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WAS SO ALLES PASSIERTE IM JAHR 2022 ...

BRING YOUR OWN CHÂTEAU LATOUR

 
Das Mitbringen von Weinflaschen aus dem eigenen Keller wird nicht nur in der Schweizer Gastronomie nach wie vor mit Zähneknirschen akzeptiert. Warum eigentlich? Wenn man sich da spontan bereit erklärt, kann dies durchaus zu einer zusätzlichen Gästeschar verhelfen. Die Frage ist nur; wie hoch soll denn der «Entkorkungs- und Servierobolus» sein?


Da gehen die Meinungen weit auseinander. Im Netz findet man dazu viele Ansichten. Dabei wäre die Lösung relativ simpel. Die Gabriel-Formel deklariert sich so. Das Korkengeld soll im Preis maximal so hoch festgelegt werden, wie die günstigste 75-cl-Flasche kostet. So passt sich das Preisniveau auch gleich dem Status des Gastronomiebetriebes an.


Anhand dieses Vorschlages würde das Korkengeld in der Schweiz maximal zwischen 30 Franken (einfaches Restaurant) bis 90 Franken (Luxusbetrieb) schwanken. Jegliches Korkengeld welches günstiger fixiert wird wäre dann «mehr als fair».

Gewisse Gastronomen handhaben aber auch eigene Formel. Und diese werden so gehandhabt, dass der «Flaschenmitbringer» mitunter Strafzoll bezahlen muss.


Passiert ist das Weinfreund André Kunz. Im Hotel de Ville in Crissier nahm er ein paar Lieblingsweine mit. Im Schnitt bezahlte er 150 Franken Korkengeld. Das ist zwar oberste Grenze, aber für eines der allerbesten Schweizer Restaurants, knapp nachvollziehbar.

Was vom Umstand her schwieriger zu verstehen ist; der Sommelier ging online, um die möglichen Marktpreise zu evaluieren und setzte das zu entrichtende «Zapfengeld» danach willkürlich fest. So lag dann der «Entkorkungsservierzuschlag» beim 1970 Château d’Yquem bei 200 Franken. Ob dieser Betrag noch höher gewesen wäre, wenn man einen Sauternes dekantieren müsste, sei dahingestellt.


Wir bezahlten am Donnerstag, 22. Dezember 2022 im Old Swiss House kein Korkengeld! Das heisst aber nicht, dass in diesem wohl beliebtesten Restaurant in Luzern diese Methode nicht auch gang und gäbe wäre. Aber wenn der Chef (Philippe Buholzer) mittrinken darf, wird dieser Obolus vorbehaltlos gestrichen. Um möglichst viel von diesem «Generalverzicht» zu profitieren, nahmen wir deshalb sehr viele Flaschen mit.


Das Thema war vorgegeben: Château Latour. Und es schien, dass dieses Pauillac-Weingut unter den ausgewählten Weinfreunden in deren Kellern gut vertreten war. Insgesamt kamen 19 Jahrgänge zusammen. Vom überreifen 1922er bis hin zum noch (zu) jungen Latour 2005.

100 JAHRE ALT (LS/MS)


Diesen Wein hatte ich nun auch schon das vierte Mal im Glas. Mit zwei bescheidenen Eindrücken und zwei sehr guten. Diese Flasche gehörte zu letzterer Kategorie …
 

1922 Château Latour
: Noch intaktes, aufhellendes Rostrot. Wunderschön erdig-würziges Bouquet, Zigarrenduft, getrocknetes Rosenholz, vermischt mit einer pflaumig-malzigen Süsse. Im zweiten Ansatz; kalter Kamin. Im Gaumen wird er durch seine Muskeln erhalten und wirkt – nachdem sich das Fleisch in den vielen Jahren abgebaut hat – etwas asketisch. Das Finale ist etwas gezehrt, minim

kapslig und zahnfleischbeschlagend. Ist aber mehr als nur gut trinkbar und liefert somit ein noch recht eindrückliches Altweinerlebnis. Nase: 18/20. Gaumen: 16/20 vorbei 


P.S. Für diesen «Jubiläums Latour» gibt es weltweit nur ein einziges Angebot. VinaMania aus Frankreich offeriert ihn für umgerechnet 3450 Franken. Plus Zoll, Taxen und MWST.

1970 Château Latour: Aussen aufhellend, innen noch recht satt. Intensives Bouquet. Und dies gleich schon beim Einschenken. Er strahlt die grosse Bordeaux-Médoc-Klassik dieser Epoche aus; Trüffel, Leder, Sattel, Brazil-Tabak und Teer. Geht ziemlich in die Tiefe und gibt sich so barock. Im Gaumen zeigt er Fleisch, aber auch Sehnen und Knochen, die Säure zeigt den Grundcharakter vom Jahrgang 1970 an. Dies wird bis in alle Ewigkeit so bleiben. Andre Kunz nahm diesen Wein mit und dekantierte diesen schon am Mittag. Das war die richtige Entscheidung. Ein ganz grosser Bordeaux. Halt so fabriziert, wie alle Bordeaux Weine in dieser Epoche produziert wurden. Wenig Selektionen – weder im Rebberg noch im Keller. Keine effiziente Temperaturkontrolle beim Gären. Mehr alte wie neue Barriques. Ich bin meiner Anfangs-phase mit solchen Weinen «aufgewachsen». Zum Bordeauxlieben

brauchte es eine gehörige Ration Toleranz. Und diese habe ich bis heute beibehalten. Also muss ich diesen genialen «Klassiker» vorbehaltlos lieben. Und das mache ich aus tiefstem Herzen! 20/20 trinken

LATOUR-KONKURRENZ


Der originale Turm auf Latour existiert nicht mehr. In den Jahren um 1620 wurde ein Rundturm mit dem Namen La Tour de Saint-Lambert auf dem Gut erbaut. Da der neuere Turm mit seiner Rundkuppel eher einem Taubenschlag gleicht, dient das Bild des alten Turmes weiter als Etikettenmarkenzeichen.


Château Latour heisst Château Latour. Basta! Und es gibt nur einen davon. Nämlich den «richtigen» Latour. Den Premier Grand Cru aus Pauillac. Aber er hat im Bordelais Konkurrenz. Zumindest vom Namen her. Und zwar in Wortverbindungen. Latour heisst der Turm. Und der Name Turm kann nicht geschützt werden. Hier eine unvollständige Aufzählung Bordelaiser «Turm-Varianten». Fangen wir im Norden vom Médoc an. In Begadan ist der Cru Bourgeois Château La Tour de By zu Hause. Beim Margaux, Château La Tour de Mons ist der ehemalige Turm nur noch auf dem Etikett abgebildet. Das Gutshaus steht heute ohne ihn da. Umso mächtiger ist der Burgturm vom Château La Tour-Carnet. Dieses Weingut steht in der Gemeinde Saint-Laurent. Die Reben sind aber über mehrere Dörfer verteilt und es gibt gleich drei verschiedene Produktionsstätten. Dies deshalb, weil von diesem Quatrième Cru mittlerweile mehr als eine Million Flaschen produziert werden.


Weiter in den Süden von Bordeaux. In der Appellation existiert Château Latour-Martillac. Dieses Weingut ist seit 1930 im Besitz der berühmten Weinhandelsfamilie Kressmann. Die Vorfahren dieser Familie waren Preussen. Ebenfalls aus Deutschland stammt der Besitzer Otto Rettenmeier von Château Latour-Figeac. Fest in französischer Hand ist der Moueix-Besitz; der Pomerol Château Latour à Pomerol.


Eine süsse Variante gefällig? Der der Sauternes Gemeinde Bommes befindet sich Château La Tour Blanche.
Den dazu passenden Turm gibt es schon lange nicht mehr, dafür sind die Umrisse der Etikette in Form eines Turmes. Vom Preis her ist der Pauillac-Latour aber negativ konkurrenzlos. Der «richtige Latour» ist immer der teuerste!


P.S. Einen Konkurrenten in der eigenen Appellation ist Latour kürzlich losgeworden. Denn – der Zweitwein von Château Haut-Batailley hiess früher ist La Tour d’Aspic. Die neuen Besitzer (Familie Cazes, Lynch-Bages) haben ihn in «Verso» umgetauft. 

PAUILLAC-EROTIK PUR

Es war der Sieger des Abends. Nicht von der Perfektion her, sondern von der Wollust, welche von ihm ausging.


Externe Betrachter mögen sich fragen, ob man bei einem Wein überhaupt von Erotik sprechen, respektive dies so beschreiben darf.

Erotik muss nicht zwingend auf sexueller Basis agieren. Es kann auch eine sinnliche Anziehung von Menschen zu Gegenständen sein. Sei es Kunst, Literatur oder auch Wein. 


1982 Château Latour: Wir entkorkten ihn just beim Apero. War das vielleicht nicht ganz zu seinen Gunsten? Ich liess ihm im Glas Zeit und unterlegte meine Hand unten am Kelch damit er sich erwärmen konnte. Das war eine Sensation. Alleine seine «Nasenevolution» nach und nach mitzubekommen. Es war ein Aufstieg in den Pauillac-Olymp! So gesehen, was dies der «Gipfelwein» des Abends! Sattes Weinrot, schier schwarze Reflexe in der Mitte. Bulliges, ausladendes Bouquet. Er zeigt von der ersten Sekunde an seine dramatische Süsse, welche auf perfekt ausgereiftem Cabernet Sauvignon basiert. Süssholz, Sandelholz, Edelhölzer, Malz, reife Pflaumen, ergänzt durch würzige Kräuter, Ledernoten, Tabak und Trüffel. What else? Im Gaumen voll, rund, füllig, ja opulent. So reich, wie fast kein anderer Konkurrent im Médoc es war. Also irgendwie mehr Fett wie Fleisch. Und doch ist da auch genügend Fleisch da. Die Tannine sind präsent und mollig umrundet. Das Finale mit enormem Druck und auch wieder von der «ganz reichen Sorte». Das Einzige, was man ihm vielleicht vorwerfen könnte, ist, dass es kein typischer Latour ist. Aber dafür ein sehr megatypischer 1982er. Und unter diesen, der Allerbeste! Irgendwie gleicht er geschmacklich dem 1989er Haut-Brion. 20/20 trinken

STECKT DIE HEISSEN JAHRE WEG


Grosses Terroir kann mit Hitze gut umgehen. Dies beweist dieser sagenhafte 2003er …


2003 Château Latour: Sattes, dichtes Weinrot mit letzten, violetten Reflexen. Beim ersten Nasenkontakt mit einem grossen 2003er erwartet man eigentlich Eindrücke von diesem sehr heissen Jahrgang. So gesehen, beginnt dieser Latour genau gegenteilig. Das Bouquet wirkt frisch, floral, kräutrig, zeigt Fliedernoten, Cassis und – jetzt kommt es doch noch – reife Pflaumen und dunkel geröstete Kaffeebohnen. Er gibt sich erstaunlich zugänglich und kommunikativ. Fleischiger, dichter,

mächtiger Gaumen. Es sind noch viel Reserven vorhanden. Also muss man sich hier nicht beeilen. Andererseits ist es auch nicht ganz so dumm, schon mal die eine oder andere Flasche zu entkorken, um ihn in dieser exorbitanten Zwischenphase erlebt zu haben. Leider liegt sein Tarif bei mittlerweile knapp tausend Franken. 20/20 trinken

Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel, wie immer auf www.bxtotal.com

1937 Château La Tour-Blanche: Leuchtendes Goldgelb mit vielen orangen und kupfernen Reflexen. Das Bouquet ist zweigeteilt. Einerseits in Nougat, Bitterorange, gerösteter Sesam und Weissbrotnoten. Andererseits in minzige, kräutrige, also erfrischende Konturen. Der sehr elegante, zart leimige Nasenansatz lässt die feingefächerte Botrytis tanzen. Die Süsse ist abgeklärt und passt zu wunderbar zu diesem Jahrgang. Im Gaumen schmeichelnd füllig, superb balanciert und gebündelt mit einem cerealen Touch endend. Wie sagte der berühmte Önologie-Professor Denis Dubourdieu einst? «Les Sauternes mangent leur propre sucre en vieillisant». Auch hier hat man das Gefühl, dass sich die Süsse mit der Reife irgendwie relativiert hat. Kein ganz grosser Sauternes, aber einer von dem man auch ganz gerne ein zweites Glas geniesst, weil er nicht satt macht. Genial dazu; Lebkuchensoufflé, Ragout von Quitten und Punschrahmeis. 18/20 trinken   


DEZEMBER-BURGUNDER-SEXTETT

 
Burgunderweine werden bei uns zu Hause selten serviert. Meistens muss ich die entkorkte Flasche allein trinken, wenn es ein Roter ist. Weisse Burgunder mag meine Karin dann schon. Immerhin! Und bei einem einzigen roten Burgunder sah ich sie vor ein paar Jahren in Wien schwelgen. Da waren wir zu einem 1934er Romanée-Conti eingeladen. Nur leider habe ich davon keinen in meinem Keller. Eigentlich gar keinen DRC! Damals in Wien waren Rita und Lucien mit von der Partie. Und an diesem Samstag wieder. Als kleine Erinnerung an unser längst vergangenes Austria-Happening in der Coburg entkorkte ich ein paar weisse und rote Burgunder aus meinem Keller. Je Sorte drei Exemplare. Bei den roten beschränkte ich mich auf die Grand-Cru Chambertin-Varianten.

AUKTIONS-BURGUNDER

Eine Trouvaille! Eigentlich ist es gar keine Trouvaille, denn niemand wollte diesen Wein an der letzten Auktion der Weinbörse ersteigern.


Da alle Weine fotografiert werden, fiel mit dessen helle Farbe auf. So sagte ich am Mikrofon: «Schaut Euch diese frische Farbe an, der muss noch gut sein». Keine Reaktion.


Also ergänzte ich: «2002 ist ein grosses Jahr für weisse Burgunder!». Immer noch keine Reaktion. Dann versteigerte ich: «Zum Ersten! Zum Zweiten! Zum Dritten!». Der Chassagne «wanderte» in meinem Keller. Für umgerechnet 65 Franken, inklusive aller Zuschläge.

BURGUND 1934 WIEN & ESCHENBACH

Eingangs in diesem Artikel erwähnte ich, dass wir Vier in Wien zu einem Burgundergenuss vom Jahrgang 1934 kamen. Das wollte ich wiederholen. Wenn auch «etwas günstiger»!


Hatte ich schon erwähnt, dass mein Schatz keine roten Burgunder mag? Nach dem Motto «ohne Ausnahme keine Theorie» durfte ich feststellen, dass ihr der Chambertin 1934 mehr als nur sehr gut mundete.  

1934 Chambertin Hector Riviere: Für sein Alter ein recht gutes Füllniveau aufweisend. Mitteldunkles, leicht trübes Restrot mit ziegelfarbenen Reflexen. Das Bouquet duftet nach kaltem Kaffee, zeigt feine Jodspuren, Karton, Torfnuancen und dominikanischer Tabak. Im zweiten Ansatz, kalter Kamin, schwarzes Pfeffermehl und zarte, erstaunlich frisch wirkende Kräuternuancen. Er wirkt da süsslicher als gleich nach dem Entkorken. Sehr feinschichtig und immer noch ansprechend. Im Gaumen hellmalzig, zeigt im recht satten Extrakt rotes Pflaumenmus und endet gebündelt und harmonisch. Auf alle Fälle merkt man hier, dass es sich um einen grossen Burgunder-Jahrgang handelt. Und auch dieser «Côte-de-Nuits-Greis» ist noch sehr gut zu trinken. 19/20 austrinken


LIMETTENSUPPE & TRÜFFELBRIE


Und nicht nur das. Zum Knabberbeginn servierten wir Trüffelsalami und Sbrinz von der Alp Chienere vom Wisiberg.
Dann überraschte uns Karin mit der besten Limettensuppe meines Lebens. Zugegeben, es war auch die Erste. Besser geht da aber nicht!


Darauf folgte ihre legendäre Bolognaise, welche wir auf die dünnen 2.5 Millimeter Spaghettini drappieren durften.
Zum Finale kam der Trüffelbrie zum Zug, welchen ich ein paar Tage zuvor vom Engel Sachseln mitgeschleppt hatte.


COLLECTION DUCLOT 2004


Das ist in einer Kiste Duclot drin! Respektive beim Jahrgang 2004. Das Angebot ist fast immer das gleiche, wechselt aber manchmal trotzdem bei ein paar Flaschen. Der Pétrus ist immer mit drin. Warum? Weil das Bordeaux-Weinhandelshaus Duclot einem Moueix-Zweig gehört. Und diese sind Mitbesitzer von Pétrus.


Nehmen wir mal an, Sie möchten gerne eine Probe mit all diesen Weinen organisieren und wohnen in der Schweiz. Auf weinsearcher.com kann man im Netz nach all diesen Weinen suchen. Wer sich das Pro-Abonnement dort leistet, kriegt noch mehr Angebote zusammen.


Der günstigste Weinhändler für den Haut-Brion 2004 ist Ersan. Dort kostet diese Flasche 475 Franken. Doch leider müsste man da gleich 6 Flaschen als Mindestbestellung kaufen. Für fünf Franken mehr bekommt man bei der Vinotheque de la Charriere dann doch eine Einzelflasche.


242 Franken kostet der Mission-Haut-Brion beim einzigen Anbieter AMP Trade.


Beim Latour 2004 sind die Magnums billiger wie die Normalflaschen. Viele Anbieter haben Trade-Offerten im Netz. Will heissen; diese haben den Wein nicht an Lager und wenn man sich dafür interessiert, beginnt die meist erfolglose Suche. Eine reele Chance hat man da bei My private Cellar für 709 Franken.


Der d’Yquem ist mit 285 der billigste Premier im Netz. Man findet ihn bei Grand Cru.


Antea hat zwei Flaschen Pétrus an Lager. Sein stolzer Preis: CHF 3060, pro Flasche!


Cave BB bietet den Lafite-Rothschild zu 710 Franken an. Leider müsste man hier gleich eine Sechserkiste ordern. Das nächste Angebot für eine Einzelflasche liegt bei 730 Franken.


Beim Margaux landet man wieder bei Bäggli. Und zwar bei günstigen 466 Franken. Diesmal geht eine Einzelflasche.


Beim Mouton-Rothschild wird man bei Winkler Wines Retail für 440 Franken fündig.


Macht zusammen rund 6900 Franken. Plus Verpackungen und Porto. Also mindestens 7000 Franken.


So viel haben wir auch bezahlt. Vor mehr als einem Jahr. Bei einem Weinhändler in England. Damals betrug der Umrechnungskurs für das englische Pfund 1.25. Heute liegt der Kurs bei 1.15. Würden wir diese Kiste jetzt kaufen, müssten wir mehr als 500 Franken weniger bezahlen. Also wären wir definitiv günstiger gefahren.


Das Problem ist nur, dass es in England keine solche Sammlerkiste mehr gibt. Und auch weltweit nur noch eine einzige Duclot-Collection vom Jahrgang 2004. Und zwar in Kopenhagen.


Und diese wäre jetzt wiederum teurer als alle einzelnen Alternativ-Angebote. Denn ohne Transport und Import würde da der Tarif bei rund 8‘000 helvetischen Talern liegen.


Vor einem Jahr kam Freund Urs auf die Idee, man konnte doch vor Weihnachten ein paar schöne Bordeaux vom Jahrgang 2003 zusammen geniessen. Jeder brachte eine Flasche mit und es ergab sich daraus ein gelungener Abend im Restaurant Brandenberg.

Als ich diese Duclot-Kiste im Netz sah, fand ich, dass dies doch eine sehr gute Gelegenheit wäre für eine Neuauflage mit dem gleichen Weinfreunde-Zirkel mit einem neuen, anderen Jahrgang in geselliger Runde. Ich informierte die Freunde und bemerkte so nebenbei, dass in diesem Falle für jeden ein Tausender fällig würde für diese vorweihnächtliche Weinpartie.


Die Idee fand spontan Anklang und so orderte ich diese Duclot-Collection beim Wine-Merchant Albany in London und liess diese noble, schwarze Holzkiste importieren


Am 15. Dezember entkorkten wir alle Flaschen dieser Kiste und machten es uns im Keller vom Restaurant Engel in Sachseln gemütlich.

GLEICH GUT, ABER NICHT GLEICH UND NICHT GLEICH TEUER


2004 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan: Mattes Purpur, dezent aufhellend, minimer Reiferand. Aromatischer Nasenbeginn, dunkle Pflaumen, Lakritze, Leder und Tabak, wunderschön ausladend. Wirkt an sich schon recht zugänglich. In den letzten Jahren hat er seine früher recht sandigen Gerbstoffe schleifen können und durch seine restliche Adstringenz zeigt er zwar eine erste Reife, aber auch eine weitere Lagerfähigkeit an. Gibt sich als regelrechter Klassiker und gehört zu den grossen Mission-Jahrgängen. Mindestens zwei Stunden Dekantieren. Super Value! 19/20 beginnen 

2004 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan: Reifendes Purpur, gegen den Rand aufhellend, mit minimem Reifeschimmer. Royales, vielschichtiges Bouquet, viel Zedernduft, Pfeffermehl, Edelhölzer (Palisander und Teak), zarte Jod Noten und bereits viel Terroir Nuancen vermittelnd. Sehr eleganter Nasenansatz! Auch im Gaumen zeigt er seine Premier-Klasse. Dies in Form von hoch feinen Tanninen und elegantem Fluss. Er ist mit einer wunderschönen, schon erhaben anmutenden Balance ausgestattet. Alles stimmt und passt sowohl zum Haut-Brion wie auch zum Jahrgang 2004. Da gehört er mit an die Spitze. Er scheint mir momentan etwas mehr «ready» zu sein wie der Mission. 19/20 trinken

LAFITE IST CABERNET-SIEGER

Es gibt so ein ungeschriebenes Gesetz, dass ein hoher Cabernet-Anteil in Pauillac auch gleich ein Hinweis für grosses Terroir ist und somit auch für grosse Weine.


Beim Jahrgang 2004 wäre – würde diese Theorie hieb uns stichfest sein – der Mouton mit einem Cabernet-Anteil von 60% im Blend der Verlierer. Die beiden anderen Premier-Crus liegen fast gleichauf. Der Latour weist 89% Cabernet Sauvignon im Blend auf.


Lafite ist in diesem heimlichen Wettrennen der Sieger. Seine Assemblage besteht aus; 90.5%

Cabernet Sauvignon, 9% Merlot und 0.5% Petit Verdot. Der Cabernet Franc wurde zur Gänze deklassiert. Beim Nachbarn Mouton sind ganze 13% von dieser Rebsorte im «Grand Vin». Also bräuchte es für diese Erklärung wieder eine neue Theorie …


Welcher der Beste war. www.bxtotal.com weiss es.

Der Sommelier Leroy Lopez war unser Mann im Keller vom Engel in Sachseln. Er servierte aber auch gleichzeitig im Restaurant guten Wein. Eine Doppelmagnum Château Faugères, zum Beispiel … 

SAINT-JULIEN-KONTRASTMITTEL

Einen Kontrast bezeichnet man als «starken Gegensatz». Ein Mittel kann auch eine Flüssigkeit sein. Aus Spass und als Ergänzung zu den aufgeteilten Degustationsrationen nahm ich für die Hauptspeise noch eine Magnum von einem «Deuxième» mit. Verglichen mit allen Weinen der Premier-Liga war das dann doch ein Kontrast. Und alle anderen Hauptweine zeigten sich wesentlich feiner als dieser Léoville-Poyferré. Die gute Nachricht; man findet diesen Wein in der Schweiz im Moment noch unter 100 Franken. Die schlechte Information; davon gibt es weniger als fünf Flaschen, aufgeteilt auf zwei Weinhändler.

2004 Château Léoville-Poyferré, Saint Julien: Extrem dichtes, blutrotes Purpur. Brachiales Bouquet mit fast vulgären, fleischigen Cabernet-Reflexen. Selten habe ich bei einem an sich noch (zu) jungen Wein in den ersten Sekunden so viel Terroir mitbekommen. Rauch, Lakritze, Teer, schwarze Johannisbeeren, Kräuter mit integrierten Eucalyptus Spuren. Im Gaumen konzentriert, fleischig, robust und noch ungeschliffen wirkend. Dafür hat dieser grossartige Poyferré viel Charakter. Er endet tendenziell körnig und es schmeckt im tintigen Finish nach schwarzem Kirschenkompott. Alles läuft unter dem Motto: «Lieber massiv wie passiv»! 19/20 trinken

SIR PETER USTINOV UND WEIN


Als der Bordeaux 2004 geboren wurde, verstarb im gleichen Jahr der berühmte Schauspieler Sir Peter Ustinov.


Er lebte am Schluss am Genfersee und wurde dort auch im Winzerdorf Bursins begraben.


Er hatte eine spezielle Art von Humor. Einer seiner besten Sprüche: «Ich stelle mir die Hölle so vor; italienische Pünktlichkeit, deutscher Humor und englischer Wein.».


Nach seinem Tod hinterliess er noch einige Flaschen Wein. Über André Kunz kam ich einst zum Genuss von einem perfekt gelagerten 1964er Château Pape-Clément. Also war Sir Peter nicht ganz so ehrlich als er für einen sehr billigen Chenin Blanc vom amerikanischen Massenproduzenten Ernest und Julio Gallo Werbung machte …

2004 Château Pétrus, Pomerol: Sattes Purpur mit letzten rubinen Reflexen, aussen deutet ein minimer, ziegelroter Schimmer, zumindest farblich, eine erste Reife an. Spezielles Bouquet. Nasal verhält er sich ganz anders, wie der würzige Cheval vom gleichen Jahrgang, der grad nebendran stand. Buttriges Caramel, Chartreuse Likör, Napolitaine Gebäck, Nougat, helle Nusspralinen, Thymian, Engelwurz, Ingwer-Bonbons und Spuren von Kampfer. Gibt sich ziemlich füllig und zeigt berauschende Aromen Konturen. Im Gaumen vermischt sich eine wunderbare, cremige Süsse mit ebenso milchigen, schokoladigen Eindrücken. Die Tannine stützen gut, sind aber zart und verhelfen diesem, jetzt grossartig zu trinkenden Pétrus, zu Finessen. Das Finale mutet schon fast erotisch an. Endlich wieder mal ein Pétrus, welcher nicht einfach nur rar und teuer ist, sondern auch ein

«gewisses Etwas» anzeigt. Während dem eine Flasche vor einem Jahr komplett verschlossen war, zeigt diese Bouteille eine klare Ausrichtung für seine kommende Genusszeit. Leider zeigt er auch an, dass 2004 kein wirklich grosses Merlot-Jahr war. 18/20 trinken


P.S. Der Schweizer Weinhändler Anteas bietet da noch eine Flasche zu 3'060 Franken an. Jeder der Freunde hat sich an unserer Duclot-Kiste beteiligt. Alleine der Wert von diesem Pétrus hat (aufgeteilt auf unsere sieben Teilnehmer) 437 Franken und 14 Rappen gekostet. Der Pétrus ist halt schon eine verdammt harte Weinwährung geworden!

Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel zu den Bordeaux 2004 Premiers: www.bxtotal.com


2012 COLLECTION DUCLOT & CO.


Der Bordeauxhändler Duclot bekommt von allen wichtigen Weingütern jährlich schöne Allokationen. Von den wichtigsten Bordeauxweingütern lanciert er jedes Jahr eine Collection mit je einer Flasche drin. Weil bei Duclot die Familie von Jean Moueix Mitbesitzer ist, findet man da auch den begehrten Château Pétrus in der nobel lackierten, schwarzen Kiste.


Das macht diese Collection zur begehrten Sammler-Box. Was da nicht drin ist?


Der Château d’Yquem! Der wurde nämlich bei diesem Jahr gar nicht produziert. Der Château Latour 2012 fehlt auch. Der hat sich nämlich dummerweise grad damals vom Primeur Markt verabschiedet. Und so fehlt er denn auch bei den Folgecollectionen. Dafür gibt es Trost mit anderen Crus. Und die variieren von Jahr zu Jahr. Manchmal sind es 9 Flaschen. Beim Jahrgang 2012 sind es lediglich sieben Bouteillen. Nämlich; Mouton, Cheval, Pétrus, Haut-Brion, Lafite, Margaux und La Mission.


Als mir so eine Kiste vor ein paar Jahren angeboten wurde, dachte ich mir «warum nicht?». Das gäbe doch mal eine tolle Weinprobe für eine aktuelle Bestandesaufnahme vom möglicherweise unterschätzten Jahrgang 2012. Weil meiner Ansicht nach ein paar ganz wichtige Weine in dieser Duclot-Kiste fehlten, nahm ich bei der Ausschreibung noch die Weingüter Montrose, Léoville-Las-Cases, Pape-Clément und Ausone mit auf die Liste. Und integrierte auch den damals noch fehlenden Château Latour 2012. Der kam vor ein paar Jahren auf den Markt.


Weil ich gerne mit einem roten Faden bei Veranstaltungen unterwegs bin, liess ich zum Apero den Korken vom Champagne Bollinger Grande Anneé vom gleichen Jahrgang knallen. Zwei 2012er Weine aus der Wachau (Knoll und Hirtzberger) waren mit dabei. Leider wurde im Jahr 2012 die ganze Ernte von Château d’Yquem deklassiert. Da kam mir der 2012 die Rosenmuskateller Trockenbeeren-auslese von Kracher gerade richtig.

MAGNUM SINGERRIEDEL VON HITZBERGER


Von wem den sonst? Es gibt nur einen Winzer, der Singerriedel auf sein Etikett schreiben darf. Dafür macht er dann auch gleich den besten ...


2012 Riesling Singerriedel Smaragd, Franz Hirtzberger: Magnum. Noch sehr jung wirkend, mehr grünlich wie Gelb. Gigantisches Bouquet, salzige Mineralik, Stachelbeeren, Weinbergpfirsich, weisser Pfeffer, Eisenkraut und minzige Spuren. Unglaublich intensiv in seinem Ansatz. Im Gaumen mit noch fast quirliger Säure unterwegs. Er hat Rasse und Pep und das verlängert sein Finale in dem sich alle Aromen nochmals überschlagen. Riesling-Weltklasse. Wow! 19/20 trinken

ER HAT KEIN PROBLEM MIT DEM HAUT-BRION




2012 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan: Purpur mit blutroten Reflexen, minim aufhellend aussen. Sehr würziges Bouquet, Nelkenpulver, Szechuan-Pfeffer, Rauch und Brazil-Cigarren. Die Beerennuancen liegen fast im schwarzen Bereich. Im Gaumen zeigt er Charakter und Kraft, ja schier eine gewisse Arroganz, fleischig aber auch mit Knochen versehen, also eine Art «Koteletten-Pessac». Der Fluss ist noch recht sandig und so muss man da noch zuwarten, weil die Genussreife sich wohl erst etwa in 10 Jahren erstmals einstellt. War der Publikumssieger in der Serie. 19/20 beginnen

VORGLÜHEN IN DER UNTERLAUELEN

Hatte ich schon irgendwo erwähnt, dass es mir manchmal vergönnt ist, gewisse grosse Weine mehrmals im Jahr zu trinken? 


Elf Tage vor unserem Premier-Grand-Cru-Event war ein anderer Weinfreund so lieb und brachte diesen geduldigen Latour mit. Auf dem Bild geniesse ich diesen tollen Pauillac mit der Wirtin Marlene Keiser. (Bild).

Es war der erste Jahrgang von Château Latour, welcher nicht mehr im Primeur-Markt lanciert wurde. Er kann in der Folge erst vor drei Jahren auf den Markt. Er kostete zu dieser Zeit 440 Franken. Heute ist er etwa 12% teurer.
 
Meiner Ansicht wäre dies aber immer noch eine guter Premier-Kauf. Vor allem für Ungeduldige. Denn diesen Latour kann man einerseits schon bald und andererseits dann noch sehr lange geniessen.
 
2012 Château Latour, Pauillac: Sehr dunkles, sattes Purpur, innen mit violetten Reflexen. Nobles, erhabenes Bouquet, viel Zedernduft und auch mit weiteren Edelhölzern nicht geizend. Erste minime Tabaknoten und dunkle Pflaumen in der besten Form. Im zweiten Ansatz geht er noch mehr in die Tiefe und zeigt sein Terroir-Fundament. Vielleicht besser als ganz grosse Latour-Jahrgänge, weil durch seine «mittlere Konzentration» mehr Aromen durchkommen. Im Gaumen geht er im satten Extrakt Richtung Holunder und Brombeeren. Das Finale zeigt mehr Aromatik als seine 2012er Konkurrenten. Wie sagt man so schön: In nicht ganz so grossen Jahren ist es eine Frage des Terroirs. Hier ist der Beweis für diese Theorie. Gehört sicher zu den besten Crus des linken Ufers! Wenn man ihn recht lange dekantiert, könnte man es so langsam erstmals wagen! 19/20 warten

MEIN TAGESSIEGER


Es kamen in der Runde sehr viele der präsentierten Weine sehr gut an.

Der Ausone 2012 hatte für mich seine Tagesbestform.

Wäre noch um 550 Franken im Handel erhältlich.

Leider nicht gerade billig – aber seinen Preis wert! 

2012 Château Ausone, Saint-Emilion: Sehr dunkles, ausgeglichenes Granat, nur minimer Rand aussen. Intensives, pflaumiges Bouquet, unterlegt mit Milchschokonoten, schön ausladend. Im zweiten Ansatz; Pralinen, Sandelholz und mitteldunkle Röstnoten. In seiner homogenen Süsse zeigt er erste, kräutrige Noten und Nicaragua-Tabaknuancen. Nasal einfach wunder-, wunderschön. Charmanter Gaumenbeginn, Kandisnoten im weichen Extrakt, auch die Tannine scheinen sich schon gerundet zu haben. Erst im Nachklang merkt man seine weiteren Reserven. Wobei er heute ganz einfach gefallen will. Er reflektiert einen grossen Jahrgang, zeigt aber auch, dass er ein 2012er ist. Aber ein ziemlich grosser! 19/20 beginnen

DER PREIS IST HEISS!


Zwei Flaschen Pétrus 2012 haben wir an diesem Event geöffnet. Beim billigsten Schweizer Anbieter würden die beiden rund 7000 Franken kosten.


Diese Menge wurde auf 26 Personen aufgeteilt. Macht 270 Franken für das halbe Dezi während der Degustation!!! 


Wie der Wein schmeckte ...


Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com

KRACHER STATT YQUEM


Es gibt keinen Château d’Yquem im Jahr 2012. Ein mutiger und auch richtiger Entscheid. Als würdigen Ersatz servierten wir eine TBA Rosenmuskateller vom Weingut Kracher aus Illmitz (Burgendland).

2012 Rosenmuskateller Trockenbeerenauslese, Kracher: 375 ml-Flasche. Die Farbe ist Rosé mit Zwiebelschalenton, aufhellend am Rand. Angenehm süsses, ausladendes Bouquet, ein Hauch Quitte, Nougat, helle Rosenblätter, kalter Earl-Grey-Tee und Hagebuttengelée. Im Gaumen schier cremig, weiche Säure, mollige Konturen, gebündeltes, zartbitteres Finale mit Granatapfelkerne und einer Nuance roter Zichorie. Die Süsse gleicht aber alles wunderschön aus. 18/20 trinken 


LUCULLUS & BACCHUS IN ENGELBERG

 
In diesem Artikel geht es um zwei ganz besondere Geniesser, welche vor mehr als 2000 Jahren den Grundstein für Essens- und Weingelüste das Fundament lieferten. Und auch um eine mögliche Gruppen-reinkarnation dieser beiden historischen Gerbstoff- und Kalorienidole, welche sich am Mittwoch, 7. Dezember in Engelberg, 1000 Meter über Meer versammelte …


Doch blättern wir zuerst das Geschichtsrad um die Zeit kurz vor und nach der Geburt Christi zurück ...


LUCULLUS. Bekannt wurde er vor allem wegen seiner üppigen Gastmähler. Noch heute spricht man von «lukullischen Genüssen». Lucullus Karriere begann als Militärtribun während des Bundesgenossenkrieges. Als Quästor unterstützte er 88 vor Christus Sullas Marsch auf Rom. In der Folge führte er viele, erfolgreiche Kriege unter römischer Herrschaft. Von den grossen Reichtümern, die er während des gesamten Feldzuges erbeutet hatte, errichtete er sich mehrere prachtvolle Villen in der Umgebung Roms und einen Palast auf dem Palatin. Auch die Süssspeise «Lukullus» (kalter Hund) ist nach ihm benannt. Es handelt sich dabei um einen schokoladigen Mosaikkuchen. Lucullus war jedoch kein geistloser Prasser, sondern ein  philosophisch gebildeter Gourmet, der es liebte zu repräsentieren und seine fundierte Genuss-philosophie gerne mit anderen teilte.


BACCHUS. Sein Name wurde von Bakchos abgeleitet. Mit diesem Wort leiten sich die Begriffe «Rufer» und «Geschrei» ab. Es ist der römische Gott für Fruchtbarkeit, der Ekstase, des Weins und des Weinanbaus. Nicht selten finden sich Abbildungen vom betrunkenen Weingott. So hat zum Beispiel auch der berühmte Bildhauer Michelangelo eine solche Statue geschaffen. Legendär ist auch eine Bronzestatue, welche 79 Jahre nach Christus beim Ausbruch des Vulkans Vesuv in Pompeji verschüttet wurde. Es gab damals auch die «Bachanten», welche als Kultbegleiter des Bachus fungierten. Hier wird darauf hingewiesen, dass dabei eher ekstatische Formen des Kultes gemeint waren. Abgeleitet davon ist zu vermuten, dass mit Ekstase auch ein Zustand des Rausches durch erhöhten Weingenuss so deklariert wurde.


DECADANCE-DAY. Dazu gibt es im Netz keine einzigen, namensspezifischen Treffer. Alle Hinweise zeigen eigentlich auf, dass Decadance falsch geschrieben ist und man dieses Wort so schreiben müsste: Decadence. Dabei ist dieses verenglischte Wort Decadance schon der Ideenträger dieses uniken Begriffes. Der erste Teil dieser Wortzusammensetzung zeigt auf, dass man durch die summierte Addition von lukullischen und bachanalischen Genüssen möglicherweise in einen partiell dekadenten Bereich abdriftet. Und das Mann, angesichts dieser ausufernden Genusssumme, vor Freude tanzt. 

Der grosse PDF-Decadance-Bericht von René Gabriel zu all diesen Flaschen. UInd auch den zwei Bouteillen welche nicht auf dem Bild sind (2009 Lynch-Bages und 2009 Latour) findet man wie üblich auf www.bxtotal.com


MÄNNER-MARGAUX-MONTAG

 
Ein Titel soll möglichst viel aussagen, damit man weiss, worum es da geht. Und wenn Männer an einem Montag Château Margaux geniessen, so drängt sich eine solche Wortfolge richtiggehend auf.


MMM könnte aber vieles anderes bedeuten, wenn es dabei nicht um Wein ginge. Etwa die drei Schweizer «M»: Migros Multi Markt. Eine Produktionssoftware mit der Bezeichnung Magix Music Maker. Eine Trainingsmethode beim Tanz heisst: Margaret Morris Methode. Eine Autoimmunerkrankung bei Hunden wird mit Masticatory Muscle Myositis. In der humanoiden Robotik wird die Master Motor Map als konzeptuelles Framework zur Visualisierung von menschlichen Bewegungen verwendet. Der Egmont Ehapa Verlag lanciert das Micky Maus-Magazin. In Elm gibt es das Museum Mechanischer Musikinstrumente. Die Medizinischen Missionarinnen Marias sind eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft. Etwas weniger Fromm geht es am Million Marihuana March zu, da wird nämlich jährlich für die Legalisierung von Cannabis protestiert. Zum Glück ist der Genuss von Bordeaux Weinen schon seit Jahrhunderten legal. Also stand unserem Männer-Margaux-Montag nichts im Wege …


Es ist also ein Montag, der 5. Dezember 2022. Ein paar recht illustre Gäste und Freunde sind der Einladung vom Gastgeber an eine noble Zürcher Adresse gefolgt.


Die Störköchin Gabriela Schilloties wurde engagiert. Die tanzte mit lukullischen Ingredienzen an und hantierte mit den Kochtöpfen.


Der weinige René Gabriel bereitete in seinem Keller in Eschenbach alle Weine vor. Will heissen; Entkapseln, Entkorken, sorgfältig in eine Karaffe Dekantieren. Das Depot separat in einem hohen Glas absetzen lassen. Die Flaschen auswaschen. Den Wein wieder langsam in die Originalflasche zurückdekantieren. Und dann den oberen Teil vom sedimentierten Depot wieder in die Bouteille zurückgeben. Plastikverschluss obendrauf und stehend in Kartons transportieren. Dickwandige Kartons sind ein Geheimtipp, dass die Ausschanktemperatur über Stunden perfekt kellerkühl bleibt.

EIN DRITTEL SELEKTIONIERT
ZWEI DRITTEL DEKLASSIERT

Was wenige wissen; bereits seit Ende des 17. Jahrhunderts wurde auf Château Margaux Weisswein produziert.
Er entstand aus dem visionären Geist des damaligen Kellermeisters Berlon, der einer der ersten war, der bei der Weinbereitung die roten und weissen Trauben trennte. Bis 1919 wurde er als «Château Margaux vin de sauvignon» bezeichnet.
Ab dem Jahr 1920 hiess er und heisst bis heute: Pavillon Blanc von Château Margaux. Mit nur leicht modifizierter Veränderung an den Flaschenkapseln. Das Etikett blieb stets das gleiche.

Dieser 100%ige Sauvignon Blanc stammt von einer der ältesten Parzellen des Weinguts. Die Auswahl und Selektion sind rigoros. In der Regel wir nur ein Drittel der Erntemenge in Flaschen gefüllt. Zwei Drittel verlassen das Weingut als deklassierten Vrac-Wein.
Früher war der «weisse Margaux» oft recht gelb und tendierte zur Schwermütigkeit.


