: «Das ist ja wirklich das Letzte!». Auf dem Weg zum Zimmer zurück versuchte ich die Heisswassererhitzerputzfrau zu evaluieren. Doch von den Dreien, welchen ich auf dem unteren und auf unserem Stock begegnete, war keine putzige Frau (pardon Raumpflegerin) im Besitze eines Solchen. Also war wieder nichts mit Kaffee am dritten Tag unseres Aufenthaltes. Derweil siechen fünf am ersten Tag gekaufte Liter Trinkwasser, ein Liter Vollmilch und eine Dose Néscafe Gold im Zimmer dahin…


Zurück zum ersten Abend: Freudig treffen wir uns zum Aperitif an der Poolbar. Wir bestellen vier verschiedene Getränke und bekommen diese alle in Plastikbechern geliefert. «Es sei wegen dem Pool». Der Pool ist um diese Zeit bereits geschlossen und rund 50 Meter entfernt. Gleich neben dran gibt es ein Steakhouse. Gute Idee (meine ich!). Der Restaurantchef findet, dass es keine gute Idee sei, einfach so jetzt einfach daher zu kommen. Da müssten wir mindestens einen Tag vorher bei der Reception anfragen, ob wir am anderen oder folgenden Tag hier essen dürften. Jä nu!


Dort erfahren wir dann zusätzlich, dass wir auch anstatt das in der Halbpension inbegriffene Nachtessen jeweils auch gegen ein Mittagessen umtauschen könnten. Wir müssten es jeweils nur am Tag zuvor an der Reception sagen. Geil! Absolut spontan…


Den «Nuggi» hat es mir dann am anderen Tag am Pool rausgehauen. Wir geniessen den sonnig-warmen Moment auf dem Liegestuhl und auch der Pool ist fantastisch. Man kann da – wenn man Durst hat – auch wieder im Plastikbecher verabreichte Getränke bestellen und am Liegestuhl geniessen. So um 13.30 Uhr bekomme ich ein kleines «Hüngerli». Ich gehe an die Poolbar und frage nach dem Speisenangebot. Es muss ja nicht grad ein Clubsandwich sein. Einfach so ein Sandwich oder etwas Chips würden mir reichen. Aber das gibt es hier – angesichts der 250 badenden Gäste nicht. Nur im Restaurant könnte man etwas essen. Und das würde sogar ohne Reservation gehen. Aber da könne ich mit meiner Badehose leider nicht reingehen. Nur mit kurzen Hosen und T-Shirt. Also gehe ich aufs Zimmer und ziehe mir die kurzen Hosen an und verlasse fluchtartig das Hotel und esse mit meiner Frau und meinen Freunden neben dran beim Chinesen. Ich werde in diesem H10-Viersternhotel – für den Rest unserer Ferien auf weitere Getränke und Mahlzeiten verzichten. Und auch auf ein mögliches Wiederkommen. Hier ist der Gast nicht König, sondern nur lästig!


CHAMBERTIN IM DUTZEND 


Chambertin! Alleine schon das Wort fliesst wie Samt und Seide über die Zunge. Für viele Burgunderfreaks ist ein Chambertin der Inbegriff für das Beste vom Besten.



Für andere Liebhaber der feinsten Pinot Noirs der Welt wäre es vielleicht, unter anderem, ein rarer Musigny. Hier haben sich die Preise letzter Zeit vervielfacht. Auch der Clos de Lambrays und andere Grand Crus rund um Morey-Saint-Denis haben logischerweise Preiskarrieren gemacht.

Die begehrtesten Weine stammen aus Vosne Romanée. Hier sorgt der Sammlerwahn rund um die Weine der Domaine de la Romanée-Conti für auktionsgaloppierende Furore. Wenn man die bestbewerteten Grand Crus aus der Côte de Nuits untereinander preislich vergleich, so bekommt man das Gefühl, dass die diversen Chambertins (ausser jenen von Armand Rousseau) irgendwie noch einigermassen erschwinglich sind.

Das mag daran liegen, dass – Dank der insgesamt als Chambertin & Co. zugelassenen Grand-Cru-Fläche – doch recht viele Flaschen jährlich abgefüllt werden. So insgesamt sind es um die 300'000 Bouteillen. In einem normalen Jahr. Und das ist eine sehr grosse Menge – für Burgunderverhältnisse…

Burgund mit viel Chambertin und den Weinbeschrieben der oriben Flaschen auf sieben Seiten:
 www.bxtotal.com


Auch das noch...


WINE TO GO


In weiss, rosé und rot.

Ist bereits im Glas.
Einfach Deckel aufreissen.

Und versuchen zu Geniessen...

(nicht dekantieren!)


DIE VW-SCHANDE




Momentan nimmt man im Radio vermehrt Reklame für diverse Modelle von Volkswagen wahr. Nach dem Motto: «Kaufen Sie jetzt – mit Vorteilsrabatt!», versucht man den Schaden so mittelgross wie möglich zu halten. Als Hörer interpretiere ich die Werbung irgendwie anders: «Kaufen Sie sofort, damit wir unsere Schulden für unser Fehlverhalten begleichen können».


VW hat beschissen! Nicht nur gelogen, sondern effektiv beschissen! Falsche Informationen geliefert und so zum Kauf animiert. Und die erst glücklichen Kunden sind mit dem Gefühl «ein möglichst umweltgerechtes Fahrzeug zu fahren» lange unterwegs gewesen.


Dann der Knall. Verursacht von der Weltpolizei – Amerika. Einmal mehr, aber nicht zu unrecht. Zuerst wurde das Ganze heruntergespielt und so getan, dass es nur die Mitteletage wisse. Und mit jedem neuen Skandal wurde des Gesamtskandal noch grösser. Nach ein paar Monaten kam dann die Information, dass es eventuell doch jemand (oder eventuell gar mehrere…) der Chefetagen möglicherweise gewusst hätten.


Es gab (wie immer in solchen Fällen) ein Bauernopfer und Jemand musste gehen. Anstatt sich kollektiv zu entschuldigen, nahm er die schnöden Millionen Abfindung und geniesst jetzt ein sorgenfreies Leben. Wäre dieser Jemand ein Japaner gewesen, dann hätte er vor dem Gesamtpublikum einen minutenlangen Entschuldigungsbücker gemacht. So tief, dass er dabei locker den schmutzigen Volkswagenboden mit der eigenen Zunge hätte lecken können. Ein Chinesischer Chef wäre gar instanthaft auf Nimmerwiedersehen verschwunden.


Jetzt ist er weg und der Rest der Mannschaft versucht zu retten, was noch zu retten ist. Mir tun die VW-Büezer leid. Jene, welche tagtäglich – mit begleitender Existenzangst – ihren braven Job machen, für einen verhältnismässig kargen Lohn. Damit jene (die nichts wussten, oder es noch nicht offiziell wissen, weil es ihnen noch bewiesen werden konnte…) es in der Chefetage es noch ein Bisschen aushalten könnten. So lange, bis auch ihnen eine – aus ihrer Sicht nicht personifiziertes – Schuld-Ungemach droht. Dann folgt eine kurze Erklärung mit den Passus «die Konsequenzen ziehen», ein sekundiges, reumütiges Gesicht und ein finanziell versüsster Luxusabgang. 


Kaufen Sie jetzt einen VW, damit dieser honorige Chefetagen-Abgang auch in Zukunft abgesichert ist…


P.S. Und wer jetzt meint der Wein sei da eine heilige Kuh, der schaue sich den Film «Etikettenschwindel» von Arte an… https://www.youtube.com/watch?v=B1f7Y3u0hNE


DER PREISZERFALL VOM YQUEM 2005! 

Im Shop eines sehr bekannten Schweizer-Weinhändlers habe ich heute Morgen den 2005 Château d’Yquem zu CHF 972 gefunden. Gekostet hat er bei der Primeurlancierung 440 Euro. Mit den Faktoren Zeit, Marge, Transport und Mehrwertsteuer kommt der verlangte Kaufpreis irgendwie hin.


Doch an diesem sensationellen Wein wird dieser – und auch viele andere Weinhändler – ab sofort nicht mehr viel Freude haben. Denn jetzt weht ein anderer Wind. Verursacht hat dieses Debakel das Weingut selbst, respektive dessen Direktion...


Denn gestern kam Château d’Yquem 2005 nochmals raus. Kostete er vor 10 Jahren eben 440 Euro, so lanciert man die «zweite Tranche» jetzt für 233 Euro. Dies wohl deshalb, weil damals der Verkauf mies war und das Lager (sehr grosse Ernte) viel zu hoch.

Stellvertretend wird hier gezeigt, dass die Château-Bordelaiser die Preise marktfremd hoch ansetzen und dann (viel zu spät) reumütig korrigieren. Und damit das ganze Vertriebssystem (Négociants / Weinhändler / Broker / Gastronomen, Privatkunden) immer mehr verletzen und die treuen Kunden kompromittieren. Das war leider auch wieder bei den grad aktuellen Primeurpreisen des Jahrgangs 2015 der Fall. Zumindest bei den gierigen Premiers. Ich kenne keine anderen Anbieter (egal um welches Produkt es sich handelt) welche mit seinen besten Kunden so schändlich umgeht… 


Schade um den sensationellen Wein…


2005 Château d’Yquem: Ein der grössten Ernten von Yquem mit ca. 150'000 Flaschen. In normalen Jahren füllt man dort etwa 130'000 Flaschen ab. In kleineren Jahrgängen nur 60'000. 80 % Semillon, 20 % Sauvignon Blanc. Das intensivste Gelb aller Sauternes, erste, zarte Goldreflexe zeigend. Süsses, geballtes, facettenreiches Bouquet, duftet nach frisch geschleudertem Honig, hellem Malz, gekochten Aprikosen aber auch Dörrfrüchteanklänge in Form von hellen Sultaninen zeigend, trotz der enormen Süsse zeigt der Wein eine agrumenhafte und mineralische Frische, im zweien Nasenansatz kommt ein Hauch Cointreau, Mandarinenschalen und reife Zitronen wie eine ganz zartes Parfüm zum Vorschein, Ein grosser Schluck für einen gigantisch cremigen, rahmigen Gaumenauftritt, Schmelz, Finesse und perfekt integrierte Säure au höchstem Niveau, fein verteiltes Säurespiel, die Frucht ist hoch reif und zeigt ganz feine Nuancen von tropischen Früchten, nebst Mirabellen, hellen Aprikosen und weissem Pfirsich, ein Hauch Ananas im langen, dramatischen Finale. Wer selbst bei den allergrössten Weinen noch nach Fehlern sucht, wird enttäuscht sein: Der Wein ist einfach perfekt! Seine genialste Reife werden wohl jene, die ihn «en primeur» kaufen wohl nicht mehr erleben können. Ein kleiner Trost ist aber, dass solch geniales Yquems auch schon in einem früheren Stadium fast alles von ihrer masslosen Schönheit hergeben. Für Pierre Lurton ein «année d'anthology». Man kann sich keine besseren Bedingungen erwarten. Schnell gereifte Beeren, dann kühler Herbst der die Säure stützte. Langsamer, aber ausgeglichener Botrytisbefall. Keine faulen Beeren sodass keine Negativernte durchgeführt werden musste. Kein Regen im falschen Moment. Ernten immer dann, wenn man wollte. Also alles Zyklen, wie man sie als Sauterneswinzer wünscht, aber leider nicht immer hat.


PSI: PETER SISSECK INTELLIGENZ


Der «Psi» sei ein interner Arbeitstitel gewesen. Vor der Lancierung hätten dann alle Mitarbeiter und Involvierten immer vom «Psi» gesprochen. Und parallel hätte man emsig nach einem treffenden Namen gesucht. Und keinen passenden gefunden…

In diesem Artikel geht es um den neuen «Psi» um den nicht mehr ganz neuen Flor de Pingus und um die 20jährige Geschichte vom Pingus.

Es ist ein warmheisser Septemberabend und wir treffen Peter Sisseck auf der Hacienda Monasterio. Das ist zwar nicht sein eigenes Weingut, aber er ist seit dessen Beginn im Jahr 1990 dabei. Und – er hat Monasterio durch die im Markt beliebten Weine nach oben gebracht.


So ganz nebenbei war dies ein wertvolles Beratermandat, welches ihn in seinen weiteren, persönlichen Plänen wirtschaftlich unterstützte.

Während seinem Beratermandat bei der Hacienda Monasterio wird ihm Rebland mit ganz alten Stöcken (65 und 70 Jahre alt) angeboten. Es sind 2.5 Hektar in Barrosso und 1.5 Hektar in San Cristobal. Peter Sisseck packt dieses Abenteuer und kauft die insgesamt 4 Hektar (alles 100 % Tempranillo). 


1995 entsteht der erste Jahrgang und der kommt 1998 auf den Markt. Das Erstlingswerk wirft grosse Wellen und erzielt sofort eine immense Aufmerksamkeit in der mondialen Weinszene. Alle lieben Pingus und der Preis schnellt von Jahrgang zu Jahrgang nach oben.


Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Produktion immer klein bleibt. Peter Sisseck kann zwar später noch weiteres Rebland kaufen, aber er behält die initialen Rebberge klugerweise exklusiv für seinen Pingus. Die Verkostungsnotizen www.bxtotal.com


2014 Flor de Pingus, Ribera del Duero:
Dunkles Granatrot mit violetten Reflexen. Der erste Nasenkontakt ist bombastisch. Da ist eine tiefe, fast rauchige und deutlich tintige Würze im Bouquet zu spüren. Im zweiten Ansatz folgen Alpenheidelbeeren, Cassis, Lakritze und dunkle Schokonoten, sowie ein erotischer Hauch von Bourbon-Vanille. Im Gaumen unglaublich dicht, die Tannine sind hochreif und weisen aussen viel Schmelz auf, die Fruchtaromatik liegt schier vollständig im schwarzbeerigen Bereich, das Finale gebündelt und mit viel Power. Dieser Flor de Pingus ist derartig sensationell, dass er sicherlich einer der allerbesten seiner Geschichte sein wird und es sogar mit ein paar früheren Pingus problemlos aufnehmen könnte. Also gibt es ein logisches Must für Duero-Tempranillofans: Sofort suchen und kaufen! 19/20 2018 – 2026


DIE ALVAREZ STAR-PARADE


Die Jahrgänge sind noch von Hand auf die Etiketten geschrieben. Es sind zwar die Original-Labels. Die sind aber mit dem Zusatz «Muestra» versehen. Will heissen; die Weine sind zwar alle gefüllt, kommen aber erst gegen Ende 2016 auf den Markt!


Bei unserem Besuch auf der berühmten Bodega Vega Sicilia in Valbuena del Duero durften wir all diese Weine zum Lunch verkosten. Respektive auch trinken. Denn die Weine der Alvarez-Familie kommen eigentlich immer dann auf den Markt, wenn diese die erste Phase der Genussreife anzeigen.

Und manchmal kann es vorkommen, dass die Lancierung spontan nochmals um ein Jahr zurückgesetzt wird. So geschehen beim Macán 2013, welcher sich bei unserem Mittagessen im Glas Nummer vier befand.


Doch blättern wir ein paar Stunden zurück: Auf unserer Motorradtour mit ein paar Freunden war schon lange der Besuch auf dem weltbekannten Weingut Vega Sicilia angesagt. Wir kamen nicht mit dem «Töff», sondern mit einem Van, welcher ein weiterer Weinfreund angemietet hatte.


Der Weingutseingang ist eher bescheiden und man muss ihn erst finden. Dort klingelt man und gemächlich öffnet sich dann die schwere Eisentür. Dann fährt man durch wunderschön angelegte Gärten zum baumbeschatteten Parkplatz und wartet erst Mal auf das, was da kommen möge.


Zuvor war ich schon einige Male auf Vega Sicilia, aber in der Funktion als Chefeinkäufer von Mövenpick. Jetzt stand ich als Tourist auf dem englischen Rasen. Also erwartete ich eher einen Guide, der uns dann das Weingut zeigen würde.


Aber unser Besuch war offensichtlich Chefsache, denn der CEO Pablo Alvarez kam mit gemächlichen Schritten in massgeschneiderten königsblauen Hosen und weiss lila karierten Hemd auf uns zu und begrüsste jeden von uns mit Handschlag. Dann zeigte er uns seinen eindrucksvollen Betrieb.


SAGENHAFTER VALBUENA


Das ist ein Hit! Der Valbuena 2011 ist derartig gut gelungen, dass er (zumindest im Moment) den gleichzeitig lancierten Vega Sicilia 2008 gar um einen Punkt übertrifft. Früher gab es gar zwei verschiedene Valbuenas einen 3anos und einen 5anos. Der letztere überlebte und ist oft ein Blend aus viel Tempranillo und wenig Merlot.


2011 Valbuena (Ribera del Duero): Extrem dunkel, fast schwarz in der Mitte. Das Bouquet ist sagenhaft und zeigt ganz viele Schichten und wirkt so parfümiert. Die Aromen schwanken von Cassis bis Pralinen, nicht überladen, sondern schon fast zärtlich und berührend. Harmonischer Gaumen, soft und komplex, viel reife Beeren, süss ausstrahlende Tannine, gegen die Mitte im Gaumen baut er Druck auf und dies verleiht ihm ein gebündeltes, langes Finale. Nach dem sagenhaften 2004er ist das einer der beste Valbuena seit langem. Ein Mega-Spain-Value! 19/20 trinken – 2028<


Der Fünfseitenbericht: www.bxtotal.com


BORDEAUX 1986: DAS MITTELFELD



Es gibt wohl noch recht viele Flaschen vom als «sehr gross» gehandelten Bordeaux-jahrgang 1986 in den Kellern und auch
auf den Auktionen…


Der Grund; die Weine waren über Dekaden zäh und «unfruchtig». Die massiven Tannine und die erhöhte Säure haben die Evolution erst blockiert und dann verlangsamt. Nur zögerlich sind diese Geduld verlangenden 1986er Bordeaux’ in der Folge gereift.


Auch nach 30 Jahren Flaschenreife sind es nur wenige Weine, welche zwar den Zenit erreicht, aber nicht überschritten haben. Es scheint, dass ein paar gar von der hartnäckigen Reduktion direkt in die Oxydationsphase übergehen.


Mit ein paar interessierten Weinfreunden haben wir an einem schwülen August-Sommerabend im Bacchus in Hildisrieden 17 verschiedene 1986er zur Weinprobe serviert.


Glücklicherweise in Verbindung mit recht währschaftem Essen. Denn – der Bordeaux 1986 verlangt richtiggehend nach einem Sparringpartner auf dem Teller. Sonst wird das ein ziemlich einseitiger Kampf.

Vor allem, was die Weine vom linken Ufer (Medoc und Graves) betrifft. Da gibt es viele Kategorien zu unterscheiden. Nicht alles ist hart, wussten Cantemerle und Poujeaux durchaus mit recht viel Charme zu gefallen.


Ein paar (damals noch) traditionelle Weingüter zeigten sich knochig und sehnig, so Malescot St. Exupéry und Haut-Bages-Liberal.

Auch der Muff hatte sich ab und zu eingenistet. Dies, durch wohl durch (zu) alte Barriques oder mit dumpfen Kellernoten. Hier war der zwar potentiell grosse, aber doch zu kellerige Pichon-Baron ein Paradebeispiel.


Wir verkosteten das Mittelfeld, also keine Premiers und auch keine unbekannten Weingüter. Und es schien, dass wir da einen guten Zeitpunkt erwischt hatten.


Sehr positiv wurden die zwei halben Flaschen Monbrison aufgenommen. Diese dekantiere ich wie die Normalflaschen. Weil aber beide identisch waren, fügte ich diese dann in der Karaffe zusammen und verteilte sie dann wieder auf die beiden Schöppli.



Der beste Wein: 1986 Beychevelle (kaufen!!!).                                                               Der Fünfseitenbericht: www.bxtotal.com


HEIDELBEEREN-COUPE

Bald weiss niemand mehr wie es wirklich war. Heidelbeeren gibt es nämlich momentan in den Supermärkten wie Sand am Meer. Und die Saison wird – zumindest in den Supermärkten – immer länger. Und die Beeren immer dunkler und grösser. Zu Lasten des Grundaromas. Und – es sind eigentlich auch nicht wirklich Heidelbeeren. Aber man nennt diese dort ganz einfach so. Im Prinzip sind es gezüchtete Blue Berrys, welche da als veritable Heidelbeeren verkauft werden...

Auf einer kleinen Motorradtour bestieg ich spontan das kleine, gelbe Bergbähnli welches auf den Mittelarni (Kanton Uri) führte. Von dort spazierte ich zum höher gelegenen Arnisee. Auf dem Rückweg kehrte ich im Arnisee-Restaurant ein. Auf einer Tafel stand: «Heidelbeeren».

Lust kam auf und ich stellte mich auf grosse, gezüchtete Blue Berrys ein, welche in der Schweiz Heidelbeeren heissen. Es kam ein Eisbecher mit veritablen Heidelbeeren auf den Tisch. Heuer sei auf dieser Höhe nix, wegen den Essigfliegen, aber sein Sohn hätte am Samstag auf mehr als 1800 Metern frische Heidelbeeren gesammelt, sagte der Wirt.

Richtige Heidelbeeren!!! Das das letzte Mal lag schon gut fünf Jahre zurück. Damals auf der Engstlenalp. Ich genoss diese wunderbar, schmackhafte, kleine Beerenrarität. Und prägte mir das Aroma, für künftige Degustationsnotizen von jungen Pauillacs ein. Dabei ist zu vermerken, dass der «heidelbeerigste» Wein im Bordelais meist der Sociando-Mallet ist…


WHISKY-LEGENDE PORT ELLEN



Märchen beginnen immer mit dem gleichen Satz: «Es war einmal…». Die Erzählungen sind frei erfunden. Was auf den folgenden Zeilen beschrieben wird, ist – im Prinzip – auch ein Märchen.


Der erste Satz der Geschichte ist genau gleich. Früher noch Realität, ist dies heute irgendwie auch ein Märchen. Ein modernes Märchen – für betuchte Whiskyfreaks.


Es war einmal eine Distillerie in Schottland. Die lag auf der Insel Islay und hiess Port Ellen. Wie bei allen Brennereien weltweit gab es Höhen und Tiefen.

Der absolute Tiefpunkt wurde erreicht, als das Destillieren im Jahr 1983 eingestellt wurde. Zwar reiften die hochprozentigen Whiskys noch weiter in Fässern aus, doch es gab keinen Nachschub mehr. Es kamen dann noch Jahr für Jahr gereifte Flaschen auf den Markt, doch irgendwann war schlicht und einfach Schluss.


Und weil Whiskyfreaks logischerweise auch Sammeln und noch von den «letzten Flaschen» haben wollten, ist heute ein unglaublicher Kult rund um diese Sammlerobjekte entstanden.


Unter tausend Franken findet man nur noch ganz spärlich Angebote. Dafür ist für die grössten Raritäten der Weg nach oben offen.


Die drei oben abgebildeten Flaschen kosten im Hauptmarkt England alle über tausend englische Pfund. Falls man davon noch eine Flasche findet. Es gibt/gäbe aber noch teurere Port-Ellen-Exemplare…


Ich habe per Zufall grad ein paar Flaschen davon «gefunden». Eigentlich hatte ich vom Ganzen gar keine Ahnung. Aber ich interessiere mich halt (auch) für Whisky generell und so weilte ich schon zwei Mal auf der dieser besonders torfigen Schottlandinsel.

Dort wo berühmte Marken wie Caol Ila, Bruichladdich, Bowmore, Laphroaig, Ardberg & Co. unglaubliche, einzigartige Whiskys destillieren, dann individuell und unterschiedlich lang ausbauen und in Meistermanier blenden und abfüllen.   


TASTING: THE MAKING OF


Vor einem halben Jahr weilte ich in Wien und ich hatte (vor einer weiteren Veranstaltung) grad ein Zeitfenster, welches ich mit einem Besuch bei einem Weinfreund zufüllen wollte. So mit Cigarre und einem guten Glas Wein. Er hatte glücklicherweise grad Zeit und so dämpften wir schon bald eine feine Cohiba. Aber ohne Wein. Denn ich entdeckte in seinem offenen Schrank ganz viele Whiskyflaschen. Unter anderem nicht wenige Bouteillen vom legendenhaften Port-Ellen. Also liess ich mir ganz grosszügig einen solchen Whisky ins Gabriel-Gold-Glas giessen. Ich machte ein Selfie mit ein paar Port-Ellen-Flaschen und schickte es an Christoph Rageth, der beide Male auch auf der Insel Islay dabei war. Unters Gabriel-Port-Ellen-Flaschen-Foto schrieb ich: «Wann kommst Du nach Wien?» Postwendend kam die Antwort: «Am liebsten sofort. Ich wäre auch old and rare!»

Mein Wiener Freund Walter Bleyer willigte spontan ein und so trafen wir uns, ein halbes Jahr später wieder. Diesmal mit Whiskyfreak Christoph Rageth, seiner Frau Christine, meiner Frau Karin und Bleyers Gattin Margot.


Ort des Treffens: Das Gusshaus von Christan Petz in Wien. Der kocht dort genau nach meinem Gusto, also mit Innereien und So.


Während unsere Gattinnen dem weissen Wein zugetan waren, genossen wir über die ganzen Menufolgen insgesamt mehr als ein Dutzend verschiedene Whiskys. Alle von Port Ellen! Um dem geneigten Weinfreund zu erklären, wie man dieses Ereignis werten kann, probiere ich dies in Weine umzumünzen.Das ist, wie wenn man einen ganzen Abend lang Pétrus, Montrachet, Harlan, Vega Sicilia, Romanée-Conti, Penfolds Grange und weitere Weltklasseweine im Glas hätte. Mit dem feinen Unterschied, dass wir da nur kleine, aber dafür umso intensivere Rationen degustierten, respektive genossen.


DAS PORT-ELLEN-FEELING


Es wäre schier müssig, hier die verkosteten Whiskys im Detail zu deklarieren. Ich war aber erstaunt über die Aromen-Bandbreite der verschiedenen Charaktere. Grundsätzlich waren alle Destillate verständlicherweise im reifen Zustand. Selbst die hochprozentigen stachen nicht alkoholisch in der Nase.

