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Was im Jahr 2018 alles so weiniges passierte...

2018 war ein tolles Jahr! Home – Teneriffa – Home – Melchsee-Frutt – Home – Chile – Argentinien – Home – Wien – Burgenland – Wachau – Wien – Home – Fiss – Home – Indien – Home – Bellerive – Home – Stuttgart – München – Hamburg – Home – Amsterdam – Bussum – Home – Salzburg –  Wien  – Burgenland – Home – Teneriffa – Home – Bordeaux – Home – Belleirve – Home – Bremen – Home – Wien – Wachau – Burgenland – Wien – Home – Berlin – Home – Bordeaux – Home – Leipzig – Home – Bellerive – Home –  Deutschland – Belgien, England – Schottland – Home – Ste. Maxime – Home – San Francisco – Napa – San Francisco – Los Angeles – Home – Sylt – Home – Teneriffa – Home – London – Home – Bordeaux – Home – Stuttgart – Home – Teneriffa – Home – Teneriffa – Home – WIEN – Perth – Melbourne – Syndey – Brisbaine – Home.  

HILL OF GRANGE?

Wenn man etwas falsch schreibt, dann werden Geschichten eher gelesen. Da steht der Hill of Grace nun auf dem Foto – eingeklemmt zwischen zwei Grange-Boliden. Die sind ja dafür bekannt, dass diese mit deren Shiraz-Grundlage nicht besonders geizen. Der 1981 Grange war von eher männlicher, schier hünenhafter Statur. Der 1997 ist das Mustermass einer perfekten Vinifikation; konzentriert, mit Potential und der Eigenschaft, welche man auch bei den Bordeaux-Premiers erwartet. Nämlich dass sich Finesse und Power die Wage halten.
Und wie war der 1987er Hill of Grace? Man könnte ihn vielleicht mit «Anmut und Grazie» einkreisen. Süss, so in Richtung Kirmesmandel, Sandelholz, Caramel und Kokos. Da war immer noch Frucht mit blau- bis schwarzbeerigen Konturen da. Und da war noch etwas. Nämlich das besondere «Etwas». In dieser Aromenform hatte ich dies auch schon bei einem Silver Oak im Napa Valley oder beim Le Pin in Pomerol gefunden. Es ist dieses «Surplus» welches in eine psychedelische Aromen-Erotik abdriftet.

Fragen Sie mich bitte nicht, welches der beste der drei abgebildeten Australien-Ikonen war. Grange hatte ich schon recht viele. Vom Hill of Grace definitiv zu wenig …   

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MERLOT’S MIT PREISDIFFERENZEN

69 Franken kostet der oben abgebildete Grand Risavier von Klausener. Nach dem 2015 Saturio sucht man momentan (noch) vergeblich im Netz. Für eine Sechserkiste 2015 Le Pin hat ein Käufer an der letzten Weinbörse sagenhafte CHF 26'000 auf den «Auktionstisch» gelegt. Macht etwas mehr wie 4'300 Franken pro Flasche …
All die drei oben aufgezählten Weine haben wir einen Tag vor der grossen Auktion mit ein paar Freunden im Gasthaus Sempacherhof in Sempach-Station entkorkt und miteinander verglichen. Mit anderen Merlots aus aller Welt.
Die entsprechenden Flaschen sind auf der nächsten Seite abgebildet. Ganz genau Buch habe ich da nicht bei jedem Wein geführt, aber beim sagenhaften Trio (Titelbild) habe ich dann schon ganz genau aufgepasst. Den umfassenden Artikel findet man auf www.bxtotal.com

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«PETRUS» FOR EVERYBODY

In der Merlotgeschichte oben geht es um Merlot. Und der kann aktuell schon mal ganz teuer werden, wenn auf der Flasche Le Pin oder Pétrus drauf steht.

Wobei Merlot auch billig kann. Unten sieht man die «traubenfressende Amsel» auf dem Etikett von einem «ganz besonderen Merlot».

Das Besondere ist da nicht der Inhalt der Flasche, sondern der Preis. Ein Flacon zu 75 cl. kostet bei Aldi Süd schlappe € 1.99!

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ES WEINACHTET SCHON SEHR

Das Geschenk macht aber nur Freude, wenn man es mindestens fünf Stunden zuvor auspackt. Respektive Dekantiert. Ich bin fest überzeugt, dass der Trotanoy einer der dekantierfähigsten Pomerols ist. Das war ein sinnliches und gleichzeitig atemberaubendes Erlebnis. (20/20)



#sowasvonemotionellerpomerol

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NAPA-PREMIUM-ESTATE IM WANDEL

Schizophrene Situation! Seit Jahrzehnten leben die französischen Winzer unter der Schmach, dass diese seit dem allerersten Blindtasting zwischen Kalifornien und Bordeaux-Weinen leider praktisch immer wieder verlieren.

Und es fehlt den stets unterlegenen Kontrahenten nicht an Argumenten, warum deren Weine, auf lange Sicht, besser seien und gleichzeitig wird der französische Begriff «Terroir» stets als Schlagwaffe eingesetzt.
Paradoxerweise engagieren sich aber immer mehr Franzosen in Kalifornien.

Christian Moueix war der erste, der dort investierte und Dominus Estate gründete. (Erster Jahrgang 1983).
Alfred Tesseron von Château Pontet-Canet erwarb vor ein paar Jahren Robin Williams Estate.

Der französische Milliardär François Pinault, welcher unter anderem so nebenbei auch noch Besitzer von Château Latour ist, kaufte Araujo und führte dabei wieder den alten Namen ein. Die Weine werden heute wieder unter Eisele-Vineyards verkauft.

Die Wertheimer Gruppe (Chanel, Château Rauzan-Ségla, Château Canon) schlug vor nicht langer Zeit bei St. Supéry zu.

Der französische Luxuskonzern Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH) ist mit der Domaine Chandon schon längere Zeit im Napa unterwegs. 2001 übernahmen diese die Newton Winery. Ende 2017 gab es eine Transaktion der Superlative. Gemäss offiziellen Angaben übernahmen LVMH rund 60 % von Colgin Estates für 50 Mio. Dollar. Ein schönes Geschenk an die Besitzerin Ann Colgin nach 25 Jahrgängen …

A DANCING MONSTER
Bei einem Besuch auf Colgin verkostete ich unter andem diesen Wein. Leider ist die abgebildete Flasche leer. Für rund 500 Franken könnte man diese aber im Markt wieder «auffüllen» …

2014 IX Estate, Colgin: Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot. Sehr dunkles Purpur mit violetten bis fast schwarzen Reflexen in der Mitte. Geniales Bouquet – von Beginn weg. Der Cabernet scheint wie parfümiert zu sein! Pflaumen, Cassis, Brombeeren und Black Currant. Selten habe ich einen Colgin so dunkelbeerig erlebt. Im zweiten Ansatz wird das absolut faszinierende Nasenbild süsser; mit Kokos, Pralinen und Edelhölzer. Bereits in der Nase eine perfekte Harmonie ausstrahlend. Der berauschende Gaumen beginnt mit einer dramatischen Fülle und Konzentration, nicht erschlagend – aber doch mächtig. Die fetten Tannine zeigen erste Rundungen. Die gigantischen Nasenaromen wiederholen sich und drehen fast in die Multiplikation. Das Finale ist katapultartig. Ein Dancing-Monster. Weltklasse! 20/20 warten

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2016: BESTER LA TOUR-FIGEAC EVER

Da lacht der Besitzer Otto Rettenmaier.  Erhält seinen bisher besten Wein in der Hand.  Der 2016er verdient die Bezeichnung Grand Cru Classé auf jeden Fall.  Und - es gibt / gäbe ihn noch recht günstig im Markt zu finden.  Muttu kaufen!

2016 Château La Tour-Figeac: 71 % Merlot, 29 % Cabernet Franc. Sehr dunkles Granat mit lila Reflexen, satte Mitte. Das Bouquet dieses Jungweines ist ein Traum! Brombeeren, Cassis, schwarze Pflaumen, Heidelbeeren, von unten zeigen sich Kaffee und Edelhölzer. Dabei gibt er sich so tiefgründig wie noch nie. Im Gaumen füllig, reich und fleischig. Zeigt eine tolle Konzentration. Die Gerbstoffe sind grossartig und bereits etwas angerundet, das Finale schier überaromatisch. Dies dürfte der beste Tour-Figeac seiner Geschichte werden. Mit einem garantierten Potential von gut 25 Jahren! 19/20 warten


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GEMEINSAME SACHE:
CHÂTEAUNEUF & ENTRECÔTE


Es geht in diesem Bericht nicht darum,  ob man sich im Restaurant zu einem Châteauneuf-du-Pape ein saftig gebratenes Entrecôte bestellen soll …

Ich versuche hier, diesen beiden völlig unterschiedlichen «Genussmitteln» eine gewisse oder gar sehr viele Gemeinsamkeiten respektive Parallelen abzuringen.
Die Idee zu dieser Symbiose-Suche ist mir an diesem Montagabend gekommen. Es ist Mitte Dezember im Jahr 2018. Doch eigentlich tut das Datum gar nicht viel zur Sache. Ein paar Freunde kommen und wir spielen Karten und wir trinken ein paar Châteauneuf-Weine vom gigantischen Jahrgang 2007. Und dazu essen wir ein besonders gutes Gericht. Aber kein Entrecôte, sondern ein lange geschmortes Kalbszüngli. Mit unanständig vielen Morcheln und einem Schuss von einem ganz besonders feinen und somit auch nicht ganz unbilligen Cognac von Delamain (Reserve de la famille).

Als gelernter Koch weiss ich natürlich was ein Entrecôte ist. Und die Geschichte würde auch mit Rinderfilet gehen. Oder auch mit einem Hohrückensteak. Wie auch immer. Es geht um die Garstufe. Faustregel: je besser die Fleischqualität, desto weniger gebraten. Ich kenne aber auch nicht wenig Idioten aus meinem Bekanntschaftskreis, welche ein wunderbar «saignant» gebratenes Stück vom Rind im Restaurant reklamieren. Wegen dem Blut und dem rohen Fleisch und so. Und ein paar Tage später essen dieselben ein Tartar!  Der Tanz ums goldene Wortkalb in dieser Geschichte geht um die verschiedenen Garstufen an sich. Also zwischen «rare» oder «bleu» bis zu «bien cuit» oder «well done». Genau diese Stufen gibt es – im Prinzip – auch beim Wein. Ich definiere diese mit den Begriffen «warten», «bald», «beginnen», «trinken», «austrinken» oder «vorbei». Beim Châteauneuf-Jahrgang 2007 würde ich persönlich, aufgrund der gemachten Erfahrungen, auf einen Brückenschlag zwischen «beginnen» und trinken» tendieren. Andere Weinkenner haben aber die gleichen Weine bereits längst ausgetrunken und killen jetzt schon wesentlich jüngere Exemplare.  Ich bezeichne solche Typen als «Tannin – und Fruchtjunkies».

Man kann aber auch zu lange warten. Vor 10 Jahren konnte ich einen recht grossen Keller mit alten Weinen aufkaufen. Da lagen viele sehr alte Bouteillen von Châteauneuf-du-Pape mit drin. Alle von grossen Jahrgängen wie 1945, 1959, 1961 und 1966. Da ich zum Teil nur eine Flasche besass, integrierte ich diese ungesehen, respektive undegustiert, in eine Raritäten-Verkostung. Was musste ich mich da schämen, fast alle waren kaputt. Und das lag nicht an der Lagerung, sondern ganz einfach, dass die alte Generation südlich der Rhône in der Regel keine lagerfähigen Weine abfüllte.
 Was wir an diesem Abend tranken war wunderbar und auch meinem Schatz schmeckten diese Weine zu meinem Erstaunen ganz vorzüglich. Und ich fragte mich, ob da nach dem Abklingen der Frucht, noch was in Richtung Leder, Tabak und Terroir später nachgeschoben wird. Aufgrund der jetzt gemachten Erfahrungen würde ich mit dieser Stufe «a point» auf Nummer sicher gehen.
Zusammengefasst; die Châteauneuf-Weine vom Jahrgang 2007 sind jetzt reif

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LACULES ESTATE

Am ersten Dezemberwochenende war ich am Aufräumen im Keller. Da fiel mir in der Ecke eine Box von DPD auf, welche ich da nie hingestellt hatte. Ich öffnete den Karton und entdeckte einen handgeschriebenen Brief, datiert vom 1. Juli 2018. Eine Dame bat mich da, die Weine mal anzuschauen. Habe ich dann auch gemacht. Wenn auch erst fünf Monate später. Und nach dem Anschauen der wunderschönen, schweren Flaschen, griff ich zum Korkenzieher und verkostete die Weine und war vom Merlot auf recht hohem Niveau hin und hergerissen. Und absolut begeistert vom Syrah 2015!

Wenn man den Begriff «griechischer Wein» in Google eingibt, so kommt man auf etwa 1.3 Mio. Treffer. Nicht zuletzt auch dank Hilfe von Udo Jürgens, welcher ein gleichnamiges Lied 1974 besang. Gibt man den Namen des nachfolgend beschriebenen Weingutes «Lacules Estate» ein, so muss man sich momentan noch mit rund 16'000 Treffern zufrieden geben.  

Kein Wunder. Denn das Weingut ist noch jung und so richtig los ging es erst mit dem Jahrgang 2015. Mit recht bescheidenen Mengen von jeweils so rund 4'000 Flaschen pro Rebsorte. Die Weingärten liegen über der Lacules Bucht, auf der Insel Peloponnes, nur wenige Kilometer von der Kleinstadt Koroni entfernt. Der österreichische Besitzer Friedrich Gruber verliebte sich in diesen Landstrich und erbaute dort ein stattliches Haus mit historischer Architektur. Als «Dekoration» liess er Olivenbäume und Reben anpflanzen, um dem Gut ein mediterranes Ansehen zu verleihen. Dessen Tochter Barbara Gruber hatte mit Wein etwas mehr am Hut. Sie entdeckte ihre Leidenschaft fürs Weinmachen bei einem Praktikum auf Blankiet Estate im Napa Valley. Als Winemaker wurde Jörg Salchenegger auf Lacules engagiert und momentan ist das Team gerade dran, die aktuellen Jahrgänge in etwas grösserem Umfang zu lancieren.                                                     www.lacules.com

2015 Syrah, Bay Vineyard, Lacules Estate: Sattes Violett-Purpur, in der Mitte extrem dicht. Die Aromen sind intensiv und vielschichtig zugleich. Also beginnen wir von Anfang an. Im ersten Abschnitt zeigen sich florale Züge und Nuancen von Veilchen. Also wirkt er recht frisch. Dann treten die blauen bis schwarzen Beeren in Erscheinung. So in Richtung Brombeeren bis Cassis. Im Untergrund findet man Edelhölzer, schwarze Pfefferkörner und Pumpernickelbrot. Im Gaumen sehr stoffig mit einem satten Extrakt, in welchem sich eine noble Bitterkeit von schwarzer Schokolade befindet. Ein sehr präziser geradlinig ausgerichteter Syrah welcher von der Rebsorte her optimal in das gebotene Klima passt. Überzeugende Vinifikation. Die 15.4 % Volumen scheinen kein Handicap zu sein und helfen dem Alterungspotential ganz sicher auf die Sprünge. Mir gefällt seine Ehrlichkeit, seine Präzision und auch der Umstand, dass er von vom Geschmack und Stil her international zwischen Syrah und Shiraz hin und her tanzt. 19/20 2020 – 2035

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LUNCH AUF HARLAN ESTATE

Wer diesen Schriftzug (oben) zu Gesicht bekommt, ist schon recht weit gekommen. Denn diese Kult-Winery in Oakville kann man nicht einfach so besuchen. Meist auch auf Anfrage nicht. Dass man hier zu einem Lunch eingeladen ist praktisch unmöglich!

Ausser – man hat einen Freund wie Gregor Greber. Und der wiederum hat einen Freund der Don Weaver heisst. Und der wiederum ist zufällig der Direktor von Harlan.

Do so zufällig Direktor ist Don Weaver (Bild links) denn dort auch wiederum nicht. Der frühere Kunst- direktor kam per Zufall 1975 ins Napa Valley, um bei einer Ernte mitzuhelfen. Rund zehn Jahre lang arbeite er in der Folge bei recht bekannten Wineries wie Beringer und Heitz. Dann traf er auf Bill Harlan. Der war an Merryvale beteiligt und startete im Jahr 1984 mit seinen Plänen für Harlan.

Don Weaver begann als Kellermeister. Dann mutierte er zum Chief-Winemaker. Schliesslich engagierte er sich als nationaler Sales-Director und wurde in der Folge Partner von Bill Harlan und fungierte in den letzten Jahren als Direktor. Auch die jüngsten Kinder von Harlan, die diversen Bond-Estate-Weine, lancierte er unter seinen Fittichen.  Bei einem Lunch auf Harlan Estate durfen wir die Jahrgänge 2012, 2011 und 2006 geniessen.

Und eine Fassprobe vom 2016er verkosten ...  

2016 Harlan: Fassprobe. Schwarz—Violett. Das Bouquet zeigt Aromen, welche alle im «dunkelschwarzen Bereich» zu finden sind. Heidelbeeren, Cassis, Brombeeren, Lakritze, schwarze Oliven und Pumpernickelbrot. Satter, extrem fleischiger Gaumen, umfassende Adstringenz mit reifen, aber doch sehr verlangenden Tanninen. Aufgrund der immensen Gerbstoffe hat die Frucht im Moment wenig Chancen durchzugreifen. Dieser gigantische Harlan ist leider für «Übermorgen». Sein Potential könnte auch in mehreren Jahrzehnten noch nicht ausgeschöpft sein. 20/20 warten.    

The whole Story: www.bxtotal.com

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ZANINI’S NEUER: TENUTA MASSERONE

Mitte November 2018 habe ich bei Zanini in Ligornetto wunderbare Palette vom Jahrgang 2016 durch gekostet. Bereits der ganz einfache Ticinello wird ein richtiges Vergnügen. Während dem die beiden Leaderweine Vinattieri und Castello Luigi dann eher zu Langstreckenläufern mutieren und in der Folge recht viel Geduld fordern …
Neu im Sortiment ist der Tenuta Masserone. Gekauft wurde das 6.4 Hektar grosse Terrain bereits im Frühling 2011 und mit einer Pflanzdichte von 5000 Stöcken pro Hektar neu angepflanzt. Ausgebaut wird dieser 100%-Merlot in französischen Barriques mit vernünftigem Neuholzanteil. Die erste Produktion betrug rund 9'000 Flaschen. Trotzdem ist dieser Erstling bereits eine kleine Rarität. Denn –  ein überwiegender Teil ging bereits als Kundengeschenke weg. Somit kommen lediglich 3'000 Flaschen zu rund 25 Franken in den Verkauf.    


2016 Tenuta Masserone (Viattieri): Erster Jahrgang! Dunkles Rubin mit fein aufhellendem Rand. Das Bouquet zeigt eine primäre, schier verspielte Frucht von roten Kirschen, Himbeeren vermischt mit floralen Zügen. Im Hintergrund zeigt sich eine feine Steilwürznote. Im Gaumen feine Tannine, der Körper gibt sich elegant und tänzerisch. Auch hier findet man wieder eine kirschige Fruchtnote. Aufgrund der jungen Rebanlage hat der Wein noch nicht sein mögliches Potential ausgeschöpft. Dies kompensiert er aber mit einem frühen Genussspass. Ein gelungenes Debut. 17/20 trinken – 2023

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LAFAURIE-PEYRAGUEY 1618 - 2018


Lafaurie-Peyraguey hat sich in den letzten Jahren wieder einen festen Platz in den Herzen der Sauternes-Freaks zurück-erobert. Seit der Schweizer Unternehmer Silvio Denz im Jahr 2014 den Kaufvertrag für diesen Premier Grand Cru Classé unterschrieben hat ist, sehr viel passiert …

Die Hochblüte des Ansehens erlebten die Weine aus Sauternes rund ums Jahr 1855. Während lediglich vier Rotweingüter (Latour, Lafite, Margaux und Haut-Brion) als Premier-Grand-Cru eingestuft wurden, erhob man 12 (!) Weingüter aus Sauternes und Barsac in denselben Status. Studiert man die Preislisten zu dieser Zeit so wurden die süssen Bordeaux‘ weit über den Rotweinen angeboten.

Was wenige Wissen; es gab bereits rund hundert Jahre zuvor schon ein offizielles Klassement über die Weine von Bordeaux.
Es war in drei Stufen eingeteilt und der Rang verhalf dem Besitzer bei der Festlegung seiner Verkaufspreise. Château Lafaurie-Peyraguey war übrigens schon in dieser Liste vom Jahr 1752 in der obersten Liga.

Und – weil wir jetzt schon ordentlich in der Geschichtenkiste von Lafaurie herumgewühlt haben, komme ich auf langsam auf den Punkt dieses einzigartigen Treffens, welches am Dezemberanfang «sur place», also auf dem Château stattfand. Das Motto «400 Jahre Lafaurie-Geschichte». Nachweislich war nämlich ein Sieur Peyraguey im Jahr 1618 der erstlich amtlich dokumentierte Gutsbesitzer.

Und womit feiert man ein solches Jubiläum am besten? Mit reifen Weinen aus dem gut bestückten Châteaukeller! Silvio Denz organsierte dieses Tasting zusammen mit dem Schweizer Sauternes-Freak Jürg Richter und stellte eine unglaubliche Palette zusammen. Mit epochalen Weinen aus der Zeit kurz vor dem Beginn vom ersten Weltkrieg bis zum Ende des zweiten Weltkriegs. Genauer mit Jahrgängen von 1906 bis 1945. Der grosse Bericht ist auf www.bxtotal.com zu finden.


LEICHT UND SPORTLICH

Nach seinem Lieblingswein gefragt, griff sich Lafaurie-Besitzer Silvio Denz die Flasche vom Jahrgang 1913 und artikulierte; «der ist für mich irgendwie leicht und sportlich zugleich. Er zeigt mir auch auf, dass ein sehr grosser Sauternes nicht zwingend im Likörbereich zu suchen ist.»
1913 Lafaurie-Peyraguey: Goldbraun in der Mitte, am Rand leuchtend und aufhellend. Das Bouquet ist anfänglich schwer zu beschreiben. Er hatte in all diesem Lafaurie-Reigen ein ganz spezielles Parfüm, so irgendwie in die Richtung Cassis oder Holunderblüten gehend, auch Rosenwasser war da im Spiel. Dann Salbei, Katzenminze und weisse Schokonoten, nebst Mirabellen und hellen Rosinen. Im Gaumen tänzerisch, elegant und mit einem erfrischenden Säurespiel. Ein extrem delikater Wein aus einem nicht als gross bekannten Sauternesjahr. 19/20 trinken

STOISCHER ALTWEINGENIESSER

Jürg Richter liebt vor allem reife Weine. Nicht einfach alte, sondern eben reife. Und nur grosse Weine können so richtig gut reifen.
Das sind nicht per se nicht nur einfach grosse Jahrgänge, sondern auch überraschende Sonderleistungen, welche über den generellen Erwartungen liegen. Was solche Tropfen, nebst deren Qualität, auszeichnet frage ich. Der besonders weinaffine Numismatiker antwortet, auf den Punkt gebracht: «Das sind eben besondere, charismatische Weine. Man begegnet solchen und ist emotionell begeistert. Hat man denselben Wein nach 10 Jahren wieder im Glas, merkt man, dass er sich kaum verändert hat. Das sind zeitlose Weingenüsse!»

GRÖSSTER LAFAURIE ALLER ZEITEN?

1929 Lafaurie-Peyraguey: Die absolut dunkelste Farbe aller verkosteten Weine. (Siehe Flaschenrest auf dem Foto). Braun, Rotgold, Altkupfernoten. Der erste Nasenkontakt haut fast um. Alles was man bei einem riesengrossen Sauternes sucht ist im Überfluss vorhanden. Orangen in sämtlich möglichen Formen. Als Blüte, als Frucht, als kandierte und caramelisierte Version. Und als Likör (Grand Marnier Centcinquantenaire).   Im zweiten Nasenzug kommen nobler Cognac, Aprikosengelée und helle Rosinen zum Zug. Alles verpackt mit einer fein pfeffrigen, parfümierten Botrytis. Im Gaumen herrscht «plenitude». Dieser französische Begriff
steht für Fülle, Überfluss, Reichtum und Vollkommenheit. Hier wird fraglos das Ultramaximum einer legendären, zeitlosen Sauternes-Legende abgeliefert. 20/20 trinken  

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EIN DEUXIÈME CRU DER NICHT RUINIERT


Château Gruaud-Larose bot ein Gastspiel in Luzern. Mit einer informierenden Broschüre und 17 Jahrgängen von 1983 bis 2015.  

Und das kam so: Bei einem Bordeaux-Parcours im Mövenpick Weinkeller stand der Gruaud u.a. im Programm auf dem Tisch. Während einem Gespräch erwähnte der Geschäftsführer Victor Cordes so nebenbei, dass dies sein Lieblings Bordeaux sei. Als ich wieder zu Hause war, konsultierte ich mein Inventar und fand ausreichend Flaschen und Jahrgänge um damit ein Wine & Dine zu bestreiten. Mit einem Mail informierte ich Cordes und bekam sofort postwendend eine positive Antwort. Ein paar Tage später fuhr ich nach Luzern, um den Event mit ihm zu besprechen und ein paar Werbe-Fotos von uns Beiden zu schiessen.
 
Der Anlass stiess auf Interesse und bald hiess es «ausgebucht»! 41 Personen pilgerten an einem November Donnerstag zuerst für den Aperitif in den Weinkeller Luzern und nahmen anschliessend im Restaurant vom Grand Hotel National, gleich gegenüber dem Wine Shop, Platz. Die Gabriel-Gold-Gläser standen auf dem Tisch, die ersten vier Weine 1983, 1989, 1990 und 1995 befanden sich bereits darin. Der ganze Bericht auf 7 Seiten.

DAS WAREN NOCH ZEITEN

Als auf Gruaud-Larose der Jahrgang 1999 abgefüllt wurde, war die Swissair noch in der Luft. Am 31. März 2002 war sie dann definitiv am Boden.

Kurz vor den letzten Phasen durfte Mövenpick die Weine für diese beliebte Schweizerische Luftfahrtgesellschaft einkaufen. Meist war ich für die Selektion am Ruder. Doch bevor ein Wein den Weg in die Flugzeuge fand, musste dieser noch von einem ziemlich nervigen Fachgremium bestätigt werden. Da wurden oft Topweine schnöde abgesägt und Weine mit eher fragwürdigem Genusscharakter mit grosser Begeisterung eingekauft.

Den Gruaud-Larose bestellte das Swissair-Gremium in Subskription. Man bat mich 7'200 Flaschen zu kaufen und die Flaschen dann in Kartonschachteln einzupacken. Holzkisten sind für die Fluggesellschaften logischerweise unnötig. Der Wein würde dann bei Abruf mit Zinsen bezahlt, versicherte man uns. Doch leider kam es dann nicht zum «Abruf» und Mövenpick sass plötzlich unfreiwillig auf 600 Zwölferkartons.  

1999 Château Gruaud-Larose: Bouteille. Reifendes Granat mit dezent ziegelrotem Rand. Offenes Bouquet, helle Hölzer, feine Röstnoten, Halbweissbrotkruste, nur noch wenig (eher rotbeerige) Frucht zeigend, dafür eine wunderschöne, ausladende Würze. Im Gaumen hoch aromatisch, gut stützende Säure und noch gewisse Muskeln aufweisend. Früher war dies einer der schönsten 1999er. Man darf es ihm aber nicht übelnehmen, wenn er als Wein aus einem schwierigen Jahrgang, nach fast 20 Jahren seine Reife überschritten hat. Also Tendenz; abnehmend. 17/20 austrinken  

BUSINESS-LUNCH-WEIN

Google liefert zum Thema «Business Lunch» innert 64 Sekunden über eine Milliarde Ergebnisse. Eine genaue Definition sucht man dann aber vergebens. Es ist auch nirgends definiert ob bei einem «geschäftlichen Mittagessen», so die verdeutschte Übersetzung, zwingend Wein im Spiel ist.

Ich würde da einen gefälligen, leicht anmutenden Wein für eine solche Begebenheit wählen. Zum Beispiel einen sehr gut gelungenen Bordeaux aus einem kleineren Jahr. Zum Beispiel den Gruaud 2002!   

2002 Château Gruaud-Larose: Bouteille. Mitteldunkles Weinrot. Vielleicht etwas verhaltenes, aber doch ansprechendes Bouquet, wirkt grünwürzig und pflaumig zugleich, mit einer defensiven Süsse. Im Gaumen weich, saftig und erstaunlich aromatisch, schmeckt nach Backpflaumen, getrockneten Heidelbeeren, Brazil-Tabak und vermittelt feine Rauchnoten im Finale. Blind würde man da nie auf einen sonst generell schwachen Jahrgang kommen. Bravo! 17/20 austrinken  

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LUNCH-DEFILEE MIT BORDEAUX 2003


Der Bordeaux 2003 feiert, nach 15 Jahren in der Flasche, seine mögliche Genussreife.
Mit einem sehr uneinheitlichen Bild. Da gibt es Jahrhundertweine auf der einen Seite. Auf der anderen Seite muss man sich damit abfinden, dass ein paar sehr renommierte Weingüter ihrem angesehenen Namen bei Weitem nicht gerecht werden.