Heute ist der Pavillon Blanc du Château Margaux ein präziser, geradliniger und mitunter auch mineralischer Weisswein.
Was sich in letzter Zeit auch geändert hat; der Preis ist um Dreifache angestiegen und liegt heute bei über 300 Franken pro Flacon …


2017 Pavillon Blanc du Château Margaux: Leuchtendes, helles Gelb mit grünlichen Reflexen. Herrliches, Bouquet, pflanzliche Konturen, Melissen, Minze, weisser Pfirsich und fein stützendes Vanillin vom Untergrund her. Saftig fülliger Gaumen, perfekt eingebundene, fein stützende Säure, schier cremiger aber nicht opulenter Fluss, gebündeltes Finale. Ein besonderer Wein, der aufzeigt, dass er zur Sauvignon-Blanc Sonderklasse gehören will. Allerdings hat er da – besonders in der Steiermark – viel qualitative Konkurrenz. Ausser beim Preis. Da ist dieser Pavillon Blanc leider einer der Negativ-Sieger. 18/20 trinken 

2000 Château Margaux, Margaux: Immer noch voll sattes Purpur, dicht in der Mitte. Das weit ausladende Bouquet beginnt mit Röstnoten, dunkler Brotkruste, Kaffeebohnen. Dann zeigt sich eine sehr reife, schier überreife Frucht mit viel roten Beeren und kompottigen Kirschen. Im zweiten Ansatz dominikanischer Tabak und faszinierende frische Kräuternoten. Im Gaumen mit enorm viel Stoff und Konzentration bestückt. Die Tannine sind mittelfein und versprechen weiteres Lagerpotential. Hoch aromatisches Finale. Ich denke, er ist jetzt erstmals reif und bereitet vor allem jenen Geniessern viel Freude, welche noch eine Ration Frucht bevorzugen. Seine Entwicklung sehe ich in Richtung «geduldiger Klassik». 19/20 trinken

MOUTON IST DER TEUERSTE


Normalerweise erzielt der Mouton-Rothschild gute Preise im Markt, weil er mehr gesammelt wie getrunken wird. Beim Jahrgang 2000 ist er aktuell der teuerste Premier-Grand-Cru. Dies, obwohl auf seiner Flasche kein Etikett klebt, sondern ein goldener Prägedruck die schwere Bouteille Flasche ziert.

2000 Château Mouton-Rothschild, CHF 2350
2000 Château Lafite-Rothschild, CHF 1350
2000 Château Margaux, CHF 1000
2000 Château Latour, CHF 1000
2000 Château Haut-Brion, CHF 950

WEINFREAK THOMAS JEFFERSON


Thomas Jefferson war einer der Gründerväter der Vereinigten Staaten, von 1801 bis 1809 der dritte amerikanische Präsident.


Er bereiste das Bordelais mehrere Male und war ein bekennender Weinliebhaber. Zum Château-Margaux-Jahrgang 1784 schrieb er: «Es kann keine bessere Flasche Bordeaux geben!».

KOMMT DA NOCH WAS? IRGENDWANN?


1986 Château Margaux, Margaux: Gereiftes, leicht mattes Bordeauxrot mit ziegelroten Reflexen am Rand. Das Bouquet zeigt keine Frucht mehr und so punktet er mit erdigen bis trüffelhaften Konturen im Nasenbild. Im zweiten Ansatz Kräuter ohne Ende und süsse Backpflaumen und füllig stützende Malznuancen. Er legt zaghaft zu an der Luft. Im Gaumen für ein paar Sekunden mit etwas Charme auf der Zunge unterwegs, dann packen die immer noch intensiven Gerbstoffe zu und zeigen seine noch partiell unentwickelte Evolution. Ein mürber, bourgeoiser Margaux ohne die nötigen Finessen eines Premiers. Das haben aber andere Premiers in diesem Jahrgang auch nicht. Die Frage ist, ob er seine Tannine noch schleifen kann oder ob er dereinst austrocknet. Das Potential ist/wäre immer noch riesig. 18/20 trinken


Bild unten: Unser Traiteur am Margaux-Event in Zürich. Die grosse PDF-Story von René Gabriel:  www.bxtotal.com 


JETZT SCHLÄGTS NEUNZEHN!

Manchmal verlangen grosse, spezielle Weinjahrgänge nach grossen, speziellen Weinen! Ungefähr so ist der einmalige, jetzt lancierte Diciannove (19!) von der Cantino Kopp van der Crone Visini entstanden.


Ein Regionen übergreifender Blend aus 92% Merlot (Castel San Pietro und Sementina), 5% Arinarnoa und 3% Cabernet Sauvignon. Den gibt es nur in Magnum. Und nur im Doppelpack mit dem lagerfähigen Irto. Letzterer ebenfalls in der Magnum und ebenfalls vom Jahrgang 2019.


225 Franken kostet dieses heterogene Magnum-Duo. Bezug direkt ab Weingut: www.cantinabarbengo.ch
   

2019 Irto, Kopp van der Crone Visini, Barbengo: Magnum: Cabernet Sauvignon, Petit Verdot, Merlot, Cabernet Franc. Leuchtendes Rubin-Purpur, feiner Rand aussen. Intensives, delikat süsses Bouquet, Goji-Beeren, rote Johannisbeeren, Waldhimbeeren und Cassisspuren. Ist nasal mit einer komplexen Süsse ausgestattet. Burgundischer Gaumen, gut stützende Säure und noch verlangende Adstringenz.

Ein grosser Irto mit recht viel Potential. Wer es etwas kräftiger mag, kann ihn schon mal entkorken. Die schönste Genussreife dürfte er etwa in fünf Jahren erlangen. 18/20 trinken

2019 Diciannove, Kopp van der Crone Visini, Barbengo: Magnum: Merlot, Arirnarnoa, Cabernet Sauvignon. Dunkles Granat mit lila Schimmer am Rand. Dunkles Fruchtaroma, Cassis und Brombeeren, dahinter Black Currant Pastillen, Lakritze, schwarze Pfefferkörner und zarte Rauchnoten welches die Tiefe und die alten Reben anzeigen. Im zweiten Ansatz; noble Ausstrahlung mit Nuancen von dunklen Edelhölzern. Samtiger Gaumen, wunderschöne, ausgeglichene Adstringenz zeigend, die zugunsten einer bereits jetzt vorhandenen Harmonie, hoch aromatisches Finale. Ein grosser Ticino-Premier-Blend mit einnehmendem Charme. Irgendwie reflektiert diese phänomenale Spezial-Selektion Grundaromen alten Balino-Zeiten. Der Name Dieciannove bezieht sich auf das Produktionsjahr. Somit ist diese rare Magnum ein echter Solitär! Erster Genuss in drei Jahren. 19/20 trinken


WELTKLASSEWEINE IN DER STEIERMARK



Normalerweise wähle ich als Titelfoto die Parade der getrunkenen Flaschen. Diesmal hätte es den sonst vorgegebenen Rahmen gesprengt. Nicht wegen der Anzahl der getrunkenen Flaschen, sondern auch von den Formaten der entkorkten Exemplare. Denn – zwischen ganz normalen Flaschen bis zur fünfzehnlitrigen Nebuchadnezzar-Edition fanden sich sehr viele Magnums und auch zwei Doppelmagnums zum vinösen, zweitägigen Weltklasseweine-Stelldichein. 

EIN DUO AUS CHILE & TESSIN


Es muss nicht immer genau zusammenpassen. Manchmal bringt ein bisschen Kontrast Stimmung in die Bude. So ganz verschieden sind der Castello Luigi und der Almaviva dann eigentlich doch nicht. Denn beide gehören zu den kräftigeren Weinen in deren Region.


Und beide waren wunderschön gereift.


Also auf voller Spass- und Genusstendenz …

2007 Castello Luigi, Tessin: Immer noch sehr dunkles Purpur, minimster Reiferand aussen. Erdig-trüffeliges Bouquet, Brotkruste, Backpflaumen. Amarena Kirschen, defensiv süss und erstaunlich tiefgründig. Fülliger, feinfleischiger Gaumen mit gut stützender Säure, zeigt Kraft und somit auch eine sehr gute Länge, im Nachhall eine partielle Trockenheit auf der Zunge. Geöhrt immer noch zu den Besten CH-Rotweinen dieser Zeit und hat somit immer noch eine Reflektion einer maximalen, helvetischen Grösse. Vielleicht hatte er seinen noch besseren Genusspunkt vor wenigen Jahren und verdiente damals die Maximalwertung. Jetzt fehlt ihm nur ein Quäntchen. 19/20 trinken


2007 Almaviva, Chile: Doppelmagnum. Traumhaftes Cassis- und Holundernote, viel Black Currant. Für sein Alter zeigt er immer noch sehr viel Primärfrucht. Das könnte aber allenfalls auch an der Doppelmagnum liegen. Dann Kräuternuancen in Form von frisch gebrochenen Rosmarinzweigen, Katzenminze und Eucalyptus (also typisch Chile!). Im Gaumen geht er oberaromatisch weiter, zeigt eine zart kernige Säure und immer noch unglaublich viel Substanz. Für mich ist das einer der besten reifen Almavivas mit maximalem Potential. I’m loving it – ohne Kompromisse. 20/20 trinken

BLINDFLUG: AGLIANICO & SYRAH


Hatte ich an anderer Stelle schon mal erwähnt, dass ich Blindproben hasse? Es geht dann meist ums Erraten. Der Wein selbst kommt in der verdeckten Analyse meist viel zu kurz.


Kommt noch dazu, dass man oft ohne Vorgaben an das Unterfangen eintaucht. Man weiss gar nicht, was man beschreiben oder bewerten soll. Und trotzdem habe ich diese Weine blind servieren lassen! Warum? Weil ich fand, dass diese mit Blick auf das Etikett wohl unterschätzt würden.

2005 Vigna Marziacanale Vinosia, Kampanien, Italien: Sattes Purpur, rubine Reflexe. Kompottiges Bouquet, Vierfruchtmarmelade, Preiselbeeren Gelée, ausladend, intensiver Duft mit einer dezenten bis fast berauschenden Süsse. Gebündelter Gaumen, cremig, eingebundene Säure, rotes Pflaumenmus, minim kernig im Extrakt, sanft zimtiges Finale. Ein beeindruckender Wein, der aber auch irgendwie satt macht. Also eher für Blindverkostungen. Meiner Frau Karin gefiel er in der Blindprobe besser wie der Reva, weil dieser Marciacanale «Ecken und Kanten» hatte. 19/20 trinken


2002 Syrah Lorraine, Alban Vineyard, Eden Valley, Kalifornien: Immer noch sehr dunkel, satte Mitte. Intensives, ziemlich süss anmutendes Bouquet, getrocknete Aprikosen, Marillen Marmelade, feine Kräuternoten, Caramel. In all diesen heissen Eindrücken zeigt sich auch eine blättrige Grünwürze, welches das Bouquet abrundet. Im Gaumen die Plenitude schlechthin, gut stützende Säure, hoch intensives Finale. Erinnert mich stark an einen La Mouline aus einem mittleren Jahrgang. Nur noch besser. Definitiv etwas für «Weindrogenhändler». 20/20 trinken

WAS IST RARER WIE EINE MAGNUM?


Die Antwort ist ganz einfach; zwei Doppelmagnums.


Den 1985 Château Palmer und den 1986 Château Lafite-Rothschild öffnete ich am grossen Raritätenwochenende im Hotel Retter in der Steiermark.


Welcher war besser?


Das kann man im grossen PDF-Bericht von René Gabriel auf www.bxtotal.com lesen.

ZWÖLF LITER RARER TISCHWEIN


Diese Gigaflasche lag schon lange in meinem Keller und wartete auf eine gute Gelegenheit. Nach einem Besuch auf Laibach, wo auch der Macher dieses Weines, der deutsche Önologe Stephan Dorst zugegen war, gefiel mir dieser Wein so gut, dass ich nach grösseren Behältnissen suchte. Ich fand eine Imperiale und eine 12-Liter in Belgien …
 
2005 Cabernet Sauvignon, The Widows Block, Laibach, Südafrika: 12Liter Flasche. Immer noch satte, sehr dunkle und partiell violette Farbe, mit minimen Anzeichen von Reife. Intensives, tiefgründiges erstreifes Cabernet-Terroir-Bouquet, zarter Portschimmer und viel Pflaumen, Brotkruste, Malagarosinen, Kandiszucker. Im Gaumen unglaublich füllig und cremig. Rauscht mit einer schier drogenhaften Nonchalance über die Zunge, gebündeltes Finale. Davon wurde emsig und schnell getrunken. Also kam er nicht nur bei mir, sondern auch beim Publikum sehr gut an. Zeigte auch das eindrückliche, oder zumindest mittelfristige Alterungspotential von den besten Südafrika-Rotweinen an. 19/20 trinken / P.S. Es blieben noch zwei Liter in der Flasche zurück. Er war am anderen Tag noch besser!


SCHWEIN GEHABT MIT ARACHON


Ausflug vom Pöllauberg nach Pinkafeld. Das ist eine rund 45minütige Fahrt. Hat sich gelohnt … 


Als fakultatives Rahmenprogramm bot ich einen Besuch der Arachon-Winery und einer Einkehr ins Kosthaus 1814 ein.


Oscar war für die Weine zuständig. Und die Anna mit Ihrer Crew für das leibliche Wohl.


Ein Umweg lohnt sich: www.szemes.at

BEHERRSCHT ALLE FORMATE


Der Retter Sommelier Michael Pelzmann kann auch Grossflaschen. Der mittlerweile 43jährige Weinfachmann gehört zu den langjährigsten Mitarbeitern und moderiert auf Facebook auch seine Posts «Spass im Glas».


1995 Riesling Kiedericher Gräfenberg, Weingut Robert Weil: 12 Liter Flasche. Schon recht intensives Gelb mit ordentlichen Goldreflexen. Das Bouquet fängt mit einer ziemlich ausgeprägten Süsse an, erinnert dabei Birnensaftkonzentrat, reife gelbe Früchte und helle Dörrfrüchte, Pektin und frisch geschleuderter Honig, fein kräutrig mit parfümierter Botrytis Anzeige und deutlich wahrnehmbaren Schiefernoten, weit ausladend. Im Gaumen cremig bis mollig, die Säure hüllt sich irgendwie im Innern versteckt, gebündeltes Finale. Insgesamt schafft er es dann aber doch sich noch recht gut mit der «heimlichen Säure» zur sanft dominierenden Süsse auszugleichen. Ein Mund voll Auslese. Und auch der zweite und dritte Schluck macht noch enorm Spass. 18/20 trinken

BIS ZUM LETZTEN TROPFEN


Die Weine werden vor dem Service entkorkt und dekantiert. Die Flaschen ausgewaschen, dann wird das Depot durch einen Glas Partikel Filter durchgetröpfelt …


1990 Château Montrose, Saint-Estèphe: Innen noch sehr dunkle, gegen aussen aufhellend und eine erste Reife anzeigend. Schon fast vulgär anmutendes Médoc Bouquet, Wildes Leder, Moschus, Dörrpflaumen, Assam, Tee, Pferdesattel und getrocknete Kräuter, Peru-Balm und Teernoten. Würde blind auch etwas an einen grossen, artisanalen Hermitage erinnern. Im Gaumen fest, grobfleischig mit markanten, immer noch weiter ausbauenden Gerbstoffen unterwegs. Ein mächtiger Montrose mit einem hünenhaften Legendentouch. Eigentlich müsste man zu Zweit darum streiten, wenn es davon nur eine Magnum gibt. 20/20 trinken

1989 Château La Mission-Haut-Brion, Pessac-Léognan: Magnum. Immer noch fast schwarz in der Mitte, extrem satt, wenig Reife am Rand. Kompaktes Bouquet, viel Pflaumen, Pflaumenlikör, Feigensirup, ein Hauch Port, Kaffee, Lakritze, weit ausladend und dunkles, schier buttrig anmutendes Caramel. Dann kommen die Mission Kräuter, welche ins Napa abdriften, weil Eucalyptus sich zu Rosmarin, Oregano Co mischt. Eine Nasenorgie sondergleichen. Im Gaumen die Plenitude schlechthin, mundfüllend, schier überreich, aber ohne mastig zu sein. Voll cremiger Fluss und superrunde Tannine, dramatisches, endlos anmutendes Finale. Eine unvergessliche Magnum mit dramatischem Emotionspotential. Wenn dieser Mission so sagenhaft ist, dann hat es keinen Sinn zu erwähnen, dass der Haut-Brion mindestens so gut ist. 20/20 trinken

2000 CHÂTEAU PETRUS, MAGNUM


7080 Franken kostete eine solche Magnum bei Koller Auktionen im Jahr 2017. Heute liegt der Tarif bei 14'000 Franken. Rein rechnerisch war somit die Degustationsration pro Teilnehmer etwa 550 Franken wert …



2000 Pétrus, Pomerol: Magnum. Die Farbe ist sagenhaft jung, immer noch violette Reflexe. Traubiges Bouquet, kleine Beeren, kandierte Früchte, Melisse, Holunderblüte und Minze, in der Folge immer süsser werdend. Es ist ein unglaublicher Fruchtcocktail, welcher da entgegenkommt. Die kleinen Beeren und Früchte jagen sich und dokumentieren, nach mehr als 20 Jahren in der Flasche, eine sagenhafte Frische. Nach ein paar Minuten; Vanille, Nougat, Napolitains, geröstete Haselnüsse. Im Gaumen geht es nahtlos frisch und tänzerisch weiter. Was hat dieser Pétrus was andere Pomerols nicht haben? Von allem mehr? Oder einfach eine nicht kopierbare Solofaszination? Wie dem auch sei, dies war mehr als ich erwartet hatte und es ist von diesem geheimnisvollen meist besten aller Pomerols in Zukunft noch viel mehr zu erwarten, weil er noch nicht mal seine allererste Genussreife erreicht hat. Glück dem, der diesen Wein in einer solch dramatischen Magnum einmal im Leben im Glas vor sich hat. 20/20 trinken

FAST WIE EIN BARSAC


In ganz heissen Jahren schmecken Sauternes wie Tokajer. In sehr guten Jahren wie Sauternes und in nicht ganz grossen, etwas kühleren Jahrgängen wie Barsac …
 
1999 Château d’Yquem: Magnum. Intensives Gelb-Gold. Gebündeltes, süsses Bouquet. Es duftet nach Quittengelée, Kirmesmandeln, Reineclauden Konfitüre, kandiertem Engelwurz und hellem Caramel. Im zweiten Ansatz; helle Edelhölzer, Vanille und Feigenkompott. Die Süsse wirkt abgeklärt und der Wein zeigt immer noch eine spannende Frische. Im Gaumen saftig und cremig zugleich, wunderschön balanciert, langes, elegantes Finale. Kein erschlagender, schwermütiger Sauternes, sondern ein tanzender Château d’Yquem der Sonderklasse. Geschmacklich in Richtung Barsac unterwegs. Mit einer weiteren Lebensgarantie von fünfzig weiteren Jahren. 19/20 trinken


Der Elfseiten-PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


TOP-BORDEAUX 2009, ZWEITER TEIL

 
Bordeaux gilt als mondiale Weinstadt schlechthin. Und sie heisst auch gleich wie die Weinregion. Was beispielsweise im Burgund oder an der Rhône nicht der Fall ist. Auf dem Titelbild oben sieht man den imposanten «Place de la Bourse». In der Mitte steht ein Brunnen. Dahinter, im kleineren Gebäude, wäre das Restaurant Le Gabriel. Hat mit mir leider nichts zu tun. Aber mit Bordeaux. Gerüchteweise seien die die begehrten Bordeauxweine auf dessen Getränkekarte am teuersten …


Wir genossen unsere 2009er Bordeaux wesentlich günstiger. Das heisst, wir bezahlten an unserem Wein- und Gourmetabend im Restaurant Reussbad in Luzern gar nichts. Dies hat aber nichts mit Zechprellerei zu tun, sondern mit dem Umstand, dass sieben Pilatus-Weinfreunde vollumfänglich eingeladen waren.


Wenn also total acht Männer am langen Tisch in der Gaststube sassen, dann musste wohl einer zahlen. Und das war Jörg Studach. Er war diesmal dran. Danach wird er dann von den anderen Weinfreunden sieben Mal eingeladen. Das ist die Formel, welche sich in den letzten Jahren wunderbar bewährt hat und zu vielen tollen, individuellen Weinabenden geführt hat.


Dabei war es erst grad knapp zwei Jahre her, dass Jörg dran war. Er bestimmt nämlich als «Oberdoodler» die Reihenfolge der Einladenden und die halbjährlichen Termine. 


Im November 2019 grapschte bereits 2009er Bordeaux aus seinem Keller. Da kamen im Restaurant Kreuz in Emmen folgende Crus zum Zug: Malartic-Lagraviere, Pape-Clément, Léoville-Barton, Léoville-Poyferré, Montrose, Cos d’Estournel, Pichon Longueville Baron und Pichon-Longueville-Comtesse-de-Lalande.


Nach dem leicht abgeänderten Slogan: «You can do it twice» entkorkte das Reussbad-Team jetzt zehn weitere, andere Bordeaux Crus. Diese werden hier in der Folge beschrieben.   


Das Fazit sei hier vorweggenommen: Bordeaux 2009 ist eine Art Volksfest für Weinliebhaber. Alle Weine machen – trotz weiterem, imposantem Alterungspotential – vorbehaltlos Spass auf extrem hohem Niveau. Die meisten befinden sich zum Grossteil noch in der Fruchtphase. Wenige sind voll auf dem Zenit. Und keiner ist komplett verschlossen. Aus vielen Erfahrungen mit günstigeren Weinen bei anderen Gelegenheiten sind bei diesem heroischen Jahrgang auch in den «unteren Preisgefilden» tolle Weine zu finden.

WENN DER BÄRTI MIT DEM PEBY


Auf dem Foto schaut Weinfreund Bärti grad etwas nachdenklich in die Runde. Er ist einer der grössten Péby-Fans der Schweiz. Ist das vielleicht so, weil dieser Mega-Saint-Emilion manchmal nach Masetto schmeckt?


2009 Château Péby-Faugères, Saint Emilion: Magnum. Aussen Purpur – innen fast Schwarz. So viel Süsse hat man selten in den ersten Sekunde in der Nase. Es duftet nach Holunderlikör, nach Johannisbeerensaft, nach Cassis, Cassis und nochmals Cassis. Dann folgen Nuancen von gerösteten Nüssen und feiner Merlot-Würze. Nasal schon ein Fall fürs Drogendezernat. Die Aromen werden so richtig in die Nase katapultiert. Der Körper sprengt durch seine Opulenz fast den Gaumen. Das Extrakt ist extrem konzentriert, zeigt im Innern Himbeerkerne und wieder viel verschwenderische Frucht. Diese zeigt zur Hälfte frische Beeren und weist im Rest kompottige Züge auf. Ein extremer Wein der in der ganzen Fülle die Hitze des Jahrganges 2009 dokumentiert. Die Flaschenkontakte sind leider unterschiedlich. Diese: 19/20 trinken 

2009 Château Lynch-Bages, Pauillac: Violett-Schwarz, unglaublich satt in der Mitte. Gigantisches Bouquet mit schier vulgärem Cabernet-Ansatz. Die Aromen kommen wuchtig aus dem Gabriel-Glas und zeigen Fleischnoten, einen medizinalen Terroir Schimmer, Lakritze, Trüffel, Bakelit, schwarze Pfefferkörner und Black Currant. Im Gaumen voll, fleischig, konzentriert mit bullig anmutenden Tanninen. Also ist da immer noch eine fast dramatische Gerbstoffpräsenz vorhanden, dramatisches Powerfinish. Die Jahrhundertmarke ist jetzt keine Vermutung mehr. Der Wein ist aber noch recht weit weg von der effektiven Genussreife. 20/20 beginnen

2009 Château Léoville-Las-Cases, Saint-Julien: Extrem dunkles Weinrot mit purpurner Mitte. Faszinierendes, vielschichtiges, ja gar verspieltes Bouquet mit Blütenduft, Holunder, Brombeeren und Cassis. Kein wuchtiger Ansatz, sondern elegant mit stetigem und sanftem Aromendruck nachschiebend. Im zweiten Ansatz mit Zedernduft und Lakritze. Im Gaumen cremig, Finesse und Power vermischen sich wunderschön (wie schon in der Nase). Gehört zu den allerbesten Las-Cases-Editionen. Absolut perfekt. In jeglicher Beziehung. 20/20 beginnen

2009 Château Gazin, Pomerol: Sattes Purpur mit violett-schwarzen Reflexen. Von der Nase her war er auch schon mal spontaner. Will heissen; er gibt sich momentan minim reduktiv. Das ist ein gutes Zeichen für seine Zukunft. In seinem Innern zeigt er Rauch, tintige Ansätze, schwarze Beeren ohne Ende und auch schwarze Kirschen. Dabei wirkt er frisch, floral und sehr präzise. Die Anzeige seiner Konzentration ist bereits im Bouquet dramatisch. Im Gaumen gibt er alles. Trotzdem, dass er auch hier momentan alles andere als zugänglich ist. Die Fruchtaromen sind schwarz, schwarz und nochmals schwarz. Cassis findet man ohne Ende, aber auch viele Heidelbeeren und Brombeeren. Im

katapultartigen Finale schwarzer Pfeffer und Lakritze. Das ist der beste Pétrus, welcher je ausserhalb von Château Pétrus in Flaschen gefüllt wurde. Obwohl ich davon recht viel im Keller habe, frage ich mich bei jedem Kontakt mit diesem Wein, ob es denn auch genug ist! Drei Stunden Dekantieren! 20/20 beginnen


Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


MARGAUX MIT GANZ VIELEN FACETTEN

 
Die Weine der Appellation Margaux präsentieren sich sehr heterogen. Von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt ist (fast) alles möglich. Das liegt daran, dass sich die 1521 Hektar grosse, südlichste Region des Médoc über ganze fünf Gemeinden erstreckt. Diese sind: Arsac, Cantenac, Labarde, Margaux und Soussans.


Rund 7.5 Millionen Flaschen mit Margaux-Wein werden jährlich von mehr als 50 Weingütern abgefüllt. Also sind viele Facetten garantiert. An unserem Weinabend im Hotel de la Paix in Luzern, welcher am 19. November 2022 stattfand, wurde ein Bonsai-Bruchteil davon entkorkt. Nämlich genau 17 Flaschen. Nicht nur entkorkt, der 1982 Ferrière korkte in der Folge tatsächlich. 

An unserem «Margaux Event» kam noch ein weiteres Facetten-Element dazu. Nämlich eine Jahrgangstiefe von 1909 bis 2005.

Auch der einzige «weisse Margaux» war mit von der Partie; der Pavillon Blanc du Château Margaux …

UNBESCHRIEBENES BLATT


Es gibt ihn. Ganz offiziell. Und doch wirkt dieser phantomhaft anmutende Cru wie ein unbeschriebenes Blatt.

Keine Webseite. Keine Infos im Netz. Ausser ein paar spärlichen Angeboten. In der Schweiz könnte man bei Top Wines den Jahrgang 1933 zu 600 Franken kaufen. Bei Esprit des Vins in Belgien den Jahrgang 2000 zu 27 Franken. Mehr liefert auch der sonst allfindige winesearcher nicht.

Auch die allmächtige Suchmaschine von Google spuckt lediglich 6740 Treffer aus.


Mit keinem hilfreichen Link. Wenigstens wird man da auf meine Webseite geführt. Mit einem Hinweis auf diese Weinprobe …
 
1924 Château Brouzac: Unglaublich dunkle Farbe, in der Mitte satt, undurchdringlich und fast Schwarz. Leider beginnt das Nasenbild unsauber, erinnert feuchten Karton, an alte, morsche Balken 

und marodes Frühlingslaub. Es braucht schier Überwindung da einen Degustationsschluck zu nehmen. Im Gaumen gefällt er dann aber doch irgendwie, zeigt Coulure (ganz dunkles Caramel ohne Süsse), kalter Tee und dann leider doch wieder nach Torf und Humus. Keine Bewertung. 

1970 Château Giscours: Unglaublich dunkles, in der Mitte undurchdringliches Purpur, nur ganz am Rand einen minim orangen Schimmer aufzeigend. Kraftvolles Nasenbild mit viel Rosinen und Korinthen, darunter Teer, dunkles Malz und schwarzes Leder. Tabak in allen Formen und auch reichlich schwarze Trüffelnoten. Nach zwei Minuten; viele Kräuter und schwarze Schokolade, sowie Nuancen von Guinness Bier. Komplexer, intensiver Gaumen, ausufernde Fleischrationen im markanten Extrakt zeigend. Irgendwie erklärt er mit seiner Aromatik den Begriff Bordeaux Terroir, respektive was man sich darunter in idealer Weise vorstellen kann. Ein Giscours Monument, welches es in dieser Form vorher und auch nachher nie mehr gab. Leider ist der helvetische Markt da komplett ausgetrocknet. Nur in Frankreich und England würde man da noch fündig. 20/20 trinken 

GROSSER MERLOT-ANTEIL

Unter den wichtigsten, klassierten Crus vom Médoc weist Palmer den grössten Merlot-Anteil auf. Das bringt ihm den wuchtigen Ansatz im Nasenbild. Normalerweise liegt dieser bei etwa 47%. Beim 1989 war es etwas weniger. Der Merlot Anteil liegt da bei 41%, ergänzt mit 52% Cabernet Sauvignon, 6% Petit Verdot und 1% Cabernet Franc. Letzter ist bei den jüngsten Jahrgängen ganz aus dem Blend verschwunden.   


1989 Château Palmer: Die mitteldunkle Farbe zeigt eine passend Reife an, feiner Rand aussen. Grossartiges Bouquet, weit ausladend, füllig bis wuchtig mit einer enormen Terroir Süsse, viel Pflaumen, getrocknete Goji Beeren, Caramel, schier buttrig und vor allem – und das passt genau zu einem grossen Palmer – burgundisch mit nussigen Konturen, Milchkaffee, fein kräutrig. Die zart

fleischigen Wildbret Nuancen hinterlassen eine Spur Glutamat in der Nase. Blind könnte man auf einen Musigny tippen. Im Gaumen ein Mustermass an Fülle und Eleganz. Maximale Opulenz, ohne mastig zu wirken. Die Tannine sind seidig und so präsentieren sich auch die stoffigen Reflexe auf der Zunge. Im Finale Trüffel, Pflaumen und Lakritze. Einer der allergrössten Palmer dieser Zeit! 20/20 trinken 

MIT DEM LINKY GEHT ES BESSER


Linky? Was ist denn das schon wieder? Ich habe dieses Ding bis vor ein paar Wochen auch noch nicht gekannt …


Freunde schenkten uns einen kleinen Karton. Das Geschenk entpuppte sich als elektrischen Dosierer für eine grosse Plastikwasserflasche. Das braucht es in Teneriffa fürs Kaffee- und Teewasser. Wenn Wasser geht, dann geht Wein sicherlich auch, sagte ich mir. Passt! 

1978 Château Lascombes: Imperial Flasche (6 Liter). Mittleres Granat mit deutlichen Reifetönen. Wunderschönes, klassisches, gereiftes Bordeauxbouquet. Man spürt die minime Unterreife des Cabernets. Diese werden aber mit einer versöhnlichen, leicht erdig-schokoladigen Süsse ausgeglichen. Im zweiten Ansatz; nasses Leder, Bakelit, Lakritze und Frühstückspflaumensaft und rotes Zwetschgenkompott. Im Gaumen saftig, mittelgewichtig mit perfekt integrierter Säure, zeigt im Nachklang minim kapselige Spuren. Schön gereift und liegt – vielleicht Dank der Grossflasche – minim über den Erwartungen. Wobei er immer einer der besseren 1978er im oberen Mittelfeld war. 18/20 austrinken

EINDRÜCKLICHES WEINERLEBNIS


Die Wahrscheinlichkeit, dass ich diesem Wein noch einmal im Leben begegne, ist minim. Getrunken hatte ich ihn vorher noch nie und die letzte Flasche davon wechselte vor Jahren zu einem Preis 3'586 US-Dollar den Besitzer.


1909 Château Margaux: Füllniveau; tiefe Schulter. Mitteldunkles Braun mit minim restroten Reflexen, grosser, aufhellender Rand aussen. Intaktes Bouquet, sweet-saure Nuancen mit Spuren von flüchtiger Säure (Aceto). Im zweiten Ansatz Spuren von Nussschnaps, spanischem Brandy, Rosenholz, Reseda Buschtönen und feuchtem Tabak. Im dritten Ansatz; morbide Todessüsse. Im Gaumen gut trinkbar, die Konsistenz des Körpers ist noch mehr da und so zeigt er halt seine Muskeln, um sich noch irgendwie zu stützen. Ein seltenes und spezielles Altwein Erlebnis. 16/20 vorbei

Der grosse Margaux PDF-Bericht von René Gabriel:  www.bxtotalcom

MEIN ÄLTESTER MARGAUX


1810 Château Bel-Air Marquis d’Aligre: Diese Flasche habe ich an der Semester-Raritätenprobe im Haus Paradies in Ftan unter dem Thema «alte Margaux» im Jahr 2002 geöffnet: Sehr helles Rostrot mit bräunlichen Reflexen. Delikat süsses, nach Ovomaltine duftendes Bouquet; Rosenholz. Im Gaumen moosig, pilzig, sehr leichter Körper, schlank, aber noch völlig intakt und eine gewisse Süsse zeigend, Irisch Moos im Finale, schöne Länge. Das war jetzt aber ein gewaltiges, wenn auch delikates Altweinerlebnis. Ein Wunder, dass ein so schlanker Wein über 200 Jahre alt werden kann. 17/20.

BORDEAUX 1996 VOM LINKEN UFER

 
«Vorspiegelung falscher Tatsachen». So könnte die Anklage gegen mich heissen. Mit dem obigen Titelbild hatte ich vor mehr als einem Jahr eine grosse Verkostung rund um den linksufrigen Bordeaux 1996 angeboten.


Auf dem Foto; 1996 Château Cos d’Estournel aus der Doppelmagnumflasche. Diesen Wein gab es dann schon an unserem grossen Event. Aber leider «nur» aus normalen Flaschen. Denn ich fand ihn, beim Zusammenstellen der Weine, nicht mehr im Keller. Je länger ich nachdachte, desto kam mir in den Sinn, dass ich diesen vor einem Jahr spontan entkorkt hatte. Und nicht mehr daran dachte, dass ich genau diese Dreiliterflasche hochdringend am Mittwoch, 9. November 2022 hätte servieren sollen …


Und der Probleme nicht genug. Den Calon-Ségur fand ich auch nicht. Auch nicht auf meiner Excel-Liste. Hier klärte sich der Sachverhalt etwas schneller. Als ich die Probe zusammenstellte, nahm ich mir vor, diesen Saint Estèphe bei einem Schweizer Weinhändler zu bestellen. Vergass es dann aber. Mann wird leider nicht jünger. Da griff ich die Poujeaux-Kiste. Der ist zwar etwas günstiger auf dem Markt, war aber ein sehr würdiger Ersatz. Der Rest stand wie angepriesen auf dem Podest. 


Am Morgen ging ich in den Keller und entkorkte die Quersumme von ungerechnet 55 Flaschen rotem Bordeaux. Zum Apero servierten wir fünf Magnumflaschen vom 2021 Riesling Federspiel Loibenberg von Emmerich Knoll. Und dann noch – zum süssen Finish – vier Bouteillen Sauternes namens 1996 Château de Fargues. Das ergibt summa summarum ein Äquivalent von total 69 umgerechneten Flaschen.

DIE DÜMMSTEN BORDEAUX KISTEN


Der Wein war genial. Die Ausstattung kam dabei nicht zum Zug. Gruaud Larose liefert deren tollen Wein in den «dümmsten Kisten der Welt».


Der Spiegel befindet sich auf der langen Seite. Egal wie man die Kiste hinstellt, man ist gezwungen die Kisten selber zu beschriften, damit im Keller ersichtlich ist, um welchen Wein/Jahrgang es sich handelt.

1996 Château Gruaud Larose, Saint-Julien: Dunkles, wenig gereiftes Weinrot. Feinduftiges Bouquet mit tintigem Ansatz, geht filigran an die Sache. Wunderschöner Zedernduft vermischt sich mit Walderdbeeren, Hirschleder und hellem Tabak. Der sonst klassische «Cordier-Stinker» ist nicht mit dabei. Im Gaumen bleibt er elegant, tänzerisch und zeigt milde, aber immer noch fein stützende Resttannine. Royaler Ausklang. Bordeauxspass auf ganz hohem Niveau. 19/20 trinken

1996 Château Palmer, Margaux: Aufgehelltes Weinrot, relativ grosser Rand aussen. Das Bouquet ist eine Duft-Delikatesse. Rote Pflaumen, Resten von Piemont-Kirschen, helle Schokolade und herrliche Kräuternoten. Zeigt durch seinen Merlot-Anteil eine schöne Fülle im Nasenansatz. Im Gaumen tanzt er wie ein grosser Burgunder aus der Côte-de-Nuits über die Zunge. Im Extrakt finden sich Aromen Spuren von Assam Tee. Endet – im Verhältnis zu seinem tendenziell leichten Körper – hoch aromatisch. 19/20 trinken

KEINE BERÜHRUNGSÄNGSTE


Der Poujeaux hatte keine Probleme mit der wesentlich teureren Konkurrenz mitzuhalten.


1996 Château Poujeaux, Moulis: Das recht dunkle Granat gibt sich noch recht jugendlich. Minimer Reiferand aussen. Intensives, recht kompaktes Bouquet, dunkle Pflaumen, etwas Teer, Brazil Tabak, Spitzwegerich Gabletten und Nuancen von Korinthen. Fleischiger Gaumen, erstaunlich konzentriert und immer noch eine gewisse Adstringenz fürs weitere Leben aufzeigend, nachhaltiges Finale. Ein überraschender Wein in diesem sonst eher teuren Umfeld. Bravo! 18/20 trinken

GÜNSTIGERE PAUILLAC-VARIANTE


Was Bordeaux anbelangt, ist meine Frau Karin wählerisch. Sie will tiefgründige Weine mit Ecken und Kanten. Ihre Lieblingsregionen sind Pessac und Pauillac. Wenn Pauillac, dann bitte Grand-Puy-Lacoste oder halt Latour.
 
1996 Château Grand-Puy-Lacoste, Pauillac: Aufhellendes Granatrot mit dem Alter entsprechenden Reifetönen. Das Bouquet zeigt den Begriff Terroir von der damaligen Zeit. Leder, Erd-Eisentone, Pflaumen, Tabak vielleicht auch ein erster Trüffelbeginn. Insgesamt etwas mehr Boden wie Frucht

aufzeigend. Die wunderbare Cabernet-Süsse ist aber reichlich vorhanden. Im Gaumen eigentlich mehr Saint-Julien, wie Pauillac. Dies dokumentiert sich in seinem mittleren, sehr eleganten Körper, bei dem sich herrlich viele Bordeauxaromen tummeln. Kein Bolide, also etwas für Finessentrinker. Je mehr Luft, desto schöner. 19/20 trinken

EINE IMPERIAL ALS EVENT-LOCKVOGEL


1996 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: (Imperiale). Die dunkelste, fast schwarze Farbe aller verkosteten Weine. Das mag auch daran gelegen haben, weil sich mehr als ein Dezi im Gabriel-Glas befand. Hoch intensives Bouquet; Pflaumen Mark, dunkles Malz, Brotkruste, Schokonoten, schwarze Oliven, Mocca, Cassis, Cassis und nochmals Cassis. Fülliger Gaumen. Ein Mund voll Giga-Pauillac! Druckvolles, hoch aromatisches Finale. Ein kraftvoller Mouton mit Finessen und Power. Er war fast noch zu jung. Allenfalls sind Normalflaschen genussreifer. Ein wunderschönes «Imperial-Erlebnis». 19/20 trinken

FERTIG CHÂTEAU POUMEY


Keiner der vierzig Gäste kannte den Château Poumey. Leider gibt es dieses Weingut heute nicht mehr unter eigenem Namen.


Als der Besitz im Jahr 1720 von Marie Thérèse Pomiers gegründet wurde umfasste das Rebland noch 36 Hektar. 1945 liess der damalige Besitzer alle Reben ausreissen und pflanzte nur noch 2.5 Hektar neu an.

1995 erwarb Bernard Magrez das kleine Weingut und lancierte noch ein paar Jahrgänge unter dessen Originalnamen. Seit 2010 ist die Produktion in Château Pape-Clément einverleibt. Was für das Terroir vom ehemaligen Château Poumey spricht. 


1996 Château Poumey, Pessac-Léognan: Deutlich aufgehelltes reifes Rot mit orangem Schimmer am Rand. Würziges Bouquet, getrocknete Tabakblätter, Bastholz, Cigarren Box, Korinthen. Er strahlt eine defensive, faszinierende Süsse aus. Pflaumig süsser Gaumen mit runden Tanninen, im Finale kalte Rauchnuancen. Ein toller Wein, den es heute leider nicht mehr gibt. 18/20 austrinken

1996 Château de Fargues, Sauternes: Dunkles Gelbgold. Intensives «süsstrockenes» Bouquet, gibt sich nasal sehr konzentriert; Marzipan, Bittermandel, getrocknete Papaya, Quitten Gelee und Bitterorange. Im Gaumen geht es dicht und hoch aromatisch weiter. Er weiss von den generellen Jahrgangserwartungen sehr zu beeindrucken und dürfte wohl einer der besten Süssweine des Jahrganges 1996 im Bordelais sein. 19/20 trinken


Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel mit allen verkosteten 1996er Weinen:

www.bxtotal.com 



GREAT CALIFORNIA 1995 IM DUTZEND

 
Das Titelfoto sagt schon sehr vieles aus. Im Vordergrund stehen zwölf äusserst attraktive kalifornische Weinflaschen.
Im Hintergrund, noble Bordeauxkisten mit an sich ebenso begehrten, inliegenden Bouteillen.

Werden Bordeaux’ mit Kaliforniern in Blindproben verglichen, dann geraten die Weine aus dem Departement der Gironde praktisch immer ins Hintertreffen. Initiiert wurden solche Vergleiche erstmals mit dem «Judgment of Paris», welches im Jahr 1976 von Stephen Spurrier organisiert wurde. An einem Tasting mit den gleichen Weinen habe ich vor ein paar Jahren in Zürich teilgenommen. Dann gab es die Schlacht im Napa-Grill mit Baschi Schwander und mir. Egal wo und wann ein solcher Weinwettkampf stattfand; Bordeaux hatte das Nachsehen und ich musste dieses Verdikt ein paar Mal, nicht ganz depressionsfrei, zur Kenntnis nehmen.


Den grössten Genuss erreicht man, wenn man die beiden Kontrahenten gar nicht erst zum Wettkampf antreten lässt. Und diese – im besten Falle – nur grad untereinander vergleicht.