Die Farben von hellem Gelb bis zu ockerfarbenen, durchaus mit Sauternes vergleichbaren Nuancen. Motto; je heller – desto fruchtig, je dunkler – desto würziger und vielschichtiger.

Der Duft von hellem Hafer bis bierartiger Gerste. Man findet gedörrte Aprikosen, Mineralität, hellen Tabak, Sherrynuancen, fein eichige, Süsse vermittelnde Nuancen, Salzkonturen und Torf von minim bis sehr intensiv. Entweder komplex oder besonders vielschichtig. Immer mehr Rauch wie Torf.

Im Unterschied zum Wein stellt sich die körperliche Wirkung schneller ein, aber auch hier hat man ein umfassendes Glücksgefühl bis zu den Zehen. Insbesondere, wenn man das Produkt richtig versteht, intensiv verkostet und die «Islaysche Liebe» dazu entwickelt.


DIE ZWEI MIT DEM ZWAA



Das Internet liefert auf die Suche mit «ZWAA» nur gerade etwas mehr wie 100'000 Ergebnisse. Also ist dieser bereits seit 20 Jahren existierende Wein immer noch eine Mischung zwischen «Geheimtipp» und «Local Hero».


Hinter dem Begriff ZWAA verstecken sich (seit 1994) ein Rotwein und seit (2000) ein Weisswein. Beide Weine entstehen nach einem speziellen «Dual-System».

Von zwei Winzern (Baumann und Meyer), von zwei Dörfern (Oberhallau und Osterfingen), von Lagen mit verschiedenen Bodenbeschaffenheiten. Während der rote ZWAA ein reinsortiger Pinot Noir ist, besteht der Blend vom weissen ZWAA aus Chardonnay und Pinot Blanc.


Was vor mehr als 20 Jahren als Marketinggag belächelt wurde, hat sich heute im Markt derartig etabliert, dass sowohl der weisse wie der rote ZWAA nur in limitierten Mengen angeboten werden und trotzdem jeweils recht schnell ausverkauft sind.

Es ist ein regnerisch schwüler August-nachmittag. Rund drei Dutzend Freunde aus der helvetischen Weinszene sind nach Bad Osterfingen angereist, um mit den beiden Winzern Ruedi Baumann und Michael Meyer das grosse ZWAA-Jubiläum zu feiern.


Mit Vertikalen vom weissen und roten ZWAA, mit Cellomusik, einem feinen Menu, Käsebuffet und geselligen, weinigen Stunden.

Der Sechsseitenbericht: 
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PINOT-SENSATION: 2015 CHLOSTERBERG


Visite im Winzerkeller Strasser bei Nadine und Cédric Besso-Strasser. Sie nennen sich «Artisans-Vignerons» und setzen auf Bio. Sie haben das Weingut seit der Übernahme im Jahr 2009 zur zürcherischen Elite geführt. Und eigentlich gehören die Beiden gar in die Kategorie der schweizerischen Spitzenwinzer. Doch das ist noch nicht ganz so durchgedrungen…

Das könnte sich aber mit dem sagenhaft gelungenen, noch im Fass schlummernden 2015er Pinot Noir Chlosterberg, bald ändern. Das wird nämlich fraglos der allerbeste Wein in der Geschichte dieses eher kleinen Weingutes werden.

Auf sechs Hektar werden da rund 30'000 Flaschen jährlich produziert. Die Hälfte der Produktion ist weiss, der Rest rot. Der grössere Rebflächenanteil liegt Kanton Zürich. ein Hektar stammt aus dem schaffhauserischen Gächlingen. Nadines Vater stammte von dort und brachte diese Parzellen damals in den Betrieb mit ein. Mit einem ganzen Hektar Räuschling ist der Winzerkeller Strasser einer der grössten privaten Winzer für diese Rebsorte in der Schweiz.


Aktuell wird das Sortiment etwas umgekrempelt und redimensioniert. Der RieslingxSylvaner wurde ausgerissen und wird im baldigen Ertrag durch einen reinen Riesling ersetzt. Aufgrund der nicht zufriedenstellenden Ergebnisse hat man auf den Regent verzichtet.


Helvetisch ungewöhnlich gross ist die Produktion von gut 5'000 Liter Zweigelt. Als reines Hobby könnte man hingegen die etwa 700 Flaschen Malbec bezeichnen.



Ganz klar steht der Pinot Noir im Vordergrund. Und Nadine und Cédric Besson-Strasser sind sich bewusst, dass er die Vision und das Ansehen des Betriebes antreiben und fördern soll. Vom Jahrgang 2015 gibt es da wenig Basiswein, aber glücklicherweise viel hochstehende Qualitäten. Noch liegen die zwei Top-Crus ALBI und Chlosterberg im Fass…

2015 Pinot Noir Chlosterberg, Winzerkeller Strasser, Uhwiesen: Fassprobe. Unglaublich dunkles Purpur mit lila Reflexen. Eine Pinotfarbe der Seltenheit. Intensives Bouquet mit voller Konzentration, dunkle Kirschen, erst Waldbeeren, dann Cassisspuren welche im zweiten Nasenansatz aufsteigen. Im Gaumen satt, wieder konzentriert, weiche, samtene, hochreife Tannine mit Süssausstrahlung, viel Aromendruck mit bemerkenswerter Tiefenanzeige, bis hin zum langen, gebündelten Finale. Das wird ein geschichtsträchtiger Pinot Noir und ein hoch angesetztes Etappenziel des jungen Winzerpaares. Kaufen! 19/20 warten

Der Rest auf drei Seiten: www.bxtotal.com / Winzerkeller Strasser www.wein.ch /  Telefon: +41 52 659 14 39


DAS WUNDER DER BALANCE


Die Weine des Jahrgangs 1990 sind jetzt 26jährig, respektive, je nach Ausbaudauer, seit 25 Jahren in der Flasche. Für mich ist er – aufgrund der hier und früher gemachten Erfahrungen – immer noch ein hochwertiger Genussjahrgang.



Nehmen wir den Bordeaux vorweg. Es gab damals noch keine Restriktionen. Heute legt das INAO Ertragshöchstwerte fest. Diese schwanken um 50 Hektoliter pro Hektar.


Ein Beispiel: Ein Winzer erntet einen durchschnittlichen Ertrag von 58 Hektoliter. Das INAO bewilligt 53 Hektoliter in seiner Appellation. Die Differenz muss der Winzer zum Destillieren abliefern. Daraus entsteht nicht etwa ein «Bordeaux-Grappa», sondern Industriealkohol.

Dies wird gemacht, um die Regionen Cognac und Armagnac zu schützen, welche ihrerseits keinen Wein machen dürfen. Es versteht sich von selbst, dass der Winzer seine schwächsten Chargen weggibt. So dient denn dieses System gleichzeitig auch zur allgemeinen Qualitätsverbesserung.

Das war beim Jahrgang 1990 noch nicht so. Jeder konnte so viel Wein produzieren wie er wollte. Die Jahrgangsvorgaben waren gut, aber die Erträge mörderisch hoch. Nicht wenige Château wiesen einen Ertrag von etwa 80 Hektoliter pro Hektar und mehr auf.

Zweitwein-Selektionen gab es damals zwar schon einige. In den meisten Fällen war es aber eine reine Alibiübung, denn die Selektions-kriterien waren eher lasch.
Die Schlossbilanz stand besser da, wenn man mehr auf Wein als auf Qualität setzte. So kann man denn den Bordeaux 1990 mit einem dem Slogan «mehr Saft wie Kraft» deklarieren.


Und trotzdem sind die Weine auch heute noch genial zum Geniessen. Das Geheimnis liegt da wohl in der Balance; Säure, Körper, Gerbstoffe – alles liegt im harmonischen Einklang. Und irgendwie scheint genau diese Ausgewogenheit den Weinen dazu verholfen haben, dass diese über eine extrem lange Genussphase verfügen. Ich liebe diese Art der gewissen Leichtigkeit. So sind die Weine denn fraglos bekömmlich und weisen einen enormen Trinkfluss auf. Mit immer noch hohem Niveau.

Die Verkostungsnotizen mit einem phänomenalen 1990er Grünen Velltiner Vinothekenfüllung von Knoll aus der Magnum: 
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LUSTVOLLE L-VARIANTEN: LUCIEN’S LOIBENBERG


Anfangsbuchstaben zum Dritten! Während einem wunderschönen, langen Wochenende an der Côte d’Azur machte sich das Gastgeberpaar Rita und Lucien den Spass möglichst viele Erlebnisse mit passenden Anfangsbuchstaben zu verbinden. Am Donnerstagabend stand der «P» auf dem Programm. Mit Piccata, Parmaschinken, Palmer und Pichler.
Der Freitag stand unter dem Motto alles «M» oder was. Dies mit Muscheln, Meursault und Mouton-Rothschild.
Und jetzt war Samstag. Vorgabe: «L».

Der «L» ist der elfte Buchstabe des klassischen und der zwölfte Buchstabe des modernen, respektive lateinischen Alphabets. Er sei in den meisten Sprachen ein Konsonant (Wikipedia). Seine Häufigkeit in deutschen Texten mit 3.44 Prozent angegeben. Das ist ABC-Platz 11!


Welche L-Varianten wir assen und tranken: www.bxtotal.com


MUSCHELN, MARIO, MONTROSE


Auf www.sploder.com gibt es ein Gamespiel mit 25 M’s. Das ist weltweiter M-Rekord!


Gibt man nur M im Google ein, dann kommt bei mir Migros an erster Stelle. Dies wohl, weil ich ein helvetischer Einlogger bin…


Auf MM folgen Medizinische Masseure und die Wikipedia-Info, dass das Kürzel MM unter anderem für Madrider Mitteilungen steht. 


Eine MMM-Trilogie lockt mich in erster Linie nach Deutschland zur Münchner Medizin Mechanik. Und nach Nigeria. Dort gibt es eine Mavrodi Mondial Money Box.

Vier Mal MMMM führt erst noch brav zu einem süssen Donuts doch mit jedem neuen M wird es schlüpfriger oder grausiger im Netz.


Das Erste, was wir als Kind wohl wahrnehmen ist die Mutter-Milch von Mama.


Fast 60 Jahre später sassen wir am Tisch bei Rita und Lucien in Sainte Maxime und besprachen den nächsten Tag.
Und wieder kam die glorreiche Idee auf, einen bestimmten Anfangsbuchstaben ins ganztägliche Genusszentrum zu rücken.


Als Erstes beschlossen wir am folgenden Abend zu Mario zu gehen. Mario beginnt mit einem M, also war der Würfel gefallen.


Also wusste ich schon am frühen Morgen, dass mir heute ein genussvoller M-Tag bevorstand


Das war denn schon ein triftiger Grund beim Griff in den Kühlschrank am Morgen nach dem ersten «M» Ausschau zu halten. Gesucht – gefunden. Ein Jogurt mit Mangoaroma.


Wäre Lucien danach mit uns nach Saint Maxime gekommen, wären wir nicht mit dem Mietauto, sondern mit dem Mercedes gefahren.


Während unsere Frauen noch intensiv mit «irgendetwasunentbehrlicheswasmannicht-unbedingtbraucht» beschäftigt waren, bestellte ich mir in einem Strassencafe einen Monaco. Bei dieser Aufforderung bringt der Garçon in Frankreich jeweils ein frisch gezapftes Bier mit einem Schuss Grenadine.


Dann suchten wir uns ein passendes Restaurant für das Mittagessen. Dass dieses grad noch Maison Bleu hiess, war reiner Zufall. Ich entschied mich für Moules Marinières und bestellte einen Domaine Minuty.


Zu Hause (ja wir fühlen uns bei Rita und Lucien zu Hause…) bereiteten wir uns mit einem M von Pichler auf den M-Abend vor.

Der Jahrgang 2009 ist wirklich, wie es Franz Xaver jeweils für seinen M gerne sagt, monumental. Vielleicht gar noch etwas mastig durch seine mächtig-massive Maske, welche einen milchig-rahmigen Mantel markiert. Oder weniger m-kompliziert ausgedrückt; es ist ein grosser dicker Rubens-GV, welcher ganz einfach noch ein paar Jährchen braucht um, seine volle Genussreife zu erlangen. (19/20).

Dann fuhren wir an die berühmte Strandpromenade vom Plage de la Nartelle ins Restaurant Mario Plage. Bevor die Speisekarten gereicht wurden, funkelte schon einen wunderbarer 2010 Meursault im Gabriel-Glas. Die Domaine gehört übrigens Marguerite Carillon. Romy Bättig roch am Glas uns sagte spontan: «Genau so liebe ich Chardonnay, er muss nach Mandarinen duften!


Zu den weiteren Speisen folgten Lucien’s M-Château-Selektionen aus seinem stetig sprudelnden, honorablen Weinkeller.



Der Mouton-Rothschild 1983; eine unglaublich jung wirkende Flasche. (19/20).

Der noch viel jünger wirkenden, fleischigen, langlebigen 1996 Montrose (19/20).

Besonders überraschte der aus einem kleinen Jahrgang (franz. = Millesime) stammenden 2002 La Mission-Haut-Brion. (18/20).


Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich den Abend noch mit einer Monte-Cristo und einem Marc de Bourgogne ausklingen lassen können.


Noch intensiver wäre das Ganze gewesen, wenn dieser Tag an einem Montag oder Mittwoch im Mai stattgefunden hätte…


POLIVALENTE POKÉMON-PICCATA


Was ist der Unterschied zwischen Pokémon Go und einer Pokémon-Piccata? Es ganz einfach; beim Pokémon Go jagt man virtuell nach Fantasiewesen. Bei der Pokémon-Piccata huntert man wesentlich ideenreicher, nämlich nach möglichst vielen Genussdingen, welche mit «P» anfangen…


Entstanden ist das letztere Spiel durch einen Jux. Als Rita das Menu für den Abend verkündete und als Hauptspeise eine Piccata nannte, sagte ich zu Lucien: «Wir könnten ja heute Abend möglichst viele Bordeauxweine trinken, welche auch mit «P» beginnen.

Und schnell begannen wir zu sinnieren. In der Economiekategorie wären beispielsweise Pibran, Picque Caillou, Poumey, Paloumey oder – unter anderem auch – ein Pindefleurs möglich gewesen.


In die Business- und Firstlinie hätten folgende Weine gepasst: Pichon-Baron, Pichon-Lalande, Pétrus, Péby Faugères, Pavie, Pape-Clément und viele weitere P-Chateaux…


Nun denn, zuerst galt es einen passenden Aperitif zu finden. Da war ein Wachauer Wein von Pichler natürlich sehr passend. Der 2008er, (ein schwieriges Jahr, welches ich sehr liebe) war deutlich mineralisch und mehr würzig wie fruchtig. Aber das erwartet man von einem grossen, gut gereiften Grünen Veltliner schliesslich auch.   


Kurz vor dem Nachtessen zog ich mich im Zimmer um, und trank noch einen kleinen Schluck vom San Pellegrino, welches auf dem Nachttischchen für allfällige, spätere Nachbrände bereit stand.


Es ging zu Tisch und zum ersten Rotwein wurden Melonen mit Rotschinken serviert. Wäre es eine Wassermelone gewesen, dann wäre bereits wieder der nächste «P» fällig gewesen, denn im Französischen heissen Wassermelonen «Pasteque». Es war eine wunderbar saftig-süsse orangefarbene Charantais-Melone mit Rohschinken. P.S. Aufgrund er harten Schale wird die Melone auch als Panzerbeere bezeichnet.


Beim Kontrollblick in die Küche, erspähte ich ein weiteres «P». Denn der Jambon stammte aus Parme. Also Parmaschinken! Und wie beim richtigen Pokemon go, stand ich auf, lief in die Küche mit dem Handy und klickte auf das P-Schinken-Paket.


Dann kam die im Titel erwähnte, mit Schweinsfiletstücken zubereitete, wunderbare Piccata auf den Tisch… Natürlich war die ummantelnde Piccata-Pannade mit Parmesan gemacht…


Die Weine dazu: Alles Château Palmer. Leider korkte der 1983er. Der Palmer 1985 begann mit artisanalem Touch und legte (obwohl er schon lange in der Kühle dekantiert war) an der etwas wärmeren Luft nochmals gewaltig zu (19/20). Der Höhepunkt Château Palmer 1989. Burgundisch, gross, süss, vollkommen. Dieser perfekte Margaux machte an diesem Abend bei mir gar 40-Punkte. Warum? Weil es zwei Flaschen gab. J


Im Kühlschrank wäre zum Dessert noch eine Panna Cotta zur Verfügung gewesen. Doch wir entschieden uns fürs Digerieren. Kaspar rauchte eine Patoro – ich eine Partagas.


Auf der Suche nach einem «Verteilerli» holte Lucien einen Cognac aus seinem Spirituosenreservoir. Ohne konkreten Plan, doch auch dieser passte hervorragend zu unserem themenbezogenen Abend. Aber, es war reiner Zufall. Und fast hätten wir es gar nicht gemerkt. Auch der Cognac hatte den richtigen Anfangsbuchstaben: Pantheon.


Macht doch unglaublich viel Spass. Und man glaubt nicht, wie herrlich fantasiereich so eine Anfangsbuchstaben-Evolutionsphase sein kann. Der Memory-Effekt ist so viel grösser.


Und – ich habe auch schon eine Idee, wie man einen solchen Abend noch toppen könnte. Das nächste Mal inszeniere ich einen ähnlichen

Abend an der Place Pigalle in Paris!


2015 Grüner Veltliner Schreckenberg, Clemens Strobl, Weinmanufaktur: Aufhellendes Gelb, einen grünlichen Schimmer zeigend. Druckvoller und ausladender Nasenbeginn, in seiner Komplexität findet man reifen Pfirsich, Feuersteinnoten, mineralische Komponente, zarte Minztöne begleiten das an Aromen stetig zulegende Nasenbild. Im Gaumen mit einem zartfeinen Nerv ausgestattet, hier verbindet sich der mineralische Eindruck mit der langen und auch Länge verleihenden Säure, das Finale ist lang und royal. Es ist nicht das erste Mal, dass ein grosser GV an einen grossen, weissen Burgunder erinnert. Das war für mich so ein Puligny-Typus. Langes Leben! 19/20 beginnen


Die aufregende Geschichte dieses Wagram-Winzers, jetzt auf www.bxtotal.com


DER C-ABEND


Da hatte ich wieder Mal Lust auf Cordon-Bleu. Die mache ich oft mit Pouletschnitzel. Das scheint mir saftiger und zarter wie kalbiges Fleisch. Und auch günstiger. Ich nehme einen Bauernschinken für die mittlere Mitte und ganz innen kommt (vor dem Zusammenfalten) rezenter Greyerzer und etwas Boursin-Pfefferkäse. Die Brösel kaufe ich immer in Österreich. Die sind dort feiner und haben mehr Weissbrotanteil.


Meine Frau freute sich auf die Ankündigung und ich meinte lakonisch: «Wir machen da einen C-Abend, also nehmen wir einen Bordeaux dazu der mit C beginnt». Einen Château fügte ich nach und lächelte. Château fängt nämlich mit C an.


Meine Frau Karin sinnierte: «Wenn dann schon richtig, aber Cantermerle oder Chasse-Spleen passt nun wirklich nicht zu Cordon-Bleu». Ein paar Sekunden später hatte sie den passenden, aber etwas teureren Lichtblick: «Cheval Blanc!» Nach dem Motto wenn schon – dann schon, ging ich mit einem Gabriel-Gold-Glas in den Keller. Dort entkorkte ich einen 1998er Cheval-Blanc und verweilte eine gute halbe Stunde mit ihm. Er brauchte Luft, wirkt momentan schier etwas trocken durch seine immer noch nicht ganz entwickelte, massive Konzentration. Eine Stunde später passte er dann grossartig zum Cordon Bleu. Welche mit (ebenfalls C) gedämpften Cherry-Tomaten und «Chrutstil» (Mangold) ergänzt wurden. Natürlich träufelten wir – nicht nur dem C zuliebe – etwas Citrone auf das Hauptgericht. 


Dann gönnte ich mir noch zwei weitere C’s – eine Cigarre und ein Bier; Cafreys!


WHISKY-LEGENDE: DER BOWMORE 1972


Als ich mich 1978 in London für ein Englisch-Studium aufhielt, war ich ganz fasziniert von der dortigen Marketingsprache, welche in der Regel an riesengrossen Werbeplakaten in den Untergrundbahnen wandklebenderweise prangerten.
Eine Whiskyreklame von einer leeren Flasche Dimple hatte es mir besonders angetan.

«Look it at this way: you didn’t lose a bottle of Whisky – you gained a lot of new friends».

Also war gemeint, dass man zwar eine leere Flasche Whisky entsorgen musste, aber durch diese ein paar neue Freunde dazu gewonnen hatte.


Das kann ich von meiner nun auch bald leeren Flasche 1972 Bowmore nicht behaupten, denn ich habe diese ganz alleine getrunken. Also ohne «Freundegewinnpotential». Freilich dauerte deren Leerung mehr als zwei Jahre. Denn ich genoss diesen grossartigen Whisky meiner Lieblingsdistillerie (nebst Glengoyne) in kleinsten Rationen und immer über eine jeweils recht lange Genusszeit.


Ich geniesse es schon, das Glas in der Nähe zu wissen, denn sein Duft verströmt wohlig über eine reichlich grosse Distanz. Ich finde es fast angenehmer ihn nicht zu nahe an die Nase zu nehmen und dafür ganz langsam zu Schnuppern. So ist die Aromatik grösser als das alkoholische Empfinden. Wer halt viel Wein trinkt, tut sich mit höheren Alkoholgehalten nicht so leicht. Doch das Aroma ist dafür umso katapultartiger. Da sind viele Cerealien drin, ein Hauch Curcuma, zarte Rosinentöne ohne jegliche Süsspaarung, dann getrockneter Lorbeer, feine Torfnoten und Tabak. Im Gaumen reicht mir da jeweils eine Minimenge um das Maximum zu erleben. Zuvor schlucke ich immer allen Speichel um die Zunge «übertrocken» zu halten, damit ich das Destillat lange im Gaumen halten kann, ohne dass er durch zufliessenden Speichel verdünnt wird. Hier zeigt sich seine pikante Rasse und die urwüchsige Kraft, die auch nach 36 Jahren im Fass nur ganz wenige Nuancen seines primären Drucks eingebüsst hat. Nur viel feiner ist er durch seine extrem lange Fassreife geworden. So wie bei einem Premier-Grand-Cru findet man hier die Symbiose zwischen Power und Finesse. 20/20 trinken


Es war und ist bis heute die teuerste Flasche Whisky, welche ich je in meinem Leben gekauft hatte. Nach einem Crash-Kurs mit Claudio Bernasconi im Waldhaus in St- Moritz war ich von diesem 1972er so begeistert, dass ich dafür mehrere hundert Franken auf den Bartisch legte. Irgendwann werde ich einen würdigen Nachfolger finden…


WEINWURSTDONNERSTAG


Die Idee entstand spontan ein paar Monate zuvor im Des Bains bei Moritz Zürcher…


Jean-Noel sass auch am Aperotisch und wir kamen auf die Wurst. Welcher Metzger noch solche produzieren würde, welche die besonders gut seien oder noch besser oder einfach authentisch wie es diese so nicht mehr gäbe.

Wir fixierten einen Sommerferientermin zum Sommerwurstessen. Und jeder brachte eine recht gute Flasche mit. Wieder einmal war das Motto: Günstig essen – teurer trinken. Cervelats (einfach so), Wienerli und Schweinswürste (besonders knackig) und Saucissons mit Kartoffelsalat. Und jede Menge Wein.


Es gibt da eine Regel, welche besagt, dass man eigentlich gleich viel Wein wie Wasser trinken sollte. Das ist uns mit den zwei Henniezflaschen (aussen im Bild) leider nicht ganz gelungen…


HERMITAGE UND HACKBRATEN


Das Herzstück des Rhône-Weingebietes liegt in Tain à l’Hermitage, 80 Kilometer von der Stadt Lyon entfernt. Den legendären Hermitage gibt es in zwei Varianten; weiss und rot. Seit fast 2000 Jahren…


Strabon, der griechische Geograph und Geschichteschreiber berichtete im Jahr 38 nach Christus, dass die Ufer der Rhône mit Reben bedeckt seien. Damals soll sich auf dem Gipfel der Hermitagehügels ein Herkulestempel befunden haben.

Nach der Zerstörung im frühen Mittelalter wurde er durch eine Christopheruskapelle (La Chapelle) ersetzt.Der Kreuzritter Gaspard de Sterimberg liess sich im Jahr 1224 als Eremit nieder und begann den brach liegenden Hügel wieder mit Reben zu bepflanzen.Die Reisenden, welche auf dem Weg von Lyon ans Mittelmeer in der Region rasteten, wussten diese Weine sehr zu schätzen und so verbreitete sich der gute Ruf des Hermitage-Weines in Frankreich immer mehr. Bereits im 17. Jahrhundert wurden diese immer mehr gefragten Weine nach ganz Europa exportiert. Der spätere amerikanische Präsident Thomas Jefferson orderte im Jahr 1787 550 Flaschen Hermitage. Nicht schlecht staunte der französische Präsident Emile Loubet, als ihm bei einem Staatsbesuch in Russland vom Zar im Jahr 1902 ein Hermitage kredenzt wurde. 


Bis zu den schweren Rückschlägen durch den ersten Weltkrieg und der daraus resultierenden Weltwirtschaftskrise war der Hermitage Frankreichs teuerster Wein und wurde teuer als alle Bordeaux’ und Burgunder gehandelt.


Im Jahr 1937 wurde die «Appellation Hermitage controlée» ins Leben gerufen. Seitdem ist die Abgrenzung, respektive die Grösse dieses prestigeträchtigen Weingebietes unverändert geblieben.

Heute sind französische Spitzenweine extrem begehrt und extrem teurer geworden. Doch der Hermitage ist da preislich vergleichsweise noch «relativ vernünftig» geblieben.


Nach dem Motto: «teuer trinken – günstig essen» lud ich ein paar Weinfreunde in unser Ferienhaus am Murtensee am Vully ein.
Als weinigen Ferien-Höhepunkt nahm ich von zu Hause ein paar meiner wenigen Hermitage-Flaschen mit, um diese an einem sommerlichen Juliabend zu zelebrieren. Die Weine verkostete ich vor dem Essen in aller Ruhe ganz alleine.