Die Spreu trennt sich also jetzt vom Weizen. Die Cabernet-lastigen Weine vom linken Ufer sind heute eine fraglos sichere Genussbank. Wesentlich bescheidener sieht es in der Libournaiser (Saint Emilion & Pomerol) Weingegend aus. Während Weine mit einem recht übergrossen Cabernet-Franc-Anteil recht gut zu gefallen wissen, schneiden die Merlot dominierenden Weine mittlerweile mässig ab.

Auf 8 Seiten - der grosse PDF-Bericht

DER BESTE WEIN DES TAGES

Man kann es drehen und wenden wie man will. Auf lange Sicht gesehen ist der Château Latour immer bei den allerbesten und zuverlässigsten Weingütern vom Bordelais einzureihen.
Latour wurde mit dem Primeurjahrgang 2011 das letzte Mal in Subskription angeboten. Will heissen; die Jahrgänge nach 2012 liegen alle noch im tiefen Châteaukeller. Es sind – mit dem Pauillac de Latour und dem Les Forts de Latour – Millionen von Flaschen.  



2003 Château Latour, Pauillac: Mit dem Pape 2003 die dunkelste Farbe aller degustierten Weine. Immer noch mit sattem Granat und gewissen Lilatönen in der Mitte.  Er geht nasal von Beginn weg in eine dramatische Tiefe: Rauch, Trüffel, Tabak, Pfefferkörner, schwarze Oliven und Pumpernickelbrot. Im zweiten Ansatz zeigt er eine unglaubliche intensive Aromatik von reifem, ausdrucksvollem Cabernet Sauvignon. Im Gaumen satt, fleischig, konzentriert mit einer absolut royalen, noch verlangenden, umfassenden und doch recht feinen Adstringenz. Auch hier dokumentiert er seinen unglaublich anmutenden Tiefgang. Bis zum letzten Moment meint man, dass man es hier mit einem fast gereiften Latour zu tun hat. Doch im Nachklang zeigt sich sein ausuferndes Alterungspotential. Dies zu Lasten einer möglichen jetzigen Genussfähigkeit. Wer nicht warten kann, erlebt bei Weiten nicht alles, was dieser legendäre Latour dereinst zu bieten hat. Allenfalls könnte ein sehr langes Kalt-Dekantieren einen gewissen Sinn machen. Warten ist aber sicher besser! 20/20 warten     


BASLER-LÄCKERLI UND BARSAC

Auf den ersten Blick schaut es aus, als ob es vom Château Nairac 2003 verschieden helle Flaschen gab. Das Erscheinungsbild variiert aber nur wegen dem Lichteinfall. Zum Apero der grossen 2003er-Proben in Eschenbach bot ich eine Gabriel-Kreation und füllte Balser-Läckerlis (eine schweizerische Lebkuchenart) mit Zigerbutter und Gänseleber. Würde auch zu Portwein gehen. Als gigantische Genusskombination

GUTE SELEKTION


Als Einkäufer von Mövenpick selektionierte ich jedes Jahr einen besonders gelungenen Cru Bourgeois als «Gabriel-Empfehlung». Beim heissen Jahrgang 2003 gelang es den Winzern im hohen Norden vom Médoc grossartige Weine herzustellen. Meine Wahl fiel auf den Rollan de By und ich kaufte bei einem Nachtessen auf dem Weingut von Besitzer Jean Guyon per Handschlag gleich 36'000 Flaschen. Das war eine gute Wahl und der Wein bietet auch heute noch einen grossen Genuss. (17/20).   



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Ein paar genussvolle Gedanken von mir ...

«Genuss ist eine positive Sinnesempfindung, die mit körperlichem und/oder geistigem Wohlbehagen verbunden ist». So definiert die stets hilfreiche Online-Enzyklopädie WIKIPEDIA den Oberbegriff. Mindestens ein Sinnesorgan soll dabei im Spiel sein…

Nun denn – ich gehe da schon noch ein paar Schritte weiter. Für mich ist Genuss die intensivste Form der körperlichen Wahrnehmung. Der allerersten Slogan den man sieht, wenn man meine Webseite anklickt: «Genuss ist die Erfüllung einer Vision». Diese Vision wiederum korreliert mit einer nicht übertriebenen Erwartungshaltung. Das ist sehr, sehr wichtig, sonst ist der Frust schon vorprogrammiert. Wir leben leider heute in einer Welt der Erwartungsinflationen…

Einer der billigsten Genüsse ist möglicherweise ein wunderschöner Sonnenuntergang. Er kostet rein gar nix. Aber man muss ihn halt sehen! Und man muss ihn aushalten! Und dabei nicht an tausend andere Dinge denken. Je länger man das schafft, desto intensiver wird dieser Gratis-Sonnenuntergang-Genuss.
Ich begegne immer wieder irgendwelchen Deppen, welche mir ganz stolz berichten, dass sie eine Obergrenze beim Weinkauf haben. Sie würden zum Beispiel nie mehr als XX für eine Flasche ausgeben. Das mache ich auch nicht. Aber ich kumuliere dieses Budget laufend. Nehmen wir mal an, ich würde bei einer Mahlzeit maximal 100 Franken in einem Hotel pro Flasche budgetieren. Nehmen wir mal auch an, dass ich zum Frühstück keinen Wein bestellte. Und infolge einer besonders deftigen, schweinischen Mahlzeit am Mittag in der Gartenwirtschaft ein Bier anstatt Wein bestelle. Dann liegt es doch rechnerischerweise auf der Hand, dass ich zwei Mal 200 Franken für Wein nicht ausgegeben habe und am Abend beim Diner jetzt 300 Franken zur Verfügung hätte. Wer beim Genuss ans Geld denkt, der hat eh schon zuvor verloren.

Bei der Weinbörse (Auktionshaus bei dem ich beteiligt bin), erleben wir nicht selten kuriose Fälle. Da gibt es Kunden, welche vor ganz vielen Jahren ein paar tolle Bouteillen erwarben. Die sind dann im Markt immer teurer geworden. Will heissen; Mouton, Grange, Pétrus, Chambertin & Co. haben über die Jahre still und leise an Wert zugenommen. Jetzt verkaufen diese Ex-Weinleidenschaftler diese genialen Flaschen mit der Begründung, dass sie nie im Leben einen so teuren Wein trinken würden. Dies, obwohl diese ja letztendlich gar nicht viel dafür bezahlten. Auch eine Art von Sparen am Wein (… und an sich selbst!).

Geht es um die Verbindung von Wein und Speisen, habe ich dann schon eine Budgetvorstellung. Vielleicht könnte man dies eher als «Budgetmix» deklarieren. Wenn ich zu einem Spitzenkoch pilgere, dann wähle ich oft eine etwas einfachere Weinauswahl um mich auf die Speisen zu konzentrieren. Da will ich dann auch nicht so viele Weine wie Gänge. Das ist mir zu anstrengend. Andererseits lege ich mir zu Hause auch mal ein Roastbeef oder einen kalten Braten auf den Teller, wenn ich eine ganz tolle Flasche entkorke. Da kann ich mich voll und ganz auf den Wein konzentrieren. Das Essen wird dabei nicht kalt. Also kreiere ich damit einen völlig stressfreien, längstmöglichen Genuss.

Aus meiner Kindheit habe ich immer wieder das Bild von meinem Vater vor mir. Es sass am Küchentisch mit einer Cervalat. Vor sich ein grosses Stück Greyerzerkäse von welchem er immer wieder kleine Stücke abschnitt. Dazu ass er chüschtig-gebackenes Schwarzbrot und trank dazu Beckenrieder Apfelmost. So war er glücklich. Und – ich mache es ihm heute nach. Es ist ein Stück gelernter, helvetischer Genusskultur. Grossartig und erschwinglich zugleich.

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ERSTES ETAPPENZIEL ERREICHT

GPS N 44.8794784 /W -0.0804779. Dies sind die Koordinaten von Château Rocheyron. Es ist ein neues definiertes Weingut mit alten Reben. Alles klar?

Es ist das erste Mal, dass ich dieses Weingut besuche. Und das ist nicht ganz einfach zu finden. Denn, der ganze Weiler im Dorf Saint-Etienne-de-Lysse heisst Rocheyron. Und da gibt es recht viele, bekannte Nachbarn.

So zum Beispiel das historische Château Laroque mit seinen Jahrhunderte alten, imposanten Gebäulichkeiten welche den Begriff «Schloss» wirklich verdienen.
Nur ein paar hundert Meter Richtung Dorf haben sich Axel und Pierre Coudurié mit dem Croix de Labrie den Traum eines eigenen Weingutes erfüllt. Gleich nebendran sieht man den neuen Keller von Benoit Trocard der mit seinem Clos Dubreuil seit 2002 für Furore sorgt. Auf der anderen Seite der D243 befindet sich Château Fombrauge. Bernard Magrez (Pape-Clément) hat dieses Château im Jahr 1999 gekauft. Mit 58.6 Hektar ist dies das grösste Weingut in der Region. 
So gesehen ist die Geschichte dieser Ecke mit Ausnahme von Château Laroque an sich noch recht jung.

Seit dem Jahr 2010 mischt nochmals ein neuer Name mit in der Szenerie: Rocheyron! Im Jahr 2010 kaufen Silvio Denz und sein Partner Peter Sisseck den «besseren Teil» von Château Roylland. Der Löwenanteil der Rebflächen von Roylland liegt in der tieferen Angélus-Ecke. Das Weingut wird – mit verkleinertem Rebbestand – weiter unter dem bestehenden Namen geführt.

Denz und Sisseck schnappten sich die 8.45 Hektar auf dem Kalkplateau. Die Reben sind bis zu 80 Jahre alt. Das Terrain ist mit 70 % Merlot und 30 % Cabernet Franc bepflanzt.

Das Projekt nimmt seinen Anlauf. Die beiden Freunde und Partner haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt. Bekanntlich ja aller Anfang schwer. Zuerst müssen die Reben wieder richtig bestellt und die Böden sorgsam kultiviert werden. Zudem muss sich ein Winzer ja bekanntlich auch selbst finden.

Mit der Qualität des Jahrganges 2016 hat der Rocheyron aber sein erstes Etappenziel fraglos erreicht. Somit ist er seinen Preis jetzt fraglos wert und eine Etablierung in der Saint-Emilion-Elite ist garantiert.

2016 Rocheyron: Sattes Purpur mit violetten Reflexen. Dunkelbeeriges Bouquet mit einem Reigen von Heidelbeeren und Brombeeren, danach folgen Lakritze, schwarze Oliven und Pumpernickelbrot vermischt mit zarten Rauchnoten. Im zweiten Ansatz; Rosmarin und weitere Kräuternuancen, Cakesfrüchte, Ingwertöne und Kokosschimmer. Intensiv und faszinierend gleichzeitig. Im Gaumen ist der Wein satt und entsprechend konzentriert. Die Aromatik bleibt im fast nur schwarzbeerigen Bereich. Die Adstringenz ist verlangend aber sehr feinmaschig. Einerseits macht der Wein die Faust, andererseits zeigt er aber auch ganz deutlich seine Grösse. Mit diesem absolut beeindruckenden, phänomenalen Rocheyron haben die beiden Partner (Sisseck und Denz) ihr lange ersehntes Etappenziel mehr als erreicht 19/20 2025 – 2048

Die ganze Story

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SPASSIGES MAGNUM-TUTTI-FRUTTI

Manchmal sucht man bei einer Weinprobe verzweifelt nach einem roten Faden. Andererseits besteht auf der anderen Seite immer ein Sortierungszwang. Für mich ist eine Weinprobe ein Anlass mit Rahmen-bedingungen. Der Veranstalter ist für den Rahmen zuständig. Die Teilnehmer für das Bild. Und so ist denn das endgültige Werk ein laufender Prozess. Bis zum Schluss.  

Hier geht es um eine Verkostung mit Genussfaktor. Und da gab es immerhin zwei Tangenten. Zum einen standen ausschliesslich Bordeauxweine auf dem Trapez. Zum anderen stammten alle Weine aus Magnumflaschen. Also war es insgesamt vielleicht doch ein recht geordnetes Durcheinander.

Bei näherer Betrachtung ergab sich dann doch eine genauere Struktur. Denn; in der ersten Serie traten drei Cru Bourgeois aus dem Haut-Médoc gegeneinander an. Genau in dieser Kategorie (Cru Bourgeois) findet man ja mitunter die allerbesten Bordeauxwerte. Als ich noch Einkäufer bei Mövenpick war, selektionierte ich jedes Jahr einen besonders guten Wert aus dieser Liga.  Von dieser «Gabriel-Empfehlung» verkauften wir jeweils bis zu 50'000 Flaschen in der Subskription.

In der zweiten Dreierserie konnte man drei berühmte, klassierte Gewächse aus drei verschiedenen Appellationen miteinander vergleichen. Gruaud-Larose, Lynch-Bages und Montrose. Alle vom selben, jetzt wunderschön gereiften Jahrgang; 2001.

Im letzten Trio-Flight hatten die Gäste drei verschiedene, wenig bekannte Crus aus Saint Emilion im Glas. Valandraud, Gracia und Lafon la Tuilerie. Und da gab es einiges zu bestaunen. Unfreiwilligerweise musste ich von letzterem zwei Magnums öffnen.  
Dazwischen gab es eine einzelne Blindprobe. Hier durften die Teilnehmer versuchen den Jahrgang, die Region oder gar das Weingut zu erkennen. In einer Schätzfrage fragte ich nach dem aktuell günstigsten Magnum-Angebot im wine-searcer.com. So konnten wir ganz sicher einen Sieger evaluieren. Und der gesuchte Sieger war letztendlich eine Siegerin.   


2006 Coeur du Château Retout, Haut-Médoc: Magnum. Extrem dunkle Farbe, fast schwarz in der Mitte, mit letzten violetten Reflexen gegen aussen. Das Bouquet ist barock und geht völlig in die Tiefe; Teer, schwarze Trüffel, Pumpernickelbrot und Kaffeesatz. Im Gegensatz zu früheren Kontakten scheint er sich langsam zu öffnen. Aber nur ganz langsam. Im Gaumen enorm dicht, die Gerbstoffe sind jetzt (endlich!) angerundet und zeigen eine positive Evolution für die nächsten Jahre an. Momentan ist er immer noch ein sympathisches Monster, welches nach weiterer Flaschenreife verlangt. Bei diesem Wein handelt es sich um eine Kreation zwischen den Châteaubesitzern und mir. Es war eine einmalige Angelegenheit. Für einen recht einmaligen Wein. 18/20 beginnen  

AND THE WINNER IS …

Die Teilnehmer bekamen den folgenden Wein blind eingeschenkt. Man konnte auf vier Ebenen punkten. Jahr? Appellation? Château?  Als viertes Element wurde eine Schätzung des aktuellen Marktpreises für diese Magnum verlangt. Maja gewann das neue Gabriel-Buch «Goldene Nase». Als einzige notierte sie «Haut-Brion» und lag mit dem Jahrgang «1999» nur ganz knapp daneben.
Magnum-Marktpreis aktuell: CHF 1421.64

1998 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan: Mittleres Granat, am Rand Rubin aufhellend, also eher leicht in der farblichen Erscheinung, dafür fast keine Reifereflexe aufzeigend. Erdiges Bouquet zeigt getrocknete Herbstpilze, etwas Trüffel, dunkle Pflaumenhaut, Nussschalen und grünliche Gewürze. Man spürt im zweiten Ansatz die dezente Unterreife gewisser Cabernetanteile. Andererseits hat man auch das Gefühl, dass da gewisse Luftspuren im Hintergrund vorhanden sind. Jetzt kommt auch Teer und Bakelit zum Vorschein. Im Gaumen wesentlich aromatischer wie in der Nase, Lakritze, sehr dunkles Malz und dunkle Edelhölzer, im Nachklang wirkt er zu Beginn pelzig und zeigt eine muskulöse Adstringenz. Ist er schon am Anfang der Genussreife? Auf jeden Fall war er am weinigen Abend, dank des recht langen Dekantierens, in Topform. 19/20 beginnen

UNTERSCHIEDLICHE MAGNUMS

Wenn ich einen Wein entkorke, so kreiere ich im Kopf eine Vision wie er sein sollte. Als ich den Lafon La Tuilerie öffnete, war die Vision nicht erfüllt. Irgendwas fehlte, er war minim unsauber. Also öffnete ich noch eine zweite Magnum. Hier passte dann die Gabriel-Vision.  

2008 Château Lafon la Tuilerie, Saint Emilion: (Magnum). Mitteldunkles Granat mit sanften Lila- Reflexen. Die Nase ist schokoladig und zeigt dahinter dunkle Beeren. Vermittelt eine kalkige Mineralik im zweiten Ansatz. Im Gaumen gibt er sich rund und weich mit recht sattem Extrakt. Er hat sich in letzter Zeit gemacht und hat jetzt die Genussreife erreicht. Irgendwie fehlte es dieser Magnum an Spannung. Eigentlich müsste dieser Wein viel mehr hergeben. Also öffnete ich eine zweite Magnum und liess die Gäste diese miteinander vergleichen. Die zweite Magnum war direkter in der Nase, zeigte Cassis und Brombeeren und wirkte frischer. Was gleich war; die dunklen Schokonoten, welche die Süsse anzeigten. Im Gaumen direkt, lange ausgerichtet und jetzt seine heimliche Grösse zeigend. Und die ist so gross, dass er mit den allerbesten 2008er in Saint-Emilion locker mithalten kann. Ausser beim Preis! 19/20 trinken   

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POMEROL IN POMEROL


Der Mittag fing schon sehr gut an. Mit einem Lunch mit Vincent Priou auf Château Beauregard und ein paar ganz grossen Jahrgängen. Am Abend durften wir mit Jacques Thienpont den Le Pin 2017 aus dem Fass probieren und wurden anschliessend zum Diner in sein Privathaus eingeladen. Ich revanchierte mich mit reifen Pomerols aus meinem privaten Keller. (Bild oben).

Das Titelbild lässt die Herzen von eingefleischten Pomerolkennern höher schlagen. Grosse Jahrgänge einerseits, ziemlich bekannte Weingüter andererseits. Wenn man den Weinen aus dieser Appellation auch oft vorwirft, dass diese eher schnell reifen, dann tut man ihnen manchmal unrecht. Zumindest wir konnten uns an diesem Tag vom puren Gegenteil überzeugen.  

Ein paar Weine des Tages ...
1937 Clos L'Eglise (keine Wertung) / 1947  Château Pétrus (20/20) / 1959 Château L'Evangile (20/20)
1966 Château Latour à Pomerol (19/20) / 1971 Château Petit-Village (18/20) / 1983 Château Lafleur (20/20)
1990 Château Beauregard (18/20), 1994 Château Le Pin (18/20) 2000 Vieux Château Certan (19/20)

Der ganze PDF-Bericht:  www.bxtotal.com

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FASSPROBE AUF LE PIN

Jacques Thienpont kam mit dem Fahrrad zum Verkostungstermin. Ausserhalb von den Primeurproben öffnet er seine Château-Kellertüre nur selten. Und auch die Fassverkostungen für die neuen Jahrgänge finden nicht mehr im Château Le Pin selbst, sondern in seinem Privathaus statt. Also gehört es zu den besonderen Privilegien, wenn man vom Gutsbesitzer eine Probe vom neuen Jahrgang bekommt. Dies war in diesem Fall beim noch ein paar Monate im Fass liegenden Le Pin 2017. Ein geradliniger, präzis ausgerichteter Wein mit ganz vielen, roten Beeren. Im Gaumen wirkt er parfümiert wie ein Musigny. Insgesamt die etwas leichtere Jahrgangsseite zeigend. (18/20).
Der 2018er soll ganz gross werden. «Leider waren die hoch reifen Beeren ganz klein, was zu einer geringen Saftausbeute führte» meinte Jacques 


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EINE DER WENIGEN POMEROL-LEGENDEN

1947 Pétrus: Abfüllung Vandermeulen. Ohne zu dekantieren direkt eingeschenkt. Die Farbe ist immer noch sehr dunkel, völlig intakt mit satter Mitte. Das Bouquet startet mit einer atemberaubenden Süsse, wird schokoladig und vermittelt dezent rauchige Töne im Untergrund. Im zweiten Ansatz; frisch gebackener Financier-Cake, Nougat, Caramel und Walderdbeerenmarmelade. Im Gaumen merkt man ganz am Anfang sein Alter, man findet Spuren von getrockneten Herbstpilzen und Laubnoten. Gleich dahinter schiesst eine sehr intensive Süsse ins Extrakt, pfeffrig, konzentriert. Er legt praktisch von Sekunde zu Sekunde zu. Das katapultartige, dramatische Finale liefert Feigen und Pralinen ohne Ende. Eine Legende die immer noch voll da ist und den Geniesser tief berührt. Leider gibt es viele Fälschungen. Nur die mit dem Prägedruck auf dem Etikett sind echt! 20/20 trinken

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DER LATOUR-WAHNSINN

Kürzlich bei einem Besuch auf Château Latour in Pauillac. Wir durften kellermässig in die Tiefe. Zuerst sahen wir mehr als eine Million Flaschen von noch nicht lancierten neuen Jahrgängen.

Dann wurde die Kellertüre zum Imperial-Tempel geöffnet. Mir ist ja Manches schon passiert, aber so etwas noch nicht. Tausende von Imperialeflaschen!!! Dann sah ich drei vom Jahrgang 1961. (Marktwert pro 600cl-Flasche CHF 200'000+). Als ich dann genauer Inventur machte, entdeckte ich total 13 davon. Hoffentlich bringt das kein Unglück ...






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VIEL BESSER ALS ERWARTET


Hier geht es um den Bordeaux 1988. Den haben wir während einem intensiven Wochenende nicht nur degustiert, sondern auch in vollen Zügen genossen.

Am besten ist es eh, wenn man für genussvolle Dinge eine nicht zu grosse Erwartungshaltung generiert. Dann wird man a.) nicht enttäuscht und hat so b.) eine grosse Chance, dass bescheidene Erwartungen übertroffen werden. Dies war im folgenden Weinprobe-Bericht ganz deutlich der Fall.  

Es ist ein warmer, herbstsonniger Freitag, als Weinfreunde aus Deutschland, aus Österreich und der Schweiz in die Weinregion Remshalden (nördlich von Stuttgart) pilgern. Dort haben die Römer am Anfang des 8. Jahrhunderts bereits Rebbau betrieben.

Doch es geht hier nicht um die Weine von dieser Region, sondern um Weine, welche in unserem Kofferraum, stehend in Kartons, mit uns unterwegs sind. Es sind insgesamt 40 Provenienzen. Alle vom Jahrgang 1988: Ein Riesling aus Deutschland, ein weisser Burgunder, ein Pirat aus der Schweiz, fünf Sauternes und 32 rote Bordeaux! Der grosse Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


1988 Riesling Auslese Brauneberger Juffer Sonnenuhr Nr. 16. Fritz Haag: Dunkles Gelb mit orangen Reflexen. Traumhaftes Bouquet, rahmig, helles Caramel, Kirmesmandeln. Im Gaumen cremig, elegant, im Innern zeigt er eine wunderbare Frische, dezent mineralisches Finale mit parfümiertem Schieferton. Zeigt absolut keine Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil – der Wein scheint jetzt auf dem Höhepunkt zu sein. Ein kleines Loblied auf diese halben Flaschen. 18/20 trinken

1988 Château Pichon-Longueville-Baron: Jéroboam. Da dies der Tischwein war, gab es davon ein sehr anständig gefülltes Glas. Somit war die Farbe schon «frech-dunkel». Die Nase wirkt erdig, trüffelig, zeigt dunkle Pflaumen, schwarze Oliven, dunkler Tabak und tierische Noten in Form von gebrauchtem Leder und Pferdestall. Fast so wie manchmal die Cordier-Weine aus dieser Epoche daherkamen. Die Mineralik zeigt sich in Form von Aromen, welche vor dem Haus herumschwirren, wenn frisch Heizöl aufgefüllt wurde. Im Gaumen genial, zeigt Muskeln, Tannine und eine schier jugendliche Arroganz, welche zum Jahrgang passt und vielleicht auch dem Grossformat zu verdanken ist. Das Finale ist mit bourgeoisem Pauillac-Power ausgestattet. Wow! Diese Grossflasche: 19/20. Am Freitagabend verkosteten wir eine Normalflasche davon welche ich mit 18/20 taxierte.     

HAUT BAILLY VERSUS HAUT-BRION

Weinfreund André Kunz kommentierte die Weine. Es braucht dann schon sehr viel, wenn dieser unverbesserliche Haut-Brion-Fan den Haut-Bailly ebenso gut findet. So unrecht hatte er damit, nicht zuletzt auch aus geschichtlicher Hinsicht …

Wenn man die Geschichte etwas zurückblättert, so hatte Haut-Bailly seine beste Epoche in den 40er Jahren. Das Angebot bei alten Nicolas-Katalogen zeigt auf, dass dieser Wein nicht selten teurer als der Haut-Brion im Markt angeboten wurde. Auf ganz alten Etiketten steht dann auch ganz frech als Untertitel «1er Grand Cru exceptionelle».  
  
1988 Château Haut Bailly, Pessac-Léognan: Magnum. Dunkles Weinrot mit bräunlichen Reifetönen. Das dezente Bouquet ist traumhaft, Schokonoten, mitteldunkles Leder, Zedernduft, Havanna-Tabak, wirkt delikat und schier verspielt. Vor allem spürt man hier, dass das Traubengut ausgereift war. Im zweiten Ansatz, dezent laktische Noten aufweisend. Im Gaumen pflaumig, zeigt noch Rückhalt, hat noch eine schöne Fleischration zu bieten und klingt lange nach. Ein ganz toller Haut-Bailly, besonders in dieser Magnumflasche. Er scheint wie stabilisiert zu sein und wird noch lange grossen Gefallen bieten. 18/20 trinken  


KEIN PROBLEM FÜR VINATTIERI

Er wurde als Pirat eingesetzt und trat in der Serie unfreiwillig gegen den Cheval Blanc an.

1988 Vinattieri, Tessin: Bräunliches Weinrot, deutlich aufhellend. Er beginnt mit einem Duft von dunklen Pflaumen, Zedern und hellem Tabak, vermischt mit einer vanilligen Süsse. Im mittelgewichtigen Gaumen samtig, aussen cremig – innen noch recht fleischig, mittellang endend. Brauchte sich in dieser Serie absolut nicht zu schämen. 18/20 austrinken

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LAFAURIE AUF LAFAURIE

Dieses Foto schoss meine Frau Karin. Ein paar Tage zuvor reisten wir mit einer Gruppe durchs Bordelais. Da machten wir einen Halt auf Lafaurie und verkosteten den 1988er.
Das Château, welches Silvio Denz gehört ist komplett renoviert worden. Neu befindet sich auf Lafaurie nebst Shop (Foto) auch ein Fünfsternhotel und ein Gourmetrestaurant.
Ein bedeutungsvoller Meilenstein in der sich im Dauerschlaf befindlichen Region Sauternes.

1988 Château Lafaurie-Peyrguey: Auf dem Schloss um 11 Uhr morgens. Intensives Gelb mit passenden Goldreflexen. Die Nase ist intensiv, blumig und fruchtig zugleich, viel reife Mirabellen und Akazienhonig, vermischt mit einem Touch von Bitter-Orange-Marmelade. Er wirkt noch recht frisch und zeigt als einer der wenigen 1988er eine klare Botrytisexpression. Im Gaumen saftig, fein stützende Säure mit einer wunderschön passenden Süsse. Da ist noch eine lange Genussreife garantiert. 18/20 trinken   

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DER PÉBY VON FAUGÈRES


Ein grosser Titel für einen grossen Wein! Und gleichzeitig ist es möglicherweise für Kenner eine verwirrende Schlagzeile.

Wer versucht sich in die Geschichte dieses Weines einzulesen, der wird feststellen, dass es zwischen dem Château Faugères und dem Château Péby-Faugères markante Differenzen gibt. Und doch ist eine stetige Nähe zu den beiden Weingütern zu spüren. Nicht nur wegen dem ähnlichen Namen, sondern auch von der nur minim abweichenden Geografie her. Nicht aber von den Besitzverhältnissen.

Die Péby-Google-Treffer sind mit weniger als 200'000 Ergebnissen noch recht spärlich. Ähnlich mager sind auch die Angebote im Markt. Der Péby generiert seit gut einer Dekade einen stetig wachsenden, kauftreuen Fanclub. Wer ihn mal im Glas hat, der wird berauscht von seiner ausufernden Merlot-Expression. Wenn man nach einer frappanten Aromenähnlichkeit sucht, so kommt den gewieferten Freaks immer wieder der Masseto in den Sinn. Und hier zeigt sich auch der Brückenschlag dieses Weines von seinem Status her. Mit dem linken Bein ist er ein designierter Saint-Emilion Grand Cru Classé. Mit dem rechten Bein etabliert er sich ganz klar als Merlot mit fragloser Weltklasse!  

Begonnen hat dieses moderne Bordeaux-Märchen im Jahr 1998. Die damalige Besitzerin Corrine Guisez bittet den beratenden Önologen Michel Rolland einen ganz besonderen Wein, im Andenken an ihren Gatten Pierre-Bernhard (genannt Péby), aus dem Faugères-Fundus zu selektionieren.
Michel Rolland ist angetan vom Projekt, denn der hervorragende Jahrgang 1998 bietet eine grossartige Palette einer möglichen Selektion. Er entscheidet sich für die besten Merlot-Lots und kreiert so einen neuen Wein, der gleich für Furore sorgt: der Péby-Faugères ist geboren!