Noch mehr Genuss ergibt sich, wenn man die Weine zwar nebeneinander degustiert, aber das Individuelle von jedem Wein spielen lässt. Denn auch innerhalb Napa & Co gibt es recht grosse Unterschiede. Diese basieren auf Jahrgangsausgangslage, Geografie, Klima, Bodenbeschaffenheit und Machart. Also haben all die oben abgebildeten Weine diese Eigenheit mit dem Bordelais gemeinsam. Dass man gegenüber den Bordeaux-Crus bei den Kaliforniern schon mal grundsätzlich mindestens ein Alkoholprozent dazu addieren kann, liegt in der Natur der Sache. Oder auch nicht. Aber das ist / wäre ein anderes Kapitel.


Hier ein paar Eindrücke unserer Eschenbacher-Weinwanderprobe ...

LUSTGEWINN DURCH DEKANTIEREN


Der Griff zur Karaffe scheint bei ganz vielen Dominus-Jahrgängen ein guter, ja schier zwingender Tipp zu sein …


1995 Dominus Estate, Napa Valley: Gereiftes Weinrot von mittlerer Dicht, aufhellender Rand, insgesamt etwas trüb. Er duftet wunderbar, bereits just nach dem Entkorken. Wie schon so oft würde man diesen Dominus eher einem klassischen Bordeaux zuordnen. Schöne Nuancen von Zedern im Duft, rotes Pflaumenmus und helle Cigarren. Eher diskret wie impulsiv. Angenehmer Gaumen mit

mehr erdigen und wenigen Fruchtrestnoten, angenehm stützende Säure, faszinierendes Kräuterfinale. Es waren damals noch die traditionellen, zurückhaltenden Vinifikations- Methoden. Die neuen Jahrgänge sind etwas lauter. Zu dessen Vorteil. Im Vergleich zu den phänomenalen Dominus Jahrgängen 1991 und 1994 wirkt er etwas ruhiger. So zeigt er halt seine Grösse «auf seine Art». Zwei Stunden dekantieren. 19/20 trinken

NEU IN DER HAND VON LMVH


Die Moët-Hennessy-Gruppe kaufte dieses Jahr die vor 50 Jahren entstandene Winery. 


1995 Joseph Phelps Vineyards Insignia, Napa Valley: Sehr dunkles, leicht mattes Purpur mit einer satten Mitte. Reifes Bouquet, geröstete Pinienkerne, kandierte Früchte, Himbeerkonfitüre mit Kernen. Schöne Akzente von Edelhölzern und kaltem Früchtetee. Im zweiten Ansatz gibt er sich würzig und pfeffrig zugleich. Im Gaumen sehr konzentriert. Daraus ergibt sich eine intensive Aromatik mit viel hoch reifen Früchten, tolle Würze. Er hat das gewisse Etwas, was ihn einzigartig macht. Spass und

Grösse in einer Flasche. In Amerika zwischen 250 und 300 Franken zu finden. Das ist er wert! 19/20 trinken 

DER BESTE 1995ER VOM ABEND


Das stimmte einfach alles. Er lieferte bereits am Nachmittag – just nach dem Entkorken voll ab. Und am Abend waren alle am Tisch hin und weg.
 
1995 Bryant Family Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley: Dunkles Purpur, nur minim aufhellend. Geniales Bouquet, ausladend und füllig, ohne die generelle Eleganz im Ansatz zu verlieren, dunkle Pralinen, Süssholz, geröstete Haselnüsse. Dazu paart sich ein absolut faszinierendes Cabernet Parfüm der Sonderklasse. Crazy nose! Komplexer, reicher Gaumen, mollige, reiche Tannine, wieder eine tolle,

sehr dunkle Fruchtpräsenz mit Cassis, Pflaumen und Brombeeren, die Süsse erinnert an Kandisnoten. Das Finale ist endlos lang und man bekommt unweigerlich das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu trinken. Der Le Pin wäre geschmacklich ein möglicher Vergleich. Was aber nicht sein kann, weil es sich hier um eine ganz grosse, legendäre Cabernet-Sonderedition handelt. Loving it! 20/20 trinken   

DINNER MIT ANNE COLGHIN


Zwei Mal sass ich neben Anne Colghin. Zwei Mal bei einem Raritäten-Bordeaux-Dinner in Los Angeles. Einmal wurde der Jahrgang 1928 zelebriert. Und ein Jahr später duftete es nach Bordeaux 1929 aus dem Glas. Eine bedeutende US-Winzerpersönlichkeit. Ihren Erfolg bei Colghin hat sie sich mit dem Verkauf an die LMVH-Gruppe vergolden lassen.


Auf dem Bild sieht man hinten den André Kunz. Er war auch zwei Mal in Los Angeles dabei. Und jetzt wieder bei den 1995ern …

1995 Colgin Cellars Herb Lamb Vineyard Cabernet Sauvignon, Napa Valley: Sattes Purpur mit karmesinrotem Schimmer. Dem Alter entsprechende Reifereflexe. Zeigt in der faszinierenden Nase einen grossen Reigen von hoch reifen Früchten und Beeren. Sehr breitgefächert und mit einem genialen Cabernet-Parfüm ausgestattet. Im zweiten Ansatz vermittelt er ein Bund von frischen Kräutern, Minze vor allem. Gleichzeitig switcht die Frucht auf Waldhimbeeren. Im Gaumen wieder viel Himbeeren, rotes Cassis und Fliedernoten. Er tänzelt so richtig über die Zunge und beim Schlürfen kann man wieder eine unglaublich erotische Cabernet-Parfümnote generieren. Eine Art Margaux aus Napa. Dies aber auf seine ganz besondere, schon fast erotisch anmutende Art. 19/20

HARLAN IM DOPPELPACK


Irgendwie hatte es Silvio wohl geahnt, dass der 1995er Harlan eventuell schwächeln könnte.
Als redundanten Ersatz hatte er nämlich auch noch den 1994er im Handgepäck.


Wer die seltene Chance bekommt die Harlan Winery zu besuchen, der degustiert diesen noblen Kalifornier aus dem Gabriel-Gold-Glas. 

1995 Harlan Estate, Napa Valley: Leider merkt man in der dunklen Farbe auch recht viel bräunliche Reflexe. Imposante Black Currant Noten, aber leider auch kalte Bratensauce, oxidative Töne, sowie Sellerieschalen im Nasenansatz. Im Gaumen ist fleischig und es scheint eine dramatisch anmutende Konzentration vorhanden. Olivenpaste und brandschwarze Schokolade. Die Grösse ist fraglos da. Die Kraft auch. Das Potential wäre riesig. Aber der Wein zeigt leider zu viele Oxidation. Keine Bewertung.

1994 Harlan Estate, Napa Valley: Sehr dunkle Farbe, immer noch dezent violette Reflexe im Innern zeigend. Schwarzbeeriger, tintig-würziger Ansatz mit Nuancen von Grafit, Bleistiftmine, Zedern, Lakritze. Zeigt dabei eine gewisse Bordeaux-Tendenz mit enorm vielen Duftfacetten. Im Gaumen ist er voll im Saft. Er dokumentiert intensive, aber auch hoch reife Tannine. Und wieder sind da schwarze Beeren zum Verschwenden zu finden. Endet mit einem gigantisch intensiven Finale mit einem schon fast dramatisch anmutenden, einzigartigen Best-World-Cabernet-Taste. Eine Legende und bis heute einer der allerbesten Harlans. Leider sind wir nicht die einzigen Weinfreaks mit dieser Erkenntnis. Im Markt wird er ab 2000 Franken gehandelt. 20/20 trinken   


Unten noch ein paar Eindrücke von unserem Abend. Die ganze PDF-Story von René Gabriel: www.bxtotal.com 


TOP-BORDEAUX’ IM SCHLOSS SCHLEISSHEIM

 
Fast alle Bordeauxweingüter nennen sich Château. Was im Prinzip übersetzt Schloss heisst. Doch wirkliche Schlösser gibt es in Bordeaux nicht besonders viele. Der Begriff «Château» bezieht sich dort auf «Gewächs» oder Französisch «Cru». Richtige Schlösser gäbe es in Frankreich aber schon ganz viele. So wie auch in Deutschland. Ein ganz besonderes germanisches Exemplar ist das Schloss Schleissheim, welches sich nördlich der Stadt München befindet.


Geschichtsträchtig ist die Historie vom oben benannten Schloss. Jetzt wurde zusätzlich noch grossartige Weingeschichte auf Schloss Schleissheim geschrieben.


Es ist Samstag, der 8. Oktober 2022. Vor dem noblen Hotel Europäischer Hof in München fahren zwei Busse vor, um die Gesellschaft der «Society of Bacchus America» abzuholen. Ein paar Ehrengäste dürfen auch in einen der zwei Busse Platz nehmen. Es sind Susanne und Jürg Richter und Karin und René Gabriel. Eingeladen vom grosszügigen Gastgeber Robert Langer, der für die illustre America-Bacchus-Truppe drei besonders weinige Tage rund in und um die Stadt München organisierte. Das Wetter könnte man mit «trübe Tasse» beschreiben. Es nieselt uns der Nebel kündigt den unausweichlichen Herbst an. Derweil drinnen, ein Teil der Gesellschaft für eine Besichtigung die steinernen Treppen zum Obergeschoss hochsteigt. Die Service-Equipe hat das aufwändige Tischen längst beendet und die Kammermusik (rechts hinten im Bild) stimmt die ersten Stücke im lange nachhallenden Saal an.

Die Weincrew ist am Dekantieren der ersten Weine und in einem Nebenzelt dirigiert Chef Johann Landersdorfer seine Mannschaft für die Vorbereitung des grossen Gala-Menues. Die Kellner haben zwei ganz besondere Champagner entploppt; 2002 Piper Rare und 2002 Dom Perignon Rosé. Anstatt sich die Mühe zu nehmen, diese wunderbaren Champagner zu beschreiben, verzichte ich auf den Kugelschreiber und brauche meine linke Hand, um ein Blinis mit Sauerrahm und einer nicht zu unüppigen, aufdrapierten Portion Beluga Kaviar einzuverleiben. So nach dem Motto: «Gelegenheit macht Genussdiebe». 

IMPERIALER PAUKENSCHLAG LINKS
JEROBOAM-ENTTÄUSCHUNG RECHTS


Reife Grossflaschen sind in aller Regel Renaissance-Garanten.


Will heissen, man erlebt möglicherweise einen Wein, welcher in der Normalflasche seinen Zenit deutlich zeigt, in einer alten, grossartigen Form.

Besser als die initiale Ausgangslage werden diese aber auch in Jéroboam und Imperial nicht.

WÄRE EINE GUTE ANLAGE GEWESEN

Eine solche Kiste hatte ich auch mal in meinem Keller.

Im Jahr 1985 bezahlte ich damals rund 1400 Franken für das Dutzend.

Heute kostet er gleich viel, aber pro Flasche.


1982 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan: Sehr dunkle Farbe, fast noch Schwarz in der Mitte. Das Bouquet zeigt von der ersten Sekunde an einen gewaltigen Power, dunkle Pflaumen, Dörrfrüchte, Malaga Rosinen, Teer und erfrischende Nuancen von Rosmarin und Eucalyptus. Irgendwie erinnert das warm ausstrahlende Nasenbild auch an einen ganz grossen Hermitage. Im Gaumen satt, fleischig, intensive aber reife Adstringenz zeigend, geballtes Finale. Gehört zu den besten Pessacs seine Geschichte. Was auch zu diesem genialen Wein zu bemerken ist. Er war immer schon berauschend und nie reduktiv und somit biete er seit Jahrzehnen ganz grossen Genuss. Und das wird auch weitere Jahrzehnte so bleiben. War für mich einer der Weine des Abends! 20/20 trinken

DIESMAL KEIN TITANENKAMPF


Es ist immer spannend, wenn Château Figeac und Château Cheval-Blanc in einem Flight aufeinandertreffen. Weil Figeac eine Zeit lang schwächelte, hatte Cheval ein leichtes Spiel.

Einst gehörte das heutige Cheval-Territorium zum Weingut Figeac. Im Jahr 1832 kam es zum Figeac-Teilverkauf und aus dem Verkauf der ehemaligen Pferdekutschenstation entstand so das heutige Cheval-Blanc.


Cheval Blanc (Premier Grand Cru A) war dann im Klassement immer vor dem Figeac (Premier Grand Cru B), obwohl die Qualitäten manchmal ebenbürtig waren. Im Jahr 2022 gelang es den Figeac Besitzern ebenfalls in den Rang eines «Premiers A» aufzusteigen. Monate davor, entschieden sich die Besitzer von Cheval auf eine neuerliche Klassierung als «Premier A» zu verzichten …


1982 Château Cheval-Blanc, Saint-Emilion: Reifes Granat mit ziegelroten Reflexen. Beginnt mit viel Würze, so in Richtung Lebkuchen, Pfeffernüsse, Irisch Moos. Dann duftet es nach reifen Pflaumen, hellem Tabak und kaltem Earl Grey. Auch eine gehörige Ration von Lakritze ist mit dabei. Im Gaumen

gibt er sich lange und ist mit einer royalen Nonchalance unterwegs. Der Höhepunkt war gestern. Aber es ist immer noch genügend Faszination da. 19/20 austrinken

WARTEN AUF GODOT


1986 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Immer noch fast Schwarz in der Mitte. Pfeffrig würziges Bouquet, erstaunlich ist die immer noch intensive Primärfruchtpräsenz. Wir sprechen da von einem Wein, welcher sich schon 35 Jahre in der Flasche befindet. Dunkle Edelhölzer, Cassis, Heidelbeeren. Alles gesteuert von einer grossartigen Cabernet Basis. Im zweiten Ansatz, wilder Rosmarin, Schwarzschoko- und Minztöne. Extrem dicht und dramatisch tiefgründig. Hatte man in der Nase das

Gefühl, dass sich dieser Wein nun doch endlich so langsam öffnet, so wird diese Hoffnung im Gaumen zerstört. Die Tannine sind immer noch so präsent, sodass die Adstringenz eine extreme Gaumenheraus-forderung darstellt. Ich bin mir nach wie vor sicher, dass dies der perfekte Nachfolger vom 1945er Mouton sein wird. Wann sich diese These etwas genauer abzeichnen wird, steht immer noch in den Sternen. 20/20 warten

ZWEI IMPERIALS UNTER SICH


Der nackte Weinwahnsinn. Rpbert Langer liess am Gala-Abend der Society of Bacchus Amerika diese zwei Imperialflaschen entkorken.


Beide waren fraglose Jahrhundertweine.


Wie diese schmeckten?


Das kann man im grossen Gabriel-PDF-Bericht auf www.bxtoal.com nachlesen.

UNITED COLOURS OF GRAVES


Ein geschulter Blick auf die beiden Gläser oben zeigt, dass der linke praktisch schwarz daherkommt. Das war der 1928er Haut-Brion.


Im linken Glas nehmen aufhellende Brauntöne die Oberhand. Da befand sich der La Mission 1928 drin. Was sich dann auch in der Folge als deutlich überreif dokumentierte.

Bacchus of America.


Jungmitglieder gesucht?


Robert Langer (1964) frischt die Truppe jetzt etwas auf.


EUROPA-WEINGRANATEN IM TANTRIS

 
Zwei Schaumweine aus England. Drei Chardonnays aus Österreich, Schweiz und Deutschland. Drei moderne und zwei klassische Toskaner. Drei Doppelmagnum vom superraren Nobelspanier Pingus. Zwei Jahrgänge Vega Sicilia und ein Vintage Port. So sah das höchst attraktive Wein-stelldichein vom Freitag, 7. Oktober 2022 im Restaurant in Tantris in München aus.


Wer so viele tolle Weine für rund 60 Personen entkorken lässt, der muss einen triftigen Grund dafür haben. Gastgeber Robert Langer lud die «Society of Bachus America» ein, um mit deren Members drei ziemliche üppige Weintage rund um München zu verbringen. An zwei Abenden kamen zwei befreundete Weinpaare aus der Schweiz zum Handkuss dieser lukullischen und bacchanalen Genüsse

GROSSARTIGES CHARDONNAY TRIO


Ein Jahrgang, drei Länder. Und jede Flasche eine Klasse für sich!


Mein Favorit:


2015 Chardonnay Bienenberg, Huber, Deutschland. Grossartiger, fein pfeffriger Nasenbeginn, weisse Rauchnoten, medizinal, Citrusfrüchte (Mandarinen, Limetten), wirkt noch extrem jung. Im Gaumen zeigt er Rasse und Klasse, perfekte immer noch vive Säure, welche dem grossartigen Wein eine enorme Länge verleiht. Er wirkt noch sehr jung und zeigt ein beachtliches Reifepotential für mindestens zehn, wenn nicht zwanzig weitere Jahre Flaschenreifung auf. Hat mich sehr beeindruckt. Und das nicht zum ersten Mal. Er kann es mit ganz grossen, weissen Burgundern aufnehmen. 19/20 trinken

MAREMMA AMBASSADOREN


Vom sumpfigen Küstengebiet zur attraktivsten Toskana Region. Der Run auf die begehrtesten Maremma Weine scheint ungebrochen …


Ornellaia: 18/20

Sassicaia: 18/20

Masseto: 19/20

TRADITION – SEIT 1888


Ferrucio Biondi Santi «erfand» den ersten Brunello die Montalcino. Das war damals eine Revolution, denn kein einziger anderer Wein wurde aus nur einer Rebsorte hergestellt. Die Machart gilt als sehr traditionell und diese Herstellung wurde bis heute so weitergetragen.


Traditionalisten ist von den Weinen von Biondi Santi nach wie vor angetan. Gabriel wäre auch gerne Fan, doch leider halten sich die bisherigen Erlebnisse, selbst mit ganz grossen Jahrgängen bei mir in Grenzen.

Der 1964er war gar nix mehr ...

1955 Biondi Santi, Brunello Riserva, Fattoria il Greppo: Die reife Farbe ist mitteldunkel, rote Reflexe gibt es nur noch minim, das Braun herrscht vor. Die Nase zeigt einen dumpfen Ton, begleitet von flüchtiger Säure, kaltem Bratenjus, Trockenpilzen. Leider schwingt da eine deutliche Oxidation mit. Im Gaumen gibt er sich positiver, die Gerbstoffe sind stärker als der etwas asketisch anmutende Körper. Nach einer geraumen Zeit im Glas regte er sich doch etwas. Die Oenoteca San Pietro in Salerno (I) bietet noch eine Flasche an. Zu 11'550 Euro! An unserem Abend wurden vier Flaschen geöffnet. 17/20 vorbei

KULTWEIN AUS DOPPELMAGNUMS

Think big! Es ist schon relativ schwierig an normale Flaschen vom zu gelangen. Aber Doppelmagnums sind dann so zusagen die absolute Rarität von der normalen Rarität. 


1995 Pingus, Dominio de Pingus, Ribera del Duero: Doppelmagnum. Sehr dunkel, fast keine Reifereflexe. Umwerfendes Bouquet. Gleich zu Beginn weg. Sandelholz, Pralinen, Caramel, Röstnoten, dunkle Beerenfrüchte. Gibt sich minim laktisch im Ansatz, was ihm eine zusätzliche Fülle verleiht. Auch im Gaumen genial, füllig, cremig, opulent und superelegant. Das war der Erstlingsjahrgang. Und er weiss auch heute noch zu berauschen. Eine Legende seiner selbst. Das war für mich der Wein des Abends. 20/20 trinken 

1970 Unico, Vega Sicilia, Ribera del Duero: Erstaunlich dunkles Granat mit wenigen Reifetönen. Intensives, fülliges, pflaumiges Bouquet, weit ausladend, mit homogenem Ansatz. Es duftet nach dunklen Edelhölzern und schwarzen Pralinen, dunkles Caramel und eingedicktem Birnensaft und kaltem Arabica-Espresso. Ein Mund voll grosser Wein im Gaumen, komplex, cremig mit viel Grazie. Druckvolles, hoch aromatisches Finale mit Dörrpflaumen und Trüffeln. Leider gibt es davon unterschiedlich gute Flaschen. Einige weisen einen gewissen TCA-Unterton auf. Wir hatten grosses Glück und dem hemmungslosen Genuss stand nichts im Wege. Er hält dieses Niveau noch mindestes zehn Jahre durch. Wohl noch länger. 19/20 trinken

VINTAGE PORT & KARINS VINTAGE


1963 Vintage Port Taylors: Sehr helle Farbe, darin aber immer noch rubine Reflexe zeigend, deutlich aufhellender Wasserrand aussen. Zärtliches, elegant süsses Bouquet. Ein Hauch helle Rosinen, Grenadine Sirup, Cumberland Sauce, Rooibos Tee und dahinter leimig füllige Konturen. Im Gaumen ist er schon fast mit zärtlichem Körper unterwegs, cremig, angenehm süss, verspielt und mit milchigem Finale. Eine Delikatesse. 19/20 trinken

DER GASTGEBER UND SEIN JAHRGANG


Im Bild unten ist Robert Langer mit seinen Jahrgängen 1964 zu sehen. Links Biondi-Santi, rechts Vega Sicilia.





Der grosse Gabriel-Bericht vom Tasting im Tantris www.bxtotal.com

WELCHER WEIN PASST ZUM REHRÜCKEN?
Die Geschichte hatte ich schon einmal erwähnt. Passt aber zur beginnenden Wildsaison.

Jemand ruft mich an und fragt, welcher Wein ideal zu Rehrücken passen würde. Ganz ehrlich? Zum Rehrücken passen fast alle Rotweine. Je nach Gusto.


Aber welcher Rotwein passt zu Spätzli? Zu Rotkraut? Zu Marroni? Zu Rosenkohl mit Speck? Zu gefüllter Birne mit Preiselbeere? Meine Antwort: Zu dieser Kombination passt eher ein Allround-Rotwein. Einer der Spass macht. Einer, um den es nicht zu schade ist. 

Als gelernter Koch, weiss ich, wie die besten Kombinationen erreicht werden können. Hier mal ein paar Beispiele für sehr gute Bordeaux’ … 

Bratwurst zu Château Latour
Fleischkäse zu Château Lafite-Rothschild
Pizza zu Château Mouton-Rothschild
Käse zu Château Margaux
Lasagne zu Château Haut-Brion


Was ich damit sagen will? Meine allerbesten Flaschen verkompliziere ich nie beim Essen. Es soll schmackhaft sein, keinen Küchenstress generieren und viel Genuss-Zeit für die geöffnete Flasche lassen.


Manchmal reicht auch das wenig bekannte Gericht «Nihil» als Begleiter von einem tollen Wein. Nihil stammt aus dem Lateinischen und heisst Nichts!


CASTELLO LUIGI LANCIERT BELVEDERE
Volle Konzentration auf Castello Luigi! Nachdem sich die Familie Zanini von ihren bisherigen Weinen von Vinattieri & Co. getrennt haben, fokussieren die beiden Luigi Zanini das Qualitätsmanagement voll auf die Weine von Castello Luigi. Zum bisher auf sehr hohem Niveau produzierten Duo (weiss und rot) ist jetzt nochmals ein kleiner Bruder dazu gekommen. Kein Zweitwein, sondern ein neuer Wein, welcher direkt an die bisherigen Parzellen angrenzt …


Die Reben waren immer schon im Besitz von der Familie Zanini, sind aber früher in das Sortiment von Vinattieri Weinen geflossen. Mit der Strategieänderung machte es Sinn – nebst dem Castello Luigi

Rosso – innerhalb des bestehenden Besitzes einen neuen, eigenen Wein zu Lancieren.

Zur Erinnerung; 1988 erwarb Luigi Zanini in der Gemeinde Besazio ein Anwesen mit dem Namen «Belvedere». Dort stand auch ein altes Bauernhaus, welches dem neu erbauten Schlösschen «Castello Luigi» Platz machte. Der Brandname Castello Luigi entstand in der Folge vom heute etablierten Ticino Super Premium Wein.
Mit dem Projekt eines neuen Weines mit bestehenden Rebflächen, welche direkt an das bestehende Weingut angrenzen, entsann sich die Familie auf den alten Namen und so entstand der Name für den Erstlingsjahrgang 2020; «Belvedere del Castello Luigi». Voraussichtlich wird er nächsten Frühling auf den Markt kommen mit einem Preis von 69 Franken. Und so schmeckt dieses Novum …

2020 Belvedere del Castello Luigi, Besazio:


100 % Merlot. Produktion; 8'400 Flaschen. Dunkles, in der Mitte sattes Rubin-Granat. Frisches, fein pfeffriges fruchtig-florales Bouquet; Himbeeren, Granatapfelkerne, zartes Vanillin im Hintergrund. Gibt sich als Jungwein schon erstaunlich kommunikativ, recht intensiv, aber auch verspielt, Melisse im Duft und dabei zart aufsüssend mit Nuancen von Red Currant Pastillen. Im Gaumen mit seidigem Fluss unterwegs. Gut stützende Säure, welche sich mit einer noblen, superb geleitenden Adstringenz verbindet. Gibt sich im Extrakt vor allem rotbeerig mit einem gewissen Holunderschimmer. Sehr aktive Primärfrucht. Hat geschmacklich reichlich «Castello-Reflexe» und doch eigenständig. 18/20 2024 – 2035 
Mehr Infos


CABERNET FRANC UND MERLOT VOM CASTELLO DI CANTONE


Heute gibt’s Tartar. Und dazu Tessiner Weine. Passt irgendwie. Die Weine habe ich vor degustiert und freue mich wie ein kleines Kind auf das «Follow Up» …


2018 Merlot Riserva, Castello di Cantone: Marktpreis um 70 Franken. Mittleres Granat mit Lila Reflexen, feiner Rand aussen. Geniales, geradliniges und ebenso präzises Bouquet, Flieder, Veilchen, schwarze Früchte. Das eingesetzte Holz wirkt nasal fein stützend im Hintergrund. Saftig-samtiger Gaumen. Er zeigt eine tolle Konzentration im Extrakt. Die Adstringenz ist elegant und so ergibt sich

aus dieser Konstellation Finesse und Power. Kein Blender für eine Blindprobe, sondern ein grosser Merlot Riserva für Mussestunden. Macht Spass auf sehr hohem Niveau. 18/20 trinken

2018 Cabernet Franc Riserva Ungulus, Castello di Cantone: Marktpreis um 165 Franken. Produktion: 900 Flaschen. Intensives Weinrot mit bläulichen Reflexen, recht satte Mitte. Feinwürziges Bouquet, Tabakblatt, gebrochene Tannennadeln, Earl Grey Nuancen, Waldbrombeeren, Heidelbeeren und Black Currant. Trotz den aufgezählten Fruchtelementen setzen sich die Würzkomponenten etwas mehr durch und liefern diesem bereits nasal fantastischen Wein den Grove. Dies in Form von Irisch Moos, Spitzwegerich und hellem Tabak. Man kann sich fast nicht sattriechen, weil er so gefächert ist, dass sich das Bouquet wie ein Rotweinparfüm anfühlt. Samtiger Gaumen, der höchst elegante Wein fliesst wie Kaschmir über die Zunge. Alles ist am richtigen Ort. Wie schon beim Merlot Riserva aus gleichem Hause ist die Vinifikation bedächtig und absolut begleitend. Royales Finale. Dieser schon fast legendäre Tessiner Rotwein zeigt auf, dass ein reinsortiger Cabernet Franc in diesem Kanton schon ein spezielles Thema sein kann/könnte. Mit den entsprechenden Produktionsmengen wird es dabei wohl immer etwas hapern. Ein Privileg diesen grossen Wein vor sich im Glas zu haben. Im Gabriel-Glas notabene! Glück dem, der ihn findet. 19/20 trinken


Mehr Infos


WAS HABEN DIESE WEINE GEMEINSAM?


2020 - Hommage à Jacques Perrin, Châteauneuf-du-Pape AOC, Château de Beaucastel • 2019 - Opus One Winery, Napa Valley, Opus One • 2019 - Joseph Phelps Vineyards, Napa Valley, Insignia • 2019 - Quintessa, Napa Valley, Cabernet Sauvignon • 2019 - Inglenook, Napa Valley, Rubicon •
2019 - Cardinale, Napa Valley, Cabernet Sauvignon • 2019 - Vérité Mix Case, Sonoma County, Kalifornien • 2019 - Cheval des Andes, Mendoza, Terrazas des los Andes • 2019 - Penfolds, BIN 169 •

2019 - Clos Apalta , Valle de Apalta, Domaines Bournet – Lapostolle • 2020 – Seña • 2020 - Almaviva, Rothschild & Concha y Toro, Chile • 2020 - Viñedo Chadwick, Chile • 2020 - Bibi Graetz, Rosso di Toscana IGT, Colore • 2019 - Solaia, Toscana IGT, Marchesi Antinori • 2019 - Vin de Constance, South-Africa, Klein Constantia etc. …

Eigentlich wenig. Vielleicht findet man einen gemeinsamen Nenner, wenn man merkt, dass dies jeweils die allerbesten Weine von diesen Produzenten sind, welche dahinter Hunderttausende bis Millionen von Flaschen mit der gleichen Domaine, Fattoria, Weingut herstellen. Die anderen Weine verkaufen diese Hersteller über jeweilige Importeure und Händler.


Die allerbesten Weine stehlen diese stolzen Weingutbesitzer genau an diesen treuen Partnern vorbei und vermarkten diese Raritäten via Bordeaux-Négoce. Diese Negociants (Händler in Bordeaux) tun rein gar nichts für deren Marke. In der Regel kennen sie diese Weine gar nicht. Die Produzenten geben eine kontrollierte Distribution mit Fachhändler aus der Hand und lassen diese Trittbrettfahrer an ihren allerbesten Weinen mitverdienen. Jeder halbwegs grosse Händler kann diese tollen Weine dann einkaufen.

Wer am billigsten ist macht den schnellen Reibach. So kann man eine teure Marke auch diffamieren.


Eine positive Nachricht gibt es aber dann doch noch. Die Händler, welche von diesen Weltklasse-Topweinen eine Zuteilung erhalten behalten nichts für sich, also für Ihren Privatkeller zurück. Denn zu Hause ist «nur» Bordeaux angesagt …  Noblesse obligé!


MERLOT AUS FRAUSEILLES


Was ein Merlot ist, weiss jeder. Aber wo liegt Frauseilles? Kein Wunder, wenn Sie dieses Dorf nicht kennen. Denn diese Ortschaft in der Côtes du Tarn (Nähe Toulouse) hat weniger als 100 Einwohner.


Dort befindet sich das Weingut Comte de Thun. Es werden verschiedene Weine hergestellt. Weiss, Rosé und Rot. Die Preise variieren von 10 Euro bis 40 Euro. Der La Maze ist ein 100%iger Merlot und gehört zur Königsdisziplin von Comte de Thun.

Eine Flasche lag schon lange zu Degustationszwecken in meinem Keller. Dazu wird es aber nicht kommen. Denn – ich werde ihn nicht nur degustieren, sondern gar trinken …


2009 La Maze Comte de Thun, IGP Côtes de Tarn: Die Farbe ist undurchdringlich in der Mitte, aussen immer noch Violett mit minimem Reifeschimmer. Das Bouquet ist im ersten Moment für ein paar Sekunden bockig und mit minimer Reduktion unterwegs. Dann legt er nach und nach einen Zacken zu. Erst Bakelit, dann kalter Rauch, Malagarosinen, Korinthen, dunkles Biermalz (Guinness) und einen Hauch von Vintage Port. Er geht dabei ziemlich in die Tiefe. Im zweiten Ansatz zeigt er viele Kräuternoten. Irgendwie nimmt man da den Duft der naheliegenden Provence wahr. Im Gaumen wirkt er robust und eher männlich wegen seinen knochigen Konturen. Doch es ist auch Fleisch da und so gibt sich dieser Merlot mächtig und etwas atypisch. Atypisch? Von einem grossen Merlot erwartet man generell meistens Fülle und Hülle. Auch eine gewisse Sweetness. Das will dieser La Maze nicht bieten. Er erinnert in seinem Stil eher an einen geduldigen Tannat oder Malbec. Und so ist denn die effektive Genussreife noch nicht ganz erreicht. Ausser man dekantiert ihn lange genug. Oder man legt etwas besonders Kräftiges auf den Teller. 18/20 trinken
 
Die gute Nachricht zu diesem Post. Man kann ihn noch im Markt kaufen. Direkt vom 
Produzenten


1968ER WEIN FÜR EINEN 1968ER GAST

 
Wer 1968 geboren ist und Wein liebt und das Beste aus seinem Geburtsjahrgang geniessen möchte, hat leider nur wenig Möglichkeiten …


Fast in ganz Europa sorgten miese Wetterbedingungen für einen höchst bescheidenen und wenig lagerfähigen Jahrgang.

Nur Spanien hatte Glück im Unglück. Wer eine gute Flasche von der Bodega Vega Sicilia erwischt, wird wohl den besten Wein Europas geniessen können. Sehr gut sind aber auch viele Riojas. Hier liefern zum Teil noch recht günstige Exemplare einen recht grossen Genuss Garant.


Das 1968er Eldorado findet im Napa Valley statt. Damals erst am Anfang ihrer heute grossartigen Geschichte, hatten die Winzer grosses Wetterglück und konnten bei optimalen Bedingungen ernten. Der Ausbau war damals zwar noch eine andere Sache. Keine Gärtemperaturkontrolle, zu warme Keller, reichlich gebrauchte Fässer sorgten für «Klassiker» der damaligen Zeit.

Und doch sind die besten Weine immer noch sehr gut zu trinken und zeigten schon damals, dass die Weltklasse im Napa möglich ist.

So richtig Anerkennung für diese grossen und auch sehr lagerfähigen Rotweine kam erst mit dem legendären Paris-Tasting von Stephen Spurrier ins Rampenlicht.


Blindverkostungen mit Bordeaux gegen Napa wurden daraufhin immer wieder von verschiedenen Gremien und Orten wiederholt.
Die Tendenz war immer wieder die Gleiche. Napa gewinnt gegen Bordeaux. Basta! 


Es gab einen Grund einen Wein vom Jahrgang 1968 zu öffnen. Denn unser Gast; Nikolas von Haugwitz (CEO bei Schuler Weine) ist in demselben Jahr geboren ...

1968 Cabernet Sauvignon, Mondavi, Napa Valley: Füllstand; obere Schulter. Aussen minimes Braun, innen noch erstaunlich Rot, mittlere Tiefe anzeigend. Offenes Bouquet, im ersten Anflug nicht besonders weinig. So eher in Richtung Fliessblatt, Filzstoff, Karton, Bakelit und minim jodig. Also wartete ich ein paar Minuten. Die anfängliche Trockenheit wich einer dezenten Süsse. Erst eher erdig, dann mit Schokospänen, Frühstück Pflaumensaft, Brazil Tabak und dunklen Ledernoten durchzogen. Im dritten Ansatz findet man minime Spuren von Walderdbeeren, dunkle Edelhölzer und Sommertrüffel Nuancen. Alles elegant und harmonisch ohne etwaige nasale Aufdringlichkeiten. Klar

ist die volle Reife schon früher gewesen, aber eventuelle Tertiäraromen halten sich tunlichst im Hintergrund. Im Gaumen mit mittlerem Körper unterwegs. Gibt sich immer noch recht fleischig und angenehm konzentriert. Die Gerbstoffe zeigen sich nicht mehr in einer seitlichen Rachen Adstringenz, sondern auf der Zunge. Diese Tannine geben sich «halbcharmant» und zeigen feinsandige Konturen. Im Extrakt findet man – nebst einer immer noch gut stützenden Säure auch eine angenehme Süsse, welche wieder ähnliche Fruchtkonturen zeigt, die man schon im Bouquet fand. Der Nachklang ist intensiv und vermittelt minim kapselige Konturen. Diese verleihen dem Gesamtbild den Charakter eines Bordeaux aus der damaligen Zeit. Auf dem Etikett steht links oben «unfined» was darauf hinweist, dass der Wein nicht filtriert wurde. So zeigt er dann auch recht viel Depot gegen den Schluss der Flasche. Im Depot befinden sich «Antioxidanten». Und die verlangsamten die Flaschenreife. Das könnte der Garant gewesen sein, dass dieser Wein nach 54 Jahren immer noch zu beeindrucken weiss. Er hielt sich – undekantiert – hervorragend über eine gute Stunde im Gabriel-Glas. 18/20 austrinken


WEINRODEO IM VAL BEDRETTO

 
Das Bedrettotal liegt zwischen der Gemeinde Airolo und dem Nufenenpass. Südlich des Gotthards. Nördlich im Tessin. Wer die Locanda Orelli aufsuchen will, muss von der Passstrasse leicht abweichen.
Ein kleiner Umweg, der sich lohnt. Vor allem die Weinfreaks kommen auf ihre Rechnung. Wie ein später auftauchendes Bild des gut sortierten Kellers beweist. Wer nicht mehr ins Auto steigen will oder soll, kann sich gleich ein Zimmer buchen.


Soweit zur Geografie vom Austragungsort von diesem besonders süffigen, ziemlich einmaligen Freundschaftstreffen.

Ins Tessin gelockt hatte uns Luigi Zanini der Jüngere. Er wollte uns seine neuesten Jahrgänge vom Castello Luigi zeigen, verbunden mit einem neuen Rotwein, der nächstes Jahr im Frühling erstmals auf den Markt kommen. Etwas mehr darüber am Schluss und in einer anderen Gabriel-Story.


Nach dem Jungweindegustieren setzten wir uns an einen hübsch gedeckten Tisch in der Wirtschaft und liessen schon mal den Dom-Perignon-Korken knallen.

1990 Dom Perignon Œnothèque: Dégorgé im Jahr 2003. Das Gelb war intensiv und es zeigten sich in der Mitte erste, güldene Reflexe. Das Bouquet nussig, Strohnoten mit einem salzig-mineralischen Touch, gelber Sennen Butter, Weissbrot, Mirabellenkompott und eine minime Spur von nasser Wolle. Letzteres war ein gewisser Faszinations-dämpfer. Im Gaumen mit vifem, etwas polarisierendem Säuremousse, weich und saftig. Gefällt hier wesentlich besser als in der Nase. Also ein wunderschönes Champagner-Altweinerlebnis. Es ist unglaublich, dass Moët eine so grosse Menge Dom Perignon auf diesem Niveau herstellt. 18/20 austrinken

CÔTE DE NUITS & CÔTE BLONDE


Der Bonnes Mares hat die Eigenheit, dass er als einziger Cru über zwei Dorfappellationen verteilt ist. Der La Mouline nennt sich Côte-Rôtie ist aber eigentlich ein Côte Blonde.


1990 Bonnes-Mares, Vogüe: 19/20

1990 La Mouline, E. Guigal: 20/20


Verkostungsnotizen auf www.bxtotal.com

TESSINER ROTWEINLEGENDE



Es ist nicht anzunehmen, dass sich im Markt noch weitere Flaschen von diesem absolut gigantischen Merlot befinden.


Der Winzer selbst hat sicherlich keine einzige mehr, denn diese letzte Flasche aus seinem Keller bekam ich vor Jahren als Geschenk.
Ich habe sie wohl gehütet und jetzt für dieses Rodeo ausgegraben. Er hatte keine Mühe mit der Weltklasse Konkurrenz mitzuhalten.


Ich hatte ihn ein paar Mal im Glas mit einer konstanten, sehr hohen Wertung. Dies war meine zwar letzte, aber dafür allerbeste Flasche meines Lebens. (20/20)!

MEHR DRECK?!


Chris von Rohr (Krokus Band) hat diesen Ausdruck einst während einem Schweizer Musikwettbewerb lanciert.

Solche Weine wie den fantastischen 1990er Grand-Puy-Lacoste wie auch den 1990er Léoville Poyferré und viele andere Weine aus früherer Zeit wird es nie mehr geben. Warum? In der ganzen Welt steigen die Winzer auf Traubensortieranlagen um. Das erspart Arbeit und ermöglicht eine bessere Traubenselektion.

Wie diese Prozedur funktioniert? Nach dem Abbeeren fallen die Trauben durch einen Windkanal. Kameras halten nach den runden Beeren Ausschau und wissen genau, welcher Farbton und welche Kalibrierung für die effektive Weinzubereitung gefragt ist. Will heissen; der Winzer bestimmt die Selektion. Was zu klein ist, geschrumpelt oder zu wenig dunkel wird mit einem gezielten Windstrahl aussortiert. Nur die «A-Klasse» fällt ganz herunter und wird weiter verarbeitet. 

Wenn ich also bei den beiden vorherigen Weinen von Malagatrauben, Dörrfrüchten oder Rosinenarten schreibe, dann werden diese Aromen in den einst reifen Weinen nicht mehr vorkommen. Qualität mit Vereinheitlichung?

Ich bin mit der früheren Vinifikations-generation aufgewachsen. Ich habe diese Weine und die von Önologen monierten Makel schätzen und lieben gelernt. Ich finde es o.k., wenn man einen schwierigen Jahrgang kühler vergärt, damit die möglicherweise hartgrünen Tannine nicht mitvergoren werden. Und – dass der Wein mehr Frucht wie Gerbstoffe hat und so jünger getrunken werden muss. Das macht Sinn. Aber – warum darf ein heisses Jahr nicht mal seine meteorologischen Dörrfrüchte-Grundlagen in seiner Reife zeigen?


Die technisch-nüchterne Erklärung:

DREIFACHER SIEGER: MARGAUX


Der 1990er Margaux (links im Bild) war dunkler.


Der Margaux war besser.


Und der Margaux ist leider auch viel teurer.


War er bis vor zwei Jahren noch unter tausend Franken im Markt, liegen die günstigsten Angebote heute bei 1200 Franken. Tendenz weiter steigend …


Der Margaux bekam von mir 20/20. Der Mouton 1990 leider nur 18/20. Degunotizen auf www.bxtotal.com

TITANENTREFFEN


Der Latour ist ein Premier Grand Cru und etwas teurer im Markt. Der Montrose ist ein Deuxième und minim günstiger zu haben. Ich würde Montrose nachkaufen …


1990 Château Montrose, Saint-Estèphe: Schwarz, Schwarz, Schwarz! Nur aussen einen minimen, noch verdeckten Reifeschimmer anzeigend. Er zeigt nasal die Dunkelheit eines markigen, Cabernet lastigen Blend. Der besteht übrigens aus 64% Cabernet Sauvignon, 32% Merlot und 54% Cabernet Franc. Die wuchtige Nase ist bullig und tiefgründig zugleich. Rauchkomponenten, Nuancen von Terpentin und schwarzem Trüffel zeigen die Tiefe an, man findet Korinthen, Blut (wie an der Rhône bei einem Hermitage!) getrocknete Quitten, Datteln, Kakao und dunkles Holz. Barock! Brachial! Maximale Terroir Anzeige. Im Gaumen zeigt mit unbändiger Kraft und gewisser Saint-Estèphe-Arroganz. Der beste, frühere Montrose aller Zeiten. 20/20 trinken

NEUES VOM CASTELLO LUIGI


Luigi Zanini (Bild unten) erzählte uns am 1990er-Abend von der neuen Castello-Zukunft.