Der beste Wein hier, den Rest finden Sie wie gewohnt, diesmal auf 7 Seiten auf www.bxtotal.com



VON VIENNE BIS AVIGNON


Bekannt ist die Domaine Jean-Louis Chave vor allem für seinen Hermitage und sein Supercuvée «Ermitage». Das Produktions-gebiet all seiner Weine erstreckt sich über 200 Kilometer von Vienne bis Avignon. 


2001 Hermitage, Domaine Jean-Louis Chave: Mattes, dichtes Purpur, jung in der Mitte, am Rand erste Reifetöne zeigend. Das Bouquet beginnt konzentriert, macht eine geballte Faust und schreit förmlich nach Luft. Ich liess ihm Zeit, erwärmte das Glas sanft mit der Hand unten am Kelch, schnupperte weiter, wartete aber gut 10 Minuten, bevor ich abermals in die Tasten griff. Der zweite Akt begann mit blutigen Fleischnoten, Erd-Eisentönen, dann erst kam langsam eine rotfruchtige Note auf, vermischt mit hellem Tabak, kräutrigen Noten, Minztöne, stetig zulegend und gegen den Schluss einen enorm vielfältigen Aromenreigen bietend. Man könnte stundenlang einfach nur riechen, so filigran ist dieses unglaubliche Bouquet. Im Gaumen feminin, samtig, reich und doch nicht mächtig, intensiv und gleichzeitig unglaublich bekömmlich. Kein Wein der in Blind-degustationen gleich zu Beginn in Siegerpose geht, sondern vielleicht gar nicht in die ersten Ränge kommt, wenn da allzu bullige Konkurrenten anstehen. Solch grosse Hermitage, kann man auch ohne Vergleiche geniessen, also für sich alleine. Und – für meine Person gedacht – auch ganz alleine.
Er hat mich eine Stunde lang beansprucht, unterhalten, erfreut und – als Mittelgewicht – schwer beeindruckt. 19/20 trinken


VIEL MARSANNE, WENIG ROUSSANE



Bevor es an die Rotweine ging, kamen zwei hochreife, weisse Hermitage ins Gabriel-Gold-Glas. Weil der Marsanne als zuverlässiger gilt, weist er stets den grösseren Anteil in dem mit Rousanne ergänzten Blend auf. Obwohl die Säurewerte eher tief liegen, entwickeln sich diese Wein im Alter meist sehr gut.


1926 Hermitage blanc, Paul Etienne Père & Fils: Blasses Gold. Das oxydative Bouquet zeigte salzige Noten, Sherryzüge, ranzige Mandeln und einen Hauch Curry. Im Gaumen erstaunlich intakt, weiche Konturen, helles Malz, getrocknetes Stroh. Für einen 90jährigen Weisswein ist er noch erstaunlich gut erhalten. Da kommt dann doch ein gewisses Quäntchen Hochachtung auf. 16/20 vorbei


JETZT KOSTENLOS DOWNOADEN: MEF


Da man im Internet heute praktisch alles gratis zu bekommen scheint, habe ich mich entschlossen mein just kreiertes MEF ebenfalls kostenlos anzubieten. Würde dieses MEF nicht gabrielisch wurzeln, so käme es wohl aus Amerika. Und dann wäre das so richtig teuer und würde mit omnipräsent viel Marketing-Power angepriesen. Und jetzt ist es ganz einfach gratis!


Also haben Sie Glück in diesem Verteiler zu sein. Sie haben jetzt die einmalige Chance Ihr Leben sofort positiv zu verändern. Mit MEF!!!

Und was ist das MEF? Multiple Enjoyment Feeling. Es geht in diesem «download» um die Möglichkeit den Genuss zu vergrössern, zu verlängern, zu intensivieren. Die Anwendung ist simpel – hat aber einen Haken. Weder gibt es dafür eine App, noch eine Website. Sie müssen es selber machen…


DER CLOS DE LA ROCHE AUS MALANS


2007 Pinot Noir Thomas Studach, Malans: Magnum. Es ist immer schier doof einem Bündner Winzer vorgaukeln zu wollen, dass er «fast» einen burgunderähnlichen Pinot macht. Ich persönlich finde, dass die Bündner Winzer im Zehnjahresschnitt bessere Pinots machen als recht viel der Burgunder Winzer. Dabei gebe ich zu, dass die Burgunder Winzer, wenn alles stimmt, die besseren Pinot Noirs in die Flasche füllen. Zumindest von deren besten Lagen. Das liegt am Terroir und am Renommée.


Es gibt aber inzwischen doch recht viele, eindrücklich-grosse Pinot-Momente in meinem Leben, welche aus der Bündner Herrschaft stammen. Jung versprechend und dann in der Entwicklung «gemischt». Aber auch hier mehren sich immer mehr die ganz grossen Reifweinmomente.

Heute war dies der Fall. Ich rieche an dem Wein und es kommen mir spontan die Erinnerungen an welchem wenige, aber intensive, ja pragmatisch eingemeisselte Momente mit einem meiner Lieblings-Crus aus der Côte-e-Nuits «kleben». Es ist der Clos de la Roche von der Domaine Dujac. Den habe ich im damaligen Restaurant Boyer in Reims (Champagne) getrunken. Mit Ruth und Charly Hofer (Olten). In der Felsenburg in (auch Olten). In im Restaurant Creuze bei Jean Ducloux (Tournus). An einer Raritätenverkostung in Vaduz. Und bei nicht vielen, aber eben intensiven anderen Begegnungen. Ein gereifter Clos de la Roche ist immer würzig, zeigt Nelkenpulver, Thujanoten, Rauch, schwarze Pfefferkörner und meist auch fein stielige Komponente. Er ist eher schlank, aber besonders fein, gibt sich lang, erhaben und schmeckt irgendwie genauso wie nur ein einzigartiger Grand Cru aus dem Burgund schmecken kann. Eben halt ein Clos de la Roche. Er hat, weltweit keine Konkurrenz. Ausser aus Malans! Der Pinot Noir von Thomas Studach schmeckt in grossen Jahren so. Und dies auch nach geraumer Zeit. Wir haben heute eine sagenhafte Magnum 2007 getrunken. Das war ganz grosses Herrschafts-Dujac-Kino! 19/20 trinken   


IM GEDENKEN AN DENIS DUBOURDIEU


Der Auftakt zur diesjährigen Mammut-Primeurprobe fand am Ostermontag auf Château Reynon statt. Wir dinierten und übernachteten auch dort. Als ich meinen langjährigen Bordeauxfreund Denis Dubourdieu sah, erschrak ich. Ich wusste bis dahin nichts von seiner Krankheit. Wir verkosteten seine Weine und kommentierten ein Bisschen. Es war eine wunderschöne grossartige Serie, welche den grossen Jahrgang 2015 fraglos dokumentierte. Aber die Stimmung war weniger fröhlich wie sonst. Denis sass ganz ruhig da, konzentrierte sich so gut es ging, hörte zu, nickte da, lächelte ein Bisschen dort. Beim Abendessen war ass er mit, trank nur wenig und er zeigte eine verständliche Müdigkeit. Aber er blieb da bis zum Schluss.


Am Morgen waren wir alleine, bevor die anderen zum Frühstück kamen. «Wie sieht es aus Denis?», frage ich ihn. Er antwortete, dass er das - egal was komme – einfach durchstehen müsse. Er habe alle seine Mandate abgegeben. An der önologischen Fakultät und seine Mandate bei anderen Weingütern. Die Söhne seien gut, er habe das übergeben und sei zuversichtlich, was die Zukunft der Weine angehe. Seine Zukunft sei ein anderes Thema. So eine Krankheit nage an der Substanz. Man werde müde und irgendwann wisse man nicht mehr so richtig, wofür es sich zu leben lohne. Aber er würde das gerne Überleben, für seine Familie und auch für sich.

leben lohne. Aber er würde das gerne Überleben, für seine Familie und auch für sich.


Er hat es leider nicht geschafft und ist vor uns in den Weinhimmel gegangen. Wir haben ihm viel zu verdanken. Denken Sie daran, wenn Sie irgendwann einen fruchtigen, weissen Bordeaux trinken. Bis zum Jahr 1983 waren fast alle Bordeaux blancs fruchtlos, gelblich, oxydativ, leimig und nur per Zufall wirklich gut. Dann hat Denis Dubourdieu mit Gerhard Gribelin von Château Fieuzal und seinem damaligen Kellermeister Michel Dupuy angefangen, die Frucht für die «neue Bordeauxgeneration» einzufangen. Mit früheren Ernten, kühlerer Vergärung, mit reduktivem Ausbau mit mehr frischem Holz. Und weil, das ganz einfach grossartige Weine waren, gab es immer mehr Nachahmer. Und nur deshalb sind so unglaublich viele weisse Bordeaux heute so genial. Vom einfachen Entre-deux.Mers bis zu den grossen teuren Châteaux.


Wir trafen uns zwei Mal in Südafrika als er uns sein begleitendes Projekt eines Superpremiums G4 erklärte. Einmal machten wir zusammen mit Luigi Zanini im Tessin ein Merlot-Symposium. Dann sassen wir mehrere Male bei Dourthe bei der grossen Primeurprobe. Und schier ausnahmslos jedes Jahr trafen wir uns auf seinem Familien-Château (Reynon).


Einmal servierte er den ganzen Abend die dekantierten Weine blind. Ich war an diesem Abend sackstark im Erraten. Und zum Schluss holte er noch einen Wein, den ich dann wirklich nicht erraten würde. Ich tippte auf Cabernet Sauvignon. Er nickte. Dann sagte ich Napa. Er nickte. Dann vermutete ich, dass es eher ein Wein vom Silverado-Tail sei denn ein Rutherford, wegen der gebundenen Textur. Er nickte. Dann sagte ich, dass ich einen Stags Leap vermute, wegen den schokoladigen Guandujanoten, dem zartsüssen Malzton und dem feinen Minzetouch, welcher den Eucalyptus dezent übertöne. Er nickte. Auf den Jahrgang wagte ich mich nicht festzulegen, denn ich hatte da zu wenig Erfahrung. Aber von der Kraft und Tiefe her, müsse es wohl gar ein Cask 23 sein. Er nickte und war verwundert. In diesem Moment schmolz seine Skepsis gegen den «unausgebildeten» Schweizer Weinverkoster und es begann eine grossartige langjährige Freundschaft.

Ich war ihm dankbar, dass er mich als «nur gelernter Koch» in seiner professoralen Weinwelt akzeptierte und wir stundenlang über Wein unterhalten konnten. Für mich war er eine spirituelle Horizonterweiterung.


Denis – merci pour les heures d’amitié, les moments autour du vin, merci pour tout.


CREMESCHNITTE UND RIEUSSEC 1949



Bei Urs Ratschiller zu einer Riesencremeschnitte. Das hat wunderbar gepasst. Vor allem weil der Blätterteig sehr dunkel gebacken war.

Nun zum Wein: Der 1949er Rieussec war dunkelgolden mit Senf-Ockerreflexen. Die Nase mit viel getrockneten Orangenschalen und englischer Bittermarmelade, die Süsse wirkt intensiv, zeigt sich aber irgendwie halbtrocken, wie kandiertes Caramel und angetrockneter Honig. Im Gaumen füllig, elegant mit weich anmutender Säure, im Finale dann wieder «orangig» in Form von Grand-Marnier klingt aus mit Izmir-Feigen und dunkeln gedörrten Aprikosen. Ein geniales Süsswein-Süssspeisenerlebnis. 19/20. 


BURGUND 2012: EIN SICHERES FREUDENFEST


Die grosse Burgunderprobe fand im kühlen Keller vom Caveau du Vully in Guevaux an einem sommerlichen Julitag statt.

Ein Dutzend Männer sassen am mit Gabriel-Gläsern bedeckten Tisch und verkosteten die von Urs Ratschiller gebotenen Weine mit Neugier, Aufmerksamkeit und Respekt.


Und wir liessen uns immer genügend Zeit für die acht Dreierserien. Jeweils einer der Weinprofis kommentierte die Weine, damit vielleicht etwas weniger erfahrene Gäste einen besseren Anhaltspunkt hatten.


Das Fazit zum roten Burgunder 2012: Es ist ein durchs Band gelungener, grosser Jahrgang!

Alles ist am richtigen Ort. Es sind wunderschöne, geradlinige Pinot Noirs mit viel Frucht (Côte de Beaune) und einen delikaten Fruchtwürzgeschmisch (Côte de Nuits). Der Ausdruck der Regionen, Appellationen, Lagen kommt wunderschön zur Geltung.


Und – weil alles so präzis daherkommt, merkt man auch die diversen Vinifikationsstilistiken der Winzer, welche logischerweise von traditionell bis eher modern schwanken. Wobei anzumerken ist, dass die eher traditionellen Zubereitungsarten durch das immer besser werdende Qualitätsmanagement verschwinden. Andererseits gibt es kaum Winzer welche hölzerne «Dachlatten» produzieren.   


Burgund 2012 ist geradlinig, die Säuren sind harmonisch eingebunden. Ein paar Weine versprechen jetzt schon ersten Genuss. Auf die besseren Lagen lohnt es sich zu warten. Wobei anzunehmen ist, dass sich diese ohne grössere Evolutionskapriolen entwickeln werden.

Der Fünfseiten-Bericht auf 
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WIE SPUCKT TORTOCHAUT?


Auf der Suche nach einer guten Domaine mit Gevrey-Chambertin-Weine klopfte ich vor etwa 20 Jahren kurz vor Mittag an die Türe von Gabriel Tortochaut.

Wie gewohnt suchte ich mir im Keller eine passende Ecke, um meinem Labtop aufzustellen. Wir verkosteten einen Wein nach dem anderen. Während ich aus einem gewöhnlichen Glas degustierte zückte Gabriel Tortochaut seinen Tastevin (Bild oben). Ich konnte mich mit diesem Ding nie anfreunden, weil es mir irgendwie schon graute, Wein aus einer blechernen Schale zu trinken. Tortochaut schien ein wahrer Tastevin-Maitre zu sein. Er beäugte den Wein kurz, roch ebenso kurz an ihm und führte ihn dann zum Gaumen, um ihn mit einem lauten Geräusch sehr lange im Gaumen schier kauenderweise zu Schlürfen.

Weil ich mit Tastenhacken beschäftigt war, sah ich nie wie der Altmeister den Wein wieder ausspuckte. Beim letzten Wein wartete ich mit meinen Degustationsnotizen und betrachtete den Gevrey-Winzer aus dem Augenwinkel, um das ganze Prozedere zu verfolgen.


Gabriel Tortochaut beäugte den Wein kurz. Roch ebenso kurz an ihm und führte ihn dann zum Gaumen, um ihn mit einem lauten Geräusch im Gaumen schier kauenderweise zu Schlürfen. Und jetzt sah ich auch ganz deutlich, wie er seine Probe beendete. Er spuckte – nach innen.


Normalerweise schreiben dann die Winzer mit Kreide das Entkorkungsdatum auf die Flasche, damit nicht allenfalls oxydierte Weinproben den späteren Besuchern serviert werden. Ich fragte Gabriel Tortochaut warum er das nicht mache. Seine Antwort war lapidar und kurz: «Diese Weine trinken wir alle heute Mittag»!


LANGES BONBON:
VON SPREITENBACH BIS RICKENBACH


Was ist ein Bonbon? Jeder weiss dies. So schnell zu erklären ist es vielleicht dann doch nicht so. Deshalb eine spontane Kurzfassung: Ein Bonbon ist eine Süssigkeit eines harten, kleinen Klumpens, den man lutscht.


In den letzten Jahren habe ich mich immer wieder damit beschäftigt, den Genuss bei gleicher Menge zu intensivieren und gleichzeitig zu verlängern. Tönt doof – ist aber problemlos möglich.

Das Rezept ist einfach. Egal was es ist, man muss «es» länger im Gaumen behalten und dabei bewusst, mit konzentrierter Aufmerksamkeit geniessen. Ich habe das schon sehr oft mit einem Bonbon trainiert.


ERSTE STUFE – ECONOMY: Das Bonbon in den Mund, etwas lutschen und dann, wenn es dünner wird ungeduldig verbeissen. Fertig. Die Lust war da, der Anfang schön, der Schluss unbemerkt.


ZWEITE STUFE – BUSINESS-CLASS: Sie nehmen das Bonbon in den Mund und konzentrieren sich darauf es nicht zu Zerbeissen. Die Wahrnehmung wird intensiver, der Genuss länger.



DRITTE STUFE - FIRST CLASS: Lust auf ein Bonbon? Schauen Sie es an. Warten noch ein Weilchen. Ihnen wird das Wasser im Mund zusammenlaufen. Dann legen Sie es kurz auf die Zunge um den ersten «Bonbon-Durst» zu stillen. Danach legen Sie es unter die Zunge und wechseln ab und zu von der einen auf die andere Seite. Schlürfen Sie genüsslich und bewusst das wunderbare Aroma.


Meine Lieblingsbonbons sind die Campino. Die gibt es leider nicht in der Schweiz. Aber Elke Drescher hat mir viele davon besorgt. Eines davon (das mit dem Erdbeeraroma…) habe ich auf der Zugfahrt von Zürich nach Zermatt in Spreitenbach (ZH) um 11.13 Uhr in den Gaumen geschoben. Erst in Reichenbach (BE) war mein Campino um 12.47 Uhr zu Ende. Ein klitzekleines Bonbon und eine Stunde und 34 Minuten Genuss.   


DIE UNENTBEHRLICHKEIT NACH DEM TOD


Wie? Hä? Was? So ein blöder Titel ist Ihnen wohl schon lange nicht mehr unter die Augen gekommen. Und – egal was Sie jetzt darauf antworten würden, Sie werden nie wissen, ob Sie recht hatten.


Unter Unentbehrlichkeit versteht man, dass man sich in einer solch Weise in seinem Aufgabenbereich betätigt, dass man unbedingt gebraucht wird. Die daraus abgeleiteten Synonyme sind: unersetzlich, unverzichtbar. Ich würde diesen Zustand mit einer Mischung aus Egoismus und Dummheit deklarieren.


Wer dann plötzlich weg vom Fenster ist, hinterlässt eine eigens kalkulierte Lücke. Nicht selten ist der daraus resultierende Schaden danach grösser, als der Nutzen davor.


Deshalb lebe ich «halbentbehrlich». Das reicht vollkommen. In diesem Zustand beschränkt man sich auf das Wesentliche und erhält einen passenden Ausgleich für andere Dinge. 


Wenn Sie aber hartnäckig unentbehrlich bleiben, und es auch nach dem Tod sein wollen, dann bewerben Sie sich rechtzeitig im Himmel für eine Kaderstelle…



Mein persönlicher Face-Book-Rekord!

174 Mal geliked / 85 Kommentare / 21 Mal geteilt

Orange-Weine bewegen. Das ist sicher. Meine Meinung dazu ist klar und ich habe diese kundgetan.

Interessant ist es dann die Kommentare zu studieren.

Wenn man beim Essen ein Gericht nicht mag, dann darf man einfach sagen; schmeckt mir nicht und es wird kommentarlos akzeptiert.

Wenn ich im Netz schreibe, dass ich keine Orange-Weine mag, dann ist dies für die Verfechter eine Katastrophe.

Das kann ich irgendwie noch akzeptieren. Was schade ist; die Argumentationen sind sehr schnell persönlich angreifend werden und nicht unbedingt themenbezogen. 

Dabei heisst es doch, dass Weingeniesser intelligent sind.

Bezieht sich dieser Spruch eigentlich nur auf Weintrinker von echten Weinen?

1956 LEOVILLE LAS-CASES



Seit dem Jahr 1709 war 1956 der kälteste Winter in der meteorologischen Geschichte. In Bordeaux sind sehr viele Reben verfroren und mussten in der Folge neu gepflanzt werden.

Die Weine dieses Jahrganges gelten im besten Fall als «mediocre», also unbedeutend bis mittelmässig. So sollte man auch nicht viel erwarten, wenn man einen zwar bekannten Wein aus einem derartig kleinen Jahrgang entkorkt.

Das macht man in solchen Fällen eigentlich nur, wenn man je...manden aus seinem Geburtsjahrgang (eventuell) eine Freude bereiten will.

Mein Freund Peter Reimer war bei uns zu Gast und so dekantiere ich kurz vor dem Einschenken diesen 1956er Léoville Las-Cases. Die Farbe recht hell, viel Orange, aber mit noch relativ wenig Braunanteilen. Das Nasenbild intakt, eine erdige Süsse zeigend, nicht oxydativ, sondern sich noch deutlich auf der ansprechenden Seite befindend. Im Gaumen angenehm, feinwürzig, fragil und doch noch recht viel Freude bereitend. Für mich dokumentieren solche Weine immer wieder das unerklärliche Wunder von Bordeaux.

Zugegeben – wir hatten vorher und nachher bedeutend grössere Weine im Gabriel-Gold-Glas. Die mussten dann aber primär die hohe Erwartungshaltung erfüllen. Hier war es anders. Und mein permanentes Genussmotto stimmte wieder – einmal mehr: «Erwarte nicht zu viel und Du wirst nicht enttäuscht»!


BORDEAUX 1966 IM PONY SIGIGEN

In dieser Geschichte geht es um ein besonderes 50-Jahr-Restaurant-Jubiläum.


Und dies wurde mit Bordeaux-Weinen aus dem Eröffnungsjahr 1966 gefeiert.


Begleitet von einem Menu von anno dazumal.

AUS DEM SCHWARZEN OCHSEN WIRD DAS RESTAURANT PONY


Bis zum Jahr 1966 gab es in der kleinen Bauerngemeinde Sigigen kein offizielles Restaurant. Nur drei heimlich geführte Wirtschaften. Nach einem langjährigen Bewilligungsverfahren wurde aus dem so genannten «schwarzen Ochsen» das Restaurant Pony.

Die Besitzer Franz und Marie-Theres Felber übergaben den Betrieb zehn Jahre später an Sohn Leo mit seiner Frau Trudi.

Seit 2012 wird das beliebte Ausflugsrestaurant in dritter Generation von Andrea und Philipp Felber weitergeführt.


Vom einfachen Wurstsalat bis zu saisonalen Gourmetgenüssen ist hier alles zu haben. Es gibt eine tolle Weinkarte. Und Gabriel-Gläser.


Bordeaux 1966: «1966 Bordeaux is the perfect example of an old school Vintage» meint der thewinecellarinsider.com. «Die 1966er seien in Würde gealtert, sollten jetzt aber getrunken werden», erfährt man bei antikwein.de.
«1966 war ein mittelprächtiger Bordeaux-jahrgang, wie so viele aus diesem Jahrzehnt. Die Langlebigkeit erstaunt aber trotzdem. Die meisten Weine waren immer noch recht gut zu trinken, und hatten ihren Höhepunkt vor 10 – 20 Jahren», schreibt Baschi Schwander auf mybestwine.com


Die Wetterbedingungen waren im Sommer nicht besonders optimal. Ein «Indischer Sommer» im September verhalf dann doch zu einer guten Reife der Trauben. Die Mehrheit der Reben waren damals kaum 10 Jahre alt, denn zwei Fröste in den Jahren 1954 und 1956 zwangen die Bordelaiser Winzer zu massiven Neuanpflanzungen.


Weil Geld in der «Kriegskasse» fehlte, wurde maximal gedüngt und minimal selektioniert. Wenige Châteaux verfügten über eine Temperatur kontrollierte Gärung und die Weine wurden in nicht selten «dezent muffigen» Kellern, in «nicht besonders viel neuen Barriquen» ausgebaut. Beratende, externe Önologen waren damals noch ein Fremdwort. Die Châteaubesitzer kümmerten sich wenig um deren eigenen Wein. Im Keller arbeiteten übergreifende Generationen von Weinmacherfamilien praktisch selbstständig vor sich hin. Und der Wein wurde (wie auch heute noch) von den Négociants vertrieben.

DUCRU: MEIN WEIN DES ABENDS


Bei einem sehr alten Wein erwarte ich weder Power noch Frucht. Logisch. Eine gewisse Komplexität, eine schöne Terroirexpression und die Grundcharakteristik des Crus sollten im Vordergrund stehen. Genau so war es bei diesem wunderschön balancierten altersmilden 1966er Ducru-Beaucaillou.


1966 Château Ducru-Beaucaillou, Saint Julien: Mittleres, gereiftes Granat, aufhellender Wasserrand. Feines, delikates Bouquet, zarte Pflaumentöne, dominikanischer Tabak, Zedern-Bleistiftduft, eine unglaublich delikate Saint-Julien-Süsse zeigend. Im Gaumen samtig, weich und harmonisch, gebündeltes, extrem langes Finale. So muss Ducru! Ohne Eile zu Geniessen. 19/20 trinken 

Von oxydiert über noch gut trinkbar bis grossartig lag bei den 20 verkosteten Weinen alles drin. Nur die Priemiers wussten einfach nicht zu Siegen. 

7-Seiten-Story


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EIN HALBDERBER PONY WITZ


Ein Autofahrer hat eine Panne und ruft den Pannendienst an. «Das ist viel zu weit weg, wir können Sie erst an anderen Morgen mit dem Abschleppwagen abholen. Fragen Sie, ob sie irgendwo übernachten können»…


Der Pannenfahrzeuglenker fragt den Bauer, ob das eventuell bei ihm auf dem Bauernhof möglich sei. Der meint: «Kein Problem, Du kannst in der Tenne oder beim Pony schlafen».


«Dann schlafe in der Tenne», sagt der Autofahrer und bedankt sich beim Bauern.


Am anderen Morgen steht der Autofahrer auf, um sich am Brunnen zu waschen. Dort steht eine junge, bildhübsche, sehr gut gebaute, junge Frau splitternackt und wäscht sich ungeniert. Sie begrüsst den Übernachtungsgast ganz freundlich und sagt: «Ich bin die Pony und wer bist Du»?


Der Autofahrer überlegt eine kurze Weile und sagt dann: «Eigentlich heisse ich Walter, aber Du kannst auch Arschloch zu mir sagen»!