2005 kauft der Schweizer Unternehmer Silvio Denz dieses damals noch als Grand Cru eingestuftes Weingut. Einerseits verbessert er sofort die Qualität von Château Faugères. Andererseits trennt er die Produktion und kreiert aus dem ehemaligen Cuvée Péby ein eigenständiges Weingut. Für den Faugères ist er gezwungen ein neues Weingut zu bauen. Denn das bestehende Weingut steht um ein paar wenige Meter auf dem Boden von Castillon. So entsteht in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Stararchitekten Mario Botta ein markantes Château, weit abgelegen im allgemeinen Saint-Emilion-Rummel im Weiler Saint-Etienne-de-Lisse. Nach nur sieben Jahren schafft Denz den schier unmöglichen Quantensprung. Faugères und Péby-Faugères werden neu als Grand-Cru-Classé aufgestuft. Dies hat nicht nur extern Auswirkungen auf das Ansehen seiner Weine. Intern bringt dieser Faktor einen nicht unangenehmen Real-Estate-Value mit sich.

Gerne hätte Silvio Denz während dieser Zeit dem Péby eine prestigeträchtigere Heimat verschafft. Leider wurden die Bauprojekte von den Behörden als «etwas zu gewagt» taxiert. Und deshalb entsteht der Péby nach wie vor in einem unscheinbaren Gebäude nördlich von Faugères (Bild oben).
So macht sich der Péby als augenscheiniges Marketing halt die Approximität zu Faugères zu Nutze. War früher der Péby eine Cuvée ist dieser seit 2005 ein klar definierter Cru mit genau deklarierten Parzellen. Diese sind je 3.5 Hektar gross, mit 50 bis 70 Jahre alten Merlotstöcken bepflanzt und heissen «Roland» und «la Butte». Die erste Lage befindet sich gleich vor dem neuen Château. La Butte hingegen liegt genau in der Nähe vom ehemaligen Château.
Bei einem Weinguts-Besuch lud Silvio Denz uns in seine Chatreuse ein und präsentierte stolz sein Péby-Schaffen von 2005 bis 2017.

Den ganzen Bericht findet man auf www.bxtotal.com.  Hier die Verklostungsnotiz vom 2015er welchen man (noch) im Markt findet ...


2015 Péby-Faugères: Unglaublich dicht, satte Mitte; Purpur-Blutrot. Das Bouquet zeigt einen enormen Reichtum an reifen Beeren, kandierte Agrumenzeste, Cakesfrüchte und eine gehörige Ration von Amarenakirschen zeigen den üppigen Nasenreichtum an. Er legt an der Luft permanent zu und zeigt dabei unglaublich viele Facetten. Im Gaumen wiederholt sich der enorme Fruchtreichtum. Er ist sehr konzentriert, die Adstringenz ist sehr reich, gleichzeitig aber durchaus nobel, das Finale ist röstig mit einem verführerischen Edelholtuch und einer verschwenderischen Portion Cassis. Erst im Nachklang packt er zu und zeigt sein enormes Alterungspotential, Momentan macht er etwas die Faust. Die erste Genussreife ist so um 2033 zu erwarten. Insgesamt ist er ein Péby wie er im Buche steht. Ein unglaublicher Mix aus Power und Finesse. In dieser Form hat er weltweit nur einen Konkurrenten. Und der heisst a.) Masseto. Und der ist b.) um ein Mehrfaches teurer. 20/20 warten

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DUCRU & IN A GADDA DA VIDA

Das Girl am Schlagzeug heisst Sina. Mir gefällt diese Version fast noch besser als das Original. Besonders, wenn man das Ding laut dröhnen lässt und dazu einen Ducru-Beaucaillou 1995 dazu trinkt.
Ist mir unglaublich eingefahren. Beides! Geht vielleicht auch mit anderen Weinen. Hauptsache:




Genügend Wein bereithalten, sich nicht Ablenken lassen und bis zum Schluss schauen …

#disziplin #taktgefühl #ausdauer

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1971 CHÂTEAU CHEVAL BLANC

Die Luft ist dünn geworden um diesen Wein. Damit meine ich die Angebote im Markt. Ich habe es längst aufgegeben, da noch ein paar Flaschen zu finden. Eigentlich ist das immer noch ein Geheimtipp. Wer meine Notizen und den Text dazu kennt weiss, dass es sich dabei um einen ganz grossen, besonders feinen Cheval-Blanc handelt. Heute war es wieder mal so weit. Im Keller. Mit Bärti. Einfach so. Die Farbe ist noch im hellen Granatbereich. Wer aber genauer hinschaut, der findet mehr Orange und Braun als sonst was. Die Nase ist eine unglaubliche Gewürzkiste, ergänzt mit süssem Malz und Erinnerungen an einen Colheita Port. Nicht zuletzt wegen dem Kaffee und den Feigentönten. Im Gaumen ist er einerseits fragil und andererseits wunderschön balanciert. Wir genossen den Wein fast zwei Stunden lang. Er begleitete uns und führte zu guten Gesprächen. Was bleibt ist die Erinnerung. Und noch zwei Flaschen. 19/20   

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20 PROZENT CHÂTEAU PÉTRUS?

Nehmen wir mal an, jemand kauft eine Flasche von Château Pétrus. Sagen wir mal einen reifen Jahrgang. Den phantastischen 1990er zum Beispiel. Der kostet so um 4'000 Franken. Nehmen wir weiter an, dass sich fünf Weinkenner diesen Spass gemeinsam leisten. Also müsste jeder der Teilnehmer je 800 Franken bezahlen. Dafür würde dann auch jeder 20 % der dekantierten Flaschenmenge ins Glas bekommen.  

Hier geht es aber um eine andere Sichtweise von 20 % Pétrus! Der kolumbianisch-amerikanische Doppelbürger Alejandro Santo Domingo Davila hat soeben einen Fünftel von Château Pétrus von der Familie Moueix abgekauft. Sein Geld verdient er vor allem mit Bier. Als Mitbesitzer von Anheuser-Busch (Budweiser). Sein Vermögen wird auf «etwas mehr» wie 15 Milliarden Dollar geschätzt. So war es für ihn offensichtlich ein Klacks für 20 % Anteile an Château Pétrus 200 Millionen zu bezahlen.

Etwas günstiger kämen Pétrus-Fans zu einem Glas. Am 23. November 2019 öffnet Gabriel 21 verschiedene Bordeaux vom Jahrgang 1989. Da ist dann auch eine Doppelmagnum Château Pétrus dabei. Wer nicht an diese tolle Weinprobe kommen mag, der kann sich bei Finest Wine in Bordeaux eine solche Dreiliterflasche zu umgerechnet 50'000 Franken kaufen. Das ist dann wieder eine andere Rechnung…

Infos zur genannten Weinprobe findet man auf Events/2018

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NADJA LANG & RENE GABRIEL (www.nadjalang.com)

Wenn Du Weinliebhaber bist, hast Du sicherlich mindesten eines der Bücher von René Gabriel über Bordeaux-Weine auf dem Tisch liegen und freust Dich bereits auf das im Herbst 2018 erschienene neue Buch «GOLDENE NASE».

René Gabriel ist bereits während seiner Ausbildung zum Koch zum Wein gekommen, hat den Genuss zu seinem Lebensmotto gemacht und lebt ihn in jeder Minute. 🍷✨    Er ist ein unglaublich warmherziger Mensch, der es schafft, den Charakter der Weine wunderschön philosophisch zu beschreiben. 😊💗 Weissen Pfirsich kenne ich erst seit einer Weinprobe mit René! Ich freue mich unglaublich, dieses sehr persönliche und wein-technische Gespräch zum Thema Berufung, Lebensweg und Genuss mit Dir zu teilen. 🙏🏻💃

In dieser Folge erfährst du:

☀️ Wie Deine innere Genuss-Stimme Dich zu Deiner Berufung führen kann

☀️ Warum es so wohltuend ist, Papier und Stift griffbereit zu haben

☀️ Wie Du Deine Begeisterung für eine Sache lebenslang aufrecht erhalten kannst

☀️ Warum das Leben mehr Genuss bereit hält, wenn Du Deine Erwartungshaltung offen hälst

☀️ Wie die Wein-Bewertungen zustande kommen

☀️ Wie weit René Gabriel mit seinem neuen Buch ist

☀️ Wie er in anstrengenden Zeiten entspannt

☀️ Wie Du das beste Weinglas findest

☀️ Wo René Gabriel die besten Ideen findet

☀️ Was für den besten Genuss beim Essen sorgt


Ich wünsche Dir ganz viel Freude mit dieser Podcastfolge und freu mich über Deine Gedanken hier in den Kommentaren ❤️

Denk daran, Du musst Dich mit gar nichts abfinden! Innerlich aufräumen kann man immer.

Und jetzt geht’s zum Interview

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DREIDIMENSIONALES GLÜCK

Leider war es nicht die berühmte Knoll-Cremeschnitte vom Loibnerhof.

Die von der Bäckerei Künzli in Nottwil ist aber auch nicht schlecht.

Aber immerhin war der Marillenbrand von Knoll mit dabei ...


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INITIAL MIT POTENTIAL

Nicht nur sein Wein hat Potential. Auch der Winzer selbst. Fabrice Simonet neigt nicht zu Unsicherheit. Er weiss a.) genau was er will. Und b.) auch was er in Zukunft neu auslotet.

Kalk, Sandstein und Mergel bilden das Terroir-Fundament der Initial-Selektion. Die Trauben werden in Biodynamie gepflegt. Der neuste Jahrgang ist ein Blend aus 43 % Diolinoir, 25 % Merlot, 20 % Syrah und 12 % Cabernet Sauvignon. Der Ausbau erfolgte in neuen französischen Barriques. Die Dauer der extensiven Fassreife betrug 36 Monate.

2014 Initial, Le Petit Château, Simonet Père et fils: CHF 97, ab November erhältlich). Sattes Purpur-Granat, dicht in der Mitte, lila Schimmer aussen. Das Bouquet beginnt sehr intensiv mit röstigem, süssem Duft. Dann dreht er in eine veritable Fruchtbombe mit Brombeeren, Pflaumen, Cassis und Heidelbeeren. Im zweiten Ansatz dunkle Pralinen mit minim laktischen Zügen. Sehr opulent – aber nicht alkoholisch. Kurioserweise findet man auch minime Nuancen von Aprikosen, was ihm eine gewisse Affinität zu einem Côte-Rôtie verleiht. Auch florale, frische Noten begleiten das facettenreiche Nasenspiel welches in der Süsse mit Kirmesmandeln und Caramel aufwartet. Im Gaumen ist er cremig, saftig, harmonisch lang. Die Tannine zeigen Rundungen und wirken schon in deren Jugend erstaunlich gefällig. Ein sehr modern vinifizierter Blend welchen man in den ersten Jahren problemlos als «Verblüffungswein» in honorige Blindproben stellen kann. Sicher könnte man da den Holzeinsatz, respektive die Ausbaudauer noch etwas nach unten justieren, um dem fantastischen Basismaterial noch etwas mehr Rechnung zu tragen. Auf der anderen Seite ist dieser Initial ein derartig offensiv-ausgeflippter Wein dem man alles verzeiht, wenn man ihn im Glas hat. Die mögliche Frage der effektiven Genussreife ist nicht ganz einfach zu definieren. Von der Harmonie her, dürfte er in den kommenden Jahren keine grossen Kapriolen machen. Wer aber wartet, der wird einen Vully-Rotwein erleben, wie es ihn in dessen Geschichte auf einem solchen Niveau noch nie gab. 18/20 trinken – 2029


Le Petit Château, Simonet Père & Fils
Route du Lac 134
CH-1787 Môtier (Vully)
Telefon: 026 673 14 93
E-Mail: info@lepetitchateau.ch

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WIEDER MEHR DRECK BITTE!

Einen Montrose 1990 wird es – in dieser Form – nie mehr geben. Heute ist alles überwacht. Jedem noch so kleinen Element fällt das überbetreute Qualitätsmanagement zum Opfer. Ein paar wenige Weine werden es in deren Reife hoffentlich trotzdem schaffen, die Grundcharakteristik in einem genügenden Masse in dessen Reife zu offenbaren. Aber leider halt nicht mehr so. So viel positiven «Dreck» wird man irgendwann vermissen.

1990 Montrose: Doppelmagnum. Wurde rund eine Stunde vor dem ersten Ausschank dekantiert und wir konnten ihn dann noch gut zwei weitere Stunden – durch dessen stetig grosszügigen Nachschenken – beobachten und geniessen. Er hielt dem Luftzutritt bis zum Ende locker stand. Das Bouquet ist brachial, erinnert mit seinen Leder-, Teer- und Terroiraromen grundsätzlich – nebst seiner Grundeigenschaft als Saint Estèphe – auch an einen Blend aus einem grossen Hermitage la Chapelle und einer Cuvée Céléstine von Henri Bonneau. Also mit einem nicht zu verheimlichenden, genialen Rhône Absender. Dann versprüht das heisse Bouquet, Rosinen und Korinthen, Trüffel, Leder in allen Facetten und Kräuter in jeglicher Form. Der Gaumen ist – wie das Nasenbild – brachial, arrogant und doch von einer seltenen Klasse. Endlich schaffte es die die Montrose-Equipe damals erstmals einen sehr reifen Cabernet zu pflücken. Mit dem Zusatzeffekt, dass die Merlots vielleicht etwas verbraten wurden. Und genau dies macht ihn einzigartig. Heute fraglos aus einem Höhepunkt. Und dies ist wohl noch sehr lange so der Fall. Es gibt, aufgrund der Rarität, wenig Hoffnung diesem Wein noch einmal in meinem Leben in einer so gigantischen Doppelmagnum zu begegnen. Dies war ein Grund mehr, sich nochmals nachschenken zu lassen … 20/20 trinken

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WENN DAS MENU LOCKER
MIT GROSSEN WEINEN MITHALTEN KANN

Für unverbesserliche Weinfreaks ist das begleitende Essen nicht selten eine der schöneren Nebensachen der Welt. «Lieber harmonisch wie gewagt», könnte allenfalls die Genussformel heissen. Manchmal schafft ein besonders guter Koch auch den unmöglichen Quantensprung. Nämlich mit seinen wunderbaren Speisen den Weinen nochmals mehr Dimensionen zu verleihen. Das war bei diesem unglaublichen Diner bei Jörg Müller (Bild: Sylt-Marketing) in Westerland der Fall.

OHNE WEIN STIRBT DER REIZ

Die Weinkarte von Jörg Müller bietet
32 eng aneinander geschriebene Seiten. Dass man die Gäste önologisch nicht ausrauben will, zeugt davon, dass es nicht wenige Angebote an Flaschen unter 40 Euro gibt. Der Beschrieb des gigantischen Angebotes würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Am besten klickt man auf www.hotel-joerg-mueller.de und sucht nach der Weinliste. Wer nach Sylt fliegt wegen dem Wein, der macht es sicher nicht wegen dem einheimischen Sylter Wein, sondern ganz klar wegen Jörg Müller’s Weinkarte! Sein Motto deklariert er mit; «wo aber der Wein fehlt, stirbt der Reiz des Lebens».

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Fleissiger Gabriel:

Bis jetzt habe ich auf meiner Homepage www.bxtotal.com heuer schon 25 grosse Weinberichte aufgeschaltet ...



WEINSAMSTAG AUF SYLT! Montrose 1990 und 1961 Gruaud aus Doppelmagnums. Grosse Rhôneweine und die besten Bordeaux vom JKahrgang 1989. Yquem 1953 und 1974. Und das gigantische Essen von Jörg Müller...  

WEINFREITAG AUF SYLT! Kaum zu glauben; auf Sylt wird Wein hergstellt. In diesem Bericht geht es aber um Bordeaux 1961 und 1998. Um Ramonet und ein Bisschen Grange ...

1988 PAUILLAC-TRILOGIE! Sohn Stefan Palmer Gabriel wird 30 Jahre alt. Zum Nachtessen gibt es drei Pauilllacs: Pontet-Canet, Lynch-Bages und Mouton-Rothschild ...

EIN LEGENDÄRES TASTING MIT BORDEAUX 1928! Wenn Weine ganz gross sind, dann werden diese unsterblich. Eine Verkostung der antiken Art im Restaurant La République in Los Angeles ...

CHEVAL BLANC ODER VALANDRAUD? Wer hat die Nase vorn? Ein umfassender Vergleichstest von zwei völlig unterschiedlichen Kontrahenten mit dem Jahrgang 1995 ...

CRU DE L'HOPITAL IN MOTIER! Seit 2012 entsteht dort ein immer besser werdernder Spitzenpinot. Der Pinot Noir de Praz 2016 macht 18/20. Der im Fassliegende 2017 legt noch einen dazu...

CHASSELAS-WELTMEISTER! Der Villy-Winzer Jean-Daniel Chervet aus Praz räumt reglemässig ab, wenn es um die besten Chasselas der Welt geht. Noch besser ist seine Weissweincuvée Arzille...

WEINREGION SAALE-UNSTRUT! Weine im Norgen von Deutschland. Gewachsen auf dem 51. Breitengrad. Riesling, Slvaner, Weissburgunder und ein paar recht gute Rotweine...

DAS BESTE WAS DER JAHRGANG 1978 ZU BIETEN HAT! Napa räumt ab. Aber es gibt da auch noch ein paar ganz grossartige Bordeaux. Besonders wenn diese in Doppelmagnums serviert werden...

EIN WEINIGER NACHMITTAG MIT ENDZIFFER ACHT! Von Château Bouscaut 1928 bis 1998 Château Ausone. Mit einem feinen Menu. Im Privatkeller von Gabriel, am grossen Eichentisch...

20 MAGNUM - 20 JAHRGÄNGE! Von 1952 (Latour à Pomerol) bis 2010 La Pointe. Alle Premiers (Haut-Brion, Lafite, Latour, Mouton, Margaux). Sauternes (1974 Coutet & 1999 d'Yquem)...

POMEROL 1998 IN ABSOLUTER BESTFORM! Die Elite (Pétrus, Lafleur, Le Pin) im Vergleich mit zwei Dutzend anderen Kandidaten. Ein Resumee nach 20 Jahren Flaschenreife...

BORDEAUX 2015 IM TIEFDRUCK! Wie das Wetter einen Einfluss auf die Jungweine haben kann. Figeac als bester Wein des Abends. Cantemerle als positive Überraschung...

BORDEAUX 2000, VON 28'164 BIS 28'385! Restaurant Brandenberg Zug. Wenn wunderschöne Bordeauxweine von einem grossen Jahrgang im Restaurant weniger kosten wie im Weinhandel...

REIFE MAGNUMFLASCHEN VON 1908 BIS 1978 IN DER FARNSBURG! Wie ein Kalifornier fast die Show klaute. Wie der ausserirdische Guiraud 1980 schmeckte? Was ist die Merhzahl von Magnum? Branaire der Namenswechsler...

2017 BORDEAUX-PRIMEURVERKOSTUNG! Andre Kunz war exklusiv für bxtotal.com Ein heterogener Jahrgang mit etwas besseren (tieferen) Preisen mit vielen, spannenden Weinen... (alle schon in der Suchmaschine integriert)

SÜSSER KRACHER UND ROTER PAPE! Ein langes Aprilwochenende am Neusiedlersee. Mit Château Pape-Clément von 1928 bis 2010 und vielen grossen 20-Punkte-Kracher-Legenden...

VERDEKANTIEREN! Es gibt eine Steigerungsform von Dekantieren. Mit Verdekantieren ist gemeint, wenn man den Weinen zu lange Luft gibt. Weniger ist mehr. Oder - im Zweifelsfalle lieber gar nicht...

GIGA-BONSAI-MERLOT! Saturio! Merken Sie sich diesen Namen. Das ist ein 100%-Merlot aus Guntramsdorf, südlich von Wien. Es gibt sehr wenig davon und er wird für Furore sorgen...

BORDEAUX 1998 IN HOCHFORM! In der Vinothek 14 in Goldau wurden 15 verschiedene, bekannte Bordeaux von diesem Jahrgang entkorkt. Mit kalorienmässigen Begleiterscheinungen...

BLAUFRÄNKISCH MODERN ART! Der Andauer Winzer Erich Scheiblhofer ist nicht bekannt für seine zurückhaltende Vinifikationsart. Doch beim Jois hat er einen tollen Sparring-Partner gefunden...

DER CABERNET-FRANC VON SALZL IST WELTKLASSE! Im Blaufränkisch- und Zweigelt- Burgenland gehen auch andere Rebsorten. Wenn auch nicht in grosser Menge, so doch in grossartiger Qualität...

2015 ALMAVIVA: ANSCHLUSS AN DIE WELTKLASSE! Ein Blick auf die aktuelle Situation der Chile-Icon-Weine mit einem klaren Sieger: Der 2015er Almaviva ist der Beste aller 20 je produzierten Jahrgänge...

JANUAR-MOUTON-TRADITION! Im Rittersaal vom Old-Swiss-House in Luzern werden jeden Januar viele Flaschen Mouton-Rothchild dekantiert. Heuer waren es elf. Von 1981 bis 1999. Und ein 1937er d'Armailhacq überraschte...

STELLDICHEIN MIT PALMERWEIN! Weinabend mit 80 Personen im Sempacherhof mit Jimmy Sichel und Château Angludet, Alter Ego de Palmer, Château Palmer 2011, 2006, 2001 und 1985...

Hier gehts zur Info: www.bxtotal.com

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PETRUS-BETRUG


Für eine honorige Weinprobe kaufte der Veranstalter im Markt (der Name des deutschen Händlers ist mir bekannt) eine Flasche 1989 Château Pétrus. Kaufpreis: über 3000 Euro. Ein paar Stunden vor dem Event entkorkt der Sommelier die Flasche und staunt Bauklötze. Der Korken ist vom Jahrgang 1987!!!

Also hat da Irgendjemand zuvor eine Flasche 1989 getrunken. Dann eine Flasche 1987 gekauft. Dann die Etiketten auf beiden Flaschen abgelöst und getrocknet. Dann hat er das Etikett vom 1989er auf den Pétrus 1987 geklebt. So einfach geht das.

Das ist kann man auf der einen Seite als «Gratis Pétrus 1989 trinken» deklarieren. Auf der anderen Seite ist nicht nur die nicht ganz feine Art, sondern ein veritabler Betrug. Momentan liegt der Fall noch zwischen Käufer und Weinhändler. Und ich hoffe da auf eine grosszügige Regelung des fragwürdigen Schadens. Andernfalls müsste ich da in dieser Sache noch etwas nachhaken …  

Man will ja nicht, dass noch andere zu ähnlichem Schaden kommen!

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WEINFREITAG AUF SYLT

Kaum zu glauben; auf Sylt wird Wein angebaut. Nördlicher geht nicht, denn diese deutsche Insel liegt nämlich auf dem 55igsten Breitengrad.

Seit dem Jahr 2010 versuchen sich ein paar mutige Initianten einen gut trinkbaren «Inselwein» herzustellen. Die Anfangsjahr-gänge waren aber derart wenig berauschend, dass man im Jahr 2017 den Sylter mit Pfälzer zu mischen anfing. Jetzt sei er «etwas besser» vernimmt man. Vielleicht verhilft ja die generelle Klimaerwärmung irgendwann doch noch zu einem veritablen «Sylter-Grand-Cru». Mehr Infos hierzu: www.sylterwein.com

Also ist Sylt aus weintechnischen Gründen nicht unbedingt eine Reise wert. Ausser …

… man ist in der Sippschaft von einer recht freakigen Gruppe welche sich «Weinfreunde Europa» nennt. Die trifft sich zwei Mal im Jahr irgendwo zwischen der Schweiz und Deutschland. Einer muss da jeweils den Gastgeber spielen und alle anderen sind (ausser Anreise- und Hotelkosten) eingeladen. Beim nächsten Mal trifft es einen anderen Gastgeber.

Diesmal ergab sich ein Gastgeber-Doppelpack. Der Bernd und der Bernd waren dran. Im Frühling «entkorkte es» in Bremen. Jetzt auf der Nobelinsel Sylt.  
Das Wochenende war derart reichlich mit genialen Weinen ausstraffiert, dass ich mich entschloss, dieses intensive Wein-Wochenende zu splitten. Den weinigen Bericht zu diesem wunderbaren, ziemlich windigen September Freitag habe ich auf der Zahlseite www.bxtotal.com aufgeschaltet.

Ein paar Höhepunkte: 1998 Bordeaux, 1961 Bordeaux, vier Jahrgänge Grande, 3 Montrachets von Ramonet und einen Meursualt von Coche-Dury!
Nicht zu vergessen den 163jährigen Portwein Scion von Taylors. Der beste Wein des Abends: 1961 Latour (siehe unten)

1961 Château Latour: Extrem dunkel, in der Mitte Schwarz! Die Nase dokumentiert drei Dinge ganz gewaltig: a.) grosser reifer Cabernet, b.) klassischer Bordeaux, c.) legendärer Pauillac. Er geht in die Tiefe wie kein anderer Wein im Médoc. Edelhölzer, Rauch, Perigord Trüffel, schwarze Pfefferkörner, Rosmarin, Thymian, Minze und schwarze Schokolade. Ein Wahnsinnsbouquet an dem man sich nicht satt riechen kann. Hinterfragend und abliefernd zugleich. Der Gaumen dokumentiert das Maximum der Möglichen. Fleischig, massiv, konzentriert, endlos. Letzte Woche durfte ich den Latour 1928 aus einer perfekten Flasche verkosten. Jetzt diesen legendären 1961er. Beide waren reif und doch noch jung. Latour ist der langsamste aller Weine auf der Welt. Und somit wohl auch der langlebigste Rotwein rund um den Globus. Der Wein war zum Genusszeitpunkt rund sechs Stunden dekantiert worden. Das war möglicherweise fast noch zu knapp. Aber trotzdem genug, um die Legende in die Seele des Betrachters zu vermitteln. Ein zeitloses Bordeauxmonument für die Ewigkeit. 20/20 beginnen

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PAUILLAC-TRILOGIE

Kinder wie die Zeit vergeht! Als unser Sohn Stefan am 13. September im Jahr 1988 geboren wurde, bereitete die Equipe von Château Mouton-Rothschild die Ernte eines nicht ganz einfachen Jahrganges vor.

Der vorangegangene Winter war recht mild, aber leider sehr nass, glücklicherweise ohne Frost. Das erste Jahresdrittel sei geprägt gewesen von überdurchschnittlich viel Regen. Der Austrieb des Merlots begann am 4. April. Drei Tage später legten auch der Cabernet Franc und der Cabernet Sauvignon los. Die Blüte war kurz und homogen. Ebenso sorglos war die so genannte «Véraison». Damit ist das Verfärben der Trauben im Sommer gemeint. Auch hier lag der Merlot wieder ein paar Tage vor seinen Cabernet-Brüdern. Durch den heissen Sommer waren die Wasserreserven des Frühjahrs schon längst aufgebraucht und die Reben litten. In der Folge entwickelten sie nur sehr langsam deren Frucht. Glücklicherweise verhalf ein «Indian Summer» im September die Ausreifung der Trauben.
Durch ein paar feuchte Tage vor und während der Ernte musste man das Traubengut sehr gut selektionieren. Die Ernte fand zwischen dem 28. September und 12. Oktober statt. Der Viersorten-Blend besteht aus 75 % Cabernet Sauvignon, 13 % Merlot, 10 % Cabernet Franc und 2 % Petit Verdot. Wie viele Flaschen vom Mouton 1988 abgefüllt wurden ist nirgends bekannt, aber eine Zahl in der Gegend von fast 300'000 Bouteillen dürfte das damals schon gewesen sein. Eine kleine Besonderheit; nach dem Ableben von Baron Philippe de Rothschild im Januar 1988 unterschrieb erstmals seine Tochter Philippine das Künstleretikett von Keith Haring.  

Zum familiären Geburtstagsfest öffente ich für unseren Sohn Stefan Palmer Gabriel diese drei Pauillacs (Bild). Alle zeigten sich noch sehr präsent. 
Pontet-Canet (18/20), Lynch-Bages (19/20), Mouton-Rothschild (19/20).

Den Bericht findet man wie immer auf www.bxtotal.com

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Manchmal reicht es völlig, wenn man den Titel der Menukarte fotografiert: Es geht in diesem Artikel um den Bordeaux 1928!

Er ist jetzt grad 90 Jahre alt geworden. Der Bordeaux 1928 ist eine schon seit Jahrzehnten proklamierte Legende, welche sich in die Reihe 1900, 1929, 1945, 1961, 1982 etc. eingliedert. An solchen Jahrhundertjahrgängen haftet der Nimbus, dass diese sehr alt werden können. Alt werden ist ja das Eine, aber wie schmecken solche Weine nach fast einem Jahrhundert in der Flasche? Sind diese noch geniessbar? Und wenn ja; geht es da noch so richtig um Wein. Oder bieten diese weinigen Methusalems nur noch vage Reflexe von einem ehemalig grossen Genuss?

Andere Frage; sind Verkoster von solch alten Bordeaux’ ganz einfach unverbesserliche Altweinfetischisten mit extrem grossem Toleranzpotential? Also sind da Weinliebhaber gemeint, welche einem greisen Bordeaux, auch bei klar erkennbarer Oxydation, noch fast alles verzeihen würden.
Sagen wir es mal so. Es gibt kaputte Bordeaux’ vom Jahrgang 1928. Das sind meist Weine welche vielleicht nie so richtig gut waren.
Andere hatten möglicherweise zwar nicht das erwartete Potential und lieferten in den ersten Lebensdekaden einen recht grossen Genuss ab.
Bei den als gross bis legendär gehandelten Châteaux kommt es heute lediglich auf die Kondition und der Flaschen an. Damit sind logischerweise Füllniveau und Lagerung gemeint.