Der Gärkeller wird erweitert kräftig renoviert. Nach dem Verkauf von den Marken Vinattieri & Co. widmet sich die Familie Zanini jetzt voll und ganz ihren «Schlossweinen».


Bisher waren dies Castello Luigi bianco und rosso. Neu wird mit dem Jahrgang 2020 noch ein weiterer Wein, der Belvedere del Castello Luigi, im März 2023 auf den Markt kommen.

Der grosse PDF-Erlebnisbericht von René Gabriel von diesem 1990er-Abend: www.bxtotal.com 


MUSAR KANN ALLES – ABER ANDERS


Es geht um einen Weltklassewein - made in Libanon. Er wird oft ebenso belächelt wie geschätzt. Je nachdem, ob man ihn richtig gut kennt oder nur vom Hörensagen.


Während der Flaschenentwicklung ist Musar wie ein önologisches Chamäleon. Mal zeigt er sich überreif, dann verschliesst er sich wieder und scheint – mit zunehmendem Alter – irgendwie jünger zu werden. Es ist kein Wein für Fruchttrinker und auch nichts für Ungeduldige. Auch nicht für Modernisten. Eher für Traditionalisten. Wer ihn versteht wird auch mich verstehen.


Hier noch die in Prosa gefassten Eckdaten mit den Anfangsbuchstaben unseres roten Fadens, welcher durch den Abend begleitete …


Moos. Das war der Austragungsort dieser Vertikale, welche von 1966 bis 1994 reichte. Das Eschenbacher Moos liegt direkt angrenzend an den Dorf-Wald und ist eine Schrebergartensiedlung. 


Unsere Weinwandertruppe war vollzählig. Also André, Bärti, Baschi, Guido, Jürg, Philipp, Silvio und René. Plus Spezialgast Jörg.

Sülze bildete den Anfang. Ein Weinwander-Traditionsgericht, welches im Artikel selbst später mit Foto daherkommt. 


Angefangen hat die Verkostung mit zwei gleichen Weissweinen mit unterschiedlichen Farben. Nämlich mit dem weissen Musar vom Jahrgang 1969. Logischerweise war der zu dunkle in der Folge oxidiert.


Ratatouille zum auf Holzkohlen gegrillten Lamm Rack. Ein hausgemachtes Spezialrezept. Das schmeckt so gut, dass ich das «Making off» zum Nachkochen verrate.

1966 Château Musar: Die Farbe ist mehr Orange wie Rot und zeigt einen deutlich aufhellenden Rand. Delikates Bouquet mit einer defensiven Süsse, Hagebuttengelee, helle Rosinen, getrocknetes Rosenholz, dominikanischer Tabak und Hirschleder. Absolut wohlig und vielschichtiges Nasenbild. Samtiger, feingliederiger Gaumen, tänzerischer Fluss, sagenhaftes Finish. Wenn ich nicht gewusst hätte, was es war, dann hätte ich auf eine Mischung eines ganz grossen Châteauneufs und eines supereleganten, hoch reifen Burgunders getippt. Als ich den Text schrieb, hörte ich Jürg sagen, dass alte Vega Sicilias ebenso schmecken. Auch er hatte mit dieser These recht. 19/20 austrinken


Zu finden in der Schweiz bei www.wine-rarities.com zu CHF 690.

FLEXIBLE ALKOHOLANGABE


Leider wird heute bei Weinen oft länger über den Alkoholgehalt diskutiert wie über den Wein selbst.


Immerhin hat man bei alten Musar Jahrgängen die entsprechende Information aufs Etikett gedruckt.


Mit einer Spannweite von 11 bis 14 Volumenprozent.

BRODABENDT UND MUSAR


Aus einem Glossar vom legendären englischen Weinkritiker Michael Broadbent kann man nachlesen: «Der geschäftstüchtige Serge Hochar präsentierte seine Weine zum ersten Mal in England auf der Bristol Wine Fair im Juli 1979, wo ich ihn zum ersten Mal traf.


(Christie's stellte ebenfalls aus). Da probierte ich seine Weine. Drei sehr trockene Weissweine und drei Rotweine. Von letzterem war der 1967er herausragend. In der Januarausgabe 1980 des Magazins Decanter schrieb ich, dass es einer der Spitzenweine der gesamten Messe gewesen sei».


Mit diesem Kommentar verhalf Broadbent dem Château Musar in England zum Durchbruch. Bis heute ist Grossbritannien der wichtigste Absatzmarkt geblieben …

GABRIEL’S RATATOUILLE



Die Grundausstattung dieses Gerichtes habe ich meinem Goldauer Freund Charlie abgekupfert. Und es dann modifiziert.


Für mich ist es wichtig, dass die diversen Gemüse knackig bleiben und so – trotz der Verbindung durch die begleitende Brühe – ihre Eigenständigkeit bewahren.

Also legen wir los: Sehr grob geschnittene Zwiebeln in Olivenöl anbraten, dann Karottenstücke, geschälte ganze Knoblauch, kleine Blumenkohl Röschen beigeben und ebenfalls anbraten. Tomatenscheiben dazu geben, ganz wenig gut gewürzte Bouillon (oder halt Wasser und etwas Bouillonpaste). Kleinere oder halbierte Champignons.


Den Inhalt von einem Glas Ajvar dazu geben. Das kann man selber machen oder in jedem Markt einkaufen.


Dann separat in einer Bratpfanne folgende Gemüse einzeln kross anbraten und dazu geben. Peperoni Stücke. Geschälte und von den Kernen entfernte grob geschnittene Zucchetti. Würzen mit Lorbeerblättern, Nelkenköpfen und italienischen Kräutern. Vielleicht eine ganze Chilischote beigeben. Wegen dem Pep. Nur kurz aufkochen und fertig! Passt besonders gut zu Lamm. So wie in unserem Falle.

Ich kenne niemanden in unserem Jargon, der die Etiketten und Flaschen so genau auf Einzelheiten prüft wie Gastgeber Jürg Richter.


1988 Château Musar: Magnum. Reife Farbe, aber immer noch erstaunlich in Form. Der Duft ist wie ein Parfüm von trockenen Kräutern, Dörrfrüchten, Havanna Tabak, kaltem Rauch und feinen Jod- und Terroirtönen, viel Mineralik, weil er einen typischen Erd-Eisenton und salzige Noten aufzeigt. Im Gaumen eher schlank, feinrassig mit gut stützender Säure und einer noch gewissen Adstringenz. Ein milder Powerwein, falls es dies überhaupt gibt. Aber eigentlich zeigt dieser 1988er Musar genau auf, dass es sowas gibt. Da war sicherlich auch ein gewisser Magnum Bonus dabei, weil ich ihn aus der Normalflasche um ganze zwei Punkte bei einer früheren Verkostung bewertete. 19/20 trinken

ZWISCHEN 177 UND 215 FRANKEN


Es gibt ihn noch und mir scheint der Preis für diesen fantastischen Musar fair zu sein. Zumal er sich hervorragend als Pirat für hochrangige 1990er Blind-Verkostungen eignen würde.


1990 Château Musar: Immer noch recht intensive Farbe. Verrücktes Bouquet; Kräuter, dunkle Edelhölzer, Zedernholzbox, Cigarrenduft. Eigentlich riecht, duftet, schmeckt dieses geniale Nasenbild wie eine grosser Château Rayas. Kalter Jasmin Tee, Earl Grey und getrocknete Küchenkräuter. Im Gaumen rassig, würzig, recht konzentriert. Er tanzt über die Zunge und der Wein hat immer noch Pep und Vivazität. Liegt insgesamt auf der eleganten, Harmonie bedürftigen Seite. Endet mit malzigen Tönen und geröstetem Sesam. Nachschlag bitte! 19/20 trinken

GETRUNKEN IN SCHOTTLAND


Den letzten Abend auf unserer grossen Motorradtour im August 2022 durch Schottland verbrachten wir im Balcary Bay Hotel in Auchencairn. Wer die Ruhe sucht und genug Musse hat den Gezeiten stundenlang zuzuschauen, dem empfehle ich dieses Hotel.


Gegessen haben wir hervorragend. Die Weinkarte ist nett. Auf einem Extrablatt als Ergänzung zur normalen Weinkarte fanden wir den 2014 Musar zu 70 Pfund. Der schmeckte uns so gut, dass wir recht bald nachdoppelten.


2014 Château Musar: Sehr dunkles Weinrot mit blauen und violetten Reflexen. Präzises, frisches, intensives Bouquet mit floralem Touch, tintigem Ansatz und Pfeffernoten. Nebst Brombeeren und Heidelbeeren. Im Gaumen noch fest, verlangend und somit nach weiterer Reife verlangend. Das Potential scheint grossartig. Irgendwie habe ich da auch das Gefühl, dass dieser grossartige Musar etwas «moderner» vinifiziert wurde, wie frühere Jahrgänge. Dekantieren ist auf alle Fälle eine zwingende, genussvergrössernde Idee. Zurück in der Schweiz habe ich gleich im Markt besorgt. 19/20 beginnen


Die grosse Gabriel-Musar-PDF-Geschichte auf 11 Seiten www.bxtotal.com


DAS WAREN NOCH ZEITEN




Der Gastropapst Silvio Rizzi und ich bei einem Fotoshooting für die Sonntagszeitung ...


WAS IST BESSER ALS EINE FLASCHE 1998 FIGEAC?


1998 ist in Saint Emilion ein Hammerjahr! Der Figeac ist einer der Besten. Ich habe mir die Frage gestellt, was noch besser sein könnte. Der Cheval in ein paar Jahren? Der Ausone in noch mehr Jahren? Gestern hatten wir den Angélus 1998. Auch ein Mega-Traum. Heute nehmen wir etwas Wein mit in den Löwen und trinken den mit Freunden. Da habe ich mich gefragt, was besser wie eine Flasche vom 1998 Figeac sein könnte ...
Die Antwort viel mir nicht leicht, war aber genial; eine Magnum 1998 Figeac!


BROMÄ-MAGNUM-REGEN-VARIANTE

 
«Ich freue mich, wenn es regnet. Denn wenn ich mich nicht freue, dann regnets auch!» Dies sagte einst der deutsche Komiker Karl Valentin. Nach einer langen Sonnenperiode war der 19. August 2022 wieder mal ein richtiger Regentag. Das freute die Bauern, aber weniger gewisse Weinfreunde. Vor allem jene, welche sich auf die alljährlich wiederholende Einladung zu einem ganz besonderen Weinabend auf dem Hof Bromä gefreut hatten.


Aus Solidarität mit den Bauern freuten wir uns aufgrund der Karl-Valentin-Methode trotzdem. Denn – es gab eine räumliche Alternative. Die lag dann nicht zwischen den Ortschaft Römerswil und Neudorf, sondern zwischen Ballwil und Waldibrücke. Genauer in Eschenbach. Also auch in Kanton Luzern.


Jedes Jahr wählen wir für diesen nicht kommerziellen Event unter Freunden jeweils ein Thema. Irgendwie nach dem Motto: «Wer keinen roten Faden hat, soll keinen faden Roten trinken». Diesmal fiel die Entscheidung auf Magnumflaschen.

HETEROGENE ANGEBOTE


Das ist das erste Anzeichen, dass der Markt für einen bestimmten Wein austrocknet. Es gibt keine homogene Angebote im Markt mehr.


Der günstigste Anbieter für diesen 2009er Gruaud-Larose ist weinundmehr.ch in Luzern. Dort habe ich gleich eine Bestellung für günstige 105 Franken abgeschickt.

Der nächste Anbieter heisst Ersan Wein. Hier liegt die Preislatte bereits bei 140 helvetischen Talern. Auf dem dritten Platz folgt millesima mit 166.67 Franken.



Wer wie in unserem Falle Magnumflaschen in seinem Keller bunkern will, der ruft bei Berthaudin in Genf an. 380 Franken will man dort für eine Eineinhalbliterflasche. Kaufen würde ich in jedem Fall, denn mit all diesen Preisbeispielen ist dies immer noch ein sehr guter Bordeauxwert! Und – die besten 2009er ziehen immer noch kontinuierlich an.


2009 Château Gruaud-Larose, Saint Julien: Magnum. Intensives, dezent mattes Purpur mit minimem Lila-Schimmer. Geniales, vielschichtiges, feinwuchtiges Bouquet mit Earl-Grey, Vanille und dezent kompottigen Ansätzen. Süssholz, dominikanischer Tabak, ergänzt mit schon fast zärtlich anmutenden Röstnuancen. Bei jeden neuerlichen Nasenkontakt legt er nochmals zu. Saftig-samtiger Gaumen mit weichen und reichen Tanninen, gebündeltes Finale. Obwohl er vom heissen 2009er-Jahrgang einen Stempel aufgedrückt bekam, zeigt im Innern recht viel Klassik. Und dahin wird er sich auch entwickeln. Er ist am Anfang einer langen Genussreife und hat mir noch nie so gut gefallen wie heute. Will heissen es gibt jetzt eine Veränderung meiner Punkte-Strategie: Bisher; 18/20. Jetzt; 19/20 beginnen

MOUTON 2002 NACHKAUFEN?


Rechts wird der Mouton 2002 ausführlich beschreiben. Für mich war es der Wein des Abends. Sehr dicht gefolgt vom 2000er Hosanna. Nachkaufen würde ich ihn jetzt nicht mehr, aber so oft wie möglich trinken! Mittlerweile liegt der Tarif nur noch ganz knapp unter 500 Franken. Mein Einstandspreis war damals 161 Franken.


Ein Musse-Mouton der aufzeigt, dass das Team in diesem sonst schwierigen Jahr eine Sonderleistung vollbrachte.


Bis vor kurzen zückte ich hier jeweils immer die Maximalwertung. Und es war auch der allerbeste Rotwein unseres Abends.


In Relationen gesehen, muss Mann leider halt letztendlich doch relativieren, damit die Wertungen gegenüber den wesentlich lagerfähigen und noch intensiveren Jahrhundertweinen intakt bleibt. Also, leicht abgerundet; 19/20 trinken ohne Eile

KOMMT ER IRGENDWANN NOCH?


Bereits bei der Fassprobe monierte ich, dass ihm die sonstige Fülle des Merlots fehlt. In weiteren Kontakten fand ich ihn immer verschlossen. «Introvertierter, aber fleischig» schrieb ich im Jahr 2016. Zwei Jahre später merkte ich konsterniert: «Er kommt einfach nicht aus sich heraus». Eine aufhorchende Notiz aus 2020: «Je länger man sich mit diesem Cheval nasal beschäftigt, desto mehr versucht er sich in defensiver Konversation». Also immer noch nix. Und jetzt zwei Jahre später hat er sich nicht weiterentwickelt … 

1996 Château Cheval-Blanc, Saint-Emilion: Magnum. Dezent aufgehelltes, rost- und ziegelfarbenes, gereiftes Rot. Insgesamt recht transparent. Cooles Bouquet! Will heissen, man spürt die Unterreife der Trauben in Form von Tabakblättern, Zichorie, zerdrücktem Tasmanischem Pfeffer, kaltem Ratatouille und minimen Anflügen von flüchtiger Säure. Man sucht die Frucht und findet diese in minimen Spuren von roten Johannisbeeren und Granatapfelkernen. Insgesamt, etwas nüchtern betrachtet, käme man da nie auf einen teuren Premier-Grand-Cru. Aber dies hat mehr mit dem Jahrgang, wie mit seinem Terroir zu tun. Während 1996er in Médoc & Co, teilweise recht gross war, gelten diese in Pomerol und Saint Emilion zuweilen als «Tombola Trostpreise». Ich gab ihm lange Luft und er nutzte diese Chance, um wenigstens etwas versöhnlicher in die Nase zu kommen. Im Gaumen wirkt das Extrakt etwas kapselig und die Aromen wechseln auf grüne Tabakblätter und (immerhin!) etwas Lakritze. Das Finale wir leider wieder geprägt von tendenziell unreifen und kalt ausstrahlenden Beerenschalen. In seiner früheren «Halbfruchtphase» rundete ich ein paar Mal auf 18-Punkte auf. In letzter Zeit lag er – wie in diesem Fall – zwei Punkte tiefer. Magnum hin oder her! Rund tausend Franken würde heute eine solche Magnum kosten. Da gibt es nur einen wirklich richtigen Tipp: Finger weg! 17/20 trinken


Alle Notizen zu dieser Weinprobe: www.bxtotal.com


ALTWEINÜBERRASCHUNG!


Dass Bordeaux sehr gut altern, weiss man von der Vielzahl an immer noch sehr guten bis grossartigen Weinen vom linken Garonne- und Girondeufer.


Dass dies der Fall in der Libournais-Region ist, ist schon eher seltener der Fall. Jetzt habe ich gestern Bauklötze gestaunt.


Ein dunkler, kräftiger, markanter Rotwein war im Glas. Einer, welcher immer noch süsses Terroir ausstrahlt und sehr komplex daher kommt. Somit war der 1934 La Tour-du-Pin-Figeac immer noch absolut grossartig. 18/20.

Hätte ich nie von dem Wein gedacht, da ich von jüngeren Jahrgängen nie besonders viel hielt.


Seit Jahren versuchen die Besitzer von Cheval Blanc das Château Figeac zu akquirieren. Was nur teilweise gelang. Nämlich mit dem Weingut La-Tour-du-Pin-Figeac im Jahr 2006. Das gehörte nämlich ganz früher mal zu Figeac. Es ist anzunehmen, dass diese Charge heute in den Petit Cheval fliesst ...

DER BESTE 1938ER?



Er kam blind auf den Tisch. Ich fand ihn grossartig. Aus einer heissen Gegend konsultierte ich. Könnte Syrah sein? Warum nicht ein grosser Hermitage? Ein sehr grosser Hermitage und erst noch sehr, sehr alt eventuell? Tendenziell lag ich ziemlich richtig. Aber auch komplett falsch.


Als das Staniol Papier entfernt wurde, waren alle baff. Inklusive Gabriel. 1938 K. Lung aus Algerien!


Ein paar wenige rote Algerier degustierte ich zwar schon. Aber von diesem Kaliber und Alter war noch keiner im Glas vor mir. Eine beeindruckende Weinlebensreifweinerfahrung. 19/20!


P.S. 1: Als kleiner Bub half ich jeweils im Restaurant Schlüssel in Ennetbürgen aus. Im Offenausschank-Angebot von Rotweinen gab es Kalterer, Magdalener und ... Algerier!


P.S. 2: Als die Chaptalisation (Aufzuckerung) noch nicht bekannt war, wurden nicht wenige Bordeaux mit dem kräftigen, alkoholreichen Algerien verschnitten. So konnte man mal auf einem uralten Lafite lesen "Grand vin de Pauillac, ajouté vin d'Algerie".


MAGNUM-RARITÄTEN-KABINETT

SEPP WIMMER - DER ZUNFTHAUSWIRT



Es ist Samstag, der zweite Juli im Jahr des Herrn 2022. Der 2. Juli ist der 183. Tag des gregorianischen Kalenders, somit bleiben 182 Tage bis zum Jahresende. Am 2. Juli um 13 Uhr war genau die Hälfte des Jahres vorbei.


Drei Stunden später trafen sich 44 Weinfreaks aus der Schweiz und dem deutschsprachigen Teil Europas im rustikalen Zunftsaal vom Zunfthaus zur Waag in Zürich.


Das ist das schönste und grösste Bankettraumangebot in diesem altehrwürdigen Haus, dessen Wurzeln bis ins Jahr ins Jahr 1315 zurückgehen. 


Etwas jünger ist die Geschichte vom umtriebig-erfolgreichen Wirt Sepp Wimmer (im Bild unten). Er übernahm diesen Betrieb im Jahr 2004. 

DREI MAGNUM VOM JAHRGANG 1945


Der Nenin war altbacken mit fassigem Ton. Der Margaux barock mit mehr Kraft wie Finessen. Also war der Gruaud-Larose der Beste ...


1945 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: Magnum. Dunkles Weinrot mit kräftiger, satter Mitte. Dem Alter entsprechende Reifetöne. Dramatisches Medoc-Cabernet-Bouquet, kalter Rauch, Périgord-Trüffel, dunkles Leder und Havanna Tabak. Im zweiten Ansatz; Korinthen, Mocca, Kräuter und eine schier Latour-hafte Tiefe anzeigend. Fester, fleischig geformter Gaumen. Die Zunge zeigt eine gewaltige Konzentration an und der Wein gibt sich so noch extrem jung. Eine Cabernet-Blend-Essenz der Sonderklasse. Gigantischer Jahrgang und ebenso gigantischer Gruaud. Noch weitere 20 Jahre Genussgarantie für eine Magnum dieser Klasse! Man sollte ihn recht lange Dekantieren. 20/20 trinken

MAGNUM-DEKANTIERER



Der frühere Farnsburg-Sommelier Norman Weissbach führt im richtigen Leben mit seiner Lebenspartnerin Annabelle Knapp eine Weinbar und Vinothek in Reutte (A).
 
Als Nebenrollen fotografiert er für die Weinbörse die einzelnen Lots. Und – das war das Wichtigste an unserer Probe; entkorkte und dekantierte alle Flaschen an diesem frühen Abend.


Und brachte diese temperaturmässig genau auf dem Punkt ins Gabriel Glas.                                     


Webseite: www.elvino.at

ZÜRI-GSCHNÄTZELTE-STORY



Wussten Sie es? Das urzürcherische Gericht ist gar nicht so alt, wie mancher vermuten könnte.


Ich wusste es jedenfalls nicht! Deshalb habe ich recherchiert. Und – für mich recherchierte Jan Strobel. In einem Artikel vom Zürcher Tagblatt, erscheinen vor rund 10 Jahren … 

«Das Züri-Gschnätzlete ist so etwas wie Fleisch gewordene Demokratie. Kein Stück hebt sich auf dem Teller ab, die Sauce vereint alles zu einem geschmackvollen und vor allem unaufdringlichen Ganzen. Kein Gericht passt besser zu Zürich als dieses. Mancher Gast in der Kronenhalle oder dem Zeughauskeller mag sich beim Anblick des duftenden Fleisches und der goldgelben Rösti vorstellen, wie sich einst Zwingli genussvoll an seinem Geschnetzelten labte, bevor er gegen das Fasten der bösen Katholiken wetterte.

Erst 1947 taucht das «Geschnetzelte nach Zürcher Art» erstmals auf – in der «Goldenen Kochfibel» einer gewissen Rosa Graf. Der Clou war natürlich die Sauce aus Weisswein und Rahm, die über das Kalbsgeschnetzelte gegossen wird. Von Champignons und Nierli allerdings war noch keine Rede. Wie die Innereien ins Züri-Gschnätzlete kamen, ist nicht wirklich geklärt. Angeblich geht die delikate Beigabe auf einen Metzger zurück, der den Auftrag erhalten hatte, Kalbfleisch für einen Anlass zu liefern. Doch er hatte zu wenig Fleisch und beschloss, es mit günstigen Nieren zu strecken. Später habe man die Nierli durch Champignons ersetzt, weil Innereien bekanntlich nicht jedermanns Sache sind.
Wieso die Rahmsauce das Geschnetzelte zürcherisch macht, bleibt ebenfalls ein Geheimnis. Denn ohne Sauce existierte Kalbsgeschnetzeltes schon lange. So entdeckte Kochbuchautorin Alice Vollenweider alte Rezepte aus dem 19. Jahrhundert. Nicht in Alt-Zürcher Büchern – sondern in Österreich».


Gemäss Gault und Millau gibt es das beste «Zürcher Geschnetzelte» in der Kronenhalle in Zürich. Dort wird diese Speise aber mit noblem Kalbsfilet zubereitet. Hat den Effekt, dass sich dieses Gericht dort mit 59 Franken zu Buche schlägt. Nimmt man bei Sepp Wimmer im Zunfthaus zu Waag Platz, hat man drei Vorteile. Man spart 11 Franken. Kann mit oder ohne Nieren wählen. Und die Weinkarte ist wesentlich attraktiver und günstiger!

MEINUNGSVERSCHIEDENHEITEN



Normalerweise sind wir gleicher Meinung. Und eigentlich auch diesmal. Aber, wir hatten ein «rechnerisches Problem» beim Château Ausone 1959. Bei Jürg Richter lag die Messlatte auf 20/20. Ich attestierte diesem Sensations-Saint-Emilion 40/20. Schliesslich war es ja eine Magnum … 😊 


1959 Château Ausone, Saint-Emilion: Magnum. Mittedunkle Farbe, jedoch nicht besonders gereift. Wirkt somit als mehr wie 60jähriger Wein noch recht jung. Ein Traumbouquet mit viel Dörrfrüchten, frischen roten Pflaumen, Waldbeeren, Sandelholz, viele Kräuternoten und Ricola-Hustenbonbons. Dann Schokopralinen, Gianduja Noten und Nougat. Vor allem merkt man deutlich die geniale Partie vom Cabernet Franc in der Assemblage. Finessen und Facetten ohne Ende im nasalen Ansatz und sogar mit jedem Kontakt noch zulegend. Die Süsse zeigt sich in Form von Caramel, Kandis und Coulure. Samtiger, dichter Gaumen. Er weist eine olle komplexe Fülle auf, zeigt auf dem Extrakt die besten Dörrpflaumen der Welt. Anmut und Schönheit mit dem Besten, was Saint-Emilion in der absoluten Sonderklasse zu bieten hat. Klassischer Ausone. Genau so wie er sein muss! 20/20 austrinken

Um welchen Herrn es sich im Hintergrund rechts handelt, konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Vorne – mit Magnum 1959 Ausone – posiert sich der Gastgeber Jürg Richter. 


Ein Mann mit vielen Geschäftstalenten und unbändig starker Neigung zu Sauternes! 

MAGNUM: JE ÄLTER – DESTO TEURER



Eine Magnum liefert den Inhalt von zwei normalen Weinflaschen. Sie kostet, weil das leere Gebinde etwas teurer ist, immer mehr wie zwei normale Flaschen. 


Je rarer und noch älter – desto viel teurer. Dies gilt vor allem für Grossformate. Diese Formel kann dazu führen, dass bei ganz besonderen Raritäten für eine Magnum bis zu fünfmal mehr oder noch mehr hingeblättert wird. 


Ein Beispiel für diese These gefällig? Im Jahr 2018 ersteigerte ein Bieter für 310'000 Dollar eine Magnum Romanée-Conti 1937 bei Christies. Den gleichen Wein in der normalen Flasche könnte man heute bei The Fine Wine Experience in Hong Kong für rund 60'000 Schweizer Franken kaufen. 

BARSAC IST NICHT SAUTERNES



Sind die Süssweine vom Süden von Bordelais noch jung, merkt man den Unterschied kaum oder nur selten. Je reifer die Flaschen werden, desto mehr spürt man das «liquoreux» bei den Sauternes und die frischere, saftigere, minim mildsüssere Variante eines grossen Barsac’s. 

Dokumentarisch konnte man dies beim 1929 Climens erleben, sofern man im Gedächtnis den 1929er Yquem verankert hatte. 


1929 Château Climens, Barsac-Sauternes: Magnum. Dunkles Bernsteingrün mit letzten, ockernen Reflexen am Rand. Geniales Bouquet, Birnenweggen und Hefeteig-Nussschnecken, ein Hauch von Madras Curry, gedörrte Feigen, Engelwurz, Latwerge Honig (Tannenspitzen), frisch gebrochene Rosmarin Nadeln, Bergminze und sehr dunkles Caramel. Im Gaumen die Perfektion einen gigagrossen Barsacs. Reichtum und Finesse, gepaart mit einer schier «hundertjährigen Frische», dramatisches, gebündeltes Finale. Beim Schlucken hatte ich eine Erinnerung an den 1929 Yquem im Kopf. Der ist vielleicht (noch) grösser. Mehr Sauternes! Dieser Climens aus dem gleichen Jahrgang zeigt das geniale Schattendasein eines besten Barsacs auf. In einer Form der absoluten Seltenheit in dieser Appellations-Kategorie. Nicht erschlagend. Und deshalb freut man sich auch auf einen zweiten Schluck, sofern noch was übrig ist. 20/20 austrinken


P.S. So um 2000 Franken herum könnte man in der Welt noch einzelne Flaschen von diesem göttlichen Barsac kaufen. Aber leider gibt es weltweit keine einzige Magnum im Angebot! 

DÜRRENMATTS MAGNUMFLASCHEN



Der im Jahr 1990 verstorbene Schriftsteller, Dramatiker und Maler Friedrich Dürrenmatt verdiente – gemäss Biografie – Ende der 50er Jahre bereits rund 40'000 Franken aus Theater-tantiemen. Er liebte vor allem die Weine aus Saint-Emilion und soll dereinst einen Grossteil des Weinlagers von Château Villemaurine für seinen Keller gekauft haben.
Ende seines Lebens war dieser Bestand fast «ausgetrunken». Einzelne Magnumflaschen landeten nach seinem Tod als Nachlass beim schweizerischen Literatur Archiv (SLA).

ALTE BEYCHEVELLE


Die grössten Weine der Welt zeichnen sich aus, dass diese Finessen und Power vereinen. Es gibt aber auch Weine, welche viel mehr Power besitzen und umgekehrt. Wenn ich mich zwischen Finessen und Power entscheiden müsste, würde ich die mildere Variante wählen. 


Powerweine sind für Blindproben. Finessenweine sind für mich. Da schätzt man das Elegante, Saftige, Balancierte. Und, Mann nimmt davon gerne einen zweiten oder gar dritten Schluck. 


Jedes Mal, wenn ich einem alten, reifen Beychevelle begegne, frage ich mich, warum die mittelalten und neueren Jahrgänge das nicht mehr hinkriegen. 


Hier im Bild mit dem wunderbaren 1959 aus der Magnum bei der Magnumprobe von Jürg Richter im Zunfthaus zur Waage in Zürich. 


1959 Château Beychevelle, Saint-Julien: Magnum. Deutlich aufhellendes, recht transparentes, ansprechend gereiftes Weinrot. Sucht man in einem reifen, grossen Saint- Julien nach Zedern; hier sind sie! Facettenreicher Duft mit Edelhölzern, hellem Tabak und würzigem Pfeffermehl, dahinter Pflaumenduft mit einer parfümierten Süsse, weit ausladend. Irgendwie auch burgundisch im Nasenparfüm. Im Gaumen seidig, tänzerisch, eher leicht und beschwingt im Körper, aber traumhaft balanciert. Wenn man ihn schlürft, setzt er Tausende von Facetten frei. Eine sehr feminine Variante eines traumhaft gereiften Saint Juliens der Sonderklasse. So kann/könnte ein ganz grosser Beychevelle sein. Hoffentlich kommt das irgendwann wieder zurück. 19/20 austrinken 


Der grosse Gabriel-PDF-Bericht zu dieser exklusiven Magnumprobe: www.bxtotal.com


GEREIFTE RIOJA VOM OCHSENFLUSS

 
Die geläufigste Theorie, woher Rioja seinen Namen hat, stammt von der These, dass durch dieses nördlich gelegene, spanische Weingebiet der Rio Oja fliesst. Rio = Fluss. Oja = Ochse.


Rioja-Weine sind schon längst weltberühmt. Ihr ausserordentlich hohes Alterungspotential, ihre Güte und Vielschichtigkeit haben dazu geführt, dass die besten Produzenten dieser Region – auch wenn mit grosser Konkurrenz – mitunter zu den weltbesten Weinen gehören.


ALTE RIOJA – HEISSE PAELLA


Unsere Weinwandergruppe tagte wieder einmal. Was so fast alle Monate der
Fall ist. Aufgrund der vielen Treffen hat zwar jedes «Mitglied» selbst einen respektablen Weinbestand in seinem Keller. Aufgrund der vielen, vorangegangenen ist die Thematik etwas abhandengekommen. Also schlug ich vor, dass jeder einmal einen Abend nach seinem Gusto veranstalten kann/darf.


Diesmal war ich dran. Mein Thema; Chardonnay Dog Point aus New Zealand. Davon haben wir recht viel im Keller. Wir trinken diese preiswerte Coche-Dury-Kopie sehr gerne. Die Notizen zu diesem weissen Vorspiel mit Crevetten Cocktail werde ich separat auf www.bxtotal.com publizieren. 

Also geht es jetzt in der Folge um ein alternatives Lieblingsthema von mir; reife Rioja! Gemäss Duden gibt es dafür keine Mehrzahl.

EINE SENSATION ZU BEGINN



1928 Rioja Gran Reserva Federico Paternina: Aufhellendes, erstaunlich intaktes Granatrot, zarter Reiferand aussen. Erdig- süsser Nasenbeginn, rotes Pflaumenfleisch, dominikanischer Tabak, Zedernduft, etwas Dunkelbeeriges schwingt unten mit. Sehr harmonischer Nasenansatz und noch völlig intakt. Im Gaumen immer komplex, strahlt eine geniale Extraktsüsse aus, sehr homogene Tannine und ein gebündeltes, langes und erhabenes und gleichzeitig delikates, salziges Finale aufweisend. Irgendwie erinnert er an einen grossen, alten Lafite! Ein veritables Rioja-Altweinwunder! 19/20 austrinken

REGALO PARA AMIGOS



Das war und ist heute noch einer meiner Lieblings Rioja. Der Importeur war früher Casa del Vino. Der frühere Besitzer Frank Ebinger fand noch eine Magnum in seinem Keller und schenkte mir diese.


1985 Rioja Gran Reserva, Martinez Bujanda: Magnumflasche. Immer noch beeindruckend dunkel in seinem satten Rot. Im Nasenbild zeigt er eine geballte Ladung von dunklen Pflaumen, frischen Pflaumen, restlichen Brombeerspuren, dunklen Rosinen, Kakao, Mokka und Brazil-Cigarren. Im reichen Gaumen, fest, fleischig, konzentriert und eine Ausgeglichene, weitere Lebensgarantie abzeichnende Adstringenz vermittelnd, hoch aromatisches Finale. Eine Nahezu-Rioja-Legende. Vielleicht auch dank dem Magnum Format. 19/20 austrinken

HAUSGEMACHTE PAELLA


Was genau eine Paella ist, weiss Wikipedia:
Das ist ein spanisches Reisgericht aus der Pfanne und das Nationalgericht der Region Valencia und der spanischen Ostküste.


Der Begriff Paella stammt aus dem katalanischen Wortschatz (um 1892) und hat seinen Ursprung im lateinischen Wort «Patella». Eine Art grosse Platte oder flache Schüssel aus Metall.


Aufgrund dieser regionalen Prägung werden jedoch in den verschiedenen Regionen Spaniens mehrere von der traditionellen Paella Valenciana abweichende Varianten zubereitet.
 
Wir hatten die «Milli Variante». Und zwar – den roten Weinen angepasst – nur mit Fleisch.


Goldauer Freund Daniel Milli hatte nicht nur das nötige Equipment dabei, sondern gleich auch alle nötigen Zutaten. Und – er war in seinem Element und angelte sich sehr viele Komplimente für seine Paella-Version.


IN MOUTON KOMMT SELTEN ALLEIN

 
Montag ist aller Mouton Anfang! Zumindest in diesem Fall. Es war eine längst ausgesprochene und von langer Hand geplante Einladung zu einem Jahrgangs-Mouton. Einem Jahrhundertwein. Gehegt und gepflegt seit vielen Jahren im Keller und auf den richtigen Zeitpunkt wartend.


Doch – als der richtige Zeitpunkt da war, fand grad ein anderes, längerdauerndes Ereignis statt. Der COVID zwang den Gastgeber dazu, die Einladung zu verschieben …


Wenn es denn zum geplanten Moment geklappt hätte, dann wäre der 1961er Château Mouton-Rothschild genau 60 Jahre alt geworden. Genau so, wie der Gastgeber Karl Bucher.


Jetzt haben wir den Korken halt am letzten Montag vom Juni 2022 herausgezogen.

Doch zuvor hatte ich noch ein Techtelmechtel mit dem ÖV. Einmal mehr musste ich mir eingestehen, dass ich nur bedingt bustauglich bin.


Dabei ist/wäre es ja so einfach. Google Maps öffnen. Die genaue Adresse eingeben und dann auf das Symbol Route drücken. Dann kann Mann wählen zwischen Fussgänger, Auto oder der Taste «Zug». Diese steht für ÖV. Dann erscheint der Fahrplan. Und los …
In meinem Fall kam der ideale Vorschlag vom Schwanenplatz bis zur Brüelstrasse zu fahren und dann auf den Bus nach Meggen umzusteigen. Alles easy. Gemäss Vorgabe wäre ich dann rund eine halbe Stunde zu früh vor Ort gewesen. 

An der Brüelstrasse angekommen, schaute ich auf die leuchtende «Angebotstafel» vom VBL. Es gab da – fast im Minutentakt – viele Möglichkeiten sich fortzubewegen. In alle möglichen Himmelsrichtungen. Nur nicht nach Meggen!


Also; neue Konsultation. Jetzt fand ich den kleinen Unterschied. Für die Anfahrt zum Umsteigen stieg ich in der Station Brüelstrasse aus. Für die Weiterfahrt schlug mir das System die Haltestelle Brüel vor.


Da in Richtung Seeseite wohl kaum ein «Brüel» sein konnte, wanderte ich nach oben. Dort sah ich von Weiten die Haltestelle. Nur stand auf dem Schild dort nicht Brüel. 


Also zurück auf Feld Eins. Respektive doch in Richtung Vierwaldstätter See. Und – ich fand «Brüel».

Aber – es war zum Brüelen! Der rettende Bus, war vor genau zwei Minuten abgefahren. Also wartete ich auf den blauen, grossen Bus mit der Leuchtschrift «Meggen» oben, vorne.


Ab diesem Zeitpunkt ging es dann relativ schnell. Ich sass definitiv im Bus nach Meggen. Zur Haltestelle Gottlieben.

Nach und nach erschienen kommende Haltestellen auf dem informativen Fahrplan, welcher auf drei Fernseher verteilt laufend informierte. Gottlieben war da nicht drauf.


Ich sass leider in einer Busvariante, welche in Meggen nicht geradeaus fuhr, sondern ins Oberdorf.

Genau in jenem Zeitpunkt, als ich merkte, dass ich eigentlich im falschen Bus unterwegs war, erreichte mich eine SMS von Charlie. «Bisch ufem Wäg, soll man dich holen?»


Da rief ich an und fragte, an welcher Haltestelle ich austeigen solle, weil eben Gottlieben nicht möglich sei.

Wir einigten uns auf Kreuz und dann wurde ich abgeholt. Nicht ganz rechtzeitig und nur halbentspannt traf ich dann endlich ein.

Meinen ÖV Transportfrust spülte ich mit einem Schluck Quöllfrisch herunter. Der Besitzer dieser Appenzeller Brauerei heisst übrigens auch Karl. Aber nicht Bucher, sondern Locher. Die Brauerei hatte ich schon mal besichtigt. Und mit dem Locher Kari habe ich auch schon mal im Hotel Säntis gejasst.


Doch jetzt genug des Vorspiels mit der VBL Bus Odyssee. Das Mini-Drama hat mir aber wieder mal deutlich aufgezeigt, dass ich mich im Wein wesentlich besser auskenne, wie mit dem öffentlichen Verkehr …


Jetzt geht es dann bald fast nur noch um die eingangs erwähnte Flasche Mouton 1961!


ABSOLUTE MOUTON-LEGENDE



Wenige reife Jahrgänge sind schon Legenden und wenige jüngere Moutons können es irgendwann noch werden. Der Massstab für das Médoc schlechthin ist der Château Mouton-Rothschild 1945. Der ist schon lange in voller Reife und auch dessen Preis ist in den letzten Jahren kontinuierlich «gereift». Aktuell gibt es hier nur gerade zwei Angebote in der Schweiz und die liegen (noch) knapp unter 20'000 Franken pro Flasche. 


Dem Mouton 1961 begegnete ich an diesem Montagabend zum elften Mal. Als ich meine früheren Notizen anschaute, stellte ich fest, dass ich ihn je älter desto besser bewertete. Und ich stelle auch fest, dass er schon mehrere Male die Maximalwertung erlangte, aber das Prädikat «Jahrhundertwein» kam erst in den letzten Jahren so richtig auf. Und er verdiente diesmal wieder diese rare Auszeichnung, obwohl die Flasche keinen superoptimalen Füllstand (mittlere bis untere Schulter) aufwies. 


1961 Château Mouton-Rothschild, Pauillac: Füllniveau MS-LS. Die Farbe immer noch extrem dicht, dunkel mit schwarzen Reflexen innen und mit dezent feinem ziegelrotem Schimmer ganz aussen. Die Nase just nach dem Entkorken, mächtig, tief und erhaben. Vor allem fällt in erster Linie eine erfrischende Minze-Schwarzschokonuance auf. Dann gesellen sich dunkle Beeren auf. Es ist extrem verwunderlich, dass man hier noch Cassis, Brombeer- und Heidelbeerenspuren findet. Dann wird das Spiel kräutriger, würziger und schlussendlich formieren sich Trüffel, dunkle Ledertöne und Tabak-Reflektionen. Der Körper ist extrem konzentriert, das Extrakt auf der Zunge schier übersatt und mit jeder Minute legt er noch mehr Aromen nach. Das ist das Wunder von Bordeaux! Die grössten Rotweine sind irgendwie zeitlos. Während wir Menschen in einem Jahr logischerweise um ein Jahr älter werden, tickt bei den Besten unter den Besten eine wesentlich gemächlichere Uhr. So scheint mir dieser Mouton 1961 zwar schon reif, aber er dokumetiert noch Reserven in sich zu tragen. Diese Theorie bestärkte mich, weil er im Glas stetig zulegte. Eigentlich bin ich ja ein «Esstrinker». Will heissen, die grösste Weinmenge geniesse ich direkt zum Essen. Hier liess ich diesen gigantischen Mouton beiseite und nahm den letzten, wohl besten Schluck «danach». 20/20 trinken


Über Geld spricht man nicht gerne, wenn man grossen Wein trinkt. Es sei hier aber erwähnt, dass unser Mouton-1961-Erlebnis etwas günstiger war, wie das aktuelle und einzige Angebot im helvetischen Raum. Charlies Frau Margret schenkt ihm einst diese grossartige Flasche. Vor vielen Jahren. Gekauft bei Schubi in Luzern. Und bezahlte damals einen Bruchteil des heutigen Marktwertes.