AN MITTAGEN WIE DIESEN


Von wegen Toten Hosen! Die haben einen ganzen Tag besungen. Uns hat ein länglicher Mittag gereicht. Doch es gibt tatsächlich Parallelen zu dem bekannten Hit. «Ich wart seit Wochen auf diesen Tag», so beginnt der Song «an Tagen wie diesen».


Denn unser Termin war schon sehr lange geplant. Und so reisten sechs gestandene, budgetkonforme und weinliebhabende Innerschweizer in die Traube nach Trimbach. Dort gibt es eine sagenhafte Küche und eine Weinkarte, die ein absolutes Muss ist.

Verglichen mit dem helvetischen Gastroniveau kann man behaupten, dass hier schweizweit (zusammen mit der Farnsburg in Ormalingen) das attraktivste, fairste, ja im Vergleich preisgünstigste Weinangebot der Schweiz abgeliefert wird. Fazit: Tolle Weinkarte!!!


Hier stimmt das Motto: «Wer die Wahl hat, hat die Qual». Das alles in ganz positivem Sinne gemeint. Wir hatten aber einen Generalplan, nämlich; «so viel Coche-Dury-Weine trinken wie möglich». Und das ist uns gelungen…

Noch einmal eine kurze Passage vom eingangs erwähnten Lied: «An Tagen wie diesen wünscht man sich die Unendlichkeit. Wir lassen uns treiben, tauchen unter, schwimmen mit dem Strom, drehn unsere Kreise, kommen nicht mehr runter, sind schwerelos. Erleben wir das Beste, kein Ende in Sicht»!


Der Auftakt beginnt mit einem weissen Burgunder. Aber nicht auf Chardonnay-Basis, sondern es ist ein Aligoté. Diese Traubensorte gilt im Burgund als «ewiger Zweiter» hinter dem allmächtigen Chardonnay. Sein Ruf ist derart verpönt, dass es meistens zur Schaumweinproduktion verwendet wird.
Oder seinen Heldentod als Kir stirbt. Also in einer Vermischung mit Cassislikör.

Nun denn, wir wählten einen Aligoté von einem absoluten Spitzenproduzenten, nämlich einen 2012er von der Domaine Ramonet.
Das war ein schöner, frischer, angenehm säuerlicher Auftakt. Wenn man sich zu fest in der Superlative befindet, entschwinden nämlich die Wahrnehmungsunterschiede.

Dann folgend all diese wunderschönen Flaschen wie im Bild oben. Nicht auf dem Bild: 1988 Mouton und 1997 d'Yquem. Wir haben sichelrich etwas mehr ausgegeben wie sonst, dabei haben wir aber auch gleichzeitig ziemlich Geld gespart... Je nach Betrachtungsweise! 

Die Geschichte mit allen Verkostungsnotizen von André Kunz mit vielen 20/20-Weinen: 
www.bxtotal.com


Verkostungsnotiz von André Kunz. Dies deshalb weil Gabriel keinen Kugelschreiber dabei hatte...

2001 Corton-Charlemagne Grand Cru, Coche-Dury: Deutliches Gelb. Mineralisches, komplexes, kräftiges, frisches, sensationelles Bouquet, Popcorn, Kreide, kandierter Honig, Eisenkraut, Schiefer. Ausgewogener, feiner, eleganter, frischer Gaumen mit super Mineralik, kräftiger, feiner, frischer Säure, super Aromatik, langer, voller, cremiger Abgang. 20/20 trinken – 2030



DAS COCHE-DURY-FEELING


Es ist schwer zu beschreiben. Ganz grosse Weltklasseweine haben immer ein gewisses «Surplus». Etwas mehr von Etwas, oder Etwas was andere nicht haben. Bei Coche-Dury sind es die parfümierte, herausgekitzelte Terroir-Mineralik und noch tausend weitere Elemente!


NACKTWANDLER


Bisher gab nur diese zwei Kategorien: Entweder «Nachtwandler» oder «Nacktwanderer». Jetzt ist weltweit einmalig, eine neue Kombination zwischen diesen beiden Kategorien dazu gekommen…


Doch lassen Sie mich medizinisch profund erst Mal ausholen. Frage: «Wann merkt ein Mann, dass er langsam alt wird»? Meine Antwort dazu: «Wenn er per Du ist mit seinem Urologen»! Das ist bei mir der Fall. Denn mit einer gewissen Fettleibigkeit und mit zunehmenden Alter kann es sein, dass sich bei genussorientierten Männern (und auch den anderen passiert es...) die Prostata gutartig vergrössert. Was zu Folge hat, dass man zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen eventuell mal muss. Manchmal mehrere Male. Das gibt Routine. Mann macht das wie in Trance, wie hypnotisiert.


Mein kleines Problem besteht darin, dass ich sehr oft nicht zu Hause schlafe. Es kann vorkommen, dass ich auf einer Reise das Hotel täglich wechseln muss. Also präge ich mir vor dem Zubettgehen ganz genau ein, wo das Klo ist. Zur Sicherheit mache ich da auch grad Licht. Das geht in den meisten Fällen problemlos. Ausser das Licht ist mit der WC-Lüftung gekoppelt. Dann hat man eventuell einen Joker. Es ist/wäre dies ein Naheffektspiegel mit einem kleinen Licht. Immerhin etwas.


Also erwache ich, wenn ich mal muss und folge wie Nachtwandler dem mich führenden Licht. Das hat bisher immer problemlos funktioniert. Bis letzthin…


Ich bin im noblen Kempinski Hotel in Yunchuan (China). Am Abend verkosteten wir mit einem Staatsmann und seinen Freunden ganz viele chinesischen Weine. Zuerst seriös, dann mit «Ganbei-Prozedere». Man kriegt dabei das Glas etwas besser gefüllt als sonst, dann folgt ein mehr oder weniger nicht sehr einfallsreicher Trinkspruch des Ranghöchsten oder des Gastebers am Tisch und dann muss das Glas in einem Zug geleert werden. Alles andere wäre unanständig. Also war an diesem Abend besonders «anständig».


So ging ich freudetrunken ins Bett, versuchte noch eine Maximalration zu pissen, liess das Licht brennen und schlief wohl schon, bevor mein Kopf das Kissen berührte. Aufgrund der wohl etwas grösseren Weinmenge «musste» ich schon bald. Im Halbschlaf sah ich die digitale Anzeige vom Wecker. 00.22 Uhr. Ich folgte dem Licht, machte die Türe auf. Es war sehr hell, so erschien es mir im Halbschlaf. Auf jeden Fall heller als sonst. Hinter mir machte es «Klick». Dann erwachte ich instanthaft!!!


Dieser Klick bezog sich nicht auf die Toilettentüre, sondern auf die Hoteltüre. Somit stand ich nicht völlig nackt im WC, sondern im helllichten Gang vom sechsten Stock im Kempinski in Yinchuan.


Eigentlich hatte ich jetzt gleich mehrere Probleme, aber mein grösstes Problem war, dass ich eigentlich jetzt ganz hochdringend «musste».


An der Türe zu rütteln war sinnlos. Also schritt ich einerseits dezidiert und andererseits demütig zum Lift. Niemand war da. Bingo! Also drückte ich den Liftknopf und der Lift war sofort da. Zwei Piloten der Air Qatar, welche grad ausstiegen, waren ziemlich erstaunt, verwundert und doch spontan freundlich, als diese mich im Flitzkostüm sahen.


Ich war im Lift. Was tun? Das kleinste Übel; Spa/Wellness. Minus Eins. Also drückte ich den dazu passenden und hatte Glück. Es war noch offen. Obwohl es hiess, dass um Mitternacht Schluss sei. Erstaunlich viele Leute begrüssten mich da, einige drehten sich höflich um. Ich entschwand innert Sekunden in der nächsten Toilette. Wow! Wow! Wow! Das tat jetzt aber gut. Ich vermute, dass ich gerade in diesem Augenblick einen guten Liter, transformierten chinesischen Cabernet der Natur zurück schenkte.


Als ich aus der Tür kam, stand ein Angestellter vor meiner Türe. Er offerierte mir ein ganz grosses Frotteetuch, welches ich sehr dankbar entgegennahm. Ich sagte ihm laut und deutlich meine Zimmernummer. Dann kam ein zweiter Angestellter und «schenkte» mir gar noch einen XXL-Bademantel. Das ist Service! Nach weiteren fünf Minuten kam ein dritter Angestellter ins Spiel. Er trug einen noblen dunklen Anzug und fragte mich höflich: «Mister Gabriel, do You want to go to your room».


Das war jetzt aber ganz besonders nett. Denn das war genau das, was ich jetzt sehr gerne tat, nämlich zurück in mein Zimmer gehen. Also folgte ich diesem livrierten Concierge trottig. Er öffnete mein Zimmer und wünschte mir eine ganz besonders gute Nacht.


Ich schlief wie ein Bär, obwohl ich in derselben noch wohl ein oder zwei Mal «musste». Als ich am Morgen erwachte, war ich mir nicht sicher, ob das ganz einfach nur ein böser Traum war oder Realität. Als ich ums Bett herum lief, sah ich den Beweis; ein Frotteetuch und ein Bademantel! 


NATURAL WINES


Da habe ich ja mit meiner provokativen Meinung zu den Orange-Wines einen ganz schönen Rummel ausgelöst. Sollte ich jemanden in seinen orangen Weingefühlen verletzt haben, so entschuldige ich mich hiermit. Dabei ist meine dezidierte Ansicht eigentlich gar nicht mit der orangen Verfärbung entstanden, sondern mit eher trüben Ansichten…


Es ist Frühjahr 2016. Ich sitze bei einem der angesehensten Winzern von Österreich. Er ist einer der Superstars. Alle mögen seine Weine und ich habe ihn schon sehr oft gelobt und er hat von mir auch schon ganz hohe Punkte für seine Weinpalette erhalten.

Nun verkoste ich sein ganzes Sortiment und werde immer ratloser. War sein günstigster Wein früher hemmungslos saufig, ist er jetzt eher stumm. Er brauche halt seine Zeit, meint der Winzer. Warum braucht ein günstiger, jung zu konsumierender Wein, eine Erklärung vom Winzer? Der muss sich doch selbst erklären. Auch die nachfolgenden Dinger sind eher fruchtlos und bei weitem nicht mal «viertelgeil».


Wir verkosten die Weissweine nach den Roten. Das macht man so unter Profis. Wegen der Säure.


Er schenkt mir einen matten, trüben Weisswein ein, mehr Gelb als Weiss. Ich will schon ansetzen und ihn fragen ob das ein Fassmuster sei und ob der Wein noch auf der Feinhefe liege. Doch bevor ich ihn frage, verkoste ich den Wein. Er duftet wie von gestern. Keine klare Frucht, so pflanzlich irgendwie, etwas salzig, insgesamt eher stumm. Im Gaumen ist der Wein sauer, zeigt mehlige Konturen und wirkt im wahrsten Sinne des Wortes «mostig». Ich habe keine Ahnung was da im Glas sein könnte…


«Das taugt mir am Moment am besten», höre ich den Winzer sagen. Genau so will ich meine Weine in Zukunft machen. Ich habe mich vom Standardherstellungszwang befreit. Ich mache die Weine so wie mir diese von der Natur vorgegeben werden. Der Zwang ist weg, ich fühle mich viel freier…»


Es sei ein Weissburgunder und er koste so um 25 Euro. Ich bin ratlos, verzweifelt. Soll ich mich mit dem Winzer auf eine Konfrontation einlassen? Soll ich ihm sagen, dass man nicht im Jahr mehr als 500'000 Flaschen Wein produzieren sollte, welche in der Folge erklärungsbedürftig sind?


Der Gast bestellt einen Zweigelt. Und wenn er ihm nicht schmeckt, bestellt er ihn nie mehr. Der Wirt verkauft diesen Zweigelt nicht mehr, setzt ihn ab und ersetzt ihn durch einen anderen Produzenten. Und das geht dann auch mit anderen Absatzkanälen und den anderen Weinen auch so. Und irgendwann ist der Winzer an seinem persönlich deklarierten Ziel angelangt, verkauft aber immer weniger Wein. Warum? Weil es Grenzen gibt, was der Kunde will und was der Winzer soll. Je mehr der Winzer macht, was der Kunde will, so grösser ist sein Erfolg. Naturalweine sind nämlich nur «minderheitsfähig». 


P.S. Ein paar Stunden später sitze ich bei einem ganz jungen Winzer, ein paar Nachbardörfer weiter. Er macht auch Weissburgunder und zwar einen verdammt guten, süffigen. Ein Wein, bei dem man sich schon beim Nasenkontakt wünscht, ein zweites Gals davon trinken zu dürfen. Sein ganz toll geratener Weissburgunder kostet 8 Euro. Nicht 25 Euro, wie der eingangs erwähnte Wein vom (noch) etablierten Spitzenwinzer.


ORANGE WINES



Immer öfter werde ich nach meiner persönlichen Meinung über Orange Wines gefragt. Der liebe Gott wollte dieses alkoholische Getränk nicht; er hat nur weisse und blaue Trauben gemacht. Vom Geschmack her erinnern mich die meisten Säfte dieser völlig unnötigen Öno-Kategorie an einen Beckenrieder Orangenmost der leider eine Gärung vollzogen hatte. Was ich am wenigsten verstehe ist, dass sich dieses absolut weinfremde Gesöff überhaupt Wein nennen darf. Schade um die initialen Trauben


BORDEAUX-2000-HERRENRUNDE


Es ist Frühling 2001 und ich verkoste den Jahrgang 2000 in Bordeaux. Während 10 Tagen degustiere und notiere ich rund 850 Fassproben von diesem gehätschelten «Vorschuss-Lorbeeren-Jahrgang».

Zusätzlich kamen noch etwa 100 weitere Weine ins Glas. Dies aufgrund von Vertikalverkostungen und Einladungen auf den Weingütern. Für die Geschichte entstehen in meinem Laptop 43'545 Wörter und ich hacke 324'827 Mal in die Tasten! 

Dagegen war der nachfolgende Weinabend, welcher im Luzernischen Meggen stattfand, fast ein Spaziergang.

Will aber auch heissen; dass da Arbeiten an ganz sicher zweiter Stelle war. Und das Geniessen an erster Stelle!

Dies einerseits durch ein wunderbares und nicht ganz unbescheidenes Gourmetmenu, welches Ferdinand Zehner (Hotel de la Paix) anlieferte, respektive vor Ort kochte. Und andererseits durch den repräsentativen Reigen von tollen Bordeaux 2000.


Die Weine hatte ich bereits einen Monat zuvor in meinen Regalen aufgestellt. So konnte sich das Depot setzen. Am Nachmittag entkorkte ich die Weine, dekantierte diese, wusch die Flaschen aus und goss die Weine dann wieder vorsichtig in die Original-Bouteille zurück.


Dazwischen machte ich mir von jedem Wein in aller Ruhe eine Verkostungsnotiz und verglich dann die ersten Eindrücke nochmals mit den belüfteten Weinen ein paar Stunden später während dem Event.


Der Höhepunkt:

2000 Château Lynch-Bages, Pauillac: Sehr dunkles Weinrot, satt in der Mitte, immer noch rubiner Rand. Ein geballtes, dunkelbeeriges Bouquet zeigend, dieses geht auch gleich in die Tiefe und zeigt Rauch und dunkle Edelhölzer, da ist viel nasaler Power mit dabei. Im Gaumen intensiv, reich und mit einem schier mundfüllenden Körper ausgestattet, die Adstringenz zeigt noch Reserven an, aber gleichzeitig ist dieser phänomenale Lynch-Bages in einer ersten Reife, im Powerfinale; Cassis und Brombeeren. Also ist er noch sehr «fruchtjung». Dieser 2000er gehört definitiv zu seinen allergrössten Jahrgängen. 20/20 trinken                                                                                                                Der Rest: www.bxtotal.com


WEINWUNDERLAND CHINA   


Von «verwunderlich» bis «wunderbar» liegt da alles drin. Natürlich hatte ich in einer knappen Woche nicht die Möglichkeit, mir einen umfassenden Überblick über die chinesischen Weine zu verschaffen.
Aber ich weiss jetzt, wo es anfängt und wo es aufhört. In welcher Region die besten Weine zu finden sind. Welche zu den angesagten Produzenten gehören. Und was in Zukunft von China qualitativ, quantitativ und auch architektonisch zu erwarten ist…

Als ich meinen Fuss im Flughafen von Peking auf chinesischen Boden setzte, hatte ich (noch) keine Ahnung von Weinen aus China. Also hatte ich, bis zu diesem Zeitpunkt, noch keinen weinigen Schimmer vom vergorenen Traubensaft aus dem Reich der Mitte, denn einen solchen Tropfen hatte ich bisher noch nie vor mir im Glas. Nach immerhin mehr als 100'000 Kontakten mit Weinen vom anderen Rest der Welt. Aber wie sage ich oft zu mir selbst, «Neugier ist der beste Autopilot»!


Nach der mühsamen Immigrationsprozedur wechselte ich erst einmal ein anderes Terminal, um meinen Koffer abzuholen. Dann folgte eine Zollkontrolle, dann eine Passage, bei welcher der Koffer geröntgt wurde. Anschliessend stand ich mir die Beine in einer langen Drängelschlange in den Bauch für einen abermaligen Security-Check. Der Sensor war lustiger weise so eingestellt, dass es bei jedem Passagier pfiff und somit auch jeder eine Leibesvisitation mit dem Metalldetektor über sich ergehen musste. Drei Stunden später bestieg ich dann (in einem weiteren Terminal) ein Flugzeug der Air China – für den Anschlussflug nach Yinchuan.


Dort holte mich Lenz Moser am Flughafen ab. Er hatte mich eigentlich nach China gelockt. Ich kenne Lenz noch von seinen Zeiten, als er noch Europa-Sales-Manager bei Mondavi war. Da hatten wir bei Mövenpick mit recht grossen Deals miteinander zu tun. Später traf ich ihn ein paar Mal für sein engagiertes Projekt rund um den Grünen Veltliner in Österreich. Und jetzt sassen wir im Auto und fuhren vom Yinchuan-Airport ins einzige, wirklich gute Hotel dieser Zweimillionenstadt. Es war das Kempinski in welchem ich zwei Tage lang wohnte. Glücklicherweise zum Moser-Tarif!

Alles über Weinbau in China, die Geschichte, die besten Weine auf 17 Seiten: 
www.bxtotal.com


WEIN-DINER IM KEMPINKSY IN YINCHUAN


Rohe Kutteln gefällig? Schmeckten eigenwillig, aber gar nicht mal so schlecht. Nicht probieren ist in einem solchen Fall in China ganz und gar unhöflich.

Ich hätte aber trotzdem nicht probiert, aber ich hatte den Ehrenplatz neben dem Staatsmann Cao Kailongdem. Er ist für das «Grape deputy developement» verantwortlich. Er lud zum Diner im Kempinski in Yinchuan ein. Und wenn man rechts von ihm sitzt, dann ist man sein Ehrengast.

Das hat wiederum den gleichzeitigen Vor- und Nachteil, dass man sich nicht selber schöpfen muss, was da so auf der grossen runden, beweglichen Platte ständig neu aufgetragen wird, denn der Gastgeber «füttert» den Ehrengast. Mein erster Gang; rohe Kutteln. Schmeckte gar nicht mal so schlecht…


DAS CHINA-LAFITE-GEHEIMNIS


Aussen steht auf den Bauhütten «DBR». Was das heisst und was da entsteht, dafür gibt es absolut keinen Hinweis.«DBR» steht für Domaines Barons de Rothschild. Das ist der Lafite-Zweig.

Und wenn man «Wine Estate Project» interpretieren kann und die zwei Sachen zusammenfügt, so vermutet man richtigerweise, dass hier die Besitzer von Château Lafite-Rothschild die nachvollziehbare Absicht haben, ein Weingut zu bauen.


Im Jahr 2008 erwarben die Rothschilds in der Halbinsel Penglai in der Provinz Shadong etwa 40 Hektaren und pflanzten sofort Reben an. 

Gleichzeitig wurde auch mit dem Bau eines von aussen schlichten Weingutes im China-Stil begonnen. Doch Wein ist noch keiner auf dem Markt und das Weingut ist noch weit weg von dessen Fertigstellung. Das kurbelt die Gerüchtetrommel an. Hat man da aufs falsche Pferd gesetzt? Böse Zungen behaupten nämlich, dass es sich an der geplanten Stelle um eine eher regnerische Ecke handelt. Vor allem kurz vor der Ernte.


Bereits vor Jahren hatte die DBR-Gruppe ein China-Project angefangen und in den Sand gesetzt. Auf die Frage wie den die ersten Ernten in Penglai seien, antwortete der Lafite-Boss Christophe Salin kürzlich: «Nicht schlecht – aber nicht gut genug»!


Bei unserem nicht angekündigten Besuch erfuhren wir von einem Bauarbeiter, dass der 2015er jetzt im Keller sei. Er sei «sehr gut, aber wenig Menge». Es ist zu vermuten, dass man bis zur ersten China-Lafite-Lancierung wartet und erst dann die restlichen Gebäulichkeiten fertig stellt. Also bleibt das Ganze weiterhin ein DBR-Geheimnis.


1979 LAFITE-ROTHSCHILD


Wir waren relativ wenig Leute am Tisch. Aber es war mir dies wert, dieser ganz kleinen Gruppe an diesem Abend etwas ganz Besonderes zu bieten. Kein grosser Jahrgang – aber immerhin einen Premier-Grand-Cru-Classé. Und – was mir besonders wichtig war; ein gereifter Wein. Junge Weine bedeuten für mich Arbeit – reife Weine sind das entspannte Vergnügen. Auf dem Teller für jeden von uns ein paar kleine Kalbsschnitzel, dazu Gemüse. Mehr nicht. Und den 37jährigen Lafite. Ich dekantierte ihn nicht. Am Anfang war er vielleicht etwas zu kellerkühl, am Schluss zu zimmerwarm. Denn zwischen dem Entkorken und dem letzten Schluck vergingen geschlagene zwei Stunden. Der Wein war herrlich. Die gute alte Zeit. Reflektionen an jene Jahre, bei welchen ich anfing Bordeaux lieben zu lernen. Und ihnen alles zu verzeihen. Kein Mega-Giga-Bordeaux. Kein Parker-Punktejus. Kein Finessenpaket. Kein Bulldozer. Ein Pauillac. Ein Lafite. Ein 1979er. Absolut genug für mich.


MONTEVERRO: AUS WEIZEN WIRD WEIN


Georg Weber war gerade mal 25 Jahre alt, als er zum ersten Mal auf dem Ausläufer des Monte Verro stand. Zuvor war er die Maremma ein paar Mal rauf und runter gefahren. Seinem Wunschinstinkt folgend, in dieser extrem beliebten Weinregion irgendwann einmal ein eigenes Weingut zu besitzen.


Und jetzt stand er auf einem 50 Hektar grossen Grundstück in Capalbio, welches es zu kaufen gab. Aber Rebstöcke waren weit und breit keine zu sehen, denn im südlichsten Teil der Maremma war zwar fruchtbares Agrarland vorhanden, aber Wein produzierte dort niemand.


Weber prüfte die Böden, machte sich über das Klima schlau und traf den Besitzer fünf Tage später nochmals, auf dem höchsten Punkt der drei grossen «Weizenhügeln». Und er kaufte das Grundstück – per Handschlag.

Mit einer Power-Point-Präsentation traf er darauf den Bürgermeister und der war begeistert von der Idee, dass da im touristisch sehr beliebten Capalbio jemand mit der Idee aufkreuzte, einen ganz besonderen Wein in die Flaschen zu füllen. Und weil grad der Gemeinderat tagte, durfte er sein Projekt auch gleich der ganzen «Capalbio-Regierung» vorstellen. Und man gab ihm mündlich «grünes Licht» mit der lakonischen Bemerkung, dass er gleich anfangen könne, aber es dann halt in Italien rund fünf Jahre ginge, bis die offizielle Bewilligung zu erwarten sei.


Und Georg Weber legte los und machte seinen Traum vom eigenen Weingut war. Es war eine Vision von einem neuen Hobby.


Denn eigentlich ist Weber im «richtigen Leben» CEO des generationenübergreifenden Dehner-Konzerns. Das liegt – grob umschrieben – im Bereich Gartencenter und Zoo. So mit rund 20'000 Artikeln, etwa 3'000 Mitarbeitern und 125 Filialen. Letztere Zahl mit zunehmendem Ausmass…

Doch zurück zum «Eberberg», denn so heisst der Monte Verro eigentlich übersetzt.


Im Jahr 2003 fand der Kauf statt, dann wurden die Weizenfelder durch Rebberge ersetzt, eine nicht zu pompöse Fattoria an und in den Berg gebaut.

Bereits im Jahr 2004 waren 16 Hektar Rebland angepflanzt. Der Stand heute ist 35 Hektar. Das künftige Endziel liegt bei 42 Hektaren. Der Wein wurde in den ersten Jahren (bis 2007) als lose Ware namenlos verkauft. Und die Nachbarn fragten sich immer mehr, ob und wann denn das engagierte Team endlich Weine mit dem Namen «Monteverro» auf den Markt bringen wird. Im Jahr 2011 war es endlich so weit. Monteverro erschien auf dem Markt. Mit dem offiziellen Erstlingsjahrgang 2008. Und es war ein gelungenes Debut mit grossartigen Qualitäten. Davon konnten wir uns bei unserem Besuch selber anhand der servierten Jahrgangs-Vertikalen überzeugen.


2013 Monteverro:
Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot. Dunkel, farblich schon beeindruckend. Wuchtiges Power-Bouquet; reife Frucht, zarte Röstung - alles gebündelt und intensiv. Im Gaumen geht diese Orgie weiter und dieser Monteverro zeigt endlich, wohin er will. Zu den ganz grossen Weinen Italiens gehörend. Das ist die Erfüllung der Weber-Vision. 19/20 warten                                     Story auf 8 Seiten 


MEGA-MAGNUM-MANIFESTATION


«Das gibts nur einmal, das kommt nie wieder, das ist zu schön, um wahr zu sein»! So beginnt der Refrain zu einem damaligen Rundfunkhit, welcher Lilian Harvey im Jahr 1931 trällerte. 