Ein gutes Dutzend Weinfreaks durfte sich in den nicht ganz grosszügigen, separaten Saal im Restaurant la République in Los Angeles setzen. Dort wo einst Charly Chaplin seine Slapsticks drehte. Dort wo Manfred Krankl als Sommelier den Gästen seinen damals noch unbekannten Sine Qua Non aufschwatzte. Und Walter Manzke ganz hervorragend kocht. Der Gastgeber dieser einzigartigen 1928er Bordeauxparty: Robert Langer. Der in Kalifornien lebende Münchner ist bekannt für seine polyvalenten «Bottle-Huntings» und schafft es immer wieder einmalige Kollektionen zu entkorken.

Aus der Schweiz angereist; André Kunz und René Gabriel. Eigentlich nicht ganz aus der Schweiz, denn wir besuchten in der Woche zuvor die Top-Wineries im Napa Valley. Also handelte es sich beim samstäglichen September-Abstecher lediglich um einen kleinen Umweg. Den nahm Mann angesichts der gebotenen Altweinparade sehr gerne in Kauf.

Als kleine Entschädigung boten wir unsere erfahrenen Dienste als «Entkorker» und «Dekantierer» an. Und dieser Dienst wurde sehr gerne in Anspruch genommen. Es zeigte sich in der Folge, dass die Sommelier vom «la Répiblique» viel mehr von Megaumsatz verstehen wie im Umgang mit alten Flaschen.


DREI MAL CHÂTEAU PÉTRUS 1928

Wer an einer Raritätenprobe teilnehmen darf, der soll sämtliche Kalkulationen ausser Acht lassen. Dies kann den möglichen Genuss beeinträchtigen. Trotzdem sei hier aufgezeigt, dass für diesen Abend drei Flaschen von diesem extrem raren und deshalb auch entsprechend teuren Pomerol zum Opfer fielen.

Die allererste Flasche wurde nicht mal entkorkt. Sie zerbarst beim Transport nach Los Angeles in einer mit schützendem Schaumstoff ausgestatteten Spezialtasche.

Bevor ich zur positiven Geschichte der «zweiten Flasche» komme, sei hier die «dritte Flasche» vorweggenommen. Es handelte sich um eine Reserve-Flasche. Obwohl die präsentierte Châteaufüllung absolut genial war, wurde als Zugabe noch eine Vandermeulen Abfüllung entkorkt. Das hätte man sich sparen können, denn diese war erdig, dumpf und mausetot.


THE DURAND ALS RETTER

Die beste Art, sehr alte Weine zu entkorken ist die Beihilfe vom «The Durand». Erst dreht man die Spirale in den Korken, dann schiebt man die Lamellen zwischen der Flasche und dem Korken in die Flasche. Mit einer sanften Drehung schafft man es so recht gut, die meist sehr fragilen und nicht auch selten bröselnden Korken aus der Flasche zu ziehen. Als ich den Korken vom Pétrus 1928 prüfte, war ich skeptisch. Kein Korkbrand mehr zu sehen und alles mit braunschwarzen Konturen. (Siehe Bild unten). Glücklicherweise war die Sorge umsonst. Die verkostete Flasche erwies sich als Prachtexemplar eines legendären, immer noch sehr präsenten Pomerols.

1928 Pétrus: Das Weinrot ist immer noch sehr dunkel und strahlt so richtig aus dem Glas. Die Reifereflexe passen durchaus zu seinem betagten Alter, befinden sind aber immer noch im ziegelroten Bereich. Also von Braun oder Orange keine Spur. Die generelle Frische ist unglaublich, man findet in der Frucht Waldhimbeeren, die Süsse zeigt irgendwie Spuren von Grenadinesirup, es sind ganz viele frische und getrocknete Kräuter da. Auch Ingwer und Spuren von hellem Caramel. Er wird im zweiten Ansatz sogar noch etwas süsser. Im Gaumen burgundisch und so durchaus mit einem ganz grossen Richebourg geschmacklich zu vergleichen. Saftig und tänzerisch, also volle Balance. Wenn man ihn schlürft, so entsteht ein Pomerolparfüm welches seinesgleichen sucht. Ein sinnlich-berauschender Moment. 20/20 trinken

Der grosse 1928er-Bericht auf acht Seiten: www.bxtotal.com


ER TANZTE WIE SHIRLEY TEMPLE!

Am grossen 1928er-Tastin in Los Angeles mir sass die kalifornische Winelady Ann Colgin neben mir. Als ich sie am Schluss des Tastings nach ihrem Wein des Abends fragte, kam das Wort «Mouton» wie aus der Pistole geschossen aus ihrem Mund. «Der tanzt auf der Zunge wie Shirley Temple», so ihre Begründung.

Zufälligerweise stammte diese im Jahr 2014 verstorbene, ehemalige US-Tänzerin, Schauspielerin und Sängerin ebenfalls aus Kalifornien. Zufälligerweise war ihr Geburtsjahr ebenfalls 1928. Und es gibt noch einen weiteren Zufall: sie hatte den gleichen Geburtstag wie ich, nämlich der 23. April.

Hier ein Mail von Ann, welches ich ein paar Tage später von ihr erhielt in welchem sie nochmals die Shirley-Temple-Mouton-These deklarierte …

Hi Rene

What an amazing evening that was!  The 1928s were in such good condition and so was Tom.  I really enjoyed getting to know you and Andre.  Joe and I are so grateful to have been included by our very generous friend, Robert.
I know you wanted a quote about my favorite wine from the flights which was the Mouton. Here is my note «The star of the evening for me was the gorgeous Mouton which danced on the palate with the ease and grace of Shirley Temple who was also born in 1928! At 90 the wine still exhibits the essences of black fruits with hints of mint and tobacco. A true beauty!»

warmest regards, Ann

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1928 Suduiraut: Die Farbe war erstaunlich hell für einen 90jährigen Sauternes. Noch golden leuchtend und nur in der Mitte fein orange Farbzüge aufweisend. Das Bouquet zeigte eine konzentrierte Süsse von Bitterorangenmarmelade und Grand Marnier. In der nasalen Frische fand man auch noch Bergamotte. Im Gaumen unglaublich jung daherkommend, satt im Extrakt, konzentriert. Ganz anders wie Yquem – aber fraglos genau gleich gross. Keine Eile. 19/20 trinken  
1928 d’Yquem: Die Farbe war Braun-Schwarz. Wie kalter Kaffee. Das Nasenbild druckvoll mit Aromen von eingedicktem Birnensaft und Dörrbirnen zugleich, dann Kakao, getrocknete Feigen, dunkles Caramel und süssen Amontillado-Sherry zeigend. Im Gaumen saftig, deutlich an einen Likör erinnernd, viel dunkles Malz, noch ziemlich gebündelt im Finale. Als ich nach einer Viertelstunde nochmals daran roch, fand ich mineralische Züge und Petroleumnuancen. Sicherlich ist dieser Yquem schon lange in seiner Endreife. An Faszination mangelt es aber (noch) nicht. 19/20 austrinken

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MANN LERNT NIE AUS!

Erst kürzlich hat mir jemand eine Bordeaux-Kiste mit 25 Flaschen gezeigt. Das war neu für mich. Jetzt habe ich kürzlich in einem Keller in Südfrankreich eine Transportkiste mit 15 Flaschen entdeckt. Sachen gibt’s!

Wer das Bild genau betrachtet, der merkt, dass oben rechts eine Flasche fehlt. Das ist, weil wir mit dem Besitzer Lucien eine Flasche getrunken haben. Und das war für mich auch ein noch nie dagewesenes Erlebnis. Auf www.bxtotal.com findet man bei mir 58 Jahrgänge von diesem Château. Beim nächsten Release werden es 59 deklarierte Millesimes sein. Denn – die sehr seltene 15er-Holzkiste wurde im Affekt aufgebrochen und eine Flasche davon entkorkt. Nachfolgend die Verkostungsnotiz dazu …

1952 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan: Perfektes Füllniveau! Die Farbe ist nicht enorm dunkel, zeigt aber erstaunlich wenig Reifereflexe und man erkennt sogar noch einen bläulichen Schimmer im Karmesinrot. Die Nase; typisch Pessac. So in Richtung Tabak, Pflaumen, Jod, Torf und doch noch etwas Frucht ermittelnd. Schlank im Ansatz – intensiv im Duft. Der Gaumen wirkt eher leicht, zeigt noch gewisse Muskeln und eine dezent kapselige Textur. Die verschwindet manchmal und kommt dann mit weiterem Luftzutritt wieder zum Vorschein. Als Essbegleiter (es gab eine wunderbare Piccata) gewinnt dieser alte, aber doch noch sehr gut erhaltene Pape. Kein Riese, aber ein toller, gereifter Bordeaux. Und er ist rar. Besonders in der 15er-Kiste! 17/20 austrinken

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CHEVAL BLANC ODER VALANDRAUD?

Für welchen der beiden Flaschen würden Sie sich spontan entscheiden, wenn Sie die Wahl der Qual hätten?

Wenigkenner wären wohl eher für das ihnen bekanntere Château, also für den Cheval Blanc. Bei profilierteren Freaks könnte die Selektion eher auf den Valandraud tendieren. Doch wer macht in dieser Geschichte den besseren Deal?

Wenn Sie mir eine Mail schicken, erhalten Sie von mir gratis die PDF-Geschichte.  weingabriel@bluewin.ch


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AB 5. SEPTEMBER, 09.00 UHR 

LIQUIDATIONS-INTERNETAUKTION


Mehr als 6'000 Flaschen zu absoluten Sensationspreisen gelangen unter den Internethammer.  Alle Weine stammen aus optimalen Kellerbeständen.   

 


Ein paar besonders tolle Beispiele in Klammern der «Ausrufpreis» pro Flasche umgerechnet.

HALBE FLASCHEN (SCHÖPPLI)
1998 Château Cap de Mourlin, Saint Emilion (CHF 8.35)
1998 Château La Commanderie, Saint Estèphe (CHF 3.75)
1998 Château Balestard-La-Tonelle, Saint Emilion (CHF 7.50)
1998 Château Barrabaque, Canon-Fronsac (CHF 4.17)
1998 Château Brisson, Côtes-Castillon (CHF 2.50)
1999 Château Franc-Maille, Pomerol (CHF 4.77)
2000 Château Marsau, Côtes de Blaye (CHF 2.92)
2001 Château Clément-Pichon, Haut-Médoc (CHF 5.85)
2001 Château Grand-Barrail-Larmacelle-Figeac, Saint Emilion (CHF 10)

Viele noch sehr gut trinkbare Bordeaux’ vom Jahrgang 1997 zu veritablen Super-Liquidationspreisen. Zum Beispiel: 1997 Côte de Baleau, Saint Emilion, aus der halben Flasche für CHF 3.34
Bekannte, aber auch unbekannte, zuverlässige Weine aus Canon-Fronsac für weniger wie 10 Franken.

Das günstigste Angebot für den 2001 Château Bernadotte in der Schweiz liegt bei CHF 31. Unser Ausrufpreis: CHF 7.50! Den 2000 Château Carmina findet man zu CHF 28.50 im Markt. Bei uns liegt der Limitpreis bei CHF 6.67. Terroirfans finden mit dem erdig-trüffeligen 2000 Château Cassagne-Haut-Canon einen fundierten Genuss. Sein Limitpreis liegt bei CHF 8.55. Zuverlässiger Cru-Bourgeois: 84 Flaschen vom 2002 Château d’Escurac zu je CHF 14.17.
Der Fronsac von Michel Rolland, Château Fontenil, Jahrgang 2002 zu CHF 9.17. 150 Flaschen vom Lalande-de-Pomerol von Hubert de Boüard de Laforest (Château Angélus) Château La Fleur-St-Georges von den Jahrgängen 2000 (CHF 7.10) und 2001 (6.25). Aus dem Jahr 2000, bei dem es nur gute Bordeaux gibt; Château Nenine Cuvée des Augustines. Preis im Markt CHF 20. In dieser Internet-Auktion: CHF 4.45.   
  
GENIAL GÜNSTIGE BORDEAUX’
1998 Château Bernadotte, Haut-Médoc CHF 2.92
2001 Château Brillette, Haut-Médoc (CHF 7.50)
2001 Château La Garde, Pessac-Léognan (CHF 8.34)
2000 Château La Garricq, Moulis (CHF 7.10)
2000 Château La Tour de Mons, Margaux (CHF 11.67)
2000 Château Robin, Côtes de Castillon CHF 3.96)
2000 Château Vrai-Canon-Bouché, Canon-Fronsac (CHF 5.42)
2001 Château du Moulin Rouge, Haut-Médoc (CHF 8.34)
2001 Château Quercy, Saint Emilion CHF 7.23)
2002 Château Petit Bocq, Saint Estèphe (CHF 8.34)

HALBLITERFLASCHE: 2000 CHÂTEAU REYNON
Aus welchem Grund auch immer hat ein Weinhändler diesen immer sehr zuverlässigen Rotwein von der Familie für sich Halbliterflaschen abfüllen lassen. Sie sind jetzt bei uns im Angebot. 120 Stück, ab CHF 7.92!
  
VOM PAVIE-BESITZER: CHÂTEAU SAINTE-COLOMBE
Da sind total 228 Flaschen im Angebot. Das Castillon-Weingut gehört Gérard Perse (Château Pavie). Den 2000er gibt’s ab CHF 5.56. Den Jahrgang 2001 ab CHF 4.45. Hier eine aktuelle Verkostungsnotiz von René Gabriel zum 2001er: Gereiftes, aufhellendes Rot. Das Bouquet ist würzig, zeigt Dörrfrüchte, getrocknete Pflaumenschalen, Tabak, Teer und Korinthen. Im Gaumen mittelschlank, zeigt noch Muskeln und einen guten Nerv. Dieser Klassiker ist noch gut für ein paar weitere Jahre zu geniessen.   

ABSOLUTE SAUTERNES-PREIS-SENSATION
Der im Jahr 1855 zum Premier-Grand-Cru Classé ausgezeichneten Château de Rayne Vigneau gibt es gleich zwei Mal mit insgesamt 72 Flaschen im Angebot: 1998 (CHF 18.34) und 1999 (CHF 15.84).

Viele halbe Flaschen, tolle Cru Bourgeois, kleine und grosse Jahrgänge.
Es lohnt sich auch die vielleicht etwas unbekannteren Bordeaux genau zu studieren.

Denken Sie bei dieser Sensations-Liquidation nicht nur an sich, sondern auch an Ihre Freunde!

Kostenlose Informationen zu dieser Auktion anfordern: wb@weinauktion.ch

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Zum Tod von Dieter Thomas Heck eine kleine Geschichte aus meinem neuen Buch GOLDENE NASE

DER GENIESSER DES JAHRES

In jeder Aral-Tankstelle gibt es den Schlemmer- und auch Schlummeratlas vom Busche Verlag. Und in Bremen wurden gerade die dazu passenden Spitzenköche und Hotelbesitzer geehrt.

Im altehrwürdigen Bremer Rathaus, das unter UNESCO-Schutz steht.

Und Gabriel durfte eine Fünfminutenlaudatio für den «Hotel Manager des Jahres» halten. Wer es war? Wilhelm Wehrmann vom Park Hotel in Bremen.  Auch Roberto Blanco war da. Und somit auch viel Presse.

Als Letzter des ellenlangen Prozedere ehrte man den «Geniesser des Jahres». Der Name fiel und der graue, aber bei weitem nicht greise Mann trat ans Mikrofon. Auch wenn man ihn nicht gesehen hätte, man hätte ihn sofort an seiner Stimme erkannt.

Er begann mit verteidigenden Worten: «Ein Kenner bin ich auf keinen Fall und dass ich jetzt hier als grossen Geniesser hingestellt werde, ehrt mich, aber ich muss mich auch ein bisschen entschuldigen.

Wissen Sie, ich trinke fast nie Wein. Höchstens ein-, zweimal im Jahr mit meiner Frau. Einen Spanier. Aber fragen Sie mich jetzt nicht, wie der heisst.

Zum Apéro oder zwischendurch genehmige ich mir schon mal einen Kornschnaps. Am liebsten trinke ich eh Bier ... Ich muss so viel in noblen, teuren Hotels schlafen, da freue ich mich immer wieder, wenn ich in einem gemütlichen Landgasthof übernachten kann.

Klar liebe ich ein sehr gutes Essen. Aber oft dauert mir das zu lange und in meinem Alter kann man besonders am Abend nicht mehr eine zu intensive Speisenfolge auf Dauer geniessen.»

Und langsam fragte ich mich, wer denn eigentlich diesen tatterigen Weinembargomann zum Geniesser des Jahres gekürt hatte? Doch schon hörte ich wieder die beruhigende Stimme des sehr bekannten Prominenten ...
«Meine Frau kocht da eine Erbsensuppe. Eine Erbsensuppe sage ich Ihnen! Für diese Erbsensuppe würde ich meilenweit laufen, wenn es diese nicht schon zu Hause gäbe. Dazu esse ich ein sehr dunkles Roggenbrot und trinke halt ein feines Bier. Das ist für mich das grösste Glück auf dieser Erde!», sprach′s und nahm den Applaus des Publikums, das Diplom sowie den glänzenden Teller von den Akteuren des Busche Verlags dankend entgegen.

Dann setzt sich der berühmte ZDF-Moderator Dieter Thomas Heck (Bild T-Online) wieder.

Mir lief der Speichel in den Mundwinkeln herunter. Wie gerne hätte ich an diesem Abend vom grossen Buffet im Park Hotel in Bremen (s)eine Erbsensuppe gegessen. Aber es gab nur Kaviar, Austern und Gänseleber ...

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ZU VERKAUFEN:

WEINGUT IN BIERZO (SPANIEN)

Es gibt ja immer wieder Leute, welche von einem eigenen Weingut träumen. Mein Freund Armin Henzen hat da immer wieder gute Conncections. Jetzt geht es grad um ein Weingut in Bierzo mit zum Teil sehr alten Reben, das liegt am Pilgerweg nach Santiago de Compostella ...

Kontakt zu Armin Henzen: armin.henzen@hmc.ag



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JETZT BESTELLEN: MITTE SEPTEMBER KOMMT DAS NEUE GABRIEL-BUCH!

GOLDENE NASE

In seinem neunten Buch «GOLDENE NASE» schreibt der bekannte Weinkritiker René Gabriel relativ wenig über Wein, dafür viel über sein 60jähriges Leben …

Das ist eine süffig-unterhaltsame und sicherlich nicht trockene Lesematerie. Gabriel erzählt über sein unglaublich vielseitiges Leben. Die einfache Herkunft seiner Familie, welche «Entbehrungen» nicht nur als Fremdwort kannte. Über die zahlreichen Visitenkarten seiner Jobs vom Allrounder bis hin zum Spezialist. Vom Koch zum Wine-Entertainer. Eine selbst erarbeitete, buchstäbliche Tellerwäscherkarriere. Besonders spannend sind die Episoden seiner Zeit als Chefeinkäufer bei Mövenpick Wein. Ebenso erfährt man in diesem Werk wie es zum heute weltweit erfolgreichen Gabriel-Glas kam. Der Wein liefert diesem Buch einen roten Faden. Das ist Gabriel sich selbst schuldig! 

Der Autor schreibt auch ganz deutlich über sein stets währendes Lebensziel: «Die Suche nach einem hohen Mass an Zufriedenheit». Er philosophiert über seine Passion zum sinnlich-intensiven Genuss und deklariert seine Liebe zum Wein. Dabei geht er logischerweise auch auf seine «Goldene Nase» ein. Organoleptisch wie literarisch.

Die «Goldene Nase» ist ein unglaublich unterhaltsamer Mix aus Gabriel’s bewährter Schreibschatulle – aus vinöser, idealistischer wie auch monetärer Sicht.


350 Seiten, 23 x 28 cm (A4)
gebunden, Hardcover
ISBN 978-3-85932-933-1
mit 600 Abbildungen
Preis CH: CHF 69
Preis D/A: 55 EURO

Wer jetzt schon bestellt – erhält das Buch sofort nach Anlieferung aus der Druckerei!

Lieferadresse nicht vergessen…


Bestellungen für Deutschland und Österreich:
Gabriel-Glas GmbH
Schwarzstrasse 9
A-5400 Hallein
+43 62 457 11 5611
Preis: Euro 55, plus Porto und Verpackung
Bestellungen für Schweiz und Liechtenstein:
Gabriel-Glas (Schweiz) GmbH
Unterdorfstrasse 21
CH-6274 Eschenbach
+41 41 448 19 16
Preis: CHF 69, plus Porto und Verpackung

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GRANDIOSER PINOT-CRU MIT SEEBLICK

Unter Winzern gibt unter Winzern den Spruch, dass ein grosser Wein entsteht, wenn die Reben auf das Wasser blicken. Stimmt nicht immer, aber beim Pinot Noir de Mur, vom Cru de l’Hopital, stimmt diese These ganz sicher ...

2016 Pinot Noir de Mur, Cru de l’Hopital: Die bisher grösste Produktion: 3'000 Flaschen.  Mittleres Rubin mit ganz minimen, lila Ref-lexen, fein aufhellender Rand. Grossartiges, intensives, aber nicht wuchtiges Bouquet, Damassine-Pflaumen und Cassis. Im zweiten Ansatz wird der Wein dezent süsser, zeigt reife Waldhimbeeren, ein Hauch von Grenadine und entwickelt von unten Rauchtöne. Im Gaumen komplex, fleischig und dabei eine umfassende Adstringenz zeigend, nachhaltiges, sehr aromatisches Finale. Er weist ein Potential von mindestens 15 Jahren auf! Ein Pinot Noir mit einem Kaliber, welches man auch bei Grand Crus in der Côte de Nuits finden kann. Dujac lässt grüssen. Mit einem Verkaufspreis von 34 Franken ist dies eine Sensation für jeden Burgunder-Liebhaber. Ein Weinfreund murmelte in meiner Nähe: «Das ist der beste Pinot Noir vom Vully der bisher je in Flaschen gefüllt wurde». 18/20 beginnen.

Adresse: Cru de l’Hôpital
Route du Lac 200
1787 Môtier-Vully
Tél : +41(0)26 673 19 10
Fax : +41(0)26 673 19 74
info@cru-hopital.ch  




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DER CHASSELAS-WELTMEISTER VOM VULLY

In einem Bericht vom Blick konnte man kürzlich lesen, dass der «Chasselas eine verkannte Rebsorte mit Potential sei». Ein paar Zeilen weiter unten heisst es dann aber relativierend, dass die Wertschätzung eher gering sei und der Anbau rückläufig.

Einer der das Potential vom Chasselas seit Jahrzehnten auslotet ist der Spitzenkoch Georges Wenger. In seinem Restaurant in Le Noirmont bietet er permanent gereifte Weissweine mit dieser Rebsorte an. Und verblüfft dabei so manchen verschleckten Weinkenner. Und vielleicht liegt in diesem Vorteil gleichzeitig auch der Nachteil für reife Chasselas. Es gibt a.) wenig Interesse und b.) fast keine Angebote.

In einem Leserbrief fragt D. A. aus G. bei der NZZ an wie alt Chasselas werden kann. Darauf hin antwortet der fachkundige Journalist Peter Keller, dass diese Rebsorte trotz partiellem Säuremangel sehr alt werden kann und dabei sich wie ein Chamäleon entwickelt: «Nach zehn oder zwanzig Jahren verändert der Chasselas sein Aromaprofil vollständig. Es entfalten sich dann die sogenannten Sekundär- und Tertiäraromen: Honig, Caramel, reife Früchte, getrocknete Aprikose, Zimt, milder Curry und Haselnuss. Dank ihrer Geschmeidigkeit und Komplexität können es solche Weine durchaus mit den renommiertesten Beispielen der Welt aufnehmen».

Das sind starke Argumente für den Chasselas! Besonders beim Schlusssatz. Denn hier findet man durchaus Parallelen mit der Behauptung, dass der Gutedel oder auch der Fendant, wie der Chasselas andernorts heisst, «Weltklasse» erreichen kann.

Dies ist eine Vereinigung von Chasselas-Interessenten aller Art. Bekannte Juroren prämieren jedes Jahr die besten Winzer dieser Rebsorte. Bei den Siegern ist ein Winzer aus Vully regelmässig am Abräumen. Jean-Daniel Chervet aus Praz ist mit seinem «Vieilles Vignes» schon mehrere Male auf dem Siegerpodest gestanden. Jetzt grad wieder mit dem Jahrgang 2016.  

Ich habe das Winzerpaar Ende Juli besucht und die Weine getestet, siehe www.bxtotal.com . Die Selektion Chasselas «Vieilles Vignes» ist wirklich ein ganz bemerkenswerter Weisswein. Der im Oktober auf den Markt kommende 2017 ist  von mir mit 17/20 bewertet worden  

ARZILLE: DIE VULLY-WEISSWEIN-SENSATION

Die Zukunft der grössten Weine vom Vully liegt ganz offensichtlich in den Blends. Hier gerät die Qualität in neue Dimensionen. Und auch geschmacklich sind hier viel mehr Variationen möglich. Diese These wird mit dem sensationellen Arzille Blanc bewiesen.
  
2016 Cuvée de L’Arzille blanc, Domaine Chervet, Praz: (CHF 22). Freisamer, Sauvignon Blanc und Pinot Gris. Intensives Gelb. Und genau so intensiv geht es in der Nase weiter. Zart vanillig zuerst, dann Honig, Netzmelonen, reife Birnen, grüne Quitten, wunderschön ausladend. Im Gaumen füllig und gleichzeitig mit beeindruckendem Extrakt, feine Harznoten und Agrumen im Finale. Der Einsatz von Barriquen ist dezent und perfekt begleitend. Dieser tolle Blend ist eine echte Offenbarung, er geht geschmacklich weit über die bisherigen Grenzen des Vully hinaus. Mit zwei, drei weiteren Jahren Flaschenlagerung wird dieser «weisse Arzille» eine helvetische Sensation. Hier könnten kundige Sommeliers mit einer Gastro-Empfehlung gleichzeitig verblüffen und brillieren. Das Preis-Genussverhältnis ist sensationell. 18/20 trinken  

Franziska und Jean-Daniel Chervet, Praz.  Tél. 026 673 17 41,  info@domainechervet.ch      /   www.domainechervet.ch

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UNITED COLOURS OF 1978

Der Weinjahrgang 1978 zeigt viele Facetten. In allen Farben. Und er ist noch ganz gut drauf. Teilweise sogar legendär. Ganz besonders im amerikanischen Napa-Valley.

Hier ein Erlebnisbericht zur vorgezogenen Geburtstagsfeier eines 1978er-Weinfreaks.
Mit allen wichtigen Farbfacetten. In nicht mehr ganz Weiss. In hellem und dunklem Rot. Und in goldenem Süss …


Der grosse Bericht: www.bxtotal.com

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WEINE VOM 51. BREITENGRAD


London liegt auch auf dem 51. Breitengrad. Da wird aber nur Wein getrunken und nicht produziert. Im Süden von England, genauer in Südwales, gibt es aber doch Rebberge. Etwa 800 Hektar mittlerweile.

Ortswechsel. 830 Kilometer Luftlinie von London liegt Naumburg. Seit just dem 1. Juli 2018 gehört diese historische Stadt in Sachsen-Anhalt zum UNESCO Weltkulturerbe. Naumburg bildet gleichzeitig den Mittelpunkt des Weinanbaugebietes Saale-Unstrut. Diese Region liegt auf dem 51. Breitengrad. Genau wie London. Und – es gibt noch eine weitere Gemeinsamkeit mit England. Die Gesamt-rebfläche von Saale-Unstrut beträgt ebenfalls rund 800 Hektar.

Wein wird hier seit tausend Jahren angebaut. In einer Schenkungsurkunde von Kaiser Otto III. wird Weinanbau dort erwähnt. Es waren vor allem die Mönche des Zisterzienserklosters Sancta Maria Schulpforta (gegründet 1137) welche den Weinanbau förderten.
Wein war zu dieser Zeit Ernährungsgrundlage, denn; das Brunnenwasser war knapp und das Oberflächenwasser galt als ungeniessbar.
Im 16. Jahrhundert betrug die Rebfläche in dieser Region bis zu 10'000 Hektar!!!
In Folge des 30jähigen Krieges und der zunehmenden Klimaverschlechterung gab es Rückschläge. Kaum zu glauben; der Wein bekam in dieser Zeit zunehmend Konkurrenz in Form von Tee. Kaffee und Kakao. Zudem litten die Winzer unter dem Vertrieb von qualitativ guten und preiswerteren Weinen aus Deutschland und Europa.

1835 wurde die Naumburger Weinbau-gesellschaft gegründet, die sich um bessere Anbaumethoden und Rebenneuzüchtung bemühte.

Rund 50 Jahre später wurde die Region von der Reblaus befallen. Der Weinbau kam fast zum Erliegen und schrumpfte auf rund 100 Hektar. Die Lösung dieses Problems kam erst ab dem Jahr1923 zum Tragen. Mit der Amerikarebe als Unterlage wurde die Reblaus-plage ausgemerzt.
Nach Ende des zweiten Weltkrieges betrieben lediglich Hobbywinzer Weinanbau in der Saale-Unstrut-Region.
In den 1960er Jahren wurde der Weinbau staatlich gefördert und die Rebflächen dehnten sich wieder aus. Heute gibt es in der Region rund 40 Winzer, welche den Weinanbau als Haupterwerb betreiben.
Der grösste Erzeuger der Region ist die Freyburger Winzervereinigung welche etwa die Hälfte der gesamten Rebfläche mit 400 Hektar bewirtschaftet.
Man spricht von einem kontinentalen Klima. Jedoch ist logischerweise die Frostgefahr in gewissen Jahresabschnitten permanent vorhanden.