FAST VIER MILLIONEN TREFFER



Seine Freunde dürfen ihn Charlie nennen. In der Berufswelt ist er der Karl Bucher und profiliert sich hauptsächlich mit seiner erfolgreichen Schreinerei in Goldau. Als geselliger Fasnächtler war er auch schon Fritschivater. So nebenbei ist er auch noch Verwaltungsratspräsident der Rigi-Bahnen.

Unsere Wege kreuzen sich schon ganz viele Jahre. Ich schätze an ihm vor allem den XMV.

Das ist etwas, was in den letzten Jahren bei vielen Menschen nach und nach verloren ging. Als ob man dieses wunderbare Ding in der digitalen Welt neu outsourcen könnte.

Dabei ist/wäre XMV der Schlüssel zum Erfolg. Der Schlüssel zur Sozialkompetenz. Der Schlüssel zur allgemeinen Beliebtheit. XMV ist praktisch jeden Tag und für alle möglichen Dinge, auch innerhalb der Familie, einsetzbar.

Nur sind es leider immer weniger Menschen, welche dieses natürliche Wundermittel tatkräftig einsetzen. Viele wissen nicht mal was mit XMV gemeint ist. Deshalb sei hier diese Formel verraten: Beim XMV handelt es sich um den Xunden Menschen-Verstand.

GV VOM KNOLL UND KALTE SUPPE



Jedes Nachspiel hat auch ein Vorspiel. Der Gastgeber hatte eine dezent exotische, kalte Suppe vorbereitet. Die Hauptaromen; Karotten, Ananas, Ingwer und Curry. Schmeckte wunderbar. Dazu tranken wir den 2020 Grüner Veltliner Loibenberg von Emmerich Knoll. Ein sehr aromatischer, würziger Wein mit einem saftigen Kern und guter Länge. Da schmeckte das zweite Glas fast noch besser als das erste. Ein grossartiger Veltliner mit weiterem Potential. Ausser man trinkt ihn vorher … 

 

Fast jeder Weinfreak kennt das Etikett vom Knoll. Es ist eine christliche Bildmarke schlechthin.


Auf dem Bild ist der heilige St. Urban abgebildet. Ich war schon mit Emmerich Knoll Senior in der Klosterkirche in St. Urban im Kanton Luzern. Er kennt sich mit Christenbilder aus wie kein Zweiter.


Das Bild vom Etikett polarisiert. So wie Koriander. Man liebt es oder auch nicht.
Nur wenige wisse, dass ich über das Etikett von links nach rechts laufend ein Spruch befindet …
 
Tut mir den Wein nicht taufen.
Lasst ihn doch als Heiden laufen.
Nur der Durst soll christlich sein.
So erweist man Ehr dem Wein! 


1888 RIGI KIRSCH 

Mit einer Pipette eine Bonsai Menge ins Gabriel Gold Glas. Hat aber gereicht, um im 7. Kirschhimmel zu sein. Ein ehrfürchtiger Moment eines Methusalem-Elixirs. Als ich den Text beendete, parfümierte dieses 134jährige Destillat immer noch meinen verwöhnten Gaumen. 20/20

Danke Lukas Fassbind www.kirschstrasse.ch


P.S. Eine Flasche von diesem Kirsch wird demnächst versteigert. Könnte der teuerste Kirsch der Geschichte werden ...


GROSSARTIGER THEMENABEND


Wer keinen roten Faden hat soll keinen faden Roten trinken. So heisst ein Moto. Auch wir hatten ein Motto. Doch welches Motto war es wohl? Man muss lange hinschauen, um eine wirkliche Gemeinsamkeit zu finden. Jeder hatte einfach einen tollen Wein beigesteuert für unseren montäglichen Themenabend. Zuvor wurde nichts hinsichtlich der mitzubringenden Weine abgesprochen.


So wusste niemand, was der andere wohl mitnehmen würde. Und trotzdem passte jedes einzelne Mitbringsel perfekt zur Vorgabe. Haben Sie das Foto genau angeschaut und den gemeinsamen Nenner gefunden?


Wenn nicht, verrate ich Ihnen jetzt und hier unser Motto: Magnumflaschen!


BORDEAUX 1990: MEHR SAFT ALS KRAFT

 
Der Bordeaux Jahrgang 1990 ist noch recht gut im Saft. Dass er im Verhältnis zu eben diesem etwas weniger Kraft aufweist, liegt daran, dass es eine «grosse Ernte» war. Wenn bei den heutigen Ernten die Messlatte oft unter einem Ertrag von fünfzig Hektoliter pro Hektare liegt, so lag dieser beim 1990er höher. Wesentlich höher. Zum Teil sehr viel höher …


Warum Bordeaux 1990 trotzdem früher und auch heute noch in die Gunst vieler Weinliebhaber gelangte? Die Weine waren durch deren intensive Fruchtphase bei sehr angenehmen Tanninen früh zugänglich. Durch deren Balance blieben die Weine bis heute harmonisch. Die Evolution fand ohne grosse Kapriolen statt. Will heissen; nur wenige Crus verschlossen sich und ganz viel waren über die ganze Zeit während der Flaschenreife ein riesengrosses Vergnügen.


Hinzu kam, dass die 1990er nach dem damals sehr teuren 1989er mit wesentlich tieferem Preis auf den Markt kamen. Durch deren Produktionsmenge war die Verfügbarkeit über viele Jahre sehr gross und so stiegen die Marktpreise in der Folge nur gemächlich an. Erst nach den Missernten 1991, 1992, 1993 und dem zwar klassischen, aber dann doch nicht so ganz grossen 1994er entstand im Markt allmählich ein erstes Vacuum.


Der gelungene Jahrgang 1995 lancierten die Winzer fast zum selben Preisniveau wie den Jahrgang 1989. Somit waren die mittlerweile sehr beliebten 1990er Bordeaux’ erst (noch) günstiger als die 1995er. Somit war es logisch, dass die Marktpreise anzogen.

Gegen das Jahr 2000 lagen die Marktpreise so hoch, dass manch einer, der die 1990er sehr günstig in Subskription erwarb, diese bei Brokern und auf Auktionen «versilberte».


Somit stieg das generelle Angebot für einen kurzen Moment und die Preise stagnierten ein zweites Mal. Wenn auch bereits auf einem wesentlich höheren Niveau.


Glück dem, der den 1990 Château Montrose damals für weniger als 30 Franken in der Subskription kaufte. Nach den 100 Parker Punkten für diesen bisher lethargischen Saint-Estèphe explodierte der Preis. Heute muss man dafür mehr als 800 Franken hinlegen!

Im ersten Akt lag Sociando-Mallet mit 19/20 weit vorne. Alle anderen waren aber auch recht gross, respektive noch gut zu trinken.

1990 Château Pape-Clément, Pessac-Léognan: Immer noch recht dunkel in der Mitte, gegen aussen sanft aufhellend mit ziegelrotem Schimmer. Warmes, mit Korinthen und Malaga-Rosinen durchsetztes Bouquet, kalter Assam Tee, Edelhölzer und dunkle Brotkruste. Im Gaumen hoch aromatisch. Zeigt auf, dass Pessac das Potential hatte, sämtliche Traubenchargen ausreifen zu lassen. Das Finale liegt im dunklen Bereich und vermittelt dabei viel Terroir. Nicht zuletzt auch wegen seinen Trüffel- und dunklen Braziltabakkonturen. Nachkaufen würde ich ihn nicht mehr. Aber so oft wie möglich in dieser immer noch sehr attraktiven Phase geniessen. 19/20 austrinken

SAINT-ESTEPHE-LEGENDE



1990 Château Montrose, Saint-Estèphe: Die Farbe ist satt, dicht in der Mitte und gegen aussen relativ wenig gereift. Verrücktes Bouquet, es dominieren erst die Leder – und Terroirtöne. Dies in verschwenderischer Form von Trüffel und Tabak. Dann formiert sich die Süsse mit dunklem Malz und Rosinen. Im dritten Akt legen die Kräuter zu und warme, tiefgründig ausstrahlende Komponente von hoch reifem, royalem Cabernet Sauvignon. Schliesslich mischen sich gedörrte Datteln und Stielwürznoten dazu welche an einen riesengrossen La Tâche oder auch an einen gigantischen Hermitage erinnern. Im Gaumen zeigt er brachialen Power, welcher eigentlich ganz und gar nicht zum Gesamtbild von Bordeaux 1990 passt. Legendäres, nie enden wollendes Finale. Eine sagenhafte, absolut perfekte Flasche! 20/20 trinken

TISCHWEN AUS DER JEROBOAM



Der Korken dieser Grossflasche bröselte und brach nach zwei Dritteln ab. So nahm ich für den Rest zwei Korkenspiralen und schaffte es dann nach dem Motto; «doppelt gemoppelt».
 
1990 Château Lagrange, Saint-Julien: Jéroboam. Fünfliter-Flasche. Recht dunkles Weinrot, aussen mit rostbraunem, feinem Rand. Deutlich rosiniges Bouquet gepaart mit weiteren Dörrfrüchten. Biermalznote und kalte Schwarzbrotkruste. Im zweiten Ansatz wurde er noch süsser uns zeigte Birnel (eingedickter Birnensaft). Herrlich saftiger Gaumen, feine Schwarztee-Bitternoten, Korinthen, Teer und deutlich die Reife des Jahrganges ausstrahlend. Dies wohl durch ein paar überreife Chargen vom Merlot. Schmeckt wie ganz grosser Bordeaux von früher. Dieser sonst sehr reife Lagrange hat hier wohl eindeutig vom Grossflaschen Bonus profitiert. Hat richtig viel – und wegen seiner vorhandenen Menge – sehr lange Spass bereitet. 19/20 trinken

1990 Château Caillou Private Cuvée, Barsac: Mittleres Gold mit orangen Reflexen. Intensives Dörraprikosen Bouquet, Goldmelisse, weisser Pfeffer, zu Kopf steigend. Im Gaumen sehr süss, feine Noten von Bitterorangen Marmelade, mittelmalziges, recht langes Finale. Grossartiger Barsac in volle Reife. Und das noch lange. 19/20 trinken


1990 Château Rabaud-Promis, Sauternes: Transparent leuchtendes Orange-Gold. Hellrosiniges Bouquet, Mailänderli Gebäck, Blütenhonig, ein Hauch von Vanillin. Im Gaumen weich, schmelzige Textur, schön eingebundene Säure, endet mit noblen Spuren von Bittermandel. Ein reicher Sauternes, dem man sich etwas mehr Nerv wünschen würde. 18/20 trinken


1990 Château Doisy-Daëne, Barsac: Magnum. Brillantes Gelb mit viel goldenem Schimmer. Süsswürziges, mineralisches Bouquet, fein gefächerte Botrytis. Reife Früchte in Form von Mirabellen, Kaki, brasilianischer Mango und Spuren von Passionsfrucht. Ein wunderbares Barsac-Parfüm. Im Gaumen ein süsser, harmonischer Weintraum, seine vielseitigen, bis exotischen Früchte wiederholen sich. Die bisher degustierten Magnumflaschen von diesem Wein zeigten sich unterschiedlich. Das war mit Abstand das beste Exemplar. 19/20 trinken

Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel, illustriert mit Geschichten und Bewertungen: www.bxtotal.com


HATEAU FERRIERE: KLEINER CRU – GROSSE FREUDE

 
Die Appellation Margaux gehört mit 1400 Hektar zu den grössten Weinbaugemeinden im Médoc. Mit nur 24 Hektar ist Château Ferrière der kleinste Margaux Grand Cru. Sein Anteil innerhalb dieser Appellation beträgt lediglich 1,171428571 Prozent. Wichtig ist aber nicht die Grösse des Weingutes, sondern die Grösse des Weines.


Bei unserem Tasting am 24. Mai 2022 entkorkten wir im Löwen Eschenbach 20 Jahrgänge mit einer Spannweite von hundert Jahren (1919 bis 2019). Die jüngeren Flaschen stammten vom Weingut direkt, ein grosser Teil befand sich bereits in meinem Keller.


Ein paar ältere Jahrgänge trug ich im Markt zusammen. Was nicht ganz einfach war, denn Château Ferrière ist zwar relativ günstig, aber leider – nicht zuletzt wegen seiner kleinen Produktionsmenge – im Markt oft ziemlich beschränkt verfügbar.


Mit der Besitzerfamilie war ich seit meiner Tätigkeit als Mövenpick Weineinkäufer immer sehr verbunden. Zu Beginn durfte ich den Bordeauxhändler Jacques Merlaut kennenlernen. Dies bei recht vielen Einladungen auf Château Chasse-Spleen.
Er war der Vater von Bernadette Villars, welche damals die Weingüter der Taillan Gruppe führte.

DIREKT AUS DEM KUBATZ KELLER



Der pensionierte Mövenpick Kollege meldete sich für die Ferrière-Probe an und lieferte auch gleich den noch fehlenden 2003er … 


2003 Château Ferrière: Das Granat hellt gegen den Rand deutlich auf und zeigt einen minimen, ziegelroten Schimmer. Der erste Ansatz gibt sich trocken-süss. Süssholz, Zedernduft, heller Tabak, dann aber auch zart rosinig, getrocknete Preiselbeeren und ein zarter Hauch von Honig. Er scheint auch erste Terroirnoten vermitteln zu wollen. Dies in Form von Hirschleder und frischen Eierschwämmli. Im Gaumen wirken die Tannine zuerst sehr trocken, feinkörnig, gar etwas mehlig, das Finale dezent spröde. Mit Luftzutritt macht er sich aber, bleibt dabei recht streng, zeigt aber auch Kraft. Beim Publikum kam er noch besser an wie bei mir.
17/20 trinken

2005 Château Ferrière: Immer noch sehr dunkles Granat mit purpurnem Schimmer. Nobles Bouquet, feingliederig, kompakt, würzig, fruchtig mit einem zarten Hauch von Vanillin, welches aus dem Innern emporsteigt. Blind hätte ich hier wohl auf einen Chambertin getippt. Dies ist aber bei grossen Margaux nicht unselten der Fall. Im Gaumen geradlinig, lang, harmonisch mit wunderschön begleitenden Tanninen. Die königliche Frucht ist tendenziell rotbeerig und zieht sich bis zum langen Finale durch. Ein grosser Ferrière, den man jetzt und noch 30 Jahre lang geniessen kann. Leider ist dieser Wein im Markt schon längst verschwunden. 19/20 trinken 

2019; DER JÜNGSTE IM MARKT


Claire Villars schickte mir eine Flasche zu. Denn er kommt er just jetzt auf den Markt. Also hatten wir ihn bereits im Glas …


2019 Château Ferrière: 70% Cabernet Sauvignon, 25% Merlot, 5% Petit Verdot. Recht dunkles Purpur mit lila Schimmer am Rand. Tolles, intensives Fruchtbouquet, Weichseln, schwarze Kirschen, Brombeeren und minime Spuren von Cassis. Im zweiten Ansatz; Fliedernoten und Holunderblüten. Wie viele andere 2019er gibt er sich im Moment erstaunlich zugänglich. Im Gaumen samtig, hoch feine Tannine, seidige Textur und sagenhaft ausgeglichen, auch im Finale strahlt er eine bisher nie angetroffene Harmonie aus. Der bisher beste Ferrière in seiner Geschichte! Wenn das mal keine Kaufempfehlung ist! Vinorama.ch bietet ihn für 34 Franken an. Leider gibt es dort aktuell nur noch ein Dutzend Flaschen. First come – first serve! 19/20 warten


Die grosste Ferière-Vertikale mit vielen Geschichten: www.bxtotal.com 


SENSATIONELLE SÜSSWEINTRÄUME


 
«Träum süss!», das hat mir meine Mutter oft gewünscht, wenn ich im Bett lag und sie sich von mir verabschiedete. Damals war ich logischerweise viel jünger. Heute träume ich manchmal mit Süssweinträumen. Solche gibt es in ganz vielen Weinregionen dieser Welt. Auch in Ungarn. Tokajer habe ich bisher in meinem Leben relativ wenig getrunken. Jetzt kam ich zum Handkuss meiner eindrücklichsten Erlebnisse mit dieser leider vernachlässigten Kategorie. Und erst noch mit zwei Weinen aus meinem Geburtsjahr …


Wir trafen uns Mitte Mai in Bad Ragaz. Unsere Gruppe nennt sich «Weinfreunde Europa». Jeder ist – in abwechselnder Reihenfolge – für ein Wochenende der Gastgeber. Die anderen Weinfreunde reisen auf eigene Kosten an und bezahlen nur das Hotelzimmer. Den Rest der Zeche, also alle Essen, Weine und Transporte übernimmt der Gastgeber. Diesmal traf es Weinfreund Jürg.


Erst sorgte er – als Auftakt – für eine ganz persönliche Audienz beim Starwinzer ohne Allüren; Daniel Gantenbein in Fläsch.
Danach dinierten wir im Rössli in Bad Ragaz. Am Samstagmittag klopften wir an die Kellertüre bei Martin Donatsch und assen danach auf der sonnigen Ochsen Terrasse Bündner Spezialitäten.


Der Schlussabend fand bei Roger Kalberer im Schlüssel Mels statt. Zur ersten Vorspeise nahm Jürg zwei Raritäten aus Tokaj mit. Einen 6 Puttonyos und eine Esszencia. Die Farben beide im dunkelgoldbraunen Bereich mit Bernsteinreflexen. Das Nasenbild vom 6 Puttonyos vollsüss, jenes der Esszencia noch komplexer, vielleicht momentan gar etwas zurückhaltender. Während der Puttonyos wunderschön obercremig über die Zunge glitt, kam die Esszencia schon fast ölig bis zähflüssig daher. Dafür war diese dann minutenlang präsent im schier unendlichen Nachklang. Und die Aromen waren mit den besten Rosinenarten der Welt verpackt, ergänzt durch weitere Dörrfrüchte. Das Wichtigste; die kräftigen Säuren stützten perfekt den Balance Akt.


Für mich waren diese beiden Tokajer-Raritäten emphatische Jahrhundertsüssweinerlebnisse im Doppelpack.     


BORDEAUX 1982 & CO: DAUERGENUSS, SEIT VIERZIG JAHREN


Als der Bordeauxjahrgang 1982 geerntet wurde, war der Gabriel genau 25 Jahre alt. Als diese grosse Weinverkostung im Welschland über die Runden ging, war er exakt 65 Jahre alt. Das Finale fand nämlich genau an seinem Geburtstag, dem Samstag, 23. April 2022 in Avenches statt.


Dies ergibt eine rechnerische Differenz von genau vierzig Jahren. Leider war ich damals mit meinem Bordeaux Fanatismus noch nicht so weit. Somit verpasste ich diesen «Everybody’s Darling Vintage» in dessen Geburtsstunde. Aber, ich kann mich sehr gut an diverse Arrivagen erinnern. Bei recht vielen Gelegenheiten verkosteten wir den Bordeaux 1982 direkt nach der Auslieferung.


Und – entschuldigen Sie mir die vielleicht etwas unflätige Bezeichnung; «Das Zeugs war im wahrsten Sinne der Wortes megageil».

Ich kann mich nicht erinnern, dass in späterer Folge ein anderes Bordeauxjahr so viel explosive Frucht ablieferte und gleichzeitig von derartig feinen Tanninen begleitet wurde.


So ist es anzunehmen, dass ganz viele Crus von in deren Jugendphase entkorkt und hemmungslos ausgetrunken wurden.

Im Jahr 1986 betrieb ich das Restaurant Kreuz in Sempach. Ich war betätigte mich als eifriger Promoter vom 1982er welcher damals «en masse» bei den Weinhändlern verfügbar war.


Zwar galt damals noch, dass Bordeauxweine erst lange gelagert werden müssen, bevor man diese geniessen konnte. Aber jedem Gast, den ich zu einem 1982er überreden konnte, wurde fast automatisch ebenso süchtig wie ich.

POYFERRE AB INS ESSIGFASS
DUCRU ANSTATT IM GABRIEL-GLAS


Als ich den Korken vom Léoville-Poyferré herausziehen wollte, bemerkte ich, dass dieser ziemlich lose in der Flasche war.


Als ich ihn dann herauszog, war er zu drei Viertel schwarz und modrig. Der Wein selbst war dann in der Folge auch kaputt. Also musste Ersatz her.


Ich fand ihn in derselben Appellation mit dem Ducru-Beaucaillou. Dieser war eigentlich für eine andere, spätere Probe vorgesehen. 

UNGLAUBLICH VIEL DEPOT



Um möglichst viel vom trüben Wein zurück zu gewinnen, entschloss ich mich, das dicke Depot vom Gruaud-Larose durch einen Glas-Partikelfilter tröpfeln zu lassen.
 
1982 Château Gruaud-Larose, Saint-Julien: Magnum. Mittleres Granat mit rostigen Reflexen, aussen aufhellend. Berauschendes Bouquet mit Küchenkräutern, Kapernblüten, Rosinen, Zedern und hellem Malz, gefolgt von Leder und Tabak à gogo. Er zeigt seine Appellation und den grossen Jahrgang nasal in voller Form. Im Gaumen reif, feinfleischig, aromatisch mit letzter, stützender Adstringenz. Sein Körper ist wohl geformt und sagenhaft balanciert. Gehört für mich zu den wenigen Legenden dieses wunderschön gereiften Jahrganges. 20/20 trinken 

1982 Château La Gaffelière, Saint-Emilion: Mitteldunkles Restgranat mit bräunlichem Schimmer. Erdiges, trocken anmutendes, barockes Bouquet welches einen gewissen Tiefgang anzeigt. Im zweiten Ansatz nasse Baumrinde, dunkles Leder, Brazil Tabak. Er kommt nur ganz zaghaft aus sich heraus. Im Gaumen überrascht er mit seiner Konzentration, seinem fleischigen Extrakt, seinen Kräuternoten und einer Süsse, welche mit dunklem Caramel unterlegt ist, aromatischer Nachklang. Wirkt vielleicht insgesamt etwas burschikos, das passt aber hervorragend zu ihm. 18/20 trinken  

GROSSES SAMSTAG-FINALE IN AVENCHES

 
Es war ein besonderes Datum. Zumindest für mich. Denn, ich konnte an diesem finalen Verkostungstag meinen 65igsten Geburtstag und somit den Eintritt in das androhende Pensionsdasein mit unseren Weinfreunden feiern.

DER PREIS ALS BEWEIS



Weil die beiden Crus fast gleich heissen, direkte Nachbarn sind und sich auch im selben Besitz befinden, gelten Mission und Haut-Brion
Automatisch als ständige Sparring-Partner.


Also stellt sich somit in der Regel immer die Frage, welcher der beiden besser sei. Diesmal erklärt der Marktpreis die Antwort. Mission kostet aktuell rund 400 Franken mehr …

SPIELVERDERBER MOUTON



Aufgrund meiner früheren Erfahrungen mit dem Mouton-Rothschild muss man annehmen, dass es leider mindestens zwei verschiedene Abfüllungen gibt.


Als er frisch auf den Markt kam, kostete er um die 75 Franken. Und er war in seiner exorbitanten Fruchtphase bombastisch. So wie viele andere 1982er auch.


Leider war unser Mouton nicht bombastisch, sondern kaputt. Dies, trotz gutem Füllniveau … 

DANIEL’S LIEBLING


Weinfreund Daniel, geboren im Jahr 1982, grabschte sich ganz spontan die Magnum vom Château Lynch-Bages, als er nach seinem Lieblingswein gefragt wurde.


1982 Château Lynch-Bages, Pauillac: Magnum. Immer noch sehr dunkel, nur am Rand minim ziegelrote Reifetöne. Die Nase zeigt viel schwarze Frucht, Bakelit, Black Currant, frisch zerdrückte Pfefferkörner und kalifornische Backpflaumen. Ein Mund voll Pauillac im Gaumen, fleischig, reich und mit schon fast cremig anmutenden Tanninen unterwegs, geniale, fast katapultartiges Finish. Das war eine sagenhafte Sensations-Magnum! Dieser sanfte Monster-Pauillac trinkt sich fast wie von selbst. 19/20 trinken

1982 CHÂTEAU PETRUS



1982 Château Pétrus, Pomerol: Gereiftes Granat mit ziegelrotem Rand. Kompottiges Bouquet. Nicht schwer oder pappig, sondern mit einer faszinierenden Merlot Süsse in Form von Erdbeerengelee, dahinter Kräuter, unten gefüllt mit Malz und dunklem Caramel. Insgesamt wirkt er gefährlich reif. Er kann auch nicht eine fraglose Pomerol-Überlegenheit dokumentieren. Im Gaumen kommt er rüber wie eine Chambertin von Rousseau, weich, charmant, eine sublime Fülle zeigend, gegen das Finale wird er schokoladig und zeigt herrliche Pralinenkonturen. Ein grosser Wein. Ein sehr teurer Wein. Einen den man in eine Degustation einbaut, dann zittert und heilfroh ist, dass die Flasche erstens authentisch rüberkommt, zweitens nicht korkt und drittens auch nicht oxidiert ist. Da kann dann jeder behaupten, dass er den 1982er Pétrus mal getrunken hat. Und wenn er ehrlich ist, dann wird er erwähnen, dass andere viel günstiger Pomerols in dieser Serie genau gleich viel Freude bereitet haben. Oder vielleicht auch noch etwas mehr? 18/20 austrinken


P.S. Der Preis im Netz liegt akutell so um CHF 5000!

EINE MAGNUM IN BASEL


Just eine Woche nach unserer 1982er Probe am Bielersee hatte ich den gleichen Wein in Basel aus einer Magnum in Glas. Da mir dieser noch besser gefiel, hier dessen Verkostungsnotiz. Und mit dem Foto vom Metzerlen Dessert …

1982 Château d'Yquem, Sauternes: Magnum. Orange-goldene Farbe. Offenes Bouquet mit einer fein pfeffrigen, parfümierten Botrytis, sehr vielschichtig mit kandiertem Honig, frisch geröstete Kirmesmandeln, Curcuma, hellen Aprikosen und einer Nuance Safran. Im Gaumen tänzerisch, die Süsse ist fein abgestimmt mit der perfekt balancierenden Säure. Im aromatischen Finale ist er zart buttrig mit Creme brulée Aromen. 19/20 trinken


GABRIEL = BORDEAUXPAPST?


Als ganz spezielles Geburtstagsgeschenk brachte ein deutscher Weinfreund eine Mitra mit. Machte sich gut auf meinem Kopf.


Gibt man den Begriff «Bordeauxpapst» im Google ein, so steht der René Gabriel bei den ersten Treffern ganz oben. So ernst habe ich es mit dem Titel aber nie gemeint. Man hat mir diesen Begriff vor vielen Jahren bei einem Interview mit der Sonntag Zeitung angedichtet. Seither haftet er halt an meinem Namen.


P.S. Papst Benedict hat übrigens vor zwei Jahren auf seinem Residenzsitz in Castel Candolfo wieder Wein anbauen lassen. 


MUT ZUM SCHWEINEKOTELETT 


Das Restaurant des Bains in Avenches ist bei Gault & Millau hoch im Kurs. Johann Stauffacher dirigiert seit ein paar Jahren den Betrieb und steht auch am Herd.                                                                     

www.restaurantdesbains.ch

GEBURTSTAGS

SCHNITZELBANK

VON MEINEM BASLER FREUND

ROBERT (STÜMPI) GRAF

Liebs Geburtsdaagskind René
Wieder hesch ai Joor-Ring mee
han ych in mym Kaländer gsee!
Was me Dir jedoch persee
nit aamerggt, will – nit ibertriebe -
Du bisch ächt e Jungspund bliebe,
zwor mit 1, 2 Kilo mee an Gwicht
und e baar Falte mee im Gsicht,
doch wenn me immer Wyy brobiert
das aim augeschyynlig konserviert.
Y ha mi au scho -n– e Bitz draa gweehnt,
dass – wär em Hedonismus freehnt,
oder anderscht gsait e Gnussmensch isch -
emänd nit lenger hogge duet am Disch
vom Lääbe, wie zem Byschbyyl en Asket,
won e Lääbe lang nyt anders gseet
als Gsundhait und Enthaltsaamkait
und gar e kai Exzäss verdait.
"Carpe diem“ hän d Reemer gsait -
hau jeede Daag druff, was es verdrait.
Ych waiss, wenn mir Dir das dien saage,
haisst das Wasser in dr Rhy go draage,
drum saage mir ooni grooss Gschrey:
Vo Häärze happy, happy Birthday!
Mir leen Di drey Mool hooch lo lääbe
und nämmen e Schlugg vom Saft vo Rääbe
uff Di und nadyyrlig au uff Dyyni Frau
E liebe Gruess uus Basel – Ciao!

Stümpi und Diana


PERSÖNLICH SRF 1


Musicaldarstellerin Anja Haeseli und Weinunternehmer René Gabriel
Musikalisch sind beide: Anja Haeseli hat ihre Liebe zu Musik zum Beruf gemacht und ist Musicaldarstellerin. René Gabriel spielte als junger Koch nebenbei in einer Tanzmusikband. Später wurde er Weinunternehmer. Bei Gastgeber Dani Fohrler erzählen die beiden aus ihrem Leben.


Zur Sendung


CHATEAU GRUAUD-LAROSE: IM DUTZEND BILLIGER



Früher galt; je mehr man von einer Ware kaufte, desto günstiger wurde der Preis. Oft sprach man da auch von Dutzendware. Wenn man gleich einen «Cervelat-Kranz» beim Metzger bestellte, so erhielt man zwölf aneinandergebundene Würste, musste aber nur deren zehn bezahlen. Die Rabattstufen für andere Handelswaren wurden unterschiedlich gehandelt. Auch bei Nägeln und Schrauben berappte man somit unterschiedliche Preise. So gab es auch hier den Dutzendpreis oder dann aber auch, für noch grössere Mengen, das «Gros». Ein Gross entsprach zwölf Dutzend, also 144 Stück. An unserem Kellerabend rund um das Thema Château Gruaud-Larose gab es so viel Rabatt, dass niemand mehr etwas bezahlen musste. Denn - jeder nahm längst bezahlten Wein aus seinem Keller mit und somit war der Abend gratis.


UNLOGISCHE PREISRELATIONEN


So ab 400 Franken gibt / gäbe es zu diesem Wein mehrere seriöse Angebote in Europa.
Das ist eigentlich recht viel Geld für einen Deuxième.


In Relationen dann aber doch nicht, weil er mit allen Premiers mithalten kann. Und die kosten viel, viel mehr. Man rechne …
 
1982 Château Gruaud-Larose: Innen noch sehr dunkel, aussen aufhellend, rostroter Rand. Elegantes, ausladendes, schier opulentes Bouquet, Caramel, Kandis, Süssholz, Zedern, dunkle Rosinen, Hustenbonbons und Malz. Im zweiten Ansatz legt er Facetten nach und vermittelt Aromen von Assam Tee und Darjeeling. Man spürt die grossartige Wärme und den Reichtum dieses Jahrgangs in der Nase. Samtiger, fülliger Gaumen, pflaumiges Extrakt, viel Druck, reich und extrem nachhaltig, nobler Tabak und Ledernoten im unendlich langen Finale. Daran kann man sich nie satt trinken. Ausufernder Genuss. Fragloser Jahrhundertwein. 20/20 trinken

FIRST CLASS FÜR ZUHAUSE


Für ein paar Jahre durfte Mövenpick dies Swissair-Flotte mit Wein ausstatten. So kaufte ich damals 7200 Flaschen Gruaud 1999 für die First Class. Leider kam der Wein nie zum Einsatz. So boten wir ihn direkt den Kunden an. First Class für Zuhause!   

 

1999 Château Gruaud-Larose: Mitteldunkles Weinrot mit aufhellenden und ziegelroten Reflexen. Offenes Bouquet, wirkt etwas gemüsig, Schokonoten, Spuren von roter Zichorie und Kräuternoten. Im zweiten Ansatz Ledertöne und Zedernaromen. Im Gaumen wirkt er jetzt leichter wie früher, feinsandiger Fluss und minim spröde, endet mit einem versöhnlichen Rosinenschimmer im relativ kurzen Finale. Immer noch gut zu trinken, aber leider scheint er seine bessere Zeit so langsam hinter sich zu haben. 17/20 austrinken

ALLE JAHRGÄNGE


1982 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
1986 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
1996 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
1998 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
1999 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
2000 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
2001 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
2003 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
2004 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
2005 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
2006 Château Gruaud-Larose, Saint Julien
2009 Château Gruaud-Larose, Saint Julien


Der grosse PDF-Bericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


21 MAGNUMS IM SEMPACHERHOF

 
Eine Magnumflasche fasst 1.5 Liter. Sie ist in vieler Hinsicht der Normflasche (75cl.) überlegen. Man sagt, dass in diesem «etwas grösseren Format» der Wein länger fruchtig bleibt und seine Genussphase länger anhält.


Auch im Preis zeigt sich seine Differenz. So kosten zwei normale Flaschen bedeutend weniger als eine Magnum. Einmal die erste Reife erreicht, legt deren Preis disproportional zu. Dies nach dem Motto; je älter – desto rarer. Das hängt auch damit zusammen, dass von den grossen Weinen der Welt weit weniger wie fünf Prozent der gesamten Abfüllung in Magnumflaschen gelangen.


In diesem Artikel ist die Rede vom «Magnum-Abend im Sempacherhof», welcher am 10. April stattfand. Dieser hat Tradition. Schon seit vielen Jahren. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass dieses Wine & Dine nicht ausgebucht war. Das kann am Gebotenen liegen, an den Kommentaren von René Gabriel, sicherlich aber auch vom Gastgebercharme der Crew von Riccarda Müller. Oder an den attraktiven Gerichten von Hans Peter Müllers Küchenbrigade.


DIE GROSSE MAGNUMPARADE



1975 Champagne Deutz, Magnum
1991 Grüner Veltliner Loibenberg, Knoll, Magnum
1997 Meursault Genevrières, François Jobard, Magnum
1999 Château Smith Haut-Lafitte, Pessac-Léognan, Magnum
2007 Sauvignon Blanc Zieregg, Tement, Magnum


1982 Château Meyney, Saint-Estèphe, Magnum
1989 Château Haut-Marbuzet, Saint-Estèphe, Magnum
2001 Château Montrose, Saint-Estèphe, Magnum
2004 Château Cos d'Estournel, Saint-Estèphe, Magnum
2009 Château de Boscq, Saint-Estèphe, Magnum


1964 Château Margaux, Margaux, Magnum
1992 Château Margaux, Margaux, Magnum
1994 Château Margaux, Margaux, Magnum
1996 Château Margaux, Margaux, Magnum
2001 Château Margaux, Margaux, Magnum


1994 Château Cheval-Blanc, Saint-Emilion, Magnum
1995 Château de Valandraud, Saint-Emilion, Magnum
1998 Château Figeac, Saint-Emilion, Magnum
2000 Château Trottevieille, Saint-Emilion, Magnum
2008 Château Lafon la Tuilerie, Saint Emilion


1989 Château d'Yquem, Sauternes, Magnum

DAS FÜLLNIVEAU IST WICHTIG


Der genaue, fachmännische Blick auf das Füllniveau von der Magnum Château Margaux 1964 zeigt ein zu deklarierendes Füllniveau zwischen mittlerer und oberer Schulter an.


Heisst bei meinen Informationen für die Gäste dann «HS-MS». Ich nenne zuerst die Region, welche eher zutrifft und dann die Differenz zum weniger zutreffenden Füllstand.


Heisst in der englischen Fachsprache in etwa «close to high shoulder and between middle shoulder».

ANSTATT GRACIA


Leider schwächelte die Magnum Gracia. Also musste sofort Ersatz her. Ich fand ihn, in Form meiner ebenfalls letzten Magnum vom 2008 Lafon la Tuilerie vom Freund Pierre Lafon.

2008 Château Lafon la Tuilerie, Saint Emilion: Magnum. Sehr dunkles Granat, minim bräunlicher Rand aussen. Wunderschön schokoladiger Nasenbeginn. Dahinter floral mit Aromen von Brombeeren und Cassis. Es findet eine spontane Kommunikation statt. Im Gaumen weich, anschmiegsam wie eine Katze und reife Tannine zeigend, mit schönen Terroir Reflexen und dunkelfruchtigem Finale. Bereitet einen Riesenspass! 18/20 trinken

DIE EINUNDZWANZIGSTE MAGNUMFLASCHE


1989 Château d'Yquem, Sauternes: Magnum. Ziemlich dunkles Orange-Gold. Das intensive Bouquet liefert einen intensiven Wettkampf von hellen Dörraprikosen und kandierten Orangenschalen, minim buttrig, auch frisch zerlassenes Caramel ist mit dabei. Im zweiten Ansatz Honig und Quittengelee, sowie helle Rosinen, ergänzt durch Spuren von Bastholz. Im Gaumen geleeartig bis fast likörig, dokumentiert eine intensive Süsse, welche in sich grosse Reserven für weitere Jahrzehnte birgt. Auf der Zunge bleibt eine noble Bitterkeit zurück. Im Finale gibt es Reflektionen einer grossen Beerenauslese, respektive einem ganz grossen Sauternes. In dieser tollen Magnum wirkt dieser Yquem fast unsterblich! 19/20 trinken


IMPERIALE YQUEM FÜR CHF 4000?


Das ist/wäre – im Prinzip – momentan möglich. Gleich zwei Weinhändler bieten diesen grossartigen, noch lange lagerfähigen Yquem in der Sechsliter-Flasche an.


Bei Orvinum in Basel kostet dieses Mega-Flacon CHF 3909.99 und bei Arvi im Tessin gibt es die gleiche Menge für CHF 4308.00.


Wem eine Imperiale zu viel ist, der ordert halt eine Fünfliter bei Magnin in Riex, für CHF 3715.   


Der grosse Magnumbericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


WOCHENAUSKLANG


Da war ich in Morges am Genfersee war ich eingeladen. Zwar musste ich beim Korkenziehen helfen, aber der Lohn war reichlich. Ganz links im Bild ein Porto Croft 1945 (20/20) und gleich daneben der 1945 Ausone (19/20). Erotisch süss; 1962 Château Palmer.


Der Rest war so wie vermutet. Einzig der 1982 Cheval schwächelte und war ziemlich schlaff.
Wunderschön die beiden DRC 2006. Nach 25 Jahren beide auf Top--Genuss-Niveau. Der saftige Echezeaux begann spontan und zeigte immer noch viel rotbeerige Frucht. Nach einer halben Stunde überholte ihn der La Tache nach und nach mit seinen Reserven, seiner Tiefe und seiner unendlichen Würze. Vom Aroma her gäbe es günstigere schwarze Trüffel, aber im La Tache schmecken diese halt leider am besten ...


WEINFREUNDE PILATUS


Jeder ist mal als Gastgeber dran. Danach ist er wieder sieben Mal eingeladen. Gute Formel. Besonders, wenn man nicht grade dran ist. Diesmal hat es Baschi als Sponsor getroffen.


Die ersten zwei Flights waren megaspannend. Studach, Gantenbein, Donatsch in einer Reihe. Einmal mit Chardonnay 2019 und einmal mit Pinot Noir 2014. Die Sieger? Mehr so eine Stilfrage, wie Effekthascherei. Eines steht aber ganz fest. Die Bündner Winzer können was! Und das auf sehr hohem Niveau.


Im dritten Flight. Alles Jahrgang 1990: Ein leider oxidierter Darmagi von Gaja. (Müsste eigentlich nicht sein). Ein genial gereifter Château Gazin (19/20) und die bestmöglichste Syrah-Terroir-Reflektion in Form vom Hermitage la Chapelle (20/20).


Das Schlussbouquet: Drei Mal Dominus. Leider war der 1984er deutlich über dem Zenit. Als Jahrhundertwein und veritable Cheval-Blanc-Kopie kam der 1994er daher (20/20). Der Dominus 2001 (immerhin schon mehr wie 20 Jahre alt) schien noch etwas zu jung (19/20). Aber auch dieser wird schon bald ganz gross daherkommen.     


Nicht zu vergessen - der Tischwein in Form einer 1999er Magnum Château Léoville-Barton. Schlabber, Freude, Eierkuchen. Wunderschön endgereifter Bordeaux mit enormem Trinkflussfaktor ...


Auch nicht zu vergessen: Die Petra im Service und der Hans Peter in der Küche. Richtig, wir sprechen vom Restaurant Kreuz in Emmen.
Unverschnörkelte Genuss-Garantie.


Ein absolut gelungener Abend. Danke Baschi. Einzig meine Karin war nicht so glücklich. Das war wohl wegen dem Holz-Sägebetrieb während der Nacht ...


WEINBÖRSE: JETZT MITBIETEN!


DAS SIND UNSERE ANGEBOTS HIGH-LIGHTS

• 2018 Pinot Noir Privée, Weingut Donatsch, Malans

• 2017 Ornellaia Solare, Vendemmia d’Artista (Doppelmagnum)

• 1985 Sassicaia, die absolute Toskana Ikone

• 1989 Côte-Rôtie, Marius Gentax-Dervieux

• 1945, 1947, 1949, 1959, 1961 Château Mouton-Rothschild

• Egon Müller, Scharzhofberg, unglaubliche Riesling-Raritäten

• 59 gesuchte Flaschen der Domaine Dujac, Morey-Saint-Denis

• Domaine Armand Rousseau; von Clos de la Roche bis Chambertin

• Bordeaux 1982!!! Riesiges Angebot dieses Jahrhundertjahrganges

• 25 Lots vom Premier Château Margaux (1918 bis 2013)

• 1869 und 1878; Legendäre Raritäten von Mouton-Rothschild

• 29 Flaschen Château Lafleur, Pomerol (1986 bis 2002)

• 1881 Château Lafite-Rothschild, Ausrufpreis; CHF 3500

• Deutsche Spitzenrieslinge von 16 verschiedenen Produzenten

• Ein Dutzend vom gesuchten 2019 Mystique von René Pöckl (A)

• Tolles Angebot Penfolds Grange (1982 bis 1997)


Hier geht es zur Online-Auktion https://auktion.weinauktion.ch/


EIN NEUER CHÂTEAU GUIRAUD!