Und so begrüsste ich die Gäste, welche meinem ersten Speech zu dieser Mega-Magnum-Manifestation lauschten. Einen solchen Event, mit so vielen alten, gereiften Magnumflaschen durfte ich bisher in meiner langen und intensiven Weinkarriere noch nie erleben. Und werde es wohl auch nie mehr.


Ausser der Gastgeber Jürg Richter macht seine sympathische Drohung war und wiederholt dieses Tasting in einem Jahr auf der Farnsburg in Ormalingen wieder.


Dann logischerweise mit anderen Weinen, denn Magnums in diesem Alter sind nicht nur Raritäten, sondern auch Unikate und sind im Markt logischerweise nur noch extrem selten zu finden. Und schon gar nicht in dieser intensiven Anzahl. Und wenn man noch solche fände, sind diese meist drei Mal so teuer wie eine Normalflasche. Wenn’s reicht!


Die ältesten zwei Weine; 1918 Château Margaux und Château Latour. Der jüngste; 1985 Sassicaia. Letztere Magnum mit einem Marktwert von gut 4000 Franken. Aber rechnen macht da eigentlich generell keinen Sinn. Und – dass ein solcher Event auch etwas kostet, ist wohl jedem Altweinfreak auch klar. 2000 Franken war der Tarif für ein Degustationsset. Inklusive Menu. 


Für 250 Franken konnte man noch einen Partner oder Kostenteiler mitnehmen. Und wenn man jetzt trotzdem versucht das Gebotene zu rechnen, dann war es nicht verwunderlich, dass diese Mega-Magnum-Manifestation schnell aus- und überbucht war.

DIE MAGNUM DES ABENDS


1928 Gruaud-Larose, 1929 Haut-Brion und 1974 Heitz-Martha’s Vineyard – das waren meine roten 20/20er. Und auch dieser legendäre 1961 Haut-Brion. Müsste ich wählen, würde ich diesen Wein als grösster Wein des Abends titulieren.


1961 Haut-Brion: Magnum. Schwarz-Braun, unglaublich dicht in der Mitte. Der allererste Eindruck erinnerte mich an den 1929er Haut-Brion, welchen wir zuvor schon verkosten durften, ein Hauch von Malaga und Pedro-Ximenez, dunkles Malz und Birnel, durch die noch deutlichen, sehr dunklen Rösttöne erlebte ich mit diesem Mix Kindheitserinnerungen in Form von Birnenweggen. Im zweiten Ansatz; Pumpernickelbrot, dann viele Kräuter; Rosmarin, Thymian und getrockneter Thuja. Das Nasenbild war authentisch, grossartig, genauso wie ich es erwartet hatte. Es ist ein Unikat, welches mit nichts zu vergleichen ist. Im Gaumen mild-aromatisch, dann sofort an Druck zulegend, geschmeidig und schmelzig. Eine Pessac-Orgie auf höchstem Niveau. Als Premier Grand Cru wirkt er insgesamt etwas reifer wie seine Mitkonkurrenten, respektive strahlt er viel mehr Terroirwärme aus, dafür sind die Tannine ebenso dicht, aber auch feiner. Während ich innerlich ausflippte, war ein grosser Teil des Publikums schon wieder zur «Tagesordnung» übergegangen und bei «Varia» angelangt. Wie kann man bei einem solch göttlichen Wein im Glas einfach drauf los quasseln? Ich packte mein Glas und verliess den Saal. Und ich gönnte mir und diesem emotionellen Haut-Brion die nötige Zeit und Ruhe! Auch Gabriel hat so was nicht alle Tage! 20/20 trinken                                                                                      Acht Seiten grosse, alte Magnums: www.bxtotal.com


JÜRG RICHTER’S LIEBLINGS-ROTER


1929 Haut-Brion: Magnum. Extrem dunkle Farbe. Eine göttliche Nase, genau so, wie nur ein ganz grosser Haut-Brion sein kann. Und – man würde auch auf einen ganz grossen alten Haut-Brion kommen, wenn man es nicht wüsste. Er ist derartig unverwechselbar. Das Bouquet; dunkles Malz, Guinness Bier, Birnel (eingedickter Birnensaft), Brazil-Tabak und Teernuancen, alles mit dramatischem Tiefgang. Im Gaumen eine süsse, einzigartige Pessac-Terroir-Essenz zeigend, im dramatisch langen Finale ein Hauch von Fernet-Branca und Baumnussschnaps, das Finale endlos und dramatisch. Aktuell wird im Weltmarkt keine einzige Magnum Haut-Brion 1929 angeboten! 20/20 austrinken


MÉDOC - TOUR D’HORIZON


15 Jahrgänge – 15 Châteaux! Und alle aus dem Médoc. Das war die vinöse Grundlage für einen gemütlichen und informativen Bordeauxabend, welcher im Restaurant Brandenberg in Zug stattfand.


Der Titel «Tour d’Horizon» ist ganz bewusst gewählt. Er definiert eigentlich ziemlich genau, was 12 Weinmänner an diesem maiigen Mittwoch im alten Keller von ehemaligen Wirtshaus Brandenberg gemacht haben.


Denn dieser französische Titel heisst; «sich einen umfassenden Überblick über ein Gebiet zu verschaffen.

Wir haben dies sowohl in der Breite wie auch in der Tiefe analysiert.

Mit Breite meine ich die Geografie des Médocs. Der Begriff «Médoc» stammt übrigens aus dem Lateinischen und heisst «media acqua», also zwischen den Wassern. Damit ist zur einen Seite der Atlantik gemeint und zum andern Ufer die mächtige Gironde. Und genau dazwischen liegt das berühmte Weingebiet Médoc. Médoc ist also Gebiet und Appellation zugleich. Aus Médoc selbst war der Tour Haut-Caussan dabei. Weitere, vertretene Bordeauxregionen; Saint Estèphe, Pauillac, Saint Julien, Margaux und Haut-Médoc. Das war die Breite.


Die Tiefe: Von 1988 bis 2005 entkorkten wir 15 verschiedene Jahrgänge. Alle grossen «Millesime» und einen kleinen Jahrgang, den 1993er in Form von Château Palmer.                                                                   Der Fünfseitenbericht; 15 Weine, 15 Jahrgänge: www.bxtotal.com


162 JAHRE ALT: 1854 MARSALA!


Der Anfang zum Schluss! In meinem Keller gibt es – aus diversen Kellerauflösungen – recht viele alte bis uralte Flaschen…


Und eigentlich weiss ich auch gar nicht so richtig, was ich mit diesen tun soll. Also habe ich angefangen, diese einfach so an Anlässen zu entkorken. So wie diesen ururalten Marsala aus dem Jahr 1854.

Ein Jahr welches von Belagerungen und Kriegen geprägt war. In die europäischen Monarchien kam Bewegung als Prinzessin Elisabeth von Bayern den Kaiser Franz Joseph von Österreich heiratete.

Und in Sizilien wurde ein Marsala produziert, der 162 Jahre später an einer Bordeauxprobe in Zug zelebriert wurde…

1854 Marsala: Die Farbe zeigte sich sehr transparent, matt mit gelblich bis bräunlichen Reflexen. Die Nase duftete noch sehr angenehm, erst nach Pulverkaffee, dann nach hellem Curry, dann irgendwie nach weisser Schokoüberzugsmasse und schliesslich fand man Spuren von frischen Himbeeren und Himbeerranken. Im Gaumen intakt, so an einen halbsüssen, alten weissen Wermuth erinnernd, oder nach einem billigen, leicht oxydativen spanischen Brandy. Man spürte, dass die Säure den Wein noch erhalten liess. Für ein solches Methusalem-Weinerlebnis braucht es keine Punkte, sondern einfach nur tolerante Demut.


WUNDERSCHÖNER MAGNUMABEND


Intern würde ich einen solchen Anlass als «klassischer Auftragsmord» bezeichnen. Man kann mich nämlich buchen…


Anfragen kommen da das ganze Jahr hindurch sehr viele und oft muss ich absagen. Entweder weil schon gebucht, oder weil auf irgendeiner Weinreise im Ausland.


Oder aber auch, weil ich im betreffenden Monat schon viel zu viel in mein Outlook eingetragen habe. Da kommt mir dann jeweils der Spruch meiner Mutter selig in den Sinn: «Man kann ein Kamel nur beladen, wenn es sich duckt». 

Wie hat Sue Mathis einmal in einem ihrer Einfraustücke gesagt? «Ich leiste mir manchmal im Leben den Luxus auf Bremspedal zu treten».

Doch für diesen Event hatte ich zugesagt. Schon lange. Erst kam die Anfrage nach einem Datum. Dann feilten wir am Programm. Als ich die Teilnehmerzahl sah, empfahl ich den ganzen Abend lang Bordeaux-Magnums zu zelebrieren. Zumindest was die neun Rotweine betraf. 


Ein paar Wochen zuvor suchte ich die betreffenden Flaschen im Keller zusammen, machte ein Gruppenfoto und stellte diese in einer Bordeauxkiste bereit für den grossen Moment des eingangs erwähnten «Auftragsmordes». Der Begriff ist schnell erklärt. Der Gabriel hat einen Auftrag und die Flaschen werden ermordet.

Doch alles ist halb so schlimm. Im Gegenteil. Es geht um Genuss, und um einen Genuss mit System. Und da darf man auf keinen Fall etwas falsch machen. 

Am frühen Nachmittag holte ich mir die schon längst aufgestellten Magnumflaschen. Die sind aufgestellt, damit sich das Depot ganz unten ablagert.


Dann entkorkte ich die erste Flasche (2009 Le Boscq), goss mir eine Degustationsration ein und machte sogleich in aller Ruhe Verkostungsnotizen. So konnte ich auch gleich prüfen, ob sich allenfalls eine korkige Magnum eingeschlichen hatte. Das war aber glücklicherweise nicht der Fall. 


Nach dem Laptopeinsatz, dekantierte ich die etwas grössere Flasche in eine spezielle Magnumkaraffe. Das Depot trennte ich und füllte ein Champagnerglas damit. Dann wusch ich die leere Flasche aus und füllte den dekantierten Wein zurück. Darauf hatte sich das Depot im Champagnerglas bereits abgesetzt und ich goss auch diesen Rest vorsichtig in die Magnum zurück.


Immer alles mittels LED-Taschenlampe. Den Korken darauf und in etwas dickwandigere Kartons gestellt, damit die Kellerkühle bis zum Einschenken bewahrt blieb.


So hatte ich dann weniger Stress am Veranstaltungsort, weil ich wusste, dass alles paletti war und der Wein nur noch sorgfältig eingeschenkt werden musste.


Dabei muss ich immer dem Servicepersonal ungehörig auf die Finger klopfen. Den die sind sich an Bankette gewohnt und nicht an Degustationen. Also wird eingeschenkt, was das Zeug hält. Dies, damit der Wirt möglichst viele Flaschen verkaufen kann. Damit das nicht passiert, schenke ich meist selbst das erste Glas ein, damit ich den Mengentarif vorgeben kann.

Der beste Wein des Abends...

2001 Château Léoville-Barton, Saint Julien: Mitteldunkles Granat, funkelnd in der Farbe mit sanft aufhellendem, Rand. Tintige Würze und Spuren von Wildfleisch beim ersten Naseneindruck. Dahinter aber sofort schwarzbeerige Beerenaromen nachschiebend, Edelhölzern, Zedernduft und dominikanischer Tabak. Die Frucht ist jetzt langsam am Abklingen und wird durch einen sehr würzigen Terroirduft kompensiert. Im Gaumen zeigt er fast mehr Jugend als in der Nase, das Extrakt wirkt noch recht komprimiert, die Adstringenz ist ausgeglichen. Ganz sicher sollte man ihn jetzt mindestens zwei Stunden dekantieren, falls man nicht noch fünf bis zehn Jahre warten kann. P.S. Beim Dekantieren duftetet es irgendwie nach grossem Pauillac. Das hatte ich seltsamerweise schon bei einigen 2001er Saint-Juliens erlebt. 19/20 beginnen

Der Rest auf vier Seiten: www.bxtotal.com


FENSTERKITT, SIRUP UND ETWAS HIMBEEREN


Die letzte Flasche hütete ich bis zum richtigen Moment. Ganz viele Jahre lang. Und ich hatte diesen Moment dann irgendwie doch verpasst. Nicht wegen der möglichen Überreife, sondern wegen meiner Genusspartnerin auf der anderen Tischseite.

Denn – als ich den Wein einschenkte, war sie ganz und gar nicht ganz besonders angetan. Dabei hatte ich den Wein zuvor noch verkostet und wusste, dass er noch etwas «Zeitluft» brauchte. Dies, obwohl er schon mehr als 25 Jahre in der Flasche geschlummert hatte.

Ich hatte ihn bisher nur zwei Mal, aber er haftete extrem positiv in meiner önologischen Memory-Hirnrinde. Der 1990 Il Pergole Torte von Monfortine ist für mich der Inbegriff von einem ganz feinen, kräutrigen, schier zeitlosen, klassischen Sangiovese. Die Perfektion und mit einem süsslichen, terroirgereiften Lafite schier vergleichbar, wenn auch mit einem nicht wegzuleugnenden Toskana-Akzent. Und jetzt flippe ich fast aus und meine Frau kommentiert meine Genusslust mit; «Fensterkitt, Sirup und etwas Himbeeren». Mir egal, dann trinke ich halt Fensterkitt, Sirup und Himbeeren. Wenn das in dieser Kombination genau so schmeckt, dann finde ich es – dem Familienfrieden zuliebe – genial. 19/20 austrinken


CHÂTEAUNEUF UND GABRIEL-BOEUF


Châteauneuf?Genauer; Châteauneuf-du-Pape. Das ist ein Weingebiet, respektive eine eigenständige Appellation in der südlichen Rhône-Region…


Gabriel? Das ist doch dieser schreibende Weindegustator aus der Schweiz der den Bordeaux’ liebt! Aber nicht nur, wie dieser Artikel beweist…



Boeuf? Das ist die französische Bezeichnung für Rind. Und rindige Speisen gab es in vier verschiedenen Formen. Wobei bei letzter Variante die Kuh am Leben blieb, weil in Käseform…

Es gäbe auch zweifellos herrliche weisse Weine aus dieser Region (ca. 7 % Anteil der Gesamtproduktion). Aber 21 Rotweine aus dem Châteauneufgebiet (eine davon in Magnumform), das war echt genug für das angereiste Dutzend von Rhônefreaks. 

Man vermutet, dass die Griechen, welche im sechsten Jahrhundert die Stadt Marseille gründeten, mit Weinbau in Südfrankreich begonnen hatten.


Im Jahr 500 erwähnte der damalige Bischof Gregor von Tours «einen Wein von Avignon».


Um 1350 liess Papst Johannes XXII einen eigenen Weinberg mit den besten Lagen bestocken.


Eine Urkunde aus dem Jahre 1519 beweist die Existenz von weissem Châteauneuf-du-Pape.


Im 19. Jahrhundert galt der Châteauneuf-du-Pape bereits als bester Wein der südlichen Rhône. 1935 wurde diese Region als eine der ersten Appellationen Frankreichs gesetzlich geschützt. Die gebietstypische Weinflasche mit den aufgeprägten päpstlichen Symbolen, den gekreuzten Schlüsseln Petri und der Tiara, ist den Erzeugerabfüllungen vorbehalten und ist seit 1938 als Markenzeichen eingetragen.


STRENGES WEINGESETZ


Das Weingesetz ist hier eines der strengsten Reglementierungen ganz Frankreichs. Der zulässige Höchstertrag liegt bei lediglich 35 Hektoliter pro Hektare und – unabhängig von der Qualität des Jahrganges – muss fünf Prozent der Ernte ausgeschieden werden. Der Alkoholgehalt muss bei mindestens 12,5 % liegen, was aber angesichts des tiefen Ertrages eh nie ein wirklich grosses Problem darstellt.


BIS ZU 22 REBSORTEN


Der rote Châteauneuf-du-Pape ist in jedem Falle eine Cuvée. Bis zu 13 verschiedene Hauptrebsorten kommen dafür in Frage.


Nimmt man alle Untersorten noch dazu so käme man auf 22 verschiedene Variationen.


Mit rund 70 % Rebflächenanteil ist der Grenache ganz klar der Leader. Danach folgen Syrah, Mourvèdre und Cinsault. Unter den offiziellen, weiteren Rebsorten spielen bei gewissen Winzern noch der Counoise, der Muscardin, der Terret Noir und der Brun Argenté (auch Vaccarèse genannt) eine minime Rolle.


Da die verschiedenen Trauben zu unterschiedlichen Zeitpunkten gelesen und vergoren werden, wird meist erst am Schluss cuvetiert. Will heissen; die Assemblage wird erst kurz vor dem Ausbau im Holz gemacht.


Einige Winzer bauen dann aber den Grenache im grossen Holzfass (500-Liter und mehr) separat aus und legen die anderen, reduktiv veranlagte Chargen (besonders den Mourvèdre) in normale 225-Liter Eichenbarriques. Diese Winzer machen den Blend erst vor der Füllung. Der beste Wein des Abends (von 20 Weinen) 1998 Cuvée Céléstines, Henri Bonneau. 20/20. Der Rest auf sechs Seiten


1921 Cheval-Blanc: Magnum. Die Flasche wurde – gemäss Korkeinbrand – im Jahr 1964 auf dem Château neu verkorkt. Patrick hatte die Flasche schon längere Zeit aufgestellt. Vielleicht kam es deshalb zu einem ganz speziellen Erlebnis. Denn irgendwie befand sich oben die Frucht und unten (näher beim Depot) die Würze. So hatte ich denn zwei komplett divergierende Aromeneindrücke notiert. Das erste Glas (vom oberen Teil), zeigte noch gewisse Restfruchtaromen, vor allem rote Pflaumen, getrocknete Himbeeren, dann Rosenholznuancen. Das zweite Glas war dann, wie schon erwähnt, deutlich würziger. Da zeigten sich Zedern, heller Tabak und Hirschledernoten im Nasenbild. Im Gaumen war das erste Glas mittelgewichtig und saftig. Das zweite Glas wies mehr Konzentration auf und widerspiegelte noch ganz feine Tanninmuskeln, im Extrakt pfeffrig und eine recht intensive Cabernet-Franc-Würze zeigend und mit den klassischen, einzigartigen Cabernet-Franc-Chevalaromen endend. Und auch die Farbe hatte zwei «Epochen». Das erste Glas war von schier jugendlichem Granat (wir sprechen da von einem fast hundertjährigen Wein!). Beim zweiten Glas (wohl mit gewissen Depotresten…) konnte man eine gewisse Trübung feststellen, die Farbe war jetzt aber viel dunkler und zeigte noch schier schwarze Reflexe.

Wir sinnierten darüber, dass es solch urige Weine in der heutigen Zeit wohl nie mehr geben wird. A.), weil damals noch mit einem Teil Stielen vergoren (das gibt Würze!). Und b.) längst nicht so stark oder gar überhaupt nicht filtriert wie heute. Im Depot befinden sich antioxydantien, welche das Leben verlängern und die Würze addieren. Dieses Erlebnis gehörte zu meinen memorabelsten Weinmomenten meines Lebens! 19/20 


LUXUS-TASTING: KALIFORNIEN-ELITE



Der Titel verrät nur einen Teil dieses gigantischen Weinabends. Es geht um amerikanische Luxus-Weine. Um die Elite Kaliforniens. Was nicht im Titel steht; sind fünf blind servierte Piraten, welche den sensorischen Unterhaltungswert, die daraus entstehenden Diskussionen und den Wert dieses Tastings nochmals beträchtlich steigerten. Denn – auf dem jeweils sechsten Platz dieser fünf Serien stand jeweils ein Bordeaux-Premier-Crus. Immer zum verkosteten Jahrgang passend.

Luxus-Tasting? Ein Tasting ist eine Verkostung. Das reicht als Erklärung. Luxus ist da schon etwas schwieriger zu deklarieren. Denn die Betrachtungsweisen mögen dafür differenziert sein. Das Wort Luxus stammt vom Lateinischen. Und heisst dort tupfgleich, also auch «luxus». Die Definition auf einen Punkt gebracht wäre mit «Verschwendung» zu vergleichen. Es ist da von einem über das übliche Mass hinausgehenden Lebensstandard die Rede. Die Dinge welche in die Kategorie Luxus gehören seien; teurer Schmuck, teure Autos und teure Kleidung. Wein wird da glücklicherweise in keiner Art und Weise genannt. Also durften wir (das waren rund 15 Weinfreunde) ohne schlechtes Gewissen der Einladung von Münchner Weinfreak Robert Langer (bild) folgen. Zudem redimensioniert sich der Luxus bei solchen Tastings, wenn man die teuersten Weine aus Kalifornien a.) teilt und b.) auf eine solch analytisch-genüssliche Weise degustatorisch entsorgt.

Der für mich beste Wein...

1994 Cabernet Sauvignon Briant Family Estate: Intaktes Weinrot, nur ganz wenig Reife am Rand zeigend. Geniales Bouquet, eine Trilogie von Cassis, dunklen Schokonoten und Minze, süssliche Kokosnoten im Untergrund. Ein völlig berauschendes Nasenbild abliefernd. Im Gaumen samtig, füllig, dicht und mit viel gereiftem Tannin-Charme, gebündeltes Finale mit Süsse und Schmelz. Power und Finesse in einem. Wow! Diesen bewegenden Wein würde ich sehr gerne mal in einer grösseren Menge in aller Ruhe geniessen. Doch auch dieser kleine Schluck war bereits die Anreise zu diesem Super-Tasting wert. 20/20 trinken

Sieben Seiten Harlan, Briant-Family, Colgin, Abreu, Dalle Valle und alle Bordeaux-Premiers: 
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CHÂTEAU AUSONE: VON 1900 BIS 2015


Einer der bekanntesten Crus des Bordelais ist immer noch ein Geheimtipp! Dies zeigt die Suche im Netz. Gibt man «Château Ausone» im Google ein, so werden lediglich rund 200'000 Ergebnisse geliefert.


In der attraktivsten Weinsuchmaschine, dem «wine searcher», befindet sich Ausone auf Platz 54 in der Suchnachfrage.

Bei den «Besten 200 Bordeaux» von René Gabriel teilt sich Ausone den fünften Platz mit Pétrus und Haut-Brion.
Den allerbesten Platz sicherte sich dieses Domainen-Juwel im Jahr 1955. Beim ersten Saint-Emilion-Klassement wurde Ausone (zusammen mit Cheval-Blanc) als Premier Grand Cru Classé «A» eingestuft. 


Analysiert man die teuersten Preise der Saint-Emilion-Weingüter im Allgemeinen, so steht Ausone konkurrenzlos auf dem Platz Eins!


Und auch geschichtlich ist Ausone nie mehr einholbar. Wobei das Aufrollen der Historie nicht ganz so einfach ist.


Am wenigsten erfährt man auf der Webseite www.chateau-ausone.fr. Da wird man mit dem Vermerk «bientôt en ligne» vertröstet. Was mit der übersetzenden Info «bald online» deklariert ist, scheint irgendwie ein Dauerzustand zu sein. Und daran wird sich wohl in absehbarer Zeit nichts ändern.

So surft man halt im Netz nach der ersten Saint-Emilion-Zeit. Es seien die Römer gewesen, welche dort mit Weinanbau angefangen haben. Und da wird um das Jahr der Dichter Ausonius (310–395 n. Chr.) erwähnt, welcher hier Rebbau betrieben haben und dem Château Ausone zu seinem Namen verholfen haben soll.


Die geschätzte Ausone-Gründung datiert von zirka 1400. Seit 250 Jahren waren die Familien Vauthier und Dubois-Challon in dessen Besitz. Heute ist Alain Vauthier der alleinige Besitzer von Ausone. Seine Tochter Pauline Vauthier ist seit ein paar Jahren für die Weine zuständig.



LANGE VORBERETIUNG


Bereits zwei Jahre zuvor fragte ich Alain, ob er denn bereit wäre an einem Wochenende sein Château für eine grosse Vertikale zur Verfügung zu stellen. Um meine Anfrage zu unterstützen nannte ich ein paar der wichtigsten Jahrgängen, welche ich für diese Probe anstellen würde. Die Antwort kam prompt und spontan: «En principe oui».

Der Zwölfseitenbericht mit mehr als 50-Weinbeschrieben von Château Ausone. 
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GABRIEL’S GEBURTSJAHRGANG ZU GABRIEL’S GEBURSTAG!


Man soll ja die Feste feiern wie sie fallen. Und für einen angefressenen Weinfreak ist eine solch grossartige Vertikalverkostung eine wunderschöne Bühne um seinen Geburtstag zu feiern. Als Geburtstagsgeschenk holte Alain eine Magnum 1957er aus dem Keller. 


1957 Ausone: Magnum. Mitteldunkel, deutlich bräunliche Reflexe. Süss-erdige Noten, Torfnuancen, heller Tabak, Rosinen, sanft trocken im Ansatz, unerwartet ansprechend. Im Gaumen schlank und fragil – aber doch noch gut erhalten, zeigt grünwürzige Tabaknoten endet mit versöhnlichem Malz. Die Nase bereitete etwas mehr Freude als der Gesamteindruck. Aber es gibt leider generell nicht viel sehr gute 1957er und dieser gehört dann doch zu den sehr guten. 17/20 austrinken


KLAUSENER UND KALB UND KÄSE


«Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an», diesen Titel sang einst Monica Morell. Sie wurde in Menziken geboren. Rund 34 Kilometer Luftlinie davon entfernt fand ein ganz besonderer Wein-Lunch statt. Auch an einem Sonntag. In Birmenstorf. Im gemütlichen Gasthaus Bären. Und der obige Titel verrät eigentlich schon ganz Vieles.


Es wurden viele Weine von der Tessiner Familie Klausener entkorkt. Ein Menu mit Kalbfleisch wurde serviert. Und mit ganz besonders reifen Käsen fand dieser Event den milchig-würzigen Abschluss. Und rund 90 Gäste fingen mit diesem Sonntag «etwas ganz Besonders an»!