Rebsorten weiss: Riesling, Weissburgunder, Grauburgunder, Müller-Thurgau, Traminer, Sylvaner und andere.

Rebsorten rot: Portugieser, Spätburgunder, Blauer Zweigelt, Dornfelder und andere.

Geografisch liegen die namensgebenden Flüsschen Saale und Unstrut eine knappe Autostunde südwestlich von Leipzig entfernt.
Wir fuhren etwas länger und in mehreren Etappen, denn wir (zwei Ehepaare) waren mit den Motorrädern unterwegs. Bereits bei der ersten Einladung teilte ich den anwesenden Winzern lautstark mit, dass wir a.) ohne Vorurteile aber auch b.) ohne grosse Erwartungshaltung angebrummt waren.
Das war wohl die richtige Einstellung, denn wir wurden positiv überrascht. Von der einzigartigen, noch kaum entdeckten Weinregion und auch von den vielen tollen, diversifizierten Weissweinen. Und ein paar wenigen Rotweinen.
Da kommt noch was. Da bin ich mir ganz sicher. Leider wird es wohl noch lange gehen, bis die besten Lagen auch den ihnen gebührenden Platz in der Szene und der nachfolgenden Geschichte bekommen. Die Ausdehnung der besten Terroirs ist zwar topologisch begrenzt. Doch leider dürfen aber Winzer, welche keinen Anblick auf die Toplagen haben, ebenfalls unter der gleichen Bezeichnung abfüllen.
Hier besteht der allererste Handlungsbedarf, will man sich mit anderen, längst angesehenen Weinbauregionen Deutschlands messen. Will als Konklusion heissen: Die besten Weine halten mit der germanischen Konkurrenz schon recht gut mit. Bei der exakten Lagendeklarierung hapert es noch …

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WEINREGION SAALE-UNSTRUT

Matthias Hey empfängt uns mit seinem knackig-pfeffrigen Müller-Thurgau. Den verkauft er zur 8.90 Euro ab Hof. Sein teuerster Wein ist die Riesling Auslese für 24 Euro. Das zeigt – stellvertretend für andere Winzer – so in etwa die Bandbreite der besten Winzer der Region. Von den Rieslingen gefällt mir der 2017er Riesling Bundsandstein am besten. Der ist so richtig klar ausgerichtet, schmeckt nach Stachelbeere und gibt sich quirlig mit einem wunderbaren Nerv im Extrakt. Mit 18/20 Punkten ist er mit 14 Euro eine heimliche Wert-Sensation.    

Sein Aushängeschild sind für mich seine Weissburgunder. Vor allem der einfache Gutswein weiss nicht nur auf der Preisliste mit 8.90 Euro zu begeistern, sondern auch im Glas.
Er duftet nach gelber Frucht, nach Bergamotte und weissem Pfeffer und gibt sich glockenklar.
Der Weissburgunder, der als Ortswein deklariert ist, kann da momentan nicht ganz mithalten. Hingegen läuft der Lagenwein 2017 dann zur Hochform auf. Er zeigt eine hohe Reife mit einer frischen, vielfältigen Frucht (Quitte, Mirabellen Sternfrucht) und er gleitet samtig über die Zunge. (18/20).

Matthias Hey ist ein noch sehr junger Winzer mit einem Potential, sich bald schon zu den besten Winzern der Region zu etablieren. Einerseits weiss er ganz genau was er will, andererseits macht er noch Experimente im Keller nach dem Motto: «Es gibt Erfahrungen die man machen muss, damit man weiss, dass man sie nicht mehr machen muss».

Seine Rebberge sind alles Steillagen und fordern viel Einsatz. Belohnt wir diese Mühe mit einem wunderbaren, sehr attraktiven Weinsortiment. Bei etwa 30'000 bis 35'000 abgefüllten Flaschen im Jahr.   https://weinguthey.de/

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WEINREGION SAALE-UNSTRUT

André Gussek ist ein stattlicher Mann. Er weiss wovon er spricht und er verfügt über eine mehr als nur solide Basis rund um den Wein. Erst studierte er Gärungs- und Getränketechnologie, dann war er langjähriger Kellermeister im Kloster Pforta.
Heute führt er sein eigenes Weingut mit einer Fläche von 12 Hektar und produziert dabei rund 60'000 Flaschen. Er vinifiziert auch Weine für andere, kleinere Winzer.
Eigentlich würde Gusseck möglicherweise auch einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde verdienen. Auf seiner Preisliste stehen aktuell rekordverdächtige 54 Positionen. Manchmal kann die Liebe zum Detail auch des Guten etwas zu viel sein.

Wir degustieren bei unserem Besuch logischer-weise nur einen Ausschnitt davon und erleben die solide, zuverlässige Handschrift dieses erfahrenen Winzers kennen.  

2013 Spätburgunder Dachsberg, André Gussek: Aufhellendes, transparentes Rubin. Der Wein beginnt mit einer ganz zarten, fast verspielten Frucht in Form von roten Piemontkirschen und Waldhimbeeren. Im zweiten Ansatz findet man feinfüllige Milchschokolade, etwas Vanille und Kokosnuancen. Im Gaumen ist er sanft, geschmeidig und versprüht eine Prise Erotik. Gekostet hätte er 24 Euro. (Ausverkauft). Jetzt kann/könnte man den ebenfalls gelungenen 2015er noch kaufen. Wer in Deutschland einen so hochwertigen Spätburgunder sucht, der zahlt sich in anderen Regionen dumm und dämlich. Wertung für 2013: 18/20      https://www.winzerhof-gussek.de/  

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WEINREGION SAALE-UNSTRUT

Klaus Böhme könnte man als auch als «Mono-Unstrut-Winzer» bezeichnen. Denn all seine Rebberge liegen in der Nähe von dem Fluss Unstrut. Aus der Not eine Tugend machend, hat er seine Premiumweine mit der hauseigenen, geschützten Bezeichnung «Bergstern» deklariert.

Böhme ist ein schollenbezogener Winzer, vom geschichtlichen Hintergrund massiv geprägt. Er füllt seine Weine ohne grosse önologische Beeinträchtigung im Keller ab und überzeugt so mit herkunftsträchtigen, grundsoliden Tropfen. Preislich wagt es sich nicht über den regionalen Schnitt hinaus und so ist sein Sortiment mit einem herausragenden Preis-Genussverhältnis ausgezeichnet. Fläche: 12 Hektar. Produktion: 90'000 Flaschen. 
Die Google-Suche mit «Weingut Klaus Böhme» lieferte schwache 28'100 Ergebnisse. Das wird sich in nächster Zeit wohl tüchtig ändern. Für mich ist er der «Sylvaner-König» dieser Weinregion. Meine ganz persönliche Goldmedaille bekommt er für seinen 2017er Sylvaner Dorndorfer Rappental. Den verkauft er zu sensationell günstigen 9.50 Euro ab Hof.  

2017 Sylvaner Dorndorfer Rappental, Weingut Klaus Böhme: Produktion: 2'000 Flaschen. Es handelt sich dabei um eine Sonderabfüllung von bis zu 80jährigen Reben. Helles, fast transparentes, leuchtendes Gelb. Sehr intensiver Nasenbeginn von gelbfruchtigen Früchten und Dotterblumen, komplex und reich. Beim zweiten Ansatz kumulieren sich die floralen Züge und auch die Frucht wird intensiver, jetzt kommt auch noch ein pfeffriger Touch von Bergamotte dazu. Im Gaumen kernig, die Säure ist vif und prägnant und gibt diesem völlig unterschätzten Wein eine tolle Länge. 18/20

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DIE KLOSTERANGER PREMIERE

Als ich den Wein vor einem Jahr auf dem Weingut als Fassprobe verkostete, riss es mich fast aus den Socken. Lagrein war für mich bis dahin nicht unbekannt. Denn ich geniesse ab und zu eine Flasche, meistens in einem Restaurant. Da bin immer wieder erstaunt über dessen intensive Aromatik bei sehr angenehmen Tanninen. Wer im Sommer nicht gerne auf Rotweine verzichtet, ist mit einem leicht gekühlten Lagrein bestens bedient. Soweit zum Standard dieser T...raubensorte, welche im Südtirol heimisch ist und möglicherweise aus einer Kreuzung zwischen Vernatsch und Teroldego stammt.

Nun aber zu einer völlig neuen Lagrein-Sonderklasse! Eben zu dieser begeisternden Fassprobe vom letzten Jahr und jetzt zum fertig gefüllten Wein. Sofort entkorkte ungeduldig die erste Flasche als meine Lieferung der Weinhandlung Martel (St. Gallen) eintrudelte. Als erstes staunte ich über die Flasche. Auf den ersten Blick schaut die Bottiglia aus, wie eine eingedickte, geschrumpfte Literflasche. Entweder hat man sich da einer bei der Auswahl an der Flasche vertan oder man macht so auf Understatement.

2014 Lagrein Riserva, Weingarten Klosteranger, Kloster Muri-Gries: Der allererste Jahrgang dieser speziellen Weingartenselektion. Die Farbe ist violett-schwarz. Das Bouquet ist von Beginn weg intensiv und ausladend: Schwarze Schokolade, Brombeeren, Lakritze, gedörrte Birnen und Kaffeeröstnoten dominieren das sehr vielschichtige Nasenbild. Im Gaumen feinfleischig, samtig, sehr konzentriert mit unglaublich viel Charme in den massiven Tanninen. Das Finale; gebündelt und hoch aromatisch. Ein absolut royaler Lagrein der Sonderklasse. Ich nehme an, dass er möglicherweise über ein beträchtliches Alterungspotential verfügt. Es ist jedoch derartig präsent und jungattraktiv, dass er wohl hemmungslos zu jung getrunken wird. Meine Einschätzung der idealen Genussreife; 2020 bis 2030. Das ist eine bisher noch nie dagewesene Lagrein Sensation! Ein gesetzter Kandidat für drei Gambero Rosso Sterne. 19/20

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1825 SANTORIN: GRIECHISCHER VINSANTO?

In meinem Glas befindet sich ein Wein der einen Farbenblend aus Orange, Braun und Gold reflektiert. Die Nase ist unbeschreiblich süss, zeigt Birnel (eingedickter Birnensaft) Feigensirup und es duftet auch nach frisch gehackten Rosinen. Aber das Nasenbild ist nicht nur süss, sondern auch kräutrig und erinnert in gewissen Zügen an einen grossen Spanischen Brandy. Im Gaumen geht es genauso weiter. Mit einem vollen, cremigen Fluss verbunden mit einer ausufernden Süsse, das Finale zeigt kalten Rauch. Absolut intakt und immer noch betörend. Die fast 200 Jahre spürt man diesem Methusalem nicht an. Auf dem Etikett steht einfach nur Santorin. Meine Recherchen haben ergeben, dass er wohl auf einer griechischen Insel Namens Santorini erzeugt wurde. Und dass es wohl ein Vinsanto ist. Mehr weiss ich auch nicht. Die Flasche ist mundgeblasen und wackelt auf den Füssen. Das Erlebnis auf jeden Fall mehr als nur beeindruckend. 19/20

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180 SEKUNDEN FÜR WILLY BRÜNDLMAYER

VINEUS-AWARDS IN WIEN. ICH DURFTE DIE LAUFADIO FÜR DAS BESONDERE LEBENSWERK VON WIllY BRÜNDLMAXER HALTEN...


Lieber Freund

Du bekommst heute zu Recht die Auszeichnung für Dein grosses Lebenswerk von der VINEUS.   

Was haben Wladimir Putin, Uli Hoeness, Roland Kaiser und Du gemeinsam? Alle sind im gleichen Jahr geboren. Du bist vielleicht mondial etwas weniger berühmt. Aber dafür wesentlich beliebter. Wein schafft bekanntlich Freundschaften!
  
1993 war ich in den Ferien Kötschach-Mauten. Damals kannte ich schon ein Bisschen mit Weissweinen aus Österreich aus. Die Roten waren für mich noch ein rotes Tuch. Also fragte ich den Sommelier, ob es denn mittlerweile was Gescheites an Austria-Rotweinen gäbe. Er ging in den Keller und kam mit einer Flasche von Deinem Wein zurück. Eine Cuvée vom Jahrgang 1988. Der schmeckte derartig gut, dass ich ihn daraufhin jeden Abend immer wieder bestellte.

Ein Jahr später war ich das erste Mal bei Dir auf dem Weingut. Einerseits in der Funktion als Journalist vom WeinWisser andererseits als Chef-Einkäufer von Mövenpick. Das verkostete Defilee war beeindruckend. Wir verstanden uns sofort. In den folgenden Jahren fanden wir immer Wege ein paar Paletten Deiner Weine legitim am Generalimporteur vorbei in die Schweiz zu schmuggeln.  

Im Jahr 2005 organisierte ich einen grossen Event in der Wachau für fast 100 Personen. Ich brachte grosse Bordeauxflaschen vom Jahrgang 1985. Die Wachauer Winzer steuerten ihre Weine aus dem Jahrgang 1995 bei. Da wollte ich Dich unbedingt dabeihaben. Nicht nur als Freund, sondern auch als Winzer. Aber einen «smaragdlosen» Wein in der Wachau servieren? Ein No Go! Wir fanden einen genialen Ausweg aus diesem Dilemma und servierten Deinen wunderbaren Schaumwein zum Apero. Da steht zwar aussen nur Sekt drauf. Aber wenn man ihn trinkt, hat man das Gefühl Sterne zu trinken.

Im Jahr 2010 pilgerte ich wieder aufs Weingut und verkostete den Pinot Noir 2006. Es war der üppigste Pinot meines Lebens. So eine Art «dicke Burgunder Bertha». Ich habe gekauft und der Wein rockt heute so richtig. Ich trinke den – egoistischerweise – meistens alleine.

Was ist denn eigentlich die Definition eines Spitzenwinzers? Ein Spitzenwinzer ist einer, der er schafft mit seinen Weinen in meinen Privatkeller zu kommen. Da gehörst du permanent dazu. Nicht nur mit dem besagten Pinot…   

Leider ist die Definition eines Spitzenwinzers auch dahin gehend, dass er – als ersten Schritt seines Aufstiegs – seinen Heurigen schliesst. So nach dem Motto: «Ich brauche jetzt keine Gäste mehr – ich habe jetzt Kunden! Das ist bei Dir nicht der Fall. Du bist einer der ganz wenigen Spitzenwinzern der einen Heurigen hat. Der ist auf dem gleich hohen Niveau wie Deine Weine. Sehr gerne bin ich da mit meinem Schatz Karin, mit meinen Freunden oder mit ganzen Gruppen zu Gast. Als Erstes bestelle ich mir dann immer einen Grüner Veltliner. Keine Lagen, sondern den billigsten. Aus der Literflasche! Einen Spitzenwinzer deklariere ich nämlich nicht nur nach seinen Top-Weinen, sondern ich bewerte ihn auch an seinen Basisweinen. Wer mässige Einsteigerweine abfüllt, wirkt als Top-Scorer nicht ganz glaubwürdig.

Dein Sortiment besteht aus fast 40 Weinen. Das ist wäre schon einen Eintrag im Guinness-Buch wert. Für Dich alles kein Problem und so lobt denn mein Falstaff-Schreibfreund Peter Moser: «Nahezu jeder Wein, vom leichtesten Grüner Veltliner über Rotwein bis hin zum Sekt hat das Potential, Jahrgangsbester in seiner Kategorie zu sein».

Mittlerweile ist die Stabsübergabe aufgegleist. Dein Sohn übernimmt eine «leichte Partie», gleichzeitig aber auch ein «schweres Erbe»!

Ich verneige mich vor Dir für Deine Besonnenheit, für Deinen Durchhaltewillen und für das grosse Können Deine persönlichen Visionen Jahr für Jahr bis hin zur Flaschenabfüllung durchzuziehen.

Viele hier im Saal und noch viel mehr Weinfreaks in der grossen weiten Welt bedanken sich heute bei Dir für unglaublich viele schöne Weinmomente, die Du uns in Deinem grossen Winzerleben beschert hast.

Auf symbolische Weise wird unsere langjährige Freundschaft auf besondere Art und Weise besiegelt. Als Abschluss wird einer Deiner Weine ausgeschenkt. Innen drin; Dein wunderbarer Sekt. Aussen; das sensationelle Gabriel-Glas.

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NITTNAUS – DIE NEUE SALZBERG SENSATION

Vor ein paar Monaten durfte ich in der Merkur Weinbar (eine der besten von Wien) einen Bordeaux-Abend leiten. Am Schluss hatte ich einfach mal Lust auf a.) ein gut gefülltes Glas Rotwein und b.) auf etwas Neues. Man schenkte mir den 2013er Salzberg ein. Nicht von Gernot Heinrich, sondern vom Weingut Nittnaus. Nicht Anita und John, sondern Hans und Christine. Kannte ich noch nicht. Das Weingut wird heute von Andreas und Hans-Michael geleitet (Bild). Als ich den ersten Schluck probierte, war mir klar: Dieses Weingut musst Du besuchen! Gedacht – getan. Im Frühling pilgerte ich nach Gols und durfte die gesamte, sehr attraktive Palette durchprobieren. Als letzter Wein wurde mir der 2015er Salzberg eingeschenkt. Wow! Eine neue Salzberg-Sensation war für mich geboren... 

2015 Salzberg, Nittnaus (Hans und Christine) Gols: Extrem dunkel. Irgendwie eine Mischung aus Purpur, Violett und Schwarz. Das Bouquet rennt gleich los; Cassis, Cassis und Cassis. Dann Brombeeren und Heidelbeeren. In der dritten Fruchtfolge duftet er nach parfümierten Damaszener Pflaumen. Hinten gestützt von floralen Zügen (Flieder) von dunkeln Edelhölzern, Rauchnoten, dunklem Malz und einer Nuance von frisch rausgedrücktem Vanillemark. Im Gaumen satt, konzentriert, mit einer fordernden und doch noblen Adstringenz. Mörderisch; alles bleibt hartnäckig im extrem dunklen Aromenbereich. Das Finale ist gebündelt und so druckvoll, dass der Reigen minutenlang nachklingt. Dieser enorm attraktive Blend lag 14 Monate in französischen Eichenfässern. Er besteht aus Merlot und Blaufränkisch. Er kostet 24 Euro ab Hof. Ich habe gekauft! Und – ich hätte auch gerne locker doppelt so viel dafür bezahlt. 19/20 beginnen – 2032

Telefon: +43 – (0)2173 – 2186 / E-mail: weingut@nittnaus.net
   
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BOUSCAUT 1928 - EINE 90JÄHRIGE ALTWEIN-SENSATION

Das ist Bordeaux! Und das kann fast nur Bordeaux; nach einer so langen Zeit in der Flasche noch so präsent sein. Unglaublich!
Doch leider ist das der einzige wirklich ganz grosse Bouscaut seiner langen Geschichte. Meine neueren Bewertungen sind zwar im guten Bereich, doch dümpeln diese Jahr für Jahr zwischen 15 und 17 Punkten. Böse Zungen behaupten eh schon lange, dass der weisse Bouscaut besser sei wie der Rote…

Bei meiner folgenden Weinbeschreibung steht als Appellation «Graves». Das stimmt genau so. Die «neue Appellation» Pessac-Léognan wurde erst mit dem Jahrgang 1953 erstmals ratifiziert. So ist denn dessen richtige Bezeichnung heute: Château Bouscaut, Appellation Pessac-Léognan. Und darunter findet man noch den Zusatz «Grand Vin de Graves». Das Weingut selbst liegt im Dorf Caudaujac. Alles klar?     

1928 Château Bouscaut, Graves: Sehr dunkles Weinrot, für einen 90jährigen Wein extrem jung wirkend, schier noch schwarze Reflexe in der Mitte zeigend. Tiefgründiges Bouquet, getrocknetes Rosenholz, Teer, Bakelit, Backpflaumen, Korinthen und kalter Jasmintee. Der Gaumen ist noch sehr gut erhalten, man merkt die markanten 1928er-Tannine immer noch deutlich und diese erhalten diesen legendären Bouscaut am Leben. Das Finale ist wieder rauchig und hat eine dunkelmalzige, halbtrockene Süsse in sich eingeschlossen, extrem langer Nachklang. Der beste Bouscaut aller Zeiten. 19/20 austrinken

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KELLERTISCH BEI GABRIEL’S

Man kann ihn «leasen», den eichigen Tisch im privaten Weinkeller von René Gabriel. Das kostet Geld. Recht viel Geld. Dafür kriegt man ein mehrgängiges Menu von den beiden Gabriel’s gekocht. Und viel Wein. Sehr viel Wein…

Bevor es zu den Weinen geht, liste ich hier mal die Speisenfolge auf. Der Auftakt begann mit gefüllten Basler Läckerlis. Eine Version mit Pfefferkäse. Einmal mit Schabzigerbutter.

Als zweiten Teller wurde ein «falsches Spiegelei» gereicht. Oben eine frisch gekochte, lauwarme Aprikose, in der Mitte eine saftigen Scheibe von Büffel-Mozzarella. Und im Innern war eine Schnitte mit Gänseleberterrine versteckt. Als Kräfte spendenden dritten Gang; ein Mini-Pot-au-feu mit klitzekleinen Brunoisestücken. In einer weiteren kleinen Schale. Unten frischer Spinat, dann Limettenravioli, oben Crème Fraîche und in Butter geröstete Pinienkerne.
Der klassische Hauptgang: Hausgemachter Hackbraten, deftige Sauce mit Füsschen, Kartoffelgratin und grüne Spargelbündeli mit Speck umwickelt. Als Käsegang; weicher Brillat-Savarin mit Dörrfrüchten. Nicht vergessen wollen wir dabei den mittlerweile berühmt-berüchtigten Karin-Zopf.

Die Weine variieren je nach Budget und Laune. Gerne sende ich Euch einen Bericht eines solchen Kellertisches.

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ZWEIGELTVORMASCH IM OBEREN SEGMENT

Beim Blaufränkisch scheinen die Hierarchien mittlerweile etwas zementiert zu sein. Hingegen stelle ich beim Zweigelt ein neues Aufwachen fest. Einige Winzer sind daran, ihm eine bessere Identität zu verleihen. Anstatt ihn als attraktiven Blendwein zu benutzen, füllen sie diesen immer öfters mit Lagenbezeichnung ab. Den Beweis zu dieser Theorie liefert der Göttlesbrunner Gerhard Markowitsch. Er bringt grad jetzt mit dem Spitzenjahrgang 2015 einen absoluten Top-Zweigelt auf den Markt. Sein Name: Ried Kirchweingarten. Er liess ihn klassisch Vergären. Also nicht «cool», sondern bei rund 30 Grad. Um die Frucht zu bewahren und ihn nicht zu stark beim Ausbau durch das Holz zu beeinträchtigen, baute Markowitsch diesen «neuen Carnuntum-Zweigelt» in 500-Liter-Fässern aus.  

2015 Zweigelt Ried Kirchweingarten, Gerhard Markowitsch: Extrem dunkles Purpur. Das Bouquet zeigt Konzentration mit einer Bandbreite von dunklen Beeren (schwarze Kirschen und Cassis), sowie Würztönen von Edelhölzern und hellem Tabak. Eine feine Rauchnuance zeigt dabei die spannende Tiefe an. Im Gaumen seriös und verlangend. Mit einer umfassenden Adstringenz, welche von angerundeten und intensiven Gerbstoffen ausgeht, verbunden mit Stoff und Fleisch. Kein Blender und somit auch kein Wein für schnelle Blindproben. Ein grosser Zweigelt, der all jene belohnt, welche diese Rebsorte nicht unterschätzen und begreifen, dass das bestmögliche Potential dieser meistangebauten Austria-Rebsorte noch bei Weitem nicht ganz ausgeschöpft ist. Mit 25 Euro ist dieser Wein mehr wert – wie er kostet! 18/20 2024 – 2038

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GENUSS IST KEINE BUDGETFRAGE

«Genuss ist eine positive Sinnesempfindung, die mit körperlichem und/oder geistigem Wohlbehagen verbunden ist». So definiert die stets hilfreiche Online-Enzyklopädie WIKIPEDIA den Oberbegriff. Mindestens ein Sinnesorgan soll dabei im Spiel sein…

Nun denn – ich gehe da schon noch ein paar Schritte weiter. Für mich ist Genuss die intensivste Form der körperlichen Wahrnehmung. Der allerersten Slogan den man sieht, wenn man meine Webseite www.weingabriel.ch anklickt: «Genuss ist die Erfüllung einer Vision». Diese Vision wiederum korreliert mit einer nicht übertriebenen Erwartungshaltung. Das ist sehr, sehr wichtig, sonst ist der Frust schon vorprogrammiert. Wir leben leider heute in einer Welt der Erwartungsinflationen…

Einer der billigsten Genüsse ist möglicherweise ein wunderschöner Sonnenuntergang. Er kostet rein gar nix. Aber man muss ihn halt sehen! Und man muss ihn aushalten! Und dabei nicht an tausend andere Dinge denken. Je länger man das schafft, desto intensiver wird dieser Gratis-Sonnenuntergang-Genuss.

Ich begegne immer wieder irgendwelchen Deppen, welche mir ganz stolz berichten, dass sie eine Obergrenze beim Weinkauf haben. Sie würden zum Beispiel nie mehr als XX für eine Flasche ausgeben. Da mache ich auch nicht. Aber ich kumuliere dieses Budget laufend. Nehmen wir mal an, ich würde bei einer Mahlzeit maximal 100 Franken in einem Hotel pro Flasche budgetieren. Nehmen wir mal auch an, dass ich zum Frühstück keinen Wein bestellte. Und infolge einer besonders deftigen, schweinischen Mahlzeit am Mittag in der Gartenwirtschaft ein Bier anstatt Wein bestelle. Dann liegt es doch rechnerischerweise auf der Hand, dass ich zwei Mal 200 Franken für Wein nicht ausgegeben habe und am Abend beim Diner jetzt 300 Franken zur Verfügung hätte. Wer beim Genuss ans Geld denkt, der hat eh schon zuvor verloren.  

Bei der Weinbörse (Auktionshaus bei dem ich beteiligt bin), erleben wir nicht selten kuriose Fälle. Da gibt es Kunden, welche vor ganz vielen Jahren ein paar tolle Bouteillen erwarben. Die sind dann im Markt immer teurer geworden. Will heissen; Mouton, Grange, Pétrus, Chambertin & Co. haben über die Jahre still und leise an Wert zugenommen. Jetzt verkaufen diese Ex-Weinleidenschaftler diese genialen Flaschen mit der Begründung, dass sie nie im Leben einen so teuren Wein trinken würden. Dies, obwohl diese ja letztendlich gar nicht viel dafür bezahlten. Auch eine Art von Sparen am Wein (… und an sich selbst!).

Geht es um die Verbindung von Wein und Speisen, habe ich dann schon eine Budgetvorstellung. Vielleicht könnte man dies eher als «Budgetmix» deklarieren. Wenn ich zu einem Spitzenkoch pilgere, dann wähle ich oft eine etwas einfachere Weinauswahl um mich auf die Speisen zu konzentrieren. Da will ich dann auch nicht so viele Weine wie Gänge. Das ist mir zu anstrengend. Andererseits lege ich mir zu Hause auch mal ein Roastbeef oder einen kalten Braten auf den Teller, wenn ich eine ganz tolle Flasche entkorke. Da kann ich mich voll und ganz auf den Wein konzentrieren. Das Essen wird dabei nicht kalt. Also kreiere ich damit einen völlig stressfreien, längstmöglichen Genuss.

Aus meiner Kindheit habe ich immer wieder das Bild von meinem Vater vor mir. Es sass am Küchentisch mit einer Cervalat. Vor sich ein grosses Stück Greyerzerkäse von welchem er immer wieder kleine Stücke abschnitt. Dazu ass er chüschtig-gebackenes Schwarzbrot und trank dazu Beckenrieder Apfelmost. So war er glücklich. Und – ich mache es ihm heute nach. Es ist ein Stück gelernter, helvetischer Genusskultur. Grossartig und erschwinglich zugleich.  

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JAHRGANG 1727 - MEIN ÄLTESTER WEIN!!!

Wenn die Ehrfurcht grösser ist als das Gaumenerlebnis! In meinem verwöhnten Weinleben durfte ich schon ganz viele, sehr alte Weine verkosten. Bei den ganz alten Exemplaren halten sich die süss ausgebauten Weine logischerweise etwas besser wie die trockenen. Einmal durfte ich an einem 1784er Château d’Yquem nippen. Das war noch recht schön. Doch die Yquems ab Beginn von 1800 waren dann erst so richtige Sauternes. Ganz gross sind alte Malagas und Madeiras. Manchmal schafft es auch ein Portwein noch nach 150 Jahren einigermassen gut ins Glas zu kommen. Jetzt kam mir eine ganz besondere Ehre zuteil. An einem Sonntagmorgen im Bremer Ratskeller entkorkte der Kellermeister Karl-Josef Krötz höchstpersönlich diese deutsche Weissweinlegende. Ich durfte als Gast einer illustren Truppe Teilnehmer dieses schon schier spirituellen Erlebnisses sein. Da man nicht über Geld bei einer Einladung spricht, halte ich mich da raus. Wer aber nach einem solchen Methusalem-Fläschchen im Netz sucht wird fündig. In der Schweiz gibt es einen Händler der gleich zwei dieser Exemplare anbietet. So um 5'000 Franken herum…  

1727 Rüdesheimer Apostelwein: Halbe Flasche. Getrunken im Bremer Ratskeller. Die Farbe konnte ich nicht richtig deklarieren. Dies trotz der Handytaschenlampe. Ich meinte etwas grünliche und auch etwas ockerne Nuancen gesehen zu haben. Bei der Nase stellt sich die Frage, ob man sich da überhaupt in eine richterliche Stimmung begeben soll, oder ob man sich einfach wundern soll, dass es noch irgendwie von unten her nach Wein duftet. Zwar mehr nach Sherry und schwitzendem Tier, verbunden mit gemüsigen und dann doch wieder knapp süsslichen Konturen. Während nasal Toleranz angesagt ist, weiss der Gaumen doch noch recht gut zu gefallen. Das ist noch Saft und auch etwas morbide Kraft da. Das grösste an diesem Wein ist die Mischung aus Ehrfurcht und der Erkenntnis, dass ein Menschenleben im Verhältnis zu einem grossen Wein keine Chance hat. Bei so vielen Emotionen braucht es keine Bewertung. Dabei sein ist alles!