Bisher gab es von diesem Weingut drei Varianten. Einen Sauternes Premier Grand Cru Classé, sein Zweitwein (Petit Guiraud) und den sehr beliebten, trockenen Weisswein «G de Guiraud». Jetzt kommt einer neuer, trockener Weisswein dazu. Dies erstmals mit dem Jahrgang 2020. Davon gibt es 11'000 Flaschen. Der Blend besteht aus 70% Sauvignon Blanc und 30 % Semillon.


2020 Château Guiraud, Blanc Sec: Leuchtendes, recht intensives Gelb mit minim grünlichem Schimmer. Intensives Bouquet, zart füllig, minim vanillig, Hefespuren, dann weisser Pfirsich und Nektarinen und gelbe Stachelbeeren. Das Nasenbild gibt sich vielschichtig, wirkt aber nobel und fast etwas zurückhaltend. Im Gaumen saftig, fein stützende Säure (der Wein hat nur zu einem Drittel die malolaktische Gärung hinter sich). Er bleibt auf der frischen Fruchtseite mit Steinfruchtnoten und Agrumentouch, gebündeltes Finale. Was mir besonders gut gefällt, sind die Reflektionen an einen Sauternes, ohne dass der Wein süss ist. Warum das so ist? Der Wein wurde in einmal gebrauchten Barriques von Château Guiraud ausgebaut. Man merkt ihm im konzentrierten Extrakt auch eine gewisse Mineralität an, welche von den unterschiedlichen Terroirs dieses Weingutes stammt. Ein gelungenes Début von einem Wein, der sich im Markt noch etablieren muss, ganz sicher aber schnell seine Liebhaber findet. Das Alterungspotential dürfte nicht unerheblich sein. Wenn ein Wein aber so jung schon gefällt, dann erübrigt sich die Frage nach seiner besten Genussphase. 18/20 trinken


KELLERGENUSS MIT ENDZIFFER DREI


Zum Begriff «Kellergenuss» findet man zwar bei der Internetsuche schon ein paar Treffer. Das Wort an sich gibt es aber nicht. Bei uns deutete die Formeldarauf hin, dass in unserem Weinkeller Genuss stattfand. Und zwar mit einer gebuchten Truppe, welche aus total acht Personen bestand und aus der Stadt Basel und dem Kanton Aargau an diesem ersten Samstag im Monat April im Jahr 2022 anreiste.


Die Endziffer «3» ist an sich auch ein eher unbeschriebenes Blatt. Hingegen ist die Drei als Zahl ziemlich intensiv im Netz erklärt. So gilt diese als Zahl der Wiederholungen zur Affirmation in Mythologie und Spiritualität. Oder die Dreiteilung der Welt in Himmel, Erde, Ozean. In der Bibel ist es die Zahl Gottes und Zahl der Trinität. Im Christentum findet man diese in der Dreifaltigkeit. Und auch bei den göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe.


Man kann es aber Drehen und Wenden wie man will, weder «Kellergenuss» noch «Endziffer 3» ist irgendwo klar ausgedeutscht oder wirklich bekannt. Also handelte es ich bei unserem privat gebuchten Event um gleich zwei Raritäten im eigentlichen Sinne.

Der «Kellertisch» ist in meinem Angebot verschwunden. Er ist einerseits meiner androhenden Pension und andererseits aus Aufwand-, Kosten- und Ertragsgründen zum Opfer gefallen.


Dabei ist/war die Formel für die Teilnehmer durchaus attraktiv. Bei Gabriels ein paar Stunden Gastfreundschaft im privaten Weinkeller (Bild oben) erleben und sich dem lukullischen und weinigen Genuss einfach so hinzugeben.


Früher Beginn. Die Formel ist klar; «Wer früher beginnt – ist früher fertig». Je älter man wird, desto attraktiver scheint mir dieses Vorgehen. Die Länge der Genusszeit bleibt gleich lang. Bei uns waren es genau fünf Stunden. Und das war gut so!

GEFÜLLTE BASLERLÄCKERLI & THONMOUSSE


Zu den mit Gänseleber und Pfefferkäse gefüllten Basler-Läckeli kam die 1993 Pinot Cuvée (ein Ruster Ausbruch) von Feiler-Artinger ins Gabriel-Gold-Glas. Mit dunklem Gold-Orange. Die Nase voller Rosinen, Quitten und kandiertem Honig. Im Gaumen enorm süss und doch mit der gut stützenden Säure ausbalancierend. (19/20).
Für die beiden Wachauer hatte Karin ein luftiges Thonmousse zubereitet.


Links im Glas; 1993 Riesling Kellerberg, Emmerich Knoll. Da wäre man, von der Farbe her nie auf einen fast dreissigjährigen Wein gekommen. Immer noch Gelb mit grünlichen Reflexen. Die Nase mineralisch, mit Aprikosentouch und tänzerischer Textur, mit langem Finale. Ein unglaublicher Jungbrunnen (19/20).


Wesentlich reifer, aber auch gehaltvoller, der mit Goldreflexen durchsetzte 1993 Riesling Singerriedl von Franz Hirtzberger. Die Nase wirkte reich, aber auch etwas süsslich mit Mango parfümiert. Im Gaumen einerseits reich, andererseits immer noch mit gutem Nerv. Minim über dem Zenit (18/20).

MISSION ODER HAUT-BRION?

Ob die Beiden wollen oder nicht. Immer wenn beide im selben Flight aufeinandertreffen, gibt es eine gewisse Rivalität. Dabei sind die beiden Weingüter lediglich durch eine Strasse getrennt. Für beide Crus arbeitet die genau gleiche Equipe und beide Châteaux gehören ein und demselben Besitzer. Das Terroir macht also den Unterschied. Wie schon so oft.


Wie das Rennen ausging? www.bxtotal.com weiss es.

1983 Vintage Port, Taylor’s: Aufhellendes Weinrot mit transparentem Rand. Das füllig-ausladende Bouquet duftet nach rotem Pflaumenmus, Incarom Pulverkaffee, getrockneten Feigen und wirkt etwas leimig. Im Gaumen mit grosser Fülle unterwegs. Trotz seinem Reichtum, wirkt er eher burgundisch und zeigt nicht dieselbe Konzentration ganz grosser Vintage-Jahre. Habe ich am Morgen schon dekantiert und karaffiert. 18/20 trinken


DIE WEINE UND DAS MENU DES ABENDS


Apero im Glaslager
2020 Sauvignon Blanc, Nittnaus, Gold Burgenland
Zwei gefüllte Baslerläckerli
1993 Pinot Cuvée, Ruster Ausbruch, Feiler Artinger, Rust
Karin's Thonmousse
1993 Riesling Kellerberg, Emmerich Knoll, Oberloiben
1993 Riesling Singerriedl, Franz Hirtzberger, Spitz
Frische Rindssuppe mit Frühlingslauch und Brunoise
1983 Château Talbot, Saint Julien
1983 Château Lynch-Bages, Pauillac
Trüffelravioli auf Spinat, geröstete Pinienkerne
2003 Château Lascombes, Margaux
2003 Château Montrose, Saint Estèphe
Grüne Spargelbürdeli, Speck, Champignons, neue Kartoffeln
2003 Château La Mission Haut-Brion, Pessac-Léognan
2003 Château Haut-Brion, Pessac-Léognan
Käse vom Brett, Karin Zopf
1983 Château Riessec, Sauternes
1983 Taylors Vintage Port


Der grosse Gabriel-PDF-Bericht: www.bxtotal.com


HELVETISCHE WEINLEGENDE


Jeder durfte seinen Lieblingswein mitbringen. Ich brachte einen Tessiner-Merlot von Klausener. Davon habe ich ganz viele Jahrgänge im Keller. Es gibt in diesem südlichen Weinkanton fast keinen Konkurrenten der ihm punkto Kraft, und Tiefgang in die Nähe kommt.


Der 1990 Grand Riserva verdient auch heute noch – nach 32 Jahren – seine versprechende Bezeichnung. Unglaublich dunkel in der Farbe. Das Bouquet mit schwarzen Fruchtresten, Rauch und Nusslikör. Im Gaumen fest, mit Biss und Nerv und immer noch mit viel Kraft. Auf unserem Gabentisch gab es viele, wesentlich bekanntere und auch wesentlich viel teurere Weine aus dem Rest der grossen Weinwelt. Der Klausener stand in diesem Reigen da die wie Eins. Leider gibt es diese Fattoria aus Altergründen und Probleme der Nachfolge nicht mehr. Das ist sehr, sehr schade! 19/20


P.S. Fabienne Klausener hat mir vor ein paar Jahren diese letzte Flasche aus ihrem Bestand geschenkt. Wir haben diese mit Respekt und Dankbarkeit vor dem grossen Klausener-Schaffen getrunken. 


WAR LEIDER EIN APRILSCHERZ. ES HABEN SICH VIER MÖGLICHE NACHFOLGER GEMELDET ...

GABRIEL NACHFOLGER/IN* GESUCHT



Der bekannte Weinbuchautor und Weintausendsassa René Gabriel geht am 23. April 2022 offiziell in Pension.

Er wird zwar noch begleitend seine bisher ausgeschriebenen Events und Reisen bis 2024 durchführen.


Gleichzeitig wird er aber den seinen mögliche Nachfolgerin / mögichen Nachfolger parallel ins vielseitige Metier des «Weinunternehmers» einführen … 

Folgende Fähigkeiten sind Pflicht:

• polyvalentes Organisationstalent
• fundierte Wein- und Etikettenkenntnisse
• eine solide Trinkfestigkeit
• anerkanntes Dekantier-Diplom
• Fähigkeit für langfristiges Planen
• minimes Basiswissen für Orange-Wines
• eigene Adresskarteien für selektives Kundensegment
• Bereitschaft den Master of Wine Kurs nicht zu besuchen
• gültiger Führerausweis Kategorien (A, B, G, V).
• absolut fehlerfreie Sicherheit bei die Gramatigk
• sicherer Umgang mit dem Durand-Korkenzieher
• Webseiten Grundausbildung (Webgrub©)
• Europäisch anerkanntes Gerbstoffzertifikat
• Französischkenntnisse, Abschluss «F»
• maximale Kreaktivität bei proaktivem Denken
• XMV (gsunder Menschenverstand)
• Immunität gegen Novinophobie


Zu den Aufgaben gehören: Organisation von Events und Reisen. Erstellen von Werbemailings. Überwachung, Bewirtschaftung und permanentes Controlling vom grossen, alarmgesicherten Weinkeller. Acquisition von Weinkellern für die Weinbörse. Öffentliche Vorträge zum Thema Wein. Allgemeine Beratungen zum Thema Wein und Promoter von Gabriel-Glas. Sicheres Heimbringen von René Gabriel nach den Weinverkostungen.


Je schneller Sie Ihre Bewerbung einschicken, desto grösser ist die Chance diesen sehr attraktiven Job zu bekommen. Einsendeschluss ist der erste April um Mitternacht!


Bewerbungen bitte direkt an: nachfolger@weingabriel.ch


2020 Saturio Ried Bügeln, Garagenwinzer Nikolai, Thermenregion: Produktion; 144 Halbliter Flaschen, 548 Normalflaschen, 120 Magnum, 10 Doppelmagnum, 5 Imperiale und 2 Salmanazar (9 Liter). Dunkles Violett-Purpur, satt in der Mitte, aussen mit rubinem Rand. Floral-fruchtiges, gleich zu Beginn schon intensives Bouquet. Der Fruchtreigen reicht von Waldhimbeeren über Kirschen (Wildkirschen), zu Holunder bis Cassis. Letztere Frucht scheint dieser Wein über die letzten Jahrgänge generell adoptiert zu haben. Im zweiten Ansatz; der Duft von dunklen, langstieligen Rosen, Lakritze und Edelhölzern, ergänzt durch Zedernduft, Pfeffermehl, Kandis und Vanilleschote. Das Nasenbild ist beruhigend, nobel und tiefgründig zugleich. Grossartiger Gaumenauftritt! Gut stützende Säure, welche sich noch mit dem sehr konzentrierten Extrakt arrangieren muss, gigantische blau- bis schwarzbeerige Aromatik im langen, druckvollen Finish. Die intensiv nachklingende, ausgeglichene Adstringenz zeigt auf, dass dies ein langlebiger Austria-Premium-Wein ist. Bisher war der Saturio (seit seinem ersten Jahrgang 2014) ein reinrassiger Merlot. Jetzt sind neu vier Prozent Cabernet Franc dazu gekommen. Und dies nicht zu seinem Nachteil. Zur verschwenderischen Frucht kommt jetzt neu eine parfümierte Würze und mehr Tiefe hinzu. Obwohl er nasal schon gut kommuniziert, sollte man auf diesen geduldigen Wein warten, um das Maximum dessen zu erleben, was er in seiner vollen Reife abliefern kann. Und das wird so ab 2027 erstmals sein. Und dann mit einer Genussgarantie von mindestens 20 Jahren. Die stetige Perfektion im Rebberg wurde hier vorbehaltslos in die Flasche gefüllt. 19/20 warten


Noch mehr Infos: https://garagenwinzer.at  


FÜNFZIG MAL BORDEAUX 1990 & CO.


Am letzten Märzwochenende des Jahres 2022 trafen sich zwei Dutzend Weinfreunde in Bad Ragaz, um gemeinsam 50 grosse Weine des Jahrgangs 1990 zu verkosten, geniessen oder auch zelebrieren. Eigentlich waren es dann gar 51 verschiedene Editionen. Denn – am Samstagmittag entkorkte Thommy Donatsch im Ochsen Malans unerwarteterweise eine seiner letzten Magnumflaschen vom 1990er Blauburgunder Spiger.

Die Weine für den ersten Abend entkorkte ich zu Hause und stülpte eine Plastikkappe darüber und fuhr die Flaschen danach stehend zum Austragungsort.


So blieb das Depot unten am Flaschenboden und Baschi und ich konnten die Weine so problemlos dekantieren.


Dieser Vorgang fand draussen vor dem Hotel statt. Wir liessen danach die Flaschen in den Kartons im Auto. So stimmte die gewünschte Ausschanktemperatur den ganzen Abend lang.

KISS AND SAY GOODBYE


Während für viele Weine diese Titelthese noch nicht ganz stimmt, trifft diese leider auf den Château Magdelaine zu.


Nicht im Jahr 1990, sondern beim Jahrgang 2011. Mit dem Jahrgang 2012 vereinte Christian Moueix seine zwei Weingüter Magdelaine und Belair in Saint Emilion und verlieh diesen den neuen Namen Château Bélair-Monange. Also fertig Magdelaine!
 
1990 Château Magdelaine, Saint Emilion: Dunkle Farbe, gegen aussen einen deutlich aufhellenden, ziegelroten Rand zeigend. Viel dunkle Pflaumen und auch Dörrpflaumen in der Nase, Schokodrink, dezent laktischer Anflug. Im Gaumen ebenfalls weich und recht elegant, Pfirsichkern und geröstete Pinien im minim mürben Extrakt. Ein gut gereifter Wein der leider mit den anderen vier Crus in dieser Saint-Emilion-Serie nicht mithalten konnte. Kategorie schön und easy. 17/20 austrinken

1990 Sassicaia Tenuta San Guido, Toskana: Magnum: Immer noch sehr dunkles Granatrot, satt in der Mitte. Zaghaft beginnendes, schier beruhigendes Bouquet. Dann geht es nach und nach los; Bakelit, schwarze Oliven, Kandisnoten, Black Currant Pastillen und Pumpernickel. Dabei gibt er sich erstaunlich tiefgründig. Im Gaumen ist er mit massiver Kraft unterwegs, gibt sich fleischig und ist immer noch adstringierend. Insgesamt ist er mit einer klaren Cabernet-Ansage unterwegs. Das Finale schmeckt nach Waldbeeren und Cassis. Ich habe ihn nicht das erste Mal in der Magnum vor mir im Glas und so weiss ich, ob er seine, von mir recht hohen Erwartungen, locker erfüllte. Ein grossartiger, geduldiger Maremma-Klassiker. Eine supergeniale Magnum! Dekantieren. 19/20 trinken

HAUT-BAILLY FÜR DIE RINDSZUNGE



Welcher Wein zu welchem Essen? Das ist schon meistens eine anspruchsvolle Frage. Die Frage könnte aber auch lauten, welcher Wein für welche Sauce?


Leider war die Magnum 1990 Haut-Bailly leidlich oxidiert. Also Totalverlust? Für eine Sauce zu einer Rindszunge hätte der Inhalt aber noch locker getaugt.

BASCHIS ÜBERRASCHUNG


«Beim Opus kann man sich über die Qualität streiten. Ich sehe in ihm einen extravertierten Kalifornier. Das ist meist viel Joint-Venture in der Flasche. Diesen 1990er finde ich toll!».


1990 Opus One, Napa Valley: Sattes dunkles Weinrot. Fruchtiges Bouquet, Brombeeren, getrocknete Heidelbeeren, dann Zimt und Sandelholz. Wirkt noch erstaunlich frisch. Im Gaumen geht es blau- bis schwarzbeerig weiter. Es ist schier unglaublich, wie dieser mehr wie 30jährige Opus derartig seine Frucht konservierten konnte. Stoffig und prägnant im Extrakt, hoch aromatisches Finale. Ein Jungbrunnen, der durch eine gut stützende Säure konserviert wurde. Mir gefällt das grünwürzige, typische Cabernet Finish. Kam auch in den Rängen gut an. 18/20 austrinken

KARIN’S LIEBLINGS NAPA


Es gibt für meine Karin keine Napa-Alter-native zum Martha’s Vineyard. 1994 durften wir mit Joe Heitz einen Abend verbringen und im Gästehaus schlafen. Unforgettable!


1990 Cabernet Sauvignon Heitz Martha's, Napa Valley: Die Farbe ist unglaublich dunkel und zeigt gar noch lila Reflexe, Feinfruchtiges Bouquet; Heidelbeeren, Cassis, feine Minztöne, delikat und verspielt. Im Gaumen cremig, fein gewoben, superb balanciert, bleibt bis zum Schluss eine Heitz—Delikatesse. Eine Napa-Traumtänzerin. Meine Karin ist ausgeflippt … … und trank den Rest! ☹ 19/20 trinken

BLAUBURGUNDER SPIGER 1990



Damals hiessen die grossen Pinot Noirs aus der Herrschaft noch Blauburgunder. Am Tag vor unserem Samstags-Besuch im Ochsen Malans erhielten wir von Martin folgende SMS …


«Liebe Karin & René. Da ich euch morgen nicht selber empfangen kann vielleicht nur von weitem zuwinken möglich ist, werde ich euch nach der Degu noch auf was «Spezielles» einladen. Ich lass euch im Keller zum Abschluss der Degu eine der letzten Magnum Spiger 1990 verkosten. Dieser Wein war wohl der Grösste in der Karriere meines Papas und zählte damals zu den 100 besten Weinen der Welt! Stephan Reinhardt hat ihn vor zwei Jahren aus der Flasche mit 98 Punkten bewertet und ist somit der von Parker höchst bewertete Rotwein der Schweiz. Ich dachte das sei eine kleine Geste, da ich nicht persönlich dort bin und ihr ja Thema 1990 habt. Ich habe nur ein Anliegen: Kann Karin die Magnum so verteilen, dass ein Schluck für mich, für meinen Papa und unseren Sommelier Christian übrigbleibt? Das wäre toll! Cheers und liebe Grüsse, Martin»

Auch nach 32 Jahren ist der Spiger 1990 immer noch ein helvetischer Meilenstein. Die Farbe gereift. Die Nase süss, rotpflaumnig, Hagebuttenmarmelade, schöne Würze, Dörrdatteln und helle Tabaknoten. Im Gaumen feinfleischig, mit noblem Stielwürzbitterton. Gebündelt und berauschend süss endend. Was für ein tolles Magnumvergnügen! 19/20 trinken

LEIDER KEIN GROSSER 1990ER



Zwischen den Zeilen oder grad direkt habe ich in diesem Bericht erwähnt, dass der Jahrgang von relativ grossem Ertrag beseelt war.

Es gab damals noch keine staatlichen Ertragsbeschränkungen und jeder durfte produzieren, so viel er wollte. Heute ist es üblich, dass die Appellation-Beschränkungen jeweils so um 50 Hektoliter pro Hektare herum fixiert werden.


Die Überproduktionen müssen für industriellen Industriealkohol abgeführt und destilliert werden. Es gab beim Jahrgang 1990 nicht wenige, ziemlich bekannte Crus, welche ihren «Grand Vin» auf gut und gerne 80 Hektoliter pro Hektar vinifizierten. Wie gross der Ertrag bei Haut-Brion lag, ist leider nirgends deklariert. Es scheint aber, aufgrund seiner mangelnden Konzentration, dass er auch einer relativ «reichen» Basis produziert wurde. 


Er hat leider keine Chance an seine eigenen, grossen Legenden anzuknüpfen. 

1990 Château Haut Brion, Pessac-Léognan: Relativ helle Farbe, deutlich aufhellend, ziegelroter Rand aussen. Unglaublich viel Zedernduft, heller Tabak, Hirschleder, frisch geschnittene Pfifferlinge, Rosinenduft, Honig, weisses Pfeffermehl. Nasal könnte man ihn auch als Dujac-Burgunder einstufen. Im Gaumen saftig, Kandissüsse, kalter Earl Grey Tee, sehr angenehmes Finale. Im Nachklang merkt man eine gewisse Mehligkeit in der Textur, was darauf hindeutet, dass allenfalls seine Beste Zeit vor ein paar Jahren war. Aber bei einem Haut-Brion weiss man es ja nie so ganz. Auf alle Fälle ist er ein Leichtgewicht und gehört für mich definitiv nicht zu den ganz grossen Jahrgängen. 18/20 austrinken

P.S. Im Jahr 2024 wird es eine ganz grosse Vertikale von Château Haut-Brion aus Gabriels Keller geben. Infos folgen …

Vor fünf Jahren wurde diese Doppelmagnum bei Auctionfr versteigert. Leider findet man dazu den Zuschlagpreis nirgends. Für etwas mehr wie CHF 8000 könnte man noch je ein Exemplar in Hong Kong oder Amerika kaufen.


Ein bisschen ein schlechtes Gewissen habe ich schon, wenn ich, um diesem Wein gewisse Rahmenbedingungen einzuräumen, aus mehr als 30 Notizen aussuchen kann. Während andere Weinfreaks vielleicht nur davon träumen, einmal an einem solchen Glas zu nippen, oder mit grosser Ehrfurcht die einzige Flasche im Keller ab und zu wieder in die Hand nehmen, «schwimme» ich in eigenen Weinbeschreibungen, die mir aufzeigen, dass die Entscheidung, den Job als Koch an den Nagel zu hängen, um in die Weinbranche zu wechseln, völlig richtig war …


1990 Château Margaux, Margaux: Mittleres Granat mit viel ziegelroten Reflexen. Das Bouquet ist minim kompottig, tendenziell rotbeerige Anflüge, getrocknete Goji-Beeren, Hagebuttengelee, Johannisbeerenkonfitüre und Amarena Kirschen. Erotisch bis berauschend mit seiner generellen Nasensüsse. Im Gaumen komplex, füllig, cremig, anmutig und obercharmant. Wenn man zuweilen behauptet, dass gewisse Weine der Appellation Margaux burgundisch daherkommen, so ist dies hier definitiv der Fall. Power und Finesse. Ein wunderwunderwunderwunderschöner Château Margaux! 20/20 trinken

WENN ER DEN LAFITE TANGO TANZT


Auf sanften Druck zwang ich meinen Weinfreund Max Gerstl (Bild unten) die Serie mit dem Lafite zu kommentieren. Er liebt den Wein derartig, dass er ihm auch viel verzeiht. Und, das schätze ich an ihm besonders, er macht «kleine Weinlein» nicht fertig und sucht auch bei schwächelnden Tropfen immer noch etwas Positives. Beim Lafite gab es nichts zu meckern. Der lieferte einfach ab …


1990 Château Lafite Rothschild, Pauillac: Recht dunkles Weinrot, jedoch gegen den Rand deutlich aufhellend. Ein Traum Bouquet von der ersten Sekunde an. Kandiszucker, frische Kräutertöne, Lakritze, Pfefferkörner, exotische Hölzer und auch Sandelholz. Letzteres ist nasal typisch für einen grossen Lafite. Im Gaumen fein cremig, saftig, hoch reife Tannine und eine royale Rest Adstringenz aufzeigend, nonchalantes, schier endloses Finale. Ein Traum Lafite mit Finessen der Sonderklasse. Wenn man ihn schlürft, dann holt man alles aus ihm raus und er zeigt eine erotische Pauillac-Seele. 20/20 trinken

REIN RECHNERISCH EIN GROSSER WEIN



Das Bild der leeren Kiste habe ich aus dem Internet geklaut. Das gebe ich gerne zu. Das ist meine Rache. Dies deshalb, weil Vieles was ich publiziere, ebenfalls sehr oft entgeltungslos annektiert wird.


Eine solche 12er Kiste hatte ich auch mal. Zwischenzeitlich ist der Bestand auf ein Flacon gesunken. Vielleicht muss ich mir dereinst vorwerfen, dass ich die anderen elf Flaschen zu früh entkorkt hatte. Aber so sicher bin ich mir da nicht. Während der Wein im Publikum grossartig ankam, hegte ich Zweifel. Denn, gewisse Gerbstoffkonturen zeigen seit ein paar Jahren spröde Konturen. Irgendwie sucht dieser Latour – auch nach gut dreissig Jahren Flaschenreife – immer noch seine Harmonie.


Heilt die Zeit diese Wunden? Könnte gut sein. Ich erinnere mich an die Latour-Jahrgänge 1981, 1983 und 1989. Auch hier zeigten sich reserviert und unharmonisch über die ersten Jahrzehnte. Und mutierten diese Bordeaux’ vom «Pauillac-Saulus» zum «Latour-Paulus». Im Gegensatz zu anderen Cru lag hier der Ertrag lediglich bei 39 Hl/ha. 

ANGEBOT ÜPPIG – PREISE HAPPIG



Sucht man nach den Angeboten von Château Pétrus 1990 im Netz, so ist das Angebot erstaunlich gross. Noch erstaunlicher sind die Preise. Die sind zwar im Ausland günstiger, aber logischerweise leider nie billig. Was in der Natur der Sache liegt. In der Schweiz beginnen die Offerten so ab 5000 Franken …


1990 Château Petrus, Pomerol: Die klar dunkelste Farbe in dieser Fünfer-Pomerol-Serie. Dunkles Granat und irgendwie innen fast noch Schwarz, aussen dem Alter entsprechende Reifetöne aufweisend. Das Bouquet zeigt einen Ausbund von Süsse, Kandis, dunkles Caramel, Financier Cakes, Napolitaines, Ingwer, Kokos, Gianduja-Schokolade und Nusspralinen. Die minim laktische Tendenz verleiht ihm eine sublime Fülle im erotischen Nasenbild. Im Gaumen Harmonie plus, geschmeidig, weich, samtig, mit ebenso veloursartiger Textur, super balanciert und mit einer ausufernden Merlot Erotik ausklingend. Erst nach dem Schlucken begreift man seine Grösse, welche sich nicht mit dem Lafleur oder Trotanoy vergleichen lässt. Hatte der englische Weinkritiker Michael Broadbent doch recht? «Is Merlot boring?». Wer von einem Pétrus das Dreifache eines anderen Pomerols erwartet, wird ihn nie begreifen. Wer von ihm emotionell berührt wird und eine Gänsehaut bekommt, der hat es geschafft! 20/20 trinken, wer kann!

ZWEI MAGNUMS SIND NICHT DAS GLEICHE


Den 1990 Château Doeisy-Daëne aus Barsac genossen wir einmal am Freitag und einmal am Samstag. Beide Male aus der Magnum. Stammend aus der gleichen Kiste und somit demselben Lagerort.


Die Samstagsvariante war wesentlich besser. Wie er schmeckte und alle anderen Sauternes?


Und alle anderen Weine des Jahrganges 1990?


www.bxtotal.com weiss es ...


ZEHN DOPPELMAGNUM


Haben Sie schon mal einen ganzen Abend lang reife Bordeaux Weine ausschliesslich aus Dreiliterflaschen getrunken? So gesehen war dies auch schon wieder eine unitäre Sache. 


Doppelmagnum? Bei der Suchmaschine ergaben sich mit dem Surfen nach diesem Begriff lediglich eine Viertelmillion Treffer.

In der Hauptsache wurden aber direkt solche Grossflaschen angeboten, dafür fast keine Erklärungen. 


Gehen wir mal generell zurück zum Beginn. Im 17. Jahrhundert wurden erstmals Glasflaschen für die Herstellung genutzt und erst im 18. Jahrhundert etablierte sich diese Herstellungsmethode immer weiter und wurde schnell populärer.

Im 19. Jahrhundert avancierte die Glasflasche dann schon als wichtigstes Behältnis für Wein. Ein wichtiger Grund hierfür war, das Glas chemisch neutral ist. So waren eine gute Lagerung und Nachreifung möglich.


Auch war es zu dieser Zeit bei den Herstellern beliebt, Siegel (Firmen- bzw. Händlersiegel) in das Glas zu prägen, um eine klare Identifizierung zu ermöglichen und eine verbesserte Kundenbindung zu erreichen. Ein frühes Marketinginstrument der Händler und Produzenten.


Die Farbe des Glases war zu Anfang noch schwarz, später fügte man olivfarbenes /grünes und dann braunes Glas hinzu. Die Glasform war anfangs zwiebelartig, respektive bauchig. Später wurden Verbesserungen in Richtung der zylindrischen Flaschen eingeführt. Diese Neuerung brachten erhebliche Verbesserungen, insbesondere für die Lagerung und den Transport mit sich.

Als Doppelmagnum bezeichnet man eine spezielle Flaschengrösse bei Weinen (nicht bei Champagner). Eine Doppelmagnum hat ein Fassungsvermögen von 3 Litern Flüssigkeit, das entspricht genau 4 normalen Flaschen Wein. Oder aber auch, der Namensgebung geschuldet, um den Inhalt von insgesamt zwei Magnum Flaschen.


Unter Weinfreaks ist dies eine der beliebtesten Flaschengrössen. Man sagt, die Reifung sei darin ideal. Auch von der Bekorkung her, sei dieses Format den grösseren Brüdern wie Jéroboam oder Imperial & Co. vorzuziehen. Denn je grösser die Flaschenöffnung ist, desto schwieriger wird es passende Korken zu finden. Nicht zuletzt deshalb werden zum zusätzlichen Schutz bei noch grösseren Behältnissen schützende Wachskapseln oder Siegellack am Flaschenende übergezogen. 


Vom Preis her, muss man beim Erwerb einer solchen Dreiliterflasche tiefer in die Tasche greifen, wie wenn man genau gleich viel Wein in Normalflaschen kaufen würde.


Denn – bereits die leere Flasche kostet heute rund 30 Franken. Je älter seine Flasche wird, desto wertvoller.

Nicht zuletzt deshalb, weil man eine Doppelmagnum nachsagt, dass diese langsamer reifen. Das hat den Vorteil der Jugend, weil die Fruchtphase länger anhält. Und es hat den Vorteil des Alters, weil Weine in der Doppelmagnum noch lange präsent sind, wenn die Normalflaschen möglicherweise schon Jahre über dem Genusszenit sind.


Kommt für mich noch der Faktor des gemeinschaftlichen Geniessens zum Zug. So, wie man eine zu teilende Schüssel auf den Tisch stellt, bei dem sich alle selbst familiär bedienen, wird eine Doppelmagnum unter allen Gästen aufgeteilt.


Diesmal multiplizierte sich dieses gemeinsame Glücksgefühlt mit dem Faktor 10. Denn es standen genau zehn Doppelmagnum zur kollektiven Labung der Gästeschar zur Verfügung. 

MEDOC 1998: GALANT UND DISTINGUIERT

 
Wer als Bordeauxfreak Jahrgänge wie 1995, 2000, 2003, 2005 2009 oder gar 2010 liebt, muss ab jetzt eigentlich gar nicht mehr weiterlesen. Denn die hier degustierten und mit Vergnügen getrunkenen 98er-Bordeaux gehen zur Kategorie «mehr Saft wie Kraft». Und trotzdem gehört dieser im Médoc mitunter etwas verregnete Jahrgang für mich auch heute noch zu den ziemlich grossen Jahrgängen.


Was jetzt, nach weit mehr wie zwanzig Jahren Flaschenreife auffällt; die Weine wirken nicht nur farblich noch sehr jung. Sie sind es auch nasal durch deren noch recht aktiven Fruchtpräsenz im Bouquet.


Im Gaumen findet man stützende Gerbstoffe, welche in vielen Fällen noch eine zuverlässige Genussgarantie für weitere Dekaden abliefern. Das bemerkenswerteste Attribut ist die wunderschöne Balance im Gaumen.


Als Zusammenfassung würde ich die Eigenschaften von den besten Weinen aus dem Médoc als «galant» und «distinguiert» zusammenfassen. Damit meine ich beruhigende Klassiker mit einem gewissen Claret-Akzent. Letzteres ist eine Eigenschaft, welche in letzter Zeit – durch technische Errungenschaften – immer mehr abhanden-gekommen ist. Das ist keine Kritik am neuen Qualitätsmanagement vieler Betriebe, sondern ein kleiner Wehrmutstropfen meinerseits.


Für Kenner dieses Jahrgangs ist es klar, dass die Polka – im Prinzip – am rechten Ufer spielt. In Pomerol und in Saint Emilion sind die allerbesten Weine vom Jahrgang 1998 zu finden. Dort sind nicht wenige Jahrhundert-Weine entstanden.


Zur Konkretisierung; in diesem Artikel geht es nur um Médoc. Um die besten Appellationen und mitunter um die gesuchtesten Crus. Es ist kein vollständiges Arsenal, aber repräsentativ.   

WENN ZWEI DASSELBE TUN …


… ist es nicht das Gleiche. Bei mir sind Palmer und Margaux punktemässig gleichauf. Vom effektiven Genuss her gefällt mir der Palmer aber momentan viel besser!

1998 Château Ducru-Beaucaillou, Saint-Julien: Eine der hellsten Farben aller degustierten 1998er Médocs an diesem Abend. Deutlich aufhellendes Granat mit minim ziegelroten Rand. Geniales würziges Bouquet, rote Grütze, frische Datteln, Rosinenschimmer, Kakao, helle Edelhölzer und Cigarren. Er legt bei jedem neuerlichen Nasenkontakt weitere, delikate Aromen Schichten nach. Im Gaumen feinfleischig, recht konzentriert über dem noch leicht aufrauenden Extrakt. Er zeigt so Reserven oder auch Anzeichen, dass er es liebt, ein paar Stunden dekantiert zu werden. Meiner Ansicht dürfte er erst jetzt in die effektive Genussphase kommen und wird danach mindestens 20 Jahre Freude bereiten. Das ist ein schlechter Trost für alle, welche diesen hoch femininen Ducru schon längst ausgetrunken haben. Loving it! Im Markt noch erhältlich. 19/20 trinken

ALLE DREI PAUILLAC PREMIERS



Ob Mann will oder nicht; wenn alle drei Premier Grand Crus aus dem Pauillac von ein und demselben Jahrgang nebeneinanderstehen, kommt es automatisch zum vergleichenden Wettkampf. Für mich hatte der Château Lafite an diesem Abend die Nase vorn …


1998 Château Lafite-Rothschild, Pauillac: Mitteldunkles Granat, im Innern findet man immer noch einen minimen Schimmer von Lila. Geniales, grosses Pauillac-Bouquet. Wuchtig und breit gefächert im Ansatz und gleichzeitig eine bemerkenswerte Tiefe anzeigend. Unglaublich würzig und mit klarem, dunklem Cabernet Absender; Lakritze, Rauch, Vanillemark, Kaffee, dunklen Edelhölzern, schwarzen Oliven, Pumpernickel. Mit einem Bein steht er nasal bei den grossen Lafite-Jahrgängen. Im Gaumen satt und fleischig. Eine für 1998 seltene, grossartige Konzentration zeigend. Immer noch adstringierend. Das will aber nicht heissen, dass die Tannine unentwickelt sind. Unglaublich lang ausklingend. Für mich ist dies – unter allen gleichbewerteten – Bestweinen dieses Jahrgangs der Beste. So wie im Klassement 1855. Also ein Primus inter Pares! Vier Stunden Dekantieren! 19/20 trinken

KEIN CRU BOURGEOIS MEHR


Sucht man im Netz nach Phélan-Ségur so wird er immer noch als Cru Bourgeois exceptionnel angepriesen. Stimmt so nicht! Zumindest nicht mehr.


Seit 2007 verzichtet man auf dieses Prädikat. Zu Recht meine ich. Denn dieser Cru würde – aufgrund der Qualitäten der letzten Jahrzehnte – eigentlich ins mittlere Grand-Cru-Feld gehören. Ist aber leider nicht möglich. 



1998 Château Phélan-Ségur, Saint-Estèphe: Sattes, noch sehr jugendliches Purpur. Das Bouquet zeigt eine schier unwahrscheinliche Fruchtpräsenz, schwarze Kirschen, reife Pflaumen, Pfefferkörner, florale Fliedernoten. Im zweiten Ansatz wird er minim laktisch, was dem Nasenbild eine zarte Fülle verleiht. Im Gaumen mit samtiger Struktur unterwegs, die Tannine sind weich, das Finale schmeckt nach Brombeeren und Black Currant. Eine absolut grossartige Flasche, welche mit den allerbesten Weinen dieses Abends mithalten konnte. Da war viel Freude im Glas und somit auch im Gaumen. 19/20 trinken 


Der ganze Gabriel-PDF-Bericht


1989 BORDEAUX: DAS ENDE VOM ANFANG

 
Der Anfang gilt als Ursprung oder auch Beginn. Es geht hier um das Jahr 1989. Da wird in Bordeaux ein neuer, hoch dotierter Jahrgang geerntet. Damals die teuerste Primeur-Lancierung aller Zeiten. 960 Autokilometer entfernt, im luzernischen Dorf Sempach-Station, übernimmt das Wirtepaar Riccarda und Hanspeter Müller das Gasthaus Sempacherhof.


Das Ende wird definiert als Ort, wo etwas aufhört oder als Zeitpunkt, wo etwas aufhört. Dies gilt für alle oben abgebildeten Bordeaux-Flaschen vom Jahrgang 1989. Mit dem Entkorken wurden diese Bouteillen dem weiteren Handel entzogen. Auch für Riccarda und Hanspeter Müller ist es ein Ende. Jenes vom Sempacherhof. Nach 33 Jahren erfolgreichen Wirtens ist Schluss. Der Sempacherhof wurde verkauft und das Ehepaar zieht sich zur verdienten Pension aus dem Berufsleben zurück.


Es ist Samstag, der 19. Februar 2022 und der längst geplante, coronaverschobene Jubiläums-Event kann endlich schrankenlos stattfinden. Halt nicht mit einer runden, aber wenigstens mit einer Schnapszahl.


Die Genussformel für diesen Tag?


• Wohlfühlen durch die Gästebetreuung von Riccarda Müller und ihrem Team.
• Lukullische, zum Wein passende Gerichte     von Hanspeter Müller und seiner Küchencrew.
• Gut gelagerte 1989er Bordeauxweine aus dem Keller von René Gabriel.
• Im Saal und im Rosso; motivierte Stammgäste und Freunde vom Sempacherhof.


NORMALFLASCHEN BIS MELCHIOR


Die «Weinbilanz» lässt sich sehen und auch berechnen. 20 Normalflaschen. Fünf Doppelmagnum (3 Liter). Eine Jéroboam (5 Liter) und als nimmer versiegenden Tischwein; eine Melchiorflasche 2004 Château Mayne-Lalande aus Listrac. Letzteres Giga-Format enthält das Äquivalent von 24 normalen Flaschen, was umgerechnet 18 Liter Rotwein entspricht. Ergibt summa summarum 53 Liter herrlichen, gereiften Wein aus dem Bordelais. Den Champagner Apéro nicht mit gerechnet. Aufgeteilt auf die 43 anwesenden Gäste und der Genussdauer von mehr als fünf Stunden tönt dieses Weinaufkommen dann doch wieder recht vernünftig.

Die Weine bereitete ich am Veranstaltungsnachmittag sorgfältig vor. Heisst; zuerst Entkapseln.


Tönt einfach, war aber beim Château de Fieuzal relativ aufwändig. Diese Doppelmagnum war oben mit einer harten Siegellackkapsel versehen. Was ist zu tun?


Ein nasses Tuch auf die Kapsel legen und dann mit einem umgekehrten Schraubenzieher vorsichtig drauf klopfen, bis das Siegel brüchig wird und der oberste Flaschenhals frei wird.


Das nasse Tuch hat eigentlich keine wesentliche Funktion, ausser dass man so eine grosse Sauerei verhindern kann.

MÜLLER KOMMT – GABRIEL GEHT



Zwei Köche – zwei Freunde! 1982 lernte ich den Hanspeter Müller kennen. Und zwar während dem Luzerner Wirte Kurs.


Dass sich unsere Wege in der Folge noch so oft kreuzen würden, wussten wir damals beide nicht.


Just im Jahr 1989 wurden wir direkte Konkurrenten. Riccarda und Hanspeter Müller erwarben und eröffneten den Sempacherhof.

Damals war ich noch der Kreuz Wirt in Sempach-Stadt. Also just im Dorf nebendran.


Ein Jahr später gab ich den Pachtbetrieb auf und wurde Einkaufschef der Kellerei Mövenpick.


Mein erster Primeur-Jahrgang für den Einkauf? 1989! Es war ein absolutes Rekordjahr und wir generierten einen Subskriptionsumsatz von 13.5 Millionen Franken. Das war ein guter Einstieg für mich.


Bis 2005 blieb ich in der Geschäftsleitung und wechselte 2005 als Berater. Heute blicke ich dankbar auf die wunderbare Mövenpick-Zeit zurück.


Im Jahr 2013 zogen Karin und ich in die luzernische Gemeinde Eschenbach. Wir bauten an der Unterdorfstrasse 21 neue Gebäude.

Genau diese ehemalige Metzgerei war ursprünglich Hanspeters Geburtshaus.


Im gleichen Dorf, etwas weiter oben, werden ab Sommer 2022 auch Riccarda und Hanspeter Müller wohnen. Der Kreis schliesst sich also wieder …     

DOPPELMAGNUM KARAFFE



Natürlich könnte man zum Umgiessen auch einfach einen oder mehrere Krüge nehmen.