Wie jede Veranstaltung ergab sich zuvor ein Konzept. Ich traf Rolf Beeler und er kam grad vom Tessin zurück und berichtete ganz fasziniert von den neuen Klausener-Jahrgängen. «Von reiferen Weinen habe ich noch recht viele in meinem Keller», antwortete ich. Und wir kamen überein, dass man doch «irgendetwas» damit machen sollte.


Darauf folgte ein Mailverkehr mit Harry Pfändler vom Bären in Birmenstorf und ein Datum wurde gefunden und eine Formel mit den drei oben erwähnten «K’s» definiert und auch ein sehr attraktiver Veranstaltungspreis.


So war es denn nicht verwunderlich, dass der Bären bald ausgebucht war und in rund fünf verschiedenen Stuben und Sälen sich schier hundert interessierte Weinfreunde an die hölzernen Tische setzten.


Vor dem Menu durften die Gäste die aktuelle Klausener-Angebots-Palette degustieren. Danach servierte das Bären-Team sechs Risavier-Jahrgänge aus Gabriel’s Weinkeller zum dazu passenden Menu.


Die Weine kamen sehr gut an, dass Essen mundete. Und die Klausener’s (Fabienne, Sylvain und Eric) zeigten sich hoch erfreut über das Interesse an deren Weinen.


Mein erstes Erlebnis mit einem Wein von Klausener liegt viele Jahre zurück. In einer Veranstaltung mit dem Titel «rund um den Wein» servierte der Veranstalter blind Weine aus der ganzen Welt vom Jahrgang 1990. Am Schluss waren alle verblüfft. Bei der Publikumswertung gewannen zwei Weine mit der gleichen Punktezahl: Château La Mission Haut-Brion und der Riserva von Klausener! Der beste Wein von Klausener hiess früher nämlich Riserva. Seit dem Jahrgang 2004 klebt der neue Name «Gran Risavier»


AKTUELLES ANGEBOT



Wer schnell reagiert, kann sich vielleicht noch vom einen oder anderen Wein ein paar Flaschen ergattern. Denn das Weingut Klausener hat Domaine-Charakter und die Produktion ist somit sehr klein.


2013 Nottambulo, Klausener: (CHF 30). Ein ganz spezieller Blend von Liliorilla, Sauvignon Gris und wenig Muskateller. Mittleres Gelb, lindengrüne Nuancen darin, leuchtend. Feine Harznoten, frische Kamille, Löwenzahn und Melonen. Im zweiten Ansatz mit einer feinen Mineralik in leicht salziger Form aufwartend. Fülliger Gaumen mit eher defensiver Säure, zartbittere Noten auf der Zunge zeigend. Noch jung und weiteres Potential vermittelnd. Ein ganz spezieller Weisswein aus dem Malcantone-Gebiet. 17/20 trinken


2013 Tramonta Rossa, Klausener: (CHF 35). Dunkles Granat, recht satt in der Mitte, rubiner Rand. Beginnt mit einer recht dunklen Aromatik, frische Pflaumen, getrocknete Zwetschgenhaut, dunkles Malz und Darjeelingnoten. Im Gaumen bereits harmonisch, Schwarzschokobitterton auf der Zunge, wirkt noch etwas vordergründig und braucht so noch gut zwei Jahre Flaschenreife. Männlicher Charakter. 17/20 2018 – 2024


2013 Rosso di Sera, Klausener: Tiefes Purpur, satt in der Mitte, Granatschimmer am Rand. Weit ausladendes, aromatisches Bouquet; Brombeeren, Pralinen, Lakritze, zeigt eine schöne Tiefe an. Im Gaumen samtig, bleibt dabei dunkelbeerig, die Tannine sind weich. Der Wein hat seine Balance bereits gefunden und ist im Finale erstaunlich lang. Femininer Ausdruck. 18/20 trinken – 2026

 

2012 Baronessa Rosso, Klausener: (CHF 35).

Ein Blend aus Caledoc, Marsellan, Arinarnoa. Extrem dunkle Farbe, Purpur mit fast noch schwarzen Reflexen. Der Nasenbeginn ist leicht reduktiv, zeigt Rauchnoten, Lakritze und feine Spuren von schwarzem Pilzmehl.
Im Gaumen wieder Rauch, Pumpernickel, Szechuanpfeffer, Spitzwegerichgabletten. Ein sehr eigenwilliger, nicht einzuordnender Rotwein mit einer dem entsprechend «tessinfremden» Assemblage. Zwei Stunden Dekantieren. 17/20 trinken – 2024


2013 Merlot Grand Risavier, Klausener: (CHF 55). Sattes Purpur-Granat, dicht in der Mitte, lila Schimmer aussen. Wuchtiges Bouquet, viel dunkelbeerige Frucht, zeigt dabei eine bemerkenswerte Tiefe. Im zweiten Ansatz; Lakritze, Teer, Périgord-Trüffel, Brombeeren und getrocknete Heidelbeeren, fein laktischer Anflug und das gibt dem Nasenbild eine komplexe Fülle. Im Gaumen Finesse und Power gleichzeitig, eine reife Adstringenz mit gut stützenden, zukunfts-versprechenden Tanninen vermittelnd. Ein sehr sympathisches Weinkonzentrat mit Merlot Weltklasse. 19/20 2018 – 2030


Bestellungen und Informationen: Cantina Klausener, Purasca Inferiore 24, 6989 Purasca, Telefon: 091 / 606 35 22

klausener.vini@gmail.com

http://www.klausener.blogspot.ch


Die Vertikale von sechs Jahrgängen Gran Risavier: www.bxtotal.com


GOEDE WIJNEN
MET GOEDE VRIENDEN


Wer sich ein kleines Bisschen mit der Europäischen Sprache auskennt, dem kommt der Titel wohl kaum spanisch vor. Eher holländisch. «Gute Weine mit guten Freunden», so die korrekte Übersetzung.


Der Austragungsort; die Wijnkoopery

in Bussum, rund 20 Autominuten von Amsterdam entfernt. In der Mitte; ein weiniger, geschichtsträchtiger Holztisch.


Darauf; viele verschiedene, kalte Köstlichkeiten. Und noch leere Gabriel-Gold-Gläser…


Auf den knorrigen Stühlen; zehn verschiedene Weinfreunde, welche sich schon recht lange kennen.


Auf dem ebenfalls althölzigen Gabentisch; wunderschöne und rare und auch teure Flaschen, welche die Gäste mitbrachten.


Nach und nach werden die Flaschen entkorkt und kommentiert. Und – sofern das Flaschenglück hold war – logischerweise mit ganz grossem Genuss getrunken…

Auch dabei! Wie immer für diesen Event extra aus der Schweiz angereist; René Gabriel. Und diesmal auch; Sohn Stefan Palmer Gabriel.
Es gab zwar keinen Palmer und auch keinen 1988er (sein Geburtsjahrgang). Aber – Stefan notierte sich viel in sein mitgebrachtes, kleines schwarzes Büchlein, was den weinigen Vater sichtlich erfreute.


Die Verkostungsnotizen von Yquem, Margaux, Lafite, Cos d'Estournel, Haut-Brion, La Mission, da Capo, Vega Sicilia... www.bxtotal.com


U-BOOT CHAMPANGER


Auf einem gesunkenen U-Boot fanden Taucher vier Flaschen Champagner Heidsieck vom Jahrgang 1907. Dieser hatte Jahrzehntelang auf dem Meeresboden geschlummert. Bei etwa 2 bis 4 Grad.


An einer Versteigerung wurden diese Findlinge angeboten und von ein paar Bussumschen Weinfreunden ersteigert.


Die letzte dieser Flaschen wurden jetzt entkorkt. Alle lauschten genau. Denn entscheidend ist bei so uralten Schaumweinen, ob es noch wenigstens ein klitzekleines Bisschen ploppt. Und; es «plöppelte» noch ganz sanft… 

1907 Champagne Heidsieck: Zusatzvermerk auf dem Etikett «gôut americain». Der Beginn war von Glutamattönen begleitet, dann wechselte das Nasenbild auf nussige Konturen, zeigte weisse Schokonoten, hellen Tabak und Rosinen. Im Gaumen durch die Säure erhalten, recht fein und süsslich mit Krachmandelnoten und rauchigen Tönen endend. Ein mehr als hundertjähriges, noch durchaus intaktes Champagnerlebnis! 18/20 austrinken


2013 Malbec Devil Proof, Barrow Ranch
Die grössten Malbec’s gib es in Argentinien. Darin, respektive war ich mir ganz sicher. Und – die ganz grossen Malbec-Weine aus Argentinien viel brauchen Zeit. Also muss man auf einen ganz grossen Malbec halt immer warten. Zwei Mal falsch. Erstens muss man auf einen ganz grossen Malbec nicht immer warten. Und zweitens; die ganz grossen Malbec’s kommen nicht nur aus Argentinien. Was dieser Wein aus Kalifornien (Alexander Valley) beweist. Inmitten von ganz vielen Bordeaux kam dieser Bein blind ins Gabriel-Glas während der Primeurwoche auf Clos Dubreuil. Der Gastgeber Benoit Trocard freute sich diebisch, weil wir miserable Weinrater waren. Aber lieben einen sehr guten Wein nicht erraten, wie umgekehrt. Das Ding war feinfruchtig, zeigte ebenso viel Würze und der Gaumen war sublim, reich und gleichzeitig geschmeidig fein. Ein Jungwein, bei dem man ganz und gar nicht sicher ist, wann denn seine beste Zeit wäre. Hat mich sehr beeindruckt. Auch als ich den Preis hörte! 19/20 


BORDEAUX 2015 GANZ GROSS;
IN WEISS, ROT UND SÜSS


Die Bordeauxwinzer empfingen uns mit einem freudigen Lächeln. In deren Keller schlummert nämlich in den Barriquen ein sehr, sehr guter Jahrgang…


Elf Tage lang haben wir uns durch den noch jungfräulichen Bordeauxjahrgang 2015 durch degustiert. Unser Team; Tjark Witzgall (Einkäufer von Mövenpick), André Kunz (Schweizerische Weinzeitung), Luigi und Luigino Zanini (Tessiner Winzer) und meine Wenigkeit; René Gabriel.

Das Interesse an grossartigen Weinen ist logischerweise disproportional grösser als bei etwas bescheideneren Jahrgängen. Bei unterschiedlichem Preis – versteht sich.


Die erste Frage ist immer, wie denn das sich ankündigende «Millesime» wirklich ist und wie der Jahrgang gegenüber möglicherweise vergleichbaren Weinen einzustufen ist.


Für mich ist 2015 ein Blend zwischen 80 % vom Jahrgang 2005 und 20 % vom 2010er. Also Friede – Freude – Eierkuchen?


Leider nicht ganz. Um den Bordeaux 2015 generell als ganz grossen Jahrgang einzustufen müssten nämlich verschiedenste Bedingungen erfüllt sein…

Ein ganz grosser Jahrgang ist es jeweils, wenn die Grundkategorien «weiss», «rot» und «süss» Topweine abliefern. Das ist heuer ganz sicher der Fall.


Ein ganz grosser Jahrgang ist es jeweils, wenn sowohl am linken Ufer (Médoc und Graves) wie auch am rechten Ufer (Libournais) gleichwertige Spitzenqualitäten zu finden sind. Das ist heuer ebenfalls der Fall.


Ein ganz grosser Jahrgang ist es jeweils, wenn die Zweitweine zwar logischerweise weniger Konzentration aufweisen, jedoch trotzdem viel Aromatik vom Grand Vin reflektieren. Das ist heuer nicht der Fall. 


Ein ganz grosser Jahrgang ist es jeweils, wenn das mögliche Klassement integer ist und die teuersten Weine klar vor den etwas günstigeren Mitkonkurrenten liegen. Das ist heuer nicht ganz der Fall.


Ein ganz grosser Jahrgang ist es jeweils, wenn sich sämtliche der wichtigsten Appellationen auf hohem Qualitätsniveau befinden. Das war heuer nicht der Fall.


Ein ganz grosser Jahrgang ist es jeweils, wenn auch bescheidenere Lagen tolle Weine abliefern. Auch das war leider nicht der Fall.

Ein ganz grosser Jahrgang ist es jeweils, wenn es ganz viele grossartige Weine zu vermelden gibt. Und das stimmt beim Bordeaux 2015 ganz sicher!


Die Summe der bestbewerteten Weine reflektieren einen ganz grossen Jahrgang. Das ist unbestritten. Ich glaube auch, dass sich die vielleicht momentan nicht im Rampenlicht stehenden Crus sehr gut entwickeln werden und zu tollen Werten heranreifen. 


Primeur-Marathon: Geschätzte 1000 Weine habe ich während 11 Tagen verkostet. Die spannendsten und besten habe ich in meinen HP-Laptop «gehackt». In der Gabriel-Suchmaschine www.bxtotal.com kann man nach 432 Bordeaux 2015 surfen.


Rotwein-Bilanz: 7 Weine mit 20/20 / 40 Weine mit 19/20 / 91 Weine mit 18/20 / 170 Weine mit 17/20, plus weitere…   


Süsswein-Bilanz: 3 Weine mit 20/20, 5 Weine mit 19/20 / 12 Weine mit 19/20 / 7 Weine mit 18/20, plus weitere… 


Weisswein-Bilanz: Kein Wein mit 20/20 / 5 Weine mit 19/20 / 7 Weine mit 18/20 / 25 Weine mit 17/20, plus weitere…


Preise im Aufwind: Bessere Qualität – höhere Preise. Leider ist das eine unüberwindbare Formel. Nach vier mässigen bis zwar sehr guten Jahren, schlummert jetzt endlich wieder ein Spitzenjahrgang im Keller. Aus meiner Sicht lag die durchschnittliche Preislatte der Jahrgänge 2011 bis 2014 zu hoch. Wenn man will, dass der Primeur läuft, dann muss man auch wirkliche Primeurpreise machen und nicht den angespannten Markt permanent ausreizen. Für den Bordeaux 2015 rechne ich mit einer Preissteigerung von 5 Prozent für die einfacheren Weine und bis 40 Prozent für die rund 50 Prestige-Crus.


Achtung beim Kauf: Viele Châteaux werden einem allgemeinen Preistrend nach oben folgen. Hingegen nicht immer mit einer parallel vergleichbaren Qualität. Also genau hinschauen, wer da wirklich reüssiert hat und wer die Trittbrettfahrerstrategie ausnützt. Dafür soll dieser umfassende Gabriel-Bericht eine wertvolle Stütze sein.


Sieger-Endziffer «5»: Vergleicht man alle Endziffern seit dem Ende des zweiten Weltkrieges, so schafft es der aktuelle 2015er in die Siegerserie. Ausser dem Jahrgang 1965 waren alle gross und somit gesamthaft besser als alle anderen «Endzifferjahrgänge».

1945, 1955, 1975, 1995, 2005 gelten alle als grosse bis legendäre Jahrgänge. Und genau da wird sich der 2015er auch einreihen…

Der grosse PDF-Bericht auf 55 Seiten: www.bxtotal.com


AUSONE-TROTANOY-SPAGHETTI


Nein das ist kein neues Rezept! Es ist eine alte Tradition, dass ich jeweils bei Sophie Fourcade an einem Abend während der Primeur-Zeit die speziellen Gabriel-Spaghetti koche. Dieses Jahr halfen mit André und Tjark beim Gemüse schnetzeln.Die Gäste (alles Winzer) nehmen dann jeweils «Etwas» aus deren Keller mit. Alain Vauthier erschien mit dem 2006er Château Ausone. Edouard Moueix mit einer Magnum 1990 Trotanoy. Die Hausherrin holte aus der Schatzkammer den wunderbar gereiften 1964er Clos St. Martin. Und viele weitere schöne andere Flaschen standen noch zusätzlich auf dem Tisch. Also war dies ein ziemlich ausufernder Spaghetti-Bordeaux-Plausch! 


WIEDER AUF DEM MARKT: CHÂTEAU LATOUR 2000


Jetzt hat der Latour-Direktor Frédéric Engerer wieder eine Tranche vom 2000er Latour auf den Markt geworfen. Er hat ihn gehätschelt auf dem Weingut. Schier 15 Jahre lang durfte er in den Flaschen schlummern. Es ist ein sehr grosser Wein und ich gebe ihm 20/20. 


Die neuen Tranchen werden jetzt von den Weinhändlern um 1000 Franken angeboten. Mit einer eher knappen Marge, weil der jetzige Abweingutpreis nicht gerade eben megadiskonitg war.


Wer nicht von der neuen Tranche kaufen will, der geht auf den Winesearcher und kauft sich aus gut 20 günstigeren Angeboten welche noch den ganz normalen Marktvolutionspreis - vor der neuen Tranche - aufzeigen.


Was beweist, dass die richtigen Spekulanten nicht im Handel, sondern auf den Châteaux zu suchen sind. Darin ist der Engerer-Latour Weltklasse!!!


VOSKEHAT, RKAZITELI, ARENI



Frage an Radio Eriwan: Ist es möglich in Armenien grosse Weine zu machen? Antwort: Im Prinzip ja, aber…


Der Weinbau in Armenien liefert wohl die älteste önologische Geschichte der Welt.
Auf dem Berg Ararat (im Bild oben) soll einst die Arche Noah gelandet sein. Und dann soll rund um diesen Berg herum der erste Weinbau entstanden sein.

Für diese Behauptung gibt es auch Beweise. Seit der Entdeckung dieser Stätte (Bild unten) im Jahr 2007. Ich bin dort in einer der ältesten, je dokumentierten Kellereien gestanden, habe die Ausgrabungen gesehen und die in der Erde eingelassenen Amphoren. Das war vor 6100 Jahren. Unter «Areni 1 Cave» kann man nach dieser unglaublichen Geschichte surfen.


Meine Armenien-Entdeckungsgeschichte begann im Jahr 2015. Damals waren wir auf einem Weingut in Ungarn zu Besuch. Dort traf ich den Josef Watzl. Er erwähnte, dass er für den Armenischen Staat als Berater engagiert sei. Dies, um dort gewissen Weingütern als Entwicklungsprojekt mit seiner önologischen Erfahrung im Qualitätsmanagement unter die Arme zu greifen.


«Das interessiert mich», sagte ich ihn und fragte ihn spontan, ob ich ihn einmal auf seiner Tour begleiten dürfe. Schnell war ein Termin definiert. Die Flugtickets gebucht und im März 2016 ging es los nach Eriwan/Yerewan.

Hin mit der Lot via Warschau. Zurück dann mit der Austrian via Wien. Zwei meiner Weinfreunde (Karl Bucher und Hugo Gabriel) begleiteten mich.


Vor dem weinigen Reisebericht hier eine kurze Zusammenfassung…


Armenien ist ein Weinland mit einer gigantischen Vergangenheit, mit einer mässigen Gegenwart und mit einer versprechenden Zukunft. Was die Qualität der Weine anbelangt.                                                                Der Reisebericht ist auf www.bxtotal.com


«WEIN» AUS GRANATÄPFELN

Aghasi Baghdasaryan schenkt mir seinen Armenischen-Granatapfelwein ein. Er sei etwas gewöhnungsbedürftig, meint er mit einem Augenzwinkern. Aber wenn man sich einmal an ihn gewöhnt habe, dann werde man fast süchtig.


Das Ding riecht und schmeckt wie eine Mischung aus roter Zichorie, Kartoffelschnaps, Geraniol, unreifen Joschtabeeren, nach grünem Holz. Weniger fruchtig wie medizinal. Und – sekundär lief da auch ein gewisser Schauer durch den Körper. Ich nehme an, die Gewöhnungsbegeisterungsphase dauert da in der Regel mehrere Monate…


ARENI AUS DER PET-FLASCHE


Auf den Strassen durch die Weingebiete gibt es immer wieder «mobile Shops». Dort werden allerlei Dinge angeboten. Vorwiegend aber Äpfel in allen Farben und Wein. Nicht in Flaschen, sondern in gebrauchten Petgebinden von 1.5 bis 5 Litern. Der Liter kostet umgerechnet etwas weniger als zwei Euro.


Ein Strassenverkäufer wollte unbedingt, dass wir seinen Wein probieren und hatte dafür besonders kleine Gläser griffbereit.


Die Reisebegleiterin meinte: «Er mäuselt ein Bisschen». Ich gab keinen Kommentar ab. Aber als ich wieder im Bus war, zog ich mir diskret das Hemd aus der Arschspalte…


MARGAUX IN ESCHENBACH



Wie viele Weingüter gibt es in der 1’100 Hektar grossen Appellation Margaux?


Es gibt 21 Grand Crus. Also klassierte Gewächse. Dazu kommen 11 Cru Bourgeois. Und noch drei Cru Artisans. Macht summa summarum 35 mehr oder weniger grosse Weingüter. Plus noch ein paar nicht katalogisierte Crus welche unter man unter «ferner liefen» bezeichnen könnte. 

Wer das Titelbild etwas studierte und sich in Bordeaux mit Weingütern und Etiketten auskennt, der hat sofort gemerkt, dass es sich beim Titel nicht um irgendeinen Margaux handelt, sondern um Château Margaux himself. Das ist der einzige Premier Grand Cru in der Appellation und somit ist er auch entsprechend honorig im Markt dotiert. 


Eschenbach? Da kämen zwei helvetische in Frage. Ein Freund von mir, der in Hong Kong lebt, wollte mich einmal besuchen und stellte auf seinem Navi «Eschenbach» ein. Anstatt die Adresse, nur Zentrum. Dort angekommen wollte er sich einlotsen lassen. Er sei jetzt beim Steiner Beck und wo er jetzt hinfahren müsse.

«Steiner Beck haben wir keinen, aber das Brioche», antwortete ich ihm.


Auf der anderen Seite sei der Blumen Rüegg, fuhr er weiter.


«Wir haben keinen Blumen Rüegg, sondern den Floralia».


So langsam aber sicher wurde auf beiden Seiten klar, dass das geplante Mittagessen wohl an diesem Tag nicht stattfinden würde.

Uns trennte nämlich eine Stunde Fahrzeit. Mein Hong-Kong-Freund war nämlich in den Kanton Sankt Gallen nach Eschenbach statt in den Kanton Luzern gefahren.


Im «richtigen Eschenbach» wohnen Karin und René Gabriel. In einem «All-in-one-house»: Wohnung, Büro, Glaslager und Weinkeller. Alles vorsichtshalber alarmgesichert.


Und da fand an einem märzigen Freitagmittag eine besondere Probe statt. Mit 16 Jahrgängen von Château Margaux von 1934 bis 2000. Begleitet von einem einfachen, selbst gekochten Mittagessen…


Die beiden Sieger mit je 20-Punkten: 1983 und 1990. Mehr und noch mehr: www.bxtotal.com 


ULYSSES: DER NEUE DOMINUS BRUDER


Das ist neue Moueix-Napa-Winery. Die liegt am so genannten Rutherford Bench, am Fusse der Mayacamas Moutains. 


Im Jahr 2008 kauft Moueix einen grossen Teil der Charles Hopper Ranch. Die dazu gehörende Winery gleicht einem Schuppen, bei dem man eher Traktoren wie Gärtanks vermuten würde. Aber das Gebäude hat auch einen ganz besonderen Charme. Es erinnert irgendwie an die «gute alte Napa-Zeit». Damals, als die Weingüter noch richtige Farmen waren und nicht solche Disneyland-Gebäude-Konstrukte wie man diese heute nicht selten links und rechts der Hauptstrasse zwischen Napa und Calistoga sieht.

Die Rebberge liegen an Toplagen, brauchen aber noch Investitionen und Korrekturen bis der erste Wein als «Ulysses» gefüllt wird.

So deklariert Moueix die folgenden Jahrgänge, respektive er verkauft den Wein.


Mit dem Jahrgang 2012 ist es endlich so weit. Der kommt jetzt (Frühjahr 2016) auf den Markt. Es ist ein Trilogie-Blend aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Petit Verdot.

In Amerika soll dieser Wein um die 175 bis 200 Dollar pro Flasche kosten. In der Schweiz lanciert Mövenpick als Exklusivimporteur den allerersten Ulysses zu CHF 185.


2012 Ulysses, Napa Valley: Tiefes Purpur, satt in der Mitte, Granatschimmer am Rand. Klassischer Cabernetbeginn mit viel dunklen Beeren und schwarzen Kirschen, zeigt Tiefe an und dokumentiert eine schöne Würze im Untergrund, dicht und an der Luft nur langsam zulegend. Im Gaumen fleischig, verlangende Konturen in der Adstringenz aufweisend, satt, leicht körnig im Extrakt mit gut stützender Säure. Von der Vinifikationsart her beruhigend klassisch. Man könnte ihm durchaus eine gewisse Bordeaux-Affinität (Saint Estèphe) attestieren. Das ist kein spontaner Jung-Cabernet Sauvignon, sondern ein Klassiker der Zeit brauchen wird um sich (noch) mehr von sich zu zeigen. Also wirkt hier die Moueix-Signatur ganz deutlich. 19/20 2020 – 2036                              The whole Story



KRACHER: JE SÜSSER DESTO BESSER?


Wenn man Blindverkostungsresultate ansieht, so könnte man es meinen. Und genau da steht praktisch immer ein Name zuvorderst in den Hitlisten, egal welch andere Weine da aus welch anderen Ländern mit anderen Ausbauarten und Rebsorten antreten: Kracher!


Über Generationen hat sich der Weinlaubenhof in Illmitz an die Weltspitze emporgearbeitet und Lorbeeren eingeheimst. Aber auf Lorbeeren darf man sich nicht ausruhen und das hat Gerhard Kracher auch ganz und gar nicht im Sinn.


Wir trafen bei unserem Besuch einen besonders strahlenden Winzer an. Ob es wohl an der just zuvor getätigten Hochzeit mit seiner Bettina lag oder am ausufernd gelungenen Jahrgang 2015? Es war wohl Beides!

Im Jahr 2014 wird es nur eine einzige TBA geben. Und nur wenig. Und der grösste Teil wird da wohl auf dem Weingut bleiben. Denn der Sohn Luis ist in diesem Jahr geboren… 


Es ist klar, dass die Topweine von Kracher von bei den Trockenbeerenauslesen zu finden sind. Trotzdem habe ich mich bei der Selektion der goldenen Mittelklasse für eine Beerenauslese entschieden. Die Mitte zwischen TBA und Auslese liegt ja schliesslich auch genau dort!