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WUNDERBARE CORTON-MAGNUM AUS DER KREGSMITTE

Das war logischerweise vor meiner Zeit. Aber wenn man weiss, wie schwierig die Weinbereitung in diesen Zeiten war, so erstaunt es, heute noch einem so wunderbaren Burgunder zu begegnen. Zudem kann man ja auch nachlesen, dass es sich beim Jahrgang 1943 um ein eher mässiges Jahr handelte.

Das Handelshaus Patriarche hat heutzutage leider schon seit Jahrzehnten nicht grad einen so klingenden Namen. Weder in Beaune selbst, noch in der restlichen Weinwelt. Offensichtlich hatte das Kriegsteam da eine glücklichere Hand…


1943 Corton Patriache & Fils: Die Farbe verspricht wenig Gutes und geht so in Richtung helles Rostwasser. Die Nase zeigt sich aber wunderbar süss, ist mit Pfifferlingen, Zedernduft, Rosinen und ganz hellem Tabak bestückt. Im zweiten Nasenansatz findet man auch Heu und dezente Kaffeenoten. Im Gaumen merkt man, dass der Wein zugegebenermassen etwas durch seine Säure erhalten geblieben ist. Der Körper ist leicht, fragil und doch irgendwie bezaubernd. Sicherlich dürfte die Magnumform auch noch ein gewisser Joker bei diesem Burgundererlebnis mitgespielt haben. 17/20  

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GERMANISTISCHER RIESLING-BULLDOZER

Bei jungen, trockenen Rieslingen gibt es irgendwie eine «Reichtumslimite». Wenn die Konzentration zu drastisch wird geht da fast nichts mehr. Zwar kumulieren sich in diesem Fall alle Elemente von Aromen zu einem schier überbordenden Maximum. Der Körper wird dabei leider meist schwerfällig. Aus der berauschend-hübschen «Frau Riesling» wird in diesem Stadium eine «dicke Weisswein-Bertha». Aber – warum soll denn ein Riesling mit einem so riesigen Potential schon in der Jugend gefallen müssen? So nach dem Motto «You can’t do it twice» ist in diesem Falle halt Warten angesagt. Diesmal war dieses Warten unfreiwillig, denn bei einer Probe in Bremen durfte ich einen reifen, grossen G-Max verkosten. Und genau die eingangs gemachten Schlussfolgerung habe ich aus dieser wunderbaren Begegnung gezogen…  

2005 Riesling G-Max Keller, Flörsheim (Rheinhessen): Immer noch erstaunlich jugendliche Farbe, man findet im mittelhellen Gelb gar noch dezent grünliche Reflexe. Die Nase ist gewaltig, reich, schier bombig. Sie zeigt Riesling ein einer hochkomplexen, reifen Fruchtform, viel weissen Pfirsich und von anderen Früchten her ins Tropikale reinziehend. Dann auch eine pflanzliche Würze mit sich führend und erfrischenderweise schon schier zärtlich auch in Minze drehend. Der Gaumen vom Körper her aussen fett, schmelzend, füllig. Innen quirlig, erfrischend, abertausende von klitzekleinen Säuremolekülen zeigend. Ein Tanz von einem weissen Riesling-Elefanten aufführend. Logischerweise konnte ich seine Reifebahn in den Jahren zuvor nicht verfolgen. Es scheint mir aber, dass er die vergangene Reifezeit brauchte, um sich wenigstens etwas zu «verschlanken». Und, dass hier erst der Beginn einer noch Jahrzehnte andauernden Genussreife erreicht wurde. Ein Monument von einem Riesling – am Limit des Möglichen. Auch am Limit der möglichen Bewertung. Ein zurecht proklamierter Kultwein. 20/20   
     
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DER ZWANZIG-MAGNUM-ABEND

Grosse Weine lösen bei Liebhabern immer eine gewisse Faszination aus. Wenn das Wort «Magnum» mit ins Spiel kommt, erhöhen sich die Erwartungen.

Es gibt da die in Stein eingemeisselte Theorie, dass Weine aus diesem Eineinhalbliterformat generell besser und auch länger haltbar seien.

Diese Theorie kann ich teilweise bestätigen. Doch wie immer liegt der effektive Genuss-teufel letztendlich im Detail.

Weissweine machen in deren Magnum-Entwicklung wesentlich weniger Kapriolen.
In der Regel sind die «Magnum-Aromen» gegenüber normalen Flaschen in jeder Phase möglicherweise etwas präsenter. Und bei ganz alten Weiss- und Süssweinen ist es anzunehmen, dass die Magnum nach ein paar Dekaden die Normalflasche überholt.

Bei den roten Weinen sehe ich dies, aus mannigfaltiger Erfahrung, etwas differenzierter. Hier eine mögliche Analyse:
In den ersten Jahren befinden sich die Weine in einer recht süffigen Fruchtphase. Dies betrifft Magnum wie Normalflaschen gleichermassen.

Je nach Jahrgangskonstellation (Menge der Tannine) folgt auf die Fruchtphase die Reduktionsphase. Je mehr Tannine – desto intensive rund länger dauert Phase dieser Reduktion. Während die normalen Flaschen sich etwas schneller verschliessen, dauert die Fruchtphase möglicherweise in der Magnum noch etwas an.

Nach ein paar weiteren Jahren schalten die normalen Flaschen, je nach Gerbstoffmenge und Lagertemperatur, in die Genussphase um. Da kann es sein, dass Magnums noch «bocken».

Ist die effektive Genussphase einmal erreicht, liegen beide Formate (normal und Magnum) lange gleich auf. Erst so ab 20 Jahren beginnt die «Magnum-Advantage». Die Normalflasche geht seinen Lauf, während die Magnum sich langsamer entwickelt und somit über viel längere Zeit Genuss bietet.

20 Magnumfaschen - 20 Weinnotizen, auf acht weinigen Seiten:  www.bxtotal.com

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DEGUSTIERT → KONTAMINIERT

Das war irgendwie ein «déja vu». Genau das Gleiche erlebte ich schon einmal mit einer Doppelmagnum vom Château Pétrus 2001.

Im Hinterkopf hatte ich beim Entkorken schon ein paar negative von diesem 1993er Lafleur angesammelt.

So war ich heilfroh als ich den Wein am Nachmittag verkostete. Denn er war einwandfrei. Am Abend «zapfte» er. Das war aber kein Korkfehler, sondern es handelte sich da um eine kontaminierte Charge. Faustregel: Je länger an der Luft – desto schlechter. ☹

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GUTE ZEITEN – SCHLECHTE ZEITEN

Schöne Verkostungen während der ganzen Woche mit guten und neuen Freunden auf der einen Seite. Und leider auch Abschiednehmen von Freunden, die jetzt im Weinhimmel sind.
Weinfreund Urs Rytz hat in Kriechenwil (BE) die Bühne verlassen. Hardy Rodenstock, der mein Mentor für alte, legendäre Flaschen war. Er liegt auf dem Friedhof in Kitzbühel begraben. Und auch Markus Hocher hat es nicht mehr bis zur Probe von Domaine de Chevalier im Februar 2019 geschafft. Er war dort angemeldet. Auf seiner noch aktiven Facebook Seite ist der Himmel abgebildet…
  
Lieber Markus

Was ich Dir jetzt noch zu sagen hätte, kannst Du leider nicht mehr lesen. So gerne würde ich Dir jetzt gegenübersitzen, mit irgendeinem Glas Wein zwischen uns. Genau das ist es, was uns verband. Du hast Wein geliebt. Und Du hast uns durch Deine sympathischen Postings an Deinen Genüssen teilhaben lassen. Du hast dies jeweils nicht gepostet im Sinne: «Ätsch schaut mal was ich getrunken habe ohne Euch!». Nein – Du hast uns grad eben Deine Weinmomente beruhigend-emotional geschildert. Du warst polyvalent in Deiner Auswahl. Auf der sicheren Seite einerseits, dann aber doch immer wieder neugierig. Sicherlich auch budgetbewusst. Ohne geizig zu sein. Du hast Dir immer was gegönnt, ohne zu übertreiben. An einigen meiner Anlässe hast Du Gast teilgenommen. Irgendwie habe ich Dich als stillen Betrachter in Erinnerung.
Als empathischen Geniesser in erster Stelle. Wenn wir uns dabei in den Pausen drinnen oder draussen kurz unterhielten, hatte ich das gute Gefühl in Dir nicht nur einen Weinfreund, sondern einen echten Freund zu sehen.
Freunde sind wie Sterne: Auch wenn man sie nicht sieht; sind sie da. Du bist nicht mehr da – Du bist jetzt bei den Sternen. Da ich vermute, dass ich mal in die gleiche Abteilung nachrücken werde, sehen wir uns wohl irgendwann wieder...

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POMEROL 1998 IN BESTFORM



Besser geht nicht! Nach zwanzig Jahren Flaschenreife beweisen die Top-Crus aus Pomerol, dass es sich bei den 1998ern um einen historischen Jahrgang handelt…

Bereits bei der Primeurverkostung wurden die Weine vom rechten Ufer als Sieger verkündet. Als der Cabernet Sauvignon am linken Ufer (Graves und Médoc) just zum Schluss durch den Herbstregen leicht verdünnt wurde, gärten die genial gereiften Merlots und Cabernet Francs in Saint-Emilion und Pomerol bereits in den Kellern.  

Bei der Primeurprobe im Frühling 1999 glich die Stimmung rund um Libourne einem Rodeo. Selbst der sonst eher zurückhaltend wirkende Christian Moueix taxierte den 1998er als «Gleich gross wie der Jahrgang 1989, aber noch perfekter in seiner Art». Er musste es wissen, denn sein Handelshaus ist der absolute Leader in der Region und besitzt am meisten Crus in Pomerol. Meist gibt es in einem solchen Fall einen Primeurknall bei der Lancierung. Dann nochmals einen Hype bei der Lieferbarkeit der Weine. Dann gibt es – bei zunehmender Abnahme an Angeboten und steigenden Preisen – eine Marktberuhigung. Neue Jahrgänge folgen und die alten geraten etwas in Vergessenheit. So passierte es auch mit dem Pomerol 1998.

Nach 20 Jahren wollte ich es wissen…
- Wie präsentieren sich die Weine heute?
- Sind die einfacheren schon überreif?
- Haben die Top-Crus die Nase vorn?
- Heisst extrem teuer auch wirklich gross?
- Gibt es Überraschungen im Mittelfeld?

Aus meinem Kellerbestand stellte ich eine Vertikalprobe zusammen und suchte im Markt noch nach ein paar weiteren, spannenden Weinen. Da ich keinen Nenin fand und meinte, dass dieser Cru dabei sein musste, organisierte ich eine Flasche direkt vom Château.   

Fazit: Die teuersten Weine räumten ab. Also stimmt die Hierarchie. Es gibt aber auch Überraschungen aus dem Mittelfeld. Und die einfachen Crus sind auch nach 20 Jahren noch schön zu trinken. Der Neunseiten-Bericht: www.bxtotal.com 

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TROTANOY WIE LA TÂCHE

So wie die Domaine de la Romanée-Conti mehrere Lagen im Burgund besitzt, gehören Christian Moueix mehrere Weingüter in Pomerol. Und so wie der La Tâche innerhalb der DRC-Crus einzigartig und unvergleichlich ist, so ist auch der Trotanoy. Und – sie haben in deren Reife sogar ein paar Grundaromen gemeinsam. Datteln, Kreuzkümmel, Leder!

1998 Château Trotanoy: Mitteldunkles
Weinrot. Geniales Bouquet, reife Pflaumen, Zedern, dunkle Edelhölzer, ein Hauch Curry und kalter Rauch, feinwürzig und unglaublich vielschichtig. Er erinnert mich an die ganz grossen alten Jahrgänge von Trotanoy. Der Gaumen ist extrem aromatisch, dicht, pfeffrig und beeindruckend fleischig. Er zeigt immer noch eine gewisse Adstringenz. Das war der tiefgründigste Pomerol des Abends. Ein riesengrosser Trotanoy der noch Jahrzehnte lang präsent sein wird. Eine Legende im Glas, die sich erst heute so richtig abzeichnet. Und diese Legende wird so um 2030 herum ihren eigenen Höhepunkt erleben. 20/20 beginnen

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WER HAT IN DIESEM FALLE RECHT?

1998 Château Gazin: Mitteldunkles Purpur, fein aufhellender Rand. Das Bouquet zeigt eine nicht zum Jahrgang passende, grüne Note (Geraniol und grüne Pfefferschoten). Also dominiert nasal zu Beginn der kleine Anteil von Cabernet Sauvignon den restlichen Blend, dunkler Tabak, getrocknete Pilze und Black Currant. Im Gaumen fest, mehlig, körnig. Dadurch wirkt er etwas uncharmant. Ein sehr fleischiger Gazin mit weiterem Potential. Irgendwie sucht er, nach 20 Jahren, immer noch seine Harmonie. Er scheint jetzt aber doch besser ausgerichtet zu sein, als in früherer Zeit. Als ich den Wein kommentierte und mit nur 17-Punkten bewertete lag ich leicht unter der generellen Publikumsmeinung. Meine Frau reklamierte dann meine Bewertung und verlangte von mir für diesen Wein demonstrativ 18-Punkte. Daraufhin degustierte ich diesen Gazin nochmals ganz genau und rundete dann auf. Nicht, weil meine Frau recht hatte – sondern weil ich ein sehr guter Degustator bin! 😊 18/20 trinken

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ETIKETT WEISS – WEIN SCHWARZ

1929 Château Loudenne

Wenn ich meine Bewertungen zu insgesamt 27 Jahrgängen von diesem im Norden gelegenen Weingut betrachte, so sind meist aufgerundete 17-Punkte das höchste der Gefühle. Der einzige wirklich grosse Jahrgang von diesem untermittelfeldigen Cru Bourgeois ist der 1929! Und den habe ich wieder einmal an einem sommerlichen Donnerstagmittag in Zürich erleben dürfen. Es ist Brauch, dass an der GV der Weinbörse, die weinkellerig gut bestückten Partner das eine oder andere Fläschchen zum Lunch mitnehmen. Der von Jürg Richter eingebrachte Wein wurde uns blind eingeschenkt. Die Farbe war schier schwarz mit sanft braunen Reflexen am Rand. Also musste es sich aus der Optik bereits um einen riesengrossen Jahrgang handeln. Ich tippte nasal von der Süsse und dem Aromendruck, vermischt mit einer Prise trüffeligen Terroir auf 1959. In meinem Kopf ratterte ich sämtliche ganz grossen Bordeaux rauf und runter. Dabei wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass es sich hier um einen bürgerlichen Cru handeln könnte. Der Gaumen mächtig, barock, eindrucksvoll. Also war dies insgesamt ein riesengrosses Bordeauxreifweinerlebnis. Ähnliche Erfahrungen mit einem Nicht-Grand-Cru hatte ich bisher nur mit dem 1928er Poujeaux (Moulis) und dem 1945er Le Crock (Saint-Estèphe) gemacht. Nebst der erlebten Freude stellt sich da irgendwie schon die Frage, warum es dem Loudenne-Team nicht gelingt, sich mit den neueren Jahrgängen in eine bessere Position zu bringen. Also ist und bleibt das Château schöner wie der Wein. Mit Ausnahme dieses gigantischen 1929ers. 19/20   

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CHÂTEAU FIGEAC 1998 (20/20)

Wer Gabriel liest, der weiss, dass ich ein ganz grosser Fan von diesem Wein bin. In letzter Zeit bin ich mit diesem Wein etwas restriktiv umgegangen, weil der Keller-Bestand doch in einem bedrohlichen Ausmass schrumpfte. Und trotzdem habe ich ihn jetzt wieder Mal entkorkt. An einem Mittag mit Freunden im Sempacherhof. Aber auch nur, weil ich am Morgen bei einem Händler für ordentlichen Nachschub gesorgt hatte. Dieser Figeac ist einer der grössten Weine aus Saint-Emilion der letzten 20 Jahre! Und – er macht wieder mal seinem ewigen Kontrahenten Cheval-Blanc riesengrosse Konkurrenz. Momentan scheint er in seiner ersten, richtigen Reife zu sein und liefert unglaublich viel warmen, tiefgründigen Cabernet ab. Vom Cabernet Sauvignon hat er die Frische und die dunklen Beeren. Vom Cabernet Franc den Tabak, das Leder und das buttrig-caramelige Malz. Der Merlot motzt das Ganze noch in seiner Körperform auf und liefert die Geschmeidigkeit und die Fülle. In Saint Emilion sind rund 80 % Merlot angepflanzt. Bei den grössten Weinen aus dieser Region (Ausone, Cheval, Pavie, Angélus und eben auch Figeac) ist der Merlot jeweils in der Minderheit vertreten. Also bestätigt die Ausnahme wieder Mal die Regel.

Aktuell muss man für eine Flasche so um 200 Franken hinlegen. Dafür bekommt man eine noch 20 Jahre andauernde Jahrhundertweingarantie. Der 2015er kostet gleich viel. Der ist dann auch genauso riesengross. Um das gleiche wie beim 1998er Figeac zu erleben, muss man hier aber noch 20 Jahre warten. Also werde ich die nächsten 20 Jahre noch 1998er trinken und dann auf den 2015er wechseln. Wenn ich dann noch da bin…      

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1945 CHÂTEAU CANON (MAGNUM)

Dieses Saint-Emilion-Weingut hat eine bewegte Vergangenheit. Die abgelieferten Weinqualitäten gleichen einer önologischen Achterbahn. Der neue Besitzer (Wertheimer-Gruppe, auch Besitzer von Rauzan-Ségla) versucht seit langem das Steuer herumzureissen. So langsam wird Canon mit den letzten Jahren wieder einem Premier-Grand-Cru gerecht. Es gibt da ein paar alte Canons (1964 & 1964) welche mit 18-Punkten die möglichen Spitzenqualitäten markierten. Leider sind jedoch viele an sich grosse Jahrgänge über Jahrzehnte sehr enttäuschend. Jetzt durfte ich bei einer Magnum 1945 mit dabei am Tisch sein. Der Wein wurde spontan aus dem Keller geholt und war recht kühl. Eigentlich schade. Doch wir hatten viel Zeit und so legte dieser historische Tropfen bei jedem neuen Kontakt kräftig zu. Die Farbe extrem dunkel und mit einer grossartigen Sättigung ausgestattet. Die Nase intensiv kräutrig, ja fast minzig. Von der Frucht her konnte man möglicherweise noch letzte Cassisresten finden, ergänzt durch Schalen von getrockneten Alpenheidelbeeren. Im dritten Anlauf zeigt sich die weitgefächerte Mineralik, ein markanter Erd-Eisenton, Bakelit, salzige Konturen und helle, just geriebene Pfefferkörner. In seiner vollsten Nasenphase kam auch frischer Rosmarin zum Tragen und der Fruchtdruck schien sich schier aufzubäumen. Im Gaumen absolut grossartig. Er hat alles was ein riesengrosser, hoch reifer Bordeaux braucht. Die Adstringenz ist immer noch dokumentarisch, jedoch mit Tanninen aufwartend, welche zum Rest des sehr fleischigen Körpers genial passen. Das Finale ist mit einem enormen Aromendruck ausgestattet, Ein bewegendes Altweinerlebnis, welches – aufgrund meiner bisherigen meist enttäuschenden Begegnungen zu diesem Château – völlig unerwartet war. Das ist der beste Canon – den ich je in meinem Leben trinken durfte. By very far! 20/20.  Danke Paolo!

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BORDEAUX 2015 IM TIEFDRUCK


Und wie ich mich auf diesen Event freute! Bisher konnte ich leider nur ganz wenige Flaschen-Erfahrungen mit diesem grossen Jahrgang sammeln…

Zwar degustierte ich den Bordeaux 2015 vollumfänglich «en Primeur». Also als Fassverkostungen im Frühjahr 2016. Wie immer während fast zwei Wochen. In Form von rund tausend Fassproben. Als Fazit lobte ich dieses «Millesime» als «sehr gross».
Die bestbenotete Ausbeute: 7 Rotweine und 3 Sauternes mit der Traumwertung von 20/20.      
Doch das reicht halt dann nicht ganz für einen Jahrhundertjahrgang wie beispielsweise 2009 oder 2010. Die meisten Qualitätsparallelen erinnerten mich an den Bordeaux 2005.

An einem Bordeaux-Parcours in Luzern degustierte ich ein paar Wochen zuvor den 2015er Cambon-La-Pelouse bei Mövenpick. Kostenpunkt: wenig mehr wie 20 Franken. Spasspotential: riesig. Und ich konstatierte bei meinem allerersten Eindruck von einem fertig gefüllten Wein dieses Jahrganges, dass «diese Bordeaux wohl in deren Fruchtphase schon unglaublich viel Spass bereiten, bei angenehmen, angerundeten Tanninen».

Ein paar Tage vor der nachfolgenden beschriebenen Verkostung, befand ich mich mit einer Gruppe von Freunden im Bordelais. Bei einem Diner auf Château Lagrange fragte ich den Direktor Matthieu Bordes, ob wir nicht   als «Absacker» vor der Fahrt nach Bordeaux noch den 2015er verkosten dürften. Flugs begab er sich in den Keller und entkorkte gleich zwei Flaschen von diesem noch (zu) jungen Saint-Julien. Doch der Spassfaktor war da so riesengross, dass die Bouteillen schnell leergetrunken waren. Also bestätigte sich meine generelle «Frühspass-Theorie» zum Jahrgang 2015.

Es gab ähnliche Vergleichsfälle – wenn auch in leicht veränderter Form – wie beim 2009, 2008, 2005 oder 2001. Letztere reiften, ohne sich massiv zu verschliessen. Und ich denke, dies wird auch beim Bordeaux 2015 so sein.

Auf nach Bern! Genauer nach Belp. Dort erhielt ich schon ein paar Monate zuvor eine Einladung für diesen Juni-Samstagabend. Thema: «Bordeaux 2015». Im Vorfeld war eine Blindprobe geplant. Aufgrund einer nicht ganz so guten Erfahrung, welche ich mit einer Blindprobe von reifen Weinen in Österreich machte, riet ich von diesem Unterfangen ab. Man beschränkt sich bei verdeckten Verkostungen zu sehr darauf welcher Wein es sein könnte. Die wirklich wichtige, persönliche Analyse geht dabei komplett unter. Wichtig ist doch, ob man den Wein noch nachkaufen soll, wann die schönste Genussphase sein wird. Im schlimmsten Fall, ob man den Wein wieder schnell verkaufen soll, weil man enttäuscht ist.

Letzteres war glücklicherweise bei keinem Wein der Fall. Aber für mich blieben dann schon ein paar Fragezeichen und ich überlegte mir die Tage danach, was denn der Grund sein konnte, dass sich fast alle Weine eher introvertiert zeigten. Eigentlich hatte ich ja das pure Gegenteil erwartet. Auf alle Fälle hatte ich da so meine liebe Mühe, die Weine zu verkosten. Der Nasenansatz war defensiv, die Frucht meist verhalten. Im Gaumen stockten die Tannine und zeigten eine verlangende Adstringenz. Ist also der Bordeaux 2015 nicht der erwartende Frühzünder? Soll man diese in Ruhe lassen und auf die mögliche effektive Genussreife in zehn oder noch mehr Jahren warten. Gestaltet sich eine mögliche Jugendsünde durch aktuelles Spontan-Entkorken gar zu einem möglichen Genuss-Reduktions-Verbrechen?

Die Antwort ist nein! Und genau ab diesem Punkt wird meine lange Einleitung so ziemlich erklärungsbedürftig. Was war passiert?

Hier darf ich voraussetzen, dass die Weine zwar zuvor entkorkt wurden. Das macht aber rein gar nichts, weil sich im Flaschenhalt lediglich ein einziger Quadratzentimeter Luft befindet. Dieser bewirkt – gegenüber der restlichen Masse – praktisch keine grosse Veränderung. Im Gegenteil. Wenn, man den Korken einer Flasche rechtzeitig rauszieht, ergibt sich daraus ein «wake-up-call». Der Wein erwacht und stellt ich auf mehr Luft ein und explodiert dann förmlich im Glas. Die Temperatur der Weine war perfekt und lag im Keller so bei rund 16 Grad. Passt.

Als wir eintrafen begann es just zu tröpfeln. Später regnete es mal kurz sehr heftig und man hörte es Donnern aus der Ferne. Also herrschte eine Tiefdrucksituation. Auf der Suche nach der defensiven Haltung der verkosteten Weine, erinnerte ich mich ein paar Tage später an Christian Moueix. Er besitzt in Pomerol mehrere bekannte Weingüter und auch ein gleichnamiges Handelshaus in Libourne. Auf die doch zu dominanten Tannine der Fassmuster angesprochen berichtete er mir einmal, dass die gleichen Weine gestern viel offener gewesen seien. Heute sei eine Tiefdrucksituation und dies würde die Gerbstoffe komprimieren und härter erscheinen lassen. Zudem würden die Weine in dieser Phase auch merklich mit deren Aromen geizen. Das wars! Endlich hatte ich eine Erklärung, weshalb ich das Verkosten dieser Weine nicht als Spass, sondern als veritable Arbeit taxierte.

Der beste Wein des Abends: Château Figeac. Die grösste Überraschung: Cantemerle (um CHF 30 im Markt!!!)      Bericht 

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2015 Figeac, Saint-Emilion: Tiefes Purpur, satt in der Mitte, Granatschimmer am Rand. Subtiles Bouquet, wirkt in sich gekehrt und braucht etwas Luft. Geniale schwarze Beeren, Lakritze, Caramel, Lakritze, dunkle Ledernoten. Erst nach etwa 10 Minuten fängt er an zu kommunizieren. Im Gaumen zeigt er dann seine volle Grösse; erschlagend, mundfüllend, fleischig mit sattem Extrakt. Nach und nach gibt er beim Schlürfen seine Aromen frei. Dabei weist er noch eine verlangende Adstringenz auf und zeigt seine Muskeln. Ein Wein mit einem Potential für  viele Jahrzehnte. Eine geballte Ladung aus einem attraktiven, zukunftsorientierten Blend aus 43 % (!) Cabernet Sauvignon, 29 % Merlot und 28 % Cabernet Franc. 20/20 2026 – 2060

P.S. Sein Preis hat sich seit dem Primeurverkauf mehr als verdoppelt!!!

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PÉBY 2009 – AUF FAUGÈRES IM 2018

Er war exakt das Gegenteil von allen Weinen, welche wir auf unserer viertätigen Bordeauxreise degustieren, respektive geniessen durften. Oder halt auch der einsame Überflieger. Mann weiss ja, dass die Bordeaux 2009 sämtliche Rahmen sprengen. Dieser Péby bewegt sich nicht nur am Limit. Er bildet das Limit. Die Grenze, wo Wein aus Bordeaux eine Patenschaft mit anderen Weltklasse-Bulldozern eingeht. Am Ende des Weines in die Drogenabteilung wechselnd. Und genau hier setzt seine Faszination an. Ich weiss noch genau, als ich diesem Wein schier ratlos bei der Primeurverkostung im Jahr 2010 gegenübersass. Die erschlagende Summe an Aromen welche richtiggehend im Glas gefangen waren. Die maximierende Süsse eines schieren Saint-Emilion-Amarones. Dann dieser überdimensionierte Gaumenfluss! Gaumenfluss? Man musste förmlich Speichel im Mund bilden, damit sich dieses Merlot-Ungetüm überhaupt in irgendeine Richtung bewegte. Ich schlussfolgerte: «Die Juroren der Klassiker werden ihn verdammen – die Modernisten hoch loben». Mit der Bewertung von nur 18/20 strafte ich ihn damals tüchtig ab. Bei jedem neuen Kontakt stufte ich ihn vom Text und von den Punkten her ein Bisschen auf. Jetzt sassen 17 Personen am Tisch und schlürften an dieser sagenhaften Magnum vom Péby 2009. Der Gastgeber war der Péby-Besitzer Silvio Denz höchst persönlich. Und ich lernte, dass sich solch sympathische Monster mit der Alterung verschlanken. Im Gegensatz zu mir. Er schlendert in Richtung Legende und ich muss hier meine Vermutung von 2014, dass er sich wohl eines Tages als 20-Punktewein deklariert heute kundtun. Das nennt man dann positiver Irrtum! Aber es gibt da auch eine Entschuldigung für meine Fehleinschätzung. Ein solcher Wein, wie der Péby 2009 ist mir noch nie bei einer Primeurverkostung ins Glas gekommen. Bei ihm bin ich in die Merlot-Degustationslehre für Grenzfälle gegangen…

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HARMONIEDUO: 1964 HAUT-BAILLY & GABRIEL-GLAS

Wer auf Château Haut-Bailly zur Weinverkostung geladen wird, der bekommt diesen grossen Pessac-Léognan ins Gabriel-Gold-Glas. An einem Diner auf dem Weingut nahm ich aber nicht mein Glas mit, sondern eine Magnum vom 1964 Château Haut-Bailly aus meinem Keller. Trotz Flugzeugimport brillierte dieser Wein als krönenden Abschluss eines wunderbaren Diners. Von aufhellendem Orange-Braun mit letzten roten Reflexen. Die Nase ausladend süss, mit Caramel, Butter und Mandeltönen, ergänzt von feinwürzigen Kräutern und dominikanischem Tabak. Im Gaumen eher leicht dafür aber sehr bekömmlich. Ein absolut charmantes Altweinerlebnis mit ausreichend Emotionen. 18/20  

Bild: Direktorin Veronique Sanders (mit Magnum 1964) und René Gabriel (mit Gabriel-Glas)     

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SELBSTTEST

Zur regelmässigen Selbstkontrolle besitze ich einen Lion Alcolmeter. Der zeigt mir meine Eskapaden an und deklariert mich in unregelmässigen Abständen als Gelegenheitsalkoholiker im unteren Bereich.