Tönt praktisch, ist aber nicht besonders weinig. Vor einigen Jahren schenkte mir Franz Hirtzberger eine Doppelmagnum Karaffe, welche er eigens für sich und natürlich seine Weine anfertigen liess. Logischerweise kommt dieses Unikat selten zum Einsatz. An diesem Samstag hatte sie Hochbetrieb.


Im Netz gibt es wenig Angebote, für Karaffen für solche Grossformate.


Riedel hat eine solche Doppelmagnumkaraffe im Angebot. Diese heisst Amadeo und kostet etwas mehr wie tausend Franken.   


1989 Chateau La Gurgue, Margaux: Doppelmagnum. Gereiftes Rot mit minim braunem Rand. Offenes, dezent kompottiges Bouquet. Es duftet nach rotem Pflaumenmuss, kaltem Hagebutten Tee und Kochschokolade. Im Gaumen sehr angenehm, schmeichelnder Fluss, dezent mürbe Textur. Man merkt ihm trotz Grossformat an, dass er wohl vor ein paar Jahren noch besser in Form war. Trinkt sich aber immer noch sehr gut und ist als einfacher bürgerlicher Cru immer noch mehr als ein Achtungserfolg. 16/20 austrinken

Charaktervoll war er aber seit seiner Geburt! 18/20 trinken 

ZWEI FRAUEN UNTER SICH


Anstossen auf den gelungenen Abend in der Küche. Fabienne und Riccarda. Der Chefin hat der Chasse-Spleen besonders gut gefallen.


1989 Château Chasse Spleen, Moulis:  Jéroboam. Immer noch sehr dunkle und an sich wenig entwickelte Farbe. Trockenes, etwas artisanal anmutendes Bouquet, getrocknete Pflaumenhaut, dunkles Leder, Brazil-Cigarren. Gibt sich barock, also sehr tiefgründig und vermittelt den klassischen Bordeaux Erd- Eisenton. Fester, konzentrierter Gaumen, immer noch eine gewisse Adstringenz vermittelnd durch seine restlichen Tanninen. Im Innern kalter, schwarzer Rauch, Korinthen und Assam Tee. Ein wunderbarer stoisch langsam gereifter Moulis, der noch aus den sehr guten Chasse-Spleen-Zeiten stammt. In dieser grossartigen Jéroboam war das eine richtige Renaissance von früheren Zeiten der Normalflaschen.

PRIMUS INTER PARES


Im Klassement von 1855 stand der Lafite an oberster Stelle aller Premier Grands Crus. Will heissen, er war der «erste der Erstgenannten» oder eben lateinisch «Primus inter pares». Damit hat er bis heute eine Sonderstellung.


1989 Château Lafite Rothschild, Pauillac: Bouteilles. Klassisches Bordeauxrot, relativ wenig Reife für sein Alter anzeigend. Eleganter Nasenansatz, Kandissüsse, rote Pflaumen, Edelhölzer, viel Zedernduft, Earl Grey Noten, Hirschleder, erfrischende Kräutertöne, welche dann vor allem Thymian- und Origano Nuancen in sich tragen. Wirkt irgendwie diskret und trotzdem erhaben. Im Gaumen ist er die Nonchalance schlechthin. Feine Tannine, seidiger Fluss und wunderschön balanciert. Genialer, extrem langer, wenn auch milder Nachhall. Ein beruhigender Klassiker der die damalige, hochfeine Lafite-Zeit aufs Beste interpretiert. In einer Blindprobe könnte er untergehen. Wenn man die Flasche sieht, sich richtig darauf einzustellen weiss, dann wird man ihm Respekt und Freude zollen. Für mich gehört dieses Finessen Paket zu den ganz grossen Jahrgängen. Im Markt noch unter 800 Franken zu finden. Eigentlich idiotisch, wenn man die teureren Marktpreise jüngerer Jahrgänge kennt. 20/20 trinken

TIPPS FÜR SEHRGROSSFLASCHEN


Die grosse Angst vor sehr grossen Flaschen! 3390 Franken kostet das oben abgebildete Ungetüm bei biber.ch. Bei mir gehen solche «Dekantier Maschinen» unter die Kategorie; «Dinge die die Welt nicht braucht». Oder wenn, dann nur ein, zwei Mal im Leben. Ausser man bestellt eine Nebukadnezzar, Melchior oder Methusalem auf der Alm beim Arlberg Hospiz. Die sind nämlich Weltmeister in Sachen Giga-Formate.
Ich stelle die Grossflaschen jeweils auf eine rutschfeste Unterlage und fülle dann diese in Glaskrüge mit einer grossen Öffnung ab und giesse diese in Servierkaraffen um. Easy!

2004 Château Mayne-Lalande, Listrac: Melchiorflasche (18 Liter). Sehr dunkles Rot mit schier schwarzen Reflexen. Das Bouquet zeigt viel dunkle bis schwarze Beeren; Brombeeren, Holunder, Cassis und dunkle Röstnoten, welche dem recht intensiven Nasenbild eine Nuance von kaltem Kaffee und schwarzen Oliven verleihen. Bereits von der Nase her, freut man sich auf einen guten Schluck. Im Gaumen aromatisch, sehr angenehme und immer noch begleitende Tannine, das Finale schmeckt nach Heidelbeeren und Lakritze. Wenn auch von einem anderen Jahrgang, brauchte sich dieser geniale Listrac in der Runde nicht zu schämen und war ein grossartiger Genussbegleiter über die vielen Stunden. Grosser Wein für kleines Budget! 18/20 trinken

P.S. Um Mitternacht war auch diese Grossflasche rübis und stübis leer. Dafür waren ein paar Gäste dann voll … 😊

Darauf sind wir stolz! www.gabriel-glas.com / www.gabriel-glas.at


ALTE BORDEAUX’ & JUNGE IMPERIALE

 
Bei ganz alten Weinen stellt sich mitunter die Frage, ob Entsorgen nicht die bessere Variante sein könnte wie Dekantieren.
Das verminderte Genussrisiko wird nämlich mit jeder Alters-Dekade grösser …


Wichtig ist dabei auch, wie die Flaschen über all die vielen Jahren gelagert wurden. Meistens sieht man das Risiko schon am Füllstand der Bouteillen an. Faustregel; je tiefer das Niveau, desto tiefer sinkt die Möglichkeit, dass der Wein auch noch was taugt. Doch auch hier bestätigen, wenn auch in seltenen Fällen, die Ausnahmen die Regel.


Auf alle Fälle waren die Teilnehmer dieser «Sehraltweinprobe» ziemlich risikofreudig und wagten eine Teilnahme zur ähnlich lautenden Probe, welche im luzernischen Eschenbach am Samstag, 12. Februar 2022 stattfand.


Zur Sicherheit wurde beim Apero in Gabriel’s Privatkeller ein spritziger 2020 Gelber Muskateller von Grafinger aus Senftenberg serviert. Dazu gab es spanischen Schinken direkt von der roten Berkel und Sbrinz-Stücke der Sagen-Chäsi aus Rain.


Die PDF-Story von René Gabriel zu diesem Tasting findet auf www.bxtotal.com

WEISSE RARITÄT AUS DEM MEDOC


Es gab ihn früher, dann nicht mehr und heute wieder. Weissweine aus dem Médoc bedeuteten früher das «schnelle Geld» für den Winzer. Kaum vergoren, wurden die Weine gefüllt. Sie brauchten keine teuren Barriques und lieferten das erste Geld des neuen Jahrganges in die Château-Kasse. 


1949 Château Saransaut-Dupré, Bordeaux Blanc: Dunkles Goldgelb. Das Nasenbild duftet nach Weisflog (Bitterlikör), ranzigen Mandeln, Brottrunk und auch nach Sherry (Manzanilla Pasada). Und etwa so geht es im Gaumen auch weiter, wobei sich noch helles Biermalz dazu gesellt und «gereifte Champignons». Insgesamt noch gut trinkbar. Aber doch eher mehr sehr rar wie sehr gut. 15/20 vorbei
 
Im Netz fand ich kein einziges Angebot von einem alten, weissen Saransot-Dupré. Aber einen Hinweis auf der offiziellen Webseite des Weingutes mit dem Kommentar: «Aus sehr alten Semillon-, Sauvignon- und Muscadelle-Reben produziert das Weingut einen feinen trockenen Weisswein der Appellation Bordeaux. Dieser angesehene Wein ist ein Erbe aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Weissweine von Listrac fast bekannter waren als die Rotweine». Neue Jahrgänge von diesem Weisswein kosten weniger als 20 Franken.

DEKANTIEREN ODER NICHT?


Diese önologische Gretchenfrage ist allgegen-wärtig. Meine eigene Meinung dazu habe ich in den letzten Jahren wieder angepasst. Heute dekantiere ich eher nur noch die alten Weine.

Wenn man (zu) junge Weine dekantiert, erreicht man eher das Gegenteil von dem, was man eigentlich wollte. Junge Weine verschliessen sich eher an der Luft, werden introvertiert und verlieren die Primäraromen.

Bei alten Weinen ist es generell so, dass ein eh schon kaputter Wein mit dem Dekantieren nicht noch kaputter wird. Wichtig ist es, besonders bei offiziellen Weinproben, dass man «reinen Wein» einschenkt. Will heissen, man dekantiert, um das Depot zu absorbieren. Denn darin befindet sich eigentlich alles, was der Wein über all die Jahrzehnte der Lagerung aussondieren wollte. Also in der Regel sind da drin die Bitterstoffe. Und natürlich auch Trübstoffe, welche die Attraktivität der Optik vermindern. 

1. Kapsel entfernen und Entkorken.
2. Wein sorgfältig dekantieren.
3. Das Depot in ein Champagnerglas
4. Flasche auswaschen
5. Wein sanft zurückgiessen
6. Depot ebenfalls teilweise hinzugeben.
7. Plastikkappe oder Korken drauf.


Das Foto oben stammt übrigens von der Rückseite vom 1928er Château Haut-Gardère. Der Weingutsbesitzer hatte damals auch gleich noch die Gebrauchsanweisung für den Kunden mitgeliefert. (Zwei Stunden dekantieren).

CRU BOURGEOIS-ÜBERRASCHUNG   


Die besten Werte des Bordelais findet man unter den Cru Bourgeois. Was auf den ersten Blick wie eine Deklassierung ausschaut, weil der besagte Wein kein Grand Cru ist, bedeutet oft was anderes …


Viele dieser Weingüter gab es 1855, als das grosse Médoc-Klassement erstellt wurde, noch gar nicht. Oder diese waren zu klein und deshalb unbedeutend für eine Rangierung.


Die Guilde der «bürgerlichen Gewächse» formierte sich erstmals im Jahr 1932.

Viele dieser Weine sind heute etabliert und liefern Qualitäten, welche es mit den noblen Grand Crus aufnehmen können. So zum Beispiel Sociando-Mallet und Phélan-Ségur. Und andere mehr. Und alt werden können die besten dieser Liga auch noch. Wie dieser beeindruckende Lamothe-Bergeron beweist! 


1949 Château Lamothe-Bergeron, Médoc: Füllniveau TS. Dunkles, ansprechendes, reifes Bordeauxrot mit ziegelrotem Rand. Wunderschönes, würziges Bouquet, zeigt eine wunderbare, klassische, recht tiefgründige Terroirsüsse. Dunkles Leder, schwarze Pfefferkörner und Havanna Tabak. Im Gaumen gereift, gut ausgelegt und aromatisch endend. Man spürt anhand der etwas ruppigen Tannine, dass es sich nicht grad um den nobelsten Bordeaux handelt. Aber – für einen Cru Bourgeois – ist das nach 73 Jahren eine absolute Sonderleistung. 18/20 austrinken

1959 Château Latour-Martillac, Graves: Füllniveau; TS. Die Farbe ist Schwarz-Braun. Die Nase rauchig, Korinthen, Dörrpflaumen, getrocknete Feigen, Dawamalt und kalter Kaffee. Die Oxidation ist deutlich sichtbar. Im Gaumen Pumpernickel Brot schwarze Oliven, alter Malaga. Noch gut trinkbar aber keinen wirklichen Geschmack eines grossen Bordeaux aus diesem Jahrgang abliefernd. Keine Bewertung.


ES GEHT AUCH UMGEKEHRT


Wie schon oft beschrieben, ist ein perfekter Füllstand noch lange keine Garantie für den maximalen Genuss. Der Beweis für diese Theorie lieferte der katastrophale 1961 Clos de Sarpe. Bei diesem Jahrhundertjahrgang wird immer wieder behauptet, dass praktisch jeder Bordeaux-Winzer einen tollen Wein in die Flaschen füllte. Ausser Yvan Beyney, Besitzer von Clos de Sarpe.

ES IST NICHT ALLES GOLD, WAS GLÄNZT



1921 Château de Rayne Vigneau, Sauternes: Ansprechendes, dunkles Gold mit viel orangen Reflexen. Die Nase duftet nicht – sie riecht. Putzfäden, abgestandener Kamillentee, ältliche Abschnitte von weissen Champignons. Im Hintergrund findet man eine defensive Süsse, welche in Spurenelementen an helle Rosinen erinnern. Im Gaumen wässrig und inkonsistent. Als wie jemand Wasser in einen eh schon mittelmässigen Sauternes beigefügt hätte. Da ist (zu) vieles falsch gelaufen. Nicht der erste enttäuschende Kontakt mit diesem mässigen Rayne-Vigneau. 14/20 vorbei


Der beste war der Rabaud: Mehr auf www.bxtotal.com


MONTRACHET • POMMARD • CHAMBERTIN 

 
«United Flavours of Burgundy» hätte der Titel auch heissen können. Oder auch «Burgund in allen Facetten». Es war ein Stelldichein von Allem, was die begehrte Region der Côte d’Or zu bieten hat. Mit einer Jahrgangsbreite von 1933 bis 2013. Mit Gemeindeweinen, Premier Crus und nicht wenigen Grand Crus …


Die Rede ist vom ausgebuchten Burgunder-Abend, welcher am 11. Februar 2022 im Gasthaus Sempacherhof in Sempach-Station ausgetragen wurde.


Die Weine bereitete ich am Nachmittag vor. Mit einem winzig kleinen Verkostungsschluck generierte ich die nachfolgenden Notizen und Bewertungen. Obwohl die Gäste gewisse Depotresten beim Einschenken in Kauf nehmen mussten entschied ich, die teilweise fragilen Weine nicht zu dekantieren.
 
Zudem habe ich bei reifen Burgundern schon oft festgestellt, dass sich der grösste Frucht-anteil bei diesen Weinen in den Primäraromen befindet. Diese wären bei längerem Belüften oder bei zu intensiver Dekantier-Tätigkeit möglicherweise draufgegangen.


Die besten Weine vom Burgund basieren auf dem Chardonnay oder dem Pinot Noir. Wer aber die Deklaration dieser Traubensorten auf dem Etikett sucht, wird nicht fündig. Und das war schon immer so. Als ob die Trauben die unwichtigste Nebensache rund um die Weine der Côte-de-Nuits oder Côte-de-Beaune wären.


Zusammengefasst werden diese beiden Hauptgebiete auch als die «Côte d’Or» definiert. Genau da beginnt das in Tausende von Einzelteilen zerlegte, komplizierte Puzzle.


• Ein grosser Jahrgang ist noch lange kein Garant, dass es sich dann in der Flasche auch um einen grossen Burgunder handelt.

• Setzt man auf einen angesehenen Produzenten ist man schon etwas sicherer.

• Meistens funktioniert die Terroir-, respektive Klassements-Hierarchie innerhalb einer Appellation als Qualitätsdefinition zuverlässig.


Bei letzterer Betrachtung gibt es die Gemeindeweine, die Premier-Crus und Grand Crus. Bei den Preisdifferenzen gibt es leider die grösste Deklarations-Garantie!


Den PDF-Bericht von René Gabriel findet man auf seiner Zahlseite: www.bxtotal.com

DUMAS UND DER EIFFELTURM


Es gab zwei Alexandre Dumas. Der «ältere» (Bild) schrieb einst, dass man einen Montrâchet auf den Knien mit gezogenem Hut trinken solle. So zollte er seine Ehrfurcht vor diesem grossen Wein.


Dumas der Jüngere, war ein bekennender Hasser des Eiffelturms. Nicht wenige einflussreiche Pariser monierten ihn «schwindelerregend lächerlich» oder als «riesiger Fabrikschornstein». Dumas pflegte nicht selten im angesehenen Restaurant im heutigen Wahrzeichen Frankreichs Hauptstadt zu speisen. Dabei pflegte er zu sagen; es sei der einzige Ort, wo man dieses «Scheissturm» nicht sehen könne …



1992 Montrâchet , Marquis de Laguiche, Joseph Drouhin: Intensives, mitteldunkles Gelb. Fülliges und immer noch fruchtiges, süssliches Bouquet. Der Duft erinnert an gekochte Mirabellen, Starfrucht, frisch gepflückte Kamille und Akazienblüten. Sehr vielschichtig. Mit dem Luftzutritt immer mineralischer werdend. Im Gaumen ist er mit Schmelz, Fülle und Eleganz unterwegs. Besonders erwähnenswert ist der Nachhall, im helvetischen etwas rudimentär auch als «Abgang» deklariert. Der klingt nämlich fast unscheinbar aber doch mit viel Aromen nach. Und zeigt so die Royalität seines Terroirs. Dieser Schluck hat mich emotionell tief berührt. Ich durfte ihn früher auch schon mal verkosten, aber jetzt war er wohl auf seinem allerbesten Peak. 20/20 trinken

1947 Clos Vougeot, Louis Latour: Aufhellendes Ziegelrot, deutlicher Rand aussen. Berauschendes Bouquet, dunkle Rosinen, getrocknete Feigen, Colheita-Port, Pulverkaffee, Earl-Grey, getrockneter Rebstock, Süssholz, Zedernduft und heller Tabak. Fragil und genial in einem Atemzug. Im saftigen, gut balancierten Gaumen setzt er seine süssaromatische Orgie fort und es schmeckt wieder nach Colheita-Port bis zum langen Schluss. Eine Cote-de-Nuits-Tänzerin mit Finessen. Repräsentiert generell den heissen Jahrgang 1947. Ich bin fast ausgeflippt. 19/20 austrinken

GOJI-BEEREN IM CHAMBERTIN?


Die Weinsprache kann mitunter ziemlich hedonistisch sein. Hinter all der Suche nach möglichen Aromen in allen Facetten, besteht aber auch der Wunsch, die Weine nicht immer im gleichen Raster zu beschreiben.

Warum ich den Geschmack von getrockneten Goji-Beeren kenne? Bei meiner ersten Chinareise erhielt ich eine grosse Büchse als Gastgeschenk. Die gefielen mir und ich habe seitdem im Schweizer Markt davon permanent nachgekauft. Manchmal nasche ich diese einfach so. Oder garniere damit einen Salat oder verwende sie auch in anderen Gerichten. Zum Beispiel in einem Birchermüesli oder in diversen Curry Gerichten.


Die «Lycium Barbarum» wird auch Bockshorn oder Wolfsbeere Frucht oder «Happy Berry» genannt. Darin befinden sich lebenswichtige Vital- und Nährstoffe. Sie gilt auch als wichtiger Bestandteil in der traditionellen Chinesischen Medizin. Und man findet sie – wenn auch selten – manchmal als zusätzliche Aromenbeilage in einem sehr alten Chambertin. 😊


1969 Charmes Chambertin E&D Moingeon: Deutlich gereiftes Rot mit entsprechenden Reifetönen. Herrlich nussiges Bouquet, kalter Rooibos Tee, getrocknete Küchenkräuter, Röstkaffee, helles Leder und dominikanischer Tabak. Im leicht anmutenden Gaumen immer noch rote Fruchtresten zeigend. Getrocknete Goji-Beeren, wirkt vielleicht jetzt etwas sehnig und minim gezehrt. Er trinkt sich aber immer noch sehr gut und ist vor allem ein recht idealer Essbegleiter. 17/20 vorbei 

Guy Accad (1947 – 2020) war Berater von mehreren Burgunder-Weingütern er entwickelte eine spezielle Methode der «modernen Vinifikation» und zu viele Winzer liessen ihre tollen Trauben aus grossen Lagen auf diese Weine massakrieren. Ich war nie Fan von diesen Weinen und leider half auch die Flaschenreifezeit praktisch nie, um die «Vinifikationswunden» zu heilen. Meiner Ansicht nach waren diese Weine in der Jugend zwar viel versprechend, aber im Alter kaputt und hart gleichzeitig. 


Die Accad-Methode beinhaltete viel reifere Trauben – an sich keine schlechte Sache. Aber sie wurden dann stark mit dem Konservierungsmittel Schwefeldioxid dosiert. Oft doppelt so viel wie üblich und mehrere Wochen lang bei niedrigen Temperaturen eingeweicht, um das letzte bisschen Geschmack und Tannin zu extrahieren.





Die Grundidee war dabei nicht schlecht. Heute wird ein ähnliches Prinzip bei gewissen Winzern angewendet jedoch bei sehr kalten Vormazerationstemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Da werden nur die feinen Tannine gezogen und gleichzeitig die Frucht maximal konserviert.


1990 Charmes Chambertin, Domaine Bachelet: Deutlich gereiftes, recht transparentes Rot mit ziegelroten Reflexen. Der erste Nasenkontakt ist nicht gerade erbauend, medizinaler Schimmer, Putzfäden, minim fuchsige Noten und Spuren von flüchtiger Säure. Mehr Würze wie Frucht. Eigentlich gar keine Frucht mehr. Im Gaumen wirkt er stielig und zeigt somit «unverdaute» Tannine. Er schmeckt nach altem Burgunder, respektive nach einer Machart, welche damals durch die Beratung von Guy Accad leider Gang und Gäbe war. 16/20 vorbei

UNIVERSELLER KORKBRAND



Die beiden Weine von Geantet-Pansiot stammten aus verschiedenen Lagen und Jahrgängen. In beiden schlummerte derselbe, unterschiedlose Universal-Korken.

TISCHWEIN AUS ZIZERS


Ein guter Tischwein soll begleiten, aber nicht konkurrenzieren. Das hat der Ciprian auch nicht gemacht. Wohl nur deshalb, weil er bei weitem der jüngste Jahrgang am Tisch war.


Sponsor für diesen Sparring-Partner während der Burgunderprobe war Gast Rainer Engler, welcher mit seinen Geschwistern dieses ein Hektar kleine Weingut betreibt. Webseite: www.cirpian.ch 





2019 Pinot Noir Ciprian: Klares Rubin. Zart pfeffriger Nasenbeginn, dann Johannisbeeren und Himbeeren mit delikaten Kräuternoten vermischt. Im Gaumen schlank, präzise und geradliniger Struktur, gut stützende Säure. Wirkt mittelgewichtig und zeigt doch ein spannendes Potential. 18/20 beginnen 


Der Bericht zur grossen Burgunderprobe: www.bxtotal.com


SKZ-MERLOT MIT GELUNGENEM DEBUT!


In der Schweiz gilt die Faustregel: Merlot vom Süden – Pinot vom Norden. Doch es geht auch umgekehrt. Zumindest was die Variante «Merlot aus dem Norden» betrifft.


Die Staatskellerei Zürich (SKZ) lancierte mit dem Jahrgang 2018 einen gleich zu Beginn schon ziemlich verblüffenden Merlot. Dieser kann sich preislich mit ebenbürtiger Konkurrenz aus den südlichen Gefilden der Schweiz durchaus messen …

2018 Merlot, Staatskellerei Zürich: Produktion: 5'000 Flaschen. Sehr dunkles Rubin. Das Bouquet gibt sich füllig, kommt aber noch etwas zaghaft aus dem Glas. Es duftet nach getrockneter Zwetschgenhaut, reifen Pflaumen, dunkelblauen Kirschen, Lakritze, Vanillemark und dunkler Schokolade. Im Gaumen mit weichem, sehr charmantem Ansatz, cremige Tannine, das Extrakt zeigt eine schöne Süsse, Frucht und auch Würze. Endet mit sanften Schwarzschokobitternoten im Finale. Diese zeigen gewisse Reserven an. Der Wein scheint jetzt schon recht zugänglich zu sein. Die beste Zeit wird er so in den nächsten zwei bis fünf Jahren aufweisen. Ein gelungenes Merlot-Debut, mitten aus einer sonst eher für Pinot privilegierten Region. Und wie reiht sich dieser «Nord-Merlot» in der Szene ein? Seine moderne Machart mit schön begleitenden bis minim (noch) dominierenden Röstnoten macht ihn ein bisschen zum «Every-Bodys-Darling». Somit wird er an Genusstischen Merlot-Freaks wie auch generelle Rotweinliebhaber begeistern. Der Preis von 45 Franken liegt beim direkten Konkurrenzvergleich von ebenbürtigen Tessinern. Hinzu kommt noch der Innovations-Bonus! 18/20 beginnen 


Bezugsquelle


CHÂTEAU MONTROSE IM SEETAL

 
Natürlich gibt es auch ein paar Rebberge im Luzerner Seetal. Und die Weine, welche im Seetal gekeltert werden, erfreuen sich immer grösserer Beliebtheit. Und die werden nicht nur in unserer Region getrunken. Bleiben aber schon zur ganz grossen Mehrheit im eigenen Kanton. Der etwas mehr gefragte Wein von Château Montrose aus der Bordelaiser Region Saint Estèphe basiert auf einer weltweinen Distribution. Am Donnerstag, 27. Januar gab er sich im Seetal die grosse Ehre.   


Die Weinwanderer aus Eschenbach trafen sich wieder Mal zum Höck und jeder brachte eine oder mehrere Flaschen von Château Montrose zum Abendessen mit.


Dieses Diner fand im Restaurant Spitz in Hochdorf statt. Das liegt genau zwischen unserem sonstigen Terrain Eschenbach und dem auf dem Titelbild abgebildeten Rebberg von der Burg Heidegg. Also ein geografisch mittiger Brückenschlag. 

Bevor es so weit war, holte man sich marschierender Weise noch etwas frische Luft im Eschenbacher Wald. Dann setzte man sich 12 Kilometer weiter an den vinophilen Gabentisch, um gemeinsam eine Flaschen-Parade von 16 Jahrgängen Château Montrose (1970 bis 2009) zu geniessen.


Die Eindrücke dieser Verkostungsnotizen sind in der Folge im Gabriel-Artikel auf bxtotal.com aufgelistet. Und diese wurden ergänzt mit zwei «externen Eindrücken der Jahrgänge 1887 und 1929».

BACK TO THE CHATEAU



Im Herbst 2021 brachte ich zu einem Besuch mit anschliessendem Lunch eine perfekte Nicolas-Flasche 1929 zurück aufs Weingut.

Wir entkorkten den Wein und servierten ihn zum Schluss des Mittagessens. Der Direktor Hervé Berland revanchierte sich mit einer Montrose-Parade der Jahrgänge 1990, 2000 und 2005.


Der 1929er war in der Mitte noch recht dunkel, hellte aber gegen aussen doch deutlich auf und zeigte insgesamt eine ziegelrotbraune Farbe. Das Bouquet duftete nach Edelhölzern, Zedern, dominikanischem Tabak, roten Pflaumenresten und vermischte sich mit getrocknetem Rosenholz, Rebstielwürze, Hirschleder, Dörrdatteln und Rosinen. Im Gaumen einerseits saftig, fein stützende Säure und restliche Gerbstoffe, welche den Wein aus diesem Grund genüsslich reifen liessen. So, dass er heute noch ein grosses Vergnügen bietet und den grossen Jahrgang perfekt reflektiert. 19/20 austrinken

Sponsorte die teuerste Flasche des Abends:

Bärti Stocker rauschte mit dem 1990er an.
 
1990 Château Montrose: Mittleres Granat mit aufhellendem, leicht ziegelrotem Rand. Gigantisches Bouquet, ein Rosinencocktail welcher von Korinthen dominiert wird. Backpflaumen, eingedickter Birnensaft, vulgäre Ledernoten und viel Tabak, vermischt mit Zedernholz. Im zweiten Ansatz wird er süsser, zeigt Sultaninen, Honig, Kamille und Madras-Currynuancen. Man kann sich nicht sattriechen und er scheint unerschöpflich neue Düfte freizuschaufeln. Blind würde ich wohl eher mit einem gigagrossen Hermitage vergleichen. Also kann man ihm auch etwas heisse Shiraz-Affinität andichten. Im Gaumen dröhnt er wie ein Caterpillar über die Zunge. Brachial, arrogant, laut und trotzdem alle Sinne berauschend. Wenn es denn so ist, dass einer der grössten Montrose aller Zeiten wahnsinnig atypisch ist, so nimmt man dies bei diesem halbeleganten Hünen gerne in Kauf. Das Finale kann man weder beschreiben noch messen. Einfach gigantisch! 20/20 trinken   

MOMENTAN IST ES DER 1996ER



Es ist immer wieder spannend, zwei als gross gehandelte Jahrgänge vom selben Weingut direkt miteinander zu vergleichen.


Qualitativ sind der 1995er und der 1996er praktisch ebenbürtig.


Der Spass ist beim 1996er grösser. Und auch im Markt scheint dieser beliebter, respektive rund 50 Franken teurer zu sein.


Dafür ist das Alterungspotential beim 1995er noch etwas versprechender … 

MONTROSE 2003: QUO VADIS?


Der Titel beinhaltet den lateinischen Ausdruck nach der Frage des Weges ...



Der Jahrgang 2003 stellt viele Verkoster auf den Prüfstand. Es war mörderisch heiss. Leider muss man ziemlich viele Weine vom rechten Ufer (Libournais, also St. Emilion und Pomerol) jetzt schon langsam vergessen.
Bei recht vielen Weinen vom linken Ufer (also Graves und Médoc) sollte man auch nicht mehr lange auf das Entkorken warten. Die Region Saint Estèphe ist in extrem heissen Jahren oft privilegiert. Da gehört dieser jetzt schon legendäre Montrose zur Spitze!


Der 2003er ist Ein Must in jedem anspruchsvollen Weinkeller. Er wird der Nachfolger vom bereits legendären 1990er. Dieser kostet mittlerweile 700 Franken. Ich bin gespannt was dieser heroische 2003er in ein paar Jahren kosten wird.

KAM SAH UND SIEGTE


Das beste zum Schluss? Jein. Zweifellos gehört dieser grossartige 2009er zu den allerbesten Montrose-Jahrgängen. Und er scheint auch der perfekteste zu sein, was seine Machart betrifft. Es ist ein Blend aus vier Rebsorten: 65% Cabernet Sauvignon, 29% Merlot, 5% Cabernet Franc, 1% Petit Verdot.


2009 Château Montrose: Dichtes Purpur mit schwarzen Reflektionen im Innern. Das Nasenbild ist zwar noch nicht vollständig geöffnet, liefert aber ein Mustermass an Komplexität ab. Süss, Kandisnoten, Lakritze, Dörrfrüchte, Cassis, Black Currant. Einfach umwerfend und berauschend. Auch seine unglaubliche Tiefe gibt er jetzt schon preis. Im Gaumen geht es nahtlos so weiter. Ein harmoniesüchtiger, perfekt balancierter Wein mit königlichen, versprechenden hoch reifen Gerbstoffen. Absolut perfekt. Besser geht nicht! Er ist innerhalb im Markt innerhalb von 12 Monaten um 10%. Keine schlechte Kombination einer langfristigen Geld- und Genussanlage. 20/20 beginnen.



Alles über Château Montrose und alle 14 Jahrgänge von 1970 bis 2009: www.bxtotal.com


CAHORS FÜR FORTGESCHRITTENE


Der deutsche Gastronomiekritiker Wolfram Siebeck war ein grosser Liebhaber von Weinen aus der Region Cahors. Und jedes Mal, wenn ich einen grossen Wein aus dieser Region im Glas habe, verstehe ich ihn allzu gut. Genau so wie jetzt beim «Pur Plaisir» …


2015 Château Montplaisir «Pur Plaisir», Cahors: (100% Malbec). Dunkles Violett mit lila Rand. Die Nase beginnt mit einem tintigen Ansatz, wirkt dabei floral, pfeffrig, Rosenholz, Cassis, Heidelbeeren und Backpflaumen. Insgesamt fruchtig und würzig zugleich. Im Gaumen fleischig, robust, verlangend. Letzteres mit Sinne einer gut stützenden, intensiven Adstringenz durch nicht unbescheidene, aber doch schon recht wohl geformten Tannine. Der Fluss gibt sich aufrauhend und zeigt, dass dieser Wein ohne passendes Essen auf dem Teller nur halb so gut rüberkommt. Kein Wein für Softies. Das kann und will ein grosser Cahors auch nicht sein. Und hoffentlich bleibt das auch so! 18/20


25 JAHRGÄNGE CHÂTEAU TROTANOY



Es geht um einen der besten Rotweine der Welt. Und auch um eines der besten Bordeaux Weingüter. In seiner Appellation, dem Pomerol streitet er sich ebenfalls um eine Spitzenposition.


Ausgerechnet dort – so scheint es – hat er die grösste Konkurrenz. Seine Sparring Partner heissen; Pétrus, Le Pin, Lafleur, L’Eglise-Clinet, La Conseillante und La Fleur-Pétrus. Etwa in dieser Reihenfolge. Je nach Jahrgang.


Château Trotanoy liegt in der Regel so an fünfter Stelle dieser Namensliste. Aber nicht qualitativ, sondern im Preisvergleich.

Bei der Qualität liegt er ein bis zwei Plätze weiter vorne. Manchmal – in Ausnahmejahren – ist Trotanoy ein veritabler Pomerol-Sieger.

Oder er hält ex aequo mit gleich bewerteten Jahrhundertweinen gleichauf mit. Was bei all den «technischen» Vergleichen wichtig ist. Trotanoy ist anders! So wie jeder andere Pomerol, trotz der approximativ dichten Nachbarschaft, auch seine Eigenheiten besitzt.


Dieser Event war schon einmal ausgeschrieben. Vor gut einem Jahr. Aufgrund der epidemie-logischen Weltlage musste er verschoben werden. Jetzt klappte es. Das generelle Thema Taittinger – Tobler – Trotanoy. Also ein Titel mit drei Mal T am Beginn. Beim Tobler T am Anfang kam seine Partnerin, Uschi Frapolli – noch mit ins Spiel. Da Werner sich kurz zuvor einer Hand-operation unterziehen musste, war sie am Kochherd im Lead. Was den kulinarischen Begebenheiten absolut keinen Abbruch tat

Himmlischer Champagner zu Beginn!


Gibt es einen schöneren Start als mit einem grossen, reifen 1998 Taittinger Comtes de Champagne?

1949 Château Trotanoy, Pomerol: Die Farbe dunkel, aber leider fast zur Gänze nur noch Braun. Fragiles, jedoch angenehm süsses Bouquet, Kandisnoten, erdig, nasses Leder, gehackte Rosinen und gedörrte Feigen. Im Gaumen fehlt die Konsistenz und die Textur wirkt etwas kapselig. Er ist aber noch gut trinkbar. Leider war er wohl vor Jahrzenten viel besser. Das merkt man an seinen restlichen Anlagen. Was er aber ganz sicher ist; extrem rar. Denn gemäss winesearcher Pro wird momentan weltweit keine einzige Flasche angeboten. Keine Bewertung.

NICHT GANZ GLEICHER MEINUNG


Normalerweise kann man bei den Punkte- Bewertungen zwischen André Kunz und René Gabriel nur marginale Unterschiede feststellen. Diesmal war es «leicht» anders …


1989 Château Trotanoy, Pomerol: Dichtes, cremiges, dunkles, tiefgründiges, kräftiges Bouquet, dunkle Pralinen, Erdbeeren, verschiedene getrocknete Kräuter, heller Tabak, Trüffel, Rauch. Dichter, vielschichtiger, fein kraftvoller Gaumen mit cremiger, dichter Struktur, konzentrierter, vielfältiger, süsser Aromatik, viel gutem Tannin, langer, kräftiger Abgang. 20/20 trinken – 2035 (Kunz)

1989 Château Trotanoy, Pomerol: Doppelmagnum. Gereiftes Weinrot mit passenden Reifetönen. Offenes, mehr erdiges wie fruchtiges Bouquet. Irgendwie riecht es nach kaltem Ratatouille. Und doch, gefällt mir sein Nasenbild minim besser als bei früheren Eindrücken. Liegt es an der Doppelmagnum? Zeigt er den oft zitierten Grossflaschenbonus? Im zweiten Ansatz, Himbeerkonfitüre mit Kernen, Spekulatius Gebäck, getrocknete Pflaumen, süsser Waldboden, feuchter Tabak. Alles was man in diesem Wein sucht erinnert auch an den Begriff Terroir. Viel Druck ist nicht da, man muss ihm schon etwas entgegen gehen. Im Gaumen angenehm weich, schokoladig, auch hier Aromen, welche in Richtung Pflaumen deuten, der Fluss ist inkonsistent und zeigt kapselige Noten. Hier wäre viel mehr drin gelegen vom Jahrgangspotential her. Da hat es die vergleichbare Konkurrenz etwas besser gemacht. Mir ist er definitiv zu langweilig! 17/20 austrinken (Gabriel)

ZEIGT SEINE SCHOKOLADENSEITE


«Trotanoy ist ein natürlich tiefgründiger, komplexer, hochkonzentrierter Wein mit hervorragendem Alterungspotential. Der Wein besitzt eine tiefe Farbe und eine dichte, kräftige Nase, die sich am Gaumen mit cremigen, dunklen Schokoladennoten und einer einzigartigen Geschmackskonzentration wiederholt, welche seinen sehr alten Reben zu verdanken ist». So wird der Wein von Trotanoy auf er offiziellen Webseite von moueix.com beschrieben.


In der Tat sind Schokonoten bei vielen Merlot-lastigen Weinen im Libournais zu finden. Und genau so wie es Schokolade von Kochschoko-noten (zum Beispiel Schwarzwälder Späne) über gute Milchschokolade bis feinste Pralinen im Markt gibt, findet man all diese Schoko-variationen von billig bis teuer in günstigen bis extrem teuren Pomerols. So auch beim fantastischen Trotanoy 1990 …

1990 Château Trotanoy, Pomerol: Immer noch recht dunkel und für einen über dreissigjährigen Wein eigentlich nur wenige Reifetöne zeigend. Absolut geniales, süsses, weit ausladendes, vielschichtiges, klassisches Pomerol-Bouquet. Nussige Konturen, Pralinen, Zedernduft, kandiertes Orangeat und Ingwer-Bonbons. Man kann sich an diesem fantastischen Nasenbild fast nicht sattriechen. Im Gaumen obercharmant und mit einer wohltuenden Nonchalance über die verwöhnte Zunge gleitend. Minime Reserven zeigen auf, dass er zwar seine volle Genussphase erreicht hat, aber noch mindestens ein Jahrzehnt lang weiter ganz grosse Freude bereiten wird. Warum nicht die volle Punktezahl erreicht? Letztendlich fehlt es hier minim an Konzentration und Gripp. Es ist aber ein derartig erotischer Pomerol, dass man sich von der ersten Sekunde an auf den zweiten Schluck freut. So einen genialen Trotanoy könnte man auch sorglos allein trinken. Ich hoffe zwar, dass ich kein Egoist bin. Aber – ich würde es trotzdem tun! 19/20 trinken 

SCHNELLER SPONTANKAUF


Für mich war dies der schönste, beste, grossartigste Trotanoy an diesem Mittag. Mein damaliger Einstandspreis für diesen Wein in der Subskription; hundert Franken. Ein paar Flaschen habe ich noch im Keller.


Nun kommen zwei neue Exemplare dazu. Die waren im Markt für CHF 350 pro Flacon zu haben. Und selbst dieser neue Tarif ist es immer noch locker wert.



2000 Château Trotanoy, Pomerol: Dunkles, sattes minim mattes Granatrot, nur ganz wenige Reifetöne am Rand. Just eingeschenkt, beginnt er gleich mit einem berauschenden Bouquet, Damassine-Pflaumen, Orangeat, Kokos, Edelhölzer, heller Tabak, ergänzt durch einen fast parfümiert wirkenden Würzreigen von frischen und getrockneten Kräutern. Es sind unglaublich viele Facetten, welche sich hier in diesem weit ausladenden Nasenbild offenbaren. Im Gaumen reich, füllig, feinfleischig, nachhaltig und mit einer dramatischen Aromatik und Länge ausgestattet. So muss Trotanoy! Genau so! Dann gehört er zu den besten Pomerol und bleibt sich selbst doch treu. Zwei Stunden dekantieren. 20/20 trinken

RUN FOR IT!


2009 Château Trotanoy, Pomerol: Unglaublich dichte und dunkle Farbe. Im Innern fast Schwarz. Obwohl der Wein wohl noch bei Weitem nicht reif ist, zeigt er bereits nach dem Entkorken ein Traumbouquet, homogen, ausladend, süss. Pflaumen, Lakritze, Edelhölzer, Pralinen, erste, vielschichtige Kräuternuancen. Mit jedem neuen Nasenkontakt legt er eine feine, parfümierte Schicht nach. Reicher, fülliger Gaumen, imposant und sanftmütig in Einem. Massive Reserven und doch mit einem unglaublichen Tannin-Charme. Die Gerbstoffe geben sich aussen cremig – innen noch verlangend. Das Finale bündelt sich und katapultiert sich in eine rekordverdächtige Länge. Eine neuzeitliche Pomerol-Legende. Es gibt fast keine Annäherungen von nachfolgenden Jahrgängen, welche der 1961er Ikone dieses Weingutes ähneln könnten. Hier ist/könnte dies der Fall sein. Momentan gibt es noch einen einzigen Anbieter in der Schweiz für 370 Franken. Der nächste ist dann bereits mehr als hundert Franken teurer. Run for it! 20/20 beginnen 


Die grosse Trotanoy-Story auf 12-PDF-Seiten von René Gabriel: www.bxtotal.com


MERCI ANTHONY BARTON



Selten habe ich in meinem Leben so viel Charisma, gepaart mit Humor, in einer einzigen Persönlichkeit angetroffen. Er hat Léoville Barton und auch den Langoa Barton geprägt, hoch gehalten und als unglaublich hochstehende, zuverlässige Bordeaux-Marke im Markt zum Erfolg gebracht. Ich durfte sein Weingut oft mehrere Male pro Jahr besuchen. Sass recht oft mit ihm am gleichen Tisch. Oft im Château.