2012 Cuvée Beerenauslese, Kracher: Dunkles Gelb, leuchtend. Offenes Bouquet, viel reife Melonen, frischer Honig, Kamille und Mirabellenmarmelade, alles vermischt mit einem Hauch von Safran. Füllig-saftig im Gaumen und wunderschön balanciert. Da kann man schon nach einem zweiten Glas schielen. Preis: 0,375 lt.: € 16.00. 17/20 trinken – 2027                                     www.kracher.at


GOLDENE AUSTRIA-WEIN-MITTE


Im Jahr 2001 exportierten die Winzer aus Österreich etwas mehr wie 85 Mio. Liter Wein. Dies bei einem Umsatz von 70 Mio. Euro. Letztes Jahr war ein neuer Rekord angesagt…


Der Umsatz stieg auf 145 Millionen Euro. Aber bei einer geringeren Menge wie im Jahr 2001. Exportiert wurden nämlich 50 Mio. Liter Wein. Genau diese Zahlen zeigen ganz deutlich auf; die Österreicher Winzer performen in den letzten Jahren mit Qualität, Qualität und nochmals Qualität!

Solche Erfolge kann man nur feiern, wenn zwei Elemente ganz besonders stimmen. 

  1. Der Preis
  2. Die Qualität

Sagen Sie mir jetzt nicht, Sie hätten das schon vorher gewusst! Doch so einfach ist es nicht. Bei den billigen Weinen ist der Preis der wichtigste Kaufentscheid. Bei den teuersten die Ratings. Die besten Wertungen erhalten meistens die «Kompetitionsweine». Das sind meist etwas grösser scheinende und besonders outfitkokettierende Bouteillen die an Blindverkostungen logischerweise ganz vorne dabei sind. Oder zumindest hofft der Winzer das dem möglichst oft so ist… 


Doch die Siegerweine sind oft (zu) mastig. Es fällt leicht den Wein über den grünen Klee zu loben. Aber es fällt schwerer ein zweites Glas davon zu trinken. Besonders, wenn noch zu jung. Und die billigen Weine trinkt man zwar mit einem gewissen Genuss, aber nicht besonders aufmerksam. 


Bei diesen sich konsequent polarisierenden Kontrahenten geht die «goldene Mitte» konsequent unten durch. Leider!


Eine gute Woche war ich in vielen verschiedenen Weinbauregionen Österreichs unterwegs. Dabei habe ich viele so genannte Spitzenwinzer besucht. Die Weine habe ich durchs Band verkostet. Vom billigsten bis zum teuersten.

Dabei habe ich diesmal die Preislisten ganz besonders sorgfältig studiert. Und ich habe jeden Preis mit dem degustierten Wein in Wert-Genuss-Relationen gesetzt. 

Und für einmal habe ich bei jedem Winzer nach dem ganz besonderen Weinwert gesucht und diesem dann auch in der Folge eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt.


Das Resultat ist ein Eldorado von Weinen, die man eigentlich kaufen und mittelfristig geniessen sollte. Solche Weine sind den Ottonormaltrinkern in der Regel zu teuer und der Freak beachtet diese gar nicht. Das ist einerseits schade. Aber andererseits auch gut so. Denn so ist eine neue Mittelklasse entstanden, für intelligente Value-Geniesser.


Die «goldene Mitte», welche jetzt über 16 besonders weinige Seiten lang dokumentiert wird, hat der kurz vor Christus gelebte römische Dichter Horaz schon ganz klar definiert. In seiner Sprache hiess das «medio tutissimus ibis». Was so viel hiess wie «in der Mitte gehst Du am Sichersten». Oder aber auch «die Wahrheit liegt in der Mitte».


Und jetzt habe ich, mehr als 2000 Jahre nach Horaz den goldenen Mittelweg gesucht. Und – bei praktisch jedem Winzer gefunden.


Da sich die Betrachtungsweise mehrheitlich auf den sagenhaft gelungenen Jahrgang 2015 richtet, war das nicht besonders schwer. In solchen Jahren sind die einfachen und die Spitzenweine nicht so weit entfernt wie in meteorologisch leidgeprüften Jahrgängen.       


Daraus ist eine Einkaufsempfehlung entstanden die cleverer ist als alle euphorischen Bewertungshitlisten.

Es ist die Definition einer Klasse, bei der Sie möglicherweise mehr Wein erhalten, als dass man dafür bezahlen muss.


Sinngemäss für diese These habe ich als Titelbild ein Foto einer Filiale von Wein & Co. ausgewählt. Dieser in Österreich omnipräsente Weinhändler ist Platzhirsch mit einem enorm vielfältigen Angebot. Von billig bis ganz teuer.


Also auch die ganze Bandbreite. Da wird die Auswahl vielleicht gar manchmal zur Qual. Wer sich eine gewisse Weinintelligenz aneignen will – der probiert. Oder kauft sich zuerst nur eine Flasche und probiert zu Hause. Oder in den oft integrierten Weinbars. Auch da ist Wein & Co. führend.

Was ich damit sagen will; auch da würden Sie viel von der goldenen Mittelfeldklasse finden. Aber definiert hat diese Klasse noch nie jemand so richtig. Und es gibt dafür auch keine Norm.


Ein billiger Wein kann jederzeit zu teuer sein, wenn er seine generellen Anforderungen nicht erfüllt. Und bei den ganz teuren Bouteillen ist noch lange keine ultimative Genuss- und Erlebnisgarantie mitten in der Flasche angesiedelt.


Ich bin fest überzeugt, dass Sie im goldenen Mittelfeld die wenigsten Risiken eingehen. Besonders nicht, wenn Sie sich gewisse Positionen der nachfolgenden Weine auf Ihre ganz persönliche Einkaufsliste setzen…


Wir haben in einer Woche 27 Winzer besucht. Wir sind dabei 1255 Kilometer mit dem Mietauto gefahren. Haben in Tanks, Fässer und Gläser geschaut. Eindrücke notiert und dabei ganz genau 439 Weine verkostet. Der 16-Seitenbericht


DIE HIRTZBERGER-HOCHRAIN-SENSATION


Der Hirtzberger Hochrain ist immer wieder für eine Überraschung gut. Nur merken es nicht immer alle. Dabei basiert seine Erfolgsstory auf einem jahrzehntelangen Fundament.

Der 1983er erhielt von Falstaff (Bewertung von Helmut Rome) einst 21 von 20 Punkten.

Ich verkostete beide Varianten vom Jahrgang 1986. Den etwas milderen, respektive leichteren Kabinett und den sagenhaften Honifogl (heute Smaragd), dem ich das Punktemaximum verlieh. Das war vor immerhin gut 10 Jahren. Es war die allerletzte Flasche im Restaurant Sodoma in Tulln.

Und wieder zurück zum Falstaff; der 2012er lag bei sagenhaften 97 von 100 Punkten. 


Nach der langen Verkostung luden uns Irmgard und Franz Hirtzberger (Bild oben) zum Nachtessen ein. Weil mir der 2015er so enorm gut gefiel, fragte ich, ob wir vielleicht nicht grad den ganzen Abend «nur» Hochrain trinken dürften. Die unverschämte Anfrage wurde gleich mit drei unvergesslichen Magnumflaschen belohnt.

1995 Riesling Hochrain Smaragd, Hirtzberger: Magnum. Intensives, gereiftes Gelb mit ersten Goldreflexen. Das ausladende Bouquet zeigt eine wunderschöne Firne, so hat er verdienterweise gewisse laktische Tendenzen, feine Honignuancen, Quittengelee und Kümmelnoten, dahinter Senf- und Estragonwürze zeigend. Cremiger, fast öliger Gaumen, eine reife, schier kompottige Frucht zeigend. Trink sich wie ein mit Botrytis durchzogener, hochreifer Burgunder und endet mit einem verführerischen Caramelfinish. 18/20 austrinken

1997 Riesling Hochrain Smaragd, Hirtzberger: Magnum: Mittleres, eigentlich erstaunlich wenig gereiftes Gelb. Das Bouquet brauchte Luft und begann mit medizinalem Schimmer und gewissen Pertinaxnuancen, dann Karambollefrucht, mit typischer Veltinerwürze und Spuren von kaltem Rauch im Untergrund, entwickelte immer mehr Kräuternuancen mit dem Luftzutritt. Im Gaumen noch viel Rasse und Kraftspuren zeigend, Pfeffernoten im satten Extrakt, durch seine noch vife Säure wirkt er immer noch sehr jung. Auf jeden Fall jünger als er ist. Vielleicht war da aber auch ein gewisser Magnumbonus zu verzeichnen. 19/20 austrinken 


2005 Riesling Hochrain Smaragd, Hirtzberger: Magnum: Leuchtendes Gelb mit zart grünlichem Schimmer. Ein nasales Powerfruchtpaket mit viel reifen Mirabellen und delikaten Harznoten, sowie Tannenschösslingen. Im Gaumen kompakt dicht, wie ein fein gebündeltes, irgendwie fast noch verschlossenen Paket daherkommend. Ein irgendwie unterschätzter Jahrgang der in dieser Form eine rauschende Performance hinlegte. 18/20 trinken – 2028


2015 Riesling Hochrain Smaragd, Hitzberger: Fassprobe. € 34.00. Noch hell, kaum gelbliche Reflexe. Selten habe ich bei einer Jungprobe so viel explosive Frucht bei einem Hochrain erlebt, das Ding geht ab wie eine Rakete mit gelber Frucht, viel Aromatik und einer besonders reifen Expression von purer Rieslingaromatik. Das Extrakt ist komprimiert, zeigt aber durch die reife Säure erste Rundungen und fängt schon an sich zu formen. Der Gaumen ist absolut perfekt und so bleibt nur ein Ausweg: 20/20 2019 – 2040


Der Hochrain ist der Auslauf vom Singerriedl und liegt somit am Fuss dieser Prestigelage. Die Bodenbeschaffenheit ist geprägt von Verwitterungsböden mit einer dünnen Auflage von sandigem Lehm. Die Grösse beträgt 0.75 Hektar. Die ältesten Reben sind aus dem Jahr 1952. Die jüngsten sind 10 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt beträgt 35 Jahre.


Hirtzberger 2015: Ganz besonders ist mir da noch der Grüner Veltliner Axpoint (19/20) aufgefallen. Alle anderen Weine erfüllten locker die Lagen- und Jahrgangserwartungen. Spass bereitete auch die einzige Steinfeder, der Grüner Veltliner Donaugarten (€ 12.00)!


BUNKERN SIE RESVERATROL!!!

Dank der speziellen Chemikalie Resveratrol abnehmen? Sie hindert die Fettzellen im Körper daran, noch fetter zu werden. Anscheinend sagen zwei Gläser Wein am Tag dem Übergewicht zu 70% den Kampf an.

Das entspricht locker einer halben Flasche am Tag! Die Universität von Dänemark fand außerdem heraus, dass Weinliebhaber, die jeden Tag trinken, eine schlankere Taille haben, als die, die bloss gelegentlich trinken. Harvard führte eine Gewichtszunahme-Studie mit 20 000 Teilnehmern durch, bei denen etwa die Hälfte der Gruppe, die zugenommen hatte, Nicht-Trinker waren.

Aber wieso Wein erst Abends trinken? Es stellte sich heraus, dass die Kalorien in Wein helfen, satt zu bleiben und in Folge dessen das Verlagen nach einem Mitternachtssnack gestillt wird. Ein Glas Wein hat in etwa 150 Kalorien, was viel weniger ist als in Chips, Pizza oder Eiscreme. Also auf zum Resveratrolkonsum...


CRU BOURGEOIS SIND SCHNEETAUGLICH


Die Cru Bourgeois kommen alle aus dem Médoc. Seit dem Jahr 1979 ist dieser Begriff durch europäisches Recht geschützt. Im Jahr 2003 wurden bei der Vereinigung Alliance 247 Weingüter nominiert. Dann gab es Einsprachen und Gerichtsfälle. Und dieses Klassement wurde in der Folge im Jahr 2007 annulliert. Ohne neu Regelung.


Rund 44 % der Gesamtanbaufläche, also rund 7'200 Hektar umfassen diese Weingüter im Médoc. Irgendwie repräsentieren diese Weingüter eine «Klasse für sich». Die besten hätten es heute verdient den Status eines Grand Crus für sich zu beanspruchen. Aber am veralteten 1855er-Klassment wurde leider nur einmal gerüttelt. Das war im Jahr 1973, als der Mouton-Rothschild vom Deuxième zum Premier aufsteigen durfte.

   

Oft wird vergessen, dass nicht wenige der heute angesehen «bürgerlichen Gewächse» 1855 noch gar nicht existierten.


Dann kam die Klimaerwärmung welche den etwas benachteiligten Terroirs einen neuen Joker bescherte.

Auch technisch und selektiv haben diese Crus in den letzten Jahren enorm zugelegt. Praktisch jeder Cru Bourgeois macht heute einen Zweitwein. Die Winzer lassen sich von einem externen Önologen beraten. Die Kellereinrichtungen sind auf Vordermann gebracht. Zum Ausbau leistet man sich in der Regel genauso viel neues Holz, wie dem Schützling zuträglich ist.


Für mich liefert diese Kategorie ein Eldorado an preiswertem und qualitativ hochstehendem Bordeauxgenuss. Seit dem Jahr 2000 habe ich bei Mövenpick jedes Jahr einen Cru Bourgeois als Titelwein für die Subskription selektioniert.

Der Primeurverkaufspreis lag jeweils immer unter 20 Franken pro Flasche. Bisweilen kaufte ich jeweils rund 40'000 Flaschen von diesem Bestseller. Und ganz viele Kunden sind und waren fast immer ganz glücklich mit diesem wunderbaren «Bordeauxschnäppchen».


Besonders im Médoc bezahlt man für die renommiertesten Grand Crus mehr als man eigentlich bekommt. Immer mit der Hoffnung, dass sich der Wert wenigstens steigere. Bei den meisten Cru Bourgeois bekommt man mehr Bordeaux, als man bezahlen muss.


Das ist meine felsenfeste Botschaft. Und gerade deshalb bin ich ein unermüdlicher Ambassador dieser unterschätzen Elite.


Und genau aus diesem Grund entkorkte ich ganz gerne ab und zu bei einer grösseren Gesellschaft solche Crus und es gelingt mir meistens, das Publikum zu verblüffen.


Auf den Bordeauxreisen veranstalte ich seit mehr als 20 Jahren eine «Casse Croute Bourgeois». Da lade ich etwa 15 bis 20 solche Winzer ein und diese nehmen ihren Wein mit und vermischen sich mit unserer Reisegruppe. 

Dazu servieren wir in Buffetform regionale Spezialitäten und für ganz viele der Teilnehmer ist das dann jeweils der Höhepunkt der unvergesslichen Bordeauxreise.


In meinem zugegeben gut dotierten Keller gibt es ganz viele verschiedene Weine aus diesem bürgerlichen Feld. Ich lasse diese Flaschen dann schlummern. So, dass ich bei Events dem Publikum auch beweisen kann, dass auch diese Güter auch ganz hervorragend reifen können.


So geschehen an einem februarigen Mittwoch in Engelberg. Die Weine hatte ich schon drei Wochen zuvor angeliefert, damit sich diese akklimatisieren konnten. Und das war wichtig, denn dieser besonders alpine Event fand auf 2222 Meter statt. Im Bärghuis Jochpass, in der Engelberger Titlisregion.


Den Hüttenwart Erwin Gabriel kenne ich seit ganz vielen Jahren und eine Saison haben sogar in der gleichen Küche gekocht. Nämlich im Waldhaus auf dem Bürgenstock. Das war genau vor 40 Jahren. Also 1976.


Doch jetzt zum Veranstaltungstag. Ich fuhr mit dem Zug von Eschenbach nach Engelberg. Dann mit der Gondelbahn bis Trübsee. Dann hätte ich gerne die Verbindungssesselbahn genommen. Aber leider war die nur für Skifahrer reserviert. Also lief ich mühsam über den gefrorenen Trübsee und kam halbsteif zur richtigen Sesselbahn, welche dann glücklicherweise Fussgänger bis zum Bärghuis transportierte. Ein kurzer Tenuwechsel – dann die Ablaufbesprechung mit dem Team…


Die Flaschen entkorkte ich alle selbst und prüfte, ob sich allenfalls eine korkige Bouteille darunter befand. Wir hatten Glück. Nur eine Poujeaux korkte. Die anderen 53 Flaschen waren tadellos. Also gab es genau gleich viel Flaschen zum Verkosten und geniessen wie Anzahl Personen. Den zusätzlichen Apéro zum Beginn nicht mit eingerechnet.   


Wie 1996 Chasse-Spleen, 1998 Poujeaux, 2009 Mayne-Lalande, 2010 du Retout und 2011 Andron schmeckten: www.bxtotal.com


EIN GANZ GROSSER MERLOT AUS SÜDFRANKREICH


Die Region Pays d’oc liegt, wie wohl bekannt in Südfrankreich. Aus den rund 90'000 Hektar Reben werden jährlich 770 Millionen Flaschen produziert. Rund 1800 Weingüter gibt in dieser Region. Und 230 Weinbaugenossenschaften. 56 verschiedene Rebsorten werden angepflanzt.


Das ist die gigantische Seite vom Pays d’oc. Und nun zu einem ganz kleinen, wenig bekannten Weingut. Gibt man den Begriff «Chante Cocotte» im Google ein, so lieferte die Suchmaschine gerade mal 173'000 Ergebnisse. Die Webseite liefert vor allem viel Poetisches. Wie man zum Merlot kam und warum er angepflanzt wurde erfährt man nicht.


Aber der teuerste Wein ist dieser Chance Cocotte und das ist ein 100%iger Merlot.
Und der ist unglaublich gut. So gut, dass man ihn ohne Weiteres in Blindverkostungen schmuggeln könnte. Klickt man auf die spärlichen Informationen, so erfährt man, dass der einst weltbeste Sommelier Gerard Basset ihn als «vraiement excellent» beschrieben hat.

Und dass ein gewisser René Gabriel dem 2010er im WeinWisser 19 von 20 Punkten attestierte.


Das ermutigte den Besitzer Régis Franc (auch Comic Zeichner und Régisseur) mir die beiden neuen Jahrgänge per Post in die Schweiz zu schicken. Mit der Bitte um einen kleinen Kommentar. Irgendwie vergass ich die Flaschen ein paar Monate. Respektive die lagen dort wo noch viele andere Flaschen bei mir irgendwo in der Kellerecke dösen, welche mit der unaufdringlichen Forderung für einen «kleinen Kommentar» auf den Korkenzieher, auf das Gabriel-Glas, auf den Gabriel selbst und auf die Laptoptastatur warten.


Noch ganz knapp sieht man auf dem Titelbild auf dem Holzdeckel die Ortschaft Fontecouverte. Das Dorf befindet sich Luftlinie etwa 18 Kilometer von Narbonne und dem Meer entfernt. 


2011 Chante Cocotte, Pays d’oc: Extrem dunkles Weinrot, blutrotes Purpur. Das Bouquet zeigt Duck, liefert viel rote, süsse Beeren, ein Hauch von Konfitüre, aber auch frisch gepflückte Johannisbeeren, Melissentouch, eichige Röstnoten, welche aber zum Gesamtbild passen, fein leimige, respektive auch laktische Konturen vermittelnd. Samtiger Gaumen, konzentriertes Extrakt, eine gut stützende Säure zeigend und diese Konstellation macht Länge. Das erstaunlich an diesem Wein ist die präzise Frische. Das Finale ist nachhaltig und liefert abermals einen gewaltigen Beerencocktail. Ein grosser Wein für Blindverkostungen in dieser Rebsortenkategorie. Vom Typus her erinnert er an ganz grosse Toskana-Merlots und er kann es auch mit diesen auch locker aufnehmen. 19/20 trinken – 2023

Soweit so sehr gut. Grossartige Bewertungen und euphorische Beschreibungen. Aber da muss es doch auch Handicaps geben…


Zum Einen hat der Wein grundsätzlich Mal das Handicap, dass man keinem Merlot aus Südfrankreich eine solch grossartige Leistung zutraut. Dann kommt eine weitere, nicht unwesentliche Hürde dazu. Der Wein soll nämlich um die 65 Euro herum kosten.

Und das dritte Problem: Man findet ihn praktisch nirgends! Ausser vielleicht, wenn man auf dem Weingut nachhackt. Einen Shop gibt es auf der Webseite konsequenterweise auch nicht. 


PRINGFONTEIN IST MUSIK IM WEIN

Das wird weder ein Verkostungsbericht, noch ein Winerybeschrieb. Schliesslich waren wir in den Ferien. Und eigentlich landeten wir auch nur durch Zufall auf Springfontein…

Wenn Weinfreaks aber Ferien machen, dann zieht es diese halt doch nicht selten in Weinregionen. Nach Südafrika flogen wir, weil ich da mit 20 Weinfreunden ein paar Tage später eine intensive Weinreise machte. Die Tage zuvor genossen wir mit unserer Familie in Kapstadt und… zuerst auf Springfontein.

Der deutsche Weinhändler Michael Grimm empfahl mir dringendst, dort unbedingt einen Augenschein vorzunehmen.

Es wäre einen Umweg wert. Und das Restaurant sei ausgezeichnet. Nach mehreren Mails mit dem Besitzer buchten wir zwei Tage das etwas grössere Cottage, grad neben dem Weingut. Und – wir erlebten zwei tolle Abende mit Jennifer und Johst Weber (Bild).

Johst war just nach dem Ende der Apartheit von Deutschland nach Südafrika gezogen und kaufte 1994 in einer Region Land, wo kein anderer Wein machte.

Mit wenig Geld und noch weniger Erfahrung. Zurückblickend mit einem mörderischen Pioniergeist.
Das ist jetzt mehr als 20 mühsame Jahre her und auch heute fordert die Region, das System, das Klima und die Wirtschaft immer wieder Tribute und stellt das engagierte und niemals zagende Winzerpaar stetig neu auf die Probe.


Heute ist Springfontein ein kleine, feine Winery die auf Chenin-Blanc und Pintoge setzt. Und zwar kompromisslos, was dann auch in einem eigenen Stil resultiert. Sowohl der weisse Chenin wie auch der rote Pinotage sind keine Schwachstromvarianten.

Im Prinzip könnte man die beiden Kategorien als anspruchsvolle Foodbegleiter titulieren. Und dies wiederum passt dann auch ins angrenzende Konzept. Denn auf Spingfontein gibt es auch einen genialen Restaurationsbetrieb.

Wer also auf der Graden-Route pilgert, der sollte nach Hermanus auf jeden Fall eine kleinen Umweg nach Stanford einplanen. Und nicht nur ein paar Stunden...

http://www.springfontein.co.za

2010 «Gadda da Vida» Springfontein: Violett Schwarz. Eine Nase wie ein blutrünstiger Nord-Rhônewein zeigend; schwarzer Pfeffer, Dörrpflaumen, dunkle Pralinen, Brombeeren. In sich gekehrt und geballt. Im Gaumen cremig, füllig, viel Tiefe anzeigend und eine enorme Kraft, er findet sich aber zusammen und zeigt nicht nur Power, sondern auch Harmonie, im langen Finale mit unglaublicher Würze endend. Das ist ein absoluter Amboss-Pinotage! Ausgebaut in 100 % amerikanischer Eiche. 19/20 trinken


DAS BURGUNDER-ROULETTE


Ob es uns recht wäre, wenn wir für einmal einen ganzen Abend lang Burgunder trinken würden. Er hätte da grad einen schönen Keller aufgekauft und da wären gereifte, grosse Nuits-Weine drin gewesen. Ich freute mich, denn früher hatte ich immer wieder Burgunder-Abende organisiert. Doch es war sehr schwierig diese zu füllen. Es gibt halt leider zu wenig tolerante Burgundertrinker.


Und Toleranz braucht es viel. Denn – bis man endlich wieder einmal einen ganz grossen Burgunder im Glas hat, braucht es eine lange Durstrecke auf dem mühsamen Bugunderpfad. 

Doch wir hatten Glück. Der erste Wein; 1982 Bonnes-Mares von Vogüe (17/20) wusste zu gefallen. 1982 war sehr gross im Bordeaux aber umso kleiner im Burgund. Doch die Lage macht es aus und so strahlte der zugegeben recht säurelastige Wein immer noch im Glas. Noch besser; der 1972 Richebourg von Gros Frère (18/20). So eine richtige Himbeerbombe. Auch mit guter Säure. Diese war aber besser integriert als beim Bonnes-Mares zuvor. 


Noch eine Stufe höher! 1971 Chambertin von Louis Latour. Ein Mustermass an Balance, Eleganz und Finesse. So unglaublich musse-zärtlich kann ein gereifter Chambertin sein. (19/20).


Und es sollte noch besser kommen. Sollte. Aber leider kam es nicht dazu. Der 1964er Chambertin von Louis korkte. Der 1978er Bonnes-Mares von Vogüe auch. Und – das tat dann richtig fest weh; auch die sündhaft teure Flasche 1959 Musigny von Vogüe lieferte ein bestialärgerliches «Zapfenerlebnis».   


Der Burgunderabend war nach diesen drei zermürbenden Versuchen so tot wie nur ein toter Burgunderabend sein kann. Während unser Ärger zögerlich am Abklingen war, ging der Gastgeber in den Keller und kam mit tollen Rhôneweinen und Bordeaux’ nach oben. Geht doch…


Irgendwann werde ich ein solches Experiment widerholen. Man muss Lieben bis es weht tut!!!


DIE SPINNEN DIE FRANZOSEN

Was Preise anbelangt bin ich eigentlich verblüffungsresitent. Denn - ich bin mich Einiges gewohnt.


Bis jetzt! Heute kam eine Offerte rein für eine Flasche Musigny 2012 von Leroy. Preis: 8500 Euro.


Das ginge ja noch. Aber da kommt noch die Mehrwertsteuer dazu. Das war mir dann doch etwas zu viel...