Am Freitag bin ich bin mit dem Zug nach Zug gefahren. Habe mit Freunden Karten gespielt. Zwischen 17 Uhr bis 22 Uhr zu viert sechs Flaschen Wein getrunken. Und liess mich vom Taxiferdi nach Hause fahren.
War auch gut so, denn in der Schweiz liegt die Fahrgrenze bei 0.5 Promille.  Ich war knapp darüber....




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BORDEAUX 2000, VON 28'164 BIS 28'385


Weinigwarmer Frühlingsabend im Restaurant Brandenberg im Zug. Die Weinkarte ist und bleibt eine Sensation. Da man mich am Tisch allgemein für einen Weinkenner hält, muss ich meinen Kopf auch für die Rotweinselektion hinhalten. Bevor ich die rote Linie definiere, schaue ich nochmals am Tisch in die Runde. Alles gestandene Männer. Bordeauxliebhaber. Besonders trinkfest. So konstatiere ich die Situation. Aus diesem Grund entscheide ich mich, angesichts der zahlreichen 2000er Bordeaux, für eine «Horizontale à Discrétion». Es verbleiben uns noch mehrere Stunden, das Nachtessen ist in späterer Reichweite, und so vermute ich, dass wir – mit vereinten Kräften und einem angemessenen Budget – ein paar dieser wunderbaren Bouteillen schaffen.
Der Abend wird reuelos wunderbar. Dies deshalb, weil hier alle Weine gleich viel  oder weniger kosten wie im Weinhandel.

Ein Beispiel: Ich zeige mit meinem rechten Zeigefinger auf die Nummer 28'338. Damit fällt die Wahl auf den 2000er Château Ducru-Beaucaillou. Laut wineseacher liegt der aktuell günstigste Anbieter dieses grandiosen Weines bei CHF 182 (Vino Antica, Ost Flandern). Da kämen noch Transport, Zoll und Mehrwertsteuer dazu. Da trinke ich doch lieber den genau gleichen Wein zum genau gleichen Preis im Restaurant Brandenberg im Zug. Von der charmanten Barbara serviert. Aus dem Gabriel-Glas!      www.brandenberg.ch

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MAGNA AUS DEM FARNSBURG-KELLER

Manchmal muss man halt dem Titel einer Story eine ausgenreibende Dimension verleihen, damit der Leser überhaupt bereit ist, sich auf den nachfolgenden Text zu stürzen…

Das obige Bild mit den vielen Magnumflaschen müsste eigentlich alleine schon ein triftiger Grund sein, sich im Geschriebenen zu vertiefen. Jedenfalls für Altweinfetischisten. Doch dies ist in der heutigen, schnellen, jungen, unruhigen Weinwelt leider nicht mehr so ganz selbstverständlich.

Wir sprechen in diesem speziellen Fall von einer gigantischen Jahrgangsbreite von ganz genau 70 Jahren! Der älteste Wein dieses Abends; 1908 Château Guiraud aus Sauternes. Der jüngste; 1978 Cabernet Sauvignon Cask 23 von Stags Leap aus Kalifornien. Beide Trophäen habe ich mit der Maximalpunktezahl 20/20 deklariert. Somit reihen sich diese beiden Weltklasseweine in die Top-Liga der Jahrhundertweine ein.
Magna? Es heisst doch Magnum! Und damit ist eine kleine Grossflasche von 1.5 Liter Inhalt gemeint. Der Begriff stammt – je nach Interpretationsweise – aus dem Englischen oder aus dem Lateinischen. Während die Engländer damit eine gewisse Übergrösse damit meinen, so geht die lateinische Bezeichnung von einem substantiven Neutrum aus. Das verwendete Wort dafür ist «magnus» und geht dann auch wieder in Richtung gross.

Der Duden lieferte mir aber dann doch eine gewisse Verblüffung beim Recherchieren. Also ich nach der Mehrzahl von Magnum suchte, lieferte mir das stetig erneuerte Nachfolgewerk von Konrad Duden gleich zwei Möglichkeiten. Plural seien Magna oder Magnums möglich, meint da die Instanz für alle Fragen zur deutschen Sprache und Rechtschreibung. Aufgrund dieser Erkenntnis
wollte ich im Netz spezifisch nach «Magna» suchen. Dabei gelangte auf verschiedene gleichnamige Firmen, entfernte mich aber dabei immer mehr vom Wein.
Also ist mein gewählter Titel «Magnaflaschen in der Farnsburg» per Definition zwar richtig, sieht aber irgendwie doof aus. Aber zumindest erreiche ich damit (hoffentlich) eine gewisse Aufmerksamkeit und kann die Neugier der geneigten Leser damit wecken. Ich bin mir sicher, dass bei einer Strassenumfrage nach der Mehrzahl der Befragten fast zu 100 % auf «Magnums» tippen würde.

Der grosse Bericht: www.bxtotal.com

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UNARTIGE PIRATENFRECHHEIT

Als das Geheimnis des letzten Rotweines an der Richter-Magnumprobe gelüftet wurde, erinnerte ich mich spontan an das Paris-Tasting. Da bekamen die Bordeaux’ von den Napaweinen gewaltig eins auf den Deckel! Er war de facto der beste Wein des Abends für mich. Aber wohl nur, weil er a.) der jüngste war und b.) der 1978er Mission in der Magnum nicht auch anwesend war.  

1978 Cabernet Sauvignon Cask 23, Stags Leap Cellars: Magnum. Extrem dunkle Farbe, schier schwarz in der Mitte. Wahnsinnig intensives rotpflaumiges Bouquet, zeigt viel Sandelholzsüsse, welche zu Beginn partiell fast auch etwas an der marmeladigen Grenze liegt. Im zweiten Ansatz werden die Pflaumentöne dunkler. Diese werden ergänzt durch dunkle Schokolade, Minze, Cassis und Leder, er gibt sich permanent tiefgründiger bei jedem neuen Kontakt. Im Gaumen enorm fleischig und stoffig zugleich, feine Rauchnoten, Lakritze und Black-Currant im massiv druckvollen Finale. Nach so vielen abgeklärten zum Teil überreifen Vorgängern, schoss er wie ein Katapult aus dem Gabriel-Glas. Er wurde blind serviert und ich notierte mir beim Verkosten zwei Dinge: Out of Space! Out of Bordeaux! 20/20 trinken

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Ein kleiner Ausschnitt aus den vier Sauternes-Magnums bei Jürg Richter

1908 Château Guiraud Crème te tête, Sauternes:
Magnum. Die Farbe ist braun und schwarz! Das verrückte Nasenbild liefert Sauternesdramaturgie pur. Birnel, Pedro-Ximenez, zerdrückte Szechuanpfefferkörner, Dörrbirnen, Rauch und Darjeeling. Die Süsse ist überkomplex, überschwänglich und doch nicht so erschlagend, weil eine gut stützende Säure aus dem Untergrund irgendwie diesen genialen Wein von unten kräutrig auffrischt. Im Gaumen jenseits von Sauternes und voll in Richtung Trockenbeerenauslese wandernd. Ein ausserirdischer Sauternes welcher den Betrachter in einen transzendentalen Zustand versetzt. Diese unglaubliche Magnum stammte direkt vom Weingut und wurde vom Gastgeber vor rund 15 Jahren dort gekauft. 20/20 trinken  


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MONTROSE 2010 – EINE ZWISCHENBILANZ

Die Fassprobe ist eine Vermutung. Die Genussphase liefert dann (hoffentlich) die Bestätigung. Dazwischen liegt die Reduktionsphase. Und die variiert je nach Jahrgangskonstellation. Je mehr Tannin und Säure mit im Spiel sind, desto unnahbarer gibt sich der Wein in der Dauer seiner Flaschenreifung. Als ich anfangs April 2011 diesen Blend aus 53 % Cabernet Sauvignon, 37 % Merlot, 9 % Cabernet Franc und 1 % Petit Verdot auf dem Weingut verkostete, wurde mir schnell klar, dass dies zwar ein fraglos grosser Montrose wird. Aber – ich notierte mir auch, dass wohl er seiner hohen Bewertung (19/20) erst in etwa 20 Jahren gerecht wird. Es wäre aber nicht seriös, einen Jahrgang einfach so lange degustationslos liegen zu lassen, bis er dann eventuell in seine Reife kommt. Zudem ist die Neugier bekannterweise ein guter Informant. Also habe ich heute den noch viel zu jungen Château Montrose 2010 entkorkt und über acht Stunden lang pedantisch verfolgt. Und es kam wie es vermutungsweise auch kommen musste. Die Nase führte auf eine falsche Fährte, denn hier zeigten sich bereits erstaunlich viele Aromen. Dunkle Beeren, Rauch, Teer, Edelhölzer (vor allem Mahagoni), schwarze Oliven und Baumnussschalen. Im Gaumen blockte er ab. Die Adstringenz ist massiv, verlangend und er birgt Tannine für Übermorgen in sich. Hier hilft selbst langes Dekantieren (noch) nichts. Nur warten. Und nochmals warten! Wie lange wohl? Meiner Ansicht ist das einer der lagerfähigsten Montrose seiner Geschichte. Und vielleicht wird er eines Tages gar das Punktemaximum erlangen. Dann bin ich entweder im Altersheim oder im Grand-Cru-Himmel. Also überlasse ich dieses Feld den jüngeren Weinfreaks und tröste mich mit reiferen Jahrgängen dieses ikonenhaften Saint-Estèphe’s. Ohne jeglichen Groll. Man kann schliesslich von einem Montrose nicht verlangen, dass er gleichzeitig zu den lagerfähigsten Crus gehört und dann in jeder Phase grossen Spass bereitet. 19/20. Geschätzte Genussreife; von 2030 bis 2100

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BORDEAUX 2017 ALS FASSVERKOSTUNG:

SEHR GUTE WEINE UND BESSERE PREISE


Die zwei wichtigsten Komponenten, welche ausschlaggebend waren, dass im 2017 ein guter Wein produziert werden konnte, sind auf der einen Seite das Terroir und anderseits der Weinmacher. Beim Terroir waren es vor allem der Frost im Frühling und der Regen Anfang September, welche die Qualität beeinflusst haben.

Vom Frost waren vor allem die kühleren Terroirs betroffen, er hat hauptsächlich die Menge reduziert und einige Châteaux (z.B. Angludet, La Pointe, Fieuzal) hatten einen vollständigen Ausfall zu beklagen. Die Qualität hat der Frost nur wenig negativ beeinflusst, da praktisch alle gut geführten Weingüter die Nachtriebe für den Grand Vin nicht verwendet haben. Es gibt sogar ein paar wenige Weingüter, bei denen es einen positiven Einfluss auf die Qualität hatte, weil einfachere Lagen keinen Ertrag erbrachten und der Wein nur aus Trauben von den besten Lagen produziert wurde

Der grosse Verkostungsbericht von André Kunz, jetzt exklusiv: www.bxtotal.com


In der 65'000 Verkostungsnotizen umfassenden Suchmaschine bxtotal.com sind alle Bordeaux 2017 schon online!!!






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SÜSSER

KRACHER

UND

ROTER PAPE





Wer als Weinfreak das Wort «Kracher hört, der denkt wohl spontan an «süss». Wer Pape-Clément liest, denkt automatisch an «rot». Doch den Kracher gäbe es auch trocken und perlig. Den Pape auch in Weiss und Rosé. Doch das sind Nebendarsteller. An unseren zwei Tagen rund um Kracher und Pape ging es ums Eingemachte, also um die Hauptdarsteller.

Dabei hatte Kracher die Chance sich von seiner schönsten Zuckerseite zu zeigen. Denn Gerhard Kracher durfte die präsentierten Weine aus seinem tiefen Keller selber selektionieren. Der Pape-Clément trat mit 82 Jahren Jahrgangtiefe an. Nämlich von 1928 bis 2010. Und da wurden die Episoden von «guten Zeiten – schlechten Zeiten» deutlich sichtbar.     

Blättern wir das Rad um mehr als ein gutes Jahr zurück. Bei einer Weinprobe in Illmitz fragte ich meinen Freund Gerhard Kracher nach seinem Lieblingswein. Die Antwort kam postwendend, innerhalb einer Sekunde: «Das ist ganz klar der Pape Clément!». Das passte für mich.
Denn – ich wollte immer schon eine Raritätenprobe mit Freunden im Burgenland organisieren. In meinem Keller hatten sich recht viele Jahrgänge von diesem «dritten Pessac» angesammelt. Spontan antwortete ich dem Gerhard: «Dann lade ich Dich zu einer grossen Vertikale am Neusiedlersee ein, wenn Du ein paar Deiner besten Weine dazu stellst!» Nach ein paar weiteren Sekunden war der Handschlagdeal perfekt. Der Rest geht unter das Motto «gesagt – getan».

Stellvertretend für einen der vielen Jahrgänge zwischen 1928 bis 2010...

2006 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan: Sattes, dunkles Purpur, extrem satt in der Mitte. Der Cabernet ist sehr intensiv in der Nase, wirkt – trotz seiner generellen Verschlossenheit – schier parfümiert, die Aromatik ist schlank und vermittelt schwarzbeerige Eindrücke bis hin zu Schoko-Minztönen, darunter Rauch und Korinthen, die Tabakkonturen zeichnen sich bereits ab und werden irgendwann eine dominante Rolle bei diesem genialen Pape spielen. Im Gaumen ist dieser Wein gigantisch und erschlagend. Während andere 2006er viel mehr Potential aufwarten und somit eine dokumentarische Unnahbarkeit vermitteln, spürt man hier einen dramatischen Beginn einer Pape-Legende. Die erste Genussreife ist zwar noch ein paar Jahre entfernt, doch ich glaube, dass dieser Magrez-Best-Cru zu den absolut gigantischsten, versprechendsten, lagerfähigsten Weinen der neuen Pape-Zeit gehören wird. Kaufen, warten, ausflippen. In ein paar Jahren 20/20? Momentanwertung: 19/20 beginnen

Dern 13-Seiten-PDFBericht finden Sie auf  www.bxtotal.com 

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ZWEI MAL 20-PUNKTE

Einmal verkostete ich diesen grossen Kracherwein schon im Februar und notierte mir die magische ahlenkombination 20/20 ins Tagebuch.  Jetzt verkostete / trank ich ihn nochmals in aller Ruhe an einer Raritätenprobe mit Kracher und Pape und taxierte ihn wieder mit 20/20.

Mit Yvonne und Gerhard...

2015 Trockenbeerenauslese Zwischen den Seen Nr. 9 Welschriesling Weingut Kracher: Zeigt einen noch sehr jugendlichen Farbtouch; leuchtendes helles Gelb mit sanft güldenen Reflexen. Die Nase dokumentiert die sich anbahnende die Sensation von der allerersten Sekunde an. Der Ausdruck der Botrytis ist absolute Weltklasse, Tausende von quirligen Botrytismolekülen schweben im superparfümierten, kolportierenden Nasenbild, Passionsfrucht, kandierter Pfirsich, helle Aprikosen, Paraffin und Nagellack (letzteres wieder die gigantische Botrytisbasis dokumentierend). Der Gaumen ist eine irrsinnige Orgie von einem über den ganzen Mund verteilten, facettenreichem, frischen und besonders feinen Säurespiel. Hier bahnt sich eine veritable Kracher-Sensation an. Dies ist fast schon ein Überwein. Ein solider, beruhigender Wert der seine Grösse nicht mit seiner Bombenaromatik dokumentiert, sondern mit einer schier defensiv anmutenden Klasse. 100 Jahre Garantie? Ich kann es nur vermuten, werde es aber nie wissen. Egal ob hier warten, beginnen oder trinken. Einmal im Leben muss man als Süssweinfreund ein solches Monument im Glas gehabt haben. Am besten in einem besonders ruhigen Moment. Alleine! 20/20 warten    

www.kracher.at Preis: 42 € / 0,375 lt.

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DEFTIGES VERGNÜGEN 


Nutzniesser dieses herrlichen Schweingerichtes waren die drei für eine Weinprobe nach Österreich Auto angereisten Männer namens Patrick, Peter und René.

Bevor wir die Weine am ersten Austragungsort deponierten, gönnten wir uns einen unleichten, aber dafür genialen Frühlingslunch im «Das Fritz» in Weiden. 





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VERDEKANTIERTE WEINE




Wörter welche mit «ver» anfangen, verheissen in der Regel nicht viel Gutes.
So kann man sich, bei der Suche nach einem Ziel «verfahren». Sich bei einem Vortrag «verheddern». Man kann auch ein zartes Steak richtiggehend «verbraten».  

Neu kommt jetzt zu diesen bereits bekannten Ver-Wörtern noch ein neuer Begriff: Verdekantieren! Fundquote im allwissenden Google: Null!!! Also habe ich mit diesem Titel und der komisch anmutenden Wortkreation einen veritablen Primeur in der sich stets wandelnden Grammatik geschaffen.

Bevor es zum Eingemachten kommt, hier noch ein Bisschen Werbung in eigener Sache. Auf dem Titelbild sehen Sie den Decanter Alpha. Bei Gabriel-Glas zu haben. Bei der Herstellung war mir wichtig, dass er gut in der Hand liegt. Dass man damit easy einschenken kann. Auch über höhere Stuhllehnen. Dass er nicht nachtropft, Dank Nano-Beschichtung.  
Und – man kann den Wein am Tisch sogar nachschenken, ohne dass man dazu extra aufzustehen muss.

Mit dem besonders formschönen Alpha-Decanter fällt das Weinzelebrieren also extrem leicht. Aber Vorschicht – auch mit ihm kann man den Wein Verdekantieren!
Es vergeht kaum eine Woche, bei welcher ich nicht gefragt werde ob man den Wein X dekantieren wollte. Und – wenn ja – wie lange.
Zusammenfassend hier ein universeller und meist funktionierender Gabriel Tipp.
Immer etwa eine Stunde zuvor die Flasche öffnen, einen kleinen Schluck probieren. Dann aufgrund der gemachten Erfahrung selber entscheiden ob ja oder nein.

Wichtig dabei scheint es mir, dass man leider von Flasche zu Flasche unterscheiden muss. Damit meine ich, dass ein 1998 Château Ducru-Beaucaillou nach ein paar Jahren zu einer individuellen Sache wird.
Jeder Keller hat eine andere Temperaturkurve. So kann es sein, dass genau dieser Ducru beispielsweise in einem Keller lagerte, welcher permanent mit 15 Grad klimatisiert war. Ein anderer Besitzer einer solchen Flasche hütet seine Weinschätze in einem Naturkeller.
Der ist halt im Sommer etwas wärmer als die ideale Lagertemperatur und dafür im Winter wesentlich kälter. Auch gut. Und kein Problem. Nur unterschieden sich diese beiden Flaschen vom 1998er Château Ducru-Beaucaillou möglicherweise nach 20 Jahren ziemlich stark in deren Trinkreife. Und so macht es in solchen Fällen keinen Sinn, wenn ich da – auf Anfrage hin – versuchsweise digitale Dekantiervorgaben mache.

DER VERDEKANTIER-ABEND

Irgendwie muss ich ja auf die Idee gekommen sein eine neue Wortschöpfung zu generieren.
Das Wort sprang wie eine zündende Idee in meinem Kopf am Tag danach.

Die Einladung stand schon ein paar Wochen zuvor. Es trafen sich alles gestandene Männer, welche sich schon aus früheren Treffen kannten. Es war ein lockerer Abend, mit vielen lukullischen Genüssen und einem generösen Wohlfühlklima. Das will ich hier unbedingt anmerken. Nur etwas störte mich halt das Verdekantieren…

Als ich als erster Gast eintraf, standen fünf nummerierte, unterschiedlich geformte Karaffen auf dem Gabentisch. Daneben standen die dazu passenden Flaschen. In einem genüsslichen Spiel konnte man in der späteren Rotweinfolge dann herausfinden, welcher Wein mit welcher Nummer zelebriert wurde.

Da freute ich mich richtiggehend, denn das dürfte ein leichtes Spiel werden, dachte ich mir zumindest zu diesem Zeitpunkt. Doch erst folgten noch Champagner, weisse Burgunder, und Sauternes, weil a.) Gänseleber und b.) Jakobsmuscheln.

Endlich war es soweit. Der erste Rotwein wurde eingeschenkt. Nasal wirkt er etwas in sich gekehrt. Im Gaumen zeigte er harte, noch unentwickelte Tannine. Ich tendierte auf den jüngsten Wein, den 2006er Château Angludet. So richtig Spass machte er aber dann doch nicht, was nicht schlimm war, denn es war weitaus der günstigste Wein des Abends.

Die Karaffe Nummer Zwei wurde darauf eingeschenkt. Flüchtige Säure! Damit meine ich einen Hauch von einem minimen Essigbefall. Und nasal trocken war das Ding, trotz rosinigen Spuren. Im Gaumen wirkte der Alkohol fast penetrant und die Struktur hatte sich durch den langen Luftkontakt richtiggehend auseinanderdividiert. Eigentlich kannte ich ja alle präsentierten Weine aus dem Effeff. Trotzdem hatte ich keine Chance beim Rätseln. Es war der 1990 Château Léoville Poyferré. Gemäss der Gastgeberschaft sei dies beim Dekantieren der Wein des Abends gewesen. Meine Betonung liegt auf gewesen.

Nummer Drei. Massive Farbe. Genialer Tiefgang und schwarze Grundaromen. Im Gaumen erstens; Tannin. Zweitens; Tannine. Und drittens; noch mehr Tannine. Die geschätzte Einschenk-Temperatur von etwa 24 Grad hatten aus diesem jetzt beginnend trinkreifen Wein in ein völlig unnahbares Gerbstoffmonster verwandelt. Normalerweise würde ich bei einem 1996 Château Latour schon in den ersten Sekunden sofort um ein zweites Glas kämpfen. Das war infolge Verdekantierens an diesem Abend ganz und gar nicht der Fall.

Beim vierten Akt kam der 1990 Château Montrose ins Gabriel-Gold-Glas. Doch auch das noble Trinkgefäss konnte ihn nicht mehr retten. Die Aromen waren verpufft, die Kräuter vertrocknet, der Alkohol dominant. Dieses Negativ-Erlebnis lag weit entfernt von meinen genialen Erinnerungserwartungen an diesen sonst zuverlässigen 20-Punktewein.

Dann folgte noch ein 2000er Calon-Ségur. Er zeigte einen minim feucht-kellrigen Schimmer. Der kommt aber nur zum Vorschein, wenn man ihn lange dekantiert. Respektive halt Verdekantiert.      

Was ist das Fazit? Leider hat die Kombination von zu viel Wärme und zu langem Luftkontakt diesen an sich ganz tollen Weinen geschadet.
Durch das Verdekantieren, minderte sich der mögliche Genuss massiv. Die Authentizität der Weine verlor sich in der Karaffe.   

Es ergibt sich daraus eine Faustregel, dass man reife Weine überhaupt nicht, oder nur kurz zuvor dekantiert. Dies, um lediglich das Depot vom Wein zu trennen. Die berauschenden Aromen explodieren dann – just eingeschenkt – richtiggehend. Nicht in der Karaffe, sondern direkt unter der Nase des Geniessers.

Dann generell lieber zu kühl einschenken. Durch die sanfte Erwärmung gibt der Wein nach und nach immer wieder neue Aromen frei. Er gibt sich so weit weniger alkoholisch.
Im Gaumen wirkt der Wein kompakter und süffiger. Wie vorhandenen Tannine verbinden oder integrieren sich deutlich besser mit dem Weinfett im Körper des Weines.

Und trotzdem war es ein wunderschöner Abend. Und ich habe dabei etwas gelernt: Mann kann Weine auch Verdekantieren!

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Saturio! Merken Sie sich diesen Namen. Das ist ein 100%-Merlot aus Guntramsdorf, südlich von Wien. Es gibt sehr wenig davon und er wird für Furore sorgen...


GIGA-BONSAI-MERLOT

Der Titel wirkt in sich schier schizophren. Giga steht nämlich für «etwas Grosses» und Bonsai für «etwas Kleines». Doch passen die gewählten beiden Wortgegensätze genau aus diesem Grund hervorragend. Denn –  dieser Geschichte, geht es um einen grossen Merlot in ganz kleiner Menge.

Als wir mit Freunden eine Woche in den Weinbergen rund um Wien unterwegs waren, planten wir dann doch einen Abstecher nach Guntramsdorf, grad so als letztes Weingut, bevor wir uns in Schwechart wieder in den Flieger setzten.
Brigitte und Andreas Nikolai stellten uns ihr noch blutjunges Merlotprjekt vor. Was mit den drei Erstlingsjahrgängen 2014, 2015 und 2016 eingeschenkt wird ist richtig guter, genialer Merlot!

Es sind keine banalen Merlotkopien welche unerreichbare Vorbilder reflektieren, sondern Merlots, welche schon bald von Austria-Weinfreaks gesucht und gehätschelt werden. Und in den Kellern gut positionierte Plätze neben grossen Pomerols und den Maremma Top-Merlots bekommen. Der Saturio ist kein Bluff – sondern ein schwer beeindruckendes Merlot-Debut der absoluten Spitzenklasse.   

2015 Saturio, Garagenwinzer Nikolai, Guntramsdorf: Produktion 399 Flaschen, plus wenige Grossflaschen. Sehr dunkles Granat mit violettem Schimmer im Inneren. Der erste Kontakt beginnt mit einem WOW! Verrücktes Bouquet, voll bespickt mit reifen Früchten; Cassis, Brombeeren und Himbeeren. Es sind aber auch Cakesfrüchte da, Ingwer, Kokos und zarte Frischkräuternuancen. Im Untergrund ist er unterlegt mit dunklen Edelhölzern. Extrem beeindruckend und bereits nasal kolossal intensive Aromen abliefernd. Dies alles ohne bombig oder alkoholisch zu erscheinen. Der Gaumen ist einerseits sehr konzentriert, andererseits seidig und wohl balanciert. Der Zungenfluss zeigt stoffige Konturen, das Finale ist ein schier überbordernder Cassisreigen. Eine legale Genussdroge. Das ist mondiale Merlot-Champions-League! Ein neuer, extrem rarer, fraglos imposanter Wein mit Kultpotential. Man könnte ihn in grosse Welt-Merlot-Blindproben reinstellen. Aber zum Degustieren ist dieser Garagenwein viel zu schade. Das ist eher ein Wein, den man seinen Freunden blind einschenkt und sich dann vom völlig augenreibenden Gast für seine Entdeckungstrophäe auf die Schulter klopfen lässt. Glück dem der diesen «Vivaldi unter den Merlots» im Keller hat. 19/20 trinken – 2030 

Der ganze Bericht: www.bxtotal.com
Die Saturio-Preise:  2014; 95 €, 2015 & 2016; 118 Euro. 
Und da gibt es diesen sagenhaften Merlot: nikolai@garagenwinzer.at

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BORDEAUX 1998 IM VIERZÄHNI

Frage: Was hat die Vinothek 14 in Goldau mit dem roten Bordeaux’ 1998 gemeinsam? Richtige Antwort: Beide werden heuer genau zwanzig Jahre alt!

Grund zum Feiern! Mit einem feinen Essen und tollen Weinen aus Bordeaux. Alle vom Jahrgang 1998. Das war ein sehr guter bis grossartiger Jahrgang. Und genau zwischen eben «sehr gut» und «grossartig» liegen denn auch dessen Qualitäten. Zwar hatte das Médoc bei der Ernte gegenüber dem Libournais das Nachsehen. Während die Winzer aus Pomerol und Saint Emilion ihre Trauben bei prächtigem Herbstwetter ernteten, mussten die Erntehelfer im Médoc und Graves ab und zu die Pelerinen überziehen. Vor allem regnete es kurz vor der Ernte. Die Folge; die Trauben sogen das Regenwasser in sich auf und die Konzentration «verdünnte» sich. Das Erntegut blieb aber intakt und gesund. So sind denn die Bordeaux’ vom linken Ufer vielleicht tendenziell etwas leichter, aber trotzdem sehr aromatisch.
Und genau das ist es auch, was Gabriel ganz besonders mag. Und was in solchen Fällen auch nur der Bordeaux kann:
Viel Geschmack abliefern, bei elegantem Körperbau. Die maximale Bekömmlichkeit – ohne Narkotisierung. Vor allem jene Weinfreaks, welche die heutigen, tendenziell höheren Alkoholgehalte gegenüber «der guten alten Zeit» bemängeln, sind mit den Cabernet-lastigen Bordeauxweinen vom Jahrgang 1998 sehr gut aufgehoben. Und diese befinden sich heute fast alle in einer fraglos wunderschönen Genussphase.