Einmal im Restaurant von Cordeillan Bages. Nur Anthony und ich. Er lud mich zum Essen ein. Ich servierte ihm einen 1881er Léoville Barton aus meinem Keller. Den hatte ich aus Beständen vom legendären Café Voisin in Paris gekauft. Das war der älteste Barton seines Lebens.



Auch sonst waren reife Bartons im Château-Keller in Saint-Julien eher einen Rarität. Er hat mir auch verraten warum. "Wir leben auf dem Weingut, da greifen wir halt auch unsere eigenen Ressourcen an". Und lachte dabei herzhaft. So war der Anthony.


Jetzt ist er verstorben und hinterlässt ganz viele tolle Geschichten und eine unglaubliche Vielzahl an grossen Bartons. Und damit meine ich ganz explizit beide Weingüter, also den Léoville Barton und auch den Langoa-Barton!


SOCIANDO-MALLET; NEU TROISÈME CRU

 
Will uns dieser Titel sagen, dass es ein neues, revidiertes Klassement gibt? Leider nein. Zu viele grossartige Crus vom linken Gironde Ufer fristen seit 167 Jahren ihr «unklassiertes Dasein». Die Gründe auf diesen unfreiwilligen Verzicht waren damals (1855) mannigfaltig …


So wurde der Adelsstand in erster Linie aufgrund der damals erzielten Preise und dem generellen Ansehen des Crus evaluiert.
Andere Weingüter gab es damals noch gar nicht und weil diese nach 1855 entstanden sind. Oder sie waren zu klein und somit im Markt zu unbedeutend.


Letzteres trifft auf den Sociando-Mallet zu. Das sich auf der «Butte de Baleyron» in der Gemeinde Saint-Seurin-de-Cadourne befindliche Weingut gibt es zwar seit 1633, doch als die heutige Besitzerfamilie in deren Geschichte eintrat, betrugen die Rebflächen lediglich fünf Hektaren.


Jean Gautreau der seine Existenz damals massgeblich mit Weinhandel verdiente, wurde von einem Belgischen Kunden beauftragt ein Weingut für ihn zu suchen. Damals war Sociando feil und Gautreau besichtigte diesen Cru und verliebte sich derartig in die nördliche Weinregion, dass er das Château spontan selbst erwarb. Der Kaufpreis im Jahr 1969; 250'000 Francs. Das waren damals umgerechnet rund 600'000 Franken.   


Geographisch liegt das grossartige Terrain am «Trüffelgürtel». Diesen Begriff habe ich kreiert. Damit deklariere ich die besten Lagen, welche entlang der Gironde liegen. Diese beginnen mit dem Clos de Las Cases und grenzen direkt an die besten Lagen, welche zu Château Latour gehören. Danach gehen diese weiter auf Château Montrose und dem auch heute noch unterschätzten Château Meyney. Danach folgen, Richtung Norden, lange, flache uninteressante Böden, welche für Kühe und Wälder bestimmt sind. Dann gibt es wieder hügeliges Rebland auf Château Loudenne. Leider befindet sich dieses Weingut – trotz guter Basis – seit Jahrzehnten in verhaltener Lethargie. Nach ein paar flachen Abschnitten beginnen die sanften Anhöhungen vom Terroir von Sociando-Mallet. Hier stimmt die These, dass ein guter Wein das Wasser sehen muss.

KLEINE MONTAGS-VERTIKALE


Obwohl Sociando-Mallet in meinem privaten Weinkeller eine gewisse Präsenz markiert, ist dieser Bordeaux bei mir irgendwie in Vergessenheit geraten. Also höchste Zeit, wieder mal eine aktuelle Standortbestimmung zu machen.


Vor dem Kartenspielen mit Freunden servierte ich drei Jahrgänge ohne Weingutsangabe. Die Weine kamen gut an und man suchte durchaus in nobleren Appellationen und bei bekannteren Weingütern. Also ein Beweis, dass Sociando von seinem Nicht-Klassifikations-Status her immer noch unterbewertet wird. 


Gut für seine Fans. Die neuesten Jahrgänge 2020, 2019 und 2018 sind in der Szene alle sehr gut bewertet und kosten weniger als 35 Franken. Die beiden ebenfalls grossen Jahrgänge 2016 und 2015 sind immer noch unter 40 Franken zu haben. Der Jahrgang 2010 liegt bei rund 50 Franken. Für den ziemlich gigantischen 2009er muss man um 65 Franken bezahlen. Im Vergleich mit qualitativ vergleichbaren Crus ist das aber immer noch ein veritables Schnäppchen. Für rund 100 Franken könnte man die Sociando-Legende 1990 erwerben. Auch dieser kann es in einer Blindprobe locker mit den besten Bordeaux Weinen vom Médoc mithalten. Manchmal könnte er es mit den Premiers aufnehmen, auch mit den besten Deuxièmes, aber eigentlich immer mit dem klassierten Rest. Und mit den besten Bourgeois sowieso. Deshalb ist es nicht vermessen, zu behaupten, dass Sociando heute locker als Troisième Grand Cru eingestuft würde, wenn … 


Der beste des Trios? 2005! Den sollte man nachkaufen. Die anderen eigentlich auch ... Der Gabriel-Bericht: www.bxtotal.com


GESTATTEN? BONER! ANJAN BONER

 
Wenn man von einem Bündner Winzer mit dem Familiennamen Boner berichtet, der auch noch in der Weinbaugemeinde Malans zu Hause ist, dann muss man zwingender-weise konkretisieren, sonst sind Betriebs-verwechslungen im Voraus angesagt …


Beim Weingut Anjan Boner handelt es sich um einen der jüngsten Weinbaubetriebe in der Bündner Herrschaft. Zwar pflegten die Boner-Generationen vor ihm auch schon Reben. Eigener Wein wurde aber nie abgefüllt. Das änderte sich mit dem Jahr 2007 als Anjan Boner zurückkehrte, um zu bleiben und mit dem Erstlingsjahrgang 1200 Flaschen Blauburgunder Auslese abfüllte. Heute beträgt die Produktion auf den rund drei Hektar Rebflächen 15‘000 bis 20‘000 Flaschen. Je nach Jahrgang.


Boner hat in seinen Tingeljahren zuvor einiges rund um den Wein gelernt und dies auch in verschiedenen Sparten. Dabei hat er Winzer als Basis erlernt. Seine Stationen waren bei Herman Schwarzenbach in Obermeilen, bei Hanspeter Lampart in Maienfeld und bei Peter und Rosi Herman in Fläsch. Bei der Bundeslehranstalt für Wein und Obstbau in Klosterneuburg (Österreich) schloss er unter anderem mit dem Diplom als Ingenieur in Önologie ab.


Danach zog es ihn zurück in die Schweiz. Zu Etter nach Zug. Zu der HOWEG (Hotel- und Restaurant Lieferant) und zu Global Wine nach Zürich. Das waren gute Fundamente, um selbst einen erfolgreichen Vertrieb aufzubauen. Denn als Winzer hat man heute zwei Möglichkeiten. Man ist ein Grossbetrieb und benötigt viele Zwischenlieferanten, um seine Ware an die Kunden zu bringen. Oder man ist klein und universeller Selbstvermarkter. Letzteres trifft auf Anjan Boner zu. Auf seiner Seite stehen ihm seine Eltern Tina und Ambrosi tatkräftig bei. Bei der Arbeit, aber auch bei der moralischen Unterstützung seiner Betriebsphilosophie.

GESTATTEN? BONER! ANJAN BONER


 
Wenn man von einem Bündner Winzer mit dem Familiennamen Boner berichtet, der auch noch in der Weinbaugemeinde Malans zu Hause ist, dann muss man zwingender-weise konkretisieren, sonst sind Betriebs-verwechslungen im Voraus angesagt …


Beim Weingut Anjan Boner handelt es sich um einen der jüngsten Weinbaubetriebe in der Bündner Herrschaft. Zwar pflegten die Boner-Generationen vor ihm auch schon Reben. Eigener Wein wurde aber nie abgefüllt. Das änderte sich mit dem Jahr 2007 als Anjan Boner zurückkehrte, um zu bleiben und mit dem Erstlingsjahrgang 1200 Flaschen Blauburgunder Auslese abfüllte. Heute beträgt die Produktion auf den rund drei Hektar Rebflächen 15‘000 bis 20‘000 Flaschen. Je nach Jahrgang.


Boner hat in seinen Tingeljahren zuvor einiges rund um den Wein gelernt und dies auch in verschiedenen Sparten. Dabei hat er Winzer als Basis erlernt. Seine Stationen waren bei Herman Schwarzenbach in Obermeilen, bei Hanspeter Lampart in Maienfeld und bei Peter und Rosi Herman in Fläsch. Bei der Bundeslehranstalt für Wein und Obstbau in Klosterneuburg (Österreich) schloss er unter anderem mit dem Diplom als Ingenieur in Önologie ab.


Danach zog es ihn zurück in die Schweiz. Zu Etter nach Zug. Zu der HOWEG (Hotel- und Restaurant Lieferant) und zu Global Wine nach Zürich. Das waren gute Fundamente, um selbst einen erfolgreichen Vertrieb aufzubauen. Denn als Winzer hat man heute zwei Möglichkeiten. Man ist ein Grossbetrieb und benötigt viele Zwischenlieferanten, um seine Ware an die Kunden zu bringen. Oder man ist klein und universeller Selbstvermarkter. Letzteres trifft auf Anjan Boner zu. Auf seiner Seite stehen ihm seine Eltern Tina und Ambrosi tatkräftig bei. Bei der Arbeit, aber auch bei der moralischen Unterstützung seiner Betriebsphilosophie.

DER LEADER-BLAUBUGUNDER


Mit der Deklaration «Blauburgunder» setzt Boner ein klares Kommittent zum Bündnerland. Die besten Reblagen von der Auslese werden demnächst bald 70 Jahre alt. Hier beträgt die Produktion jeweils etwa 3‘800 Flaschen. Ausgebaut wird die Auslese in ein- oder zweijährigen Fässern für jeweils etwa neun Monate. 


2018 Blauburgunder Auslese, Anjan Boner: Erstaunlich dunkles Rot mit blauen Reflexen. Dunkelfruchtiges Bouquet, Pflaumen, schwarze Kirschen, zarte Fliedernoten und ein minimer Kräuteransatz. Im Gaumen samtig, füllig mit schöne Souplesse, wahrlich burgundisch. André meinte, er schmecke irgendwie nach Beaune. Diese These kann ich unterstützen. Er schmeckt irgendwie nach recht grossem Beaune! Bravo! Jetzt erstmals genussreif mit mindestens fünf Jahren weiterer Garantie. 18/20 trinken


Wir haben den bald 40jährigen Anjan Boner als pragmatischen Winzer kennen gelernt. Einer der die Grenzen nicht auslotet, sondern durchaus Kompromisse für seine Kunden eingeht. So hat er bei den immer noch klar ausgerichteten Weissweinen die Säuren in den letzten Jahren etwas gebremst. Dies Rotweine reflektieren genau das, was man von sehr guten Bündner Weinen erwartet. Zudem sind die Qualitätsstufen mit separaten Bezeichnungen und dazu passenden Preisen klar deklariert.


Der Betriebsbericht von René Gabriel: www.bxtotal.com / Die Weine von Anjan Boner: www.anjanboner.ch


DONATSCH «COLLECTION PRIVÉE»


Der Pinot-Noir Privée gilt als exklusivster Pinot Noir der Schweiz! Einerseits wurde bis jetzt jeder Jahrgang von anerkannten Juroren mit Bestnoten belegt. Andererseits sind die Mengen streng limitiert. Bei der 100. Weinbörse-Auktion wurde die höchstbezahlte Flasche vom 2013er mit einem Rekordpreis von 1075 Franken zugeschlagen. Und auch der Jahrgang 2015 erreichte ein sagenhaft hohes Preisniveau. Wie stark die Gebote für den noch nicht lancierten 2018 Pinot Noir Privée von Donatsch sein werden, wissen wir erst im Frühjahr 2022, wenn eine begrenzte Menge im Auktionskatalog erscheinen wird.


André Kunz (Schweizerische Weinzeitung) hat diesen Wein bereits probiert: 2018 Malanser Pinot Noir Réserve Privée, Weingut Donatsch : Konzentriertes, komplexes, frisches, fein mineralisches, sensationelles Bouquet: Himbeeren, Walderdbeeren, Minze, frische Kräuter, Balsaholz, zart Nougat. Konzentrierter, frischer, eleganter, super Gaumen mit dichter, frischer Frucht, konzentrierter, vielfältiger Aromatik und zart cremiger Struktur. Sehr langer, dichter, feiner Abgang. 20/20 2028 – 2060. Und auch René Gabriel hatte diesen sagenhaften, wohl extrem langlebigen, charaktervollen Pinot Privée im Glas und ihn ebenfalls mit der Bezeichnung «Jahrhundertwein» taxiert.


DONATSCH «COLLECTION PRIVÉE»
In der Sechser-Originalholzkiste:
1 Flasche 2013 Pinot Noir Privée, Weingut Donatsch
2 Flaschen 2015 Pinot Noir Privée, Weingut Donatsch
3 Flaschen 2018 Pinot Noir Privée, Weingut Donatsch
OHK persönlich signiert von Martin Donatsch


Jetzt haben Sie die Möglichkeit, alle bisher produzierten Jahrgänge «en Primeur exklusiv» bei der Weinbörse zu erwerben! Und zwar als Tender Angebot. Sie bestimmen den Preis. Je höher Sie bieten, desto grösser ist die Chance, eine Kiste erwerben zu können.
Wie funktioniert dieses Tender Angebot?


Aufgrund der bisherigen Verkaufspreise für die Jahrgänge 2013 und 2015 sowie vorsichtigen Schätzungen vom 2018er kann man von einem ungefähren Marktpreis von 4'000 bis 5'500 Franken für diese limitierte Collection-Kiste ausgehen. Wir haben einen unteren Limitpreis von 2'500 Franken festgelegt. Es ist anzunehmen, dass der Zuschlag dann logischerweise «etwas höher» ausfallen wird.


Sie machen uns bis 31. Januar 2022 Angebote für eine oder mehrere Sechserkisten. Aufgrund der Gebote und den zur Verfügung stehenden Mengen wird ein Mindestverkaufspreis ermittelt. Wer zu tief bietet, geht leer aus. Wer zu hoch bietet, muss nur den durchschnittlich ermittelten Angebotspreis zahlen, auch wenn er höher geboten hat! Es werden diesmal keine Lot- und auch keine Kommissionsgebühren seitens Weinbörse verlangt. Hingegen wird zum Verkaufspreis die Mehrwertsteuer erhoben. Es gibt nur die Versandvariante. Die Kosten hierfür betragen CH 20 pro Kiste. (Kein Auslandversand unsererseits, der Transport müsste selbst organisiert werden).


Anfangs Februar erhalten Sie entweder eine Absage oder eine Rechnung. Letzere ist innert 10 Tagen zu bezahlen. Wer leer ausgeht, hat die Möglichkeit an der Frühlings-Auktion in Bad Ragaz «nachzubessern». Dort werden nochmals fünf Collection-Kisten ab Basis-Tender-Preis-Limit versteigert.


Ihr Angebot mit Klick auf: wb@weinauktion.ch 


MEIN TENDER ANGEBOT
Für eine Sechser-Kiste: DONATSCH «COLLECTION PRIVÉE»
1 Flasche 2013 Pinot Noir Privée, Weingut Donatsch
2 Flaschen 2015 Pinot Noir Privée, Weingut Donatsch
3 Flaschen 2018 Pinot Noir Privée, Weingut Donatsch
Biete ich: CHF


Bitte unten vollständige Rechnungs- und Lieferadresse angeben.
Ihr Gebot ist, sofern eine Zuteilung möglich ist, verbindlich. Es können auch mehrere Angebote zu verschiedenen Preisen Ihrerseits erfolgen …


Auf die Privée, fertig, los!
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Ihre Weine an der nächsten Auktion? 
www.weinboerse.ch


QUE SENA, SENA?


Der Titel ist abgeändert. Doris Day sang damals «Que sera». (Was wird sein?). Das fragte man sich damals schon auch, also die Chilenen plötzlich ihre neuen «Super-Premium-Weine» aus dem Boden stampften, um um die Gunst der kompetitiven Weltklasse buhlten.


Schnell wurden beachtliche Wertungen erzielt und die Weine wurden gekauft und getrunken. Nicht selten mussten diese «recht bombigen Neulinge» bei Blindproben den Kopf gegen massiv teurere Sparring-Partner herhalten. Und schnitten dabei nicht schlecht ab, was wiederum für preiswerte PR sorgte. Werden diese Weine aber auch gut reifen? Wenige wissen das, denn es ist anzunehmen, dass ein riesengrosser Teil der Produktion sehr jung (zu jung) getrunken werden.


Auf alle Fälle habe ich mir von verschiedenen «Chile-Premiers» ein paar Flaschen aufbewahrt. Am Sonntagabend trinken wir meistens Spanier oder Weinflaschen welche «spanisch» sprechen. Heute entkorkte ich den 1997 Sena von Eduardo Chadwick. Die Farbe am Rand reifend, im Innern immer noch satt und sehr dunkel. Die Nase erdig mit defensiver Süsse. Sind da gar ein paar Trüffelkonturen? Das wäre ja dann eine Berechtigung das Wort «Terroir» in der Beschreibung zu verwenden. Zimt, getrockneter Rosmarin, Eucalyptus, Cassis, Holunder. Also sind – nebst Würze – auch noch gewisse Fruchtresten zu erspüren. Im Gaumen feinstoffig, gut konzentriert, stützende Säure und immer noch eine minime Adstringenz. Ein grosser Wein! Und noch etwas hat er, was mir besonders gut gefällt. Er versteckt seine Herkunft nicht und schmeckt so herrlich nach Chile! 19/20 austrinken


HERAWINGERT 2019, EIN FÜRSTLICHER 19-PUNKTE-PINOT

 
Audienz in der Hofkellerei des Fürsten von Liechtenstein. Nicht gerade beim Fürsten persönlich, aber immerhin bei seiner Entourage, welche dieses historische Weingut in neue Sphären heben will. Als erstes wurden die Qualitäten in den letzten Jahren deutlich angehoben. Die Preise blieben. Nicht so gut für die Betriebskasse, aber äusserst attraktiv für jene Kunden, welche diese positive Evolution durch Einkäufe realisierten …


Rein äusserlich ist diesem, schon im Jahr 1712 durch den damaligen Fürsten Johann Adam I. erworbenen Besitz nicht viel anzumerken. Das Gebäude gleicht aussen einer klassischen Kellerei und die darin befindliche Vinothek deklariert sich generell als «zweckdienlich». Das Motto könnte vielleicht auch lauten; nur nicht auffallen. So halt im Sinne von Understatement. Wie man es sich vom Fürstenhaus selbst zuweilen auch gewohnt ist.


Wir wurden in mehreren Mails vom Betriebsleiter Stefan Tscheppe angelockt und freundlich zu einem Besuch eingeladen. Sie hätten jetzt önologische Berater aus dem Hause Derrenoncourt und die neuen Weine würden eine neue Qualitäts-Ära dieses immer schon gut geführten Betriebes einläuten.


Ich schob die Einladung immer wieder etwas hinaus. Denn – nach Liechtenstein fährt der Gabriel eigentlich nur, wenn er auf dem Weg nach Österreich ist. Da noch ein anderer Besuch in der Bündner Herrschaft anstand, kombinierten wir den Besuch und so reisten André Kunz (Schweizerische Weinzeitung) und ich am 12. Januar 2022 ins «Ländle».


Der ganze Bericht von René Gabriel: 
www.bxtotal.com


Eigentlich gibt es da einen «normalen Pinot Noir». Der kostet weniger als zwanzig Franken ab Hof. Aber normal ist/wäre eigentlich anders. Ein herrlich schmeckender, ehrlicher Pinot mit einem authentischen Landweintouch und trotzdem klarem Pinot-Frucht-Absender. Das sind Weine, welche man nicht zwingend prüfend bewertet, sondern ganz einfach mit extra-grossem Vergnügen trinkt.

In der Mitte des Rotweinsortimentes befindet sich der Pinot mit Namen «Bocker». Hier verkosteten wir den reichlich rustikal anmutenden Jahrgang 2018. (CH 28). Irgendwie sucht er seine genaue Orientierung im vorhandenen Angebot und scheint besonders als Essbegleiteter seine wahre Bestimmung zu suchen.


In nächster Zeit wird dann auch noch ein neuer Super-Premiumwein mit dem Namen 2019 «Grosse Reserve» mit einer Mini-Produktion von zwei Fässern auf den Markt kommen. Der kostet dann so um die 75 Franken. Wir verkosteten eine Fassprobe und attestiertem ihm das schmeichelnde Prädikat «sanftes Pinot-Monster mit beeindruckendem Potential».


Nun aber zum aktuellen Star im Hofkellerei-Sortiment, der hatte es uns ganz besonders angetan. Glück dem Pinot-Fan, der davon ein paar Flaschen ergattern kann, denn es kamen nur 2'700 Flaschen in den freien Verkauf …

2019 Pinot Noir Herawingert Hofkellerei, Liechtenstein: (CHF 35). Mittleres, leuchtendes Rubin. Delikates, royales Bouquet, Sauerkirschen, Waldhimbeeren, Zedernduft, dominikanischer Tabak, zarte Kräuter- und Minzenoten, parfümiert und fein geschichtet. Mit einer schönen Terroir Anzeige im zweiten Ansatz. Sublimer Gaumen mit besonders feincremigem Fluss und zarten, royalen Tanninen, aromatisches, seidiges Finale. Eine Delikatesse mit Finessen und Anmut. Grosser Pinot muss tanzen. Dieser tanzt. Definitiv! Weltklasse aus Liechtenstein! 19/20 beginnen


CHÂTEAU PAPE-CLÉMENT & COMPAGNIE

 
Wer sich mit Bordeauxweinen intensiv befasst, kommt um den Namen Bernard Magrez nicht herum. Auf seiner Webseite wirbt er für seine Schlösser Château Pape-Clément, Château La Tour Carnet, Château Magrez-Fombrauge, Château Fombrauge und Clos Haut Peyraguey mit dem Slogan «Compositeur des vin rares». So richtig rar sind seine Weine im Markt eigentlich gar nicht. Dafür sehr beliebt! Der Grund dafür; das Qualitätsniveau ist zuverlässig hoch und die Verkaufspreise sind zuweilen nicht nur attraktiv, sondern recht günstig.


Auf seiner stark auf ihn personalisierten Webseite https://bernard-magrez.com verrät er auch, dass seine Bordelaiser Weine eigentlich zuweilen nur als Aushängeschild dienen. Denn, der umtriebige im Jahr 1936 geborene, französische Weinmagnat engagiert sich auch ausserhalb der «Grande Nation» … Er ist auch einer der wenigen der die Hospitalität in Form von einem breiten Angebot von «Oenotourisme» konkret ausgebaut hat und individuelle Verkostungen mit verschiedenen Packages anbietet. Man kann sogar auf Château Pape-Clément eines der historischen Zimmer für seinen «Séjour Bordelais» buchen. Und als ob es mit Wein noch nicht genug wäre, betreibt er auch Gastronomie und Hotellerie. An der Rue Labottiere 10 in Bordeaux befindet sich das Fünfsterne Hotel «La Grande Maison de Bernard Magrez».

In diesem Artikel geht es jetzt in erster Linie um die Bordeauxweine des Monsieur Magrez. Und um seinen Sohn Philippe Magrez, welcher im Familienclan heute geschäftlich zu den Leadern gehört. Er reiste am Montag, 10. Januar 2022 extra für eine Präsentation in die Schweiz. Genauer gesagt nach Sempach-Station, ins Gasthaus Sempacherhof.


Dort hatte ich am Nachmittag die fast hundert Flaschen entkapselt, entkorkt, auf Korkfehler geprüft und für den Wine&Dine-Abend «einschenkfertig» bereitgestellt. Hanspeter Müller (Bild) leistete am Sonntag Vorarbeit und stellte schon mal alle Flaschen brav hin.

ERSTE ERNTE 1880


Begonnen hatte dieser Magrez Besitz im «hohen Norden» des Médocs mit 15 Hektar. Heute sind es deren 40. Mit rund 60% Merlot im Blend ist die Komposition für einen Wein aus dem linken Gironde-Ufer eher atypisch. Dafür zeigt er viel Charme und ist auch früher zugänglich. Auf dem Etikett steht auch «Premiere Vendange 1880». Damit wird angezeigt, dass es sich um ein altes Weingut handelt. Viele heute sehr bekannte, aber leider nicht klassierte Crus entstanden viel später. Nicht klassiert sind diese oft qualitativ hochstehenden Weingüter, weil das Klassement ja bereits 1855 entstand …
   
2016 Château Les Grandes Chênes, Médoc: Ein grossartiger Weinwert – unter zwanzig Franken zu haben! 17/20 warten

Kleiner Jahrgang, tolle Menschen. Zwei 1963er unter sich. Philippe Magrez & Karin Gabriel.

BEREITS BEI DER FASSPROBE: 20/20!


2015 Château Papé Clément, Pessac Léognan: Fassprobe April 2016: 50 % Cabernet Sauvignon, 47 % Merlot, 2 % Petit Verdot, 1 % Cabernet Franc. Extrem dunkles Purpur mit lila und violetten Reflexen. Extrem schwarzbeerig mit Lakritze, vielen Edelhölzern, Rauchnuancen, Guinness-Biermalz und Black Currant im ersten Ansatz. Nach ein paar Minuten kommt eine feine Zimtnuance zum Tragen, Heidelbeerenmark und Tahiti-Vanilleschote. Das Aromenpaket ist in sich gekehrt und bleibt noch etwas im Innern obwohl der Wein auch verschwenderische Ansätze zeigt. Ausgeglichene, royale Adstringenz aufweisend, cremiges Extrakt mit massiver, aber nicht überladener Konzentration, bleibt blaubeerig und hat in sich eine nicht erklärbare Faszination. Trotz der absolut modernen Vinifikation bleibt er irgendwie klassisch. Nach dem Spucken blieb er minutenlang im Gaumen zurück. Und mir blieb dabei förmlich die Spucke weg. Das war mein grösster Pape-Clément als Fassmuster. Fünf Mal verkostet. Er ist momentan der beste Pessac-Léognan. Mit der berechenbaren Gefahr, dass ihn Haut-Brion oder Mission einmal ein- möglicherweise überholen werden. Aber vor 20 Jahren wird dies nicht der Fall sein! 20/20 warten


2015 Château Papé Clément, Pessac Léognan: In der Mitte dunkles, etwas mattes Purpur. Geradliniges Bouquet mit einem Tanz von roten bis schwarzen Beeren, vor allem Holunder wirkt im Vordergrund, minim dropsiger und laktischer Ansatz, was dem Nasenbild eine feine Süsse verleiht, schön ausladend. Insgesamt aber leider noch nicht viel von dem herzeigend, was in seiner grossen Zukunft zu erwarten ist, aber die grossartige Komplexität ist auf jeden Fall da. Im Gaumen saftig und lang, die Säure ist schon wunderschön eingebunden und die perfekten Gerbstoffe ebenso. Ein sehr homogener, schon fast sublimer Wein mit dramatisch viel Charme. Hat mich als Fassprobe schon gewaltig beeindruckt und jetzt sind all meine Erwartungen in der Flasche erfüllt worden. Power und Finesse in Einem. So wie man es eigentlich nur von den Premier-Crus zwingend verlangt. Es ist kein Verbrechen ihn jetzt schon zu degustieren. Es kann aber ein «Verbrechen» sein, diesen Wein nicht im Keller zu haben und sich Bordeaux-Freak zu nennen! 20/20 warten

ÜNGSTE MAGREZ-AQUISITION


Im Jahr 2012 erwarb Bernard Magrez dieses 8.5 Hektar kleine Weingut im Sauternais. Als erste Amtshandlung reduzierte er den Rebenbestand auf die allerbesten Lagen und avisiert heute eine jährliche Produktion von maximal 10'000 Flaschen. Die Reben liegen alle auf einer Hügelkuppe und der stetige Wind sorgt für eine gute Säurebildung und auch für eine saftige und frische, bekömmliche Note.


2010 Château Clos Haut Peyraguey, Sauternes: Mittleres Gelb. Offenes, floral-fruchtiges Bouquet, Karambole, Mirabellen, weisser Pfirsich und elegant-süsse Anflüge von Akazienhonig. Im Gaumen saftig, tänzelnd und elegant. Da nimmt Mann gerne einen zweiten Schluck! 18/20 trinken.

DAS WAREN DIE WEINE DES ABENDS


2018 Le Clémentin de Pape Clément blanc

2016 Château Les Grandes Chênes, Médoc
2015 Château La Tour-Carnet, Haut Médoc

2018 Château Fombrauge, Saint Emilion Grand Cru Classé
2015 Château Magrez-Fombrauge, Saint Emilion Grand Cru Classé

2015 Château Papé Clément, Pessac Léognan
2016 Château Papé Clément, Pessac Léognan

2001 Château Papé Clément, Pessac Léognan
2003 Château Papé Clément, Pessac Léognan

2010 Château Clos Haut Peyraguey, Sauternes


Der grosse Erlebnisbericht von René Gabriel: www.bxtotal.com


VIEL RAUCH UM LAFITE-ROTHSCHILD

 
Es gibt da so eine Redewendung. Die heisst; «viel Rauch um Nichts». Das wäre praktisch das Gegenteil des gewählten Titels. Denn – an diesem Sonntagmittag ging es nicht um Nichts, sondern um ziemlich viel …


Nämlich um eine Jéroboam 1989 Château Lafite-Rothschild. Das sind satte, gut gereifte fünf Liter Premier-Grand-Cru aus Pauillac. Geerntet vor rund 33 Jahren und mittlerweile ziemlich genau seit 30 Jahren in der grossen Flasche schlummernd.


Im obigen Titel geht es aber auch im «Rauch». Genauer gesagt um zwei Brüder mit demselben Familiennamen. Pepi (Josef) und Martin Rauch erwarben diese Grossflasche damals, just nach Auslieferung der Subskriptionen zu einem Preis von 950 Franken. Seither warteten die beiden Rauch’s auf; a.) auf dessen Reife und b.) auf eine passende Gelegenheit.


Gelegenheiten kann man auch konstruieren. Und das kam so. Josef Rauch nahm an der grossen Verkostung von Château Lynch-Bages in Pauillac teil. So nebenbei erwähnte er die ab jetzt im Mittelpunkt stehende Lafite-Jéroboam.


André Kunz spitzte seine Ohren und roch Lunte: «Da könnte Mann doch was machen. Wenn meine Weinfreunde je eine Flasche Lafite mitbringen, sollte doch eine solche Grossflasche locker zu schaffen sein».

Gabriel hörte mit und mailte ein paar Tage später seine persönliche «Lafite-Offerte», verbunden mit einem möglichen Datum. 


Nochmals ein paar Tage später folgte bereits die offizielle «Lafite-Mitbring-Einladung» seitens Kunz und der Sonntag, 9. Januar 2022 war gefixt.


Somit reisten die beiden Gebrüder Rauch als partielle Gastgeber an. Paolo Cattaneo kam mit einem 1955 Lafite. Gabriel offerierte den 1959er. Max Gerstl grapschte in seinem Keller nach einem 1982er. Verena Conte hatte den 1986er mit dabei. Philippe Buholzer vom Old Swiss House steuerte den 1990er bei. Baschi Schwander sprang für ihn als Sparringpartner ein. André Kunz hatte den 1996er im Köcher. Silvio Denz lieferte den 2000er. Jörg Studach lieferte zwei Flacons, nämlich den 2001er und den 2004er. Sven Fischer sponsorte den 2003er. 

GENIESSEN STATT BESCHREIBEN


Ab und zu trinke ich gerne Champagner. Für mich ist ein solcher Schluck weder eine Aromen- noch Bewertungssuche, sondern eher ein momentanes Glücksgefühl. Besonders wenn das Gebotene dann auch hervorragend schmeckt.


Der 2008 Brut Rosé Vintage, Louis Roederer aus der Magnum wurde von Njomza Gutaj gesponsort. Ein weicher, charmanter Rosé verbunden mit viel Trinkspass. Eine These, welche ich auch beim zweiten Schluck noch fraglos unterschreiben konnte.

1955 Château Lafite-Rothschild: Mattes, rostiges Rot, deutlich aufhellender Rand. Herrliches, fein pfeffriges Bouquet, noch viel rote Pflaumen und ein Hauch von Bündner Röteli (Süsse, Zimt, rotes Kirschenkompott. Helles Leder, dominikanischer Tabak, gibt sich ziemlich vielschichtig und noch absolut intakt. Nobler Médoc-Terroirduft. Im Gaumen immer noch sehr saftig, fein stützende Muskeln, stoffiges Extrakt, minimste Kapselspuren, endet feinaromatisch, mit mineralischem Erd-Eisenton. Sehr gut erhaltende, für sein Alter perfekte Flasche! 18/20 austrinken

ROTHSCHILD VS. ROTHSCHILD


Konkurrenz ergibt sich meistens, wenn Namensgleichheiten vorhanden sind.
So beim Pichon-Baron oder Pichon-Lalande. Und so natürlich auch bei den beiden Rothschild-Premiers. Lafite und Mouton!


Vergleichbar sind diese eigentlich schon. Denn – bei beiden handelt es sich a.) um Premier Grand Crus aus dem Pauillac. Und zudem sind; b.) die beiden direkt angrenzende Nachbarn.


Wenn man die beiden Kontrahenten aber direkt im Glas vergleicht, so können diese unterschiedlicher fast nicht sein. Der Mouton ist so zusagen der «Elefant im Weinladen». Den Lafite könnte man als das «scheue Reh zwischen den Reben» bezeichnen.

Würde man diesen Vergleich beim Jahrgang 1982 anstellen, so wäre die These perfekt. Beim Lafite ist «Diskretion zugesichert». Er kommt zaghaft aus dem Glas und man muss seine Konversation suchen, um mit ihm Eins werden. (Unten im Bild: Sponsor Max)
 
1982 Château Lafite-Rothschild: Immer noch recht dunkles Weinrot, wenig Reifetöne, minim aufhellender Rand aussen. Delikates, nicht aufdringliches Bouquet. Will heissen; man muss dem Wein entgegengehen. Nach und nach setzt er Aromen duftigen frei. Unten Teernuancen, Sommertrüffel, dann pflaumige Fruchtnoten, Damassine, Earl-Grey und Assam-Nuancen. Generell absolut nobel und irgendwie auch erhaben in seiner Grösse mit gleichzeitiger Bescheidenheit. Im Gaumen samtig, elegant, zart füllig und cremig. Die Tannine sind perfekt gereift und der Wein endet mit einer schon fast dramatisch anfühlenden Nonchalance. Ein Billitis-Lafite, den man noch Jahrzehntelang geniessen kann/könnte! 20/20 trinken

CHÂTEAU LAFITE MIT VIEL RAUCH


Auf dem Bild die Gebrüder Rauch. Links Josef, rechts Martin. In der Mitte, die grosszügige, fünflitrige Jéroboam vom Lafite 1989.


Ein Santé für drei Stunden …
 
1989 Château Lafite-Rothschild: Jéroboam, 5Liter! Sattes, dunkles Purpur mit minim lila Reflexen. Die extrem tiefe Farbe lag auch wohl daran, dass sich in meinem Glas ein guter Dezi befand. Dunkles Bouquet, strahlt von der ersten Sekunde an den heissen Jahrgang aus. Dies in Form von Korinthen, Kandis, Coulure, Rebwurzholznoten, Brazil-Tabak, dunklen Edelhölzern und kaltem, frisch geröstetem Arabica-Kaffee. Und auch kalter Rauch ist zu ergründen. Nomen est also omen! Denn diese Flasche, welche etwas nach Rauch duftete, wurde ja schliesslich auch von den Gebrüdern Rauch angeliefert. Er geht mit jedem neuen Nasenkontakt fast noch mehr in die Tiefe. Er öffnet sich nach und nach und zeigt so sein weiteres Potential. Nach zwei Stunden duftete es nach frisch aufgeschnittenen getrockneten Feigen und kandierter Himbeerkonfit und Haselnussgebäck (Linzertrote). Im Gaumen ein Mund voll Pauillac der Sondergüte. Cremig, füllig, reich, immer noch royal adstringierend und somit eine lange, weitere Genusstrecke vorgebend. Das Finale bündelt sich und formiert sich mit viel Aromendruck mit Cassis, Damassine Pflaumen. Beim genüsslichen Schlürfen gibt er das typische, absolut geniale Lafite-Parfüm frei, welches man bei ganz grossen Jahrgängen findet. Sehr nachhaltig in seiner Retro-Olfaktion. Also auch hier! Ein besonderes Privileg diesen Wein trinken zu dürfen. Noch ein grösseres Privileg, ihn aus einen Grossflasche geniessen zu dürfen und sich dabei, ein paar Mal hemmungslos nachzuschenken. 20/20 trinken

ZIEMLICH GROSSE ÜBERRASCHUNG


Er kam gut sehr weg, war irgendwie jünger wie der Lafite 2000 und er ist/wäre fast halb so teuer. Zudem weiss man beim 2001er genau was man im Glas hat. Nämlich einen gross-artigen, immer noch lagerfähigen Bordeaux der Sonderklasse. Klar ist der Preis mit rund 800 Franken schon lange kein Schnäppchen mehr. Die Genuss-Garantie, welche hinter diesem Wein steckt, scheint nahezu beispiellos.



Der grosse Gabriel-Genussbericht auf sieben PDF-Seiten ...

www.bxtotal.com


WAS BRINGT DAS JAHR 2022?


Im späten Frühling, genauer gesagt Anfangs Mai, werde ich die erste AHV-Rente erhalten. So Gott will. Und wie lange dies der Fall sein wird, weiss ich heute noch nicht. Vielleicht werde ich es selbst nie erfahren, wenn diese Zahlungen dereinst gestoppt werden. Einerseits freue ich mich auf diese Zeit. Andererseits begegne ich der offiziellen Pension mit Respekt, aber auch einer gewissen Angst. Denn – statistisch gesehen – hat diese letzte Phase noch niemand überlebt.


Da ich ab und zu auf meine weiteren vinösen Tätigkeiten angesprochen werde, tue ich hier kund, wie ich meine nächsten Jahre so in etwa angehen will/möchte …


Weingabriel GmbH: Weinevents finden weiterhin statt, wenn auch in reduzierter Form. Vielleicht gestalte ich diese etwas weniger populär, respektive etwas exklusiver. Das Problem ist, dass ich einerseits meinen Kellerbestand mit Verkostungen reduzieren möchte. Andererseits befinden sich nicht wirklich wahnsinnig viel günstige Bouteillen im alarmgesicherten Keller. Einen Weinverkauf in grösserem Umfang plane ich nicht. Ich finde es – nicht ganz unegoistisch gesehen – viel schöner Weine an Proben zu «verkaufen» und gleichzeitig auch mitzutrinken. Nicht wenige, etwas grössere Positionen, habe ich mir als «siebte Säule» angelegt. Will heissen, das sind nicht nur Kisten nach dem Motto: «Kluger Rat - Notvorrat», sondern auch langfristige Kapitalanlagen. Die scheinen mir im Keller attraktiver und spannender als das Geld auf einem Bankkonto mit androhenden Negativzins zu «lagern». www.weingabriel.ch


Gabriel-Glas: Da wirke ich eher passiv, respektive als Gallionsfigur und Promotor. In der Schweiz dirigiert meine Frau Karin mit ihrem Familien-Team äussert erfolgreich das stetig wachsende Business. Und im Hauptgeschäft in Hallein, führt Alfred Herlbauer seit nunmehr bald 12 Jahren das boomende Geschäft (wir sind aktuell in über 45 Ländern vertreten!) mit seiner tolle Crew. Leider hat sich mit der Pandemie auch ein gewisser Produktionsengpass ergeben. Einerseits wegen der deutlich vergrösserten Nachfrage. Andererseits wegen «Beschaffungsmangels». Hier möchte ich zukünftig vermehrt unsere Importeure besuchen und kennenlernen. Mich für die gute Zusammenarbeit bedanken, falls Reisetätigkeiten überhaupt möglich sind. www.gabriel-glas.com


Weinbörse GmbH: Hier bin ich bereits kürzergetreten und habe meine Anteile an die anderen Partner verkauft. Ich bleibe aber Ambassadeur, Berater und werde noch ein paar Jahre den Auktionshammer schwingen. www.weinboerse.ch


Webseite bxtotal.com: Noch immer loggen sich fast tausend Abonnenten auf dieser Plattform ein. Im Jahr 2021 habe ich 57-PDF-Artikel verfasst. Dies mit einem geschätzten 450-Seitenumfang. Jede neue Weinprobe ergibt auch wieder eine neue Story und viele Degustationsnotizen für die Suchmaschine. Seit ein paar Jahren sind auch die Bewertungen von André Kunz auf einer separaten Plattform einsichtbar. Ein paar Jahre machen wir das noch in dieser Form. Das mögliche Ende oder ein allfälliger Verkauf dieser Homepage wird aber irgendwann Realität sein. www.bxtotal.com


Immobilien: Seit rund dreissig Jahren habe ich mir ab und zu eine Wohnung gekauft. Mit einer Teilauszahlung der Pensionskassengeldern habe ich Ende 2020 eine Immobilienfirma mit dem Namen ALLGA-IMMO GmbH gegründet und ein paar weitere Objekte erworben. Aus steuerlichen und erblichen Gründen werde ich ältere, bisherige Immobilien dort drin integrieren. Die Vermietungen und Verwaltungen mache ich seit jeher selbst und beabsichtige dies auch weiterhin zu tun. www.allga.ch


Das Leben ist schön und bleibt hoffentlich auch noch eine gute Zeit so. An dieser Stelle bedanke ich mich bei meiner geliebten Karin, meiner tollen Familie, Verwandten, Freunden, Kunden, Interessenten u.s.w.

Ein sehr guter Freund von mir sagte einmal konsterniert: «Erfolg ohne Freunde ist Scheisse!». Genau so ist es. Eine solche Situation ist mir, Dank Euch allen, glücklicherweise erspart geblieben. Immer auf der Suche von einem hohen Mass an Zufriedenheit!


Auf ein zufriedenes, erfolgreiches 2022 für Euch Alle. Alles Gute aus Eschenbach!


René / René Gabriel


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