2013 Coeur de Domaine blanc Rouvinez, Valais AOC


Um es vorweg zu nehmen, das war ein ganz beeindruckendes Walliser-Weissweinerlebnis! Der Blend besteht aus 70 % Petit Arvine, 20 % Savagnin Blanc und 10 % Marsanne. Selektioniert werden die Trauben aus den allerbesten Lagen von Rouvinez. Die Farbe ist von sehr intensivem Gelb mit grünlichen Reflexen. Der Beginn ist zart vanillig, doch dann kommen sehr schnell die «effektiven» Aromen; Zitrusöl, Quitten, Reineclauden mit einem Hauch von würziger Akazie. Insgesamt komplex und zulegend an der Luft und ganz klar eine intensive Mineralität abliefernd. Im Gaumen von guter Säure und einer feinen Adstringenz (Potentialanzeige), leicht pikante Zungenspitze zeigend, oben cremig unten mit feinem Nerv. Ein noch sehr üppiger Wein in seiner Jugend. Durch sein Potential lohnt es sich, noch zwei Jahre zu warten und dabei wird er sich zugunsten von Eleganz «Verschlanken».

Gehört für mich zu den spannendsten Weissweinen der letzten Monate und ist eine echte Entdeckung. Getrunken bei Fischer Weine in Sursee. Und sagen Sie jetzt nicht, dass Sie nicht bereit sind für einen solch grossen Schweizer Weisswein 38 Franken auszugeben!!! Das würde glatt an Budgetdummheit grenzen. 18/20


KLEINER BETRIEB MIT VIELEN WEINEN


Von René Gabriel: www.bxtotal.com


Vom Quereinsteiger zum Spitzenwinzer! 1981 gelangte Toni Ottiger zum Weingut Rosenau in Kastanienbaum. So gesehen, kann der umtriebige Luzerner Winzer heuer sein 35jähiges Winzerjubiläum feiern.


Ottiger hat in dieser Zeit viel bewegt und erreicht. Gemäss Sonntagszeitung gehört sein Pinot Noir «B» zu den 50 besten Schweizer Weinen.


Und dieser wiederum wird jedes Jahr in der Schatztruhe der «Memoire des vins Suisse» eingebunkert. Um später dessen Potential bei Raritätenproben zu dokumentieren.

«Meine besten Weine werden zu früh getrunken und die Region Luzern wird von vielen Weintrinkern unterschätzt», so Ottiger.


Kaum zu glauben; Luzern zählt momentan 31 Winzer. Details dazu kann man auf der Webseite: www.luzerner.weine.ch finden.


Ottiger gehört da, mit einer Produktion von rund 50'000 Flaschen zu den Platzhirschen. Diese Produktion erreicht er mit eigenen Trauben, mit zugekauften Trauben und mit dem Zukauf von Wein. Letzter werden dann mit der Bezeichnung VDP Suisse gekauft und sind in der Regel überkantonale Blends.


VON CHF 17.50 BIS CHF 45 


Die Preise der Flaschenweine (75cl) beginnen bei weiss mit CHF 17.50 (Riesling-Silvaner) und bei den Roten mit CHF 18.50 (Pinot Noir). Der teuerste Rotwein ist der bereits erwähnte und auch gesuchteste Pinot Noir «B» mit CHF 45. Dieser ist aber trotz seines Preisniveaus stets ausverkauft.


Nebst der Hauptsorte Riesling-Silvaner gibt es Sauvignon Blanc, Muscat Oliver, Solaris, Pinot Gris und einen Blend Namens «Quintett».

Bei den Roten ist der Pinot Noir Trumpf. Doch auch hier gibt es Ergänzungen mit Garanoir, Merlot, Regent und Blends wie Terzett und Le Rouge.


Bei unserem Besuch waren auf der Preisliste 26 verschiedene Weine auszumachen. Plus vier Destillate.


Man ist geneigt das Gesamtangebot als «vielleicht etwas komplizierte Vielfalt» zu deklarieren. Nach dem Motto «es ist wichtiger was unten rauskommt, wie was oben reingeht», scheint dieses weinige Puzzle gut aufzugehen. Während unserer Probe auf dem Weingut, klingelte das Telefon ständig und jeder Anruf klang so wie eine schöne Bestellung.


2013 Pinot Noir Splissen Weinbau Ottiger: Aufhellendes Granat-Rubin. Zeigt ein Traumbouquet, schlank im Ansatz und intensiv gleichzeitig, viele diverse Kirschen und auch Kirschnoten, Rosennuancen, ein Hauch von Minze. Im Gaumen erstaunlich konzentriert, die Frucht ist enorm dicht, somit das Extrakt auch stoffig und der Wein hat eine gewisse Richebourg-Aromenaffinität. Eine absolute Delikatesse, parfümiert in der Mitte. Ich brachte es nicht übers Herz ihn auszuspucken. Luzern hat Terroir! Und das beweist er mit seiner Einzigartigkeit. 18/20 2017 – 2021                                    Mehr Infos über den Betrieb: www.weingut-rosenau.ch


WENN DER MOUTON KONKURRENZ BEKOMMT


Alles Pauillac auf dem Titelfoto! Château Mouton-Rothschild von 1966 bis 1991 hinten. Links unten eine chronologische Vertikale von Château d’Armailhac von 2000 bis 2004.


Rechts unten eine Vertikale von fünf verschiedenen Pauillacs vom Jahrgang 1986. Das war das «Weinmenu» für den alljährlich wiederkehrenden Januar-Event mit dem immer gleichen Motto: Mouton & Co.

Nicht auf dem Bild ist übrigens der Mouton-Cadet 1978 aus der Magnumflasche. Der kam nicht ins Glas, sondern auf den Teller, in Form einer wunderbaren Sauce… So wie jedes mehrgängige Menu eine gewisse Speisenabfolge hat, gab es auch da genau definierte Blöcke. Die vier Serien waren in jeweils fünf Weine unterteilt. Insgesamt entkorkten wir 11 kleine, gute und grosse Mouton-Jahrgänge.


Weil alle Weine aus Pauillac stammten, stand der Mouton-Rothschild ein paar Mal nicht unfreiwillig in Konkurrenz. Besonders bei der spannenden Blindprobe vom Jahrgang 1986. Doch diese Prüfung leistete er mit Bravour.  Der grosse Bericht auf www.bxtotal.com


HANS ERNI: EIN LUZERNER KREIERTE EIN MOUTON-ETIKETT


Auf dem Bild oben ist die Baronin Philippine de Rothschild mit dem Luzerner Künstler Hans Erni zu sehen. Das war im Jahr 1989, als der neu abgefüllte 1987er Mouton dem Publikum vorgestellt wurde. 


Erni starb 2015 im biblischen Alter von 104 Jahren. Er machte zwei Lehren, bevor er sich vollends der Kunst widmete. Nämlich zuerst als Vermessungstechniker und danach als Bauzeichner.


1928 gewann er in Paris den Jahreswettbewerb der Académie Julian. Der Siegespreis wurde ihm dann aber leider nicht ausbezahlt, weil er Ausländer war!

Just nach dem zweiten Weltkriek liess er sich, als 37jähriger, zum Privatpiloten ausbilden. Er widmete in der Folge mehrere seiner Kunstwerke der Fliegerei und kreierte unter anderem auch das Farbschema der PC-12 der Flugzeugwerke Pilatus.


Münzen, Briefmarken, Banknoten


Hans Erni machte in seinem Leben für 90 Briefmarken die Entwürfe und gestaltete 25 Medaillen. An die Nationalbank lieferte er drei Zeichnungen für Banknoten. Diese blieben aber in der Reserve.


In Luzern ein Museum 


Im Jahr 1979 wurde im Luzerner Verkehrshaus das Hans-Erni-Museum mit einer sehr grossen Sammlung von Arbeiten des Künstlers eröffnet. Für dieses Museum malte er ein 30 Meter langes Wandbild mit dem Namen Panta Rhei. Der sechseckige Bau gilt als Solitär des riesigen Ausstellungsgeländes.


150‘000 Franken für einen Erni


Das 1969 entworfene Werk «Day and Night» wurde vom Auktionshaus Fischer für 150‘000 Franken versteigert. Noch teurer wäre das Werk «Poseidon» (15 x 8 Meter, 5 Tonnen, gefertigt aus 120 Aluminiumstücken). Dieses wurde im Rahmen einer Schenkung vergeben. Mit der Auflage, dass dieses Werk der Öffent-lichkeit permanent zugänglich sein muss.


Wenig mit Wein am Hut


Erni pflegte einen massvoll-asketischen Lebensstil; wenig Schlaf, viel Arbeit, kaum Alkohol, keinen Tabak, fleischarme und vitaminreiche Ernährung, dazu viel Milch und Wasser.


1987 Mouton-Rothschild: Gereiftes Granat, ziegelroter Rand. Wunderbar malziges Bouquet, Pralinen, Rosmarin und weitere Kräuternoten, immer noch ziemlich komplex und vor allem – als klein gehandelter Jahrgang völlig intakt, so richtig delikat mit viel reifem Terroirparfüm. Im Gaumen saftig, elegant und mit samtigen Fluss. Seit Jahren, respektive bereits mehr als einem Jahrzehnt gibt es Unkenrufe, dass dieser Wein jetzt unbedingt ausgetrunken gehört. Und dieser hier ist zwar reif, aber er hat keine einzige Note von einem Hauch von Oxydation in sich. 17/20 austrinken


1974 Cabernet Sauvignon Zonnebloem: Die Farbe zeigte deutlich die hohe Reife des Weines. Noch ein Drittel Rot, der Rest verteilte sich auf Orange und Braun. Die Nase erinnerte stark an einen leichten, «abgesüssten» Port im Colheitastil, etwas Tabak und deutliche Rosinennuancen. Alles aber nasal noch homogen und intakt. Im Gaumen cremig, wie ein Kaffeelikör, Feigensirup, viel Schmelz und eine kernige Rasse im Innern zeigend. Im Vergleich zu gewissen – zugegeben legendäreren 1974er Kalifornier – könnte er nicht standhalten. Doch er zeigte deutlich auf, dass – trotz wohl bescheidener Selektion und Qualitätsmanagement – südafrikanische Rotweine damals schon ein beachtliches Alterungspotential aufwiesen. Diesen spannenden, 42jährigen Wein habe ich getrunken im Restaurant Aubergine in Kapstadt, mit unserem Gabriel-Glas-Importeur Roland Peens. 17/20


NEUE KONSTELLATION WEINBÖRSE


Seit dem Januar 2016 sind vier gleichwertige Partner Besitzer der WB Weinbörse AG. Nebst Max Gerstl und René Gabriel sind jezt noch der Weinfreak Jürg Richter und die Gerstl Weinselektionen mit dabei. Wir versprechen uns damit viele positive Synergien für eine gesicherte Zukunft und irgendwann auch ein neues Mutterhaus...

Weine versteigern oder ersteigern: 
www.weinboerse.ch


VIEL GOLD AUSSEN – WUNDERBARES ROT INNEN:
PICHON-LONGUEVILLE-COMTESSE-DE-LALANDE

Die Flasche ist sehr augenfällig, zumindest was die nobel-goldene Kapsel betrifft. Das Etikett ist ebenfalls fast ausschliesslich goldig; aussen der Rahmen, das Wappen im oberen Drittel und der textintensive Schriftzug «Château Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande». Das ist der vielleicht längste Weingutsname im Bordelais…

Vom der rein äusseren Erscheinung her ist der «Pi-Co-La» (Gabriel-Kürzel) somit sehr viel versprechend und das weckt denn auch entsprechende Erwartungen. Doch wie sieht es innen aus? In welchem Kontext steht dieser beliebte Pauillac zu anderen Weingütern? Wie altern die grossen Jahrgänge? Und wie sieht es mit der jüngsten Zukunft aus?

Wir gingen der Sache auf den Grund. Mit einer sehr genüsslichen Analyse. An einem stinknormalen Januar-Dienstag entkorkte der Sommelier Patrick Bopp 25 Pichon-Lalande-Jahrgänge zwischen 2005 bis 1928. Am späteren Nachmittag. In der Waschküche vom Gasthaus Sempacherhof. In Sempach-Station.

Ebenfalls zu dieser tollen Raritätenprobe war Nicolas Glumineau, der Direktor der Roederer Bordeaux-Weingüter angereist.
In fünf Serien mit jeweils je fünf Weinen, konnten die 20 Teilnehmer die Weine probieren, analysieren und dabei sehr viele alte Jahrgänge auch noch wunderbar geniessen.

Das Fazit: Durch seinen etwas hohen Merlotanteil für die Region Pauillac wirkt der Pichon-Lalande nicht so «bassig», respektive nicht so tiefgründig wie die Mehrheit seiner Konkurrenten. Merlot bedeutet dafür Charme und Fülle, nicht selten liefert er im Wein selbst auch ein gewisses Synonym von Süsse. Und das liefert wiederum manchmal eine ganz schöne Prise von genussvoller Erotik.

Mit dem sensationellen Jahrgang 1982 (bei unserer Probe 20/20) begann – wie bei vielen anderen Nachbarsweingütern auch – die Renaissance. Und sehr schnell etablierte sich das 1855 zweitklassierte Gewächs bei der neuen Kategorie der «Superseconds». Zusammen mit Cos d’Estournel, Ducru-Beaucaillou und Léoville Las-Cases.

Die neuesten Jahrgänge, die grad abgefüllt wurden oder noch in den noblen Barriquen schlummern sind absolut sensationell. Also ist der Pichon-Longueville-de-Lalande bei den absoluten Top-Weingütern einzustufen.

Der sechsseitige Bericht: www.bxtotal.com


1985 PICHON-LALANDE - IMPERIALFLASCHE


Erst Haut-Brion, dann Montrose, jetzt Pichon-Lalande. Nicolas Glumineau mit einer Sechsliterflasche 1985. Er ist momentan einer der besten Weinmacher.Der beste 2013er und der beste 2014er im Médoc! Letzter bekam eine Wertung von 20/20 = Jahrhundertwein!



1985 Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande: Imperial. Dunkles, wenig gereiftes Weinrot. Offenes, ausladendes Bouquet, zeigt eine schöne Terroirsüsse, getrocknete Kräuter, reife dunkle Pfl...aumen, dominikanischer Tabak, Noten von reifem abgehangenem Edelfleisch, dann floral mit grünwürzigen Cabernetschimmer. Im Gaumen beginnt er rundlich, zeigt viel Eleganz, die Tannine sind gerundet und zeigen einen vollständig gereiften Klassiker. Er gehört zu den besten 1985er und ist auf dem Niveau der Pauillac-Premiers. 19/20 austrinken

Der Bericht der Probe: www.bxtotal.com


WARUM IST DER BRUNELLO SO LANGSAM?


Man soll sich nie im Leben mit einem Brunellofan anlegen. Will ich auch nicht. Aber ich will an dieser Stelle einmal erklären, warum ich ihn nicht so gerne mag…


Wir waren in den Ferien auf Grand Cayman. Und wenn ich in ein Restaurant gehe mit einer sehr guten Weinkarte, schaue ich zuerst auf die möglichen Kalkulationsfehler. Wenn keine spannenden Falschberechnungen drin sind, wähle ich gerne etwas aus, was ich selber nicht im Keller habe oder schon lange nicht mehr im Glas hatte.


Wir waren zu viert und ich schlug den 2009 Brunello di Montalcino Casanova di Neri vor und kam mit der Begründung durch, dass dieser Wein sicherlich sehr gut zum bestellten Rib-Eye passen würde. Der Wein wurde serviert. Er war mitteldunkel. Zeigte eine bemerkenswerte trüffelige Tiefe und man konnte den Sangiovesetouch bis in die untersten Bodenschichten ergründen. Im Gaumen fleischig, fast mächtig, erhaben und verlangend. So verlangend, dass ich das Gefühl hatte den Wein eher zu essen wie zu trinken. Er zollte irgendwie Respekt, verlangte auch etwas Demut. Aber – wir kamen mit dem Ding einfach nicht vorwärts. Der Kellner kam ein paar Mal vorbei in der Hoffnung, dass er nachschenken durfte, aber er kam jedes zweite Mal vergebens. Erst als das Steak serviert wurde, kam etwas Dynamik in den Konsum. Wenn auch mit lethargischen Ansätzen. Essen fertig und Wein fertig. Als ging die Menge grad so auf.


Dann frage mich mein Tischnachbar, ob wir noch eine Flasche bestellen sollten. Ich verneinte und meinte es wäre für heute genug gewesen. Zumindest genügend Brunello, hackte ich noch nach. Das meine er auch, aber er hätte an etwas Anderes gedacht, vielleicht etwas süffigeres und auch gross. Also verlangte ich noch einmal die Weinkarte und schlug den 2012 Shafer One Point Five Cabernet Sauvignon vor und erwähnte dabei, dass er genau gleich teuer sei wie der Vorgänger. Mein Tischnachbar nickte bejahend.


Der Wein kam. Die Gläser wurden eingeschenkt, wir hoben die Gläser und prosteten klingklingelig zu. Als meine Frau Karin den Wein an die Nase führte sagte sie spontan «wow». Beim Brunello hatte ich nichts Derartiges vernommen. Auch die Frau meines Freundes machte freudige Kommentare. Und ich roch daran und freute mich jetzt darauf endlich einen grossen Schluck einer unreuhigen Weines geniessen zu können. Der war einfacher zu verstehen. Und er floss auch wesentlich «verständnisvoller» über den Gaumen. Und bis der Kellner wieder kam, hatten wir uns alle schon selbst mindestens zwei Mal selber nachgeschenkt. Während wir für den Brunello weit mehr als eine Stunde brauchten, war dieser sagenhafte Napa-Cab innert 25 Minuten verdunstet. Deswegen will ich aber nicht behaupten, dass der Brunello schlechter war – nur viel langsamer… 


Wem die Welt zu klein ist - der soll ins Ausland gehen... (R.G)



DIE INITIAL-ZÜNDUNG AM VULLY


Gepröbelt wurde schon in den Jahren zuvor. Aber nach dem Motto «bien ou rien», warteten die Simonet’s geduldig zu.


Mit dem Jahrgang 2011 war es endlich so weit. Zwei ganz besondere Rotweine vom Mont-Vully konnten in die Flaschen gefüllt werden; der Initial und der Associé.


Vully? Das ist eine Weinregion die am Murtensee liegt. So zwischen Bern und Lausanne. So viel Informationen für Nichtkenner. Die Halbkenner werden sich jetzt sagen; das ist doch die Gegend mit den leichten Chasselas und noch leichteren Pinots.

Wer sich aber schon etwas intensiver mit den Vully-Weinen beschäftigt weiss, dass dies eine der kleinsten Appellationen der Schweiz ist und dass sich die AOC auf zwei Kantone, nämlich Fribourg und Waadt verteilt.

 

Die traditionellen Vully-Weine sind einem sehr transparenten Markt ausgeliefert und es gibt (noch) wenige Winzer, die zwar immer bessere Weine abfüllen, aber dann doch nicht so richtig wagen, deren Preise anzupassen.


Anders die Simonet’s mit dem Motto: «Wir verkaufen unsere Weine über die Qualität – nicht über den Preis». In den letzten Jahren wurde hier mehr und mehr auf biologischen Anbau umgestellt. Nächstes Jahr soll es dann die ganze Produktion sein.

Dadurch liefern die Reben automatisch weniger Ertrag, sind aber so auch gesünder und weniger anfällig. Und – das ist das wichtigste – Konzentration, Aromatik und Mineralik nehmen zu.


Aber die Grundkosten, respektive der interne Traubenpreis steigt an. Aus diesem Grund werden auf der rund 10 Hektar grossen Domaine bald keine Halbliterflaschen mehr abgefüllt werden. Man kann nämlich nicht das Eine tun und das andere nicht lassen.


In den letzten Jahren wurden auch die Anzahl Weintypen reduziert. Aber es sind immer noch mehr als ein Dutzend verschiedene Weine, welche auf der Preisliste zu finden sind.


Vergebens sucht man nach den zwei nachfolgend beschriebenen Weinen. Auf dem aktuellen Angebot findet man Simonet-Flaschen-Weine von CHF 11.20 (Chasselas) bis er CHF 31 (Diolinoir und Syrah).


Die zwei nachfolgend beschriebenen Weine kosten «etwas» mehr! Mehr als doppelt und dreifach so viel. Nämlich CHF 65 der Associé. Und CHF 97 der Initial. Letzterer ist aber bereits ausverkauft.


Mutig – aber grossartig! So könnte man dieses ehrgeizige Projekt auf einen Nenner bringen.


DAS POTENTIAL DER ASSEMBLAGEN


Eigentlich funktioniert die Winzerfamilie Simonet auch wie eine erfolgreiche Assemblage. Papa Eric hat den Betrieb im Jahr 1975 gegründet. Er hat als Visionär im Jahr 1990 den Merlot und den Syrah am Vully angepflanzt. 1992 folgte der Cabernet Sauvignon und im Jahr 2002 der Diolinoir. Seine Frau Anna (auch bekannt durch die TV-Sendung Landfrauenküche) macht den Empfang und Verkauf beim Weingut. Und die Kinder sind ebenfalls voll im Weingut integriert. Stéphane ist verantwortlich für die Rebberge. Sandrine bestellt das Büro und Fabrice ist der Weinmacher.


Fabrice ist vielleicht der Visionär und auch jener der die Grenzen sanft auslotet, um zu erspüren, was am Vully maximal möglich ist. Mit den jüngsten, gelungenen Assemblagen vom Associé und Inital ist ihm dieses Ausloten ganz hervorragend gelungen. 

 

Wie schon erwähnt, nach einer längeren Versuchsphase: Und auch nicht «à tout prix». Denn – nach dem Jahrgang 2011 gab es von den neuen Topweinen keine 2012er und auch keine 2013er. Vom 2014er dann vielleicht. Eventuell nur den Associé. Und dann ganz sicher wieder im Duo mit dem Jahrgang 2015.


An einem Dezembermontag im Jahr 2015 durfte ich auf dem Weingut die beiden Top-Cuvées verkosten und ich war zwischen sehr angetan bis begeistert.


Dabei muss ich zugeben, dass sich bei mir eine gewisse Skepsis verbreitete, als ich die doch nicht unbescheidenen Verkaufspreise hörte. Aber vielleicht hätte ich zuerst die Weine verkosten sollen. Nicht umgekehrt!


2011 Associé Simonet Môtier: (CHF 65). 51 % Merlot, 25 % Cabernet Sauvignon, 24 % Diolinoir. Produktion: 1'000 Flaschen. Aufhellendes Granat. Warmes, dunkelröstiges Bouquet, reife Damassine-Pflaumen, Schokonuancen, Anklänge von Dörrfrüchten, wohlig ausstrahlend und ziemlich kommunikativ. Im Gaumen elegant, sanfte Tannine, delikat parfümiert im Innern, eine feine, aber auch edle Bitternote im aromatischen Finale zeigend. Ein Wein mit Finessen, aber auch mit einem ansprechenden Aromendruck. Strahlt irgendwie das Besondere aus. Die erste Reife ist da und der Wein bietet eine weitere Garantie für gut fünf Jahre. 17/20 trinken


2011 Initial Simonet, Môtier: (CHF 97). 50 % Syrah, 25 % Cabernet Sauvignon, 25 % Diolinoir. Produktion: 500 Flaschen. Ausverkauft. Dunkles Weinrot, fein aufhellender Rand aussen. Intensives, konzentriertes Bouquet, feine Würze zeigend, ein Hauch Cassis und Black-Currantnoten, dunkle Schokolade, zeigt eine gewisse Tiefe an. In der Nase hat er das gewisse «Surplus» eines ganz besonderen Weines an. Im Gaumen mit gut stützender Säure beginnend, stoffig, dicht, weist eine wunderschöne Pfeffernote im satten Extrakt auf, nachhaltiges Finale mit schwarzbeerigem Akzent. Die deutliche Adstringenz zeigt auf, dass die Genussreife noch nicht erreicht ist. Das Potential ist versprechend, aber aufgrund mangelnder Erfahrung bei dieser Top-Assemblage schwer einzuschätzen. Schon fast eine Vully-Rotweinlegende! 18/20 2017 – 2025


Le Petit Château, Simonet Père & fils, Rte du Lac 134, 1787 Môtier-Vully, Tel. 026 / 673 14 93 www.lepetitchateau.ch


MEIN ERFOLGSGEHEIMNIS: XMV!



Vor mehr als 20 Jahren habe ich einmal einen sehr guten Freund gefragt, was sein Erfolgsgeheimnis sei…


Er war damals wie heute immer gut drauf, hatte beruflich enormen Erfolg, war gesellig, allseits beliebt und sein Privatleben war mehr als nur intakt. Auch finanziell schien es ihm blendend zu gehen. Aber das sei nicht das Wichtigste, antwortete er auf meine Frage. Erfolg zu haben und glücklich zu sein basiere darauf, dass man XMV in richtigem Masse einsetze. 


XMV? Ich nahm es zur Kenntnis und grübelte erst nicht gleich weiter, sondern informierte mich in den Tagen danach. Es sei kein direktes Medikament, sondern eher ein Generika, erfuhr ich. Und – dass es frei erhältlich sei und somit beliebig einsetzbar.


Es behandle dabei nicht primär Krankheiten, sondern Symptome. So sei dessen Einsatz bei anschwellenden Angstzuständen, bei partieller Unentschlossenheit, in Fällen von steroider Beratungsresistenz, bei Androhung einer nicht divergierenden, kontemplativen Phase, vor wichtigen Entscheiden oder gar bei einem luziden Intervall angesagt. Auch helfe XMV bei Bankrottphobie und – nicht zuletzt – bei einer (noch) nicht zu stark ausgeprägten Intelligenzamnesie. 


Heute weiss ich: XMV ist ein psychisches Medikament, welches durch gezieltes Einnehmen und einverleiben von akustischen Signalen und visueller Memorisierung im eigenen Körper gefördert wird. Es wird unmittelbar vor dessen gezieltem Einsatz generiert und portioniert, damit die Dosierung ganz genau und gezielt wirkt. 


Trotz seiner Wichtigkeit ist XMV weder in Apotheken, noch im Duden zu finden. Also ist das Erfolg bringende XMV ein selbst anzueignendes, probates Mittel, denn hinter dem XMV versteckt sich der Xunde MenschenVerstand!


Wenden Sie es täglich an, die Nebenwirkungen sind durchwegs positiv!


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