Und weil genau die Weine aus Saint Estèphe, aus Pauillac, aus Saint Julien, aus Margaux und aus Pessac-Léognan nicht «parkerisiert» wurden, findet man heute immer noch da und dort ein spannendes Angebot. Und auch auf Aktionen sind die 1998er, weil im Interesse hintern den 1995ern, 1996er und 2000ern liegend, spannende Angebote.

Anders die Weine aus dem Libournais. Hier geht die Fülle und der Power in die Maximalgrösse. In Pomerol gilt 1998 als Jahrhundertjahrgang. Da sind die Markt-Offerten spärlicher. Und auch die Saint Emilions sind heute viel teurer als früher.

Hier die Wertungen des ausgebuchten Abends.

1998 Château d'Aurilhac, Haut Médoc (16/20)
1998 Château Sociando-Mallet, Haut-Médoc (18/20)
1998 Château Belgrave, Haut-Médoc (17/20)
1998 Château Béauséjour-Bécot, Saint Emilion (18/20)
1998 Château Figeac, Saint Emilion (20/20)
1998 Château Cheval-Blanc, Saint Emilion (20/20)
1998 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan (19/20)
1998 Château La Mission-Haut-Brion, Pessac-Léognan (20/20)
1998 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan (20/20
1998 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien (18/20)
1998 Château Palmer, Margaux (19/20)
1998 Château Mouton-Rothschild, Pauillac (20/20
1998 Château La Grave-Trigant-de-Boisset, Pomerol (18/20)
1998 Château Rouget, Pomerol (19/20)
1998 Château Lafleur, Pomerol (19/20)
 
Der Gbriel-Degustationsbericht auf sechs weinigen Seiten:  www.bxtotal.com

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EINE GABRIEL-ERFINDUNG

Ein halber gekochter Kohlrabi, innern ausgehölt, mit vorgekochten rahmigen Trüffelnüdeli gefüllt. Unten auf dem Teller Kürbiskernöl, oben garniert mit Belper Knolle oder sogar Trüffeln.









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2009 PICHON-BARON

Heute Morgen wurde eine etwas grössere Ladung von diesem Wein bei mir angeliefert. Mit einer «etwas grösseren Lieferung» meine ich mehr wie ein Dutzend Flaschen. Auch mehr wie ein paar Kisten und auch «etwas mehr wie 100 Flaschen». Momentan bunkere ich bei mir im Keller die letzten grösseren Mengen von den spannendsten 2009er Bordeaux. Jetzt kommen nämlich die ersten Crus in eine beginnende, mögliche Genussphase. Und wenn wie vermutet unglaublich viele Bord...eaux-Freaks in den nächsten Monaten und Jahren merken, wie «gigamässig» diese übergrossen Weine sind, dann wird der Run und die daraus folgende Preissteigerung auf die Restmengen garantiert sein. Für mich ist der Jahrgang 2009 in einem Atemzug mit 1928, 1945 und 1961 zu nennen. Alle anderen Superjahrgänge sind möglicherweise auch ganz gross, aber am 2009er haftet der Nimbus einer kommenden Legende. Das kann man einerseits nachlesen, man spürt dies aber auch, wenn man zum Beispiel einen der allerbesten Weine dieses Jahrganges im Glas hat.

Eigentlich sollte man im kalten Keller ja einen kühlen Kopf bewahren. Aber wenn man so viele Kisten von der Palette in die Metallgestelle räumen muss/darf, dann gerät man leicht ins Schwitzen. Und plötzlich wird die Neugier, die Ungeduld sowie ein mögliches Suchtpotential halt stärker als jegliche Vernunft. Also Schraubenzieher in die linke Hand, am Seitenrand der Kiste oben einstechen, Deckel anheben und Flasche im Affekt rausziehen. Mit zittriger Hand nach dem Korkenzieher greifen und dann ungeduldig den Korken rausploppen.

Der erste Eindruck war schon erschlagend, doch vielleicht – aufgrund der massiven Konzentration dieses Pauillac’s – noch etwas trocken und hölzern. Also bremste mich dieser Pichon-Baron in den ersten Minuten richtig aus. Das ist aber eine gute Situation und zeigt das massive Potential auf. Ein 2009er der jetzt gleich schon zu 100% loslegt, macht misstrauisch. Logischerweise veränderte sich die Farbe nachfolgend in keiner Weise, sie blieb extrem dunkel und ging so in Richtung Violett-Schwarz mit einem minimen rubinem Schimmer am Rand. Im ersten Bouquet liegen die Fruchtbeeren fast nur im schwarzen Bereich und sind unterlegt von Brazil-Babak, Zedernöl und dunklen Edelhölzern. Das Ganze wirkt kompakt und komplex gleichzeitig. Im Gaumen ist der Wein von massiver Konzentration und trotzdem schafft es dieser Pauillac-Gigant jetzt schon einen gewissen Charme vorzutäuschen, das Finale ist mit Rauch, Lakritze und Brombeeren bespickt.

Ein riesiger Zweitdrittel-Cabernetblend welcher mit 37 % Merlot ergänzt wird. Man könnte ihm – von der Klasse her – eine gewisse «Internationalität» vorwerfen. Aber da ist er unter den allerbesten 2009er im Médoc sicher nicht der Einzige. Das gehört ganz einfach zu diesem Legendenjahrgang. 19/20 beginnen – 2045

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KRACHER SÜSSWEIN WELTKLASSE

Die allerbesten Süssweine kommen möglicherweise von überall her. Ist man bei den besten Süssweinwinzern der Welt, so kriegt man monotone Weltklasse ins Glas. Damit will ich diese Weine nicht schmälern, aber Riesling von Spätlese bis Eiswein ist nun halt mal einfach Riesling. Und beim Sauternes liegt lediglich mit viel Sémillon was drin. Das ist auch beim Furmint in Tokaj so. Ende der Fahnenstange. Auf höchstem Niveau – zugegeben.

Wenn man sich be...i Gerhard Kracher an den Tisch setzt, dann kriegt man die Weltklasse in derartig breiten Facetten, dass man sich anschnallen muss. Von der Zubereitungsart «zwischen den Seen» (klassisch) bis «nouvelle vague» (in Holz ausgebaut). Und mit Rebsorten welche die Diversifikation so richtig herauskitzeln mit einer Spannweite eines Jumbo-Jets.

Beim Jahrgang 2015 dokumentieren sich die «United Colours of Kracher» in einer besonders eleganten Weise. Hier zeigt sich, dass ganz grosse Süssweine wohl reich und konzentriert sein können, aber auch nicht gleich satt machen müssen. Das ist das Wichtigste bei allen Süssweinlegenden; «die Lust auf das dritte Glas». Das ist bei Kracher 2015 genauso!!! Meine beiden Lieblinge; der blaue Zweigelt und der Muskat Ottonel. Die aktuell grösste Trockenbeerenauslese bei Kracher: 2015 Welschriesling Nr. 9, zwischen den Seen. Der ist absolute Weltklasse – auch nur mit einer Rebsorte zugegeben: 20/20!!!

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6000 GABRIEL-PUNKTE AUF EINER PALETTE

Milchbüchleinrechnung. Eine Kiste hat 12 Flaschen. Eine Palette 25 Kisten. Gibt 300 Flaschen x 20 Gabriel-Punkte = 6000!
Das Leben ist schon kompliziert genug...


2009 Ducru-Beaucaillou: 85 % Cabernet Sauvignon, 15 % Merlot. Extrem dunkles Purpur mit lila und violetten Reflexen. Für einen Ducru ist das Bouquet ziemlich wuchtig, was aber nicht heissen soll, dass hier viel Druck herrscht, aber bereits als Fassmuster duftet es hier nach schwarzen Kirschen, Brombeergelee, Trüffeln, Zedern und Black Currant, noble Süsse und alles sehr edel im Ansatz. Perfekter, feinseidiger Gaumen, aussen mit viel Schmelz, innen mit einer delikat-pfeffrigen Rasse, viel Lakritze und Zechuanpfeffer im dicken, fetten Extrakt, im Finale wird dann alles "schwarz" von der Aromatik her. Ein volles Tanninpaket, aber das verdaut er irgendwie durch seinen noch nie so hoch ausgefallenen Alkoholgehalt. Es sind zwar "nur" 13.5 % - aber so etwas gab es in der Geschichte dieses Weingutes noch nie. Und auch an eine solche Ernte von dieser Qualität kann sich selbst der Kellermeister René Lucceau nicht erinnern. Und er ist immerhin schon 31 Jahre auf Ducru. Eine Beaucaillou-Legende! (20/20). 12: Sattes, dunkles Weinrot, immer noch mit lila Schimmer. Das Bouquet war erst noch etwas verhalten, doch dann ging es los. So dramatisch, wie sich noch selten ein junger Ducru sich zeigte, ein Aromenrad von Pflaumen, Assamtee, Vanillemark, dunkle Edelhölzer, alles verpackt in einer berauschenden Cabernetsüsse. Im Gaumen aussen mit dem Jahrgangs-typischem Weinfett ummantelt, das unterstreicht die perfekte Harmonie. Im Finale gebündelt und extrem lang. Das ist der fetteste Durcu, der mir je auf den Gaumen kam. Kostet heute um die 300 Franken. Man kann auch für andere Bordeaux’ bedeutend mehr zahlen. Aber dieser hier macht fraglos die maximale Punktezahl. (20/20). 13: Mitteldunkel, etwas heller als direkt vergleichbare Weine des Jahrganges, viel Granat, zart lila am Rand. Die Nase ist ganz typisch Ducru, reife Pflaumen, Zedernholz, feine Pfeffernoten und Edelhölzer, dahinter füllig durch eine Nuance von Milchkaffee. Ein Bouquet mit royaler Konversation, subtil, gebildet, nachhaltig. Im Gaumen findet man eine Harmonie sondergleichen, alles ist am richtigen Ort, die Gerbstoffe von delikater Reife und Perfektion. Eine Traumtänzerin, hier kommt man nie auf die Idee, dass man von einem überladenen Jahrgang sprechen darf. Ist dies der mögliche «best Ducru ever»? Es ist zu vermuten! 20/20

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BLAUFRÄNKISCH «MODERN ART»

Blaufränkisch ist nicht gleich Blaufränkisch! Es kommt a.) in erster Linie auf die Herkunft an. Und b.) wie er gemacht wird…

Fangen wir mal mit a.) an. Der Blaufränkisch ist vor allem in Österreich bekannt. Namentlich im Burgenland, wo fast 95 % der gesamten Austria-Anbaufläche steht. Seine Herkunft wird im 18. Jahrhundert der Untersteiermark zugewiesen. Das ist das heutige Slowenien. In früheren Lengenburg und heutigen in Lemberg pri Šmarju (Lemberg bei St. Marein) soll sein Ursprung sein. Ist der Blaufränkisch erst einmal in die Flasche gefüllt, kommt sein Grundcharakter recht unterschiedlich zu Geltung. So ist dieser in nördlichen Burgenland weicher und meist fruchtiger. Je südlicher seine Herkunft stammt, desto männlicher wird er und zeigt im Südburgenland nicht selten sehnige bis muskulöse Strukturen. Dabei gibt er sich tiefer und mineralischer. Dies sind die abweichenden Grundlagen vom Blaufränkisch, welche auf Geographie, Geologie und Klima basieren. Das andere «Basis» ist die Machart. Will heissen; auch der Vinifikationsstil des Winzers prägt den geschmacklichen wie auch den stilistischen Ausdruck eines Weines.

Der Andauer Winzer Erich Scheiblhofer ist bekannt dafür, dass seine Weine am Limit vinifiziert sind. Er hat schier weltmeisterlich gelernt die Grenzen auszuloten. Wenn Scheiblhofer zu seiner Barriquen-bestellung ansetzt, dann zittern in Frankreich die Eichenwälder. Ebenfalls in Amerika. Und auch anderswo. Die Scheiblhofer-Weine sind konzentriert und füllig zugleich, die Rösttöne verstecken sich dabei beim Grundgeschmack selten, geben seinen Weinen aber auch eine zusätzliche Dimension, welche von seinem immer grösser werdenden Fanclub mit massiven Wiederholungskäufen belohnt werden.

VERTIKALE BLAUFRÄNKISCH JOIS

Wie schon erwähnt war Mövenpick einer der ersten grösseren Scheiblhofer-Exportkunden. Bei einem Besuch stellte mir Erich seinen ersten Blaufränkisch Jois vom Jahrgang 2007 auf den Tisch. Ich verkostete den Wein und war spontan begeistert. Da er noch keinen einzigen Kunden für seinen ganzen neuen Wein hatte, durfte ich die Einkaufstranche selber bestimmen. Und ich kaufte mehr wie die Hälfte der gesamten Ernte. Ein paar Wochen später hagelte es in Österreich Auszeichnungen und hohe Wertungen genau für diesen Wein. Die Nachfrage war gewaltig. Doch da war der Wein bereits in der Schweiz. Wie heisst es so schön? Nicht die Grossen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen die Langsamen!

Bei unserem Februarbesuch (2018) durfte ich eine Vertikale von den letzten Jahrgängen verkosten. Da bleibt sich der Scheiblhofer seinem Vinifikationsstil treu. Doch der Joiser-Blaufränkisch ist ein guter Sparringpartner und setzt sich mit seinem eigenen Power erfolgreich durch. Dies zeigt sich vor allem darin, dass dieser Blaufränkisch wunderschön seine Jahrgangstypizität reflektiert. 

2016 Blaufränkisch Jois, Scheiblhofer:  Aktuell im Verkauf. Preis um 21 Euro. Sehr dunkles Granat mit lila Schimmer. Das Nasenbild ist absolut präzis und klar ausgerichtet. In seinem kühlen Beginn finden sich Brombeeren, Cassis und Lakritze, alles liegt im sehr vielschichtigen, fast parfümierten Bereich. Im zweiten Schimmer findet sich eine minim salzige Mineralik. Der Gaumen zeigt enorm feine, ausgereifte, feminin anmutende Tannine, tolle Balance. Dieser filigrane Blaufränkisch hat bereits in seiner ersten Jugend seine Harmonie gefunden. Irgendwie könnte man ihn – trotz der gewohnten Scheiblhofer Machart – das Attribut «klassisch» verleihen. 18/20 2020 – 2034

Die ganze Geschichte und eine BF-Jois-Vertikale von 2011 bis 2016.  www.bxtotal.com

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ALKOHOL = PROMILLE

Das weiss jeder Dottel. Das ist die negative Seite des reichlichen Intussierens. So wirkt denn der Begriff «Volumenprozente» wie ein rotes Tuch beim Weingenuss. Auch beim Weisswein.

Zurück aus Österreich wundere ich mich, dass die Winzer den Alkoholgenuss freiwillig auf den Preislisten deklarieren. Noch mehr wundere ich mich, dass dieser Gehalt oft mindestens gleich gross wie der Jahrgang, Name und der Preis des Weines geschrieben wird. Noch mehr wundere ich mich, dass der Winzer bei jedem Wein gleich nach dem Einschenken die Alkoholwerte wie ein Gebet predigen. Der Alkohol hat im Wein eine bestimmte Aufgabe und er ist einhergehend. Wichtig ist, dass er integriert ist und sich nicht verräterisch zeigt.

Durch die Alterung der Reben, durch die Ertragsbeschränkung, durch Bioeinflüsse, durch die Klimaerwärmung und durch die strenge Selektion im Keller sind die Weine tendenziell in den letzten Jahren alkoholischer geworden. Gleichzeitig gibt es eine unglaubliche grössere Vielzahl von sensationellen und megaguten Weinen. Mit tendenziell etwas höheren Alkoholwerten…

Die Wachauer verdecken ihre Alkoholwerte elegant in deren Kategorien Steinfeder, Federspiel und Smaragd. Vielleicht müsste man eine Alkoholdeklaration dieser Art auch im übrigen Teil von Österreich erfinden. So im Sinne von Economy, Business und First-Class.

Der Château Cheval Blanc 1948 (20/20 Gabriel) wies übrigens 15.3 Volumenprozente auf. Her damit!!!

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SO GEHT CABERNET-FRANC

In Österreich sind 14 Rebsorten für den Anbau von Rotweinen zugelassen. Mehr als die Hälfte davon entfällt auf den Zweigelt. Der Cabernet Franc ist dabei fraglos eine Nische. Sein Koeffizient liegt bei etwa 0.2 %, mit einer Anbaufläche um 75 Hektar.  

Wir verkosten die aktuelle Palette und beginnen mit den ersten, abgefüllten 2017er Weissweinen. Der Hauptwein ist der Zweigelt.
Und dies scheint in Zukunft auch so zu bleiben. «Never change a winning wine». Beim Cabernet Franc bleibe ich irgendwie hängen. Was ich im Glas habe, wirkt für mich wie ein kleines Weinwunder. Ich verkoste den Wein gegen aussen andächtig, flippe aber innerlich aus. In der Hoffnung, dass dies keine Eintagsfliege ist, frage ich nach einem älteren Jahrgang. Spontan wird der 2011er entkorkt. Auch dieser ist sensationell und er zeigt auf, dass die Salzl-Cabernet-Francs bei der Reifung in eine optimale Richtung marschieren. Beim Cabernet Franc will ich in der Nase Malz und Kräuter und im Gaumen fülligen Charme. Und genau das trifft zu.  

2015 Cabernet Franc Weingut Salzl, Illmitz: Preis um 30 Euro. Sattes Granat Purpur, sehr dicht in der Mitte. Geniales Bouquet, gleich zu Beginn weg. Beginnt mit roten Kirschen, reifen Pflaumen, Cassis und ganz feinen Zimtspuren, die delikaten Holznoten erinnern an Zedern. Dann legt er an Süsse zu, zeigt Kokosnuancen und mitteldunkles Malz, sowie einen Hauch von Caramel. Im zweiten Ansatz kommt ein wunderbarer Reigen von mannigfaltigen Kräutern zum Vorschein. Ein faszinierendes, sehr vielschichtiges und auch mit Luftzutritt wandelbares Bouquet. Auf jeden Fall ist das Nasenbild dokumentarisch als typischen und auch grossen Cabernet Franc erkennbar! Der Gaumen ist ebenfalls füllig, zeigt extrem viel Charme und der Wein rollt in einer veloursartigen Textur über die Zunge, die Tannine sind vollständig reif und strahlen eine berauschende Süsse aus, das Finale ist gebündelt und hallt extrem lange würzig und dunkelbeerig nach. Ein royaler Austria-Cabernet-Franc mit langem Leben und gleichzeitigem Frühcharme. Im internationalen Vergleich Weltklasse – in Österreich eine Klasse für sich! 19/20 trinken – 2033                                                              www.salzl.at

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WELTKLASSE ANSCHLUSS!!!

Wir waren die erste Gruppe, welche den Almaviva 2015 direkt auf dem Weingut in Puente Alto (Chile) verkosten durften. Vor uns war noch der amerikanische Wein-kritiker James Suckling da. Und er taxierte diesen Wein mit 100 Punkten.

2015 Almaviva: 69 % Cabernet Sauvignon, 24 % Carmenère, 5 % Cabernet Franc, 2 % Petit Verdot. Violett-Schwarz. Absolut verrücktes Bouquet. Alles und noch vielmehr! Schwarze Beeren (Cassis, Brombeeren), Lakritze, Black Currant, schwarze Schokolade, Vanillemark, Kaffee, vermischt mit sehr dunklen Edelhölzern. Rauchnuancen zeigen seine extreme Tiefgründigkeit an. Im zweiten Ansatz berauscht ein enorm vielschichtiges Kräuterspiel mit Nuancen von frisch geknacktem Rosmarin, zerriebenen Zitronenthymian, wilder Minze und feinem Eucalyptustouch den faszinierten Betrachter dieses magisch anmutenden Bouquets. Der Gaumen ist voll, komplex, die sind Tannine absolut perfekt eingebettet in der eleganten und doch verlangenden Adstringenz. Die reife Fruchtpräsentation schwankt zwischen blauen und schwarzen Beeren. Ein emotionell bewegender Almaviva. Der beste in seiner Geschichte und ein möglicher Meilenstein in der noch jungen, chilenischen Weltklasse-Geschichte. Seine mögliche Genussreife beinhaltet einen Vorteilsjoker gegenüber anderen grossen Super-Premiumweinen. Während andere sich in deren Jugend zwar extrem versprechend, aber wenig genussvoll zeigen, ist dies in diesem Fall eine fast hemmungslos anmutende Degustations-erfahrung. 20/20 bald – 2035

P.S. Das Titelfoto habe ich in meinem Keller gemacht. Es ist eine Sechsliter-Imperialflasche. Und sie hat noch einen Bruder. Dann habe ich mir auch ein paar Magnums gepostet. Recht viele Normalflaschen. Und – sogar ein paar «Schöppli», wie wir Schweizer den halben Flaschen zu sagen pflegen. Also habe ich nicht nur geschrieben, sondern auch selbst wacker gekauft. Wann kriegt man denn schon einen von Gabriel so hoch bewerteten Weltklasse-wein zu einem derartig günstigen Preis?

 Die ganze Story mit einem aktuellen Überblick zur chilenischen Icon-Szene. www.bxtotal.com



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LYNCH-BAGES 2009

Heute war ich den ganzen Tag im Keller. Da habe ich eine Tonne Lynch-Bages 2009 gemauert.

Den lasse ich jetzt in Ruhe und werde davon einen grossen Teil in etwa fünf Jahren mit einem tollen Gewinn verkaufen.  Momentan findet man noch ein paar Angebote ab 150 Franken. Das wird sich bald ändern. Denn dieser Lynch-Gigant (momentan 19/20 - mit Potential für 20/20) wird bald sehr rar werden. Und dann geht es ihm mindestens wie dem ebenso genialen 2000er den man unter 250 Franken nicht mehr findet. Auch mit steigender Tendenz.
Und wenn der Preis nicht steigt, dann trinke ich ihn halt selber...

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JANUAR-MOUTON-TRADITION


10 Jahrgänge vom Pauillac-Premier-Grand-Cru Château Mouton-Rothschild. Dieses Defilee bildete das Herzstück dieses jährlich wiederkehrenden Events im Old-Swiss-House in Luzern.

Vom Titelbild zum Titel! Fangen wir hinten an. Das Wort Tradition wird definiert aus dem Italienischen «tradere». Man hat in der früheren Folge sogar ein deutsches Wort daraus kreiert. Dieses würde «Tradierung» heissen. Ist aber heute praktisch gänzlich unbekannt. Man versteht darunter die Weitergabe von Gepflogenheiten insbesondere von Bräuchen. Tradition, so Wikipedia, geschehe innerhalb einer Gruppe oder gar zwischen Generationen. In unserem Fall ist dies aber noch lange keine übergreifende Generation, aber immerhin eine Gruppe, welche sich jeweils in schier ähnlicher Form konstituiert. Also können wir hier durchaus von einer Sippschaft von Wieder-holungstätern sprechen.

Der Mittelteil des Titels wird vom Lockvogel dieses Events bestritten. Château Mouton-Rothschild ist zwar nicht in aller Leute Munde, aber halt doch in sehr vielen Weinkellern visuell vorhanden. Kaum ein prädestinierter Bordeauxfreak kann es sich offensichtlich leisten, keine dieser mit Künstleretiketten bestückten Flaschen in seiner Schatzkammer zu exhibitionieren. Und genau da besteht eigentlich das generelle Mouton-Problem. Dieser im Jahr 1973 nachträglich nach oben justierte, damalige Deuxième wird meist mehr gesammelt wie genossen. So kann man das «Sammeln» auch mit «Vergammeln» deklarieren.

Und ganz viele Moutonflaschen wurden auch als vermeintliche Kapitalanlage in den Keller gelegt. Und genau dieses Unterfangen ist dann leider nur selten aufgegangen. Ausser vielleicht in den ganz grossen Jahrgängen.
Aus verlorener Lust tauchen dann später viele Flaschen oder gar Kisten bei Weinauktionen in seitenlangen Mehrfachangeboten in den illustren Katalogen auf.

In den letzten Monaten haben Moutonflaschen aller Jahrgänge doch endlich langsam das Interesse möglicher Käufer erweckt, die Preise ziehen langsam an. Also zeichnet sich eine Veränderung der jahrzehntelangen Lethargie ab. Die verauktionierten «Künstlerflaschen» verlassen aber in der Regel Europa…

1937 Château Mouton d'Armailhacq, Pauillac
1966 Château Mouton-Baron, Pauillac
1971 Château Mouton-Baron, Pauillac
1982 Château Mouton-Baronne, Pauillac (M)

1990 Cabernet Sauvignon Reserve, Robert Mondavi USA
1990 Cabernet Sauvignon Howell Mountain, La Jota
1990 Château Mouton Rothschild, Pauillac
1990 Château Haut-Batailley, Pauillac
1990 La Jota Howell Mountain, Napa Valley

1981 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1983 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1985 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1987 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1989 Château Mouton-Rothschild, Pauillac

1991 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1993 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1995 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1997 Château Mouton-Rothschild, Pauillac
1999 Château Mouton-Rothschild, Pauillac

Tischwein: 1994 Château Lynch-Bages, Magnum

Das waren die Weine dieses Januar-Abends. Alle Gabriel-Notizen auf sieben Seiten: www.bxtotal.com


1937 MOUTON D'ARMAILHACQ

Füllniveau perfekt. Erster Eindruck, direkt nach dem Entkorken. Deutlich aufhellend, schier in Roséfarben drehend, aber intakt und leuchtend. Moosig-süssliches Bouquet, helle, feuchte Baumrinde, dominikanischer Tabak, zarte Minze- und Kampfernoten, und gar noch rote Johannisbeerenresten, vielschichtig, delikat, aber logischerweise auch fragil. Aber wie auch in der Farbe schon festgestellt, sehr intakt in der Nase. Und das immerhin nach 80 Jahren! Schlanker Gaumen, gut stützende Säure, sanft dominierende Säure, auch hier immer noch dezent rotbeerige Spuren zeigend, Schokospuren, zarte Muskeln im Körper, endet minim kapselig im Finish. Dieser Pauillac-Greis war der allererste Rotwein dieser Probe und er kam bei den erstaunten Gästen sehr gut an. Er wusste mit seiner Vitalität durchaus noch zu verblüffen. Verkostet an der Mouton-Probe im Olds-Swiss-House in Luzern. 17/20 vorbei


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STELLDICHEIN MIT PALMERWEIN

Grosse Weine – grossartige Stimmung! Der traditionelle Januar-Montagabend im Gasthaus Sempacherhof war mit 80 Gästen bis auf den letzten Platz ausgebucht.

Auf dem Bild die Gastgeber Riccarda und Hanspeter Müller mit James Sichel (Bordeauxhändler und Mitbesitzer von Château Angludet und Palmer)

Die Weine
2000 Château d’Angludet, Margaux  / 2005 Château d’Angludet, Margaux
2006 Alter Ego de Palmer, Margaux / 2012 Alter Ego de Palmer, Margaux
2006 Château Palmer, Margaux / 2011 Château Palmer, Margaux
2001 Château Palmer, Margaux / 1985 Château Palmer, Margaux


Der Erlebnisbericht auf fünf Seiten: www.bxtotal.com

2006: VIVE LA DIFFERENCE

Der Alter Ego 2006 wurde im zweiten Flight serviert. Der Palmer 2006 folgte darauf in der nächsten Serie. Während dem Kommentieren bat ich die Gäste sich die beiden 2006er genau zu merken, um allfällige Unterschiede zu erkennen. Ich degustierte den «Mini-Palmer» und den «Maxi-Palmer» im direkten Vergleich.
Der Alter Ego vermittelt bereits jetzt schon viel von dem in der Nase was der Palmer später abliefern wird. Im Gaumen fehlt dem Alter Ego der initiale Power und die Konzentration des Grand Vins. Dieses Manko wird momentan durch einen hemmungslosen Margaux-Genuss kompensiert.

2006 Alter Ego de Palmer: Erstaunlich dunkles Granat. Die Nase scheint mehr würzig wie fruchtig im ersten Moment, dunkles Holz, Mokka, gibt sich recht tiefgründig. Der Gaumen beginnt fleischig, die Tannine sind präsent aber gerundet, das Extrakt stoffig, das Finale aromatisch mit mittlerem Power. Ready to enjoy. 18/20 trinken

2006 Palmer: Sehr dunkles Purpur mit letztem Lilaschimmer, satte Mitte. Das Bouquet ist zwar verschlossen vermittelt trotzdem unheimlich viele Facetten, floraler Touch, Holunder, Lakritze und gar feine Trüffelnoten, welche aus dem Untergrund aufsteigen. Der Gaumen ist konzentriert, satt im Stoff, im Extrakt liegen unendlich viele neue Aromen verborgen, geht in die Tiefe und zeigt ein Potential für mindestens 40 Jahre. Ein Klassiker der neuen, moderneren Palmerzeit. Schier schon monumental. Der Petit-Verdot wurde deklassiert. Also ist der Blend: 56 % Cabernet Sauvignon, 44 % Merlot. Hat seit den ersten Eindrücken zugelegt. 19/20 2025 – 2050

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WENN EIN NEUES JAHR BEGINNT

SO IST DAS ALTE SCHON VERRINNT

DIE PERLEN FUNKELN QUIRLIG IM GLAS

DER MAGEN STELLT DERWEIL AUF VOLLGAS

ER MUSS NOCH VIEL VON 2017 VERDAUEN

WILL AUF DIE KOMMENDE DIÄT VERTRAUEN

ER HOFFT AUF MASSIVE KALORIENREDUKTION

MIT BEGLEITENDER MAGEN-ARBEITS-REDUKTION

DOCH LEIDER KANN ER DAS NICHT SELBST VERWALTEN

UND SO BLEIBT SCHON WIEDER ALLES BEIM ALTEN

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